„Das Rosenkranzfest“ – Versionsunterschied

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'''Das Rosenkranzfest''' (bzw. '''Der Rosenkranzaltar''') ist eines der wenigen Altarbilder [[Albrecht Dürer]]s.


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Albrecht Dürer malte dieses großformatige Altarbild 1506 im Auftrag deutscher Kaufleute als Altarbild für die Kirche [[San Bartolomeo (Venedig)|San Bartolomeo]] in [[Venedig]].
'''Das Rosenkranzfest''', auch '''Rosenkranzaltar''' genannt, ist eines der wenigen Altarbilder [[Albrecht Dürer]]s.


Dieses Bild machte Dürer, der bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Grafiken und Zeichnungen schuf, schlagartig berühmt.
Albrecht Dürer malte dieses großformatige Altarbild 1506 im Auftrag deutscher Kaufleute als Altarbild für die Kirche [[San Bartolomeo (Venedig)|San Bartolomeo]] in [[Venedig]]. Dieses Bild machte Dürer, der bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Grafiken und Zeichnungen schuf, schlagartig berühmt.


Das Gemälde Dürers hat mit dem 1572 eingeführten [[Rosenkranzfest]] nichts zu tun. Der Gemäldetitel ist modern. Dargestellt ist vielmehr die [[Rosenkranzbruderschaft]] als eine universelle Gebetsbruderschaft.
== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Dargestellt ist die [[Madonna (Kunst)|Madonna]] auf einem von [[Putte]]n gehaltenen Baldachinthron. Zwei weitere Putten lassen eine Krone über ihrem Kopf schweben, ein Engel spielt zu ihren Füßen [[Laute]]. Maria, das Christuskind, der heilige [[Dominikus]], dem die Entstehung der Rosenkranzandacht zugeschrieben wird, und weitere Putten verteilen [[Rosenkranz|Rosenkränze]] an eine Menschenmenge, die von Kaiser und Papst angeführt wird.
Dargestellt ist die [[Madonna (Kunst)|Madonna]] auf einem von [[Putto|Putten]] gehaltenen Baldachinthron. Zwei weitere Putten lassen eine Krone über ihrem Kopf schweben, ein Engel spielt zu ihren Füßen [[Laute]]. Maria, das Christuskind, der heilige [[Dominikus]], dem die Entstehung der Rosenkranzandacht zugeschrieben wird, und weitere Putten verteilen [[Rosenkranz|Rosenkränze]] an eine Menschenmenge, die von Kaiser und Papst angeführt wird.


Das Rosenkranzfest wurde 1573 eingeführt. In die erste Rosenkranz-Bruderschaft in Köln schrieb sich an erster Stelle 1475 Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian]] ein, der im selben Jahr die Stadt [[Neuss]] befreit hatte, nachdem diese Maria angerufen hatte. Der Papst hätte die Gesichtszüge [[Julius II.]] aufweisen müssen, was Dürer jedoch vermied, denn Julius war ein Gegner Venedigs.
Die Rosenkranzbruderschaft wurde von Jacob Sprenger 1475 als Gebetsverbrüderung in Köln gegründet. In die erste Rosenkranz-Bruderschaft in Köln schrieb sich an erster Stelle 1475 der nachmalige König [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] ein, der im selben Jahr die Stadt [[Neuss]] befreit hatte, nachdem diese Maria angerufen hatte. Der Papst hätte die Gesichtszüge [[Julius II.]] aufweisen müssen, was Dürer jedoch vermied, denn Julius war ein Gegner [[Republik Venedig|Venedigs]].


Die Gruppe des knienden Papstes und Kaisers mit der Madonna bildet eine Pyramide.
Die Gruppe des knienden Papstes und Kaisers mit der Madonna bildet eine Pyramide.


Die Mitglieder der Menge können nicht mehr alle identifiziert werden. Der vierte von links ist Burkhard von Speyer, möglicherweise Kaplan der Kirche San Bartolomeo, bekannt aus dem zeitgleich geschaffenen Porträt Dürers, das sich heute in der [[Royal Collection]] in [[Windsor Castle]] befindet.<ref>[https://www.rct.uk/collection/404418/burkhard-of-speyer-16th-century Royal Collection]</ref>
Die Mitglieder der Menge können nicht mehr alle identifiziert werden.


== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
Das [[Rosenkranzfest]] wird am [[7. Oktober]] zu Ehren der „Jungfrau [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] vom [[Rosenkranz]]“ gefeiert. Das Rosenkranzfest wurde von Papst [[Pius V.]] im Jahr [[1573]] gestiftet, der damit seinen Dank für den Sieg der christlichen Flotte in der [[Seeschlacht von Lepanto]] ausdrücken wollte. Das Gemälde Dürers hat mit mit diesem später eingeführten Fest jedoch nichts zu tun. Der Gemäldetitel ist modern. Dargestellt ist vielmehr die Rosenkranzbruderschaft als eine universelle Gebetsbruderschaft.


Das Werk verbindet die deutsche Ikonographie der Rosenkranzbruderschaft mit venezianischen Einflüssen wie die Einbettung in eine Landschaft, dem Baldachin über Maria, dem Laute spielenden Engel und den Putten und stellt damit eine Synthese nordischer und italienischer Kunst dar.

Das Werk verbindet die deutsche Ikonographie der Rosenkranzbruderschaft mit venezianischen Einflüssen wie die Einbettung in eine Landschaft, dem Baldachin über Maria, dem Laute spielenden Engel und den Putten und stellt damit eine Synthese nordische und italienischer Kunst dar.


== Geschichte ==
== Geschichte ==


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[[Datei:Figurenstudie fuer das Christuskind in Duerers Rosenkranzfest.jpg|mini|Figurenstudie für das Christuskind]]


Albrecht Dürer war im Sommer 1505 zum zweiten Mal nach Venedig gekommen und erhielt von den beim [[Fondaco dei Tedeschi]] (nahe der [[Rialtobrücke]]) ansässigen deutschen Kaufleuten den Auftrag, ein Gemälde für ihre Pfarrkirche anzufertigen. Das Bild sollte eine ideale Versammlung der [[Rosenkranzbruderschaft]] darstellen.
Albrecht Dürer war im Sommer 1505 zum zweiten Mal nach Venedig gekommen, wo er von den beim [[Fondaco dei Tedeschi]] (nahe der [[Rialtobrücke]]) ansässigen deutschen Kaufleuten den Auftrag erhielt, ein Gemälde für ihre Pfarrkirche anzufertigen. Das Bild sollte eine ideale Versammlung der Rosenkranzbruderschaft darstellen.


Dürer machte vor dem Beginn seiner Arbeit zahlreiche Studien und schildert die Umstände der Entstehung des Werks in den Briefen an seinen Freund [[Willibald Pirckheimer]]. Aus diesen Briefen geht hervor, dass Dürer die Arbeit aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen musste und mit dem Bild sehr zufrieden war. So schrieb er am 23. September 1506 an Pirckheimer:
Dürer machte vor dem Beginn seiner Arbeit zahlreiche Studien und schildert die Umstände der Entstehung des Werks in den Briefen an seinen Freund [[Willibald Pirckheimer]]. Aus diesen Briefen geht hervor, dass Dürer die Arbeit aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen musste und mit dem Bild sehr zufrieden war. So schrieb er am 23. September 1506 an Pirckheimer:

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{{Zitat
Ich teile Ihnen mit, dass es kein besseres Marienbild im ganzen Land gibt als das meine.<ref>Grebe: „Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit“</ref>
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Dürers Selbstbewusstsein zeigt sich auch darin, dass er sich selbst am rechten Bildrand darstellte. Er hält ein Stück Papier mit der lateinischen Aufschrift:
Dürers Selbstbewusstsein zeigt sich auch darin, dass er sich selbst am rechten Bildrand darstellte. Er hält ein Stück Papier mit der lateinischen Aufschrift:
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Exegit quinque mestri / spatio Albertus / Durer Germanus MDVI / AD
Exegit quinque mestri / spatio Albertus / Durer Germanus MDVI / AD
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Mit diesem Zettel weist Dürer darauf hin, dass er das Gemälde in nur fünf Monaten des Jahres 1506 (MDVI) geschaffen habe. Das Buchstabenkürzel AD ist Dürers Signatur, die auf fast keinem Bild fehlt.
Mit diesem Zettel weist Dürer darauf hin, dass er das Gemälde in nur fünf Monaten des Jahres 1506 (MDVI) geschaffen habe. Das Buchstabenkürzel AD ist Dürers Signatur, die auf fast keinem Bild fehlt. Wie Briefe belegen, hatte Dürer keine besonders hohe Meinung von der Leistung seiner venezianischen Kollegen. Dieses Urteil beruhte weitgehend auf Gegenseitigkeit. Dürer berichtet immer wieder davon, dass die italienischen Maler behaupteten, seine Bilder seien unmodern und er nicht mit Farben umgehen könne. ("...er sei nur im Stechen gut, wüßt aber nit mit Farben umzugehn..."). Erst mit dem ''Rosenkranzfest'' änderte sich die Meinung der venezianischen Künstler und Dürer schrieb:


{{Zitat
Wie Briefe belegen, hatte Dürer keine besonders hohe Meinung von der Leistung seiner venezianischen Kollegen. Dieses Urteil beruhte weitgehend auf Gegenseitigkeit. Dürer berichtet immer wieder davon, dass die italienischen Maler behaupteten, seine Bilder seien unmodern und er nicht mit Farben umgehen könne. Erst mit dem „''Rosenkranzfest''" änderte sich die Meinung der venezianischen Künstler und Dürer schrieb:
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Jtz spricht jeder man, sy haben schoner Farben nie gesehen.<ref>Grebe: „Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit“</ref>
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Im Jahr 1606 gelangte der Rosenkranzaltar nach Prag. Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] war die Rosenkranzfestmadonna ständig in Bewegung. So kam es dazu, dass das Gemälde beim Transport beschädigt wurde.
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Aber es war schon in Venedig beschädigt. Denn Dürer arbeitete in Venedig als Maler aus dem Norden mit nicht erprobtem Material. Dies führte dazu, dass das Bild in der Mitte bald beschädigt war. So verschwand auch ein interessantes Detail, das Kopien des Gemäldes belegen, eine Fliege auf dem Knie der Madonna, die den Eindruck erwecken sollte, dass sie echt sei. Als das Gemälde beschädigt wurde, verschwand die Fliege.
So gelangte 1606 der Rosenkranzaltar nach Prag. Nach Rudolfs Tod verblieb das Bild dort, anders als der Großteil seiner Sammlung. Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] war die Rosenkranzfestmadonna ständig in Bewegung. So kam es dazu, dass das Gemälde beim Transport beschädigt wurde. Als die Schweden 1648 die [[Prager Kunstraub|Prager Kunstkammer plünderten]], ließen sie das Bild zurück, was als Indiz für einen schlechten Zustand gelten kann. Aber es war schon in Venedig beschädigt, denn Dürer arbeitete als Maler aus dem Norden mit nicht erprobtem Material. Dies führte dazu, dass das Bild in der Mitte bald beschädigt war. So verschwand auch ein interessantes Detail, das Kopien des Gemäldes belegen: eine [[Musca depicta|Fliege]] auf dem Knie der Madonna, die den Eindruck erwecken sollte, dass sie echt sei. Seit der Räumung der Prager Burg 1782 unter Joseph II., bei der es zum Schätzpreis von einem Gulden versteigert wurde, befand sich das Bild in Privatbesitz. 1793 erwarb es P. Wenzel Mayer, der Abt des Stiftes Strahow. Im 19. Jahrhundert wurde die zerstörte Mittelpartie vom Kopf der Madonna abwärts restauriert. Dabei verschwanden Einzelheiten wie der Faltenwurf des weißen Tuches, auf dem auch die Fliege saß. Erst 1930 gelangte das Gemälde in die [[Nationalgalerie Prag]].<ref name="Koller" />


=== Kopien ===
Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] kaufte das Gemälde nach langwierigen Verhandlungen für die enorme Summe von 900 Dukaten. Er musste 1606 eine Kopie herstellen lassen, die bis ins 19. Jahrhundert erhalten blieb.
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Kopie von Dürers Rosenkranzfest (um 1600).jpg|Eine frühe, noch in Venedig angefertigte, Kopie.
Rosenkranzfest 1606 - 1612 KHM GG 1900.jpg|Eine 1606 bis 1612 entstandene Kopie im [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museum Wien]].
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Johann Konrad Eberlein: ''Albrecht Dürer'' (= ''Rororo'' 50598 ''Rowohlts Monographien''). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-50598-3.
* [[Johann Konrad Eberlein]]: ''Albrecht Dürer'' (= ''Rororo'' 50598 ''Rowohlts Monographien''). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-50598-3.
* Anja Grebe: ''Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-18788-1.
* [[Anja Grebe]]: ''Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-18788-1.
* Jaromír Homolka: ''Rosenkranzfest'', Artia, Prag, 1961, {{DNB|451011325}}
* Jaromír Homolka: ''Rosenkranzfest'', Artia, Prag 1961, {{DNB|451011325}}.
* Olga Kotková (Hg.), ''Albrecht Dürer: The Feast of the Rose Garlands 1505–2006'', (Ausst.-Kat.) National Gallery Prague 2006, Prague 2006, ISBN 80-7035-332-5.
* [[Olga Kotková]] (Hrsg.): ''Albrecht Dürer: The Feast of the Rose Garlands 1505–2006.'' Ausstellungs-Katalog. National Gallery Prague 2006, Prag 2006, ISBN 80-7035-332-5.
* Rainer Hoffmann: ''Im Glanze des Himmels – Putten-Motive im Werk Albrecht Dürers.'' Böhlau-Verlag, Köln / Weimar / Wien 2019, ISBN 978-3-412-50041-2, S.&nbsp;82.
* Martina Sauer: ''Affordance as a Method in Visual Cultural Studies Based on Theory and Tools of Vitality Semiotics. A historiographic and comparative study of Formal Aesthetics, Iconology, and Affordance using the example of Albrecht Dürer’s Christ Among the Doctors from 1506.'' In: ''Art style : art & culture international magazine.'' Band&nbsp;7, Nr.&nbsp;7, März 2021, S.&nbsp;11–37 ([http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7275/1/Sauer_Affordance_as_a_method_in_visual_cultural_studies_2021.pdf Digitalisat]).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Rosenkranzfest by Dürer|Das Rosenkranzfest}}
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* [http://www.kath.de/Kirchenjahr/rosenkranzfest.php Rosenkranzfest 7. Oktober]
* [http://www.kath.de/Kirchenjahr/rosenkranzfest.php Rosenkranzfest 7. Oktober]
* [http://www.batz-hausen.de/duerer.htm Albrecht Dürers „Rosenkranzfest“]
* [http://www.batz-hausen.de/duerer.htm Albrecht Dürers „Rosenkranzfest“]
* [http://www.radio.cz/de/artikel/81193 Dürers Weg zum Ruhm – 500 Jahre Rosenkranzfest]
* [http://www.radio.cz/de/artikel/81193 Dürers Weg zum Ruhm – 500 Jahre Rosenkranzfest]


== Quellennachweis ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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[[Kategorie:Altarbild von Albrecht Dürer]]
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[[Kategorie:Gemälde (16. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Marienbildnis]]
[[Kategorie:Marienbildnis]]
[[Kategorie:Gemälde der Nationalgalerie Prag]]

Version vom 1. April 2024, 13:26 Uhr

Das Rosenkranzfest (Albrecht Dürer)
Das Rosenkranzfest
Albrecht Dürer, 1506
Öl auf Pappelholz
162 × 194,5 cm
Nationalgalerie Prag
Maximilian I.

Das Rosenkranzfest, auch Rosenkranzaltar genannt, ist eines der wenigen Altarbilder Albrecht Dürers.

Albrecht Dürer malte dieses großformatige Altarbild 1506 im Auftrag deutscher Kaufleute als Altarbild für die Kirche San Bartolomeo in Venedig. Dieses Bild machte Dürer, der bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Grafiken und Zeichnungen schuf, schlagartig berühmt.

Das Gemälde Dürers hat mit dem 1572 eingeführten Rosenkranzfest nichts zu tun. Der Gemäldetitel ist modern. Dargestellt ist vielmehr die Rosenkranzbruderschaft als eine universelle Gebetsbruderschaft.

Beschreibung

Dargestellt ist die Madonna auf einem von Putten gehaltenen Baldachinthron. Zwei weitere Putten lassen eine Krone über ihrem Kopf schweben, ein Engel spielt zu ihren Füßen Laute. Maria, das Christuskind, der heilige Dominikus, dem die Entstehung der Rosenkranzandacht zugeschrieben wird, und weitere Putten verteilen Rosenkränze an eine Menschenmenge, die von Kaiser und Papst angeführt wird.

Die Rosenkranzbruderschaft wurde von Jacob Sprenger 1475 als Gebetsverbrüderung in Köln gegründet. In die erste Rosenkranz-Bruderschaft in Köln schrieb sich an erster Stelle 1475 der nachmalige König Maximilian I. ein, der im selben Jahr die Stadt Neuss befreit hatte, nachdem diese Maria angerufen hatte. Der Papst hätte die Gesichtszüge Julius II. aufweisen müssen, was Dürer jedoch vermied, denn Julius war ein Gegner Venedigs.

Die Gruppe des knienden Papstes und Kaisers mit der Madonna bildet eine Pyramide.

Die Mitglieder der Menge können nicht mehr alle identifiziert werden. Der vierte von links ist Burkhard von Speyer, möglicherweise Kaplan der Kirche San Bartolomeo, bekannt aus dem zeitgleich geschaffenen Porträt Dürers, das sich heute in der Royal Collection in Windsor Castle befindet.[1]

Hintergrund

Das Werk verbindet die deutsche Ikonographie der Rosenkranzbruderschaft mit venezianischen Einflüssen wie die Einbettung in eine Landschaft, dem Baldachin über Maria, dem Laute spielenden Engel und den Putten und stellt damit eine Synthese nordischer und italienischer Kunst dar.

Geschichte

Selbstbildnis Dürers am rechten Bildrand
Figurenstudie für das Christuskind

Albrecht Dürer war im Sommer 1505 zum zweiten Mal nach Venedig gekommen, wo er von den beim Fondaco dei Tedeschi (nahe der Rialtobrücke) ansässigen deutschen Kaufleuten den Auftrag erhielt, ein Gemälde für ihre Pfarrkirche anzufertigen. Das Bild sollte eine ideale Versammlung der Rosenkranzbruderschaft darstellen.

Dürer machte vor dem Beginn seiner Arbeit zahlreiche Studien und schildert die Umstände der Entstehung des Werks in den Briefen an seinen Freund Willibald Pirckheimer. Aus diesen Briefen geht hervor, dass Dürer die Arbeit aus gesundheitlichen Gründen unterbrechen musste und mit dem Bild sehr zufrieden war. So schrieb er am 23. September 1506 an Pirckheimer:

„Ich teile Ihnen mit, dass es kein besseres Marienbild im ganzen Land gibt als das meine.[2]

Dürers Selbstbewusstsein zeigt sich auch darin, dass er sich selbst am rechten Bildrand darstellte. Er hält ein Stück Papier mit der lateinischen Aufschrift:

Exegit quinque mestri / spatio Albertus / Durer Germanus MDVI / AD

Mit diesem Zettel weist Dürer darauf hin, dass er das Gemälde in nur fünf Monaten des Jahres 1506 (MDVI) geschaffen habe. Das Buchstabenkürzel AD ist Dürers Signatur, die auf fast keinem Bild fehlt. Wie Briefe belegen, hatte Dürer keine besonders hohe Meinung von der Leistung seiner venezianischen Kollegen. Dieses Urteil beruhte weitgehend auf Gegenseitigkeit. Dürer berichtet immer wieder davon, dass die italienischen Maler behaupteten, seine Bilder seien unmodern und er nicht mit Farben umgehen könne. ("...er sei nur im Stechen gut, wüßt aber nit mit Farben umzugehn..."). Erst mit dem Rosenkranzfest änderte sich die Meinung der venezianischen Künstler und Dürer schrieb:

„Jtz spricht jeder man, sy haben schoner Farben nie gesehen.[3]

Kaiser Rudolf II. kaufte das Gemälde nach langwierigen Verhandlungen mit der Kirchengemeinde San Bartolomeo und der Familie Fugger für die enorme Summe von 900 Dukaten.[4] Joachim Sandrart schreibt in seiner Teutschen Academie über Entstehung und Verkauf des Werkes:

„Als er[5] zu Venedig war/ aus hie unten meldender Ursach/ mahlte er allda für etliche des Teutschen Hauses curiose Kaufleute eine kunstreiche Tafel von S. Bartholome, so auch in die nächst an dem Teutschen Hauß stehende Kirche/ dieses Namens/ aufgerichtet worden/ wordurch/ wie auch andere Werke/ sein herrliches Lob allenthalben erschollen/ und den Höchst-Ruhmwürdigsten und Kunst-liebenden Käyser Rudolphum II. bewogen/ daß er nicht nachgelassen/ biß ihme solches Blat aus der Kirche verwilliget worden/ gegen so hoher Bezahlung/ als man begehrt/ und ist es nachmalen/ mit Teppichen und vielfältiger Baumwoll eingewickelt/ in gewirtes Tuch eingeballt/ und/ damit es auf dem Wagen nicht hart gestoßen/gerüttelt/ oder verletzet würde/ auf ergangnen Käyserlichen Befehl/ von starken Männern an Stangen den ganzen Weg/ biß in die Käyserliche Residenz zu Prag/ getragen worden.[6]

So gelangte 1606 der Rosenkranzaltar nach Prag. Nach Rudolfs Tod verblieb das Bild dort, anders als der Großteil seiner Sammlung. Im Dreißigjährigen Krieg war die Rosenkranzfestmadonna ständig in Bewegung. So kam es dazu, dass das Gemälde beim Transport beschädigt wurde. Als die Schweden 1648 die Prager Kunstkammer plünderten, ließen sie das Bild zurück, was als Indiz für einen schlechten Zustand gelten kann. Aber es war schon in Venedig beschädigt, denn Dürer arbeitete als Maler aus dem Norden mit nicht erprobtem Material. Dies führte dazu, dass das Bild in der Mitte bald beschädigt war. So verschwand auch ein interessantes Detail, das Kopien des Gemäldes belegen: eine Fliege auf dem Knie der Madonna, die den Eindruck erwecken sollte, dass sie echt sei. Seit der Räumung der Prager Burg 1782 unter Joseph II., bei der es zum Schätzpreis von einem Gulden versteigert wurde, befand sich das Bild in Privatbesitz. 1793 erwarb es P. Wenzel Mayer, der Abt des Stiftes Strahow. Im 19. Jahrhundert wurde die zerstörte Mittelpartie vom Kopf der Madonna abwärts restauriert. Dabei verschwanden Einzelheiten wie der Faltenwurf des weißen Tuches, auf dem auch die Fliege saß. Erst 1930 gelangte das Gemälde in die Nationalgalerie Prag.[4]

Kopien

Literatur

  • Johann Konrad Eberlein: Albrecht Dürer (= Rororo 50598 Rowohlts Monographien). Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-50598-3.
  • Anja Grebe: Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-18788-1.
  • Jaromír Homolka: Rosenkranzfest, Artia, Prag 1961, DNB 451011325.
  • Olga Kotková (Hrsg.): Albrecht Dürer: The Feast of the Rose Garlands 1505–2006. Ausstellungs-Katalog. National Gallery Prague 2006, Prag 2006, ISBN 80-7035-332-5.
  • Rainer Hoffmann: Im Glanze des Himmels – Putten-Motive im Werk Albrecht Dürers. Böhlau-Verlag, Köln / Weimar / Wien 2019, ISBN 978-3-412-50041-2, S. 82.
  • Martina Sauer: Affordance as a Method in Visual Cultural Studies Based on Theory and Tools of Vitality Semiotics. A historiographic and comparative study of Formal Aesthetics, Iconology, and Affordance using the example of Albrecht Dürer’s Christ Among the Doctors from 1506. In: Art style : art & culture international magazine. Band 7, Nr. 7, März 2021, S. 11–37 (Digitalisat).
Commons: Das Rosenkranzfest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Royal Collection
  2. Grebe: „Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit“
  3. Grebe: „Albrecht Dürer. Künstler, Werk und Zeit“
  4. a b Auktionshaus Koller: Katalog für die Auktion Gemälde Alter Meister und Ikonen am 18. September 2009 (Memento vom 15. September 2011 im Internet Archive)
  5. Albrecht Dürer
  6. Teutsche Academie 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 223