„Haus Are“ – Versionsunterschied
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Im Jahr 1087 wird [[Sigewin von Are|Sigewin]], [[Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Köln|Erzbischof von Köln]], als erster namentlich bekannter Vertreter der Grafenfamilie von Are urkundlich erwähnt. Die Grafenfamilie nannte sich als Stifter des [[Kloster Steinfeld|Klosters Steinfeld]] (nahe [[Münstereifel]]) wohl seit 930 nach einem hoch gelegenen Felsennest oberhalb des Flusslaufes der [[Ahr]], deren Umland sie urkundlich spätestens 992 als Geschenk des deutschen Königs [[Otto III. (HRR)|Ottos III.]] in Besitz genommen hatte. Das Adelsgeschlecht führte einen silbernen Reichsadler in Rot im Wappen. |
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1107 wurde Diedrich als Zeuge in einer Stiftungsurkunde in der Reihenfolge (Rangfolge) gleich nach dem ranghöheren [[Graf von Luxemburg|Grafen von Luxemburg]] genannt. Er war der erste, der als Fürst von Are urkundlich klar benannt wurde. Schon für 930 nennt Schannat einen Gaugrafen des Ahrgaus namens „Sigebad“ als Vorfahren der Familie.<ref>Johann Friedrich Schannat: „Eiflia Illustrata“, Abt.1, Bd.1, S.121</ref> 1079 wurde er von Kaiser [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] eingesetzt.<ref>Zur Frühgeschichte sehr ausführlich: Ersch u.a., Encyklopädie, a.a.O., S.143ff.</ref> |
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== Propst Gerhard von Are == |
== Propst Gerhard von Are == |
Version vom 3. Dezember 2010, 12:21 Uhr
Die Grafen von Are waren ein bedeutendes, frühmittelalterliches, an der Mittelahr begütertes Adelsgeschlecht.
Ursprünge
Die Angaben insbesondere bei Schannat und beim Rheinischen Antiquarius (Weidenbach) widersprechen sich oft einander und sind nicht selten unschlüssig; vom Stand der Forschung wäre eine Neubewertung der Fakten und historische Aufarbeitung wünschenswert.
Im Jahr 1087 wird Sigewin, Erzbischof von Köln, als erster namentlich bekannter Vertreter der Grafenfamilie von Are urkundlich erwähnt. Die Grafenfamilie nannte sich als Stifter des Klosters Steinfeld (nahe Münstereifel) wohl seit 930 nach einem hoch gelegenen Felsennest oberhalb des Flusslaufes der Ahr, deren Umland sie urkundlich spätestens 992 als Geschenk des deutschen Königs Ottos III. in Besitz genommen hatte. Das Adelsgeschlecht führte einen silbernen Reichsadler in Rot im Wappen.
1107 wurde Diedrich als Zeuge in einer Stiftungsurkunde in der Reihenfolge (Rangfolge) gleich nach dem ranghöheren Grafen von Luxemburg genannt. Er war der erste, der als Fürst von Are urkundlich klar benannt wurde. Schon für 930 nennt Schannat einen Gaugrafen des Ahrgaus namens „Sigebad“ als Vorfahren der Familie.[1] 1079 wurde er von Kaiser Heinrich IV. eingesetzt.[2]
Propst Gerhard von Are
Nächster bedeutender Vertreter der Familie war der um 1100 auf Burg Are geborene Gerhard von Are.[3] Er war vermutlich zweitältester Sohn von Diedrich, dem Bruder von Diedrich I., dem Stifter der Familie. 1124 wurde er Propst des Bonner Cassius-Stiftes. 1156 war er sogar als Nachfolger des Kölner Erzbischofs Arnold von Wied für den Erzstuhl im Gespräch. Er verstarb am 23. Februar 1169 in Bonn.
Der Stifter der Grafenlinie von Hochstaden, Graf Gerhard I., soll Diedrichs jüngerer Bruder gewesen sein.[4] Als Stifter des Klosters Steinfeld, dessen Schirmvogt der Begründer der edelfreien Grafenlinie Are, sowie der Erbauer des Stammsitzes von Burg Are.[5]
Diedrich war Obervogt von Münstereifel, ein Amt, das er als Lehen der Abtei Prüm hielt. Das Kölner Domkapitel wählte Graf Diedrich zum Schirmvogt von Erpel, worauf er jedoch bald wieder verzichtete.[6]
Im Folgenden wurde Diedrich in Urkunden des Kölner Erzbischofs Friedrich öfters als „Comes de Are“ erwähnt, so 1117, 1120 und 1125.[7] Als ein treuer Anhänger des Erzbischofs errang Diedrich 1114 auf dem Schlachtfeld bei Andernach einen Sieg über die kaiserlichen Truppen Heinrichs V. Er starb zwischen 1126 und 1132 und hinterließ vier Söhne, seinen Nachfolger Lothar, Ulrich, Gerhard und Otto.[8] Im Jahr 1140 teilten sich die Linien Are-Hochstaden und Are-Nürburg.
In dieser Zeit nahmen die Gaugrafen ihre Namensgebung allmählich von ihren Burgen und Schlössern auf. Diese verschiedenen Namen erzeugten vielfach erneute Verwirrung. So kamen in der edelfreien Familie derer von Are in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Namen Hochstaden, Nürburg, Wickerode, Ruwenaar vor, alle aus einem Edelgeschlecht. Gleichzeitig taucht der Gebrauch bestimmter Wappen auf.[9]
Diedrich (Theoderich) II. der Jüngere erschien 1149 als nächster in der Stammtafel der Grafen von Are. Zusammen mit Ulrich, dem Sohn Gerhards, der sich Graf von Hochstaden nannte, erwirbt er die eine Hälfte der Burg Nürburg, die nur im Mannesstamme vererblich war, woraufhin das Grafengeschlecht den herrschenden Erzbischof Rainald von Dassel bat, das Erbe auch den weiblichen Erben zuzusichern. Dieser Bitte entsprach der Erzbischof. 1144 und 1147 war er zusammen mit seinem Bruder Otto bereits einmal erwähnt worden. 1158 erscheint Ulrich von Are in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I., 1163 zusammen mit seinem Sohn Gerhard II. in einer Urkunde des Fuldaer Erzabtes. Diedrich II. starb 1164 kinderlos; so kam die Herrschaft beider Linien der Are-Grafen über den Laacher See wieder in eine Hand. 1169 starb der letzte Vertreter der einen Linie, Gerhard II.
Theoderich finden wir jetzt vielfach bei Kaiser Friedrichs I. Erzkanzler Reinald von Dassel, in dessen letzten Regierungsjahren er zu seinem väterlichen Erbe und zur Selbstständigkeit gelangte. Von Reinalds Nachfolger Philipp (1130-1191) aber gibt es kaum eine Urkunde, bei welcher nicht Graf Theoderich als Zeuge auftritt.[10] Vermutlich besuchte er auch Barbarossas Hoflager 1174 in der Reichsstadt Sinzig. 1226 übertrug König Heinrich VII. Gerhard von Sinzig die Patronatsrechte über Königsfeld. 1237 verstarb Gerhard I.
Ulrich von Are, Propst von Bonn, sowie sein Sohn Gerhard tauchen seit Mitte des 12. Jahrhunderts mehrfach in urkundlichen Zeugenreihen auf, so ging nach Aktenlage Burg Nürburg an Ulrich, Burg Are an den Sohn Gerhard. Auch Graf Ulrich scheint ein hohes Alter erreicht zu haben. Letztmalig taucht er 1216 auf; er wird dort als „verstorben“ geführt.
Die Gerharde
Gerhard II. 1238-1273
Gerhard II. schenkte April 1138 die eine Hälfte des Herrschaftsbereiches von Maria Laach und starb dort nach dem Laacher Nekrolog. Seine Witwe war wahrscheinlich Hedwig, die Gräfin von Are, die die Türme, den Chor, die Gruft von Maria Laach bauen ließ und ihren Stammsitz auf Schloss Nickenich besaß.
Gerhard III. und Otto
1242 erhielt der Vasall des Stauferkönigs Konrads IV., Burggraf Gerhard IV. (1298-1369), den Befehl, das unbotmäßige Ahrweiler zu zerstören, welchem Befehl er bereitwillig nachfolgte.
Gerhard IV. 1276 - 1296
Verheiratet mit Hedwig, Gräfin von Are, starb dort nach dem Kloster-Nekrolog.
Gerhard V. 1298 - 1369
1246 verleibte Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden den Ahrgau dem Kurstift Köln ein, wo es zu seinem Vorteil für 550 Jahre verblieb. Ahrweiler erhielt zu seinem eigenen Schutz die Stadtrechte, was in einer Kopie der Verleihungsurkunde vom 2. August 1248 [11] dokumentiert ist. Am 21. September 1332 bestellte Erzbischof Walram von Jülich während einer reisebedingten Abwesenheit den Burggrafen Gerhard IV. zum Statthalter in seinen sämtlichen erzbischöflichen Landen.
Die beiden Söhne Gerhards IV., Gerhard V. und Johann, starben lange vor ihrem Vater. Es gab noch zwei Schwestern, Elisabeth und Margaretha, beide Klosterfrauen zu Diedkirch, darüber hinaus Ponzetta, Gemahlin des Diedrich von Schönberg, sowie Jutta, in erster Ehe mit Diederich von Eller, in zweiter Ehe mit Gerhard von Eynenberg verheiratet. Diedrich nahm 1372 aus der Hand von Kaiser Karl IV. die Burg Landskron zu Lehen, verstarb jedoch kinderlos. Burggraf Gerhard IV. nahm laut Eheverabredung vom Dienstag nach Allerheiligen 1341 Kunigunde, die Tochter des Grafen Diedrich von Moers, zur Gemahlin.
Noch zu Lebzeiten von Gerhard IV., zu Maria Magdalena 1366, teilten Ponzetta sich mit ihrem Gemahl Diedrich, einem Gerhard von Eynenburg, der Sohn einer Jutta, die vermutlich auch eine Tochter Gerhards IV. war, und eines Hermanns, sowie Kunigunde, Gerhards V. Tochter, in die Herrschaft über Landskron.
Der Teilungsvertrag unter den drei Erben Ponzetta und ihrem Gemahl Diedrich von Schönenburg, Gerhard von Eynenberg, sowie Kunigunde, Gerhards V. Tochter, gibt eine detailreiche Übersicht über den Bestand des zu teilenden, erheblichen Besitzes: Mehrere Wohnhäuser auf der Niederburg mit der Hofstatt, der Palas, ein Backhaus, ein Mühlenhaus mit anstoßender Kammer, ein Haus mit anstoßenden Ställen, ein Essighaus, ein Hof vor dem Berg, Gärten unterhalb des „Grindels“ (Zwingers), zwei niederste Kapellen in der Niederburg, eine Kluse, der große Turm, der „Pütz“ (Brunnen), zwei Pisternen, eine äußere Mühle „alle“ Wichhäuser (Mauertürme) mit dem Erker hinter der Kapelle, der kleine Turm an der niedersten Pforte, ein Bliedenhaus, die Bliedenplätze (Bleichplätze?), das Kelterhaus, die Notställe, die Armbrusten (Waffenhaus?), Pforten, Pfortenhäuser, Grindeln (Türme), Wege und Stege und die Wildnis um die Burg herum.[12]
Vor 1252 verpfändete der Graf von Neuenahr das Dorf Gimmigen an Gerhard Burggraf zur Landskron. Später erscheint Gimmigen mit Kirchdaun als gemeinschaftlicher Besitz der Grafschaft Neuenahr und der Herrschaft Landskron. 1318 erhielt Burggraf Gerhard von Landskron die „Herrlichkeit“ Oberwinter mitsamt dem Kirchspiel Birgel zu Lehen.
Gerhard VI. 1333-1344
Als Ponzettas Gemahl Diedrich von Schönenburg 1397 kinderlos verstarb, erbat Ponzetta die Übergabe seines Besitzes in die Herrschaft des Friedrich, Herrn zu Tomberg, insgesamt zwei Drittel des Besitzes. Damit erlosch der Familienzweig der Are-Grafen.
Einzelnachweise
- ↑ Johann Friedrich Schannat: „Eiflia Illustrata“, Abt.1, Bd.1, S.121
- ↑ Zur Frühgeschichte sehr ausführlich: Ersch u.a., Encyklopädie, a.a.O., S.143ff.
- ↑ BBKL Band XXXI (2010) Spalten 500-501
- ↑ Schannat a.a.O., jedoch anderslautend: Ersch u.a., Encyklopädie, a.a.O., S.143ff.
- ↑ Ute Bader: ’’Die Geschichte der Grafen von Are bis zur Hochstaden’schen Schenkung’’ (RheinArchv 107, 1979), S. 92
- ↑ lt. Anton Joseph Weidenbach: ’’Die Grafen von Are, Hochstaden, Nurburg und Neuenare’’, Bonn 1845, ist die Faktenlage bis 1107 durchweg unsicher.
- ↑ Schannat, Eiflia illustrata, a.a.O.
- ↑ Weidenbach a.a.O.
- ↑ Schannat, a.a.O., Abt. 1, Bd. 1, S.130
- ↑ Die Grafen von Are, Bonn 1845, S.162f.
- ↑ heute im Ahrweiler Stadtarchiv
- ↑ Rheinischer Antiquarius, Abt. IX, Bd. 9, S.424
Literatur
- Jakob Rausch, Die Grafen von Are-Nürburg als Vögte des Klosters Maria-Laach, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler Jg. 1957, S.58f.
- Heinrich Neu, Grafen von Are, in: Neue Deutsche Biographie, Bd.: 1, Berlin 1953, S. 340f.
- Zu Propst Gerhard von Are: Josef Niesen, in: Biographisch-Biblographisches Kirchenlexikon, Band XXXI, Nordhausen 2010, Spalten 500-501
- Denkwürdiger und nützlicher rheinischer antiquarius..., Teil 3, Band 9, hg. von Christian von Stramburg, Anton Joseph Weidenbach, Koblenz 1862, S.424ff.
- Abschnitt Hochstaden in: Hg. Johann Samuel Ersch u.a.: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste:in alphabetischer Folge. Section 2, H - N ; Theil 9, Hirudo - Höklyn, Band 2; Band 9, Leipzig 1832, S. 142ff. Darin auch ein ausführlicher Artikel über die Grafen von Are
- Heinrich Beyer, Leopold Eltester: Urkundenbuch der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke bildenden mittelrheinischen Territorien Coblenz und Trier , 2.Band (1169 - 1212, Coblenz 1865, S.55
- Gottfried Kinkel: Die Ahr., J. P. Bachem, Köln 1999, (bearbeitete Neuauflage der ersten Ausgabe von 1849), S.209ff. Ausgabe 1858 als Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz
- Anton Joseph Weidenbach: Die Grafen von Are, Hochstaden, Nurburg und Neuenare: ein Beitrag zur rheinischen Geschichte, Habicht, Bonn 1845
- Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel Abt. 1, Band 1, von Johann Friedrich Schannat, Köln 1824