„Lebensstil“ – Versionsunterschied

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Als Beispiel für diese Gruppe von Theorien kann [[Pierre Bourdieu]]s Theorie zur sozialen Ungleichheit (Bourdieu 1987) aufgeführt werden. Dort ist Lebensstil bedingt durch eine bestimmte Soziallage ([[Soziale Klasse|Klassenlage]]). Diese Lage erzeugt im Menschen eine bestimmte Verhaltensdisposition ([[Habitus (Soziologie)|Habitus]]), die sich in bestimmten kulturellen Praktiken äussert (nach Fuchs-Heinritz 1995).
Als Beispiel für diese Gruppe von Theorien kann [[Pierre Bourdieu]]s Theorie zur sozialen Ungleichheit (Bourdieu 1987) aufgeführt werden. Dort ist Lebensstil bedingt durch eine bestimmte Soziallage ([[Soziale Klasse|Klassenlage]]). Diese Lage erzeugt im Menschen eine bestimmte Verhaltensdisposition ([[Habitus (Soziologie)|Habitus]]), die sich in bestimmten kulturellen Praktiken äussert (nach Fuchs-Heinritz 1995).

=== Kulturell orientierte Lebensstil-Theorien ===
=== Kulturell orientierte Lebensstil-Theorien ===
Exemplarisch für eine eher an individueller Wahl eines Lebensstils orientierte Ausrichtung können neuere Vertreter der [[Cultural Studies]] genannt werden.
Exemplarisch für eine eher an individueller Wahl eines Lebensstils orientierte Ausrichtung können neuere Vertreter der [[Cultural Studies]] genannt werden.

Version vom 7. September 2008, 14:19 Uhr

Alternative Lebensart 1981 (Nambassa, Neuseeland)

Der Ausdruck Lebensstil, auch Lebensart, bezeichnet umgangssprachlich die Art und Weise der Lebensführung. In der Soziologie sind verschiedene Lebensstilbegriffe entwickelt worden, in der Medizin geht es um die gesundheitlichen Aspekte des jeweiligen Lebensstils.

Umgangssprachlicher Lebensstilbegriff

Lebensstil erscheint hier als eine Bezeichnung für spezifisch wiedererkennbare Kombinationen von Freizeit-Präferenzen (z. B., welche Musik man hört), aber auch beruflich oder familiär für einen Stil, der die soziale Distanz zwischen den jeweiligen diesen Stil Pflegenden verringert (bzw. das Vertrauen auf die Reaktionen der anderen erhöht) oder gegenüber anderen vergrößert (die sog. ‚unsichtbaren Schranken‘ errichtet). Das bezieht sich auf Merkmale wie Wohnstil, Kleidung, Sprachgestus, Aufenthaltsorte. Ein Beispiel eines ausgeprägten Lebensstils war z. B. der Dandy. Heute wird z. B. als neuer Lebensstiltyp der LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability) angeführt.

Mit dem Lebensstil sind Attribute verbunden, die einen Menschen von anderen abgrenzen oder mit anderen verbinden. So kann ein Lebensstil Teil einer Kulturbewegung sein, sogar Ausdruck eines politischen Protests. Er kann aber auch den Genuss und die Lebensfreude verkörpern und dabei unpolitisch sein.

Typische Lebensstile können Subkulturen zugeordnet werden, wie denen der Hippies, Punks, Scooterboys, Rocker oder Mods. Ein weniger als Subkultur bezeichneter Lebensstil ist der der Dandys und Playboys. Auch Simple living ist ein Beispiel für einen Lebensstil. Lebensstil wird insbesondere von der Werbung angesprochen oder sogar geschaffen. Der Lebensstil ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, und zwar indem er für Konsum und damit für Wachstum sorgt. Der Lebensstil ändert sich zum Beispiel mit der Mode (im Bekleidungsbereich wie in vielen anderen) und bringt deswegen nachhaltige Bewegung in die Volkswirtschaft.

Mit dem aus dem englischen entlehnten Ausdruck Lifestyle werden besonders Lebensstile im jugendkulturellen Spektrum bezeichnet, sowie Lebensstile, die stark auf Genuss und Konsum ausgerichtet sind oder mit Assoziationen von „cool“ oder „stylish“ verbunden werden. Der Begriff Lifestyle bezeichnet in sehr umfassender Art die „stylishe“ Erscheinung eines Menschen und schließt seine Verhaltensweisen und seine Freizeitgewohnheiten mit ein. Damit ist er ein weit über das Styling von Kleidung und Körper (Bodystyling, Make-up, Tätowierungen, Bräunung etc.) hinaus weisender Begriff. Der Begriff „Lifestyle“ unterscheidet sich in seiner Bedeutungsschattierung vom Begriff „Lebensstil“ ungefähr in der gleichen Art wie „Style“ von „Stil“.

Lifestyle-Internetangebote oder Lifestyle-Magazine umfassen daher vor allem Hinweise auf Partys, Unterhaltungs- und Vergnügungsveranstaltungen, Diskotheken, Restaurants, Mode usw.

Sozialstrukturelle Lebensstil-Theorien

Eine allgemeine Definition für die soziologische Verwendung des Wortes Lebensstil wird von Stefan Hradil geliefert:

„Ein Lebensstil ist [...] der regelmässig wiederkehrende Gesamtzusammenhang der Verhaltensweisen, Interaktionen, Meinungen, Wissensbestände und bewertenden Einstellungen eines Menschen“ (Hradil 2005: 46).

Als Beispiel für diese Gruppe von Theorien kann Pierre Bourdieus Theorie zur sozialen Ungleichheit (Bourdieu 1987) aufgeführt werden. Dort ist Lebensstil bedingt durch eine bestimmte Soziallage (Klassenlage). Diese Lage erzeugt im Menschen eine bestimmte Verhaltensdisposition (Habitus), die sich in bestimmten kulturellen Praktiken äussert (nach Fuchs-Heinritz 1995).

Kulturell orientierte Lebensstil-Theorien

Exemplarisch für eine eher an individueller Wahl eines Lebensstils orientierte Ausrichtung können neuere Vertreter der Cultural Studies genannt werden.

siehe auch: Milieus

Lebensstil in der Individualpsychologie

Die Individualpsychologie, Alfred Adlers Ansatz der Tiefenpsychologie, nennt die typische Finalität eines Individuums seinen Lebensstil.

Verwandte Themen

Literatur

Literatur Soziologie

  • Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987, ISBN 3-518-28258-1
  • Werner Fuchs-Heinritz (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 3. Auflage. Westdeutscher Verlag, Opladen 1994, ISBN 3-531-11417-4
  • Stefan Hradil: Soziale Ungleichheit in Deutschland. 8. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-8100-3000-9
  • Hartmut Lüdtke: Zeitverwendung und Lebensstile. Empirische Analysen zum Freizeitverhalten, expressiver Ungleichheit und Lebensqualität in Westdeutschland. Institut für Soziologie, Marburg 1995 (2. unveränderte Auflage: Lit, Münster u. a. 2000, ISBN 3-8258-3075-6)
  • Gunnnar Otte: Sozialstrukturanalyse mit Lebensstilen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-8100-4161-0 (zugl. Dissertation, Universität Mannheim 2004)
  • Berit Postel: Charakterisierung von Lebensstilen durch Wertorientierungen. (= Potsdamer Beiträge zur Sozialforschung; Nr.23). Universität Potsdam, Potsdam 2006 (Volltext)
  • Rudolf Richter: Die Lebensstilgesellschaft. VS Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8100-3953-5
  • Jörg Rössel: Plurale Sozialstrukturanalyse. Eine handlungstheoretische Rekonstruktion der Grundbegriffe der Sozialstrukturanalyse. VS Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14782-X
  • Otto G. Schwenk (Hrsg.): Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft. Leske + Budrich, Opladen 1996, ISBN 3-8100-1383-8
  • Jens Dangschat, Jörg Blasius (Hrsg.): Lebensstile in den Städten. Konzepte und Methoden. Leske + Budrich, Opladen 1994, ISBN 3-8100-1266-1

Literatur Medizin

  • The Diabetes Prevention Program Research Group: Impact of Intensive Lifestyle and Metformin Therapy on Cardiovascular Disease Risk Factors in the Diabetes Prevention Program. In: Diabetes Care 2005, Vol. 28, S. 888–894 (Volltext)
  • Jürgen Gerhards, Jörg Rössel: Das Ernährungsverhalten Jugendlicher im Kontext ihrer Lebensstile. BZGA, Köln 2002, ISBN 3-933191-79-3 (Volltext (PDF)
  • William C. Knowler, E. Barrett-Connor, S. E. Fowler u. a.: Reduction in the incidence of type 2 diabetes with lifestyle intervention or metformin. In: New England Journal of Medicine (NEJM), 2002, Vol. 346, S. 393–403 (Abstract)

Siehe auch