„Spanisch-Sahara“ – Versionsunterschied

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Im Sommer 1886 führte die Spanische Gesellschaft für kommerzielle Geografie (''Sociedad Española de Geografía Comercial'') zwei von der Regierung Spaniens unterstützte Expeditionen in die Westsahara durch, eine an die Küste zwischen [[Kap Juby]] und [[Kap Bojador]], die andere in das Gebiet zwischen Kap Bojador und [[Cap Blanc (Mauretanien)|Kap Blanco]]. Die Teilnehmer machten [[Kartografie|topographische]] und astronomische Beobachtungen in einem Land, dessen Gegebenheiten europäischen Geografen kaum bekannt waren. Die Reisen gelten als die ersten wissenschaftlichen Expeditionen in diesem Teil der [[Sahara]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sge.org/sge03/conferencias.asp |wayback=20080207074920 |text=Biodiversidad amenazada y espacios protegidos en África.}}</ref> Ein spezielles Ziel dieser Expeditionen war es, Verträge mit den Bewohnern der Region zu schließen, welche die internationale Anerkennung der spanischen Rechte in der Westsahara bewirken sollten. Zwar hatte die spanische Regierung die Expedition gefördert, doch verweigerte sie die offizielle Veröffentlichung der
Im Sommer 1886 führte die Spanische Gesellschaft für kommerzielle Geografie (''Sociedad Española de Geografía Comercial'') zwei von der Regierung Spaniens unterstützte Expeditionen in die Westsahara durch, eine an die Küste zwischen [[Kap Juby]] und [[Kap Bojador]], die andere in das Gebiet zwischen Kap Bojador und [[Cap Blanc (Mauretanien)|Kap Blanco]]. Die Teilnehmer machten [[Kartografie|topographische]] und astronomische Beobachtungen in einem Land, dessen Gegebenheiten europäischen Geografen kaum bekannt waren. Die Reisen gelten als die ersten wissenschaftlichen Expeditionen in diesem Teil der [[Sahara]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sge.org/sge03/conferencias.asp |wayback=20080207074920 |text=Biodiversidad amenazada y espacios protegidos en África.}}</ref> Ein spezielles Ziel dieser Expeditionen war es, Verträge mit den Bewohnern der Region zu schließen, welche die internationale Anerkennung der spanischen Rechte in der Westsahara bewirken sollten. Zwar hatte die spanische Regierung die Expedition gefördert, doch verweigerte sie die offizielle Veröffentlichung der
Verträge.<ref>[http://www.madridcard.com/de/ExposicionTemporal.aspx?id=145 Nationales naturwissenschaftliches Museum Madrid: ''Der spanische Afrika-Kolonialismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts.'']{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 23:21:24 InternetArchiveBot |url=http://www.madridcard.com/de/ExposicionTemporal.aspx?id=145 }}</ref> Ein spanisch-französisches Abkommen vom 27. November 1912 legte die seit 1902 mehrfach geänderten Grenzen des nördlichen Gebiets [[Saguia el Hamra]] fest.<ref>[http://www.jstor.org/pss/1569281 Boletin oficial de la zona de influencia española en Marruecos]</ref>
Verträge. Ein spanisch-französisches Abkommen vom 27. November 1912 legte die seit 1902 mehrfach geänderten Grenzen des nördlichen Gebiets [[Saguia el Hamra]] fest.<ref>[http://www.jstor.org/pss/1569281 Boletin oficial de la zona de influencia española en Marruecos]</ref>


== Kolonie Spanisch-Sahara ==
== Kolonie Spanisch-Sahara ==

Version vom 16. April 2020, 20:47 Uhr

Spanien und Kolonie Westsahara
Protektorat Spanisch-Marokko (mit dem Kap Juby-Streifen)
Protektorat Französisch-Marokko
Übrige französische Kolonien
Internationale Zone von Tanger

Spanisch-Sahara (spanisch Sahara Español) war die Bezeichnung für eine spanische Kolonie in Nordwest-Afrika, die zwischen 1884 und 1975 bestand. Von 1958 bis zum November 1975 war El Aaiún Verwaltungssitz von Spanisch-Sahara.

Kolonisation

1884 erhielt Spanien das Küstengebiet der heutigen Westsahara auf der Kongokonferenz in Berlin zugesprochen und begann mit der Errichtung einer Handelsstation, der Stadt Villa Cisneros, dem späteren Ad-Dakhla, auf einer Halbinsel im Südteil der heutigen Westsahara, der zur Kolonie Río de Oro erklärt wurde. In den Jahren danach wurden weitere kleine Handelsniederlassungen gegründet und bei Notwendigkeit zu militärischen Stützpunkten ausgebaut.[1]

Im Sommer 1886 führte die Spanische Gesellschaft für kommerzielle Geografie (Sociedad Española de Geografía Comercial) zwei von der Regierung Spaniens unterstützte Expeditionen in die Westsahara durch, eine an die Küste zwischen Kap Juby und Kap Bojador, die andere in das Gebiet zwischen Kap Bojador und Kap Blanco. Die Teilnehmer machten topographische und astronomische Beobachtungen in einem Land, dessen Gegebenheiten europäischen Geografen kaum bekannt waren. Die Reisen gelten als die ersten wissenschaftlichen Expeditionen in diesem Teil der Sahara.[2] Ein spezielles Ziel dieser Expeditionen war es, Verträge mit den Bewohnern der Region zu schließen, welche die internationale Anerkennung der spanischen Rechte in der Westsahara bewirken sollten. Zwar hatte die spanische Regierung die Expedition gefördert, doch verweigerte sie die offizielle Veröffentlichung der Verträge. Ein spanisch-französisches Abkommen vom 27. November 1912 legte die seit 1902 mehrfach geänderten Grenzen des nördlichen Gebiets Saguia el Hamra fest.[3]

Kolonie Spanisch-Sahara

Briefmarke der Kolonie

Spanisch-Sahara (Sahara español) wurde 1924 aus dem im Süden gelegenen Gebiet Río de Oro und dem nördlichen Saguia el Hamra geschaffen.[4] Zu Spanisch-Sahara gehörten jedoch weder Spanisch-Marokko, das als Protektorat separat verwaltet wurde, noch das Protektorat Kap Juby.

Seit 1884 war Spanien auf den energischen Widerstand der indigenen Sahrauis-Stämme getroffen. 1904 begann ein Aufstand, der von dem mächtigen Marabout Scheich Mā al-ʿAinin angeführt wurde. Ausgangspunkt war die von Mā al-ʿAinin um 1900 gegründete Stadt Smara, die sich zum religiösen, politischen und ökonomischen Zentrum der Region entwickelt hatte. Der Aufstand konnte erst 1910 mit Hilfe französischer Truppen niedergeschlagen werden. Es folgte eine Welle von Aufständen unter Mā al-ʿAinin Söhnen, Enkeln und anderen Führern. Erst 1934 kam auch das Landesinnere durch die Eroberung von Smara unter die Kontrolle der spanischen Kolonialmacht.

Spanisch-Westafrika

Das Territorium der Kolonie Spanisch-Sahara wurde im Juni 1946 mit Ifni zu Spanisch-Westafrika (África Occidental Española) zusammengelegt.[5] Seit 1934 war Sidi Ifni der Sitz des Generalgouverneurs von Spanisch-Sahara.

Seit seiner Entlassung in die Unabhängigkeit im Jahre 1956 erhob Marokko Anspruch auf Spanisch-Sahara als Teil seines vorkolonialen Herrschaftsgebietes. 1957 gelang es der marokkanischen Befreiungsarmee im Ifni-Krieg die Kontrolle über den größten Teil des Gebietes Ifni zu erlangen. Die Spanier waren nur mit Unterstützung der Franzosen in der Lage, die Kontrolle mit einer Strategie von Vergeltungsmaßnahmen gegenüber dem Landesinnern, der zwangsweisen Ansiedlung vieler zuvor nomadisierender Beduinen und der Beschleunigung der Urbanisierung wiederzugewinnen. Erst im Februar 1958 gelang es den Spaniern und der Französischen Legion, während der sogenannten Ouragan-Offensive, den militärischen Widerstand zu brechen.[6] Am 2. April 1958 unterzeichneten die Regierungen von Spanien und Marokko das Abkommen von Angra de Cintra. Marokko erhielt die Region von Tarfaya (Kap-Juby-Kolonie) zwischen dem Fluss Draa und dem 27° 40' Breitengrad zugesprochen, Spanien behielt Ifni und Spanisch-Westafrika.

Überseeprovinz Spanisch-Sahara

Aktionen im Rahmen des Grünen Marsches im Oktober/November 1975
Karte des Gebiets aus vorkolonialer Zeit (1876)

Am 10. Januar 1958 wurden Río de Oro und Saguia el Hamra zum direkten spanischen Hoheitsgebiet unter dem Namen: „Überseeprovinz Spanisch-Sahara“ (Provincia Española del Sáhara) erklärt.[7] In den 1960er Jahren begann im sogenannten „nützlichen Dreieck“ bei Bou Craa die Erschließung der weltgrößten Lagerstätte von Phosphat.[8]

Die Nomaden der Sahrauis hatten sich in den 1960er Jahren in der Westsahara niedergelassen.[9] 1963 setzten die Vereinten Nationen das Gebiet auf die Liste der zu entkolonialisierenden Länder. Im Jahr 1967 wurde die spanische Kolonialmacht mit einer friedlichen Protestbewegung, der Harakat Tahrir konfrontiert, die das Ende der Besatzung verlangte. 1969 musste Spanien Ifni unter internationalem Druck an Marokko abtreten.

Nach der gewaltsamen Unterdrückung der Freiheitsdemonstration im Zemla-Quartier von El Aaiún am 17. Juni 1970[10] kehrte die westsaharische befreiungsnationalistische Bewegung mit der Gründung der Frente Polisario im Jahr 1973 zu ihren militanten Wurzeln zurück. Die Guerilla-Armee der Polisario wuchs rasch, bereits im Frühjahr 1975 hatte Spanien die Kontrolle über seine Kolonie verloren. Ein Versuch, die Polisario durch die Schaffung eines politischen Rivalen, der „Partei der nationalen sahrauischen Vereinigung“ (Partido Unión Nacional de Saharaui), zu schwächen, hatte wenig Erfolg.

Unmittelbar vor dem Tod des spanischen Diktators Francisco Franco im Winter 1975 wurde Spanien mit einer intensiven Kampagne territorialer Forderungen aus Marokko, und in geringerem Umfang aus Mauretanien, konfrontiert, die ihren Höhepunkt mit dem Grünen Marsch erreichte. Spanien zog seine Streitkräfte und Siedler aus dem Gebiet nach Aushandlung einer Dreierübereinkunft vom 14. November 1975 mit Marokko und Mauretanien ab, die beide die Kontrolle über verschiedene Teile der Region übernahmen. Am 26. Februar 1976 verließen die letzten spanischen Truppen Spanisch-Sahara.

Westsahara

Mauretanien verzichtete nach einem erfolglosen Kampf gegen die Polisario auf seinen Anspruch. Marokko besetzte nun auch den südlichen Teil der Westsahara und führte bis zu dem 1991 in Kraft getretenen Waffenstillstand Krieg gegen die von Algerien unterstützte Polisario-Front. Das Gebiet ist nach wie vor umstritten. Die Vereinten Nationen sind der Auffassung, dass die ehemalige Spanisch-Sahara ein nicht-entkolonialisiertes Territorium mit Spanien als der formalen administrativen Macht ist.

James Baker, März 1997 bis Juni 2004 UN-Sonderbeauftragter,[11] schlug eine von der UN-Friedensmission MINURSO überwachte Volksabstimmung über die Unabhängigkeit oder Zugehörigkeit des Gebietes vor. 2008 verliefen erneute Gespräche zwischen Marokko und der Polisario unter UN-Schirmherrschaft ergebnislos. Die Polisario lehnte das marokkanische Angebot einer weitreichenden Autonomie ab. Marokko lehnte ein Referendum mit den drei Optionen Unabhängigkeit, Anschluss an Marokko oder Autonomie kategorisch ab.[12][13]

Literatur

  • John Mercer: Spanish Sahara. Allen and Unwin, London 1976, ISBN 0-04-966013-6.
  • Attilio Gaudio: Sahara espagnol. Fin d'un mythe colonial? Arrissala, Rabat 1975.
  • Abdelfadil Gnidil: Die völkerrechtliche Lage der ehemaligen spanischen Sahara. Dissertation, Universität Tübingen 1987.
  • Juan Bautista Vilar: El Sahara español. Historia de una aventura colonial (= Coleccion Piel de toro. Band 2). SEDMAY, Madrid 1977, ISBN 84-7380-260-8.

Einzelnachweise

  1. Umberto Romano: Sahraui, ein Volk im Exil. In: Rabbia di Sabbia, 8. August 2003 Gesellschaft für bedrohte Völker
  2. Biodiversidad amenazada y espacios protegidos en África. (Memento vom 7. Februar 2008 im Internet Archive)
  3. Boletin oficial de la zona de influencia española en Marruecos
  4. World History at KMLA Rio de Oro, 1884-1924
  5. Gobierno General de África Occidental Española
  6. Anouar Majid: Dispatches from Morocco. Tingis - A Moroccan-American Magazine of Ideas and Culture. (Memento vom 8. Juli 2007 im Internet Archive)
  7. Normativa básica española sobre organización de la excolonia del Sahara.
  8. Spanisch-Sahara wird zum Streitobjekt. In: Die Zeit, Nr. 27/1970
  9. Alfred Hackensberger: Kampf um die Westsahara
  10. Spanische Legion/ ehemalige spanische Fremdenlegion
  11. United States Institute of Peace 1. Juli 2006: The United Nations and Western Sahara: A Never-ending Affair
  12. www.ag-friedensforschung.de / Gerd Schumann (2008): Bewegungslos, Marokko blockiert auch Runde drei der Westsahara-Verhandlungen
  13. siehe auch Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (25. Mai 2016): Auswirkungen des völkerrechtlichen Status der Westsahara auf das marokkanische Staatsangehörigkeitsrecht und das Asylverfahren in Deutschland (S. 6)