„Kneipe“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt die '''Kneipe''' als Gaststätte; zur weiteren Bedeutungen siehe [[Kneipe (Begriffsklärung)]].}}
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[[Datei:Bären in Tübingen mit neuem Bar-Bereich 2019 001.jpg|mini|Der ''Bären'' in [[Tübingen]]]]
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Die '''Kneipe''' ist eine [[Gaststätte]], die hauptsächlich dem Konsum von [[Bier]], aber auch anderen [[Alkoholische Getränke|alkoholischen]] und nicht-alkoholischen [[Getränk]]en dient.
Die '''Kneipe''' ist eine [[Gaststätte]], die hauptsächlich dem Konsum von [[Bier]], aber auch anderen [[Alkoholische Getränke|alkoholischen]] und nicht-alkoholischen [[Getränk]]en dient.


Formalere, aber seltener verwendete Begriffe für „Kneipe“ sind „Lokal“, [[Schänke]] (oder „Schenke“), [[Tafernwirtschaft|Taverne]], ''Spund''/''Spunten'' oder „Schankwirtschaft“ als Gegensatz zu [[Speisewirtschaft]] ([[Restaurant]]). Eine verrufene Kneipe wird [[Spelunke]] genannt. Da in Kneipen häufig auch kleine [[Gericht (Speise)|Speisen]] oder [[Imbiss (Speise)|Imbisse]] angeboten werden, ist die Grenze zum Restaurant fließend.„Die Kneipe als zweites Zuhause der Arbeiter“, Leindl Marcelo.
Formalere, aber seltener verwendete Begriffe für Kneipe sind Lokal, [[Schänke]] (oder Schenke), [[Tafernwirtschaft|Taverne]], Spund/Spunten oder Schankwirtschaft als Gegensatz zu [[Speisewirtschaft]] ([[Restaurant]]). Eine verrufene Kneipe wird [[Spelunke]] genannt. Da in Kneipen häufig auch kleine [[Gericht (Speise)|Speisen]] oder [[Imbiss (Speise)|Imbisse]] angeboten werden, ist die Grenze zum Restaurant fließend.


== Etymologie ==
== Etymologie ==
[[Datei:Heinrich Zille In der Kneipe.jpg|mini|[[Heinrich Zille]]: ''In der Kneipe'', Lithographie 1913]]
[[Datei:Heinrich Zille In der Kneipe.jpg|mini|[[Heinrich Zille]]: ''In der Kneipe'', Lithographie 1913]]


Die Bezeichnung ist eine Verkürzung des Begriffs '''Kneipschenke''', die bereits im 18. Jahrhundert existierte. Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die so eng waren, dass die Gäste zusammengedrückt sitzen mussten. Das im [[Mitteldeutsche Sprachen und Dialekte|Mitteldeutschen]] belegte Verb ''kneipen'' für „zusammendrücken“ ist ein [[Lehnwort]] aus dem [[mittelniederdeutsch]]en Wort ''knīpen'' (vgl. die [[Niederdeutsche Sprache|moderne niederdeutsche]] Form ''kniepen''), das mit [[Hochdeutsche Dialekte|hochdeutsch]] ''kneifen'' [[Verwandte Wörter|urverwandt]] ist.<ref>[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]]. 24.&nbsp;Auflage, S.&nbsp;503, ISBN 978-3-11-017473-1.</ref>
Die Bezeichnung „Kneipe“ ist bereits 1781 bei [[Christian Wilhelm Kindleben]] für „eine Bierschenke“ belegt. Augustin spricht in seinem „Idiotikon der Burschensprache“ (1791) bereits von einem „Wirthshaus“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wort in der [[Kneipe (Studentenverbindung)|studentischen Kneipe]] als Eindeutschung des früher gebrauchten Wortes „[[Kommers]]“ in der [[Studentensprache]] verwendet. C. B von Ragotzky verfasste 1831 sein Werk „Der flotte Bursch“, in welchem die Erklärung von „Kneipe“ der heutigen Bedeutung entspricht: „Kneipe wird im allgemeinen jedes Wirtshaus genannt […]“.


Die Bezeichnung „Kneipe“ ist zum Beispiel 1781 bei [[Christian Wilhelm Kindleben]] für „eine Bierschenke“ belegt. Augustin spricht in seinem „Idiotikon der Burschensprache“ (1791) bereits von einem „Wirthshaus“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wort in der [[Kneipe (Studentenverbindung)|studentischen Kneipe]] als Eindeutschung des früher gebrauchten Wortes „[[Kommers]]“ in der [[Studentensprache]] verwendet. C. B von Ragotzky verfasste 1831 sein Werk ''Der flotte Bursch'', in welchem die Erklärung von „Kneipe“ der heutigen Bedeutung entspricht: „Kneipe wird im allgemeinen jedes Wirtshaus genannt […]“.
Die Bezeichnung ist eine Verkürzung des Begriffs '''Kneipschenke,''' die bereits im 18. Jahrhundert existierte. Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die so eng waren, dass die Gäste zusammengedrückt sitzen mussten. Das im [[Mitteldeutsche Sprachen und Dialekte|Mitteldeutschen]] belegte Verb ''kneipen'' für „zusammendrücken“ ist ein [[Lehnwort]] aus dem [[mittelniederdeutsch]]en Wort ''knīpen'' (vgl. die [[Niederdeutsche Sprache|moderne niederdeutsche]] Form ''kniepen''), das mit [[Hochdeutsche Dialekte|hochdeutsch]] ''kneifen'' [[Kognat|urverwandt]] ist.<ref>[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]]. 24.&nbsp;Auflage, S.&nbsp;503, ISBN 978-3-11-017473-1</ref>


Die Redewendung „eine Kneipentour machen“ bezeichnet den mit entsprechendem Alkoholkonsum einhergehenden Besuch mehrerer Kneipen nacheinander. Dabei wird gelegentlich unterstellt, dass der Gast wegen seiner Trunkenheit oder weil er nicht zahlen konnte aus einer Kneipe herausgeworfen wurde und deshalb eine andere aufsucht.
Die Redewendung „eine Kneipentour machen“ bezeichnet den mit entsprechendem Alkoholkonsum einhergehenden Besuch mehrerer Kneipen nacheinander. Dabei wird gelegentlich unterstellt, dass der Gast wegen seiner Trunkenheit oder weil er nicht zahlen konnte aus einer Kneipe herausgeworfen wurde und deshalb eine andere aufsucht.
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[[Datei:Panenka Bar.jpg|mini|Sportkneipe Panenka in Berlin-Friedrichshain]]
[[Datei:Panenka Bar.jpg|mini|Sportkneipe Panenka in Berlin-Friedrichshain]]


In [[Österreich]] gibt es die Bezeichnung [[Beisl]], in der [[Deutschschweiz|deutschsprachigen Schweiz]] ''Beiz'' (eher neutral), ''Spunten'' oder ''Knelle'' (abwertend), in Altbayern ''Boazn'' und teilweise in Baden-Württemberg ''Boitz''. Diese Bezeichnungen leiten sich aus dem [[Jiddisch]]en ''bajis'' für ''Haus'' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] ''beijt'') her.
In [[Österreich]] gibt es die Bezeichnung [[Beisl]], in der [[Deutschschweiz|deutschsprachigen Schweiz]] und dem [[Saarland]] ''Beiz'' (eher neutral), in der deutschsprachigen Schweiz ''Spunten'' oder ''Knelle'' (abwertend), in Altbayern ''Boazn'' und teilweise in Baden-Württemberg ''Boitz''. Diese Bezeichnungen leiten sich aus dem [[Jiddisch]]en ''bajis'' für ''Haus'' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] ''beijt'') her.


In der Oberlausitz wird das aus dem [[Sorbische Sprache|Sorbischen]] stammende Wort [[Kretscham]] verwendet. Im Ruhrgebiet ist '''Pinte''' geläufig, bezeichnet nach einem in Deutschland heute nicht mehr erlaubten Schankmaß, der [[Pinte]].<ref>{{Internetquelle|autor=Wissen.de|url=https://www.wissen.de/fremdwort/pinte|titel=Worterklärung zum Wort Pinte|datum=2018-08-18|zugriff=2018-08-18}}</ref>
In der Oberlausitz wird das aus dem [[Sorbische Sprache|Sorbischen]] stammende Wort [[Kretscham]] verwendet. Im Ruhrgebiet ist ''Pinte'' geläufig, bezeichnet nach einem in Deutschland heute nicht mehr erlaubten Schankmaß, der [[Pinte]].<ref>{{Internetquelle |autor=Wissen.de |url=https://www.wissen.de/fremdwort/pinte |titel=Worterklärung zum Wort Pinte |datum=2018-08-18 |zugriff=2018-08-18}}</ref>


''Schänke'' weist auf den Ausschank als Hauptmerkmal einer Kneipe hin.
''Schänke'' weist auf den Ausschank als Hauptmerkmal einer Kneipe hin.


Als ''Bumslokal'' oder ''Bums(e)'' ([[Österreichisches Deutsch|österr.]]: ''Bums’n'', auch ''Rumms’n'') wird eine Kneipe „zweifelhafter Art“<ref>dtv-Lexikon, Februar 1976, ISBN 3-423-03053-4, Band 3, S.&nbsp;18</ref> mit lauter Tanzmusik bezeichnet, die keine [[Diskothek]] ist. Abwertend sind die Ausdrücke ''Spelunke'' und ''[[Kaschemme]]'' für eine heruntergekommene Kneipe.
Als ''Bumslokal'' oder ''Bums(e)'' ([[Österreichisches Deutsch|österr.]]: ''Bums’n'', auch ''Rumms’n'') wird eine Kneipe „zweifelhafter Art“<ref>dtv-Lexikon, Februar 1976, ISBN 3-423-03053-4, Band 3, S.&nbsp;18.</ref> mit lauter Tanzmusik bezeichnet, die keine [[Diskothek]] ist. Abwertend sind die Ausdrücke ''Spelunke'' und ''[[Kaschemme]]'' für eine heruntergekommene Kneipe.


== Einrichtung und Betrieb ==
== Einrichtung und Betrieb ==
Typisch für Kneipen ist der Ausschank von [[Fassbier]] am [[Tresen]], an welchem Gäste häufig sitzen können. Im [[Gastraum]] befinden sich dann weitere Tische und Stühle. Teilweise gehören zur Einrichtung einer Kneipe auch Spielgeräte wie [[Billard]]tische, [[Tischfußball|Kicker]], [[Darts]]cheiben, [[Flipperautomat|Flipper]] oder [[Spielautomat]]en. Viele Kneipen haben auch Fernsehgeräte, in denen beispielsweise Fußballspiele öffentlich gezeigt werden. In einigen Kneipen hängt ein [[Sparschrank]], in den Mitglieder lokaler Sparklubs regelmäßig Bargeld stecken. Kneipen dienen häufig zudem als Treffpunkte anderer Vereine, die dort einen regelmäßigen [[Stammtisch]] abhalten, manchmal finden sich daher in den Kneipen Objekte, die diesen Vereinen gehören oder auf ihre Tätigkeiten verweisen wie etwa Vereinsfahnen oder Pokale. Zu manchen Kneipen gehört auch ein von der eigentlichen Gaststube getrennter, separater Raum oder Saal der für Vereinstreffen oder Familienfeiern vermietet wird.
Typisch für Kneipen ist der Ausschank von [[Fassbier]] am [[Tresen]], an welchem Gäste häufig sitzen können. Im [[Gastraum]] befinden sich dann weitere Tische und Stühle. Teilweise gehören zur Einrichtung einer Kneipe auch Spielgeräte wie [[Billard]]tische, [[Tischfußball|Kicker]], [[Darts]]cheiben, [[Flipperautomat|Flipper]] oder [[Spielautomat]]en. Viele Kneipen haben auch Fernsehgeräte, in denen beispielsweise Fußballspiele öffentlich gezeigt werden. In einigen Kneipen hängt ein [[Sparschrank]], in den Mitglieder lokaler Sparklubs regelmäßig Bargeld stecken. Kneipen dienen häufig zudem als Treffpunkte anderer Vereine, die dort einen regelmäßigen [[Stammtisch]] abhalten, manchmal finden sich daher in den Kneipen Objekte, die diesen Vereinen gehören oder auf ihre Tätigkeiten verweisen wie etwa Vereinsfahnen oder Pokale. Zu manchen Kneipen gehört auch ein von der eigentlichen Gaststube getrennter, separater Raum oder Saal der für Vereinstreffen oder Familienfeiern vermietet wird.


In Darstellungen wird oftmals die Kneipe als Einrichtung explizit von einem Restaurant abgegrenzt<ref>So heißt es beispielsweise zu Beginn des ''Berühmte Kneipen''-Aufsatzes von Hans Ostwald kurz und knapp: „Kneipen - das sind keine Restaurants“ (Ostwald 1913/14: 1150). Worauf dann noch mehrere Kontrastierungen von Ostwald folgen. Ebenso Bernd Imgrund, der die Frage „Was ist eigentlich, eine Kneipe?“ einleitend damit beantwortet: „Sie [d.h. die Kneipe] ist zum Beispiel kein Restaurant“ (Imgrund 2020: 9).</ref>, was aber eher als [[Idealtypus|idealtypisch]] zu verstehen ist, da sich in der Realität nicht immer exakte Grenzen ziehen lassen und sich stattdessen oft Mischformen zeigen.
In Darstellungen wird oftmals die Kneipe als Einrichtung explizit von einem Restaurant abgegrenzt,<ref>So heißt es beispielsweise zu Beginn des ''Berühmte Kneipen''-Aufsatzes von Hans Ostwald kurz und knapp: „Kneipen - das sind keine Restaurants“ (Ostwald 1913/14: 1150). Worauf dann noch mehrere Kontrastierungen von Ostwald folgen. Ebenso Bernd Imgrund, der die Frage „Was ist eigentlich, eine Kneipe?“ einleitend damit beantwortet: „Sie [d.h. die Kneipe] ist zum Beispiel kein Restaurant“ (Imgrund 2020: 9).</ref> da oft die Küche fehlt.


Der Betreiber einer Kneipe ist der [[Gastwirt|Wirt]], auch ''Kneipier'' [kneiˈpi̯eː] oder ''Kneiper'' genannt, oft sind noch [[Kellner]] angestellt. Die Öffnungszeiten von Kneipen werden durch die lokal gültige [[Sperrstunde]] geregelt.
Der Betreiber einer Kneipe ist der [[Gastwirt|Wirt]], auch ''Kneipier'' [kneiˈpi̯eː] oder ''Kneiper'' oder [[Budike]]r genannt, oft sind noch [[Kellner]] angestellt.


== Geschichte ==
== Kneipensterben in Deutschland ==
[[Datei:Eckkneipe in Berlin-Kreuzberg, 2009.jpg|mini|Ehemalige typische Eckkneipe in [[Berlin-Kreuzberg]], die um 2011 aufgegeben wurde (Aufnahme von 2009)]]
[[Datei:Eck- und Kiezkneipe "Zur Bierpause" in Berlin-Kreuzberg.jpg|mini|Typische Eck- und Kiezkneipe in [[Berlin-Kreuzberg]]]]
Die Kneipe war für die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert ein wichtiger Schutzraum und während des [[Sozialistengesetz|Sozialistengesetzes]] ein zentraler politischer Raum.<ref>{{Internetquelle |autor=Schulz, Josephine |url=https://www.deutschlandfunk.de/ueber-die-geschichte-der-kneipe-auch-als-politischer-schutzraum-dlf-d4f11aeb-100.html |titel=Über die Geschichte der Kneipe – auch als politischer Schutzraum |werk=Deutschlandfunk |datum=18. November 2021 |abruf=24.05.2022}}</ref> Ein Ort des Alkoholkonsums war die Kneipe auch stets.
Die Öffnungszeiten von Kneipen wurden vielfach durch eine lokal gültige [[Sperrstunde]] geregelt, die jedoch in vielen Ländern wieder abgeschafft wurde.


Seit Jahren ist eine Tendenz zu erkennen, dass die Anzahl der Kneipen und ursprünglichen Gaststätten kontinuierlich zurückgeht. Spitzenreiter des Kneipensterbens ist Hamburg, wo die Zahl der Gaststätten zwischen 2001 und 2010 um 48,1&nbsp;Prozent gesunken ist, gefolgt von Niedersachsen mit einem Verlust von 41,2&nbsp;Prozent.<ref name="welt20120409" /> Das hat mehrere Gründe: Die Menschen trinken weniger Bier, arme Leute verdienen weniger Geld und junge Menschen verleben ihre Freizeit anders.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist in einigen Ländern die Tendenz zu erkennen, dass die Anzahl der Kneipen und traditionellen Gaststätten kontinuierlich zurückgeht. Spitzenreiter des Kneipensterbens war zeitweise [[Hamburg]], wo die Zahl der Gaststätten zwischen 2001 und 2010 um 48,1&nbsp;Prozent gesunken ist, gefolgt von [[Niedersachsen]] mit einem Verlust von 41,2&nbsp;Prozent.<ref name="welt20120409" /> Das hat mehrere Gründe: Die Menschen trinken seit den 1970er Jahren weniger Bier, und junge Menschen verleben ihre Freizeit anders.


Bundesweit ging die Zahl der Schankwirtschaften in den Jahren von 2009 bis 2015 von knapp 36.700 auf rund 31.100 zurück.<ref>{{Internetquelle|autor=Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH|url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gastronomie-in-deutschland-der-schleichende-tod-der-wirtshaeuser-15204254.html|titel=Dorfleben: Das klassische Wirtshaus stirbt aus|datum=2017-09-18|zugriff=2017-09-18}}</ref>
Deutschlandweit ging die Zahl der Schankwirtschaften in den Jahren von 2009 bis 2015 von knapp 36.700 auf rund 31.100 zurück.<ref>{{Internetquelle|autor=Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH|url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gastronomie-in-deutschland-der-schleichende-tod-der-wirtshaeuser-15204254.html|titel=Dorfleben: Das klassische Wirtshaus stirbt aus|datum=2017-09-18|zugriff=2024-01-21}} (Volltext ist kostenpflichtig)</ref>


Ein Zusammenhang zwischen dem Kneipensterben und dem [[Nichtraucherschutz]] wird oft diskutiert. Im [[Bayern|Freistaat Bayern]], der 2008 als erstes Bundesland ein generelles Rauchverbot in Gaststätten verfügte, wurden bis 2015 insgesamt 24,5&nbsp;Prozent der Schankbetriebe geschlossen. Auch in den Bundesländern [[Saarland]] und [[Nordrhein-Westfalen]], die zusammen mit Bayern ca. 40 Prozent der deutschen Bevölkerung stellen, gelten strenge Rauchverbote ohne Ausnahmen für die Gastronomie. In den restlichen 13 Bundesländern existieren vergleichsweise großzügige Ausnahmen für Nebenräume von Lokalen und für Einraumgaststätten mit weniger als 75 m² Fläche, in denen keine aufwändig zubereiteten Speisen angeboten werden und Minderjährige keinen Zutritt haben.
Ein Zusammenhang zwischen dem Kneipensterben und dem [[Nichtraucherschutz]] ist nicht erkennbar; sowohl in Hamburg als auch in Niedersachsen gibt es eine Ausnahme im Gesetz, die das Rauchen in Kneipen bis 75&nbsp;m² Fläche im gesamten Lokal erlaubt. Im Freistaat Bayern, das über ein generelles Rauchverbot in Kneipen verfügt, haben im selben Zeitraum nur 24,5&nbsp;Prozent der Schankbetriebe geschlossen.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Bar (Lokal)]]
* [[Pub]]
* [[Pub]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: ''Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“'' Frankfurt 1987, ISBN 3-518-11380-1.
* Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: ''Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“'' Frankfurt 1987, ISBN 3-518-11380-1.
* [[Richard J. Evans|Richard Evans]]: ''Kneipengespräche im Kaiserreich. Die Stimmungsberichte der Hamburger Polizei'', Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-18529-6.
* Bernd Imgrund: ''Eine kleine Geschichte der Kneipe. Vom faszinierenden Treiben rund um den Tresen'' München 2020.
* Bernd Imgrund: ''Eine kleine Geschichte der Kneipe. Vom faszinierenden Treiben rund um den Tresen'' München 2020.
* Björn Kuhligk, Tom Schulz (Hrsg.): ''Das Berliner Kneipenbuch.'' Berlin 2006.
* Björn Kuhligk, Tom Schulz (Hrsg.): ''Das Berliner Kneipenbuch.'' Berlin 2006.
* [[Hans Ostwald]]: ''Berühmte Kneipen'', in: ''[[Über Land und Meer|Arena. Oktav-Ausgabe von Über Land und Meer]]'', Jg. 30 (1913/14), S. 1150–1160.
* [[Hans Ostwald]]: ''Berühmte Kneipen'', in: ''[[Über Land und Meer|Arena. Oktav-Ausgabe von Über Land und Meer]]'', Jg. 30 (1913/14), S. 1150–1160.
* [[Jörg Rössel]], Michael Hölscher: ''Soziale Milieus in Gaststätten: Eine Beobachtung.'' In: ''Sociologus'' 54, 2004, S.&nbsp;173–203.
* [[Jörg Rössel]], Michael Hölscher: ''Soziale Milieus in Gaststätten: Eine Beobachtung.'' In: ''Sociologus'' 54, 2004, S.&nbsp;173–203.
* Gudrun Schwibbe (Hrsg.): ''Kneipenkultur. Untersuchungen rund um die Theke.'' Münster 1998.
* [[Gudrun Schwibbe]] (Hrsg.): ''Kneipenkultur. Untersuchungen rund um die Theke.'' Münster 1998.
* Georg Wedemeyer: ''Kneipe & politische Kultur''. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1990, ISBN 3-89085-420-6.
* Georg Wedemeyer: ''Kneipe & politische Kultur''. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1990, ISBN 3-89085-420-6.


== Weblinks ==
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* [http://www.scheinschlagonline.de/archiv/2005/02_2005/texte/25.html ''Zwischen Umsturzgedanken und gediegenem Rausch''], Berliner Stadtzeitung Scheinschlag, Ausgabe 2, 2005, zuletzt abgerufen am 31.&nbsp;Mai 2012
* [http://www.scheinschlagonline.de/archiv/2005/02_2005/texte/25.html ''Zwischen Umsturzgedanken und gediegenem Rausch''], Berliner Stadtzeitung Scheinschlag, Ausgabe 2, 2005, zuletzt abgerufen am 31.&nbsp;Mai 2012


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Aktuelle Version vom 3. Januar 2025, 01:07 Uhr

Die Kneipe Bären in Tübingen

Die Kneipe ist eine Gaststätte, die hauptsächlich dem Konsum von Bier, aber auch anderen alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken dient.

Formalere, aber seltener verwendete Begriffe für Kneipe sind Lokal, Schänke (oder Schenke), Taverne, Spund/Spunten oder Schankwirtschaft als Gegensatz zu Speisewirtschaft (Restaurant). Eine verrufene Kneipe wird Spelunke genannt. Da in Kneipen häufig auch kleine Speisen oder Imbisse angeboten werden, ist die Grenze zum Restaurant fließend.

Heinrich Zille: In der Kneipe, Lithographie 1913

Die Bezeichnung ist eine Verkürzung des Begriffs Kneipschenke, die bereits im 18. Jahrhundert existierte. Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die so eng waren, dass die Gäste zusammengedrückt sitzen mussten. Das im Mitteldeutschen belegte Verb kneipen für „zusammendrücken“ ist ein Lehnwort aus dem mittelniederdeutschen Wort knīpen (vgl. die moderne niederdeutsche Form kniepen), das mit hochdeutsch kneifen urverwandt ist.[1]

Die Bezeichnung „Kneipe“ ist zum Beispiel 1781 bei Christian Wilhelm Kindleben für „eine Bierschenke“ belegt. Augustin spricht in seinem „Idiotikon der Burschensprache“ (1791) bereits von einem „Wirthshaus“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wort in der studentischen Kneipe als Eindeutschung des früher gebrauchten Wortes „Kommers“ in der Studentensprache verwendet. C. B von Ragotzky verfasste 1831 sein Werk Der flotte Bursch, in welchem die Erklärung von „Kneipe“ der heutigen Bedeutung entspricht: „Kneipe wird im allgemeinen jedes Wirtshaus genannt […]“.

Die Redewendung „eine Kneipentour machen“ bezeichnet den mit entsprechendem Alkoholkonsum einhergehenden Besuch mehrerer Kneipen nacheinander. Dabei wird gelegentlich unterstellt, dass der Gast wegen seiner Trunkenheit oder weil er nicht zahlen konnte aus einer Kneipe herausgeworfen wurde und deshalb eine andere aufsucht.

Andere Bezeichnungen

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Sportkneipe Panenka in Berlin-Friedrichshain

In Österreich gibt es die Bezeichnung Beisl, in der deutschsprachigen Schweiz und dem Saarland Beiz (eher neutral), in der deutschsprachigen Schweiz Spunten oder Knelle (abwertend), in Altbayern Boazn und teilweise in Baden-Württemberg Boitz. Diese Bezeichnungen leiten sich aus dem Jiddischen bajis für Haus (hebr. beijt) her.

In der Oberlausitz wird das aus dem Sorbischen stammende Wort Kretscham verwendet. Im Ruhrgebiet ist Pinte geläufig, bezeichnet nach einem in Deutschland heute nicht mehr erlaubten Schankmaß, der Pinte.[2]

Schänke weist auf den Ausschank als Hauptmerkmal einer Kneipe hin.

Als Bumslokal oder Bums(e) (österr.: Bums’n, auch Rumms’n) wird eine Kneipe „zweifelhafter Art“[3] mit lauter Tanzmusik bezeichnet, die keine Diskothek ist. Abwertend sind die Ausdrücke Spelunke und Kaschemme für eine heruntergekommene Kneipe.

Einrichtung und Betrieb

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Typisch für Kneipen ist der Ausschank von Fassbier am Tresen, an welchem Gäste häufig sitzen können. Im Gastraum befinden sich dann weitere Tische und Stühle. Teilweise gehören zur Einrichtung einer Kneipe auch Spielgeräte wie Billardtische, Kicker, Dartscheiben, Flipper oder Spielautomaten. Viele Kneipen haben auch Fernsehgeräte, in denen beispielsweise Fußballspiele öffentlich gezeigt werden. In einigen Kneipen hängt ein Sparschrank, in den Mitglieder lokaler Sparklubs regelmäßig Bargeld stecken. Kneipen dienen häufig zudem als Treffpunkte anderer Vereine, die dort einen regelmäßigen Stammtisch abhalten, manchmal finden sich daher in den Kneipen Objekte, die diesen Vereinen gehören oder auf ihre Tätigkeiten verweisen wie etwa Vereinsfahnen oder Pokale. Zu manchen Kneipen gehört auch ein von der eigentlichen Gaststube getrennter, separater Raum oder Saal der für Vereinstreffen oder Familienfeiern vermietet wird.

In Darstellungen wird oftmals die Kneipe als Einrichtung explizit von einem Restaurant abgegrenzt,[4] da oft die Küche fehlt.

Der Betreiber einer Kneipe ist der Wirt, auch Kneipier [kneiˈpi̯eː] oder Kneiper oder Budiker genannt, oft sind noch Kellner angestellt.

Typische Eck- und Kiezkneipe in Berlin-Kreuzberg

Die Kneipe war für die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert ein wichtiger Schutzraum und während des Sozialistengesetzes ein zentraler politischer Raum.[5] Ein Ort des Alkoholkonsums war die Kneipe auch stets. Die Öffnungszeiten von Kneipen wurden vielfach durch eine lokal gültige Sperrstunde geregelt, die jedoch in vielen Ländern wieder abgeschafft wurde.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist in einigen Ländern die Tendenz zu erkennen, dass die Anzahl der Kneipen und traditionellen Gaststätten kontinuierlich zurückgeht. Spitzenreiter des Kneipensterbens war zeitweise Hamburg, wo die Zahl der Gaststätten zwischen 2001 und 2010 um 48,1 Prozent gesunken ist, gefolgt von Niedersachsen mit einem Verlust von 41,2 Prozent.[6] Das hat mehrere Gründe: Die Menschen trinken seit den 1970er Jahren weniger Bier, und junge Menschen verleben ihre Freizeit anders.

Deutschlandweit ging die Zahl der Schankwirtschaften in den Jahren von 2009 bis 2015 von knapp 36.700 auf rund 31.100 zurück.[7]

Ein Zusammenhang zwischen dem Kneipensterben und dem Nichtraucherschutz wird oft diskutiert. Im Freistaat Bayern, der 2008 als erstes Bundesland ein generelles Rauchverbot in Gaststätten verfügte, wurden bis 2015 insgesamt 24,5 Prozent der Schankbetriebe geschlossen. Auch in den Bundesländern Saarland und Nordrhein-Westfalen, die zusammen mit Bayern ca. 40 Prozent der deutschen Bevölkerung stellen, gelten strenge Rauchverbote ohne Ausnahmen für die Gastronomie. In den restlichen 13 Bundesländern existieren vergleichsweise großzügige Ausnahmen für Nebenräume von Lokalen und für Einraumgaststätten mit weniger als 75 m² Fläche, in denen keine aufwändig zubereiteten Speisen angeboten werden und Minderjährige keinen Zutritt haben.

  • Franz Dröge, Thomas Krämer-Badoni: Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“ Frankfurt 1987, ISBN 3-518-11380-1.
  • Richard Evans: Kneipengespräche im Kaiserreich. Die Stimmungsberichte der Hamburger Polizei, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-18529-6.
  • Bernd Imgrund: Eine kleine Geschichte der Kneipe. Vom faszinierenden Treiben rund um den Tresen München 2020.
  • Björn Kuhligk, Tom Schulz (Hrsg.): Das Berliner Kneipenbuch. Berlin 2006.
  • Hans Ostwald: Berühmte Kneipen, in: Arena. Oktav-Ausgabe von Über Land und Meer, Jg. 30 (1913/14), S. 1150–1160.
  • Jörg Rössel, Michael Hölscher: Soziale Milieus in Gaststätten: Eine Beobachtung. In: Sociologus 54, 2004, S. 173–203.
  • Gudrun Schwibbe (Hrsg.): Kneipenkultur. Untersuchungen rund um die Theke. Münster 1998.
  • Georg Wedemeyer: Kneipe & politische Kultur. Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler 1990, ISBN 3-89085-420-6.
Commons: Kneipe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kneipe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Beiz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage, S. 503, ISBN 978-3-11-017473-1.
  2. Wissen.de: Worterklärung zum Wort Pinte. 18. August 2018, abgerufen am 18. August 2018.
  3. dtv-Lexikon, Februar 1976, ISBN 3-423-03053-4, Band 3, S. 18.
  4. So heißt es beispielsweise zu Beginn des Berühmte Kneipen-Aufsatzes von Hans Ostwald kurz und knapp: „Kneipen - das sind keine Restaurants“ (Ostwald 1913/14: 1150). Worauf dann noch mehrere Kontrastierungen von Ostwald folgen. Ebenso Bernd Imgrund, der die Frage „Was ist eigentlich, eine Kneipe?“ einleitend damit beantwortet: „Sie [d.h. die Kneipe] ist zum Beispiel kein Restaurant“ (Imgrund 2020: 9).
  5. Schulz, Josephine: Über die Geschichte der Kneipe – auch als politischer Schutzraum. In: Deutschlandfunk. 18. November 2021, abgerufen am 24. Mai 2022.
  6. Martina Goy: Kneipensterben: Zahl der Gaststätten um 48 Prozent gesunken. In: WELT online. 9. April 2012, abgerufen am 31. Mai 2012.
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: Dorfleben: Das klassische Wirtshaus stirbt aus. 18. September 2017, abgerufen am 21. Januar 2024. (Volltext ist kostenpflichtig)