Warenbörse
Eine Warenbörse – auch Produktenbörse genannt – ist eine Börse, an der fungible Sachgüter wie Rohstoffe, landwirtschaftliche Erzeugnisse oder Nahrungsmittel gehandelt werden. Dabei handelt es sich üblicherweise um Agrar- und Industrierohstoffe, Mineralien sowie andere Naturprodukte, nicht aber um industrielle Erzeugnisse.
Die ersten Börsen der Menschheitsgeschichte waren Warenbörsen; sie entstanden aus Marktplätzen und Handelsmärkten an großen Umschlagplätzen. Sie sind somit einige Jahrhunderte älter als die Wertpapierbörsen, haben heutzutage aber in den Industrieländern ihre einstige Bedeutung weitgehend verloren. 1409 wurde in Brügge die erste Börse gegründet; dort entwickelte sich auch die Bezeichnung des Begriffs „Börse“ (siehe Entstehung des Namens). Die älteste deutsche Warenbörse ist die 1540 gegründete Augsburger Börse; vermutlich im selben Jahr entstand die Börse von Lyon. Die Amsterdamer Börse, die 1611 ihren Betrieb aufnahm, war die wichtigste europäische Warenbörse des 17. Jahrhunderts.
Die Preise an einer Warenbörse werden nicht nur durch Angebot und Nachfrage der zugrundeliegenden Waren bestimmt, sondern auch durch Spekulationen. Die Geschäfte an den Warenbörsen werden entweder als Lokogeschäfte mit sofortiger Erfüllungsfrist oder als Termingeschäfte an der Warenterminbörse abgeschlossen.
Heute ist die Handelstätigkeit an den Warenbörsen stark in den Hintergrund getreten. In Deutschland gibt es noch 22 Warenbörsen [1], von denen nur noch wenige von überregionaler Bedeutung sind. Die Notierungen sind allerdings für Verkäufer, Einkäufer und Produzenten der Region nach wie vor von Bedeutung. Bei diesen Notierungen handelt es sich um die regionalen Preise für tatsächlich gehandelte Produkte bei prompter Lieferung. Dies ist in den Regionen für das Tagesgeschäft deutlich wichtiger, als die Kenntnis von Preisen, die an internationalen Handelsplätzen notiert werden.