„Theodoros Deligiannis“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K Bot: Ergänze: it:Theodoros Deligiannis |
A1000 (Diskussion | Beiträge) K nach Encyclopædia_Britannica |
||
(20 dazwischenliegende Versionen von 17 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[ |
[[Datei:Theodoros Deligiannis.JPG|mini|Theodoros Deligiannis]] |
||
'''Theodoros Deligiannis''' ({{ |
'''Theodoros Deligiannis''' ({{elS|Θεόδωρος Δεληγάννης}}, auch ''Delijannis'' und ''Delyannis'' transkribiert, teils auch Δηλιγάννης, ''Diligiánnis''; * [[2. Januar]] [[1820]]<ref name="MANOU-HELWOHIN-211">Gregor Manousakis: ''Hellas – Wohin? Das Verhältnis von Militär und Politik in Griechenland seit 1900.'' Verlag Wissenschaftliches Archiv, Godesberg 1967. S. 211.</ref> in [[Kalavryta]] oder [[Langadia]]; † [[13. Juni]] [[1905]] in [[Athen]], ermordet) war ein [[Griechenland|griechischer]] Politiker. |
||
Deligiannis kam aus einer der angesehensten Familien von |
Deligiannis kam aus einer der angesehensten Familien von Langadia, [[Arkadien]] (Λαγκάδια Αρκαδίας) auf der [[Peloponnes]] und studierte in Athen die [[Rechtswissenschaft]]en. |
||
Theodoros Deligiannis spielte ab 1862 |
Theodoros Deligiannis spielte ab 1862, dem Jahr der Entmachtung König [[Otto (Griechenland)|Otto I.]], eine hervorgehobene Rolle in der nationalen griechischen Politik. Wiederholt wurde er Minister mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen. 1862 übernahm er in der provisorischen Regierung, die sich nach der Vertreibung König Ottos I. konstituierte, das Amt des Außenministers. 1867 fungierte er als griechischer Botschafter in Paris. Nach seiner Rückkehr in die griechische Hauptstadt bekleidete er die Ämter des Außen-, Kultur- und des Finanzministers. 1877 stimmte er als Mitglied des sogenannten „ökumenischen Ministeriums“ für den Kriegsbeitritt Griechenlands auf Seiten Russlands im [[Russisch-Osmanischer Krieg (1877–1878)|Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878)]]; zu einer Beteiligung Griechenlands am Krieg kam es infolge des russisch-osmanischen Waffenstillstands und des nachfolgenden [[Frieden von San Stefano|Friedensvertrags von San Stefano]] nicht. In der Regierung von Ministerpräsident [[Alexandros Koumoundouros]] (1877–1878) wurde er erster Bevollmächtigter bei den Verhandlungen des [[Berliner Kongress]]es. Bei den Verhandlungen des Kongresses erreichte Deligiannis, dass das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] mit Griechenland über Grenzkorrekturen verhandeln sollte. Diese mündeten 1881 in den Übergang [[Thessalien]]s und der Region um [[Arta (Griechenland)|Arta]] an Griechenland. |
||
Innenpolitisch war Deligiannis der hauptsächliche Gegenspieler des mehrfachen Ministerpräsidenten [[Charilaos Trikoupis]]. In der Großen |
Innenpolitisch war Deligiannis der hauptsächliche Gegenspieler des mehrfachen Ministerpräsidenten [[Charilaos Trikoupis]]. In der ''Großen griechischen Enzyklopädie'' von 1962 wurde er als „ohne starken Willen, wenig begabt“, jedoch als „Redner vom Schlage des Demosthenes“ und als „größter Demagoge Neugriechenlands“ beschrieben.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211" /> |
||
[[Datei:Murder Deligiannis.jpg|mini|Die Ermordung von Deligiannis in einer zeitgenössischen Lithografie]] |
|||
⚫ | Nach dem Tode von Alexandros Koumoundouros wurde er der prominenteste Vertreter des konservativen politischen Spektrums. 1885 wurde er erstmals Ministerpräsident bis 1886. Seine zweite Amtszeit endete 1892 nach 2 Jahren, weil der damalige griechische König [[Georg I. (Griechenland)|Georg I.]] das Vertrauen entzog.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211"/> 1895 gewann er die Wahlen zum griechischen Parlament und wurde erneut Ministerpräsident.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211"/> Im April 1897 brach unter seiner Regierung der [[Türkisch-Griechischer Krieg|Türkisch-Griechische Krieg]] aus, welcher Ende April 1897 mit einer schweren Niederlage Griechenlands endete. Deligiannis trat daraufhin am 30. April 1897 zurück. Zwischen Dezember 1902 und Juni 1903 sowie zwischen Dezember 1904 und Juni 1905 war erneut Ministerpräsident. Seine fünfte und letzte Amtszeit als Ministerpräsident endete mit seiner Ermordung am 13. Juni 1905 vor dem griechischen Parlament.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211"/> |
||
⚫ | Nach dem Tode von Alexandros Koumoundouros wurde er der prominenteste Vertreter des konservativen politischen Spektrums. 1885 wurde er erstmals Ministerpräsident bis 1886. Seine zweite Amtszeit endete 1892 nach 2 Jahren, weil der damalige griechische König [[Georg I. (Griechenland)|Georg I.]] das Vertrauen entzog.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211" /> 1895 gewann er die Wahlen zum griechischen Parlament und wurde erneut Ministerpräsident.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211" /> Im April 1897 brach unter seiner Regierung der [[Türkisch-Griechischer Krieg|Türkisch-Griechische Krieg]] aus, welcher Ende April 1897 mit einer schweren Niederlage Griechenlands endete. Deligiannis trat daraufhin am 30. April 1897 zurück. Zwischen Dezember 1902 und Juni 1903 sowie zwischen Dezember 1904 und Juni 1905 war er erneut Ministerpräsident. Seine fünfte und letzte Amtszeit als Ministerpräsident endete mit seiner Ermordung am 13. Juni 1905 vor dem griechischen Parlament.<ref name="MANOU-HELWOHIN-211" /> |
||
Seine Ermordung hatte keinen politischen Hintergrund. Diligiannis war gegen das Glücksspiel vorgegangen. Sein Mörder ''Antonios Gherakaris'' war ein professioneller Spieler. |
|||
== Literatur == |
|||
* Georg Veloudis: ''[http://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=731 Dilijannis, Theodoros]'', in: ''Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas''. Bd. 1. München 1974, S. 398–400 |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
{{Folgenleiste multi |
{{Folgenleiste multi |
||
Zeile 16: | Zeile 30: | ||
|VORGÄNGER=[[Charilaos Trikoupis]] |
|VORGÄNGER=[[Charilaos Trikoupis]] |
||
|NACHFOLGER=[[Dimitrios Valvis]] |
|NACHFOLGER=[[Dimitrios Valvis]] |
||
|AMT2=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
|AMT2=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
||
|ZEIT2=5. November 1890 bis 1. März 1892 |
|ZEIT2=5. November 1890 bis 1. März 1892 |
||
|VORGÄNGER2=[[Charilaos Trikoupis]] |
|VORGÄNGER2=[[Charilaos Trikoupis]] |
||
|NACHFOLGER2=[[Konstantinos Konstantopoulos]] |
|NACHFOLGER2=[[Konstantinos Konstantopoulos]] |
||
|AMT3=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
|AMT3=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
||
|ZEIT3=11. Juni 1895 bis 30. April 1897 |
|ZEIT3=11. Juni 1895 bis 30. April 1897 |
||
|VORGÄNGER3=[[Nikolaus Deligiannis]] |
|VORGÄNGER3=[[Nikolaus Deligiannis]] |
||
|NACHFOLGER3=[[Dimitrios Rallis]] |
|NACHFOLGER3=[[Dimitrios Rallis]] |
||
|AMT4=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
|AMT4=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
||
|ZEIT4=6. Dezember 1902 bis 27. Juni 1903 |
|ZEIT4=6. Dezember 1902 bis 27. Juni 1903 |
||
|VORGÄNGER4=[[Alexandros Zaimis]] |
|VORGÄNGER4=[[Alexandros Zaimis]] |
||
|NACHFOLGER4=[[Georgios Theotokis]] |
|NACHFOLGER4=[[Georgios Theotokis]] |
||
|AMT5=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
|AMT5=[[Liste der griechischen Premierminister|Ministerpräsident von Griechenland]] |
||
|ZEIT5=29. Dezember 1904 bis 13 Juni 1905 |
|ZEIT5=29. Dezember 1904 bis 13. Juni 1905 |
||
|VORGÄNGER5=[[Georgios Theotokis]] |
|VORGÄNGER5=[[Georgios Theotokis]] |
||
|NACHFOLGER5=[[Dimitrios Rallis]] |
|NACHFOLGER5=[[Dimitrios Rallis]] |
||
}} |
}} |
||
{{Normdaten|TYP=p|GND=1100093907|LCCN=n/96/12154|NDL=|VIAF=14666856}} |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
[[Kategorie:Ministerpräsident (Griechenland)]] |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
[[Kategorie:Außenminister (Griechenland)]] |
[[Kategorie:Außenminister (Griechenland)]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Griechischer Botschafter in Frankreich]] |
||
[[Kategorie:Olympische Sommerspiele 1896]] |
[[Kategorie:Olympische Sommerspiele 1896]] |
||
[[Kategorie:Grieche]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1820]] |
[[Kategorie:Geboren 1820]] |
||
[[Kategorie:Gestorben 1905]] |
[[Kategorie:Gestorben 1905]] |
||
Zeile 54: | Zeile 61: | ||
{{Personendaten |
{{Personendaten |
||
|NAME=Deligiannis, Theodoros |
|NAME=Deligiannis, Theodoros |
||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|ALTERNATIVNAMEN=Delijannis, Theodoros; Delyannis, Theodoros |
||
|KURZBESCHREIBUNG=griechischer |
|KURZBESCHREIBUNG=griechischer Ministerpräsident |
||
|GEBURTSDATUM=2. Januar 1820 |
|GEBURTSDATUM=2. Januar 1820 |
||
|GEBURTSORT=[[ |
|GEBURTSORT=unsicher: [[Kalavryta]] |
||
|STERBEDATUM=13. Juni 1905 |
|STERBEDATUM=13. Juni 1905 |
||
|STERBEORT=[[Athen]] |
|STERBEORT=[[Athen]] |
||
}} |
}} |
||
[[el:Θεόδωρος Δηλιγιάννης]] |
|||
[[en:Theodoros Deligiannis]] |
|||
[[es:Theodoros Deligiannis]] |
|||
[[fr:Theodoros Deligiannis]] |
|||
[[it:Theodoros Deligiannis]] |
|||
[[la:Theodorus Deligiannes]] |
|||
[[pt:Theódoros Diligiánnis]] |
Version vom 22. November 2019, 20:15 Uhr
Theodoros Deligiannis (griechisch Θεόδωρος Δεληγάννης, auch Delijannis und Delyannis transkribiert, teils auch Δηλιγάννης, Diligiánnis; * 2. Januar 1820[1] in Kalavryta oder Langadia; † 13. Juni 1905 in Athen, ermordet) war ein griechischer Politiker.
Deligiannis kam aus einer der angesehensten Familien von Langadia, Arkadien (Λαγκάδια Αρκαδίας) auf der Peloponnes und studierte in Athen die Rechtswissenschaften.
Theodoros Deligiannis spielte ab 1862, dem Jahr der Entmachtung König Otto I., eine hervorgehobene Rolle in der nationalen griechischen Politik. Wiederholt wurde er Minister mit unterschiedlichen Geschäftsbereichen. 1862 übernahm er in der provisorischen Regierung, die sich nach der Vertreibung König Ottos I. konstituierte, das Amt des Außenministers. 1867 fungierte er als griechischer Botschafter in Paris. Nach seiner Rückkehr in die griechische Hauptstadt bekleidete er die Ämter des Außen-, Kultur- und des Finanzministers. 1877 stimmte er als Mitglied des sogenannten „ökumenischen Ministeriums“ für den Kriegsbeitritt Griechenlands auf Seiten Russlands im Russisch-Osmanischen Krieg (1877–1878); zu einer Beteiligung Griechenlands am Krieg kam es infolge des russisch-osmanischen Waffenstillstands und des nachfolgenden Friedensvertrags von San Stefano nicht. In der Regierung von Ministerpräsident Alexandros Koumoundouros (1877–1878) wurde er erster Bevollmächtigter bei den Verhandlungen des Berliner Kongresses. Bei den Verhandlungen des Kongresses erreichte Deligiannis, dass das Osmanische Reich mit Griechenland über Grenzkorrekturen verhandeln sollte. Diese mündeten 1881 in den Übergang Thessaliens und der Region um Arta an Griechenland.
Innenpolitisch war Deligiannis der hauptsächliche Gegenspieler des mehrfachen Ministerpräsidenten Charilaos Trikoupis. In der Großen griechischen Enzyklopädie von 1962 wurde er als „ohne starken Willen, wenig begabt“, jedoch als „Redner vom Schlage des Demosthenes“ und als „größter Demagoge Neugriechenlands“ beschrieben.[1]
Nach dem Tode von Alexandros Koumoundouros wurde er der prominenteste Vertreter des konservativen politischen Spektrums. 1885 wurde er erstmals Ministerpräsident bis 1886. Seine zweite Amtszeit endete 1892 nach 2 Jahren, weil der damalige griechische König Georg I. das Vertrauen entzog.[1] 1895 gewann er die Wahlen zum griechischen Parlament und wurde erneut Ministerpräsident.[1] Im April 1897 brach unter seiner Regierung der Türkisch-Griechische Krieg aus, welcher Ende April 1897 mit einer schweren Niederlage Griechenlands endete. Deligiannis trat daraufhin am 30. April 1897 zurück. Zwischen Dezember 1902 und Juni 1903 sowie zwischen Dezember 1904 und Juni 1905 war er erneut Ministerpräsident. Seine fünfte und letzte Amtszeit als Ministerpräsident endete mit seiner Ermordung am 13. Juni 1905 vor dem griechischen Parlament.[1]
Seine Ermordung hatte keinen politischen Hintergrund. Diligiannis war gegen das Glücksspiel vorgegangen. Sein Mörder Antonios Gherakaris war ein professioneller Spieler.
Literatur
- Georg Veloudis: Dilijannis, Theodoros, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. München 1974, S. 398–400
Weblinks
- Biographie (griechisch)
- Bericht über Deligiannis Ermordung (griechisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Gregor Manousakis: Hellas – Wohin? Das Verhältnis von Militär und Politik in Griechenland seit 1900. Verlag Wissenschaftliches Archiv, Godesberg 1967. S. 211.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Charilaos Trikoupis | Ministerpräsident von Griechenland 1. Mai 1885 bis 9. Mai 1886 | Dimitrios Valvis |
Charilaos Trikoupis | Ministerpräsident von Griechenland 5. November 1890 bis 1. März 1892 | Konstantinos Konstantopoulos |
Nikolaus Deligiannis | Ministerpräsident von Griechenland 11. Juni 1895 bis 30. April 1897 | Dimitrios Rallis |
Alexandros Zaimis | Ministerpräsident von Griechenland 6. Dezember 1902 bis 27. Juni 1903 | Georgios Theotokis |
Georgios Theotokis | Ministerpräsident von Griechenland 29. Dezember 1904 bis 13. Juni 1905 | Dimitrios Rallis |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Deligiannis, Theodoros |
ALTERNATIVNAMEN | Delijannis, Theodoros; Delyannis, Theodoros |
KURZBESCHREIBUNG | griechischer Ministerpräsident |
GEBURTSDATUM | 2. Januar 1820 |
GEBURTSORT | unsicher: Kalavryta |
STERBEDATUM | 13. Juni 1905 |
STERBEORT | Athen |