„László Ferenczy“ – Versionsunterschied
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'''László Ferenczy''' (geboren am [[9. März]] [[1898]] in [[Vișeu de Sus|Felsővisó]], [[Österreich-Ungarn]]; gestorben am [[31. Mai]] [[1946]] in [[Budapest]]) war im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] ein ungarischer Polizeioffizier im Rang eines [[Oberstleutnant]]s und ein Täter des [[Holocaust]]. |
'''László Ferenczy''' (geboren am [[9. März]] [[1898]] in [[Vișeu de Sus|Felsővisó]], [[Österreich-Ungarn]]; gestorben am [[31. Mai]] [[1946]] in [[Budapest]]) war im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] ein ungarischer Polizeioffizier im Rang eines [[Oberstleutnant]]s und ein Täter des [[Holocaust]]. |
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László Ferenczy war Soldat im Ersten Weltkrieg, trat 1920 der [[K.u. Gendarmerie|ungarische Gendarmerie]] bei und war in [[Debrecen]] stationiert. Nach der ungarischen Rückgewinnung großer Teile der Slowakei im [[Erster Wiener Schiedsspruch|Ersten Wiener Schiedsspruch]] wurde er ab November 1940 bis Juli 1942 als Polizeioffizier in [[Košice]] eingesetzt. |
László Ferenczy war Soldat im Ersten Weltkrieg, trat 1920 der [[K.u. Gendarmerie|ungarische Gendarmerie]] bei und war in [[Debrecen]] stationiert. Nach der ungarischen Rückgewinnung großer Teile der Slowakei im [[Erster Wiener Schiedsspruch|Ersten Wiener Schiedsspruch]] wurde er ab November 1940 bis Juli 1942 als Polizeioffizier in [[Košice]] eingesetzt. |
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Nach der [[Operation Margarethe|deutschen |
Nach der [[Operation Margarethe|deutschen Besetzung Ungarns]] im März 1944 wurde Ferenczy Verbindungsmann zum vom [[Sicherheitsdienst|SD]] in Budapest eingerichteten [[Eichmann-Kommando]].<ref name=YV> [https://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/communities/munkacs/laszlo_ferenczy.asp ''László Ferenczy''], bei Yad Vashem</ref> Die von [[Edmund Veesenmayer]] und [[Adolf Eichmann]] mit dem ungarischen Innenminister [[Andor Jaross]] ausgehandelte [[Ungarn im Zweiten Weltkrieg#Die Ermordung der ungarischen Juden|Deportation der ungarischen Juden]] nach [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] wurde von Jaross' Staatssekretären [[László Endre]] und [[László Baky]] geleitet und operativ von der Gendarmerie ausgeführt. Derweil unterstützte der kleine Stab Eichmanns (150 Personen) die Ghettoisierung der Juden durch die ungarische Gendarmerie und übernahm die Transportzüge am Zwischenhalt in [[Košice]]. Von seinem Kommandoort in [[Munkács]] und seinem Büro in der Semmelweis-Straße in Budapest<ref name=YV/> leitete Ferenczy, wie er es in seinen zweitägigen abgegebenen Berichten festgehalten hat, in der Zeit vom 15. Mai bis 7. Juni 1944 im Norden und Osten Ungarns die Ghettoisierung und Deportation von 289.357 Juden mit 92 Eisenbahnzügen.<ref name=YV/> Nach einem Bericht des Botschafters Edmund Veesenmayer wurden in dieser Zeit insgesamt über 437.000 Juden aus Ungarn und seinen Herrschaftsbereichen deportiert. Ferenczy schrieb in seinen Berichten, dass die Juden in Auschwitz einer [[Selektion (Konzentrationslager)|„Selektion“]] unterzogen würden.<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 717</ref> |
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Die Deportationen wurden von der im Juli 1944 eingesetzten Regierung [[Géza Lakatos]] gestoppt, Jaross und seine Staatssekretäre Endre und Baky am 7. August aus dem Amt entlassen,<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 770</ref> und Ferenczy änderte seine Taktik. Er verhandelte nun mit dem Budapester [[Judenrat]] über Erleichterungen und die Ausgabe von Pässen und versuchte sich damit einen [[Leumund]] für die Nachkriegszeit zu verschaffen.<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 458, S. 469, S. 770 f. </ref><ref>Abschnitt ''Ferenczy „to the Rescue“'', in: Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 787–791, auch: S. 411 f.</ref> |
Die Deportationen wurden von der im Juli 1944 eingesetzten Regierung [[Géza Lakatos]] gestoppt, Jaross und seine Staatssekretäre Endre und Baky am 7. August aus dem Amt entlassen,<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 770</ref> und Ferenczy änderte seine Taktik. Er verhandelte nun mit dem Budapester [[Judenrat]] über Erleichterungen und die Ausgabe von Pässen und versuchte sich damit einen [[Leumund]] für die Nachkriegszeit zu verschaffen.<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 458, S. 469, S. 770 f. </ref><ref>Abschnitt ''Ferenczy „to the Rescue“'', in: Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 787–791, auch: S. 411 f.</ref> |
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Als die Regierung Lakatos und der Reichsverweser [[Miklós Horthy]] im August 1944 geheime Waffenstillstandverhandlungen mit den [[Alliierte]]n begannen, wurde am 15. Oktober 1944 vom deutschen Botschafter Veesenmayer ein [[Unternehmen Panzerfaust|Staatsstreich]] lanciert. Von der nun eingesetzten Marionettenregierung unter der Führung des [[Pfeilkreuzler]]s [[Ferenc Szálasi]] wurde Ferenczy als „Generalbevollmächtigter für die Judenfrage“<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 469</ref> eingesetzt. Die Deportationen sollten wieder anlaufen,<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 823</ref> was aber angesichts des Kriegsverlaufs von den Deutschen gestoppt wurde. Ein Teil der Budapester Juden wurde von Ferenczy auf [[Todesmarsch|Fußmärsche]] nach Westen befohlen, um dort bei den Erdarbeiten des [[Südostwall]]s als [[Zwangsarbeiter]] eingesetzt zu werden.<ref name=YV/> |
Als die Regierung Lakatos und der Reichsverweser [[Miklós Horthy]] im August 1944 geheime Waffenstillstandverhandlungen mit den [[Alliierte]]n begannen, wurde am 15. Oktober 1944 vom deutschen Botschafter [[Edmund Veesenmayer]] ein [[Unternehmen Panzerfaust|Staatsstreich]] lanciert. Von der nun eingesetzten Marionettenregierung unter der Führung des [[Pfeilkreuzler]]s [[Ferenc Szálasi]] wurde Ferenczy als „Generalbevollmächtigter für die Judenfrage“<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 469</ref> eingesetzt. Die Deportationen sollten wieder anlaufen,<ref>Randolph L. Braham: ''The politics of genocide'', New York 1981, S. 823</ref> was aber angesichts des Kriegsverlaufs von den Deutschen gestoppt wurde. Ein Teil der Budapester Juden wurde von Ferenczy auf [[Todesmarsch|Fußmärsche]] nach Westen befohlen, um dort bei den Erdarbeiten des [[Südostwall]]s als [[Zwangsarbeiter]] eingesetzt zu werden.<ref name=YV/> |
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1945 floh Ferenczy mit Mitgliedern der Pfeilkreuzlerregierung ins [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]]. Er wurde dort von den Amerikanern festgenommen und von diesen an Ungarn ausgeliefert, da die ''Drei Mächte'' in der [[Moskauer Deklaration]] vom 1. November 1943 vereinbart hatten, dass alle [[Kriegsverbrechen|Kriegsverbrecher]], außer den Hauptkriegsverbrechern, in den Ländern vor Gericht gestellt werden sollten, in denen sie ihre [[Kriegsverbrechen|Verbrechen]] begangen hatten. |
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Aktuelle Version vom 14. April 2023, 14:57 Uhr
László Ferenczy (geboren am 9. März 1898 in Felsővisó, Österreich-Ungarn; gestorben am 31. Mai 1946 in Budapest) war im Zweiten Weltkrieg ein ungarischer Polizeioffizier im Rang eines Oberstleutnants und ein Täter des Holocaust.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]László Ferenczy war Soldat im Ersten Weltkrieg, trat 1920 der ungarische Gendarmerie bei und war in Debrecen stationiert. Nach der ungarischen Rückgewinnung großer Teile der Slowakei im Ersten Wiener Schiedsspruch wurde er ab November 1940 bis Juli 1942 als Polizeioffizier in Košice eingesetzt.
Nach der deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 wurde Ferenczy Verbindungsmann zum vom SD in Budapest eingerichteten Eichmann-Kommando.[1] Die von Edmund Veesenmayer und Adolf Eichmann mit dem ungarischen Innenminister Andor Jaross ausgehandelte Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz wurde von Jaross' Staatssekretären László Endre und László Baky geleitet und operativ von der Gendarmerie ausgeführt. Derweil unterstützte der kleine Stab Eichmanns (150 Personen) die Ghettoisierung der Juden durch die ungarische Gendarmerie und übernahm die Transportzüge am Zwischenhalt in Košice. Von seinem Kommandoort in Munkács und seinem Büro in der Semmelweis-Straße in Budapest[1] leitete Ferenczy, wie er es in seinen zweitägigen abgegebenen Berichten festgehalten hat, in der Zeit vom 15. Mai bis 7. Juni 1944 im Norden und Osten Ungarns die Ghettoisierung und Deportation von 289.357 Juden mit 92 Eisenbahnzügen.[1] Nach einem Bericht des Botschafters Edmund Veesenmayer wurden in dieser Zeit insgesamt über 437.000 Juden aus Ungarn und seinen Herrschaftsbereichen deportiert. Ferenczy schrieb in seinen Berichten, dass die Juden in Auschwitz einer „Selektion“ unterzogen würden.[2]
Die Deportationen wurden von der im Juli 1944 eingesetzten Regierung Géza Lakatos gestoppt, Jaross und seine Staatssekretäre Endre und Baky am 7. August aus dem Amt entlassen,[3] und Ferenczy änderte seine Taktik. Er verhandelte nun mit dem Budapester Judenrat über Erleichterungen und die Ausgabe von Pässen und versuchte sich damit einen Leumund für die Nachkriegszeit zu verschaffen.[4][5]
Als die Regierung Lakatos und der Reichsverweser Miklós Horthy im August 1944 geheime Waffenstillstandverhandlungen mit den Alliierten begannen, wurde am 15. Oktober 1944 vom deutschen Botschafter Edmund Veesenmayer ein Staatsstreich lanciert. Von der nun eingesetzten Marionettenregierung unter der Führung des Pfeilkreuzlers Ferenc Szálasi wurde Ferenczy als „Generalbevollmächtigter für die Judenfrage“[6] eingesetzt. Die Deportationen sollten wieder anlaufen,[7] was aber angesichts des Kriegsverlaufs von den Deutschen gestoppt wurde. Ein Teil der Budapester Juden wurde von Ferenczy auf Fußmärsche nach Westen befohlen, um dort bei den Erdarbeiten des Südostwalls als Zwangsarbeiter eingesetzt zu werden.[1]
1945 floh Ferenczy mit Mitgliedern der Pfeilkreuzlerregierung ins Deutsche Reich. Er wurde dort von den Amerikanern festgenommen und von diesen an Ungarn ausgeliefert, da die Drei Mächte in der Moskauer Deklaration vom 1. November 1943 vereinbart hatten, dass alle Kriegsverbrecher, außer den Hauptkriegsverbrechern, in den Ländern vor Gericht gestellt werden sollten, in denen sie ihre Verbrechen begangen hatten.
Ferenczy wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem ungarischen Volkstribunal angeklagt, zum Tode verurteilt und gehängt.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary, 2 Bde., Columbia University Press, New York 1981
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- László Ferenczy, bei Holokauszt Emlékközpont (hu)
- László Ferenczy, bei Yad Vashem (en)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e László Ferenczy, bei Yad Vashem
- ↑ Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 717
- ↑ Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 770
- ↑ Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 458, S. 469, S. 770 f.
- ↑ Abschnitt Ferenczy „to the Rescue“, in: Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 787–791, auch: S. 411 f.
- ↑ Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 469
- ↑ Randolph L. Braham: The politics of genocide, New York 1981, S. 823
Personendaten | |
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NAME | Ferenczy, László |
ALTERNATIVNAMEN | Ferenczy László (ungarisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Polizeiführer |
GEBURTSDATUM | 9. März 1898 |
GEBURTSORT | Vișeu de Sus |
STERBEDATUM | 31. Mai 1946 |
STERBEORT | Budapest |
- Person (Königreich Ungarn, 1920–1946)
- Polizist (Ungarn)
- Täter des Holocaust
- Person im Zweiten Weltkrieg (Ungarn)
- Person (ungarische Kollaboration)
- Verurteilte Person (Ungarische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg)
- Hingerichtete Person (sowjetische Besatzungszeit in Ungarn)
- Person (Budapest)
- Person (Transleithanien)
- Ungar
- Geboren 1898
- Gestorben 1946
- Mann