Bundesverband Lebensrecht

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Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) ist ein Zusammenschluss verschiedener deutscher Lebensrechtsgruppen mit Sitz in Berlin.

Grundsätzliches

Gegründet wurde der BVL 1998 als Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht in Köln, bevor er im Jahr 2001 zum Bundesverband Lebensrecht wurde. Vorsitzende war bis Juli 2009 die Ärztin Claudia Kaminski. Am 26. September 2009 wurde der Publizist Martin Lohmann zum Vorsitzenden gewählt.

Tätigkeitsfeld

Als Zweck des Vereins wurde die „Förderung der öffentlichen Gesundheitspflege, der Altenhilfe, der Hilfe für Behinderte, des Schutzes von Ehe und Familie und die Förderung der Volksbildung“ festgehalten. So sollen „menschliches Leben von der Empfängnis an geschützt“ werden und „schon ungeborene Menschen die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit erfahren“ können.

Eltern und Angehörige sollen „Unterstützung darin finden, für den Erhalt des menschlichen Lebens einzutreten.“ Zudem setzt sich der Verein für die „Stärkung von Ehe und Familie“ und „für alte, leidende und sterbende Menschen und für die Gleichberechtigung Behinderter, auch in ihrem Leben vor der Geburt“ ein.

Der BVL beruft sich in seiner Vereinssatzung auf die Menschenrechte, die elementaren Grundrechte der Verfassung und das christliche Menschenbild. Die politische und gesellschaftliche Umsetzung der Ziele – wie Gleichberechtigung aller Menschen vom Beginn des Lebens bis zum Tod, Förderung von Ehe- und Familienberatung und der öffentlichen Bildungsarbeit, menschenwürdige Gestaltung des Lebens alter Menschen und Einsatz für Behinderte – soll über Lobby- und Informationsarbeit durch die Mitgliederorganisationen geschehen.[1]

In ihrer Informationsarbeit bemühen sich der BVL und seine Mitgliedsverbände, die Alltagssprache, aber auch juristisches und medizinisches Fachvokabular zu präzisieren, sofern es der grundgesetzlich festgelegten Menschenwürde und dem Recht auf Leben nach Ansicht des Verbandes nicht ausreichend gerecht wird. So werden beispielsweise Embryonen konsequent als „ungeborene Kinder“ bezeichnet und „Gleichberechtigung Behinderter“ schließt die „Verhinderung von Abtreibungen behinderter Kinder“ mit ein.

Marsch für das Leben

Der Bundesverband veranstaltet in der Bundeshauptstadt einen alljährlichen Marsch für das Leben unter dem Motto „Ja zum Leben – für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie!“.[2] Nachdem im Jahr 2011 die Teilnehmerzahl bei 2200-2500 lag, demonstrierten 2012 laut Polizei 2500-3000 Menschen.[3][4][5][6] In den vergangenen Jahren fand dazu jeweils eine Gegendemonstration statt.[7] Vorbild für den Masch für das Leben sind Veranstaltungen wie der March for Life und der Walk for Life West Coast in den Vereinigten Staaten, der Marche pour la vie in Frankreich und der Marsz dla Życia i Rodziny in Polen. Allein am March for Life in Washington D.C. nahmen 2011 hunderttausende Menschen teil.[8]

Mitglieder

Zurzeit sind 14 Organisationen im BVL organisiert:

Rezeption

Unterstützung

Seit Beginn erhält der „Marsch für das Leben“ Unterstützung von vielen Vertretern christlicher Parteien und der Amtskirchen.[9] Im Jahr 2012 erhielt der Bundesverband Lebensrecht unterstützende Grußworte von folgenden Kirchenführern: Bischof Hans-Jürgen Abromeit, Bischof Markus Dröge, Bischof Felix Genn, Bischof Gregor Maria Hanke OSB, Präses Ansgar Hörsting, Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Präfekt und Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Apostolischer Nuntius und Erzbischof Jean-Claude Périsset, Bischof Hans-Jörg Voigt, Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Verschiedene Politiker der CDU und CSU - u.a. Volker Kauder und Philipp Mißfelder - unterstützten den Marsch für das Leben ebenfalls im Jahr 2012 mit Grußworten.

Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, betonte den Einsatz für die Grundrechte durch den „Marsch für das Leben“: „Unser verfassungsmäßiger Auftrag ist, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Die Würde des Menschen steht ganz vorne in unserer Verfassung. Diese Menschenwürde trägt jeder Mensch allein deshalb, weil er Mensch ist - egal ob alt oder jung, behindert oder nicht behindert, geboren oder ungeboren“.[10]

Kritik

Im Oktober 2010 veröffentlichten 30 Organisationen - darunter der Bundesverband von pro familia, die Giordano-Bruno-Stiftung, der Humanistische Verband Deutschlands, das Frauenreferat des AStA der TU Berlin und die Fachstelle zu sexualisierter Gewalt in Mainz - einen offenen Brief an die Mitglieder des deutschen Bundestages, in dem sie sich gegen die Unterstützung des Bundesverbandes Lebensrecht durch Annette Schavan, Karl-Theodor zu Guttenberg, Volker Kauder, Peter Müller und weitere prominente Mitglieder der CDU und CSU aussprachen. Bei den Teilnehmern des Marsches handle es sich ihrer Ansicht nach um Abtreibungsgegner mit einem „fundamentalistisch-christlichen Weltbild“, die das Ziel des ausnahmslosen Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen vertreten würden, „auch bei Schwangerschaften, die durch Vergewaltigung und Inzest ausgelöst wurden oder die Gesundheit der Frau beeinträchtigen“. Die Ziele des Verbandes seien „zutiefst undemokratisch“, so die Verfasser. Zudem würde er nach Auffassung der Unterzeichner offenkundig Kontakte zu „rechtsextremen Organen wie der Jungen Freiheit unterhalten“.[11]

Kritik an den jährlichen Demonstrationen übten auch verschiedene Politiker von Bündnis90/Die Grünen, u.a. Monika Lazar.[12]

Einzelnachweise

  1. http://www.bv-lebensrecht.de/satzung.html
  2. Marsch für das Leben. Bundesverband Lebensrecht e. V. (BVL), abgerufen am 27. August 2012.
  3. Jennifer Stange: Kreuze vorm Kanzleramt, in: taz vom 23. September 2012, abgerufen am 26. September 2012
  4. „Marsch für das Leben“ durch Berlin | Ja zum Leben, auf: domradio.de vom 21. September 2012, abgerufen am 26. September 2012
  5. Claudia Kaminski: Berlin: Mehr als 3000 Lebensrechtler demonstrierten beim Marsch für das Leben, auf: Zenit.org vom 23. September 2012, abgerufen am 26. September 2012
  6. Magdalena Freischlad: "Ja zum Leben" – ein Recht für Alle, in: pro-medienmagazin vom 23. September 2012, abgerufen am 26. September 2012
  7. vgl. die ausgewählte Berichterstattung auf http://www.marsch-fuer-das-leben.de/index.php#sub_ueber; abgerufen am 27. August 2012
  8. http://www.zenit.org/article-31557?l=english
  9. Grußworte im Jahr 2010 Grußworte im Jahr 2011
  10. Grußwort des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen (2012) als PDF-Datei
  11. Humanistischer Pressedienst: "Protest: CDU-Promis unterstützen Fundamentalisten", vom 14. Oktober 2010
  12. Jennifer Stange: Kreuze vorm Kanzleramt, in: taz vom 23. September 2012, abgerufen am 26. September 2012