„Iffland-Ring“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Geschichte und Gründungslegende: Anm.: eingeschobene Info „er besitze nämlich einen ähnlichen Ring mit Ifflands Bildnis als Familienerbstück“ an der Stelle m. E. argumentativ eher unpassend bzw. irreführend | Bei Knuth fehlt die genaue Fundstelle (Seitenzahl)!
Träger des Iffland-Ringes: Bei Albert Bassermann Fahne der Republik Baden durch Fahne des Deutschen Reichs ausgetauscht, weil es 1911 keine Republik Baden gab und diese auch nach dem Zeiten Weltkrieg nicht außerhalb des deutschen Staatsverbands lag.
 
(30 dazwischenliegende Versionen von 25 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Iffland-Ring''' ist ein [[Ring (Schmuck)|Fingerring]] mit dem Porträt des bedeutenden deutschen Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers [[August Wilhelm Iffland]] (1759–1814), der am [[Nationaltheater Mannheim|Mannheimer Nationaltheater]] in der Uraufführung von [[Friedrich von Schiller]]s Drama ''[[Die Räuber]]'' den ''Franz Moor'' spielte.
Der '''Iffland-Ring''' ist ein [[Ring (Schmuck)|Fingerring]] mit dem Porträt des bedeutenden deutschen [[Schauspieler]]s, Theaterdirektors und [[Dramatiker]]s [[August Wilhelm Iffland]] (1759–1814), der 1782 am [[Nationaltheater Mannheim|Mannheimer Nationaltheater]] in der Uraufführung von [[Friedrich Schiller]]s Drama ''[[Die Räuber]]'' den ''Franz Moor'' spielte.


Der diamantbesetzte Eisenring wird von seinem jeweiligen Träger testamentarisch an den seiner Meinung nach „jeweils bedeutendsten und würdigsten [[Schauspieler|Bühnenkünstler]] des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit verliehen, wobei die Tradition verlangt, dass dieser männlich ist. [[Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß]] erhielt den Ring 1954 jedoch nicht von seinem vorherigen Träger [[Albert Bassermann]], sondern vom Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger, da die drei von Bassermann vorgesehenen Erben nacheinander vor ihm gestorben waren.
Der [[diamant]]besetzte Eisenring wird von seinem jeweiligen Träger [[testament]]arisch an den seiner Meinung nach „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit verliehen, wobei die Tradition verlangt, dass dieser männlich ist. [[Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß]] erhielt den Ring 1954 jedoch nicht von seinem vorherigen Träger [[Albert Bassermann]], sondern vom Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger, da die drei von Bassermann vorgesehenen Erben nacheinander vor ihm gestorben waren.


Von 1996 bis 2019 war [[Bruno Ganz]] Träger des Iffland-Rings. Nach Ganz’ Tod gab der österreichische Kulturminister [[Gernot Blümel]] am 22. März 2019 bekannt, dass der deutsche Schauspieler [[Jens Harzer]] zum Träger des Rings bestimmt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://orf.at/ |titel=news.ORF.at |zugriff=2019-03-22 |sprache=de}}</ref>
Von 1996 bis 2019 war [[Bruno Ganz]] Träger des Iffland-Rings. Nach Ganz’ Tod gab der österreichische Kulturminister [[Gernot Blümel]] am 22. März 2019 bekannt, dass der deutsche Schauspieler [[Jens Harzer]] zum Träger des Rings bestimmt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundeskanzleramt.gv.at/-/kulturminister-bluemel-jens-harzer-erhalt-den-iffland-ring |titel=Kulturminister Blümel: Jens Harzer erhält den Iffland-Ring |zugriff=2019-03-22 |sprache=de}}</ref>


Der Iffland-Ring ist seit 1954 [[Zweckbindung|zweckgebundenes Eigentum]] der [[Österreich|Republik Österreich]].
Der Iffland-Ring ist seit 1954 [[Zweckbindung|zweckgebundenes Eigentum]] der [[Österreich|Republik Österreich]].
Zeile 12: Zeile 12:
Dass Iffland selbst mehrere Ringe mit seinem Porträt an Freunde verschenkt hatte,<ref>So Wilhelm Burckhardsberg; zitiert bei: Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> scheint nicht unwahrscheinlich, weil die Weitergabe solcher [[Kleinod]]ien (Fingerringe, [[Gemme]]n, Bilder, Medaillen und ähnliches) an enge Freunde durchaus zeitüblich war. Dass einer dieser Ringe ein Erbstück der mit Iffland befreundeten Familie [[Devrient (Künstlerfamilie)|Devrient]] war, scheint ebenfalls wahrscheinlich. Dass es jedoch tatsächlich sieben Ringe waren, wie [[Wilhelm Burckhardsberg]] 1954 schrieb, und dass damit die Stiftung einer Auszeichnung verbunden war, ist eher unwahrscheinlich.<ref>„Als sich Iffland mit dem Gedanken der Stiftung seines Ringes trug (ganz im Geiste seines romantischen Zeitalters), ließ er davon mehrere anfertigen und verteilte sie an seine intimsten Freunde, die Überlieferung spricht von sieben. Der eigentliche Stiftungsring aber wurde kostbar gefasst.“ Zitiert nach: Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> Wahrscheinlicher scheint, dass Iffland mit der Weitergabe mehrerer Ringe auf [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessings]] [[Ringparabel]] aus ''[[Nathan der Weise]]'' anspielte. Dass der Devrientsche Ring nicht im Besitz der Familie blieb, sondern von Emil Devrient an Theodor Döring weitergegeben wurde, lag wohl an internen Familienstreitigkeiten.<ref>Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> An eine institutionalisierte Auszeichnung dachte offenbar auch Devrient noch nicht, denn dann hätten die Träger vor Haase sicher kein Geheimnis aus der Existenz des „einen“ Ringes gemacht. Nicht geklärt werden kann deshalb, ob die eigentliche Stiftung mit der nur von Haase belegten Weitergabe des Ringes durch Döring oder mit der testamentarischen Weitergabe durch Haase selbst einsetzt.
Dass Iffland selbst mehrere Ringe mit seinem Porträt an Freunde verschenkt hatte,<ref>So Wilhelm Burckhardsberg; zitiert bei: Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> scheint nicht unwahrscheinlich, weil die Weitergabe solcher [[Kleinod]]ien (Fingerringe, [[Gemme]]n, Bilder, Medaillen und ähnliches) an enge Freunde durchaus zeitüblich war. Dass einer dieser Ringe ein Erbstück der mit Iffland befreundeten Familie [[Devrient (Künstlerfamilie)|Devrient]] war, scheint ebenfalls wahrscheinlich. Dass es jedoch tatsächlich sieben Ringe waren, wie [[Wilhelm Burckhardsberg]] 1954 schrieb, und dass damit die Stiftung einer Auszeichnung verbunden war, ist eher unwahrscheinlich.<ref>„Als sich Iffland mit dem Gedanken der Stiftung seines Ringes trug (ganz im Geiste seines romantischen Zeitalters), ließ er davon mehrere anfertigen und verteilte sie an seine intimsten Freunde, die Überlieferung spricht von sieben. Der eigentliche Stiftungsring aber wurde kostbar gefasst.“ Zitiert nach: Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> Wahrscheinlicher scheint, dass Iffland mit der Weitergabe mehrerer Ringe auf [[Gotthold Ephraim Lessing|Lessings]] [[Ringparabel]] aus ''[[Nathan der Weise]]'' anspielte. Dass der Devrientsche Ring nicht im Besitz der Familie blieb, sondern von Emil Devrient an Theodor Döring weitergegeben wurde, lag wohl an internen Familienstreitigkeiten.<ref>Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols''].</ref> An eine institutionalisierte Auszeichnung dachte offenbar auch Devrient noch nicht, denn dann hätten die Träger vor Haase sicher kein Geheimnis aus der Existenz des „einen“ Ringes gemacht. Nicht geklärt werden kann deshalb, ob die eigentliche Stiftung mit der nur von Haase belegten Weitergabe des Ringes durch Döring oder mit der testamentarischen Weitergabe durch Haase selbst einsetzt.


Die erste nachweisliche Erwähnung des heutigen Iffland-Ringes als Auszeichnung ist der Nachlass des 1911 verstorbenen Schauspielers [[Friedrich Haase (Schauspieler)|Friedrich Haase]], der mit einem Zettel am Ringetui und einem erklärenden Beibrief die Legende dieses Ringes darlegte und gleichzeitig festlegte, dass beim Ableben des Trägers der Ring von diesem dem „zur Zeit Würdigsten“ zugedacht werden sollte.<ref>Jörg C. Steiner: [http://www.ordenskunde.info/dtIfflandring.htm ''Der Iffland-Ring''].</ref> Haase vermachte ihn Bassermann, der ihn nacheinander drei Kollegen zudachte ([[Alexander Girardi]], [[Max Pallenberg]] und [[Alexander Moissi]]), die jedoch alle drei überraschend früh verstarben, wobei Bassermann ihn dem verstorbenen Alexander Moissi noch auf den Sarg gelegt hatte und er im letzten Moment gerettet werden musste, so dass er ihn schließlich 1935 in der [[Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]] in [[Wien]] deponierte.&nbsp;<ref group="Anm.">1927 hatte Bassermann „eine Enunziation erlassen“, in der er Überlegungen zu möglichen zukünftigen Trägern des Ringes anstellte und die in der Folge an der Echtheit des Ringes Zweifel aufkommen ließ.&nbsp;– Vgl. {{ANNO|nfp|30|09|1927|06|AUTOR=|Kleine Chronik.&nbsp;<nowiki>[…]</nowiki> Der Iffland-Ring|ZUSATZ=Morgenblatt (Nr. 22643/1927)|ALTSEITE=6, oben rechts}}.</ref> Bassermann, der wegen der Diskriminierung seiner jüdischen Ehefrau 1934 aus Deutschland und 1938 aus Österreich emigrierte, hatte zwar [[Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß]] im Auge gehabt, ihm aber wegen dessen Haltung während des Nationalsozialismus, insbesondere wegen der Teilnahme am antisemitischen Film ''[[Jud Süß (1940)|Jud Süß]]'' den Ring nicht übergeben wollen. Nach Bassermanns Tod 1952 war unklar, wie die Weitergabe des Ringes geschehen sollte, bis ihn 1954 der [[Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger]] Werner Krauß zusprach. Wegen der erbrechtlichen Unklarheiten 1952/54 wurden vom österreichischen Unterrichtsministerium Richtlinien erlassen, die zukünftig die Weitergabe des Ringes zweifelsfrei regeln.
Die erste nachweisliche Erwähnung des heutigen Iffland-Ringes als Auszeichnung ist der Nachlass des 1911 verstorbenen Schauspielers [[Friedrich Haase (Schauspieler)|Friedrich Haase]], der mit einem Zettel am Ringetui und einem erklärenden Beibrief die Legende dieses Ringes darlegte und gleichzeitig festlegte, dass beim Ableben des Trägers der Ring von diesem dem „zur Zeit Würdigsten“ zugedacht werden sollte.<ref>Jörg C. Steiner: [http://www.ordenskunde.info/dtIfflandring.htm ''Der Iffland-Ring''].</ref> Haase vermachte ihn Bassermann, der ihn nacheinander drei Kollegen zudachte ([[Alexander Girardi]], [[Max Pallenberg]] und [[Alexander Moissi]]), die jedoch alle drei überraschend früh verstarben, wobei Bassermann ihn dem verstorbenen Alexander Moissi noch auf den Sarg gelegt hatte und er im letzten Moment gerettet werden musste, so dass er ihn schließlich 1935 in der [[Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]] in [[Wien]] deponierte<ref group="Anm.">1927 hatte Bassermann „eine Enunziation erlassen“, in der er Überlegungen zu möglichen zukünftigen Trägern des Ringes anstellte und die in der Folge an der Echtheit des Ringes Zweifel aufkommen ließ.&nbsp;– Vgl. {{ANNO|nfp|30|09|1927|06|AUTOR=|Kleine Chronik.&nbsp;<nowiki>[…]</nowiki> Der Iffland-Ring|ZUSATZ=Morgenblatt (Nr. 22643/1927)|ALTSEITE=6, oben rechts}}</ref> und dann dem Museum der Staatstheater in Wien vermachte.<ref>{{Literatur |Titel=Der große Brockhaus Fünfter Band Gp-Iz|Verlag=F.A. Brockhaus Wiesbaden |Datum=1954 |Seiten=618}}</ref> Bassermann, der wegen der Diskriminierung seiner jüdischen Ehefrau 1934 aus Deutschland und 1938 aus Österreich emigrierte, hatte zwar [[Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß]] im Auge gehabt, ihm aber wegen dessen Haltung während des Nationalsozialismus, insbesondere wegen der Teilnahme am antisemitischen Film ''[[Jud Süß (1940)|Jud Süß]]'' den Ring nicht übergeben wollen. Nach Bassermanns Tod 1952 war unklar, wie die Weitergabe des Ringes geschehen sollte, bis ihn 1954 der [[Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger]] Werner Krauß zusprach. Wegen der erbrechtlichen Unklarheiten 1952/54 wurden vom österreichischen Unterrichtsministerium Richtlinien erlassen, die zukünftig die Weitergabe des Ringes zweifelsfrei regeln.


Die Wahl von Josef Meinrad überraschte Öffentlichkeit und Fachleute. Es entstand die auch von Meinrad selbst weitererzählte Anekdote, Krauß habe auf dem Sterbebett gesagt: „Mein Rat ist: …“, jedoch den Namen des Schauspielers, zu dem er rate, nicht mehr ausgesprochen, so dass die Ohrenzeugen auf Meinrad verfielen.<ref>[[Gustav Knuth]]: ''Darüber hab’ ich sehr gelacht''. Frankfurt a. Main 1980.</ref><!--Seite?-->
Die Wahl von Josef Meinrad überraschte Öffentlichkeit und Fachleute. Es entstand die auch von Meinrad selbst weitererzählte Anekdote, Krauß habe auf dem Sterbebett gesagt: „Mein Rat ist: …“, jedoch den Namen des Schauspielers, zu dem er rate, nicht mehr ausgesprochen, so dass die Ohrenzeugen auf Meinrad verfielen.<ref>[[Gustav Knuth]]: ''Darüber hab’ ich sehr gelacht''. Frankfurt a. Main 1980.</ref><!--Seite?-->

Der Schriftsteller Georg Markus schrieb in seinem Buch ''Schlag nach bei Markus'' folgendes über die Weitergabe des Iffland-Ringes: Dem jeweiligen bedeutendsten Schauspieler deutscher Zunge möge der Ifflandring überreicht werden, so wollte es sein Stifter, der Theatermann August Wilhelm Iffland. Der Schauspieler Josef Meinrad bekam nach dem Tod seines Kollegen Werner Krauß im Jahre 1959 den folgenden Brief »Lieber Josef Meinrad! Am 28. November 1954 erhielt ich den Ifflandring. Im selben Jahr übergab ich der Bundestheaterverwaltung in Wien meine Verfügung über den Nachfolger. Der Träger des Ringes sind nun Sie, lieber Josef Meinrad.« Und dann schildert Werner Krauß die jüngere Geschichte des Rings: »Friedrich Haase hat ihn dem jungen, modernen Schauspieler Albert Bassermann hinterlassen. Albert Bassermann bestimmte zuerst Alexander Girardi. Er starb. Dann Alexander Moissi. Er starb. Dann Max Pallenberg. Er stürzte mit dem Flugzeug ab. Und da Bassermann abergläubisch war, bestimmte er keinen Nachfolger mehr. Er übergab ihn der österreichischen Bundestheaterverwaltung. So kam der Ring an mich. Nun können Sie, lieber Josef Meinrad, mich nicht mehr fragen, warum ich Sie zum Träger bestimmt habe, da muss ich es niederschreiben. Sie sind für mich in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit, Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste. Darum, bitte, nehmen Sie den Ring, tragen Sie ihn und gedenken Sie manchmal meiner. Werner Krauß«

Josef Meinrad verwahrte den Iffland-Ring zeitlebens in einem Banksafe und vermachte ihn in seinem Testament dem Schauspieler Bruno Ganz, der ihn nach Meinrads Tod am 18. Februar 1996 erhielt.

Nach dem Tod von [[Gert Voss]] 2014 wurde bekannt, dass Bruno Ganz ihn als Nachfolger ausersehen hatte.<ref>[http://kurier.at/kultur/buehne/iffland-ring-bruno-ganz-wollte-gert-voss-als-nachfolger/88.854.529 ''Bruno Ganz wollte Gert Voss als Nachfolger.''] In: [[Kurier (Tageszeitung)|Kurier]] vom 2. Oktober 2014 (abgerufen am 2. Oktober 2014).</ref> 2019 wurde der Ring durch die testamentarische Verfügung Ganz’ an Jens Harzer übergeben.<ref>{{Internetquelle |autor=Anke Dürr, DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/iffland-ring-fuer-schauspieler-jens-harzer-portraet-des-thalia-stars-a-1259343.html |titel=Iffland-Ring für Schauspieler Jens Harzer: Porträt des Thalia-Stars - DER SPIEGEL - Kultur |abruf=2020-02-01 |sprache=de}}</ref>


== Träger des Iffland-Ringes ==
== Träger des Iffland-Ringes ==
Zeile 22: Zeile 28:
! Träger
! Träger
|-
|-
| ca. 1815 bis 1832
| ca. 1815–1832
| {{DEU|Ziel=Ludwig Devrient}}
| {{Preußen-1803|Ziel=Ludwig Devrient}}
|-
|-
| 1832–1872
| 1832–1872
| {{DEU|Ziel=Emil Devrient}}
| {{Sachsen-1815|Ziel=Emil Devrient}}
|-
|-
| 1872–1878
| 1872–1878
| {{DEU|Theodor Döring (Schauspieler)|Theodor Döring}}
| {{DEU-1871|Theodor Döring (Schauspieler)|Theodor Döring}}
|-
|-
| 1878–1911
| 1878–1911
| {{DEU|Friedrich Haase (Schauspieler)|Friedrich Haase}}
| {{DEU-1871|Friedrich Haase (Schauspieler)|Friedrich Haase}}
|-
|-
| 1911–1952
| 1911–1952
| {{DEU|Ziel=Albert Bassermann}}
| {{DEU-1871|#}}{{DEU-1919|#}}{{DEU-1935|#}}{{DEU-1945|#}}{{DEU-1949|Ziel=Albert Bassermann}}
|-
|-
| 1954–1959
| 1954–1959
| {{DEU|Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß}}
| {{DEU-1949|Werner Krauß (Schauspieler)|Werner Krauß}}
|-
|-
| 1959–1996
| 1959–1996
Zeile 51: Zeile 57:


== Weblinks ==
== Weblinks ==

* Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols'']
* Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Der%20Iffland-Ring%20-%20Buch.htm ''Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols'']
* Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Iffland-Index.html ''Der Iffland-Ring''] (sehr ausführlich)
* Rolf Krekeler: [http://www.rolf-krekeler.com/Tigger3000/Iffland/Iffland-Index.html ''Der Iffland-Ring''] (sehr ausführlich)
* Jörg C. Steiner: [http://www.ordenskunde.info/dtIfflandring.htm ''Der Iffland-Ring''] (mit Schwarz-Weiß-Abbildung)
* Jörg C. Steiner: [http://www.ordenskunde.info/dtIfflandring.htm ''Der Iffland-Ring''] (mit Schwarz-Weiß-Abbildung)
* [https://www.derstandard.de/story/2000098243785/ Der STANDARD vom 20. Februar 2019 mit einem Farbfoto vom Ring]
* {{Austriaforum|AEIOU/Iffland-Ring}}
* {{Austriaforum|AEIOU/Iffland-Ring}}


Zeile 60: Zeile 66:
* [[Alma-Seidler-Ring]]
* [[Alma-Seidler-Ring]]
* [[Albert-Bozenhard-Ring]]
* [[Albert-Bozenhard-Ring]]
* [[Albin-Skoda-Ring]]
* [[Hans-Reinhart-Ring]]
* [[Hans-Reinhart-Ring]]
* [[Satyr-Knöpfe]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 69: Zeile 77:


{{SORTIERUNG:IfflandRing}}
{{SORTIERUNG:IfflandRing}}
[[Kategorie:Theaterpreis]]
[[Kategorie:Iffland-Ring| ]]
[[Kategorie:Kulturpreis (Österreich)]]
[[Kategorie:Theaterpreis (Österreich)]]
[[Kategorie:Kulturpreis nach Namensgeber|Iffland, August Wilhelm]]
[[Kategorie:Kulturpreis nach Namensgeber|Iffland, August Wilhelm]]
[[Kategorie:Iffland-Ringträger| ]]
[[Kategorie:Erstverleihung 1815]]
[[Kategorie:Erstverleihung 1815]]
[[Kategorie:Ehrenring]]

Aktuelle Version vom 17. Januar 2024, 07:44 Uhr

Der Iffland-Ring ist ein Fingerring mit dem Porträt des bedeutenden deutschen Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers August Wilhelm Iffland (1759–1814), der 1782 am Mannheimer Nationaltheater in der Uraufführung von Friedrich Schillers Drama Die Räuber den Franz Moor spielte.

Der diamantbesetzte Eisenring wird von seinem jeweiligen Träger testamentarisch an den seiner Meinung nach „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit verliehen, wobei die Tradition verlangt, dass dieser männlich ist. Werner Krauß erhielt den Ring 1954 jedoch nicht von seinem vorherigen Träger Albert Bassermann, sondern vom Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger, da die drei von Bassermann vorgesehenen Erben nacheinander vor ihm gestorben waren.

Von 1996 bis 2019 war Bruno Ganz Träger des Iffland-Rings. Nach Ganz’ Tod gab der österreichische Kulturminister Gernot Blümel am 22. März 2019 bekannt, dass der deutsche Schauspieler Jens Harzer zum Träger des Rings bestimmt wurde.[1]

Der Iffland-Ring ist seit 1954 zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich.

1978 wurde von der österreichischen Bundesregierung als weibliches Pendant der Alma-Seidler-Ring nach der 1977 verstorbenen Burgschauspielerin Alma Seidler gespendet.[2]

Geschichte und Gründungslegende

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dass Iffland selbst mehrere Ringe mit seinem Porträt an Freunde verschenkt hatte,[3] scheint nicht unwahrscheinlich, weil die Weitergabe solcher Kleinodien (Fingerringe, Gemmen, Bilder, Medaillen und ähnliches) an enge Freunde durchaus zeitüblich war. Dass einer dieser Ringe ein Erbstück der mit Iffland befreundeten Familie Devrient war, scheint ebenfalls wahrscheinlich. Dass es jedoch tatsächlich sieben Ringe waren, wie Wilhelm Burckhardsberg 1954 schrieb, und dass damit die Stiftung einer Auszeichnung verbunden war, ist eher unwahrscheinlich.[4] Wahrscheinlicher scheint, dass Iffland mit der Weitergabe mehrerer Ringe auf Lessings Ringparabel aus Nathan der Weise anspielte. Dass der Devrientsche Ring nicht im Besitz der Familie blieb, sondern von Emil Devrient an Theodor Döring weitergegeben wurde, lag wohl an internen Familienstreitigkeiten.[5] An eine institutionalisierte Auszeichnung dachte offenbar auch Devrient noch nicht, denn dann hätten die Träger vor Haase sicher kein Geheimnis aus der Existenz des „einen“ Ringes gemacht. Nicht geklärt werden kann deshalb, ob die eigentliche Stiftung mit der nur von Haase belegten Weitergabe des Ringes durch Döring oder mit der testamentarischen Weitergabe durch Haase selbst einsetzt.

Die erste nachweisliche Erwähnung des heutigen Iffland-Ringes als Auszeichnung ist der Nachlass des 1911 verstorbenen Schauspielers Friedrich Haase, der mit einem Zettel am Ringetui und einem erklärenden Beibrief die Legende dieses Ringes darlegte und gleichzeitig festlegte, dass beim Ableben des Trägers der Ring von diesem dem „zur Zeit Würdigsten“ zugedacht werden sollte.[6] Haase vermachte ihn Bassermann, der ihn nacheinander drei Kollegen zudachte (Alexander Girardi, Max Pallenberg und Alexander Moissi), die jedoch alle drei überraschend früh verstarben, wobei Bassermann ihn dem verstorbenen Alexander Moissi noch auf den Sarg gelegt hatte und er im letzten Moment gerettet werden musste, so dass er ihn schließlich 1935 in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien deponierte[Anm. 1] und dann dem Museum der Staatstheater in Wien vermachte.[7] Bassermann, der wegen der Diskriminierung seiner jüdischen Ehefrau 1934 aus Deutschland und 1938 aus Österreich emigrierte, hatte zwar Werner Krauß im Auge gehabt, ihm aber wegen dessen Haltung während des Nationalsozialismus, insbesondere wegen der Teilnahme am antisemitischen Film Jud Süß den Ring nicht übergeben wollen. Nach Bassermanns Tod 1952 war unklar, wie die Weitergabe des Ringes geschehen sollte, bis ihn 1954 der Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger Werner Krauß zusprach. Wegen der erbrechtlichen Unklarheiten 1952/54 wurden vom österreichischen Unterrichtsministerium Richtlinien erlassen, die zukünftig die Weitergabe des Ringes zweifelsfrei regeln.

Die Wahl von Josef Meinrad überraschte Öffentlichkeit und Fachleute. Es entstand die auch von Meinrad selbst weitererzählte Anekdote, Krauß habe auf dem Sterbebett gesagt: „Mein Rat ist: …“, jedoch den Namen des Schauspielers, zu dem er rate, nicht mehr ausgesprochen, so dass die Ohrenzeugen auf Meinrad verfielen.[8]

Der Schriftsteller Georg Markus schrieb in seinem Buch Schlag nach bei Markus folgendes über die Weitergabe des Iffland-Ringes: Dem jeweiligen bedeutendsten Schauspieler deutscher Zunge möge der Ifflandring überreicht werden, so wollte es sein Stifter, der Theatermann August Wilhelm Iffland. Der Schauspieler Josef Meinrad bekam nach dem Tod seines Kollegen Werner Krauß im Jahre 1959 den folgenden Brief »Lieber Josef Meinrad! Am 28. November 1954 erhielt ich den Ifflandring. Im selben Jahr übergab ich der Bundestheaterverwaltung in Wien meine Verfügung über den Nachfolger. Der Träger des Ringes sind nun Sie, lieber Josef Meinrad.« Und dann schildert Werner Krauß die jüngere Geschichte des Rings: »Friedrich Haase hat ihn dem jungen, modernen Schauspieler Albert Bassermann hinterlassen. Albert Bassermann bestimmte zuerst Alexander Girardi. Er starb. Dann Alexander Moissi. Er starb. Dann Max Pallenberg. Er stürzte mit dem Flugzeug ab. Und da Bassermann abergläubisch war, bestimmte er keinen Nachfolger mehr. Er übergab ihn der österreichischen Bundestheaterverwaltung. So kam der Ring an mich. Nun können Sie, lieber Josef Meinrad, mich nicht mehr fragen, warum ich Sie zum Träger bestimmt habe, da muss ich es niederschreiben. Sie sind für mich in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit, Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste. Darum, bitte, nehmen Sie den Ring, tragen Sie ihn und gedenken Sie manchmal meiner. Werner Krauß«

Josef Meinrad verwahrte den Iffland-Ring zeitlebens in einem Banksafe und vermachte ihn in seinem Testament dem Schauspieler Bruno Ganz, der ihn nach Meinrads Tod am 18. Februar 1996 erhielt.

Nach dem Tod von Gert Voss 2014 wurde bekannt, dass Bruno Ganz ihn als Nachfolger ausersehen hatte.[9] 2019 wurde der Ring durch die testamentarische Verfügung Ganz’ an Jens Harzer übergeben.[10]

Träger des Iffland-Ringes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dauer Träger
ca. 1815–1832 Preussen Konigreich Ludwig Devrient
1832–1872 Königreich Sachsen Emil Devrient
1872–1878 Deutsches Reich Theodor Döring
1878–1911 Deutsches Reich Friedrich Haase
1911–1952 Deutsches ReichDeutsches ReichDeutsches Reich NSDeutschland 1946Deutschland Bundesrepublik Albert Bassermann
1954–1959 Deutschland Bundesrepublik Werner Krauß
1959–1996 Osterreich Josef Meinrad
1996–2019 Schweiz Bruno Ganz
seit 2019 Deutschland Jens Harzer

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kulturminister Blümel: Jens Harzer erhält den Iffland-Ring. Abgerufen am 22. März 2019.
  2. Laut einer Aussage der Witwe von Krauß hatte dieser den Ring Alma Seidler vermachen wollen, was jedoch wegen der Stiftungsbedingungen nicht möglich war. Bei der nächsten Weitergabe des Iffland-Rings (von Bruno Ganz) soll dies aber möglich sein, da die Stiftungsbedingungen in diesem Punkt inzwischen geändert wurden.
  3. So Wilhelm Burckhardsberg; zitiert bei: Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  4. „Als sich Iffland mit dem Gedanken der Stiftung seines Ringes trug (ganz im Geiste seines romantischen Zeitalters), ließ er davon mehrere anfertigen und verteilte sie an seine intimsten Freunde, die Überlieferung spricht von sieben. Der eigentliche Stiftungsring aber wurde kostbar gefasst.“ Zitiert nach: Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  5. Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  6. Jörg C. Steiner: Der Iffland-Ring.
  7. Der große Brockhaus Fünfter Band Gp-Iz. F.A. Brockhaus Wiesbaden, 1954, S. 618.
  8. Gustav Knuth: Darüber hab’ ich sehr gelacht. Frankfurt a. Main 1980.
  9. Bruno Ganz wollte Gert Voss als Nachfolger. In: Kurier vom 2. Oktober 2014 (abgerufen am 2. Oktober 2014).
  10. Anke Dürr, DER SPIEGEL: Iffland-Ring für Schauspieler Jens Harzer: Porträt des Thalia-Stars - DER SPIEGEL - Kultur. Abgerufen am 1. Februar 2020.
  1. 1927 hatte Bassermann „eine Enunziation erlassen“, in der er Überlegungen zu möglichen zukünftigen Trägern des Ringes anstellte und die in der Folge an der Echtheit des Ringes Zweifel aufkommen ließ. – Vgl. Kleine Chronik. […] Der Iffland-Ring. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 22643/1927), 30. September 1927, S. 6, oben rechts (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp