„Deutsche Kolonialgesellschaft“ – Versionsunterschied

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| Gründungsdatum = 19. Dezember 1887
| Gründungsdatum = 19. Dezember 1887
| Auflösungsdatum = 1933
| Auflösungsdatum = 1933
| Auflösungsgrund = in [[Reichskolonialbund]] aufgegangen
| Auflösungsgrund = im [[Reichskolonialbund]] aufgegangen
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[[Datei:DKG-Logo.gif|mini|150px|rechts|Das Logo der DKG]]
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[[Datei:09050251 Berlin Tiergarten, Am Karlsbad 10 005 (retuschiert).jpg|mini|Berliner ''Afrikahaus'', Am Karlsbad 10: ehemals Sitz der DKG, Foto 2012]]
[[Datei:09050251 Berlin Tiergarten, Am Karlsbad 10 005 (retuschiert).jpg|mini|Berliner ''Afrikahaus'', Am Karlsbad 10, ehemals Sitz der DKG, 2012]]

Die '''Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG)''' wurde am [[19. Dezember]] [[1887]] durch die Verschmelzung des [[Deutscher Kolonialverein (1882)|Deutschen Kolonialvereins]] und der [[Gesellschaft für Deutsche Kolonisation]] mit Sitz in [[Berlin]] gebildet. Die zivilgesellschaftliche Gruppierung hatte sich das Ziel gesetzt, den „kolonialen Gedanken“ in der deutschen Gesellschaft zu verbreiten. Die Tätigkeit galt sowohl der Kolonialpropaganda als auch der praktischen Arbeit in den Kolonien. Die bis 1913/1914 auf 43.000 Personen angestiegenen Mitglieder kamen „vornehmlich aus dem gehobenen Mittelstand, aber auch eine große Zahl v. a. rheinisch-westfälischer Schwerindustrieller, Großbankiers, andere Vertreter der Großindustrie, des Hochadels, Adels wie auch des Beamtentums gehörten der Gesellschaft“ an.<ref>[https://www.bundesarchiv.de/findbuecher/rlg_findm/findb/R8023-18139.xml Findbuch Bundesarchiv R 8023]</ref>
Die '''Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG)''' wurde am [[19. Dezember]] [[1887]] durch die Verschmelzung des [[Deutscher Kolonialverein (1882)|Deutschen Kolonialvereins]] und der [[Gesellschaft für Deutsche Kolonisation]] mit Sitz in [[Berlin]] gebildet. Die zivilgesellschaftliche Gruppierung hatte sich u.&nbsp;a. das Ziel gesetzt, „im Dienste des Vaterlandes die Erkenntnisse von der Notwendigkeit deutscher Kolonien zum Gemeingut des deutschen Volkes zu machen“. Die Tätigkeit galt sowohl der Kolonialpropaganda als auch der praktischen Arbeit in den Kolonien. Die bis 1913/1914 auf 43.000 Personen angestiegenen Mitglieder kamen „vornehmlich aus dem gehobenen Mittelstand, aber auch eine große Zahl v. a. rheinisch-westfälischer Schwerindustrieller, Großbankiers, andere Vertreter der Großindustrie, des Hochadels, Adels wie auch des Beamtentums gehörten der Gesellschaft“ an.<ref>[https://www.bundesarchiv.de/findbuecher/rlg_findm/findb/R8023-18139.xml Findbuch Bundesarchiv R 8023].</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Deutsche Kolonialgesellschaft 1907 (retuschiert).jpg|mini|Teilnehmer der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft in Worms bei einem Ausflug nach Neustadt/Haardt im Jahr 1907 (Bildmitte im hellen Anzug Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Präsident der Gesellschaft; rechts daneben der Wirkliche Geheime Rat Dr. Neumayer)]]
[[Datei:Deutsche Kolonialgesellschaft 1907 (retuschiert).jpg|mini|Teilnehmer der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft in Worms bei einem Ausflug nach Neustadt/Haardt im Jahr 1907 (Bildmitte im hellen Anzug Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Präsident der Gesellschaft; rechts daneben der Wirkliche Geheime Rat Dr. Neumayer)]]

Die Gesellschaft war im [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] eine einflussreiche Organisation. An ihrer Spitze standen bekannte Persönlichkeiten, darunter als erster Präsident und späterer Ehrenpräsident [[Hermann zu Hohenlohe-Langenburg|Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg]], der Statthalter von [[Elsass-Lothringen]] und als Präsident ab 1895 Herzog [[Johann Albrecht zu Mecklenburg]], ab 1920 [[Theodor Seitz]] und ab 1930 [[Heinrich Schnee]]. Als Vizepräsidenten wirkten neben [[Carl Peters]] (1887–1889)<ref>https://www.deutsche-biographie.de/sfz94886.html</ref> u. a. mehrere [[Mitglied des Reichstages|Reichstagsabgeordnete]], später auch [[Konrad Adenauer]].
Die Gesellschaft war im [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] eine einflussreiche Organisation. An ihrer Spitze standen bekannte Persönlichkeiten, darunter als erster Präsident und späterer Ehrenpräsident [[Hermann zu Hohenlohe-Langenburg|Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg]], der Statthalter von [[Elsass-Lothringen]], ab 1895 Herzog [[Johann Albrecht zu Mecklenburg]], ab 1920 [[Theodor Seitz]] und ab 1930 [[Heinrich Schnee]]. Als Vizepräsidenten wirkten neben [[Carl Peters]] (1887–1889)<ref>{{Deutsche Biographie |SFZ=94886 |Name=Peters, Carl (Pseudonym C. Fels) |Abruf=2022-07-23}}</ref> u. a. mehrere [[Mitglied des Reichstages|Reichstagsabgeordnete]], später auch [[Konrad Adenauer]].


Die Mitgliederzahl betrug im Gründungsjahr 15.000 und stieg bis 1914 auf 43.000. Zu den führenden Mitgliedern gehörten [[Henry Axel Bueck]], Geschäftsführer des [[Zentralverband Deutscher Industrieller|Zentralverbandes Deutscher Industrieller]] und der rheinische Großbankier [[August Karl von der Heydt|August Karl Freiherr von der Heydt]].
Die Mitgliederzahl betrug im Gründungsjahr 15.000 und stieg bis 1914 auf 43.000. Zu den führenden Mitgliedern gehörten [[Henry Axel Bueck]], Geschäftsführer des [[Zentralverband Deutscher Industrieller|Zentralverbandes Deutscher Industrieller]] und der rheinische Großbankier [[August Karl von der Heydt|August Karl Freiherr von der Heydt]].
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Die Ziele der Gesellschaft waren gemäß der Satzung das Eintreten für eine expansive Kolonialpolitik, die Absicherung der bestehenden deutschen Kolonien sowie die Stärkung ihrer wirtschaftlichen Nutzung und wissenschaftlichen Erforschung. Ausdrückliches Ziel war auch die Gewinnung aller „Parteien im Deutschen Reiche für die deutsch-koloniale Sache“.<ref>§ 1 lit. c der Satzung.</ref>
Die Ziele der Gesellschaft waren gemäß der Satzung das Eintreten für eine expansive Kolonialpolitik, die Absicherung der bestehenden deutschen Kolonien sowie die Stärkung ihrer wirtschaftlichen Nutzung und wissenschaftlichen Erforschung. Ausdrückliches Ziel war auch die Gewinnung aller „Parteien im Deutschen Reiche für die deutsch-koloniale Sache“.<ref>§ 1 lit. c der Satzung.</ref>


Sitz der DKG war seit April 1911 das auf Initiative des langjährigen Vizepräsidenten [[Franz Strauch]]<ref>Afrikahaus G. m. b. H.: Traueranzeige für Kontreadmiral z. D. Franz Strauch. In: Der Kolonialdeutsche. Jahrgang 1928, Nr. 16 vom 15. August 1928, S. 280.</ref> von dem Architekten Franz Hildebrandt in [[Bezirk Mitte|Berlin-Mitte]] errichtete [[Afrikahaus (Berlin)|Afrikahaus]]<ref>http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09050251</ref>.
Sitz der DKG war seit April 1911 das auf Initiative des langjährigen Vizepräsidenten [[Franz Strauch]]<ref>Afrikahaus G. m. b. H.: Traueranzeige für Kontreadmiral z. D. Franz Strauch. In: Der Kolonialdeutsche. Jahrgang 1928, Nr. 16 vom 15. August 1928, S. 280.</ref> von dem Architekten Franz Hildebrandt in [[Bezirk Mitte|Berlin-Mitte]] errichtete [[Afrikahaus (Berlin)|Afrikahaus]]<ref>{{Internetquelle|autor=Landesdenkmalamt Berlin|url=https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/liste-karte-datenbank/denkmalliste/|titel=Baudenkmale (S. 332)|werk=Denkmalliste (Download abrufen)|datum=2001-06-14|abruf=2021-12-29}}</ref>.


Bis 1914 finanzierte die Gesellschaft auch einzelne wirtschaftliche Vorhaben in den deutschen Kolonien. Zusammen mit dem [[Deutscher Flottenverein|Deutschen Flottenverein]] und dem [[Reichsmarineamt]] förderte die Gesellschaft die [[Flottenbauprogramm|Flottenrüstung]] der [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Marine]] unter [[Kaiser]] [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]]
Bis 1914 finanzierte die Gesellschaft auch einzelne wirtschaftliche Vorhaben in den deutschen Kolonien. Zusammen mit dem [[Deutscher Flottenverein|Deutschen Flottenverein]] und dem [[Reichsmarineamt]] förderte die Gesellschaft die [[Flottenbauprogramm|Flottenrüstung]] der [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Marine]] unter [[Kaiser]] [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]]


In den am 16. Juni 1916 formulierten Leitsätzen über die künftige deutsche Kolonialpolitik forderte die Gesellschaft neben einem großen mittelafrikanischen Kolonialreich („[[Deutsch-Mittelafrika]]“) auch Annexionen in Ostasien. Nach 1918 propagierte sie die Wiedererrichtung eines deutschen Kolonialreiches in Afrika und Asien. Mit diesen Forderungen befand sich die Gesellschaft in Übereinstimmung mit der [[Deutscher Kolonialismus in der Zeit des Nationalsozialismus|deutschen Kolonialpolitik zwischen den Weltkriegen]] und Teilen der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], mit der sie Ende der 1920er Jahre eng zusammenarbeitete. Auch in den Jahresberichten lässt sich eine immer stärkere Hinwendung zum völkischen Nationalismus und [[Rassismus]] erkennen. Nach der „[[Machtergreifung]]“ 1933 ging die Gesellschaft in den [[Reichskolonialbund]] auf. Der [[Reichsleiter]] [[Martin Bormann]] verfügte 1943 die Auflösung des Reichskolonialbundes „wegen kriegsunwichtiger Tätigkeit“.
In den am 16. Juni 1916 formulierten Leitsätzen über die künftige deutsche Kolonialpolitik forderte die Gesellschaft neben einem großen mittelafrikanischen Kolonialreich („[[Deutsch-Mittelafrika]]“) auch Annexionen in Ostasien. Nach 1918 propagierte sie die [[Kolonialrevisionismus|Wiedererrichtung eines deutschen Kolonialreiches]] in Afrika und Asien. Mit diesen Forderungen befand sich die Gesellschaft in Übereinstimmung mit der [[Deutscher Kolonialismus in der Zeit des Nationalsozialismus|deutschen Kolonialpolitik zwischen den Weltkriegen]] und Teilen der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], mit der sie Ende der 1920er Jahre eng zusammenarbeitete. Auch in den Jahresberichten lässt sich eine immer stärkere Hinwendung zum völkischen Nationalismus und [[Rassismus]] erkennen. Nach der „[[Machtergreifung]]“ 1933 ging die Gesellschaft in den [[Reichskolonialbund]] auf. Der [[Reichsleiter]] [[Martin Bormann]] verfügte 1943 die Auflösung des Reichskolonialbundes „wegen kriegsunwichtiger Tätigkeit“.


== Publikationen ==
== Publikationen ==
[[Datei:Deutsche Kolonialzeitung (Titelkopf 1904).jpg|mini|[[Titelkopf]] von 1904 der Deutschen&nbsp;Kolonialzeitung]]
[[Datei:Deutsche Kolonialzeitung (Titelkopf 1904).jpg|mini|[[Titelkopf]] von 1904 der Deutschen&nbsp;Kolonialzeitung]]

Als Sprachrohr diente bis 1923 die wöchentlich erscheinende ''[[Deutsche Kolonialzeitung]]'', die bis 1929 „Der Kolonialdeutsche“ hieß und später in „Deutsche Kolonialzeitung, Übersee- und Kolonialzeitung“ umbenannt wurde und zweiwöchentlich erschien.
Als Sprachrohr diente bis 1923 die wöchentlich erscheinende ''[[Deutsche Kolonialzeitung]]'', die bis 1929 „Der Kolonialdeutsche“ hieß und später in „Deutsche Kolonialzeitung, Übersee- und Kolonialzeitung“ umbenannt wurde und zweiwöchentlich erschien.


Im Auftrag der Gesellschaft gab der spätere Präsident Heinrich Schnee ab 1920 das [[Deutsches Kolonial-Lexikon|Deutsche Kolonial-Lexikon]] heraus<ref>https://www.inst.uni-giessen.de/hessen-postkolonial/doku.php?id=de:koloniale_repraesentationen:deutsches_koloniallexikon</ref>, das in einer [http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/Standardframeseite.php Onlineversion] der [[Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg]] in Frankfurt am Main abgerufen werden kann.
Im Auftrag der Gesellschaft gab der spätere Präsident Heinrich Schnee ab 1920 das [[Deutsches Kolonial-Lexikon|Deutsche Kolonial-Lexikon]] heraus.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/Standardframeseite.php |wayback=20170517125039 |text=Onlineversion |archiv-bot=2022-10-23 01:37:41 InternetArchiveBot }} der [[Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg]].</ref>


Neben ihrer Zeitung gab die Gesellschaft eine Vielzahl von Broschüren, Flugschriften, Flugblättern und weiteres Werbeschriftmaterial heraus, unter anderem 1899 einen „Kleinen Deutschen Kolonialatlas“. Sie organisierte ferner Ausstellungen und Vorträge und hatte auch Einfluss auf den Schulunterricht und auf die Universitäten.
Neben ihrer Zeitung gab die Gesellschaft eine Vielzahl von Broschüren, Flugschriften, Flugblättern und weiteres Werbeschriftmaterial heraus, unter anderem 1899 einen „Kleinen Deutschen Kolonialatlas“. Sie organisierte ferner Ausstellungen und Vorträge und hatte auch Einfluss auf den Schulunterricht und auf die Universitäten.


Bald nach der Gründung legte die Gesellschaft mit etwa einhundert Diapositiven den Grundstock für eine Bildersammlung<ref>[http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Default.htm Der Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main]</ref>, die in der Folge erweitert und aktualisiert wurde. Nicht nur Sammlerleidenschaft motivierte diese Bildsammlung. Die Gesellschaft sah wie viele Missionseinrichtungen in mit Fotografien illustrierten Vorträgen ein wirksames Mittel, ihre Ziele zu demonstrieren.
Bald nach der Gründung legte die Gesellschaft mit etwa einhundert Diapositiven den Grundstock für eine Bildersammlung<ref>[https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/kolonialesbildarchiv/nav/index/all Koloniales Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main].</ref>, die in der Folge erweitert und aktualisiert wurde. Nicht nur Sammlerleidenschaft motivierte diese Bildsammlung. Die Gesellschaft sah wie viele Missionseinrichtungen in mit Fotografien illustrierten Vorträgen ein wirksames Mittel, ihre Ziele zu demonstrieren.


== Bildarchiv ==
== Bildarchiv ==
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verbrachte man die Bildsammlung in Thüringer Bergwerke, um sie vor Bombardierungen zu schützen. Nach dem Krieg wurde die Sammlung nach [[Frankfurt am Main]] verbracht. Bis Mitte der 1990er Jahre lagerten die Bilder in zum Teil schlechtem Zustand als [[Dauerleihgabe]] im [[Frobenius-Institut]]. Danach wurden sie restauriert und digitalisiert. Das Archiv umfasst etwa fünfzigtausend Bilder, in der Mehrzahl Glasplattennegative, Schwarzweißnegative und Papierabzüge.
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verbrachte man die Bildsammlung in Thüringer Bergwerke, um sie vor Bombardierungen zu schützen. Nach dem Krieg wurde die Sammlung nach [[Frankfurt am Main]] verbracht. Bis Mitte der 1990er Jahre lagerten die Bilder in zum Teil schlechtem Zustand als [[Dauerleihgabe]] im [[Frobenius-Institut]]. Danach wurden sie restauriert und digitalisiert. Das Archiv umfasst etwa fünfzigtausend Bilder, in der Mehrzahl Glasplattennegative, Schwarzweißnegative und Papierabzüge.


Hinzu kommen noch handkolorierte Großbild- und Kleinbild-Dias. Geographisch beziehen sich die Bilder vor allem auf deutsche Kolonien in Afrika, im Pazifik und in China [[Kiautschou]]. Die Palette der Themen umfasst verschiedene Bereiche. Sie reicht von wissenschaftlichen Expeditionen, Flora und Fauna, Schulen und Missionen, Kolonialbeamten und einheimischen Häuptlingen bis zur Architektur und dem Transportwesen<ref>Andreas Eckert, Das deutsche Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, Frankfurter Allgemeine, 30. März 2005</ref>.
Hinzu kommen noch handkolorierte Großbild- und Kleinbild-Dias. Geographisch beziehen sich die Bilder vor allem auf deutsche Kolonien in Afrika, im Pazifik und in China [[Kiautschou]]. Die Palette der Themen umfasst verschiedene Bereiche. Sie reicht von wissenschaftlichen Expeditionen, Flora und Fauna, Schulen und Missionen, Kolonialbeamten und einheimischen Häuptlingen bis zur Architektur und dem Transportwesen<ref>Andreas Eckert: ''Das deutsche Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft.'' In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 30. März 2005.</ref>.


== Zentrales Kolonialehrenmal für Deutschland in Bremen ==
== Zentrales Kolonialehrenmal für Deutschland in Bremen ==
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* 1897–1900: Adolf Sachse
* 1897–1900: Adolf Sachse
* 1900–1902: [[Victor Valois]]
* 1900–1902: [[Victor Valois]]
* 1902{{0|–9999}}: [[Albert von Pommer Esche]]
* 1902:{{0|–9999}} [[Albert von Pommer Esche]]
* 1902–1912: [[Theodor von Holleben]]
* 1902–1912: [[Theodor von Holleben]]
* 1913–1917: [[Georg von Gayl|Georg Freiherr von Gayl]]
* 1913–1917: [[Georg von Gayl|Georg Freiherr von Gayl]]
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== Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft ==
== Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft ==
Der 1907 gegründete Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft (FDKG) wurde 1908 an die Deutsche Kolonialgesellschaft angeschlossen. Satzungsgemäß bestand seine Aufgabe darin, in den deutschen Kolonien „deutschen Familiengeist und deutsche Art zu pflegen“.<ref name="DKL">[http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/php/suche_db.php?suchname=Frauenbund_der_Deutschen_Kolonialgesellschaft Meyer/Gerhard: Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft], in: Heinrich Schnee (Hrsg.): ''Deutsches Kolonial-Lexikon.'' Band I, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S.&nbsp;662.</ref> Der Präsident der Kolonialgesellschaft übertrug dem FDKG die Prüfung auf Unterstützung weiblicher Hilfskräfte bei der Übersiedlung nach Deutsch-Südwestafrika. Ein wesentliches Motiv war die Erhöhung des Anteils deutscher Frauen in den Kolonien zur Vermeidung von [[Mischehe]]n und Mischlingskindern von deutschen Kolonialisten und afrikanischen Frauen (siehe auch: [[Mischehendebatte im deutschen Reichstag (1912)|Mischehendebatte]]).<blockquote>„Wegen der zahlreichen Burenbevölkerung ist die Mischlingsgefahr dort groß und nur zu überwinden, wenn deutsche Familien begründet werden. [...] Die Erziehung weißer Kinder durch schwarze Dienstboten bedeutet immer eine große Gefahr für erstere.“<ref>{{Internetquelle |url=https://brema.suub.uni-bremen.de/urn/urn:nbn:de:gbv:46:1-12172 |titel=Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus / 10 Jahre Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft |abruf=2020-09-17}}</ref></blockquote>Ledige Frauen, die als geeignet befunden wurden, bekamen aus Mitteln der Kolonialgesellschaft die Schiffspassage erstattet oder ermäßigt. In [[Keetmanshoop]] wurde ein Heimathaus eröffnet, in dem die Frauen die erste Zeit nach ihrer Ankunft verbrachten und auf ein Leben als Siedlersfrau vorbereitet wurden. Zudem wurde die Bekanntschaft mit alleinlebenden Farmern arrangiert. Daher lag der Standort bewusst in einem Gebiet mit wenigen deutschen Frauen.<ref>{{Internetquelle | autor=Cornelia Carstens, Gerhild Vollherbst | url=http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/component/content/article?id=28:am-karlsbad-10-fdkg | titel=„Deutsche Frauen nach Südwest!“ – der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft | hrsg=Berlin Postkolonial | datum= | zugriff=2018-09-23}}</ref> In [[Lüderitzbucht]] unterhielt der FDKG zudem ein Jugendheim. 1914 hatte der FDKG in ganz Deutschland über 18.600 Mitglieder und 122 Frauen in das Heimathaus vermittelt. Die erste Vorsitzende des FDKG war [[Adda von Liliencron]], gefolgt von Freifrau [[Richthofen (Adelsgeschlecht)|von Richthofen]] und [[Hedwig Heyl]].<ref name="DKL" /> In der [[Zwischenkriegszeit]] hatte [[Hedwig von Bredow]] den Vorsitz inne, die weiterhin den Kontakt zu deutschen Siedlerinnen suchte. Im Jahr 1936 wurde der FDKG in den [[Reichskolonialbund]] eingegliedert. Der Sitz des FDKG war seit 1913 das Berliner Afrikahaus in der Straße ''Am Karlsbad'' nahe dem [[Potsdamer Platz]], in dem auch die Deutsche Kolonialgesellschaft ihren Sitz hatte.
Der 1907 gegründete '''Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft''' (FDKG) wurde 1908 an die Deutsche Kolonialgesellschaft angeschlossen. Ab 1911 war er Mitglied im [[Bund Deutscher Frauenvereine]], der deutschen Dachorganisation der bürgerlichen Frauenbewegung.<ref>{{Internetquelle |autor=Marleen Buschhaus |url=https://www.historischer-augenblick.de/2021/03/09/deutsche-frauen-und-der-kolonialismus/ |titel=Deutsche Frauen und der Kolonialismus |hrsg=Institut für Geschichtsdidaktik und Public History, Universität Tübingen |datum=2021-03-09 |abruf=2022-11-14}}</ref> Satzungsgemäß bestand seine Aufgabe darin, in den deutschen Kolonien „deutschen Familiengeist und deutsche Art zu pflegen“.<ref name="DKL">''{{Webarchiv|url=http://www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/php/suche_db.php?suchname=Frauenbund_der_Deutschen_Kolonialgesellschaft |wayback=20070705025629 |text=Meyer/Gerhard: Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft. |archiv-bot=2023-12-11 12:10:14 InternetArchiveBot }}'' In: Heinrich Schnee (Hrsg.): ''Deutsches Kolonial-Lexikon.'' Band I, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S.&nbsp;662.</ref> Der Präsident der Kolonialgesellschaft übertrug dem FDKG die Prüfung auf Unterstützung weiblicher Hilfskräfte bei der Übersiedlung nach Deutsch-Südwestafrika. Ein wesentliches Motiv war die Erhöhung des Anteils deutscher Frauen in den Kolonien zur Vermeidung von [[Mischehe]]n und Mischlingskindern von deutschen Kolonialisten und afrikanischen Frauen (siehe auch: [[Mischehendebatte im deutschen Reichstag|Mischehendebatte]]).<blockquote>„Wegen der zahlreichen Burenbevölkerung ist die Mischlingsgefahr dort groß und nur zu überwinden, wenn deutsche Familien begründet werden. [...] Die Erziehung weißer Kinder durch schwarze Dienstboten bedeutet immer eine große Gefahr für erstere.“<ref>{{Internetquelle |url=https://brema.suub.uni-bremen.de/urn/urn:nbn:de:gbv:46:1-12172 |titel=Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus / 10 Jahre Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft |abruf=2020-09-17}}</ref></blockquote>Ledige Frauen, die als geeignet befunden wurden, bekamen aus Mitteln der Kolonialgesellschaft die Schiffspassage erstattet oder ermäßigt. In [[Keetmanshoop]] wurde ein Heimathaus eröffnet, in dem die Frauen die erste Zeit nach ihrer Ankunft verbrachten und auf ein Leben als Siedlersfrau vorbereitet wurden. Zudem wurde die Bekanntschaft mit alleinlebenden Farmern arrangiert. Daher lag der Standort bewusst in einem Gebiet mit wenigen deutschen Frauen.<ref>{{Internetquelle |autor=Cornelia Carstens, Gerhild Vollherbst |url=http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/component/content/article?id=28:am-karlsbad-10-fdkg |titel=„Deutsche Frauen nach Südwest!“ – der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft |werk=berlin-postkolonial.de |datum= |abruf=2018-09-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180923200820/http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/component/content/article?id=28:am-karlsbad-10-fdkg |archiv-datum=2018-09-23 |offline=ja |archiv-bot=2023-12-11 12:10:14 InternetArchiveBot }}</ref> In [[Lüderitzbucht]] unterhielt der FDKG zudem ein Jugendheim. 1914 hatte der FDKG in ganz Deutschland über 18.600 Mitglieder und 122 Frauen in das Heimathaus vermittelt. Die erste Vorsitzende des FDKG war [[Adda von Liliencron]], gefolgt von Freifrau [[Richthofen (Adelsgeschlecht)|von Richthofen]] und [[Hedwig Heyl]].<ref name="DKL" /> In der [[Zwischenkriegszeit]] hatte [[Hedwig von Bredow]] den Vorsitz inne, die weiterhin den Kontakt zu deutschen Siedlerinnen suchte. Im Jahr 1936 wurde der FDKG in den [[Reichskolonialbund]] eingegliedert. Der Sitz des FDKG war seit 1913 das Berliner Afrikahaus in der Straße ''Am Karlsbad'' nahe dem [[Potsdamer Platz]], in dem auch die Deutsche Kolonialgesellschaft ihren Sitz hatte.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika]]
* [[Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika]]
* [[Deutsche Colonisations-Gesellschaft]]


== Archiv ==
== Archiv ==
* Die archivische Überlieferung der Deutschen Kolonialgesellschaft befindet sich im Bundesarchiv in Berlin (Bestand R 8023).
* Die archivische Überlieferung der Deutschen Kolonialgesellschaft befindet sich im [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]] in Berlin (Bestand R 8023).


== Literatur ==
== Literatur ==
* Imre Josef Demhardt: ''Deutsche Kolonialgesellschaft 1888–1918: Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte der deutschen Kolonialbewegung'', Wiesbaden 2002, Selbstverlag (Garrett Endowed Chair in the History of Cartography, Department of History University of Texas at Arlington, Arlington, Texas).
* Imre Josef Demhardt: ''Deutsche Kolonialgesellschaft 1888–1918: Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte der deutschen Kolonialbewegung'', Wiesbaden 2002, Selbstverlag (Garrett Endowed Chair in the History of Cartography, Department of History University of Texas at Arlington, Arlington, Texas).
* Franz Göttlicher: ''Koloniale Gesellschaften und Verbände'' (= Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs 102), Koblenz 2003.
* Franz Göttlicher: ''Koloniale Gesellschaften und Verbände.'' (= ''Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs.'' 102), Koblenz 2003.
* Richard V. Pierard: ''The German Colonial Society'', in: Arthur J. Knoll, [[Lewis H. Gann]] (Hrsg.): ''Germans in the tropics : essays in German colonial history''. New York: Greenwood Press, 1987, S. 19–37
* Karsten Linne: ''Deutschland jenseits des Äquators? NS-Kolonialplanungen für Afrika''. Ch. Links, Berlin 2008.
;Publikationen der Deutschen Kolonialgesellschaft
* [[Ulrich Soénius|Ulrich S. Soénius:]] Koloniale Begeisterung im Rheinland während des Kaiserreichs, Köln 1992 (Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 37) ISBN 3-933025-30-3.
* Erich Prager: ''Die deutsche Kolonialgesellschaft 1882 - 1907 : im Auftrage des Ausschusses der Deutschen Kolonialgesellschaft dargestellt''. Berlin : Reimer, 1908
* {{Internetquelle | url=http://www.kopfwelten.org/kp/quellen/DKG_Koeln_Mitglieder_1906.pdf | titel=Verzeichnis der Mitglieder Oktober 1906 | titelerg= | autor= | hrsg=Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln | werk= | seiten= | datum=Oktober 1906 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2014-01-25 | sprache=| format= | kommentar= | zitat= | offline=}}
* Willibald von Stuermer, Erich Duems: ''50 Jahre Deutsche Kolonialgesellschaft 1882-1932''. Berlin : Dt. Kolonialges., 1932
* {{Internetquelle | url=http://www.kopfwelten.org/kp/quellen/DKG_Koeln_Mitglieder_1901.pdf | titel=Verzeichniss der Mitglieder am 1. Januar 1901 | titelerg= | autor= | hrsg=Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln | werk= | seiten= | datum=1. Januar 1901 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2014-01-25 | sprache=| format= | kommentar= | zitat= | offline=}}
* {{Internetquelle | url=http://www.kopfwelten.org/kp/quellen/DKG_Koeln_Mitglieder_1903.pdf | titel=Verzeichnis der Mitglieder Dezember 1903 | titelerg= | autor= | hrsg=Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln | werk= | seiten= | datum=Dezember 1903 | archiv-url= | archiv-datum= | zugriff=2014-01-25 | sprache=| format= | kommentar= | zitat= | offline=}}
* {{Internetquelle |url=http://www.kopfwelten.org/kp/quellen/DKG_Koeln_Mitglieder_1906.pdf |titel=Verzeichnis der Mitglieder Oktober 1906 |hrsg=Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln |datum=Oktober 1906 |abruf=2014-01-25}}
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 19. August 2024, 13:57 Uhr

Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG)
Rechtsform
Gründung 19. Dezember 1887
Auflösung 1933
Auflösungsgrund im Reichskolonialbund aufgegangen
Sitz Berlin, Deutsches Reich Kaiserreich (bis 1918), Deutsches Reich Weimarer Republik (ab 1919)
Leitung siehe Präsidenten
Branche Kolonialgesellschaft
Das Logo der DKG
Berliner Afrikahaus, Am Karlsbad 10, ehemals Sitz der DKG, 2012

Die Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG) wurde am 19. Dezember 1887 durch die Verschmelzung des Deutschen Kolonialvereins und der Gesellschaft für Deutsche Kolonisation mit Sitz in Berlin gebildet. Die zivilgesellschaftliche Gruppierung hatte sich u. a. das Ziel gesetzt, „im Dienste des Vaterlandes die Erkenntnisse von der Notwendigkeit deutscher Kolonien zum Gemeingut des deutschen Volkes zu machen“. Die Tätigkeit galt sowohl der Kolonialpropaganda als auch der praktischen Arbeit in den Kolonien. Die bis 1913/1914 auf 43.000 Personen angestiegenen Mitglieder kamen „vornehmlich aus dem gehobenen Mittelstand, aber auch eine große Zahl v. a. rheinisch-westfälischer Schwerindustrieller, Großbankiers, andere Vertreter der Großindustrie, des Hochadels, Adels wie auch des Beamtentums gehörten der Gesellschaft“ an.[1]

Geschichte

Teilnehmer der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft in Worms bei einem Ausflug nach Neustadt/Haardt im Jahr 1907 (Bildmitte im hellen Anzug Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Präsident der Gesellschaft; rechts daneben der Wirkliche Geheime Rat Dr. Neumayer)

Die Gesellschaft war im Kaiserreich eine einflussreiche Organisation. An ihrer Spitze standen bekannte Persönlichkeiten, darunter als erster Präsident und späterer Ehrenpräsident Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, der Statthalter von Elsass-Lothringen, ab 1895 Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, ab 1920 Theodor Seitz und ab 1930 Heinrich Schnee. Als Vizepräsidenten wirkten neben Carl Peters (1887–1889)[2] u. a. mehrere Reichstagsabgeordnete, später auch Konrad Adenauer.

Die Mitgliederzahl betrug im Gründungsjahr 15.000 und stieg bis 1914 auf 43.000. Zu den führenden Mitgliedern gehörten Henry Axel Bueck, Geschäftsführer des Zentralverbandes Deutscher Industrieller und der rheinische Großbankier August Karl Freiherr von der Heydt.

Die Ziele der Gesellschaft waren gemäß der Satzung das Eintreten für eine expansive Kolonialpolitik, die Absicherung der bestehenden deutschen Kolonien sowie die Stärkung ihrer wirtschaftlichen Nutzung und wissenschaftlichen Erforschung. Ausdrückliches Ziel war auch die Gewinnung aller „Parteien im Deutschen Reiche für die deutsch-koloniale Sache“.[3]

Sitz der DKG war seit April 1911 das auf Initiative des langjährigen Vizepräsidenten Franz Strauch[4] von dem Architekten Franz Hildebrandt in Berlin-Mitte errichtete Afrikahaus[5].

Bis 1914 finanzierte die Gesellschaft auch einzelne wirtschaftliche Vorhaben in den deutschen Kolonien. Zusammen mit dem Deutschen Flottenverein und dem Reichsmarineamt förderte die Gesellschaft die Flottenrüstung der Kaiserlichen Marine unter Kaiser Wilhelm II.

In den am 16. Juni 1916 formulierten Leitsätzen über die künftige deutsche Kolonialpolitik forderte die Gesellschaft neben einem großen mittelafrikanischen Kolonialreich („Deutsch-Mittelafrika“) auch Annexionen in Ostasien. Nach 1918 propagierte sie die Wiedererrichtung eines deutschen Kolonialreiches in Afrika und Asien. Mit diesen Forderungen befand sich die Gesellschaft in Übereinstimmung mit der deutschen Kolonialpolitik zwischen den Weltkriegen und Teilen der NSDAP, mit der sie Ende der 1920er Jahre eng zusammenarbeitete. Auch in den Jahresberichten lässt sich eine immer stärkere Hinwendung zum völkischen Nationalismus und Rassismus erkennen. Nach der „Machtergreifung“ 1933 ging die Gesellschaft in den Reichskolonialbund auf. Der Reichsleiter Martin Bormann verfügte 1943 die Auflösung des Reichskolonialbundes „wegen kriegsunwichtiger Tätigkeit“.

Publikationen

Titelkopf von 1904 der Deutschen Kolonialzeitung

Als Sprachrohr diente bis 1923 die wöchentlich erscheinende Deutsche Kolonialzeitung, die bis 1929 „Der Kolonialdeutsche“ hieß und später in „Deutsche Kolonialzeitung, Übersee- und Kolonialzeitung“ umbenannt wurde und zweiwöchentlich erschien.

Im Auftrag der Gesellschaft gab der spätere Präsident Heinrich Schnee ab 1920 das Deutsche Kolonial-Lexikon heraus.[6]

Neben ihrer Zeitung gab die Gesellschaft eine Vielzahl von Broschüren, Flugschriften, Flugblättern und weiteres Werbeschriftmaterial heraus, unter anderem 1899 einen „Kleinen Deutschen Kolonialatlas“. Sie organisierte ferner Ausstellungen und Vorträge und hatte auch Einfluss auf den Schulunterricht und auf die Universitäten.

Bald nach der Gründung legte die Gesellschaft mit etwa einhundert Diapositiven den Grundstock für eine Bildersammlung[7], die in der Folge erweitert und aktualisiert wurde. Nicht nur Sammlerleidenschaft motivierte diese Bildsammlung. Die Gesellschaft sah wie viele Missionseinrichtungen in mit Fotografien illustrierten Vorträgen ein wirksames Mittel, ihre Ziele zu demonstrieren.

Bildarchiv

Im Zweiten Weltkrieg verbrachte man die Bildsammlung in Thüringer Bergwerke, um sie vor Bombardierungen zu schützen. Nach dem Krieg wurde die Sammlung nach Frankfurt am Main verbracht. Bis Mitte der 1990er Jahre lagerten die Bilder in zum Teil schlechtem Zustand als Dauerleihgabe im Frobenius-Institut. Danach wurden sie restauriert und digitalisiert. Das Archiv umfasst etwa fünfzigtausend Bilder, in der Mehrzahl Glasplattennegative, Schwarzweißnegative und Papierabzüge.

Hinzu kommen noch handkolorierte Großbild- und Kleinbild-Dias. Geographisch beziehen sich die Bilder vor allem auf deutsche Kolonien in Afrika, im Pazifik und in China Kiautschou. Die Palette der Themen umfasst verschiedene Bereiche. Sie reicht von wissenschaftlichen Expeditionen, Flora und Fauna, Schulen und Missionen, Kolonialbeamten und einheimischen Häuptlingen bis zur Architektur und dem Transportwesen[8].

Zentrales Kolonialehrenmal für Deutschland in Bremen

Auf Bestreben der Bremer Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft wurde in Bremen 1931 ein Kolonialehrenmal in Form eines steinernen Elefanten errichtet, das jedoch aufgrund von lokalen Widerständen erst im Juli 1932 eingeweiht werden konnte. Es galt der deutschen Kolonialbewegung von da an als zentrales deutsches Kolonialdenkmal.[9] Die Reden der großen Einweihungsfeierlichkeit hielten unter anderem der stellvertretende Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft Friedrich von Lindequist und der als Kriegsheld von Ostafrika verehrte General Paul von Lettow-Vorbeck.

Präsidenten

Geschäftsführende Vizepräsidenten

Mitglieder (Auswahl der Kölner Abteilung)

Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft

Der 1907 gegründete Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft (FDKG) wurde 1908 an die Deutsche Kolonialgesellschaft angeschlossen. Ab 1911 war er Mitglied im Bund Deutscher Frauenvereine, der deutschen Dachorganisation der bürgerlichen Frauenbewegung.[10] Satzungsgemäß bestand seine Aufgabe darin, in den deutschen Kolonien „deutschen Familiengeist und deutsche Art zu pflegen“.[11] Der Präsident der Kolonialgesellschaft übertrug dem FDKG die Prüfung auf Unterstützung weiblicher Hilfskräfte bei der Übersiedlung nach Deutsch-Südwestafrika. Ein wesentliches Motiv war die Erhöhung des Anteils deutscher Frauen in den Kolonien zur Vermeidung von Mischehen und Mischlingskindern von deutschen Kolonialisten und afrikanischen Frauen (siehe auch: Mischehendebatte).

„Wegen der zahlreichen Burenbevölkerung ist die Mischlingsgefahr dort groß und nur zu überwinden, wenn deutsche Familien begründet werden. [...] Die Erziehung weißer Kinder durch schwarze Dienstboten bedeutet immer eine große Gefahr für erstere.“[12]

Ledige Frauen, die als geeignet befunden wurden, bekamen aus Mitteln der Kolonialgesellschaft die Schiffspassage erstattet oder ermäßigt. In Keetmanshoop wurde ein Heimathaus eröffnet, in dem die Frauen die erste Zeit nach ihrer Ankunft verbrachten und auf ein Leben als Siedlersfrau vorbereitet wurden. Zudem wurde die Bekanntschaft mit alleinlebenden Farmern arrangiert. Daher lag der Standort bewusst in einem Gebiet mit wenigen deutschen Frauen.[13] In Lüderitzbucht unterhielt der FDKG zudem ein Jugendheim. 1914 hatte der FDKG in ganz Deutschland über 18.600 Mitglieder und 122 Frauen in das Heimathaus vermittelt. Die erste Vorsitzende des FDKG war Adda von Liliencron, gefolgt von Freifrau von Richthofen und Hedwig Heyl.[11] In der Zwischenkriegszeit hatte Hedwig von Bredow den Vorsitz inne, die weiterhin den Kontakt zu deutschen Siedlerinnen suchte. Im Jahr 1936 wurde der FDKG in den Reichskolonialbund eingegliedert. Der Sitz des FDKG war seit 1913 das Berliner Afrikahaus in der Straße Am Karlsbad nahe dem Potsdamer Platz, in dem auch die Deutsche Kolonialgesellschaft ihren Sitz hatte.

Siehe auch

Archiv

  • Die archivische Überlieferung der Deutschen Kolonialgesellschaft befindet sich im Bundesarchiv in Berlin (Bestand R 8023).

Literatur

  • Imre Josef Demhardt: Deutsche Kolonialgesellschaft 1888–1918: Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte der deutschen Kolonialbewegung, Wiesbaden 2002, Selbstverlag (Garrett Endowed Chair in the History of Cartography, Department of History University of Texas at Arlington, Arlington, Texas).
  • Franz Göttlicher: Koloniale Gesellschaften und Verbände. (= Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs. 102), Koblenz 2003.
  • Richard V. Pierard: The German Colonial Society, in: Arthur J. Knoll, Lewis H. Gann (Hrsg.): Germans in the tropics : essays in German colonial history. New York: Greenwood Press, 1987, S. 19–37
Publikationen der Deutschen Kolonialgesellschaft
  • Erich Prager: Die deutsche Kolonialgesellschaft 1882 - 1907 : im Auftrage des Ausschusses der Deutschen Kolonialgesellschaft dargestellt. Berlin : Reimer, 1908
  • Willibald von Stuermer, Erich Duems: 50 Jahre Deutsche Kolonialgesellschaft 1882-1932. Berlin : Dt. Kolonialges., 1932
  • Verzeichnis der Mitglieder Oktober 1906. Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln, Oktober 1906, abgerufen am 25. Januar 2014.
  • Verzeichniss der Mitglieder am 1. Januar 1901. Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln, 1. Januar 1901, abgerufen am 25. Januar 2014.
  • Verzeichnis der Mitglieder Dezember 1903. Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln, Dezember 1903, abgerufen am 25. Januar 2014.
Commons: Deutsche Kolonialgesellschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Findbuch Bundesarchiv R 8023.
  2. Peters, Carl (Pseudonym C. Fels). In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag); abgerufen am 23. Juli 2022.
  3. § 1 lit. c der Satzung.
  4. Afrikahaus G. m. b. H.: Traueranzeige für Kontreadmiral z. D. Franz Strauch. In: Der Kolonialdeutsche. Jahrgang 1928, Nr. 16 vom 15. August 1928, S. 280.
  5. Landesdenkmalamt Berlin: Baudenkmale (S. 332). In: Denkmalliste (Download abrufen). 14. Juni 2001, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  6. Onlineversion (Memento des Originals vom 17. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg.
  7. Koloniales Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main.
  8. Andreas Eckert: Das deutsche Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. März 2005.
  9. Joachim Zeller: Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewußtsein. Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur. IKO, Frankfurt am Main 2000, (Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1998), ISBN 3-88939-544-9, S. 151.
  10. Marleen Buschhaus: Deutsche Frauen und der Kolonialismus. Institut für Geschichtsdidaktik und Public History, Universität Tübingen, 9. März 2021, abgerufen am 14. November 2022.
  11. a b Meyer/Gerhard: Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft. (Memento des Originals vom 5. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de In: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. Band I, Quelle & Meyer, Leipzig 1920, S. 662.
  12. Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus / 10 Jahre Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft. Abgerufen am 17. September 2020.
  13. Cornelia Carstens, Gerhild Vollherbst: „Deutsche Frauen nach Südwest!“ – der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft. In: berlin-postkolonial.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2018; abgerufen am 23. September 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin-postkolonial.de