„Dau“ – Versionsunterschied

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Die Bezeichnung Dau steht nicht für einen einzelnen [[Schiffstyp]] wie [[Hansekogge|Kogge]] oder [[Brigg]], sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen mit zum Teil gravierenden Unterschieden. Unter dem Sammelbegriff „Dau“ werden zur Zeit etwa 60 verschiedene Schiffstypen, von kleinen einmastigen [[Boot]]en mit 10 Tonnen [[Schiffsmaße#Anker:Verdrängung|Verdrängung]] für die [[Fischerei]] bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen beschrieben. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht.
Die Bezeichnung Dau steht nicht für einen einzelnen [[Schiffstyp]] wie [[Hansekogge|Kogge]] oder [[Brigg]], sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen mit zum Teil gravierenden Unterschieden. Unter dem Sammelbegriff „Dau“ werden zurzeit etwa 60 verschiedene Schiffstypen, von kleinen einmastigen [[Boot]]en mit 10 Tonnen [[Schiffsmaße#Anker:Verdrängung|Verdrängung]] für die [[Fischerei]] bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen beschrieben. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht.


Ursprung und Bedeutung des Wortes Dau sind ungewiss. Erstmals findet sich die Bezeichnung in den Aufzeichnungen des russischen Handlungsreisenden [[Athanasius Nikitin]], der 1470 in [[Indien]] eintraf. Er spricht von „Tavs“. Um 1856 veröffentlichte M. Guillain die Abbildung eines einmastigen Schiffes, welches er als ''Dau'' bezeichnete. Eine andere mögliche Erklärung könnte das [[Persische Sprache|persische]] Wort „dawh“ sein, das nach alten niederländischen Dokumenten ebenfalls ein kleines Schiff bezeichnet. Das Wort Dau, wie auch immer geschrieben, wird aber von den Einheimischen im Einzugsbereich nicht benutzt. Hier wird stattdessen die genaue Bezeichnung des Schiffstyps verwendet.
Ursprung und Bedeutung des Wortes Dau sind ungewiss. Erstmals findet sich die Bezeichnung in den Aufzeichnungen des russischen Handlungsreisenden [[Athanasius Nikitin]], der 1470 in [[Indien]] eintraf. Er spricht von „Tavs“. Um 1856 veröffentlichte M. Guillain die Abbildung eines einmastigen Schiffes, welches er als ''Dau'' bezeichnete. Eine andere mögliche Erklärung könnte das [[Persische Sprache|persische]] Wort „dawh“ sein, das nach alten niederländischen Dokumenten ebenfalls ein kleines Schiff bezeichnet. Das Wort Dau, wie auch immer geschrieben, wird aber von den Einheimischen im Einzugsbereich nicht benutzt. Hier wird stattdessen die genaue Bezeichnung des Schiffstyps verwendet.
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== Literatur ==
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* Erno Wiebeck, Hermann Winkler: ''Segler im Monsun. Die Dau am Indischen Ozean.'' 2000, ISBN 3-929544-82-2
* Erno Wiebeck, Hermann Winkler: ''Segler im Monsun. Die Dau am Indischen Ozean.'' 2000, ISBN 3-929544-82-2.
* Wolfgang zu Mondfeld: ''Die arabische Dau.'' 1987, ISBN 3-7688-0283-3
* Wolfgang zu Mondfeld: ''Die arabische Dau.'' 1987, ISBN 3-7688-0283-3.
* Lorenzo Ricciardi: ''Auf [[Sindbad]]s Spuren. Dhaufahrt durch arabische Gewässer.'' 1989, ISBN 3-89405-044-6
* Lorenzo Ricciardi: ''Auf [[Sindbad]]s Spuren. Dhaufahrt durch arabische Gewässer.'' 1989, ISBN 3-89405-044-6.
* Tim Severin: ''Auf den Spuren Sindbads von Arabien nach China. Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit.'' 1983, ISBN 3-455-08726-4
* Tim Severin: ''Auf den Spuren Sindbads von Arabien nach China. Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit.'' 1983, ISBN 3-455-08726-4.
* Alan Villiers: ''Die Söhne Sindbads'' Dulk Verlag Hamburg 1956 [http://d-nb.info/455269319]
* Alan Villiers: ''Die Söhne Sindbads''. Dulk Verlag, Hamburg 1956. [http://d-nb.info/455269319]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 10. August 2012, 23:01 Uhr

Dhau auf dem Schatt al-Arab, 1958
Dhau in Sansibar, Nahaufnahme
Daus um 1906 vor Daressalam
Sambuke um 1936 im Golf von Aden
Eine iranische Dau im Oktober 2004 im Persischen Golf
Eine indische Buhm (Boom oder Boum) aus Kerala

Eine Dau, auch Dhau, englisch Dhow, ist ein in allen Anliegerländern des Indischen Ozeans zu findender Segelschiffstyp. Die Besonderheiten einer Dau sind ein bis drei einteilige Masten mit zum Teil ausgeprägten vorlichen Fall, großen trapezförmigen Segeln (sogenannter Settee-Besegelung), sowie weit ausfallende Steven.

Eine Dau hat einen ebenen, zuweilen zu einer „Hacke“ ausgeprägten Kiel, der die Abdrift auf Kursen hoch am Wind verringert. Während ursprünglich Planken untereinander und mit dem Spant mit Kokosfasern verschnürt wurden, ist diese Technik durch das Nageln verdrängt worden.

Begriff

Die Bezeichnung Dau steht nicht für einen einzelnen Schiffstyp wie Kogge oder Brigg, sondern für eine ganze Familie unterschiedlicher Gattungen mit zum Teil gravierenden Unterschieden. Unter dem Sammelbegriff „Dau“ werden zurzeit etwa 60 verschiedene Schiffstypen, von kleinen einmastigen Booten mit 10 Tonnen Verdrängung für die Fischerei bis hin zu 200 Tonnen tragenden Transportschiffen beschrieben. Das gemeinsame Merkmal aller Daus ist ein langer Vorsteven, der schräg aus dem Kiel hervorgeht.

Ursprung und Bedeutung des Wortes Dau sind ungewiss. Erstmals findet sich die Bezeichnung in den Aufzeichnungen des russischen Handlungsreisenden Athanasius Nikitin, der 1470 in Indien eintraf. Er spricht von „Tavs“. Um 1856 veröffentlichte M. Guillain die Abbildung eines einmastigen Schiffes, welches er als Dau bezeichnete. Eine andere mögliche Erklärung könnte das persische Wort „dawh“ sein, das nach alten niederländischen Dokumenten ebenfalls ein kleines Schiff bezeichnet. Das Wort Dau, wie auch immer geschrieben, wird aber von den Einheimischen im Einzugsbereich nicht benutzt. Hier wird stattdessen die genaue Bezeichnung des Schiffstyps verwendet.

Geschichte der Dau

Der Ursprung der Dau ist unklar. Umstrittenen Vermutungen zufolge existieren Daus seit dem 4. Jahrhundert. Wahrscheinlich breitete sich die Dau von Indien aus langsam über den Indischen Ozean zur arabischen Halbinsel und nach Ostafrika und schließlich ins Mittelmeer aus. Im Mittelalter durchfuhren Händler mit zwei- bis dreimastigen Daus den gesamten Indischen Ozean. Dort machte man sich die halbjährlich wechselnden Monsunwinde zu Nutze. Hierbei handelt es sich im November bis Mai um den Südwestwind Kaskasi und von Mai bis November um den Nordwestwind Kusi.

Es wird vermutet, dass die Dau ursprünglich ein Rahsegel besaß. Allerdings wurden alle bisher gefundenen Daus nach dem Jahre 1000 gebaut, so dass es für diese Vermutung bislang keine Gewissheit gibt. Im Mittelmeer entwickelte sich später das viereckige Settee-Segel, mit dem man höher an den Wind gehen konnte. Damit fahren die Daus auch heute noch. Einzig im Mittelmeer entwickelte sich das Segel weiter zum dreieckigen Lateiner-Segel. So entstanden auch die Daus in Ägypten, wo sie „Feluka“ genannt werden. Die „Schebecke“ ist keine Verwandte der Dau, auch wenn sie ihr äußerlich ähnelt.

Nach dem Niedergang des Römischen Reiches verschwanden auch die römischen Handelsschiffe, mit denen der Handel über Persien bis nach Indien betrieben worden war. Diese Lücke wurde von der Dau besetzt, mit der Hochseerouten zwischen der Arabischen Halbinsel, Ostafrika, Indien und dem Kaiserreich China unternommen wurden.

Nachdem arabische Krieger 654 n. Chr. Rhodos erobert hatten und mit ihren Daus 711 n. Chr. bis nach Gibraltar vorgedrungen waren, begannen sich Dau und europäischer Schiffbau gegenseitig zu beeinflussen. Der europäische Schiffbau entwickelte sich von plumpen Küstenseglern zu eleganten Hochseeschiffen, während die Dau das Spiegelheck gewann, was sie bei Seegang trockener machte.

Daus werden noch heute gebaut. Bekannt sind unter anderem die Werften in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im indischen Kerala.

Dautypen

nach Wolfgang zu Mondfeld

Literatur

  • Erno Wiebeck, Hermann Winkler: Segler im Monsun. Die Dau am Indischen Ozean. 2000, ISBN 3-929544-82-2.
  • Wolfgang zu Mondfeld: Die arabische Dau. 1987, ISBN 3-7688-0283-3.
  • Lorenzo Ricciardi: Auf Sindbads Spuren. Dhaufahrt durch arabische Gewässer. 1989, ISBN 3-89405-044-6.
  • Tim Severin: Auf den Spuren Sindbads von Arabien nach China. Eines der letzten großen Abenteuer unserer Zeit. 1983, ISBN 3-455-08726-4.
  • Alan Villiers: Die Söhne Sindbads. Dulk Verlag, Hamburg 1956. [1]
Commons: Dau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien