„Carl Grossberg“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
Nach der Volksschule besucht Grossberg das Realgymnasium in [[Lennep]] und ab 1909 das Gymnasium in [[Elberfeld]]. Ab 1913 studiert er in Aachen Architektur, wechselt aber bereits ein Jahr später nach Darmstadt. Im gleichen Zeitraum lässt sein Vater, zum Bedauern des Sohnes, dessen Namen eindeutschen, aus Grandmontagne wird Grossberg. 1915 wird Grossberg zum Kriegsdienst einberufen, kämpft – nach eigenem Bericht – als Offizier an der Front, wird verwundet und kehrt 1918 in seine Heimat zurück. Anfang 1919 setzt er sein Studium fort; zunächst als Schüler [[Walther Klemm]]s an der Hochschule für Bildende Künste in Weimar, von Mitte 1919 bis 1921 dann als Schüler [[Lyonel Feininger]]s am [[Bauhaus]]. Dort beschäftigt er sich u. a. mit Malerei, Dekorationskunst und Raumkunst, bevor er 1921 zu Studienzwecken nach Würzburg zieht. Kurz darauf lernt er Tilde Schwarz kennen, die er 1923 heiratet. Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. 1926 hat Grossberg seine erste Einzelausstellung im Kunsthaus Schaller in Stuttgart, die ihn bekannt macht. Eine weitere ist in der [[Galerie Nierendorf]] in Berlin zu sehen.
Nach der Volksschule besuchte Grossberg das Realgymnasium in [[Lennep]] und ab 1909 das Gymnasium in [[Elberfeld]]. Ab 1913 studierte er in Aachen Architektur, wechselte aber bereits ein Jahr später nach Darmstadt. Im gleichen Zeitraum ließ sein Vater, zum Bedauern des Sohnes, dessen Namen eindeutschen, aus Grandmontagne wurde Grossberg. 1915 wurde Grossberg zum Kriegsdienst einberufen, kämpfte – nach eigenem Bericht – als Offizier an der Front, wurde verwundet und kehrte 1918 in seine Heimat zurück. Anfang 1919 setzte er sein Studium fort; zunächst als Schüler [[Walther Klemm]]s an der Hochschule für Bildende Künste in Weimar, von Mitte 1919 bis 1921 dann als Schüler [[Lyonel Feininger]]s am [[Bauhaus]]. Dort beschäftigte er sich u. a. mit Malerei, Dekorationskunst und Raumkunst, bevor er 1921 zu Studienzwecken nach Würzburg zog. Kurz darauf lernte er Tilde Schwarz kennen, die er 1923 heiratete. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, eine davon war die spätere Malerin und Designerin [[Eva Grossberg]]. 1926 hatte Grossberg seine erste Einzelausstellung im [[Kunsthaus Schaller]] in [[Stuttgart]], die ihn bekannt machte. Eine weitere war in der [[Galerie Nierendorf]] in [[Berlin]] zu sehen.


Seit 1927 folgen mehrere Aufenthalte in Köln, Düsseldorf und Berlin. Schließlich nimmt er 1929 an der Ausstellung „[[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neue Sachlichkeit]]“ im [[Stedelijk Museum]] in Amsterdam teil, zwei Jahre später erhält er den Rompreis. Ab 1933 arbeitet Grossberg an der Verwirklichung seines „Industrieplans“, einem Bilderzyklus, der einen Querschnitt der wichtigsten Industrien Deutschlands darstellen soll. Das Vorhaben bleibt unrealisiert. Ein Jahr später nimmt Grossberg den Auftrag für ein monumentales Wandgemälde (45 x 12 Meter) für die Ausstellung „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“ an. Im selben Jahr kann eine Grossberg-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover realisiert werden, eine Retrospektive im [[Museum Folkwang|Folkwang-Museum]] in Essen folgt 1935. Am 25. August 1939 erhält Grossberg den Stellungsbefehl und wird als Besatzungsoffizier in Polen eingesetzt. Während eines Heimaturlaubs kommt er im Wald von [[Compiègne]] bei einem Autounfall ums Leben.
Seit 1927 folgten mehrere Aufenthalte in [[Köln]], [[Düsseldorf]] und Berlin. Schließlich nahm er 1929 an der Ausstellung „[[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neue Sachlichkeit]]“ im [[Stedelijk Museum]] in [[Amsterdam]] teil, zwei Jahre später erhielt er den Rompreis. Ab 1933 arbeitete Grossberg an der Verwirklichung seines „Industrieplans“, einem Bilderzyklus, der einen Querschnitt der wichtigsten Industrien Deutschlands darstellen sollte. Das Vorhaben blieb unrealisiert. Ein Jahr später nahm Grossberg den Auftrag für ein monumentales Wandgemälde (45 × 12 Meter) für die Ausstellung „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“ an. Im selben Jahr konnte eine Grossberg-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover realisiert werden, eine Retrospektive im [[Museum Folkwang|Folkwang-Museum]] in [[Essen]] folgte 1935. Am 25. August 1939 erhielt Grossberg den Stellungsbefehl und wurde als Besatzungsoffizier in Polen eingesetzt. Während eines Heimaturlaubs wurde er im Wald von [[Compiègne]] bei einem Autounfall verletzt, an dessen Folgen er starb.


== Werk ==
== Werk ==
[[Datei:Carl Grossberg Jacquard-Weberei.jpg|mini|hochkant|Jacquard-Weberei, 1934]]
[[Datei:Carl Grossberg Jacquard-Weberei.jpg|mini|hochkant|Jacquard-Weberei, 1934]]
Im malerischen Werk Grossbergs überwiegen Anfang der 1920er-Jahre noch Stadtansichten, für deren künstlerischen Ausdruck wohl [[Lyonel Feininger]] innervierend gewesen sein dürfte (''Häuser, Turm und Gebirge'' 1919/20, ''Kleine Häuser'' 1923). Die bauklotzähnlichen Gebilde sind in bunt-schillernder Farbigkeit dargestellt und zeigen noch wenig Interesse an jenem Präzisions- und Detailreichtum, der für den späteren Grossberg kennzeichnend sein wird. Ab Mitte der 1920er Jahre intensiviert Grossberg die Darstellung technischer Apparaturen, deren gestalterischer Aspekt zunehmend unter eine ingenieurhafte Perspektive gerät. Jetzt entstehen seine sogenannten „Traumbilder“, in denen er geometrisierte Maschinenparks mit surrealistischen Elementen anreichert und zu einem symbolisch überlagerten Kunstraum erweitert (''Traumbild Rotor'' 1927, ''Dampfkessel mit Fledermaus'' 1928). Fledermäuse, Affen und Vögel bevölkern Grossbergs puristische Industriebauten und erinnern an eine Re-Kolonialisierung der Moderne durch vor-soziale Lebensformen (''Renaissance'' 1929). Erst zu Beginn der 1930er Jahre lässt Grossberg von seinen „Traumbildern“ ab. Es dominieren technologische Innenräume, die von jedem störenden Beiwerk befreit sind. Überdimensionierte Kessel mit rechtwinklig umlagernden Gerüst- und Rohrsystemen sind nun ebenso bildbestimmende Motive (''Der gelbe Kessel'' 1933; ''Ölraffinerie'' 1933), wie Antriebs- oder Schwungradkonstruktionen (''Schwungrad mit Triebriemen'' 1934). Grossbergs architektonisches Ethos begleitet seine Diktion stets und überführt industrielle Funktionsträger in isoliert künstliche Monumente. Entrückt von organisch-menschlicher Verbindlichkeit werden Räume aufgespannt und nach lediglich maschinellen Gesichtspunkten geordnet. Hier entfaltet sich die distanziert unterkühlte Bildersprache, jene zeitlos wirkende Sterilität, die Carl Grossbergs Originalität letztlich verbürgt und seinen Ruhm als Industriemaler und als Künstler der Moderne begründet.
Im malerischen Werk Grossbergs überwiegen Anfang der 1920er-Jahre noch Stadtansichten, für deren künstlerischen Ausdruck wohl [[Lyonel Feininger]] innervierend gewesen sein dürfte (''Häuser, Turm und Gebirge'' 1919/20, ''Kleine Häuser'' 1923). Die bauklotzähnlichen Gebilde sind in bunt-schillernder Farbigkeit dargestellt und zeigen noch wenig Interesse an jenem Präzisions- und Detailreichtum, der für den späteren Grossberg kennzeichnend sein wird. Ab Mitte der 1920er Jahre intensiviert Grossberg die Darstellung technischer Apparaturen, deren gestalterischer Aspekt zunehmend unter eine ingenieurhafte Perspektive gerät. Jetzt entstehen seine sogenannten „Traumbilder“, in denen er geometrisierte Maschinenparks mit surrealistischen Elementen anreichert und zu einem symbolisch überlagerten Kunstraum erweitert (''Traumbild Rotor'' 1927, ''Dampfkessel mit Fledermaus'' 1928). Fledermäuse, Affen und Vögel bevölkern Grossbergs puristische Industriebauten und erinnern an eine Re-Kolonialisierung der Moderne durch vor-soziale Lebensformen (''Renaissance'' 1929). Erst zu Beginn der 1930er Jahre lässt Grossberg von seinen „Traumbildern“ ab. Es dominieren technologische Innenräume, die von jedem störenden Beiwerk befreit sind. Überdimensionierte Kessel mit rechtwinklig umlagernden Gerüst- und Rohrsystemen sind nun ebenso bildbestimmende Motive (''Der gelbe Kessel'' 1933; ''Ölraffinerie'' 1933), wie Antriebs- oder Schwungradkonstruktionen (''Schwungrad mit Triebriemen'' 1934). Grossbergs architektonisches Ethos begleitet seine Diktion stets und überführt industrielle Funktionsträger in isoliert künstliche Monumente. Entrückt von organisch-menschlicher Verbindlichkeit werden Räume aufgespannt und nach lediglich maschinellen Gesichtspunkten geordnet. Hier entfaltet sich die distanziert unterkühlte Bildersprache, jene zeitlos wirkende Sterilität, die Carl Grossbergs Originalität letztlich verbürgt und seinen Ruhm als [[Industriemalerei|Industriemaler]] und als Künstler der [[Moderne]] begründet.
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Carl Grossberg Creglingen 1926.jpg|Creglingen, 1926
Datei:Carl Grossberg Creglingen 1926.jpg|Creglingen, 1926
Carl Grossberg Brücke über die Schwarzbachstraße.jpg|Brücke über die Schwarzbachstraße Wuppertal, 1927
Datei:Carl Grossberg Brücke über die Schwarzbachstraße.jpg|Brücke über die Schwarzbachstraße Wuppertal, 1927
Carl Grossberg Traumbild Dampfkessel mit Fledermaus 1928.jpg|Dampfkessel mit Fledermaus, 1928
Datei:Carl Grossberg Traumbild Dampfkessel mit Fledermaus 1928.jpg|Dampfkessel mit Fledermaus, 1928
Carl Grossberg Komposition mit Turbine 1929.jpg|Komposition mit Turbine, 1929
Datei:Carl Grossberg Komposition mit Turbine 1929.jpg|Komposition mit Turbine, 1929
Carl Grossberg Car Factory 1936.jpg|Automobilfabrikation, 1936
Datei:Carl Grossberg Car Factory 1936.jpg|Automobilfabrikation, 1936
Datei:Autobahnzubringerbrücke Krefeld-Uerdingen. Im Bau 1935.jpg|Autobahnzubringerbrücke, Krefeld-Uerdingen, im Bau 1935
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Datei:Stahlskelett, Reichsluftfahrt-Ministerium Berlin.jpg|Stahlskelett, Reichsluftfahrt-Ministerium Berlin, 1935
Datei:Walzwerk. August-Thyssen-Hütte, Hamborn.jpg|Walzwerk, August-Thyssen-Hütte-Hamborn, 1935
Datei:Stahlmöbel.jpg|Stahlmöbel, 1935
Datei:Stahlsilos. Kalkwerke, Dornap.jpg|Stahlsilos, Kalkwerke Dornap, 1935
Datei:Schleuse. Friedrichsfeld, Rhein-Lippe-Kanal.jpg|Schleuse, Friedrichsfeld, Rhein-Lippe-Kanal, 1935
Datei:Stromlinienlokomotive.jpg|Stromlinienlokomotive, 1935
Datei:Stahlsiedlungshaus Golzheimer Heide bei Düsseldorf.jpg|Stahlsiedlungshaus (Stahllamellenhaus), [[Golzheimer Heide]] bei Düsseldorf, 1935
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== Ausstellungen (Auswahl) ==
== Ausstellungen (Auswahl) ==
* 2014: ''Carl Grossberg'', Galleria Milano, Mailand
* 2014: ''Carl Grossberg'', Galleria Milano, Mailand
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Sabine Fehlemann]] (Hrsg.): ''Carl Grossberg. Retrospektive zum 100. Geburtstag'', Katalog zur Ausstellung im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, in der [[Kunsthalle Tübingen]], Kunsthalle zu Kiel, im Sinclair-Haus, Bad Homburg 1994/1995, Köln 1994
* [[Sabine Fehlemann]] (Hrsg.): ''Carl Grossberg. Retrospektive zum 100. Geburtstag'', Katalog zur Ausstellung im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, in der [[Kunsthalle Tübingen]], Kunsthalle zu Kiel, im Sinclair-Haus, Bad Homburg 1994/1995, Köln 1994
* Michael Hasenclever (Hrsg.): ''Carl Grossberg. Bilder von Architektur und Industrie der Zwanziger und Dreissiger Jahre. Ausstellungskatalog'', München 2006 (Dieser Katalog steht unter [http://www.hasencleverart.com/artists/grossberg.html als Download] zur Verfügung).
* Michael Hasenclever (Hrsg.): ''Carl Grossberg. Bilder von Architektur und Industrie der Zwanziger und Dreissiger Jahre. Ausstellungskatalog'', München 2006


== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 15. Juli 2024, 16:44 Uhr

Carl Grossberg (um 1927)

Carl Grossberg (* 6. September 1894 in Elberfeld; † 19. Oktober 1940 in Laon; eigentlich Georg Carl Wilhelm Grandmontagne) war ein deutscher Maler. Er gestaltete in statisch-kühlen Ölgemälden und Aquarellen Stadtbilder, Industrie- und Technikdarstellungen. Mit auffallender Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit dienten ihm Fabrikhallen und Maschinenportraits als zentrale Werkmotive.

Nach der Volksschule besuchte Grossberg das Realgymnasium in Lennep und ab 1909 das Gymnasium in Elberfeld. Ab 1913 studierte er in Aachen Architektur, wechselte aber bereits ein Jahr später nach Darmstadt. Im gleichen Zeitraum ließ sein Vater, zum Bedauern des Sohnes, dessen Namen eindeutschen, aus Grandmontagne wurde Grossberg. 1915 wurde Grossberg zum Kriegsdienst einberufen, kämpfte – nach eigenem Bericht – als Offizier an der Front, wurde verwundet und kehrte 1918 in seine Heimat zurück. Anfang 1919 setzte er sein Studium fort; zunächst als Schüler Walther Klemms an der Hochschule für Bildende Künste in Weimar, von Mitte 1919 bis 1921 dann als Schüler Lyonel Feiningers am Bauhaus. Dort beschäftigte er sich u. a. mit Malerei, Dekorationskunst und Raumkunst, bevor er 1921 zu Studienzwecken nach Würzburg zog. Kurz darauf lernte er Tilde Schwarz kennen, die er 1923 heiratete. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, eine davon war die spätere Malerin und Designerin Eva Grossberg. 1926 hatte Grossberg seine erste Einzelausstellung im Kunsthaus Schaller in Stuttgart, die ihn bekannt machte. Eine weitere war in der Galerie Nierendorf in Berlin zu sehen.

Seit 1927 folgten mehrere Aufenthalte in Köln, Düsseldorf und Berlin. Schließlich nahm er 1929 an der Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ im Stedelijk Museum in Amsterdam teil, zwei Jahre später erhielt er den Rompreis. Ab 1933 arbeitete Grossberg an der Verwirklichung seines „Industrieplans“, einem Bilderzyklus, der einen Querschnitt der wichtigsten Industrien Deutschlands darstellen sollte. Das Vorhaben blieb unrealisiert. Ein Jahr später nahm Grossberg den Auftrag für ein monumentales Wandgemälde (45 × 12 Meter) für die Ausstellung „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“ an. Im selben Jahr konnte eine Grossberg-Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover realisiert werden, eine Retrospektive im Folkwang-Museum in Essen folgte 1935. Am 25. August 1939 erhielt Grossberg den Stellungsbefehl und wurde als Besatzungsoffizier in Polen eingesetzt. Während eines Heimaturlaubs wurde er im Wald von Compiègne bei einem Autounfall verletzt, an dessen Folgen er starb.

Jacquard-Weberei, 1934

Im malerischen Werk Grossbergs überwiegen Anfang der 1920er-Jahre noch Stadtansichten, für deren künstlerischen Ausdruck wohl Lyonel Feininger innervierend gewesen sein dürfte (Häuser, Turm und Gebirge 1919/20, Kleine Häuser 1923). Die bauklotzähnlichen Gebilde sind in bunt-schillernder Farbigkeit dargestellt und zeigen noch wenig Interesse an jenem Präzisions- und Detailreichtum, der für den späteren Grossberg kennzeichnend sein wird. Ab Mitte der 1920er Jahre intensiviert Grossberg die Darstellung technischer Apparaturen, deren gestalterischer Aspekt zunehmend unter eine ingenieurhafte Perspektive gerät. Jetzt entstehen seine sogenannten „Traumbilder“, in denen er geometrisierte Maschinenparks mit surrealistischen Elementen anreichert und zu einem symbolisch überlagerten Kunstraum erweitert (Traumbild Rotor 1927, Dampfkessel mit Fledermaus 1928). Fledermäuse, Affen und Vögel bevölkern Grossbergs puristische Industriebauten und erinnern an eine Re-Kolonialisierung der Moderne durch vor-soziale Lebensformen (Renaissance 1929). Erst zu Beginn der 1930er Jahre lässt Grossberg von seinen „Traumbildern“ ab. Es dominieren technologische Innenräume, die von jedem störenden Beiwerk befreit sind. Überdimensionierte Kessel mit rechtwinklig umlagernden Gerüst- und Rohrsystemen sind nun ebenso bildbestimmende Motive (Der gelbe Kessel 1933; Ölraffinerie 1933), wie Antriebs- oder Schwungradkonstruktionen (Schwungrad mit Triebriemen 1934). Grossbergs architektonisches Ethos begleitet seine Diktion stets und überführt industrielle Funktionsträger in isoliert künstliche Monumente. Entrückt von organisch-menschlicher Verbindlichkeit werden Räume aufgespannt und nach lediglich maschinellen Gesichtspunkten geordnet. Hier entfaltet sich die distanziert unterkühlte Bildersprache, jene zeitlos wirkende Sterilität, die Carl Grossbergs Originalität letztlich verbürgt und seinen Ruhm als Industriemaler und als Künstler der Moderne begründet.

Ausstellungen (Auswahl)

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  • 2014: Carl Grossberg, Galleria Milano, Mailand
  • 2012: Grossberg, Galerie Michael Hasenclever, München
  • 2006: Carl Grossberg, Galerie Michael Hasenclever, München
  • 2003: Carl Grossberg, Galerie Michael Hasenclever, München
  • 1999: Carl Grossberg – Maler und Zeichner der neuen Sachlichkeit 1894–1940, Galerie Michael Hasenclever, München
  • 1994 / 1995: Carl Grossberg. Retrospektive zum 100. Geburtstag, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, in der Kunsthalle Tübingen, Kunsthalle zu Kiel, im Sinclair-Haus, Bad Homburg
  • Sabine Fehlemann (Hrsg.): Carl Grossberg. Retrospektive zum 100. Geburtstag, Katalog zur Ausstellung im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, in der Kunsthalle Tübingen, Kunsthalle zu Kiel, im Sinclair-Haus, Bad Homburg 1994/1995, Köln 1994
  • Michael Hasenclever (Hrsg.): Carl Grossberg. Bilder von Architektur und Industrie der Zwanziger und Dreissiger Jahre. Ausstellungskatalog, München 2006
Commons: Carl Grossberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien