„Eliezer Ben-Jehuda“ – Versionsunterschied
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<!--Er schrieb einen Brief, datiert auf den 21. Dezember 1880, an die HaSchachar--> |
<!--Er schrieb einen Brief, datiert auf den 21. Dezember 1880, an die HaSchachar--> |
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Ben-Jehuda |
Ben-Jehuda war ein Verfechter der jüdischen Besiedlung Palästinas und beschloss, selbst dorthin auszuwandern. Dies teilte er seinem früheren Gastvater, Schlomo Jonas, mit, der ihm daraufhin vorschlug, seine Tochter Debora zu heiraten. Ben-Jehuda traf sie auf dem Weg nach Palästina in [[Wien]], und beide heirateten, bevor sie 1881 auf einem Schiff in [[Tel Aviv-Jaffa|Jaffa]] an Land gingen. |
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=== Jerusalem – Palästina === |
=== Jerusalem – Palästina === |
Version vom 1. August 2024, 01:42 Uhr
Eliezer Ben-Jehuda, auch Elieser bzw. Ben-Yehuda [hebräisch אֱלִיעֶזֶר בֶּן־יְהוּדָה, gebürtig Eliezer Jitzchak Perlman; geboren 7. Januar 1858 in Luschki, Russisches Kaiserreich; gestorben 16. Dezember 1922 in Jerusalem, Völkerbundsmandat für Palästina) war Journalist und Autor des ersten modernen hebräischen Wörterbuches, des Thesaurus totius Hebraitatis et veteris et recentioris (Band 1–8 erschienen bei Langenscheidt, Berlin-Schöneberg, 1908–1930; mit Band 18 im Jahr 1959 in Israel abgeschlossen). Er gilt als die wichtigste Kraft beim Ausbau und der Verbreitung des Hebräischen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ben-Jehuda gründete 1920 die aus dem Hebräischen Sprachkomitee hervorgegangene Akademie für die Hebräische Sprache, die bis heute mit Sitz in Jerusalem tätig ist. Auf seine Initiative wurde Hebräisch im Jahr 1922 neben Englisch und Arabisch Amtssprache im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina. Ben-Jehuda gilt in Israel als Vater der modernhebräischen Sprache.
] (Leben
Aufwachsen in Europa
Kindheit in Russland
Ben-Jehuda wurde als Eliezer Jitzchak Perlman in Luschki, einer kleinen im Gouvernement Wilna gelegenen Stadt im Russischen Kaiserreich, in eine arme jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Sein Vater, Jehuda Leib, starb, als er fünf Jahre alt war. Seine Mutter, Tzipora (Feige), heiratete erneut, die Ehe wurde jedoch nach wenigen Jahren geschieden und Eliezer aus wirtschaftlichen Gründen zu einem Onkel mütterlicherseits, David Wolfson, gegeben. Nach seiner Bar Mitzwa schickte ihn sein Onkel auf eine Jeschiwa des Rabbiners Joseph Blücker in Polazk in der Hoffnung, er werde die Rabbinerlaufbahn einschlagen. Ein Rabbiner, der Eliezer unterrichtete, machte ihn mit den Lehren der Haskala, der jüdischen Aufklärung, vertraut, und Eliezer wandelte sich zum Freidenker. Er schnitt seine Schläfenlocken ab und begann weltliche Literatur zu lesen. Als solche Bücher bei ihm entdeckt wurden, musste er die Jeschiwa verlassen. Nach einer kurzen Zeit der Wanderschaft wurde Eliezer Ben-Jehuda im Alter von vierzehn Jahren von einer jüdischen Familie in Glubokoje bei Wizebsk aufgenommen. Schlomo Jonas, der Familien Vater, war ein wohlhabender Unternehmer und ermutigte Eliezer in seiner Entwicklung. Debora, die älteste Tochter der Familie, gab Ben-Jehuda zwei Jahre Sprachunterricht in Französisch, Deutsch und Russisch, was ihm den Weg auf das Gymnasium in Daugavpils (Dünaburg) ebnete. In dem Jahr, in dem er das Gymnasium abschloss, begann der Russisch-Osmanische Krieg (1877–1878), in dem er viel Enthusiasmus für die Balkanvölker aufbrachte, die um ihre Unabhängigkeit kämpften.
Paris und Hinwendung zum Zionismus
Ben-Jehuda begann, die Idee der nationalen Befreiung auf das jüdische Volk zu übertragen: ein eigenes Land, eine eigene Sprache. Dafür stehen exemplarisch folgende Zitate:
„Es war, als ob sich die Himmel plötzlich geöffnet hätten, ein helles, weißglühendes Licht flammte vor meinen Augen auf und eine mächtige innere Stimme dröhnte in meinen Ohren: die Wiedergeburt Israels auf dem Boden seiner Ahnen.“
„Je mehr das nationale Konzept in mir wuchs, desto mehr kam mir zu Bewusstsein, was eine gemeinsame Sprache für eine Nation bedeutet…“
Auf diesem Weg wurde Ben-Jehuda zum überzeugten Zionisten. 1877 ging er nach Paris, um an der Sorbonne Medizin zu studieren.
Im dortigen intellektuellen Umfeld erwuchs seine Idee, den Gebrauch der hebräischen Sprache nicht mehr auf religiöse Themen zu beschränken, sondern es zur Alltagssprache der jüdischen Nation zu formen. Erstmals unter dem Pseudonym Eliezer Ben-Jehuda veröffentlichte er in der von Peretz Smolenskin herausgegebenen, der Haskala nehstehenden hebräischen Zeitschrift Haschachar (deutsch Die Morgenröte) ein Essay über seine politischen Vorstellungen. Darin rief er zur Immigration der Juden nach Palästina auf. Außerdem setzte er sich dafür ein, dort ein nationales geistiges Zentrum des Judentums aufzubauen. Hebräisch erklärte er zur Grundvoraussetzung für die nationale Einheit der Juden.
Im Winter 1878 erkrankte Ben-Jehuda an Tuberkulose und musste sein Studium abbrechen. Das wärmere Klima suchend, reiste er nach Algier. Während eines Aufenthaltes in einer Heilanstalt[2] traf er den Jerusalemer Gelehrten Abraham Moses Luncz, der mit ihm sephardisches Hebräisch sprach. Von ihm erfuhr er, dass die Juden Jerusalems trotz verschiedener Muttersprachen auf Hebräisch miteinander kommunizieren konnten, was ihn in seinem Vorhaben, das Hebräische zur jüdischen Nationalsprache zu erheben, bestärkte.
Zurück in Paris schrieb er politische Artikel und besuchte ein Seminar der Alliance Israélite Universelle, um sich zum Ausbilder für Landwirtschaftsschulen zu qualifizieren. Dort lernte er Joseph Halévy kennen, einen frühen Befürworter der Neuschöpfung hebräischer Wörter für Begriffe und Sachverhalte, die in den überlieferten Schriften des Judentums nicht vorkamen.
Ben-Jehuda war ein Verfechter der jüdischen Besiedlung Palästinas und beschloss, selbst dorthin auszuwandern. Dies teilte er seinem früheren Gastvater, Schlomo Jonas, mit, der ihm daraufhin vorschlug, seine Tochter Debora zu heiraten. Ben-Jehuda traf sie auf dem Weg nach Palästina in Wien, und beide heirateten, bevor sie 1881 auf einem Schiff in Jaffa an Land gingen.
Jerusalem – Palästina
Angekommen in Jerusalem, übernahmen sie den Kleidungsstil und die Bräuche der dortigen religiösen Juden in der Hoffnung, ihren Einfluss auf die dortige Bevölkerung zu vergrößern und das Hebräische wiederzubeleben. Ben-Jehuda ging von nun an zur Synagoge, Debora bedeckte ihr Haar. Auch wenn der größte Teil der jüdischen Bevölkerung Jerusalems Hebräisch konnte, fand die Kommunikation meist in der jeweiligen Muttersprache statt. Lediglich in den sephardischen Gemeinschaften gab es die Tradition, neben Djudeo-Espanyol und Arabisch auch Hebräisch zu sprechen, wenngleich mit sehr begrenztem Wortschatz.
Ben-Jehuda nahm eine Lehrstelle an der Alliance Israélite Universelle an, der ersten Schule, in der einige Fächer auf das beharrliche Drängen Ben-Jehudas hin auf Hebräisch unterrichtet wurden. Auch begann er, für die wöchentlich erscheinende hebräische Literaturzeitschrift Chawatzelet (deutsch Die Lilie) als Redaktionsassistent zu schreiben. In der zweiten Ausgabe von 1882 klagte er, dass die Alliance Israélite Universelle russisch-jüdische Emigranten ermuntere, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, die ihm als „endgültige Begräbnisstätte des Judaismus“ erschienen.
Ben-Jehudas erster Sohn, Ben-Zion (später änderte er seinen Namen in Itamar Ben-Avi), wurde 1882 geboren und war wahrscheinlich zugleich das erste Kind seit sehr langer Zeit, dessen Muttersprache Hebräisch war.[3]
Ab 1884 gab Ben-Jehuda die hebräische Zeitung HaTzewi (dt. Der Hirsch) heraus, die Jahrzehnte bestand und erst zu Beginn des Ersten Weltkrieges wegen der darin offen geäußerten Forderung eines jüdischen Staates von den osmanischen Behörden verboten wurde. In seinen Artikeln verwendete er die von ihm neu erfundenen Wörter, die durch Adoption ihren Weg in andere Publikationen und so in die sich entwickelnde hebräische Alltagssprache fanden. Viele europäische Einwanderer, die außerhalb Jerusalems siedelten, wurden von Ben-Jehuda inspiriert, Hebräisch zu sprechen.
Zum Konflikt mit den orthodoxen Kreisen Jerusalems kam es anlässlich eines herannahenden Sabbatjahres, in dem es nach biblischem Brauch verboten war, die Felder zu bestellen oder etwas von Juden zu kaufen, die diesen Brauch nicht einhielten. Wegen der Schwierigkeiten, in denen die Landwirtschaft in Palästina steckte, lehnte Ben-Jehuda die Erfüllung des biblischen Gebotes ab, um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln nicht zu gefährden. Daraufhin wurden er und seine Zeitung von der religiösen Gemeinschaft geächtet. Ben-Jehuda und seine Familie begannen sich wieder weltlich zu kleiden und vollzogen den Bruch mit dem orthodoxen Milieu.
Im Jahr 1890 gründete Ben-Jehuda den Vorläufer der Akademie für die Hebräische Sprache, den Wa’ad HaLaschon, und wurde dessen Vorsitzender. Er arbeitete dort in späteren Jahren bis zu 18 Stunden täglich, um sein „vollständiges“ Wörterbuch (Thesaurus totius Hebraitatis) abzuschließen.
Im Jahr 1891 starb Eliezers erste Frau an Tuberkulose. Sie hinterließ ihm sieben Kinder. Sechs Monate später besuchte ihn die 14 Jahre jüngere Schwester der Verstorbenen, Paula. Beide heirateten, woraufhin Paula ihren Namen in Hemda änderte. Unterdessen vertiefte sich der Konflikt mit der Jerusalemer Gemeinde, deren religiösen Führern er vorwarf, einen Teil der Spendengelder, von denen die Gemeinden lebten, für ihren persönlichen Gebrauch zu entwenden.
1894 veröffentlichte Ben-Jehuda einen Aufsatz seines Schwiegervaters, der den Satz „Lasst uns unsere Kräfte bündeln und voranschreiten“ enthielt. Die osmanischen Behörden sahen darin einen Aufruf zur Rebellion und nahmen Ben-Jehuda in Haft.[5] Durch Bestechung und internationale Intervention kam er frei, jedoch mit der Auflage, ein Jahr lang keine Zeitung zu publizieren.
Ben-Jehuda unterstützte Theodor Herzl, der auf dem Zionistenkongress 1903 in Basel für das britische Uganda-Programm warb, und erntete dafür heftigen Widerspruch bei den jüdischen Immigranten in Palästina. Nach Herzls Tod entschied der Kongress 1905, das britische Angebot abzulehnen. Ben-Jehuda wandte sich derweil unter Mithilfe seiner Frau wieder seinem Wörterbuch zu. Für seine Forschungen reiste er in Nationalbibliotheken und Museen mehrerer europäischer Hauptstädte. Von 1908 an wurden die ersten Bände von der Langenscheidtschen Verlagsbuchhandlung in Berlin verlegt. Den Ersten Weltkrieg verbrachten Ben-Jehuda und seine Familie in den Vereinigten Staaten (1915 bis 1919). Zurückgekehrt nach Jerusalem, gelang es ihm am 29. November 1922, Herbert Samuel, den Hochkommissar des britischen Völkerbundsmandats für Palästina zu überzeugen, Hebräisch neben Arabisch und Englisch zur dritten Amtssprache Palästinas zu erheben.[6]
Eliezer Ben-Jehuda starb am 16. Dezember 1922 in Jerusalem und wurde auf dem jüdischen Friedhof am Ölberg bestattet. Er ging als Vater des modernen Hebräisch in die Geschichte des Staates Israel ein.
Nach seinem Tod führten seine Witwe und sein Sohn Ehud die Verarbeitung seines Manuskriptes fort. Die Veröffentlichung aller 18 Bände des Wörterbuches wurde 1959 abgeschlossen. Heute tragen Straßen in zahlreichen Ortschaften und Stadtzentren Israels den Namen Ben-Jehudas. Eliezer Ben-Jehuda hat maßgeblich dazu beigetragen, das Hebräische, das seit etwa 200 n. Chr. nahezu ausschließlich als Sakralsprache verwendet worden war, als Alltags- und Muttersprache der Juden in Israel wiederzubeleben.
Ben-Jehuda-Haus in Jerusalem
Das Haus, das Ben Yehuda im südlichen Vorort Talpiot bauen ließ und in dem später seine Witwe lebte, wird heute von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste als Länderzentrale und internationale Begegnungsstätte (Beit Ben Yehuda) genutzt. Der Ort ist zu einem Treffpunkt zwischen Deutschen und Israelis geworden; die Aktion Sühnezeichen betreibt dort eine Jugendherberge und veranstaltet Hebräischsprachkurse.
Literatur
- Literatur von und über Eliezer Ben-Jehuda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jewish Encyclopedia: Ben Judah, Eliezer ( vom 4. November 2012 im Internet Archive) (um 1901, englisch)
- Jack Fellman: Revival of a Classical Tongue: Eliezer Ben Yehuda and the Modern Hebrew Language in „Contributions to the Sociology of Language“ No. 6; Walter De Gruyter, 1973, ISBN 90-279-2495-3
- Robert St. John: Tongue of the Prophets: The Life Story of Eliezer Ben Yehuda. Greenwood Press, 1972, ISBN 0-8371-2631-2 (deutsche Ausgabe: Robert St. John: Die Sprache der Propheten. Lebensgeschichte des Elieser Ben-Jehuda, des Schöpfers der neuhebräischen Sprache. Gerlingen 1985.)
- Englischsprachige Literatur von und über Eliezer Ben-Jehuda
- Malka Drucker: Eliezer Ben Yehuda: Father of Modern Hebrew
Weblinks
- Eliezer Ben Jehuda (1858–1922)
- Eliezer Ben-Yehuda and the Revival of Hebrew (englisch)
- Beit Ben Yehuda Jerusalem
- Eliezer Ben Yehuda and the Resurgence of the Hebrew Language (englisch)
- Vater des modernen Hebräisch (Matthias Bertsch)
Einzelnachweise
- ↑ http://jafi.jewish-life.de/zionismus/people/Eliezer_Ben_Jehuda.html Eliezer Ben Jehuda (1858–1922)
- ↑ Entweder noch in Paris oder bereits in Algier (die Angaben in der Literatur sind hierzu widersprüchlich).
- ↑ Momentous Century; Teil 8: Ittamar Ben Avi, the “Guinea Pig Infant” of Modern Spoken Hebrew, Tells How He Uttered His First Word in Hebrew (1885) S. 51; ISBN 0-8453-4748-9
- ↑ jnul.huji.ac.il ( vom 6. Juli 2015 im Internet Archive)
- ↑ Über den eigentlichen Grund der Gefangennahme besteht in der Literatur keine Einigkeit. Manche meinen, sie sei auf Mitglieder der ultraorthodoxen Gemeinde zurückzuführen, die den osmanischen Behörden gezielt eine Falschübersetzung des Satzes vorlegten: „Sammeln wir eine Armee und marschieren wir ostwärts.“
- ↑ Eliezer Ben-Yehuda and the Revival of Hebrew (1858–1922). Archiviert vom am 5. Oktober 2009; abgerufen am 9. Januar 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
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NAME | Ben-Jehuda, Eliezer |
ALTERNATIVNAMEN | Jitzchak Perlman, Eliezer |
KURZBESCHREIBUNG | jüdischer Journalist und Autor, Erneuerer der Hebräischen Sprache |
GEBURTSDATUM | 7. Januar 1858 |
GEBURTSORT | Luschki, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 16. Dezember 1922 |
STERBEORT | Jerusalem |