Sinai-Aufstand

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Der Sinai-Aufstand war ein bewaffneter Konflikt auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten, der Anfang 2011 als Begleiterscheinung der Revolution in Ägypten 2011 begann. Die Handlungen dieser Islamisten, die überwiegend aus radikalisierten Beduinen der Region bestanden, zogen eine seit Mitte 2011 unter „Operation Adler“ bekannte harte Reaktion der ägyptischen Regierung nach sich. Dennoch fanden bis Mitte 2012 weitere Attentate gegen ausländische und Regierungseinrichtungen statt, was ein drastisches Durchgreifen der neuen ägyptischen Regierung unter der Bezeichnung Operation Sinai nach sich zog.

Hintergrund

Nach dem Sturz des Regimes Mubaraks 2011 wurde das Land zunehmend instabiler. Radikale islamische Elemente auf der Sinaihalbinsel nutzten die Gelegenheit aus und verwendeten die einzigartige Umgebung der überwiegend demilitarisierten Sinaihalbinsel, indem sie mehrere Wellen von Attentaten auf ägyptische militärische und gewerbliche Anlagen landeten.

Geschichte

Erste Attentate

Gewerbliche Anlagen

Die ersten Angriffe des Aufstands traten sporadisch ab zweite Hälfte Februar 2011 auf, konzentrierten sich auf die Arabische Gaspipeline, die nach Jordanien, Syrien und den Libanon läuft, sowie seinen Ausläufer von al-Arish nach Israel. Dies unterbrach wiederholt die Versorgung der ganzen Region mit ägyptischem Gas.

Attentat auf eine ägyptische Polizeiwache Juli 2011

Am 30. Juli verübten Kämpfer ein Attentat auf eine ägyptische Polizeiwache in El-Arish und töteten sechs Menschen.[1]

Am 2. August erklärte eine Gruppe, die behauptete, der Sinaizweig von al-Qaida zu sein, ihre Absicht, ein Kalifat im Sinai zu schaffen.[2]

Operation Adler

Mitte 2011 sickerte eine Gruppe islamischer Terroristen an die israelische Grenze vom Sinai ein und startete koordinierte Angriffe gegen israelische Militär und Zivilisten. Auf blutige Zusammenstöße im Süden folgend, beschuldigte Israel den palästinensischen Islamischen Jihad in Gasa und startete einen Racheangriff, der die Spannung mit palästinensischen Kämpfern eskalieren ließ.

Angriff im August 2012

Am 5. August 2012, überfiel eine Gruppe bewaffneter Männer eine ägyptische Militärbasis auf der Sinai-Halbinsel aus einem Hinterhalt, tötete 16 ägyptische Soldaten, stahl zwei ägyptische Panzerwagen und drang dann in Israel ein. Die Angreifer rammten durch den Grenzübergang Kerem Shalom in Israel, als eines der Fahrzeuge explodierte. Die Angreifer kamen dann in ein Feuergefecht mit den Israelischen Streitkräften, sechs Angreifer wurden während des Feuergefechts getötet. Kein Israeli wurde verletzt.[3][4] Die Angreifer waren als Beduinen gekleidet und griffen mit Schusswaffen sowie Reaktiven Panzerbüchsen an.[5] 35 Angreifer beteiligten sich an diesem Angriff auf die ägyptische Basis.[6][7]

Operation Sinai

Ein Angriff auf ägyptische Streitkräfte im August 2012 löste ein vom ägyptischen Heer, Polizeispezialeinheiten und der Luftwaffe geführtes scharfes Vorgehen, welches die dschihadistischen terroristischen Kämpfer aus dem Sinai fegte, aus.[8] Wegen der Operation wurden 32 Kämpfer und Verdächtige getötet und 38 verhaftet; bis Anfang September 2012 hingegen 2 Zivilisten.[9]

Opfer

Todesfälle seit Ende Juli 2011: 27–35 ägyptische Soldaten und 4 Zivilisten getötet; 3 israelische Soldaten und 7 Zivilisten; 54 islamistische Kämpfer und Verdächtige getötet. Insgesamt 95-103 Todesopfer.

  • 30. Juli 2011: 6 Mitglieder der ägyptischen Sicherheitskräfte getötet
  • 14. August-September 2011: Operation Adler: 1 islamistischer Kämpfer und 2 Zivilisten getötet
    • 15. August 2011: 1 islamistischer Kämpfer getötet, 6 gefangen genommen.
    • 17. August 2011: 2 Beduinen in ungeklärten Umständen getötet.
  • 18. August 2011: Grenzüberschreitende Angriffe in Süd-Israel 2011, 6 israelische Zivilisten und zwei Soldaten sowie 5 ägyptische Soldaten und 10 Angreifer getötet.
  • 18. Juni 2012: 1 israelischer Zivilist und 2 verwundet durch eine Attacke auf israelisch-ägyptischen Grenzzaun.[10]
  • 5. August 2012: Ägyptisch-israelische Grenzattacke 2012, 16-24 ägyptische Soldaten and 8 islamistische Kämpfer getötet.
  • 7. August 2012: Operation Sinai (2012) - 32 Kämpfer und Verdächtige getötet, 38 festgenommen; bis Anfang September 2012 2 Zivilisten getötet.
    • 8. August 2012: 20 Kämpfer im Sinai getötet.
    • 12. August 2012: 7 mutmaßliche Kämpfer getötet.
    • 13. August 2012: Bewaffnete Männer erschossen den Stammesführer Khalaf Al-Menahy und seinen Sohn.
    • 29. August 2012: Panzer des ägyptischen Heeres und Helikopter griffen dschihadistische Zellen an, was zum Tod von 11 Kämpfern und 23 Verhafteten und keinen berichteten militärischen Opfern führte.[11]
  • 21. September 2012: 1 israelischer Soldat und 3 islamistische Kämpfer getötet.
  • 3. November 2012: 3 ägyptische Polizisten getötet.

Reaktionen

Israel

Das Camp-David-Abkommen 1979, das den Frieden zwischen Ägypten und Israel herstellte, verfügt, dass der Sinai demilitarisiert bleiben muss.

Am Anfang der Operation 2011 erlaubte Israel den Aufmarsch von Tausenden Truppenangehörigen in den Sinai, mit Helikoptern und Panzerwagen, aber nicht mit Panzern.[12]

Anfang August 2012, als sich Operation Adler intensivierte, genehmigte Israel eine Bitte seitens des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak Ägypten zu erlauben, Angriffshelikopter in den Sinai ausschwärmen zu lassen.[13]

Jedoch wurde Besorgnis geäußert, als Ägypten begann, mehr Mitglieder der Streitkräfte und Panzer ohne Abstimmung mit Israel aufmarschieren zu lassen. Am 21. August sagte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman, es sei für Israel wichtig zu gewährleisten, dass der ägyptisch-israelische Friedensvertrag aufrecht gehalten wird, und nicht zu schweigen, da ägyptische Streitkräfte in den Sinai einfahren. Von israelische Beamten wurde Sorge wegen der Unterlassung Ägyptens, was den Friedensvertrag verletze, Israel über den Panzeraufmarsch in den Sinai in Kenntnis zu setzen, geäußert. Lieberman: „Wir müssen gewährleisten, dass jedes Detail eingehalten wird, sonst sehen wir uns, was den Vertrag betrifft, auf Glatteis.“[14] Am selben Tag berichtete die israelische Tageszeitung Maariv, dass Israel über das Weißes Haus eine Nachricht nach Ägypten geschickt hatte, in der über Ägyptens fortlaufende Erhöhung der Militärpräsenz im Sinai ohne Abstimmung mit Israel protestiert worden war und Ägypten gesagt worden war, dass es seine Panzer aus dem Sinai entfernen müsse, da ihre Anwesenheit den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von 1979, der besagt, dass die Sinai-Halbinsel demilitarisiert sein müsse, verletze. Was die israelische Tageszeitung Maariv berichtet hatte, wurde durch einen Artikel in der The New York Times, der feststellte, dass Israel durch den Einmarsch ägyptischer Panzer in die nördliche Sinai-Halbinsel ohne Abstimmung mit Israel ,,beunruhigt” war und Ägypten gebeten habe, sie zurückzuziehen, bestätigt.[15] Teilweise weil das ägyptische Militär Panzer in die Sinai-Halbinsel aufmarschieren ließ, ist Israel zunehmend besorgt darüber, was lang seine entscheidenste Partnerschaft in der Region war.[16] Die fehlende Abstimmung rund um ihren Aufmarsch wird laut der New York Times als möglicherweise einen Friedensvertrag, der seit Jahrzehnten ein Fundament der Sicherheit Israels ist, unterminierend gesehen.[16] Israel ist auch besorgt, dass Ägypten Operation Adler verwenden könnte, seine Militärpräsenz im Sinai aufbauen könnte, und die Panzer und Transportpanzer im Sinai lassen könnte, während es nicht viel mehr als symbolisches Handeln betreibt, die Bedrohung durch den Terrorismus auszuradieren.[17]

Israel hat keine formelle Beschwerde abgegeben und zieht statt dessen vor, das Problem durch stille Kontakte, wie auch Mediation seitens den USA zu lösen, um es zu vermeiden, sein Verhältnis zu Ägypten zu belasten.[18]

Am 24. August 2012 sagte eine höhere Quelle aus dem ägyptischen Militär, dass der ägyptische Verteidigungsminister Abdel Fattah el-Sissi und der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak eine Einigung über die Frage der Militarisierung des Sinai haben. Al Hayat berichtete, dass Sissi Barak angerufen habe und gesagt habe, dass Ägypten einer Beibehaltung des Friedensvertrags mit Israel verbunden sei.[19] Sissi sagte, dass die Militarisierung vorübergehend sei und für die Sicherheit und um den Terrorismus zu bekämpfen nötig sei. Jedoch bestritt ein israelischer Verteidigungsbeamter, dass ein solches Gespräch stattgefunden habe.[20]

In der zweiten Augusthälfte 2012 sagte der ägyptische Präsident Mursi, dass die Sicherheitsoperationen niemanden bedrohen und „es überhaupt keine internationalen oder regionalen Besorgnisse durch die Präsenz ägyptischer Sicherheitskräfte geben sollte.“ Morsi fügte hinzu, dass die Kampagne „internationale Verträge voll respektiere“, auch wenn das ägyptisch-israelische Friedensabkommen ägyptischem Militäraufmarsch in den Sinai Grenzen setzt.[21]

Am 8. September bestätigte ein israelischer Beamter, dass bezüglich Operation Adler Abstimmung zwischen Israel und Ägypten vorhanden ist. Der ägyptische Militärsprecher Ahmed Mohammed Ali hatte vorher verkündet, dass Ägypten sich über seine Sicherheitsmaßnahmen im Sinai mit Israel beriet oder beraten hätte.[22]

Vereinigte Staaten

Laut CNN bietet der US-Verteidigungsminister Leon Panetta, um die Sicherheit im Sinai zu erhöhen, dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi Hilfe, um Israel zu beruhigen, was er bei seinen neulichen Reisen nach Ägypten und Israel diskutierte, Ägypten Möglichkeiten des Austausches von Geheimdienstinformationen, um Ägypten zu helfen, militärische Bedrohungen in der Region zu erkennen, an. Die Technologie wird in großem Umfang im Irak und in Afghanistan verwendet, um Fahrzeuge in großer Entfernung zu erkennen. Die Technologie kann auch durch Multinational Force and Observers verwendet werden. Die Vereinigten Staaten bieten auch verstärkten Austausch von Geheimdienstinformationen, darunter Satellitenbilder und Drohnenflüge sowie Handyabfang und andere Kommunikation bei militanten Anschlagplanungsverdächtigen, an.[23]

Am 22. August drängte das Außenministerium der Vereinigten Staaten Ägypten bezüglich der Operation Adler und jeglichen Sicherheitsoperationen im Sinai auf Transparenz. Das Außenministerium der Vereinigten Staaten sagte, dass die Vereinigten Staaten die Operation Adler gegen den Terrorismus unterstützen, aber betonte, dass Ägypten die Abstimmung mit Israel bezüglich dieser Operationen und der Militärerhöhung im Sinai gemäß dem Camp-David-Abkommen 1979 fortsetzen muss.[24] Das Außenministerium der Vereinigten Staaten appellierte an Ägypten, seine Verpflichtungen unter dem 1979 Israelisch-ägyptischen Friedensvertrag zu erfüllen und mit Bedrohungen der Sicherheit im Sinai energisch umzugehen, während es gewährleiste, dass die „Verbindungslinien offen bleiben.“[25]

Am 23. August sprach die US-Außenministerin Hillary Clinton mit dem ägyptischen Außeniminister Mohamed Kamel Amr, wobei sie Amr drängte, mit Israel Verbindungslinien zu unterhalten, und betonte die Bedeutung der Transparenz bezüglich der Militarisierung des Sinai.[18]

Multinational Force and Observers in Sinai

Die Multinational Force and Observers im Sinai, eine 1979 während des Camp-David-Abkommens geschaffene internationale Organisation mit 1650 Mitarbeitern und Verantwortlichkeit für die Friedenserhaltung hielt sich während der Intensivierung der Operation Adler 2012 zurück. Ein Repräsentant der Organisation sagte, dass „wir nicht in der Lage sind, zu dieser Zeit auf Fragen der Medien zu antworten“, als Reaktion darauf, ob Ägypten um Erlaubnis gefragt habe, Waffen in den Sinai zu bringen und ob Israel es gestattet habe.[26]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Marwa Awad: Egypt army operation nets militants in Sinai-sources In: Reuters Africa, 16. August 2011. Abgerufen am 19. August 2011 
  2. Amro Hassan: Nearly 20 alleged gas pipeline saboteurs arrested In: Los Angeles Times, 17. August 2011. Abgerufen am 19. August 2011 „Concerns over the security situation in Sinai intensified on 2 August when a group referring to itself as Al Qaeda's wing in Sinai called for the creation of an Islamic caliphate in the peninsula.“ 
  3. No byline. "Egyptian Who Shot 7 is Dead". The New York Times. 8. Januar 1986. Zugriff am 31. Dezember 2006.
  4. Yaakov Katz: The Sinai attack: Blow by blow. In: The Jerusalem Post. 6. August 2012, abgerufen am 6. August 2012.
  5. Egypt vows strong response to Sinai attack. Al Jazeera, 6. August 2012, abgerufen am 6. August 2012.
  6. Yoav Zitun: Watch: IAF strikes Sinai terror cell. Yedioth Ahronot, 6. August 2012, abgerufen am 6. August 2012.
  7. Yaakov Katz and Herb Keinon: Israel considers request for more Egyptian troops in Sinai. In: The Jerusalem Post. 6. August 2012, abgerufen am 7. August 2012.
  8. UPDATED: Egyptian troops strike hard in North Sinai after multiple attacks. Al Ahram, abgerufen am 1. Oktober 2012.
  9. Egypt Army kills 32, arrests 38 more in Sinai offensive, GlobalPost, 8. September 2012
  10. Terror attack in the south. Israelisches Außenministerium, 18. Juni 2012, abgerufen am 30. Januar 2012.
  11. Egyptian forces kill 11 militants in Sinai In: CNN, 29. August 2012. Abgerufen am 1. Oktober 2012 
  12. Barak agrees to Egypt deploying troops, vehicles in Sinai. Jpost, 26. August 2011, abgerufen am 1. Oktober 2012.
  13. Herb Keinon: Security cabinet okays Egypt attack helicopters in Sinai. In: Reuters. The Jerusalem Post, 9. August 2012, abgerufen am 9. August 2012.
  14. Somfalvi, Attila: Lieberman: Don't let Egypt get away with violations. Yedioth Ahronot, 21. August 2012, abgerufen am 21. August 2012.
  15. Isabel Kershner: Israel Asks Egypt to Remove Tanks From Sinai In: The New York Times, 21. August 2012. Abgerufen am 29. August 2012 
  16. a b Jodi Rudoren: Developments in Iran and Sinai Deepen Israel’s Worries About Egypt In: The New York Times, 22. August 2012. Abgerufen am 29. August 2012 
  17. Stuart Winer: After buildup, Israel tells Egypt to remove tanks from Sinai. The Times of Israel, 21. August 2012, abgerufen am 21. August 2012.
  18. a b Clinton urges Egypt, Israel to talk on Sinai. In: Reuters. The Jerusalem Post, 23. August 2012, abgerufen am 23. August 2012.
  19. Davidovitch, Joshua: Barak and Egyptian counterpart reportedly come to terms over Sinai offensive In: The Times of Israel, 24. August 2012 
  20. Egypt tells Israel military presence in Sinai is temporary In: The Times of Israel, 25. August 2012. Abgerufen am 26. August 2012 
  21. Morsi's message to Israel: No reason for concern In: Yedioth Ahronot, 28. August 2012 
  22. Shmulovich, Michal: Egypt says it has killed 32 ‘criminals’ and arrested 38 since Sinai terror attack In: The Times of Israel, 8. September 2012 
  23. CNN: US offers Egyptian army intelligence aid for Sinai battles. In: Israel Hayom; Reuters. Israel Hayom, 21. August 2012, abgerufen am 22. August 2012.
  24. Winer, Stuart; Ben Zion, Ilan: Washington calls for Egyptian transparency amid military buildup in Sinai. The Times of Israel, 22. August 2012, abgerufen am 23. August 2012.
  25. US urges Egypt to retake control of Sinai In: The Jerusalem Post, 23. August 2012. Abgerufen am 24. August 2012 
  26. Keinon, Herb: Int'l force in Sinai quiet amid concern of Egypt violations. The Jerusalem Post, 21. August 2012, abgerufen am 21. August 2012.