„Harvey Keitel“ – Versionsunterschied

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== Biografie ==
== Biografie ==
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Harvey Keitel ist ein Sohn jüdischer Emigranten; sein Vater Harry Keitel kam aus [[Polen]] und seine Mutter Miriam aus der [[Maramuresch]] in [[Rumänien]].<ref>„Dieses Jahr in [[Czernowitz]]“, Dokumentarfilm 2003/2004, Regie: [[Volker Koepp]]</ref> Keitel wurde in [[Brighton Beach]], [[Brooklyn]] geboren und wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Renee und seinem Bruder Jerry in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der [[High School]] ging er sofort für ein Jahr zu den [[United States Marine Corps|Marines]], um sich finanziell über Wasser halten zu können. Er wurde kurz vor Beginn des [[Vietnamkrieg]]s entlassen und wandelte sich danach zum [[Pazifist]]en.
Harvey Keitel ist ein Sohn jüdischer Emigranten; sein Vater Harry Keitel kam aus [[Polen]] und seine Mutter Miriam aus der [[Leordina]] in [[Rumänien]].<ref>„Dieses Jahr in [[Czernowitz]]“, Dokumentarfilm 2003/2004, Regie: [[Volker Koepp]]</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.romania-insider.com/harvey-keitel-mother-birthplace-romania |titel=US Actor Harvey Keitel visits his mother’s birthplace in Romania |datum=2017-07-10 |sprache=en |abruf=2024-04-19}}</ref> Keitel wurde in [[Brighton Beach]], [[Brooklyn]] geboren und wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Renee und seinem Bruder Jerry in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der [[High School]] ging er sofort für ein Jahr zu den [[United States Marine Corps|Marines]], um sich finanziell über Wasser halten zu können. Er wurde kurz vor Beginn des [[Vietnamkrieg]]s entlassen und wandelte sich danach zum [[Pazifist]]en.


1967 nahm Keitel Schauspielunterricht bei Frank Corsaro und [[Stella Adler]] und lernte von ihnen die Technik des [[Method Acting]]. Als Mitglied des renommierten [[The Actors Studio|Actors Studio]] war er ab Mitte der 1960er Jahre auf vielen [[New York City|New Yorker]] Bühnen zu sehen. Sein Debüt am [[Broadway (Theater)|Broadway]] gab er in einem Stück von [[Arthur Miller]]. 1968 wirkte Keitel in ''Wer klopft denn da an meine Tür?'', der Abschlussarbeit des damaligen Regie-Studenten [[Martin Scorsese]], mit und freundete sich mit diesem an. Scorsese besetzte ihn später auch für seine Erfolgsfilme ''[[Hexenkessel (1973)|Hexenkessel]]'' (1973), ''[[Alice lebt hier nicht mehr]]'' (1974), ''[[Taxi Driver]]'' (1976) und ''[[Die letzte Versuchung Christi]]'' (1988). Keitel wurde von [[Francis Ford Coppola]] als Hauptdarsteller von ''[[Apocalypse Now]]'' (1979) verpflichtet, aber nach zwei Wochen entlassen, da Coppola mit seiner Darstellung unzufrieden war ([[Martin Sheen]] übernahm die Rolle).
1967 nahm Keitel Schauspielunterricht bei [[Frank Corsaro]] und [[Stella Adler]] und lernte von ihnen die Technik des [[Method Acting]]. Als Mitglied des renommierten [[The Actors Studio|Actors Studio]] war er ab Mitte der 1960er Jahre auf vielen [[New York City|New Yorker]] Bühnen zu sehen. Sein Debüt am [[Broadway (Theater)|Broadway]] gab er in einem Stück von [[Arthur Miller]]. 1968 wirkte Keitel in ''Wer klopft denn da an meine Tür?'', der Abschlussarbeit des damaligen Regie-Studenten [[Martin Scorsese]], mit und freundete sich mit diesem an. Scorsese besetzte ihn später auch für seine Erfolgsfilme ''[[Hexenkessel (1973)|Hexenkessel]]'' (1973), ''[[Alice lebt hier nicht mehr]]'' (1974), ''[[Taxi Driver]]'' (1976) und ''[[Die letzte Versuchung Christi]]'' (1988). Keitel wurde von [[Francis Ford Coppola]] als Hauptdarsteller von ''[[Apocalypse Now]]'' (1979) verpflichtet, aber nach zwei Wochen entlassen, da Coppola mit seiner Darstellung unzufrieden war ([[Martin Sheen]] übernahm die Rolle).<ref>{{Internetquelle |autor=Arun Starkey |url=https://faroutmagazine.co.uk/why-francis-ford-coppola-fired-harvey-keitel-apocalypse-now/ |titel=Why Francis Ford Coppola fired Harvey Keitel from 'Apocalypse Now' |werk=FAROUT Magazine |datum=2021-10-13 |sprache=en-US |abruf=2023-08-12}}</ref>


1993 erhielt Keitel einen [[Independent Spirit Award]] in der Kategorie ''Bester Schauspieler'' für seine Darstellung in Abel Ferraras Low-Budget-Film ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]''. Er spielt darin einen abgehalfterten, korrupten Polizisten, der in einer Art Passionsgeschichte seinen Seelenfrieden und Erlösung findet, kurz bevor er in seinem Auto erschossen wird.
1993 erhielt Keitel einen [[Independent Spirit Award]] in der Kategorie ''Bester Schauspieler'' für seine Darstellung in Abel Ferraras Low-Budget-Film ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]''. Er spielt darin einen abgehalfterten, korrupten Polizisten, der in einer Art Passionsgeschichte seinen Seelenfrieden und Erlösung findet, kurz bevor er in seinem Auto erschossen wird.
In diesem Film wie auch in Ridley Scotts Debüt ''[[Die Duellisten]]'' (1976) zeigte Keitel, dass er zu den führenden amerikanischen Charakterdarstellern zählt. Den endgültigen internationalen Durchbruch schaffte Keitel dann wiederum mit dem Erstlingswerk eines Regisseurs, ''[[Reservoir Dogs]]'' von [[Quentin Tarantino]]. Bereits sein nächster Film ''[[Bugsy (Film)|Bugsy]]'' brachte ihm 1991 eine [[Academy Awards|Oscar]]-Nominierung als [[Oscar/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]] ein.
In diesem Film wie auch in Ridley Scotts Debüt ''[[Die Duellisten]]'' (1976) zeigte Keitel, dass er zu den führenden amerikanischen Charakterdarstellern zählt. Den endgültigen internationalen Durchbruch schaffte Keitel dann wiederum mit dem [[Erstlingswerk]] eines Regisseurs, ''[[Reservoir Dogs – Wilde Hunde|Reservoir Dogs]]'' von [[Quentin Tarantino]]. Bereits sein nächster Film ''[[Bugsy (Film)|Bugsy]]'' brachte ihm 1991 eine [[Academy Awards|Oscar]]-Nominierung als [[Oscar/Bester Nebendarsteller|Bester Nebendarsteller]] ein.


In den folgenden Jahren war er unter anderem in den Kassenschlagern ''[[Thelma & Louise]]'', ''[[Sister Act – Eine himmlische Karriere|Sister Act]]'', ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]'', Jane Campions ''[[Das Piano]]'' und ''[[Die Wiege der Sonne]]'' zu sehen. Kultstatus erlangte er durch ''[[Pulp Fiction]]'' ([[Quentin Tarantino]]) und ''[[From Dusk Till Dawn]]'' ([[Robert Rodriguez]]/Quentin Tarantino).
In den folgenden Jahren war er unter anderem in den Kassenschlagern ''[[Thelma & Louise]]'', ''[[Sister Act – Eine himmlische Karriere|Sister Act]]'', ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]'', Jane Campions ''[[Das Piano]]'' und ''[[Die Wiege der Sonne]]'' zu sehen. Kultstatus erlangte er durch ''[[Pulp Fiction]]'' ([[Quentin Tarantino]]) und ''[[From Dusk Till Dawn]]'' ([[Robert Rodriguez]]/Quentin Tarantino).
[[Datei:Harvey Keitel Harry Belafonte 2011 Shankbone 2.JPG|mini|Keitel neben [[Harry Belafonte]] (2011)]]
[[Datei:Harvey Keitel Harry Belafonte 2011 Shankbone 2.JPG|mini|Keitel neben [[Harry Belafonte]] (2011)]]
Keitel erwarb sich während seiner langen Karriere eine Reputation als herausragender Vertreter des Method Acting, zählte aber nie zu den kassenträchtigen Hollywood-Stars (wie etwa [[Al Pacino]] oder [[Robert De Niro]]). Allerdings war der Darsteller in zahlreichen Kassenhits in markanten Nebenrollen zu sehen. Profilierte Hauptrollen spielte er in der Regel in künstlerisch ambitionierten Produktionen mit geringem Budget. Der Erfolg einiger Filme mit ihm war allerdings vorher nicht abzusehen. Keitel förderte mit der Übernahme vieler Rollen vielmehr Talente wie Quentin Tarantino oder Kunstfilmer wie [[Abel Ferrara]]. Für den Film ''[[Smoke (Film)|Smoke]]'' erhielt er 1995 auf der [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1995|Berlinale]] zusammen mit dem Regisseur Wayne Wang den Spezialpreis der Jury, den Silbernen Bären.
Keitel erwarb sich während seiner langen Karriere eine Reputation als herausragender Vertreter des Method Acting, zählte aber nie zu den kassenträchtigen Hollywood-Stars (wie etwa [[Al Pacino]] oder [[Robert De Niro]]). Allerdings war der Darsteller in zahlreichen Kassenhits in markanten Nebenrollen zu sehen. Profilierte Hauptrollen spielte er in der Regel in künstlerisch ambitionierten Produktionen mit geringem Budget. Der Erfolg einiger Filme mit ihm war allerdings vorher nicht abzusehen. Keitel förderte mit der Übernahme vieler Rollen vielmehr Talente wie Quentin Tarantino oder Kunstfilmer wie [[Abel Ferrara]]. Für den Film ''[[Smoke (1995)|Smoke]]'' erhielt er 1995 auf der [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1995|Berlinale]] zusammen mit dem Regisseur Wayne Wang den Spezialpreis der Jury, den Silbernen Bären.


Keitel ist auf Deutsch von [[Christian Brückner]], [[Fred Maire]] und [[Joachim Kerzel]] synchronisiert worden.<ref>{{Synchronkartei|darsteller|230|Abruf=2010-09-18}}</ref>
Keitel wurde ab 1993 vor allem von [[Joachim Kerzel]] synchronisiert. [[Christian Brückner]] lieh ihm in den 1980ern, frühen 1990ern und seither unregelmäßig seine Stimme. [[Fred Maire]] sprach ihn ebenfalls einige Male.<ref>{{Synchronkartei|darsteller|230|Abruf=2010-09-18}}</ref>


Keitel ist seit 2001 mit der Schauspielerin Daphna Kastner verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Aus einer früheren Beziehung mit [[Lorraine Bracco]] hat er eine Tochter, und aus einer Affäre mit der Künstlerin Lisa Karmazin einen Sohn.
Keitel ist seit 2001 mit der Schauspielerin [[Daphna Kastner]] verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Aus einer früheren Beziehung mit [[Lorraine Bracco]] hat er eine Tochter, und aus einer Affäre mit der Künstlerin Lisa Karmazin einen Sohn.


== Filmografie (Auswahl) ==
== Filmografie (Auswahl) ==
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* 1974: [[Alice lebt hier nicht mehr]] ''(Alice Doesn’t Live Here Anymore)''
* 1974: [[Alice lebt hier nicht mehr]] ''(Alice Doesn’t Live Here Anymore)''
* 1976: [[Taxi Driver]]
* 1976: [[Taxi Driver]]
* 1976: [[Die Duellisten]] ''(The Duellists)''
* 1976: [[C.R.A.S.H.]] ''(Mother, Jugs & Speed)''
* 1976: [[C.R.A.S.H.]] ''(Mother, Jugs & Speed)''
* 1976: [[Buffalo Bill und die Indianer]] ''(Buffalo Bill and the Indians)''
* 1976: [[Buffalo Bill und die Indianer]] ''(Buffalo Bill and the Indians, or Sitting Bull’s History Lesson)''
* 1977: [[Die Duellisten]] ''(The Duellists)''
* 1977: Willkommen in Los Angeles ''(Welcome to L.A.)''
* 1977: Willkommen in Los Angeles ''(Welcome to L.A.)''
* 1978: Finger – zärtlich und brutal ''(Fingers)''
* 1978: Finger – zärtlich und brutal ''(Fingers)''
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* 1994: [[Unsere Welt war eine schöne Lüge]] ''(Imaginary Crimes)''
* 1994: [[Unsere Welt war eine schöne Lüge]] ''(Imaginary Crimes)''
* 1994: [[Immer Ärger um Dojo]] ''(Monkey Trouble)''
* 1994: [[Immer Ärger um Dojo]] ''(Monkey Trouble)''
* 1995: [[Smoke (Film)|Smoke]]
* 1995: [[Smoke (1995)|Smoke]]
* 1995: [[Der Blick des Odysseus]] ''(To Vlemma Tou Odyssea)''
* 1995: [[Der Blick des Odysseus]] ''(To Vlemma Tou Odyssea)''
* 1995: Blue in the Face – Alles blauer Dunst ''(Blue in the Face)''
* 1995: Blue in the Face – Alles blauer Dunst ''(Blue in the Face)''
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* 1997: Fremde Wesen ''(FairyTale: A True Story)''
* 1997: Fremde Wesen ''(FairyTale: A True Story)''
* 1998: [[Lulu on the Bridge]]
* 1998: [[Lulu on the Bridge]]
* 1998: [[Finding Graceland]]
* 1998: [[Finding Graceland – Unterwegs mit Elvis]] ''(Finding Graceland)''
* 1998: [[My West]] ''(Il mio West)''
* 1998: [[My West]] ''(Il mio West)''
* 1999: [[Three Seasons]] ''(Saigon Stories)''
* 1999: [[Three Seasons]] ''(Saigon Stories)''
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* 2019: [[The Irishman]]
* 2019: [[The Irishman]]
* 2020: [[Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung]] ''(Fatima)''
* 2020: [[Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung]] ''(Fatima)''
* 2021: [[Lansky (Film)|Lansky]]
* 2021: [[Lansky – Der Pate von Las Vegas]] ''(Lansky)''
* 2022: [[Das Vermächtnis von Montezuma]] (''National Treasure: Edge of History'', Fernsehserie, Folge 1x01 ''Der Geist'')
* 2022: [[Mike (Fernsehserie)|Mike]] (Miniserie, 2 Folgen)
* 2024: [[The Tattooist of Auschwitz (Miniserie)|The Tattooist of Auschwitz]] (Miniserie, 6 Folgen)
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* 1993: [[American Film Institute|AFI Award]] (Beste Hauptrolle) für seine Darstellung in ''[[Das Piano]]'' (''The Piano'')
* 1993: [[American Film Institute|AFI Award]] (Beste Hauptrolle) für seine Darstellung in ''[[Das Piano]]'' (''The Piano'')
* 1993: [[Independent Spirit Award]] (Beste Hauptrolle) für seine Darstellung in ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]''
* 1993: [[Independent Spirit Award]] (Beste Hauptrolle) für seine Darstellung in ''[[Bad Lieutenant (Film)|Bad Lieutenant]]''
* 1995: [[Silberner Bär]] für seine Darstellung in ''[[Smoke (Film)|Smoke]]''
* 1995: [[Silberner Bär]] für seine Darstellung in ''[[Smoke (1995)|Smoke]]''
* 1996: Peter J. Owens Award des [[San Francisco International Film Festival]]
* 1996: Peter J. Owens Award des [[San Francisco International Film Festival]]
* 2002: Stanislavsky Prize des [[Moscow International Film Festival]]
* 2002: Stanislavsky Prize des [[Moscow International Film Festival]]
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== Dokumentation ==
* ''Harvey Keitel – Zwischen Hollywood und Independent-Kino.'' Regie: Stéphane Benhamou und Erwan Le Gal, ARTE F, Frankreich, 54 Minuten, 2023


== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 2. Mai 2024, 19:01 Uhr

Harvey Keitel (2015)

Harvey Keitel ['hɑːvɪ kaɪ'tɛl] (* 13. Mai 1939 in Brooklyn, New York) ist ein US-amerikanischer Schauspieler, der seit den 1970er-Jahren ein gefragter Charakterdarsteller in Hollywood ist. Er gilt als Vertreter des Method Acting.

Keitel im Jahr 2009

Harvey Keitel ist ein Sohn jüdischer Emigranten; sein Vater Harry Keitel kam aus Polen und seine Mutter Miriam aus der Leordina in Rumänien.[1][2] Keitel wurde in Brighton Beach, Brooklyn geboren und wuchs gemeinsam mit seiner Schwester Renee und seinem Bruder Jerry in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der High School ging er sofort für ein Jahr zu den Marines, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Er wurde kurz vor Beginn des Vietnamkriegs entlassen und wandelte sich danach zum Pazifisten.

1967 nahm Keitel Schauspielunterricht bei Frank Corsaro und Stella Adler und lernte von ihnen die Technik des Method Acting. Als Mitglied des renommierten Actors Studio war er ab Mitte der 1960er Jahre auf vielen New Yorker Bühnen zu sehen. Sein Debüt am Broadway gab er in einem Stück von Arthur Miller. 1968 wirkte Keitel in Wer klopft denn da an meine Tür?, der Abschlussarbeit des damaligen Regie-Studenten Martin Scorsese, mit und freundete sich mit diesem an. Scorsese besetzte ihn später auch für seine Erfolgsfilme Hexenkessel (1973), Alice lebt hier nicht mehr (1974), Taxi Driver (1976) und Die letzte Versuchung Christi (1988). Keitel wurde von Francis Ford Coppola als Hauptdarsteller von Apocalypse Now (1979) verpflichtet, aber nach zwei Wochen entlassen, da Coppola mit seiner Darstellung unzufrieden war (Martin Sheen übernahm die Rolle).[3]

1993 erhielt Keitel einen Independent Spirit Award in der Kategorie Bester Schauspieler für seine Darstellung in Abel Ferraras Low-Budget-Film Bad Lieutenant. Er spielt darin einen abgehalfterten, korrupten Polizisten, der in einer Art Passionsgeschichte seinen Seelenfrieden und Erlösung findet, kurz bevor er in seinem Auto erschossen wird. In diesem Film wie auch in Ridley Scotts Debüt Die Duellisten (1976) zeigte Keitel, dass er zu den führenden amerikanischen Charakterdarstellern zählt. Den endgültigen internationalen Durchbruch schaffte Keitel dann wiederum mit dem Erstlingswerk eines Regisseurs, Reservoir Dogs von Quentin Tarantino. Bereits sein nächster Film Bugsy brachte ihm 1991 eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller ein.

In den folgenden Jahren war er unter anderem in den Kassenschlagern Thelma & Louise, Sister Act, Bad Lieutenant, Jane Campions Das Piano und Die Wiege der Sonne zu sehen. Kultstatus erlangte er durch Pulp Fiction (Quentin Tarantino) und From Dusk Till Dawn (Robert Rodriguez/Quentin Tarantino).

Keitel neben Harry Belafonte (2011)

Keitel erwarb sich während seiner langen Karriere eine Reputation als herausragender Vertreter des Method Acting, zählte aber nie zu den kassenträchtigen Hollywood-Stars (wie etwa Al Pacino oder Robert De Niro). Allerdings war der Darsteller in zahlreichen Kassenhits in markanten Nebenrollen zu sehen. Profilierte Hauptrollen spielte er in der Regel in künstlerisch ambitionierten Produktionen mit geringem Budget. Der Erfolg einiger Filme mit ihm war allerdings vorher nicht abzusehen. Keitel förderte mit der Übernahme vieler Rollen vielmehr Talente wie Quentin Tarantino oder Kunstfilmer wie Abel Ferrara. Für den Film Smoke erhielt er 1995 auf der Berlinale zusammen mit dem Regisseur Wayne Wang den Spezialpreis der Jury, den Silbernen Bären.

Keitel wurde ab 1993 vor allem von Joachim Kerzel synchronisiert. Christian Brückner lieh ihm in den 1980ern, frühen 1990ern und seither unregelmäßig seine Stimme. Fred Maire sprach ihn ebenfalls einige Male.[4]

Keitel ist seit 2001 mit der Schauspielerin Daphna Kastner verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Aus einer früheren Beziehung mit Lorraine Bracco hat er eine Tochter, und aus einer Affäre mit der Künstlerin Lisa Karmazin einen Sohn.

Filmografie (Auswahl)

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Auszeichnungen (Auswahl)

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  • Marshall Fine: Harvey Keitel. The Art of Darkness. New York 1997, ISBN 0-00-255808-4.
  • Simon Laisney: Le jeu de Harvey Keitel dans les films de Martin Scorsese. Paris 2009, ISBN 2-296-07599-1.
  • Harvey Keitel – Zwischen Hollywood und Independent-Kino. Regie: Stéphane Benhamou und Erwan Le Gal, ARTE F, Frankreich, 54 Minuten, 2023
Commons: Harvey Keitel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Dieses Jahr in Czernowitz“, Dokumentarfilm 2003/2004, Regie: Volker Koepp
  2. US Actor Harvey Keitel visits his mother’s birthplace in Romania. 10. Juli 2017, abgerufen am 19. April 2024 (englisch).
  3. Arun Starkey: Why Francis Ford Coppola fired Harvey Keitel from 'Apocalypse Now'. In: FAROUT Magazine. 13. Oktober 2021, abgerufen am 12. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. Harvey Keitel. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 18. September 2010.