Uschakowo (Kaliningrad, Gurjewsk, Nisowje)
Siedlung
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Uschakowo (russisch Ушаково, deutsch Heiligenwalde, litauisch Šventmiškis) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Er liegt in der Südostspitze des Rajon Gurjewsk (Kreis Neuhausen) innerhalb der Nisowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Nisowje (Waldau)).
Geographische Lage
Uschakowo liegt 21 Kilometer östlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg) an der neuen Trasse der russischen Fernstraße A 229 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28/Europastraße 77). Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die Station Hohenrade (russisch: Worobjowo) an der Strecke von Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) über Prawten (Nomolossowo) nach Possindern (Roschtschino) und Tapiau (Gwardeisk) der Königsberger Kleinbahn, die heute nicht mehr in Betrieb ist.
Ortsname
Die Ortsbezeichnung bezieht sich auf den hier einst gelegenen „heiligen Wald“ der Prußen, den diese selbst nicht betreten durften und an dessen Stelle 1344 eine Kirche gebaut wurde. Namensvorkommen sind: um 1500 Heyligwalt, um 1539 Heiligenwalt, nach 1540 Heiligen Walde, nach 1542 Heiligenwaldt, nach 1564 Heyligenwalde, bis 1946 Heiligenwalde.
Geschichtliches
Das einst Heiligenwalde[1][2] genannte Kirchdorf mit seiner Insellage in versumpftem Gebiet wurde 1344 unter dem Hochmeister des Deutschen Ordens Winrich von Kniprode gegründet. Ortsgründer war Volkwin von Dobrin, dem 60 Hufen für die Besiedlung zur Verfügung gestellt wurden. Hier wurde im gleichen Jahr eine Kirche gebaut, die noch heute existiert.
Am 30. April 1874 wurde Heiligenwalde Sitz und namensgebender Ort des neu errichteten Amtsbezirks Heiligenwalde[3], der bis 1945 existierte und zum Landkreis Königsberg (Preußen) (ab 1939 Landkreis Samland) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. 1893 wurden die Nachbarorte Cranzberg und Ellern sowie Susannenthal nach Heiligenwalde eingemeindet. Die Einwohnerzahl Heiligenwaldes belief sich im Jahre 1910 auf 522[4].
Noch einmal vergrößerte sich Heiligenwalde im Jahre 1928, als das Dorf Oblitten (russisch: Gluchowo) sowie der Gutsbezirk Heiligenwalde (Domäne, russisch: Molodezkoje) eingegliedert wurde. Die Zahl der Einwohner stieg bis 1933 auf 699 und betrug 1939 bereits 716[5].
In Folge des Zweiten Weltkrieges kam das nördliche Ostpreußen und mit ihm Heiligenwalde zur Sowjetunion. Im Jahre 1946 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Uschakowo“. Von 1946 bis 2009 war das Dorf in den Nisowski selski sowjet (Dorfsowjet Nisowje (Waldau)) eingegliedert und gehörte zum Rajon Gurjewsk (Kreis Neuhausen) in der Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg). Aufgrund einer umfassenden Struktur- und Verwaltungsreform[6] wurde Uschakowo im Jahre 2009 eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der neu geschaffenen Nisowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Nisowje).
Amtsbezirk Heiligenwalde (1874–1945)
Der am 30. April 1874 neu gebildete Amtsbezirk Heiligenwalde[7] bestand ursprünglich aus sechs Landgemeinden und 13 Gutsbezirken:
Deutscher Name | Russischer Name | Bemerkungen |
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Landgemeinden. | ||
Heiligenwalde (Dorf) | Uschakowo | |
Kalkeim | Gruschewka | |
Oblitten | Gluchowo | |
Pogauen | Wyssokoje | |
Possindern | Roschtschino | 1928 in die Landgemeinde Willkühnen eingegliedert |
Rogahnen | Dworki | 1928 in die Landgemeinde Pogauen eingegliedert |
Gutsbezirke: | ||
Cranzberg | 1893 in die Landgemeinde Heiligenwalde eingegliedert | |
Ellern | 1893 in die Landgemeinde Heiligenwalde eingegliedert | |
Gehlblum | Trubkino | 1903/07 in die Landgemeinde Pogauen eingegliedert |
Grünwiese | ||
Hohenrade | Worobjowo | 1928 in die Landgemeinde Pogauen eingegliedert |
Heiligenwalde (Domäne) | Molodezkoje | 1928 in die Landgemeinde Heiligenwalde eingegliedert |
Laubenhof | ||
Possindern | Roschtschino | |
Rosenthal | ||
Schwillmühle | ||
Strecken | ||
Susannenthal | 1893 in die Landgemeinde Heiligenwalde eingegliedert | |
Willkühnen | Golowenskoje | 1928 in eine Landgemeinde umgewandelt |
Der Amtsbezirk Heiligenwalde bestand aufgrund der diversen Umstrukturierungen am 1. Januar 1945 nur noch aus den Gemeinden Heiligenwalde, Kalkeim, Pogauen und Willkühnen.
Kirche
→ Siehe Hauptartikel (mit Kirchspiel- und Pfarrerliste): Kirche Heiligenwalde
Seit 1344 gibt es in Heiligenwalde eine Kirche[8], die noch heute erhalten ist. Der älteste Gebäudeteil ist das Kirchenschiff aus Feldsteinen mit Ziegeln. Der Chor wurde Anfang des 15. Jahrhunderts angebaut, der Turmbau erfolgte in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Nach 1945 wurde das Gotteshaus von der Sowchose Rodniki genutzt. Dadurch wurde das Gebäude zwar in Mitleidenschaft gezogen, bliebt jedoch vor einer Zerstörung bewahrt. Anfang der 1990er Jahre wurde die Kirche restauriert, am 26. Juli 1994 fand anlässlich des 650-jährigen Bestehens der Kirche erstmals wieder ein Gottesdienst statt, und im Herbst 2006 erfolgte die Einweihung der restaurierten Kirche.
In Heiligenwalde hielt die lutherische Reformation frühzeitig Einzug. Gehörte die Pfarrei mit einem weitflächigen Kirchspiel anfangs noch zur Inspektion Neuhausen (russisch: Gurjewsk), so war sie bis 1945 in den Kirchenkreis Königsberg-Land II in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.
Die Kirchengemeinde bestand bis 1945. In der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben nicht möglich. Erst in den 1990er Jahren gründeten sich in der Oblast Kaliningrad wieder evangelische Gemeinden. Uschakowo liegt im Einzugsgebiet der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[9] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).
Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Heiligenwalde (Kirchdorf)
- ↑ Uschakowo–Heiligenwalde bei ostpreussen.net
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Heiligenwalde
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Samland
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, in Verbindung mit dem Gesetz Nr. 254 vom 30. Juni 2008, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Heiligenwalde (wie oben)
- ↑ Die Kirchen im Samland: Heiligenwalde
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad