„Das Große Jüngste Gericht“ – Versionsunterschied

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'''Das Große Jüngste Gericht''' ist ein [[Ölgemälde]] aus der Werkstatt [[Peter Paul Rubens]]', das [[1617]] fertiggestellt wurde. Es ist das größte Bild, das Rubens je gemalt hat. Die Höhe beträgt 6,085 und die Breite 4,635 Meter. Die [[Leinwand]]bahnen sind mehrfach zusammengenäht. Es ist das erste von mehreren thematisch ähnlichen Werken Rubens'; 1619<ref name="nnf" /> folgte das sogenannte „Kleine Jüngste Gericht“ und 1620 „[[Der Höllensturz der Verdammten]]“.
'''Das Große Jüngste Gericht''' ist ein [[Ölgemälde]] aus der Werkstatt [[Peter Paul Rubens]], das [[1617]] fertiggestellt wurde. Es ist das größte Bild, das Rubens je gemalt hat. Die Höhe beträgt 6,085 und die Breite 4,635 Meter. Die [[Leinwand]]bahnen sind mehrfach zusammengenäht. Es ist das erste von mehreren thematisch ähnlichen Werken Rubens’; 1619<ref name="nnf" /> folgte das sogenannte „[[Das Kleine Jüngste Gericht|Kleine Jüngste Gericht]]“ und 1620 „[[Der Höllensturz der Verdammten]]“.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]], die Scheidung nach dem Tode in christlicher Vorstellung, wird auf eine lebendige und dramatische Art vermittelt. An der Spitze des Bildaufbaus befindet sich der richtende Jesus, zu seiner Rechten steht [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]. Zu seiner Linken, vom Betrachter aus rechts, steht [[Mose]] mit Gesetzestafeln in der Hand. Auf der linken Bildhälfte befinden sich die Gläubigen, die in den [[Himmel (Religion)|Himmel]] dürfen, auf der rechten Seite die ungläubigen bzw. versündigten Verdammten. Am unteren Rand befinden sich die Verstorbenen und Sterbenden.
Das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]], die Scheidung nach dem Tode in christlicher Vorstellung, wird auf eine lebendige und dramatische Art vermittelt. An der Spitze des Bildaufbaus befindet sich der richtende Jesus, zu seiner Rechten steht [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]. Zu seiner Linken, vom Betrachter aus rechts, steht [[Mose]] mit [[Zehn Gebote|Gesetzestafeln]] in der Hand (der thematisch eigentlich nichts mit dem Jüngsten Gericht gemein hat). Auf der linken Bildhälfte befinden sich die Gläubigen, die in den [[Himmel (Religion)|Himmel]] kommen, auf der rechten Seite die ungläubigen bzw. versündigten Verdammten. Am unteren Rand befinden sich die Verstorbenen, die noch selektiert werden. Es handelt sich um das zweitgrößte Gemälde in dem Museum nach Kaulbachs [[Die Zerstörung Jerusalems durch Titus (Kaulbach)|Zerstörung Jerusalems durch Titus]].


== Geschichte des Gemäldes ==
== Geschichte des Gemäldes ==
Es wird vermutet, dass zehn bis zwanzig Künstler an dem Bild gearbeitet haben; die einzige Signatur auf dem Bild ist jedoch die von Rubens. Der Entwurf und die letzten Nuancen wurden vom Meister besorgt.
Es wird vermutet, dass zehn bis zwanzig Künstler an dem Bild gearbeitet haben; die einzige Signatur auf dem Bild ist jedoch die von Rubens. Der Entwurf und die letzten Nuancen wurden vom Meister besorgt.


Das Bild war eine [[Auftragsarbeit]] für [[Wolfgang Wilhelm (Pfalz-Neuburg)|Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg]].<ref>{{Internetquelle| autor=Thomas Aniol| hrsg=Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen| url=http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/neuburg1.htm| titel=Schloss Neuburg. Staatsgalerie – Flämische Barockmalerei| zugriff=2013-04-13}}</ref> Es sollte als [[Altarretabel|Altarbild]] des Hochaltars in der Hofkirche zu [[Neuburg an der Donau]] dienen, die 1618 im Zuge der Gegenreformation an die [[Jesuiten]] übergeben wurde. Seine Kolossalität und sein Bildprogramm sind vor dem Hintergrund des heraufziehenden [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] und der Gegenreformation, die im Fürstentum [[Pfalz-Neuburg]] mit großer Härte vorangetrieben wurde, zu verstehen. Das Motiv des Weltgerichts war neben demjenigen des Engelsturzes durch den Erzengel Michael das beliebteste Symbol gegenreformatorischer Propaganda. Das Gemälde erregte allerdings wegen der abgebildeten nackten Körper Anstoß und wurde teilweise verhängt, bis es schließlich der Enkel des Stifters, [[Johann Wilhelm (Pfalz)|Johann Wilhelm]], 1692 in die [[Gemäldegalerie Düsseldorf|Düsseldorfer Galerie]] brachte.<ref name="pina" />
Das Bild sowie zwei zugehörige Seitenteile waren eine [[Auftragsarbeit]] für [[Wolfgang Wilhelm (Pfalz-Neuburg)|Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg]]<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Aniol |url=https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/neuburg1.htm |titel=Schloss Neuburg. Staatsgalerie – Flämische Barockmalerei |hrsg=Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen |abruf=2013-04-13}}</ref> und sollten als [[Altarretabel|Altarbild]] des Hochaltars in der [[Hofkirche (Neuburg an der Donau)|Hofkirche]] zu [[Neuburg an der Donau]] dienen, die 1618 im Zuge der Gegenreformation an die [[Jesuiten]] übergeben wurde. Die Kolossalität des Bildes und das Bildprogramm sind vor dem Hintergrund des heraufziehenden [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] und der Gegenreformation, die im Fürstentum [[Pfalz-Neuburg]] mit großer Härte vorangetrieben wurde, zu verstehen. Das Motiv des Weltgerichts war neben demjenigen des Engelsturzes durch den Erzengel Michael das beliebteste Symbol gegenreformatorischer Propaganda. Das Gemälde erregte allerdings wegen der abgebildeten nackten Körper Anstoß und wurde teilweise verhängt, bis es schließlich der Enkel des Stifters, [[Johann Wilhelm (Pfalz)|Johann Wilhelm]], 1692 in die [[Gemäldegalerie Düsseldorf|Düsseldorfer Galerie]] brachte.<ref name="pina" />
[[File:Das Große Jüngste Gericht in der Alten Pinakothek.JPG|thumb|Ausstellung des Gemäldes]]
[[Datei:Das Große Jüngste Gericht in der Alten Pinakothek.JPG|mini|[[Hängung (Kunst)|Hängung]]]]


Nachdem der pfälzische Kurfürst [[Karl Theodor (Pfalz und Bayern)|Karl Theodor]] 1777 die bayerische Thronfolge angetreten und seinen Hof nach München verlegt hatte, wurden zunächst die Mannheimer und Zweibrücker Galerien und unter seinem Nachfolger [[Maximilian IV. Joseph]] schließlich 1805/06 auch die Düsseldorfer Galerie in die bayerische Hauptstadt überführt. Dort war das Große Jüngste Gericht zunächst in der Galerie in den [[Hofgartenarkaden]] untergebracht.<ref>{{BibISBN|3778751255|Seite=90}}</ref> Es befindet sich heute in der [[Alte Pinakothek|Alten Pinakothek]] und ist das größte Bild des Museums (Inv.-Nr. 890<ref name="pina" />). Es ist zentral in Saal VII im ersten Obergeschoss platziert. Dieser so genannte „Rubenssaal“, der mit seiner dem Bild gegenüberliegenden und auf dieses Bezug nehmenden Triumphpforte eigens für das Gemälde konzipiert wurde, ist wiederum der größte Saal des Museums. Das Gemälde ist das einzige, das noch an der gleichen Stelle platziert ist wie bei der Gründung des Museums im Jahre 1836.
Nachdem der pfälzische Kurfürst [[Karl Theodor (Pfalz und Bayern)|Karl Theodor]] 1777 die bayerische Thronfolge angetreten und seinen Hof nach München verlegt hatte, wurden zunächst die Mannheimer und Zweibrücker Galerien und unter seinem Nachfolger [[Maximilian&nbsp;IV. Joseph]] schließlich 1805/06 auch die Düsseldorfer Galerie in die bayerische Hauptstadt überführt. Dort war das Große Jüngste Gericht zunächst in der Galerie in den [[Hofgartenarkaden]] untergebracht.<ref>{{BibISBN|3778751255|Seite=90}}</ref> Es befindet sich heute in der [[Alte Pinakothek|Alten Pinakothek]] und ist das größte Bild des Museums (Inv.-Nr. 890<ref name="pina" />). Es ist zentral in Saal&nbsp;VII im ersten Obergeschoss platziert. Dieser so genannte „Rubenssaal“, der mit seiner dem Bild gegenüberliegenden und auf dieses Bezug nehmenden Triumphpforte eigens für das Gemälde konzipiert wurde, ist wiederum der größte Saal des Museums. Das Gemälde ist das einzige, das noch an der gleichen Stelle platziert ist wie bei der Gründung des Museums im Jahre 1836.

Die beiden Seitenteile, die die ''Anbetung der Hirten'' und die ''Ausgießung des heiligen Geistes'' zeigen, befinden sich in der [[Staatsgalerie Neuburg]].


== Rezeption ==
== Rezeption ==
[[Jacob Burckhardt]] beurteilt das Gemälde eher abschätzig als {{Zitat|Michelangelesk und doch frei von Michelangelo: der Pan-Teufel der sich rechts mit den zwei Weibern davon macht; oben dießmal eine wahre und herrliche Glorie von Seligen des alten und neuen Bundes: Adam und Eva (diese altoberdeutsch unschuldig), Moses, Maria (herrlich schön, sich tief neigend), Petrus, Johannes der Täufer etc. Petrus und Moses als Flügelmänner; Christus (Jupiter) etwas theatralisch...|Jacob Burckhardt|Peter Paul Rubens. Die letzten Dinge|ref=<ref name="bur">{{BibISBN|9783406531347|Seite=406}}</ref>}}
[[Jacob Burckhardt]] beurteilt das Gemälde eher abschätzig als {{Zitat|Michelangelesk und doch frei von Michelangelo: der Pan-Teufel der sich rechts mit den zwei Weibern davon macht; oben dießmal eine wahre und herrliche Glorie von Seligen des alten und neuen Bundes: Adam und Eva (diese altoberdeutsch unschuldig), Moses, Maria (herrlich schön, sich tief neigend), Petrus, Johannes der Täufer etc. Petrus und Moses als Flügelmänner; Christus (Jupiter) etwas theatralisch...|Jacob Burckhardt|Peter Paul Rubens. Die letzten Dinge|ref=<ref name="bur">{{BibISBN|3406531342|Seite=406}}</ref>}}


Hingegen erscheint die thronende Christusfigur, die {{"|sich den Erlösten zuwendet, sie gleichsam liebevoll in das Paradies einlädt, ohne jedoch zugleich die Verdammten strafend zurückzustoßen}} der Theologin Mareike Hartmann {{"|sehr menschlich und zart}}. Dadurch erhalte {{"|das Gerichtsbild eine sehr positive Grundstimmung}} – jedenfalls im Vergleich zur düsteren Sicht des später entstandenen kleinen Jüngsten Gerichts und des Höllensturzes.<ref name="har" />
Hingegen erscheint die thronende Christusfigur, die {{"|sich den Erlösten zuwendet, sie gleichsam liebevoll in das Paradies einlädt, ohne jedoch zugleich die Verdammten strafend zurückzustoßen}} der Theologin Mareike Hartmann {{"|sehr menschlich und zart}}. Dadurch erhalte {{"|das Gerichtsbild eine sehr positive Grundstimmung}} – jedenfalls im Vergleich zur düsteren Sicht des später entstandenen kleinen Jüngsten Gerichts und des Höllensturzes.<ref name="har" />

== Literatur ==
* [[Hans Gerhard Evers]]: ''Peter Paul Rubens.'' F. Bruckmann, München 1942, 528 S., 272 Abb., 4 Farbtafeln (Flämische Ausgabe bei De Sikkel, Antwerpen 1946).
* [[Hans Gerhard Evers]]: ''Rubens und sein Werk. Neue Forschungen.'' De Lage Landen, Brüssel 1943.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/Dj4mkQbL5A/peter-paul-rubens/das-grosse-juengste-gericht Das Werk in der Online-Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen]
* {{Internetquelle| hrsg=Bayerische Staatsbibliothek| titel=Peter Paul Rubens (1577–1640): Das Große Jüngste Gericht| werk=bavarikon|url=http://bavarikon.de/de/image/kpbO-BSG-OBJ-0000000000000070|zugriff=2013-04-16}}
* {{Internetquelle |url=https://www.bavarikon.de/object/bav:BSG-OBJ-0000000000000070 |titel=Peter Paul Rubens (1577–1640): Das Große Jüngste Gericht |werk=bavarikon |hrsg=Bayerische Staatsbibliothek |abruf=2016-12-13}}
* Julie Metzdorf: [https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/rubens-das-grosse-juengste-gericht/1842049 ''Rubens – Das Große Jüngste Gericht''] [[Bayern&nbsp;2]] [[Radiowissen]]. Ausstrahlung am 23. November 2021 (Podcast)


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="nnf">
<ref name="nnf">nach neueren Untersuchungen möglicherweise erst um 1628, vgl. z.B. {{Literatur| Autor=Mareike Hartmann| Titel=Höllen-Szenarien| TitelErg=Eine Analyse des Höllenverständnisses verschiedener Epochen anhand von Höllendarstellungen| Reihe=Ästhetik – Theologie – Liturgik| Band=Band 32| Verlag=[[Lit Verlag|Lit]]| Ort=Münster| Jahr=2005| Seiten=60| Online=[http://books.google.de/books?id=h-1_G83U4hQC&pg=PA60 Digitalisat]|ISBN=3-8258-7681-0| DNB=973434066| Zugriff=2013-04-13}}</ref>
nach neueren Untersuchungen möglicherweise erst um 1628, vgl. z.&nbsp;B. {{Literatur |Autor=Mareike Hartmann |Titel=Höllen-Szenarien |TitelErg=Eine Analyse des Höllenverständnisses verschiedener Epochen anhand von Höllendarstellungen |Reihe=Ästhetik – Theologie – Liturgik |BandReihe=32 |Verlag=[[Lit Verlag|Lit]] |Ort=Münster |Datum=2005 |ISBN=3-8258-7681-0 |Seiten=60 |Online={{Google Buch | BuchID=h-1_G83U4hQC | Seite=60}}}}
<ref name="pina">{{Internetquelle| hrsg=Bayerische Staatsgemäldesammlungen| url=http://www.pinakothek.de/peter-paul-rubens/das-grosse-juengste-gericht| titel=Das Große Jüngste Gericht| werk=Die Pinakotheken im Kunstareal München| zugriff=2013-04-13}}</ref>
</ref>
<ref name="har">{{Literatur| Autor=Hartmann| Titel=Höllen-Szenarien| Jahr=2005| Seiten=[http://books.google.de/books?id=h-1_G83U4hQC&pg=PA59 59]}}</ref>
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{{Internetquelle |url=https://www.pinakothek.de/kunst/peter-paul-rubens/das-grosse-juengste-gericht |titel=Das Große Jüngste Gericht |werk=Die Pinakotheken im Kunstareal München |hrsg=Bayerische Staatsgemäldesammlungen |abruf=2016-12-28}}
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{{Literatur |Autor=Hartmann |Titel=Höllen-Szenarien |Datum=2005 |Seiten=59 |Online={{Google Buch | BuchID=h-1_G83U4hQC | Seite=59}}}}
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[[Kategorie:Gemälde (17. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Kunstwerk des Barock]]
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[[Kategorie:Jüngstes Gericht]]
[[Kategorie:Barockgemälde]]
[[Kategorie:Jüngstes Gericht in der Kunst]]
[[Kategorie:Gemälde (Katholizismus)]]

Aktuelle Version vom 26. August 2024, 17:32 Uhr

Das Große Jüngste Gericht (Peter Paul Rubens)
Das Große Jüngste Gericht
Peter Paul Rubens, 1617
Öl auf Leinwand
608,5 × 463,5 cm
Alte Pinakothek
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Das Große Jüngste Gericht ist ein Ölgemälde aus der Werkstatt Peter Paul Rubens’, das 1617 fertiggestellt wurde. Es ist das größte Bild, das Rubens je gemalt hat. Die Höhe beträgt 6,085 und die Breite 4,635 Meter. Die Leinwandbahnen sind mehrfach zusammengenäht. Es ist das erste von mehreren thematisch ähnlichen Werken Rubens’; 1619[1] folgte das sogenannte „Kleine Jüngste Gericht“ und 1620 „Der Höllensturz der Verdammten“.

Das Jüngste Gericht, die Scheidung nach dem Tode in christlicher Vorstellung, wird auf eine lebendige und dramatische Art vermittelt. An der Spitze des Bildaufbaus befindet sich der richtende Jesus, zu seiner Rechten steht Maria. Zu seiner Linken, vom Betrachter aus rechts, steht Mose mit Gesetzestafeln in der Hand (der thematisch eigentlich nichts mit dem Jüngsten Gericht gemein hat). Auf der linken Bildhälfte befinden sich die Gläubigen, die in den Himmel kommen, auf der rechten Seite die ungläubigen bzw. versündigten Verdammten. Am unteren Rand befinden sich die Verstorbenen, die noch selektiert werden. Es handelt sich um das zweitgrößte Gemälde in dem Museum nach Kaulbachs Zerstörung Jerusalems durch Titus.

Geschichte des Gemäldes

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Es wird vermutet, dass zehn bis zwanzig Künstler an dem Bild gearbeitet haben; die einzige Signatur auf dem Bild ist jedoch die von Rubens. Der Entwurf und die letzten Nuancen wurden vom Meister besorgt.

Das Bild sowie zwei zugehörige Seitenteile waren eine Auftragsarbeit für Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg[2] und sollten als Altarbild des Hochaltars in der Hofkirche zu Neuburg an der Donau dienen, die 1618 im Zuge der Gegenreformation an die Jesuiten übergeben wurde. Die Kolossalität des Bildes und das Bildprogramm sind vor dem Hintergrund des heraufziehenden Dreißigjährigen Krieges und der Gegenreformation, die im Fürstentum Pfalz-Neuburg mit großer Härte vorangetrieben wurde, zu verstehen. Das Motiv des Weltgerichts war neben demjenigen des Engelsturzes durch den Erzengel Michael das beliebteste Symbol gegenreformatorischer Propaganda. Das Gemälde erregte allerdings wegen der abgebildeten nackten Körper Anstoß und wurde teilweise verhängt, bis es schließlich der Enkel des Stifters, Johann Wilhelm, 1692 in die Düsseldorfer Galerie brachte.[3]

Hängung

Nachdem der pfälzische Kurfürst Karl Theodor 1777 die bayerische Thronfolge angetreten und seinen Hof nach München verlegt hatte, wurden zunächst die Mannheimer und Zweibrücker Galerien und unter seinem Nachfolger Maximilian IV. Joseph schließlich 1805/06 auch die Düsseldorfer Galerie in die bayerische Hauptstadt überführt. Dort war das Große Jüngste Gericht zunächst in der Galerie in den Hofgartenarkaden untergebracht.[4] Es befindet sich heute in der Alten Pinakothek und ist das größte Bild des Museums (Inv.-Nr. 890[3]). Es ist zentral in Saal VII im ersten Obergeschoss platziert. Dieser so genannte „Rubenssaal“, der mit seiner dem Bild gegenüberliegenden und auf dieses Bezug nehmenden Triumphpforte eigens für das Gemälde konzipiert wurde, ist wiederum der größte Saal des Museums. Das Gemälde ist das einzige, das noch an der gleichen Stelle platziert ist wie bei der Gründung des Museums im Jahre 1836.

Die beiden Seitenteile, die die Anbetung der Hirten und die Ausgießung des heiligen Geistes zeigen, befinden sich in der Staatsgalerie Neuburg.

Jacob Burckhardt beurteilt das Gemälde eher abschätzig als

„Michelangelesk und doch frei von Michelangelo: der Pan-Teufel der sich rechts mit den zwei Weibern davon macht; oben dießmal eine wahre und herrliche Glorie von Seligen des alten und neuen Bundes: Adam und Eva (diese altoberdeutsch unschuldig), Moses, Maria (herrlich schön, sich tief neigend), Petrus, Johannes der Täufer etc. Petrus und Moses als Flügelmänner; Christus (Jupiter) etwas theatralisch...“

Jacob Burckhardt: Peter Paul Rubens. Die letzten Dinge[5]

Hingegen erscheint die thronende Christusfigur, die „sich den Erlösten zuwendet, sie gleichsam liebevoll in das Paradies einlädt, ohne jedoch zugleich die Verdammten strafend zurückzustoßen“ der Theologin Mareike Hartmann „sehr menschlich und zart“. Dadurch erhalte „das Gerichtsbild eine sehr positive Grundstimmung“ – jedenfalls im Vergleich zur düsteren Sicht des später entstandenen kleinen Jüngsten Gerichts und des Höllensturzes.[6]

  • Hans Gerhard Evers: Peter Paul Rubens. F. Bruckmann, München 1942, 528 S., 272 Abb., 4 Farbtafeln (Flämische Ausgabe bei De Sikkel, Antwerpen 1946).
  • Hans Gerhard Evers: Rubens und sein Werk. Neue Forschungen. De Lage Landen, Brüssel 1943.

Einzelnachweise

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  1. nach neueren Untersuchungen möglicherweise erst um 1628, vgl. z. B. Mareike Hartmann: Höllen-Szenarien. Eine Analyse des Höllenverständnisses verschiedener Epochen anhand von Höllendarstellungen (= Ästhetik – Theologie – Liturgik. Band 32). Lit, Münster 2005, ISBN 3-8258-7681-0, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Thomas Aniol: Schloss Neuburg. Staatsgalerie – Flämische Barockmalerei. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, abgerufen am 13. April 2013.
  3. a b Das Große Jüngste Gericht. In: Die Pinakotheken im Kunstareal München. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 28. Dezember 2016.
  4. Josef Hugo Biller, Hans-Peter Rasp: München Kunst & Kultur. Stadtführer und Handbuch. 15., völlig neu bearbeitete Auflage. Ludwig, München 2003, ISBN 3-7787-5125-5, S. 90.
  5. Jacob Burckhardt: Neuere Kunst seit 1550. In: Eva Mongi-Vollmer, Wilhelm Schlink (Hrsg.): Werke. Kritische Gesamtausgabe. Band 18. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-53134-2, S. 406 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Hartmann: Höllen-Szenarien. 2005, S. 59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).