Quelltext der Seite Deutschland

{{Dieser Artikel|behandelt den Staat. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Deutschland (Begriffsklärung)]].}}
{{Infobox Staat
|NAME-DEUTSCH               = Bundesrepublik Deutschland
|BILD-FLAGGE                = Flag of Germany.svg
|ARTIKEL-FLAGGE             = Flagge Deutschlands
|BILD-WAPPEN                = Coat of arms of Germany.svg
|ARTIKEL-WAPPEN             = Bundeswappen Deutschlands
|AMTSSPRACHE                = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]{{FN|1}}
|HAUPTSTADT                 = [[Berlin]]
|PARLAMENT                  = [[Deutscher Bundestag]] und [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]]
|STAATSRELIGION             = keine<ref>{{Art.|137|wrv|juris}} Abs.&nbsp;1 [[Weimarer Verfassung|WRV]]; {{Art.|140|gg|juris}} [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG]]</ref>
|REGIERUNGSSITZ             = 
|STAATS- UND REGIERUNGSFORM = [[Parlamentarisches Regierungssystem|parlamentarischer]] [[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesstaat]] (Bundesrepublik)
|VERFASSUNG                 = [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]]
|STAATSOBERHAUPT            = [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]]<br /><!-- die Parteizugehörigkeit des Bundespräsidenten ruht während seiner Amtszeit -->[[Frank-Walter Steinmeier]]
|REGIERUNGSCHEF             = [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]]<br />[[Olaf Scholz]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]])
|FLÄCHE                     = [[Liste von Größenordnungen der Fläche#100.000 km² bis 1.000.000 km²|357.588]]<!-- Auf ganze qkm gerundet, das ist in dieser Größenordnung ausreichend präzise! --><ref name="flaebev">Statistische Ämter des Bundes und der Länder: {{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Regionales/Gemeindeverzeichnis/Administrativ/02-bundeslaender.html |text=Gebiet und Bevölkerung – Fläche und Bevölkerung |wayback=20211030054049}}, Stand: 31. Dezember 2020.</ref> <small>([[Liste von Staaten und Territorien nach Fläche|62.]])</small>
|EINWOHNER                  = 84.708.010 <small>(30.06.2024<!-- bei einer Aktualisierung bitte auch die expr in BEV-DICHTE aktualisieren! -->)</small><ref name="Bevölkerungsstand">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-zensus-geschlecht-staatsangehoerigkeit.html#1346466 |titel=Bevölkerungsstand am 30.06.2024 |hrsg=[[Statistisches Bundesamt]] (Destatis) |abruf=2024-12-10}}</ref>
|BEV-DICHTE                 = {{#expr:84708010/357588 round 0}} <small>([[Liste der Staaten der Erde#Liste|41.]])</small>
|BEV-ZUNAHME                = {{Gestiegen}} +0,36 % <small>(2023)</small><ref name="Bevölkerungsstand" />
|BIP                        = 2023<ref>{{Internetquelle |url=https://www.imf.org/en/Publications/WEO/weo-database/2024/October/download-entire-database |titel=World Economic Outlook Database Oktober 2024 |werk=World Economic Outlook Database |hrsg=[[Internationaler Währungsfonds|International Monetary Fund]] |datum=2024 |sprache=en |abruf=2024-10-24}}</ref>
* 4,5 Billionen USD <small>([[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt|3.]])</small>
* 5,9 Billionen USD <small>([[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt|6.]])</small>
* 53.565 USD <small>([[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf|18.]])</small>
* 69.532 USD <small>([[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf|20.]])</small>
|BIP-ERWEITERT              = * Total (nominal)
* Total ([[Kaufkraftparität|KKP]])
* BIP/Einw. (nom.)
* BIP/Einw. (KKP)
|HDI                     = 0,95 <small> ([[Index der menschlichen Entwicklung#Sehr hohe menschliche Entwicklung|7.]]) (2022) </small><ref name="HDI">{{Literatur |Hrsg=[[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] |Titel=Table: Human Development Index and its components |Sammelwerk=Human Development Report 2023/2024 |Verlag=United Nations Development Programme |Ort=New York |Datum=2024 |ISBN=978-92-1-358870-3 |Seiten=274 |Sprache=en |Online=https://hdr.undp.org/system/files/documents/global-report-document/hdr2023-24reporten.pdf#page=288 |Format=PDF |KBytes=}}</ref>
|WÄHRUNG                    = [[Euro]] (EUR)
|GRÜNDUNG                   = 1. Januar 1871: [[Deutsches Reich]] <small>(völkerrechtlich am 1. Juli 1867 als [[Norddeutscher Bund]])</small>
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23. Mai 1949: Bundesrepublik Deutschland <small>([[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]])</small><ref>Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum [[Grundlagenvertrag]] ([http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv036001.html#Rn079 Urteil vom 31. Juli 1973, Absatz-Nr. 54 – 2 BvF 1/73 – BVerfGE 36, S.&nbsp;1&nbsp;ff.]: „Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert“).</ref><br />
<small>(siehe Abschnitt „[[#Staatsgründung|Staatsgründung]]“)</small>
|ZEITZONE                   = [[UTC+1]], [[Mitteleuropäische Zeit|MEZ]]<br />[[UTC+2]], [[Sommerzeit#Mitteleuropäische Sommerzeit|MESZ]] (März bis Oktober)
|NATIONALHYMNE              = ''[[Das Lied der Deutschen]]'' ([[Deutsche Nationalhymne|dritte Strophe]])<br />[[Datei:National anthem of Germany - U.S. Army 1st Armored Division Band.ogg|155x125px]]
|NATIONALFEIERTAG           = [[3. Oktober]] ([[Tag der Deutschen Einheit]])
|KFZ-KENNZEICHEN            = [[Kfz-Kennzeichen (Deutschland)|D]]
|ISO 3166                   = [[ISO 3166-2:DE|DE]], DEU, 276
|STRASSENVERKEHR            = [[Rechtsverkehr]]
|INTERNET-TLD               = [[.de]]
|TELEFON-VORWAHL            = [[Telefonvorwahl (Deutschland)|+49]]
|BILD-LAGE                  = Germany in European Union.svg
|BILD-LAGE-IMAGEMAP         = Europa1
|BILD1                      = Deutschland politisch 2010.png
|BILD1-BESCHREIBUNG         = Politische Gliederung Deutschlands
|ANMERKUNGEN                = {{FNZ|1|weitere Amtssprachen:
* als [[Regionalsprache]]: [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]]
* als [[Minderheitensprache]]n: [[Dänische Sprache|Dänisch]], [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesisch]], [[Saterfriesische Sprache|Saterfriesisch]], [[Obersorbische Sprache|Obersorbisch]], [[Niedersorbische Sprache|Niedersorbisch]], [[Romani|Romanes]]
* durch das [[Behindertengleichstellungsgesetz (Deutschland)|Behindertengleichstellungsgesetz]] (BGG) außerdem berücksichtigt: [[Deutsche Gebärdensprache]] (DGS)}}
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'''Deutschland''' (Vollform des Staatsnamens seit 1949: '''Bundesrepublik Deutschland''') ist ein [[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesstaat]] in [[Mitteleuropa]].<ref>Peter Jordan: [http://www.stagn.de/SharedDocs/Downloads/DE/StAGN_Publikationen/070829_Text_ER4_05_jordan.pdf?__blob=publicationFile&v=5 ''Großgliederung Europas nach kulturräumlichen Kriterien''], [[Ständiger Ausschuss für geographische Namen]], 2007. – In der [https://unstats.un.org/unsd/methodology/m49/ Systematik der United Nations Statistics Division], die Europa in Ost-, Nord-, Süd- und Westeuropa gliedert, wird Deutschland [[Westeuropa]] zugeschlagen.</ref> Es besteht aus 16&nbsp;[[Land (Deutschland)|Bundesländern]] und ist als [[Freiheitliche demokratische Grundordnung|freiheitlich-demokratischer]] und [[Sozialstaat|sozialer]] [[Rechtsstaat]] [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|verfasst]]. Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland stellt die jüngste Ausprägung des 1871 erstmals begründeten [[deutsche]]n [[Nationalstaat]]s dar. Im Rahmen der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung Deutschlands]] wurde [[Berlin]] 1990 [[Bundeshauptstadt#Deutschland|Bundeshauptstadt]] und 1991 zum Parlaments- und Regierungssitz [[Hauptstadtbeschluss|bestimmt]].

Das Land grenzt an neun Nachbarstaaten und liegt in der [[Gemäßigte Klimazone|gemäßigten Klimazone]] zwischen [[Nordsee|Nord-]] und [[Ostsee]] im Norden sowie [[Bodensee]] und [[Alpen]] im Süden.

Deutschland hat circa 84,7 Millionen Einwohner (Stand 31. Dezember 2023)<ref>[https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/wegen-zuwanderung-in-deutschland-leben-84-7-millionen-menschen-19472744.html ''330.000 mehr wegen Zuwanderung: In Deutschland leben inzwischen 84,7 Millionen Menschen.''] [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]], 25. Januar 2024.</ref> und zählt bei einer Fläche von 357.588 Quadratkilometern mit durchschnittlich 237&nbsp;Einwohnern pro Quadratkilometer zu den [[Bevölkerungsdichte|dicht besiedelten]] Flächenstaaten. Die [[Demografischer Wandel in Deutschland|Geburtenrate]] liegt bei 1,35&nbsp;Kindern pro Frau (2023).<ref name="Geburtenziffer">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/geburtenziffer.html |titel=Zusammengefasste Geburtenziffer |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2024-03-19}}</ref> Die [[Liste der größten deutschen Städte|bevölkerungsreichste deutsche Stadt]] ist Berlin; weitere Metropolen mit mehr als einer Million Einwohnern sind [[Hamburg]], [[München]] und [[Köln]]; der größte [[Agglomeration#Deutschland 2|Ballungsraum]] ist das [[Ruhrgebiet]]. Es gibt vier weitere deutsche Städte mit mehr als 600.000 Einwohnern (2023): [[Frankfurt am Main]] ist ein europäisches [[Finanzplatz|Finanzzentrum]] von globaler Bedeutung, [[Stuttgart]] ist eines der bedeutendsten Zentren der [[Automobilindustrie]] weltweit, [[Düsseldorf]] ist für seinen [[Kunsthandel|Kunst-]] und [[Textilhandel|Modehandel]] und als „[[Schreibtisch des Ruhrgebiets]]“ bekannt und [[Leipzig]] für seine Messe sowie seinen Frachtflughafen. Darüber hinaus zählt das Land sieben weitere Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern (2023): [[Dortmund]], [[Essen]], [[Bremen]], [[Dresden]], [[Hannover]], [[Nürnberg]] und [[Duisburg]]. Nahezu 15 Millionen Einwohner leben in den 15 deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern, was etwa 18 % aller Einwohner entspricht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/bar-chart-race.html |titel=Einwohnerzahl der 15 größten Städte Deutschlands |abruf=2023-08-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1353/umfrage/einwohnerzahlen-der-grossstaedte-deutschlands/ |titel=Größte Städte Deutschlands 2021 |abruf=2023-08-20}}</ref>

Funde des [[Homo heidelbergensis]] sowie zahlreicher [[Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb|prähistorischer Kunstwerke]] aus der späteren Altsteinzeit belegen, dass seit 600.000 Jahren Menschen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland leben, einige Steinwerkzeuge wurden sogar auf über 1,3 Millionen Jahre datiert.<ref>{{Literatur |Autor=Lutz Fiedler, Christian Humburg, Horst Klingelhöfer, Sebastian Stoll, Manfred Stoll |Titel=Several Lower Palaeolithic Sites along the Rhine Rift Valley, Dated from 1.3 to 0.6 Million Years |Sammelwerk=Humanities |Band=8 |Nummer=3 |Verlag=Multidisciplinary Digital Publishing Institute |Datum=2019-09 |ISSN=2076-0787 |Seiten=129 |Online=https://www.mdpi.com/2076-0787/8/3/129 |Abruf=2023-10-29 |DOI=10.3390/h8030129}}</ref> Während der Jungsteinzeit, um 5600 v.&nbsp;Chr., wanderten die ersten Bauern aus dem [[Fruchtbarer Halbmond|Nahen Osten]] ein. Die [[Römisches Reich|Römer]] bezeichneten die Siedlungsgebiete der [[Germanen|germanischen Stämme]] in der [[Antike]] als [[Germania magna]]. Durch die Eroberungen [[Karl der Große|Karls des Großen]] wurden weite Teile des heutigen Deutschland um 800 erstmals in einem Herrschaftsgebiet zusammengefasst. Infolge der Teilungen des [[Fränkisches Reich|Fränkischen Reichs]] unter Karls Enkeln entstand im 9.&nbsp;Jahrhundert das [[Ostfrankenreich]], das ab dem 10.&nbsp;Jahrhundert auch als [[Regnum Teutonicum]] bezeichnet wurde und aus dem das bis 1806 bestehende [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich Deutscher Nation]] hervorging. An dessen Stelle wiederum trat 1815 der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]], der sich aus lose miteinander verbundenen souveränen Staaten zusammensetzte. Nach der gescheiterten [[Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution]] von 1848 kam es erst 1871 zur [[Deutsche Reichsgründung|Gründung]] eines deutschen Nationalstaats, des [[Deutsches Reich|Deutschen Reichs]].

Die [[Hochindustrialisierung in Deutschland|rasche Entwicklung vom Agrar- zum Industriestaat]] vollzog sich während der [[Gründerzeit]] in der zweiten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde 1918 die Monarchie abgeschafft und die demokratische [[Weimarer Republik]] konstituiert. Ab 1933 führte die [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistische Diktatur]] zu politischer und rassistischer Verfolgung und gipfelte in der [[Holocaust|Ermordung von sechs Millionen Juden]] und Angehörigen anderer Minderheiten wie [[Porajmos|Sinti und Roma]]. Der vom [[NS-Staat]] 1939 begonnene [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] endete 1945 mit der Niederlage der [[Achsenmächte]]. Das von den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Siegermächten]] besetzte Land wurde 1949 [[Deutsche Teilung|geteilt]], nachdem bereits 1945 seine [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebiete]] teils unter [[Volksrepublik Polen|polnische]], teils [[Sowjetunion|sowjetische]] Verwaltungshoheit gestellt worden waren. Der [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)#Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949|Gründung der Bundesrepublik]] als demokratischer [[Westdeutschland|westdeutscher]] Teilstaat mit [[Westintegration|Westbindung]] am 23.&nbsp;Mai 1949 folgte die Gründung der sozialistischen [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] am 7.&nbsp;Oktober 1949 als [[Nachkriegszeit in Deutschland#Die Entwicklung in Ostdeutschland|ostdeutscher]] Teilstaat unter sowjetischer [[Hegemonie]]. Die [[innerdeutsche Grenze]] war nach dem Berliner [[Berliner Mauer#Mauerbau|Mauerbau]] (ab 13.&nbsp;August 1961) abgeriegelt. Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|friedlichen Revolution in der DDR]] 1989 erfolgte die Lösung der [[Deutsche Frage|deutschen Frage]] durch die Wiedervereinigung beider Landesteile am [[Tag der Deutschen Einheit|3.&nbsp;Oktober 1990]], womit auch die Außengrenzen Deutschlands als endgültig anerkannt wurden. Durch den Beitritt der fünf [[Neue Länder|ostdeutschen Länder]] sowie die Wiedervereinigung von [[Ost-Berlin|Ost-]] und [[West-Berlin]] zur heutigen Bundeshauptstadt zählt die Bundesrepublik Deutschland seit 1990 sechzehn Bundesländer.

Seit der Wiedervereinigung 1990 hat sich Deutschland zu einer der führenden Wirtschaftsnationen weltweit entwickelt. Anfangs stellte die Integration der DDR eine große Herausforderung dar, doch durch umfangreiche Investitionen und Reformen konnte die Wirtschaft stabilisiert werden. Insbesondere die Arbeitsmarktreformen der [[Agenda 2010]] führten zu einer deutlichen Reduzierung der Arbeitslosigkeit und erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Heute ist Deutschland die größte Volkswirtschaft der EU und eine der bedeutendsten Exportnationen weltweit. Das Land verfügt über eine gut entwickelte Infrastruktur, ein [[Schulsystem in Deutschland|starkes Bildungssystem]] und eine hoch qualifizierte Arbeitskraft, was es zu einem attraktiven Standort für Unternehmen und Investitionen macht. Deutschland gilt heutzutage als eine der stabilsten und wohlhabendsten Nationen der Welt.<ref>{{Internetquelle |autor=Institut der deutschen Wirtschaft (IW) |url=https://www.iwkoeln.de/30-jahre-wiedervereinigung.html |titel=30 Jahre Wiedervereinigung |sprache=de |abruf=2024-07-14}}</ref>

Die Bundesrepublik Deutschland ist Gründungsmitglied der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und ihrer Vorgänger ([[Römische Verträge]] 1957) sowie deren bevölkerungsreichstes Land. Mit 19&nbsp;anderen [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|EU-Mitgliedstaaten]] bildet sie eine Währungsunion, die [[Eurozone]]. Deutschland ist Mitglied der [[Vereinte Nationen|UN]], der [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]], der [[Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa|OSZE]], der [[NATO]], der [[G7]], der [[G20]] und des [[Europarat]]es. Bereits 1951 eröffnete der [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR)]] ein Verbindungsbüro in der damaligen Bundeshauptstadt [[Bonn]], seit 1991 unterhalten die Vereinten Nationen dort ihren deutschen Sitz („UNO-Stadt“).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bonn.de/themen-entdecken/uno-internationales/bundesstadt-uno-stadt.php |titel=Von der Bundeshauptstadt zur UNO-Stadt |werk=bonn.de |hrsg=Presseamt der Bundesstadt Bonn |abruf=2021-01-30}}</ref> Die Bundesrepublik Deutschland gilt als einer der politisch einflussreichsten Staaten Europas und ist ein gesuchtes Partnerland auf globaler Ebene.<ref>[[Hans Kundnani]]: {{Webarchiv |url=http://csis.org/files/publication/twq11summerkundnani.pdf |text=''Germany as a Geo-economic Power'' |wayback=20131104194701}} (PDF; 267&nbsp;kB), [[Center for Strategic and International Studies]], Sommer 2011.</ref>

Gemessen am [[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt|Bruttoinlandsprodukt]] ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die drittgrößte der Welt nach den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und [[Volksrepublik China|China]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.merkur.de/wirtschaft/deutsche-wirtschaft-rezession-deutschland-japan-bip-volkswirtschaft-laendervergleich-ranking-zr-92637151.html |titel=Deutschland in der Rezession – dennoch Aufstieg im Ranking der größten Volkswirtschaften |datum=2023-10-26 |abruf=2023-11-03}}</ref> Die Deutschen waren 2023 die drittgrößte Export- und Importnation.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37013/umfrage/ranking-der-top-20-exportlaender-weltweit/ |titel=Rangliste der größten Exportländer weltweit 2023 |sprache=de |abruf=2024-06-25}}</ref> Sie bilden eine [[Informationsgesellschaft|Informations-]] und [[Wissensgesellschaft]], deren Entwicklung von [[Postindustrielle Gesellschaft|Automatisierung]], [[Digitale Revolution|Digitalisierung]] und [[Disruptive Technologie|disruptiven Technologien]] geprägt ist. Die Verbesserung des [[Bildungssystem in Deutschland|deutschen Bildungssystems]] und die [[nachhaltige Entwicklung]] des Landes gelten als zentrale Aufgaben der Standortpolitik. Gemäß dem [[Index der menschlichen Entwicklung]] zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Ländern.<ref>[http://hdr.undp.org/sites/default/files/hdr_2019_overview_-_english.pdf ''Human Development Report 2019, Overview''] (PDF; 1,7&nbsp;MB), United Nations Development Programme (UNDP), 2019 (englisch).</ref><ref name="ImE2014">Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): ''Bericht über die menschliche Entwicklung 2015.'' Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2015, S. 246 ([http://hdr.undp.org/sites/default/files/hdr_2015_web.pdf PDF; 9,3&nbsp;MB]).</ref>

[[Muttersprache]] der Bevölkerungsmehrheit ist [[Deutsche Sprache|Deutsch]]. Daneben gibt es [[Regional- und Minderheitensprachen in Europa#Deutschland|Regional- und Minderheitensprachen]] und sowohl Deutsche als auch Migranten mit anderen Muttersprachen, von denen die bedeutendsten [[Türkische Sprache|Türkisch]] und [[Russische Sprache|Russisch]] sind.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Methoden/Qualitaet/Qualitaetsberichte/Bevoelkerung/mikrozensus-2017.html |titel=Mikrozensus 2017 |werk=destatis |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2018-12-07 |abruf=2022-01-18}}</ref> Die am häufigsten gesprochene Fremdsprache ist [[Englische Sprache|Englisch]], das in allen Bundesländern ein Schulfach ist. Die [[Kultur Deutschlands]] ist vielfältig und wird neben zahlreichen Traditionen, Institutionen und Veranstaltungen beispielsweise in der Auszeichnung als UNESCO-[[Welterbe in Deutschland]], in [[Kulturdenkmale in Deutschland|Kulturdenkmälern]] und als [[Bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes|immaterielles Kulturerbe]] erfasst und gewürdigt.

== Begriffsgeschichte: Deutsch und Deutschland {{Anker|Begriffsgeschichte|Landesname|Teutschland}} ==
{{Hauptartikel|Deutsch (Etymologie)}}
[[Datei:Sachsenspiegel.jpg|mini|hochkant|In der Berliner Handschrift des [[Sachsenspiegel]]s von 1369 steht (auf [[Mittelniederdeutsche Sprache|Mittelniederdeutsch]]): „Iewelk '''düdesch lant''' hevet sinen palenzgreven“ („jegliches deutsche Land hat seinen [[Pfalzgraf]]en“).]]

Die [[Etymologie|etymologischen]] Vorformen des Adjektivs ''deutsch'', etwa das [[Urgermanische Sprache|germanische]] ''*þeudisk'' oder das [[althochdeutsch]]e ''thiutisk'', bedeuteten ursprünglich „zum Volk gehörig“ und bezogen sich auf die Dialekte des [[Kontinentalwestgermanisches Dialektkontinuum|kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums]]. Die Bezeichnung ''Deutschland'' wird seit dem 15.&nbsp;Jahrhundert verwendet, ist in einzelnen Schriftstücken aber schon früher bezeugt; in der [[s:Goldene Bulle (Frankfurter Übersetzung)|Frankfurter Übersetzung]] der [[Goldene Bulle|Goldenen Bulle]] (um 1365) heißt es ''Dutschelant''. Davor sind nur Wortfügungen des [[Attribut (Grammatik)|Attributs]] ''deutsch'' mit ''Land'' belegt, beispielsweise in der unbestimmten Singularform „ein deutsches Land“ oder der bestimmten Pluralform „die deutschen Länder“, nicht aber in der bestimmten Singularform „das deutsche Land“. Gemeint waren Länder mit einer Führungsschicht, die sich auf den politischen Herrschaftsanspruch des [[Franken (Volk)|(Ost-)Fränkischen]], ab dem 10.&nbsp;Jahrhundert des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] (962–1806) bezog. Die Bezeichnung wurde damit vor allem für (vor-)staatliche Gebilde im deutschen [[Deutsche Sprache|Sprach]]- oder Herrschaftsgebiet verwendet, das über Jahrhunderte große Veränderungen erlebte.

Das ''Heilige Römische Reich'', ursprünglich nur als „[[Reich (Territorium)|Reich]]“ ({{laS|Imperium}}) bezeichnet, erhielt mehrere Namenszusätze: „Heilig“ seit Mitte des 12.&nbsp;Jahrhunderts, „Römisch“ seit Mitte des 13. Jahrhunderts und seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert „Deutscher Nation“ ''(Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation)''. Erst im 16. Jahrhundert kam die Bezeichnung '''„Teutschland“''' für die vorher so bezeichneten „deutschen Lande“ auf.<ref>[[Ernst Schubert (Historiker)|Ernst Schubert]]: ''Der rätselhafte Begriff „Land“ im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit.'' In: ''Concilium medii aevi'' 1 (1998), S. 15–27, hier S. 15 f. ([https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/cma/article/view/78414/72402 online], abgerufen am 24. Juni 2021).</ref> Bald bürgerte sich in der zeitgenössischen Literatur eine Gleichsetzung von ''Reich'' und ''Teutschland'' ein, die schließlich als Synonyma verwendet wurden (etwa durch den Hallenser Juristen [[Johann Peter von Ludewig]] 1735).<ref>[[Alfred Jüttner]]: ''Die deutsche Frage. Eine Bestandsaufnahme.'' Carl Heymanns Verlag, Köln/Berlin 1971, S.&nbsp;45.</ref>

Ein Bewusstsein, dass nicht der jeweilige [[Territorialstaat]], sondern Deutschland als Ganzes als [[Vaterland]] anzusehen sei, begann sich erst in den [[Koalitionskriege|napoleonischen Kriegen]] auszubreiten. Zuvor hatte etwa [[Friedrich Schiller]] streng zwischen einem geistigen und einem politischen Deutschland unterschieden:
{{Zitat
 |Text=Deutschland, aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden.<br />Wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.
 |Autor=Friedrich Schiller
 |Quelle=''[[Xenien]]'', in: „[[Musen-Almanach]] für das Jahr 1797“}}
Auch die Möglichkeit einer geeinten Nation sah er skeptisch:
{{Zitat
 |Text=Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens.<br />Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.
 |Autor=Friedrich Schiller, ebenda}}
''Deutsche Größe'', so der Titel eines unvollendeten Gedichts aus dem Jahr 1801, sah er allein im Geistigen.<ref>[[Volker Sellin]]: ''Politik.'' In: [[Otto Brunner (Historiker)|Otto Brunner]], [[Werner Conze]] (Hrsg.): ''[[Geschichtliche Grundbegriffe]]. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland.'' Band 4, Klett-Cotta, 1978, S. 859.</ref> Noch 1813 sprach [[Achim von Arnim]] von Deutschland als einem „hohlen Wortideale“, dem er „alles Herrliche der einzelnen deutschen Völker“ (im Plural) gegenüberstellte.<ref>[[Peter Brandt (Historiker)|Peter Brandt]]: ''Volk''. In: ''[[Historisches Wörterbuch der Philosophie]]'', Bd. 11, Schwabe Verlag, Basel 2001 ([https://www.schwabeonline.ch/schwabe-xaveropp/elibrary/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27verw.volk%27%20and%20%40outline_id%3D%27hwph_verw.volk%27%5D online], abgerufen am 1. Juli 2021).</ref>

Ein politisches Verständnis des Namens ''Deutschland'' ging zunächst nur von einer kleinen Gruppe von Intellektuellen und Politikern wie [[Ernst Moritz Arndt]], [[Friedrich Ludwig Jahn]], [[Johann Gottlieb Fichte]] oder [[Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein]] aus, entfaltete aber bereits während der [[Befreiungskriege]] eine erhebliche Mobilisierungswirkung.<ref>[[Otto Dann]]: ''Nation und Nationalismus in Deutschland 1770–1990''. C.H. Beck, München 1994, S. 56–67.</ref> Auch das [[Kaisertum Österreich]] und das [[Königreich Preußen]] bezogen sich nun positiv auf Deutschland: Erzherzog [[Karl von Österreich-Teschen]] erließ 1809 zu Beginn des [[Fünfter Koalitionskrieg|Fünften Koalitionskriegs]] einen Aufruf ''An die deutsche Nation'', in dem er versicherte: „Unsere Sache ist die Sache Deutschlands“.<ref>Otto Dann: ''Nation und Nationalismus in Deutschland 1770–1990''. C.H. Beck, München 1994, S. 59.</ref> Der preußische König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] kündigte in der Proklamation von Kalisch am 19. März 1813 „den Fürsten und Völkern Deutschlands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit“ an.<ref>[http://www.documentarchiv.de/nzjh/1813/proklamation-von-kalisch.html ''Gemeinsame russisch-preußische Proklamation des Kaiserlich Russischen General-Feldmarschalls Fürst Kutusow-Smolenskoi an die Deutschen vom 25. März 1813'']. In: ''documentArchiv.de'', abgerufen am 20. Juni 2021, zitiert bei [[Reinhart Koselleck]]: ''Bund, Bündnis, Föderalismus, Bundesstaat''. In: Otto Brunner und Werner Conze (Hrsg.): ''Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland.'' Band 1, Klett-Cotta, Stuttgart 1972, S. 505.</ref> Dieses Deutschland wurde als der deutsche [[Sprachraum]] definiert (Arndt: ''[[Des Deutschen Vaterland]]'', 1813; ähnlich noch 1841 [[August Heinrich Hoffmann von Fallersleben|Hoffmann von Fallerslebens]] ''[[Das Lied der Deutschen|Lied der Deutschen]]'').<ref>Otto Dann: ''Nation und Nationalismus in Deutschland 1770–1990''. C.H. Beck, München 1994, S. 68; [[Wolfgang Frühwald]]: ''Sozialgeschichte und Literaturgeschichte.'' In: [[Wolfgang Schieder]], Volker Sellin (Hrsg.): ''Sozialgeschichte in Deutschland. Entwicklungen und Perspektiven im internationalen Zusammenhang.'' Bd. 1: ''Die Sozialgeschichte innerhalb der Geschichtswissenschaft.'' Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1986, S. 110–124, hier S. 121.</ref> Es wurde nicht mehr als Reich, sondern als [[Nation]] verstanden; die deutsche Nationalbewegung setzte sich in den folgenden Jahrzehnten dafür ein, alle deutschen Territorien in einem [[Nationalstaat]] zusammenzufassen. Dies misslang zunächst, auf dem [[Wiener Kongress]] 1814/15 wurden stattdessen die Territorialstaaten wiederhergestellt und in einem [[Staatenbund]] zusammengefasst, dem [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]].<ref>Otto Dann: ''Nation und Nationalismus in Deutschland 1770–1990''. C.H. Beck, München 1994, S. 78 ff., 84 f. u. ö.</ref> Dieser wurde ebenfalls als Deutschland bezeichnet, umfasste aber einige mehrheitlich nicht-deutschsprachige Territorien wie [[Böhmen und Mähren]], während andere, mehrheitlich deutschsprachige Gebiete wie [[Ostpreußen]] nicht dazugehörten. Gleichwohl blieb die Nationalbewegung zunächst ein Elitenprojekt. Massenwirksamkeit entfaltete sie erst in der [[Rheinkrise]] 1840.<ref>[[Christian Jansen]] mit Henning Borggräfe: ''Nation – Nationalität – Nationalismus.'' Campus, Frankfurt am Main 2007, S. 75.</ref>

Ab der [[Deutsche Reichsgründung|Reichsgründung 1871]] setzte ein Bedeutungswandel ein, von ''Deutschland'' als Kulturnation hin zur Staatsbezeichnung, unter geografischer Einschränkung auf das heutige Gebiet:

Das [[Kaisertum Österreich]] wurde 1871 nicht Teil des Deutschen Reichs. Die deutschsprachigen Bewohner Österreichs empfanden sich aber auch weiterhin als Deutsche. Als am Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] der Vielvölkerstaat zerfiel, wollten die [[Deutschösterreich]]er sich dem Deutschen Reich anschließen. Das untersagte jedoch der [[Vertrag von Saint-Germain]]. So begannen sich unterschiedliche nationale Identitäten zu entwickeln. Die Begriffe ''deutsch'' und ''Deutschland'' wurden zunehmend nur mit dem Deutschen Reich identifiziert. Dieser Prozess wurde zunächst unterbrochen, als 1938 unter [[Zeit des Nationalsozialismus|nationalsozialistischer Herrschaft]] der [[Anschluss Österreichs]] an das Deutsche Reich erfolgte. Die Distanzierung vom Nationalsozialismus nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] führte in Österreich zur Distanzierung vom Begriff ''Deutschland'' und zur Festigung einer eigenen nationalen [[Österreichische Identität|Identität der Österreicher]]. Im Zuge der politischen Neuorganisation des fortbestehenden Gesamtstaates lehnte der [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarische Rat]] in Westdeutschland eine Fortführung des Staatsnamens ''Deutsches Reich'' wegen seines „aggressiven Akzents“ ab und verwendete erstmals ''Deutschland'' als Staatsbezeichnung in der damals konstituierten „[[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesrepublik]] Deutschland“. In den Beratungen sagte [[Theodor Heuss]] 1948: „Mit dem Wort ''Deutschland'' geben wir dem Ganzen ein gewisses [[Pathos]] … sentimentaler und nicht machtpolitischer Art.“<ref>Eberhard Pikart, Wolfram Werner (Bearb.): ''Der Parlamentarische Rat 1948–1949. Akten und Protokolle.'' Band 5/I: ''Ausschuß für Grundsatzfragen.'' Harald Boldt, Boppard am Rhein 1993, [https://books.google.de/books?id=1WnoBQAAQBAJ&pg=PT239 S. 239] (Siebente Sitzung, 6. Oktober 1948).</ref> Die [[Deutsche Demokratische Republik]] (DDR) nutzte ''Deutschland'' nicht im Staatsnamen, aber als synonyme Bezeichnung für ''DDR'' in Art.&nbsp;1 der [[Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik#1949|Verfassung von 1949]]. Später verwendete die DDR fast nur noch das Attribut ''deutsch'' beziehungsweise den Namenszusatz „…&nbsp;der DDR“ für staatliche Hoheitsbezeichnungen. Mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Einheit]] 1990 konnte ''Deutschland'' zur amtlichen Kurzform der Staatsbezeichnung werden.<ref>Siehe die Mitteilung der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] an den [[Generalsekretär der Vereinten Nationen]] vom 3.&nbsp;Oktober 1990, dass die Bundesrepublik Deutschland ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der UN unter dem Namen ‚Deutschland‘ auftreten werde; ''Multilateral Treaties Deposited with the Secretary General 1996'', S.&nbsp;9, Anm.&nbsp;13.</ref>

{{Siehe auch|Deutsch in anderen Sprachen}}

== Geographie ==
{{Hauptartikel|Geographie Deutschlands}}

=== Physische Geographie ===
[[Datei:Germany in Europe (relief).svg|mini|Lage Deutschlands in [[Europa]]]]

Die [[Naturräumliche Großregionen Deutschlands|naturräumlichen Großregionen]] sind von Nord nach Süd: das [[Norddeutsches Tiefland|Norddeutsche Tiefland]], die [[Mittelgebirgsschwelle|Mittelgebirgszone]] und das [[Alpenvorland]] mit den [[Alpen]].

==== Geologie ====
{{Hauptartikel|Geologie Deutschlands}}
[[Datei:Geomap Germany.png|mini|hochkant|Oberflächengeologie Deutschlands]]

Deutschland gehört geologisch zu [[Westeuropa]], das heißt zu jenem Teil des Kontinents, der dem [[Präkambrium|präkambrisch]] konsolidierten „Ur-Europa“ (Osteuropa einschließlich eines Großteils Skandinaviens, vgl. [[Baltica (Kontinent)|Baltica]]) erst im Verlauf des [[Phanerozoikum]]s sukzessive durch [[Plattentektonik#Kollisionstyp|Kontinent-Kontinent-Kollisionen]] ([[Gebirgsbildung]]en) angegliedert wurde. Die entsprechenden Krustenprovinzen ([[Grundgebirge|Grundgebirgsprovinzen]]) werden klassisch vereinfachend (Ost-)[[Avalonia]] (vgl. [[Kaledonische Orogenese|kaledonische Gebirgsbildung]]) und [[Armorica (Kontinent)|Armorica]] (vgl. [[Variszische Orogenese|variszische Gebirgsbildung]]) genannt. Die jüngste Krustenprovinz ist das Alpen-Karpaten-[[Orogen]] (vgl. [[Alpidische Orogenese|alpidische Gebirgsbildung]]), an dem Deutschland nur mit dem äußersten Süden Bayerns Anteil hat und das im Gegensatz zu den beiden anderen tektonischen Provinzen ein aktives Orogen darstellt.

Die heutige Oberflächengeologie Deutschlands, das heißt das Muster aus verschieden alten und verschieden aufgebauten Gesteinskomplexen, wie es in [[Geologische Karte|geologischen Karten]] vielfach abgebildet ist, entstand erst im Verlauf der letzten 30 bis 20 Millionen Jahre im jüngeren [[Känozoikum]] und wurde von zwei Ereignissen maßgeblich geprägt: der [[Alpidische Orogenese|Alpidischen Gebirgsbildung]] und dem [[Känozoisches Eiszeitalter|Quartären Eiszeitalter]].

Das Quartäre Eiszeitalter formte die vergleichsweise eintönige Oberflächengeologie Norddeutschlands und des [[Alpenvorland]]es mit ihren [[Moräne]]n&shy;ablagerungen und sonstigen Begleiterscheinungen [[Eisschild|großflächiger Vergletscherungen]] (vgl. [[glaziale Serie]]).

Die Oberflächengeologie der Mitte und des überwiegenden Teils des Südens Deutschlands ist das Ergebnis bedeutender bruchtektonischer Hebungen und Senkungen, die auf die Fernwirkung der Alpidischen Gebirgsbildung zurückgehen. Hierbei wurden teils alte (überwiegend [[Paläozoikum]]), variszisch gefaltete Grundgebirgskomplexe (Schiefergebirge und [[Kristallinkomplex|Kristallin]]) aus dem Untergrund herausgehoben und großflächig freigelegt (u.&nbsp;a. [[Rheinisches Schiefergebirge]], [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], [[Erzgebirge]]), teils sank die Erdkruste ein und bildete Sedimentationsräume, die mehr oder weniger mächtige känozoische Sedimentabfolgen aufnahmen ([[Oberrheinische Tiefebene#Graben|Oberrheingraben]], [[Niederrheinisches Tiefland|Niederrheingraben]], [[Hessisches Bergland|Hessische Senke]], [[Molassebecken]]). Eine tektonische Zwischenstellung nehmen die Tafelländer mit ihren ungefalteten [[Mesozoikum|mesozoischen]] Schichtenfolgen ein, dominiert von [[Trias (Geologie)|Trias]] und [[Jura (Geologie)|Jura]] ([[Thüringer Becken (mit Randplatten)|Thüringer Becken]], [[Südwestdeutsches Stufenland|Süddeutsches Schichtstufenland]]).

==== Relief ====
[[Datei:Zugspitze Westansicht.JPG|mini|Die [[Zugspitze]] in [[Bayern]] ist mit 2962 Metern über Normalhöhennull die höchste Erhebung Deutschlands.]]

Das geologisch junge [[Faltengebirge]] der Alpen ist das einzige [[Hochgebirge]], an dem Deutschland Anteil hat. Die deutschen Alpen, die sich zur Gänze im Bundesland [[Bayern]] befinden, weisen die einzigen Gebirgsgipfel mit mehr als {{Höhe|2000|DE-NHN|link=1}} auf. Der Gipfel der [[Zugspitze]] ({{Höhe|2962|DE-NHN}}), den sich Deutschland mit Österreich teilt, ist der höchstgelegene Punkt des Landes.
[[Datei:DSC07706 Wüstems von Westen.jpg|mini|Mittelgebirgslandschaft: Wald und Wiesen bei [[Wüstems]] im [[Taunus]]]]
Die deutschen [[Mittelgebirge]] erstrecken sich vom Nordrand der [[Mittelgebirgsschwelle]] bis zum Alpenrand und zum [[Oberrhein]] mit dem Bodensee. Sie nehmen tendenziell von Nord nach Süd an Höhe und Ausdehnung zu. Höchster Mittelgebirgsgipfel ist der [[Feldberg (Berg im Schwarzwald)|Feldberg]] im [[Schwarzwald]] ({{Höhe|1493|DE-NHN}}), gefolgt vom [[Großer Arber|Großen Arber]] im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] ({{Höhe|1456|DE-NHN}}). Gipfel über {{Höhe|1000|DE-NHN}} besitzen außerdem das [[Erzgebirge]], das [[Fichtelgebirge]], die [[Schwäbische Alb]] und der [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], der sich recht isoliert als nördlichstes unter den höchsten deutschen Mittelgebirgen mit dem [[Brocken]] auf {{Höhe|1141|DE-NHN}} erhebt. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle erreichen nur noch einige Berge innerhalb der eiszeitlichen [[Endmoräne]]nzüge mehr als {{Höhe|100|DE-NHN}}, von denen die [[Heidehöhe]] in [[Schraden (Landschaft)|Schraden]] ([[Südlicher Landrücken]] im brandenburgisch-sächsischen Grenzgebiet) mit {{Höhe|201|DE-NHN}} der höchste ist.

Die tiefste allgemein zugängliche Landesstelle Deutschlands liegt bei {{Höhe|−3.54|DE-NHN}} in einer [[Depression (Geologie)|Senke]] bei [[Neuendorf-Sachsenbande]] in der [[Wilstermarsch]] (Schleswig-Holstein).<ref>{{Literatur |Hrsg=Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |Titel=Statistische Jahrbuch Schleswig-Holstein 2019/2020 |Ort=Hamburg |Datum= |ISSN=0487-6423 |Seiten=307 |Online=https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Jahrb%C3%BCcher/Schleswig-Holstein/JB19SH_Gesamt.pdf |Format=PDF |KBytes= |Abruf=2020-09-08}}</ref> Ebenfalls in diesem Bundesland befindet sich die tiefste [[Depression (Geologie)#Kryptodepressionen|Kryptodepression]]: Sie liegt mit {{Höhe|−39.6|DE-NHN}} am Grund des [[Hemmelsdorfer See]]s nordöstlich von [[Lübeck]]. Der tiefste künstlich geschaffene Geländepunkt liegt bei {{Höhe|−267|DE-NHN}} am Grund des [[Tagebau Hambach|Tagebaus Hambach]] östlich von [[Jülich]] in Nordrhein-Westfalen.

{{Siehe auch|Liste der höchsten Berge in Deutschland|Liste der Gebirge und Höhenzüge in Deutschland}}

==== Klima ====
{{Hauptartikel|Klima in Deutschland}}

Deutschland gehört vollständig zur [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Klimazone]] Mitteleuropas im Bereich der [[Westwindzone]] und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem [[Seeklima]] in Westeuropa und dem [[Kontinentalklima]] in [[Osteuropa]]. Das [[Klima]] in Deutschland wird unter anderem vom [[Golfstrom]] beeinflusst, durch den das durchschnittliche Temperaturniveau für die Breitenlage ungewöhnlich hoch ist.

Die mittlere [[Jahresmitteltemperatur|Jahresdurchschnittstemperatur]], bezogen auf die Normalperiode 1961–1990,<ref>[http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_state=maximized&_windowLabel=T82002&T82002gsbDocumentPath=Navigation%2FOeffentlichkeit%2FKlima__Umwelt%2FKlimadaten%2Fkldaten__kostenfrei%2Fdaten__gebietsmittel__node.html%3F__nnn%3Dtrue&_pageLabel=_dwdwww_klima_umwelt_klimadaten_deutschland&switchLang=de Klimadaten: Gebietsmittelwerte von Deutschland]. Abgerufen am 7. Januar 2013.</ref> beträgt im bundesweiten Gebietsmittel 8,2&nbsp;°C, die mittleren Monatsdurchschnittstemperaturen liegen zwischen −0,5&nbsp;°C im Januar und 16,9&nbsp;°C im Juli. Der mittlere jährliche Niederschlag beträgt 789&nbsp;Millimeter. Die mittlere monatliche Niederschlagshöhe liegt zwischen 49&nbsp;Millimeter im Februar und 85&nbsp;Millimeter im Juni.

Die tiefste offiziell anerkannte in Deutschland gemessene Temperatur betrug −37,8&nbsp;°C; sie wurde 1929 in [[Wolnzach]] registriert. Die bisher höchste Temperatur betrug 41,2&nbsp;°C und wurde am 25. Juli 2019 in [[Baerl|Duisburg-Baerl]] und in [[Tönisvorst]] am Niederrhein gemessen.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Vom-DWD-annulliert-Lingen-verliert-deutschen-Hitzerekord,lingen874.html ''Vom DWD annulliert: Lingen verliert deutschen Hitzerekord''], NDR.de, 17. Dezember 2020.</ref>

{{Siehe auch|Zeitreihe der Lufttemperatur in Deutschland|Liste der Temperaturrekorde in Deutschland}}

==== Klimawandel ====
[[Datei:Vergleich Temperaturtrend DE global.png|mini|Vergleich der Temperaturentwicklung in Deutschland ([[Deutscher Wetterdienst|DWD]]) und weltweit ([[National Oceanic and Atmospheric Administration|NOAA]]) im Zeitraum 1881 bis 2019]]
{{Hauptartikel|Folgen der globalen Erwärmung in Deutschland}}

Auswertungen der Wetterbeobachtungen zeigen, dass die mittlere Temperatur in Deutschland im Zeitraum 1881 bis 2022 um ca. 1,7&nbsp;°C gestiegen ist (linearer Trend), während der weltweite Temperaturanstieg (über See- und Landflächen) im gleichen Zeitraum nur 1,1&nbsp;°C betrug.<ref>{{Literatur |Autor=Frank Kaspar, Karsten Friedrich, Florian Imbery |Titel=Observed temperature trends in Germany: Current status and communication tools |Sammelwerk=Meteorologische Zeitschrift |Datum=2023-09-18 |Seiten=279–291 |Online=https://www.schweizerbart.de/papers/metz/detail/32/102966/Observed_temperature_trends_in_Germany_Current_sta?af=crossref |Abruf=2024-01-11 |DOI=10.1127/metz/2023/1150}}</ref>

Gegenwärtige [[Prognose]]n für das [[Klima in Deutschland]] stellen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts einen Anstieg um 2,3&nbsp;°C im Jahresmittel in Aussicht, der sich bis 2100 weiter auf 4,7&nbsp;°C erhöhen könnte (bis 6&nbsp;°C in Sommermonaten).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawandel/klimawandel_node.html |titel=Wetter und Klima – Deutscher Wetterdienst – Basisfakten zum Klimawandel |abruf=2024-01-11}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Klimawandel in Deutschland |Sammelwerk=SpringerLink |Datum=2017 |Online=https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-50397-3 |Abruf=2024-01-11 |DOI=10.1007/978-3-662-50397-3}}</ref> Bis 2050 könnte der volkswirtschaftliche Schaden 900 Milliarden Euro betragen, zuzüglich Folgekosten durch gesundheitliche Schäden, vorzeitige Todesfälle und [[Sozioökologisches System|sozioökologische Kettenreaktionen]].<ref>{{Internetquelle |autor=Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) |url=https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/03/20230306-konsequenter-klimaschutz-und-vorsorgende-klimaanpassung-verhindern-milliardenschaeden.html |titel=Konsequenter Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung verhindern Milliardenschäden |abruf=2024-01-11}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Klimawandel könnte Deutschland laut Studie 900 Milliarden Euro bis 2050 kosten |Sammelwerk=[[Der Spiegel]] |Datum=2023-03-06 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/klimawandel-koennte-deutschland-laut-studie-900-milliarden-euro-bis-2050-kosten-a-d0f60fa2-593c-4b64-9cc1-6a7a1b74d13e |Abruf=2024-01-11}}</ref>

==== Gewässer ====
Von den sechs [[Strom (Gewässerart)|Strömen]] mit den größten Einzugsgebieten entwässern [[Rhein]], [[Elbe]], [[Weser]] und [[Ems]] über die [[Nordsee]] und die [[Oder]] über die [[Ostsee]] in den [[Atlantischer Ozean|Atlantik]], während die [[Donau]] ins [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] fließt und somit [[Hydrographie|hydrographisch]] dem [[Mittelmeer]] zuzurechnen ist. Die Einzugsgebiete dieser beiden Systeme werden durch die [[europäische Hauptwasserscheide]] voneinander getrennt.

[[Datei:Rheinstein.jpg|mini|Der [[Rhein]] und [[Burg Rheinstein]] in [[Trechtingshausen]]]]

Der in der Schweiz entspringende Rhein dominiert den Südwesten und Westen. Auf 865 Kilometern fließt er durch bzw. an der Grenze zu Deutschland, bevor er über die Niederlande in die Nordsee mündet. Seine wichtigsten deutschen Zuflüsse sind [[Neckar]], [[Main]], [[Mosel]] und [[Ruhr]]. Der Rhein hat eine große wirtschaftliche Bedeutung und ist eine der am stärksten befahrenen [[Wasserstraße]]n Europas. Die Donau entwässert im Süden auf 647 Kilometern fast das gesamte deutsche [[Alpenvorland]] und fließt weiter nach Österreich und [[Südosteuropa]]. Ihre wichtigsten deutschen Zuflüsse sind [[Iller]], [[Lech]], [[Isar]] und [[Inn]]. Den Osten Deutschlands durchfließt auf 725 Kilometern die in Tschechien entspringende Elbe. Ihre wichtigsten deutschen Nebenflüsse sind [[Saale]] und [[Havel]]. Auf 179 Kilometern ist die Oder, wie im weiteren Verlauf auch ihr wichtigster Zufluss, die [[Lausitzer Neiße|Neiße]], der [[Oder-Neiße-Grenze|Grenzfluss zu Polen]]. Einzig das Einzugsgebiet der 452 Kilometer langen Weser liegt vollständig in Deutschland. Sie speist sich aus den Flüssen [[Werra]] und [[Fulda (Fluss)|Fulda]] und entwässert den mittleren Norden. Die Ems durchfließt auf 371 Kilometern den äußersten Nordwesten des Landes. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich auch auf Teile der Niederlande.

Die natürlichen [[See]]n sind überwiegend glazialen Ursprungs. Daher finden sich die meisten der großen Seen im Alpenvorland, in der [[Holsteinische Schweiz|Holsteinischen Schweiz]] und in [[Mecklenburg]]. Der größte vollständig zum [[#Staatsgebiet|deutschen Staatsgebiet]] gehörende See ist die [[Müritz]], die Teil der [[Mecklenburgische Seenplatte|mecklenburgischen Seenplatte]] ist. Der größte See mit deutschem Anteil ist der [[Bodensee]], an den auch Österreich und die Schweiz grenzen. Im Westen und Osten Deutschlands gibt es viele, durch die Rekultivierung von [[Braunkohlebergbau|Braunkohletagebauen]] oder [[Brache#Industrie- und Gewerbebrache|Industriebrachen]] entstandene, künstliche Seen, wie das [[Leipziger Neuseenland]] oder den [[Dortmund]]er [[Phoenix-See]].

{{Siehe auch|Liste von Seen in Deutschland|Liste von Flüssen in Deutschland}}

==== Inseln ====
[[Datei:Putgarten, Kap Arkona (2011-05-21) 10.JPG|mini|Die größte deutsche Insel, [[Rügen]], liegt in Vorpommern in der Ostsee <small>(Abb.: [[Kap Arkona]])</small>.]]

Im [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer]], der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste unmittelbar vorgelagert, liegen die [[Friesische Inseln|Friesischen Inseln]]. Während die [[Nordfriesische Inseln|Nordfriesischen Inseln]] Festlandsreste sind, die durch Landsenkung und nachfolgende Überflutung von der Küste getrennt wurden, handelt es sich bei den [[Ostfriesische Inseln|Ostfriesischen Inseln]] um [[Barriereinsel]]n, die aus durch küstenparallele Strömungen sowie Wellen- und Gezeitendynamik angespülten Sedimenten entstanden. Das inmitten der [[Deutsche Bucht|Deutschen Bucht]] gelegene [[Helgoland]] ist die am weitesten vom Festland entfernt liegende bewohnte deutsche Insel. Sie geht auf den Aufstieg eines [[Salzstock]]es im Untergrund der Nordsee zurück.

Die größten deutschen Inseln in der Ostsee sind (von West nach Ost) [[Fehmarn]], [[Poel]], [[Hiddensee]], [[Rügen]] und [[Usedom]]. Rügen ist zugleich die größte deutsche Insel. Größte [[Halbinsel]] ist [[Fischland-Darß-Zingst]]. Mit Ausnahme von Fehmarn sind diese Landflächen Teil einer [[Bodden]]küste, das heißt einer nacheiszeitlich gefluteten und nachfolgend durch [[Anlandung]]svorgänge modifizierten [[Grundmoräne]]nlandschaft.

Die größten und bekanntesten [[Binneninsel|Inseln in Binnengewässern]] sind [[Reichenau (Insel)|Reichenau]], [[Mainau]] und [[Lindau (Insel)|Lindau]] im Bodensee sowie die [[Herreninsel]] im [[Chiemsee]].

{{Siehe auch|Liste deutscher Inseln|Liste deutscher Binneninseln}}

=== Flora ===
[[Datei:Lüneburger Heide 093.jpg|mini|Die [[Lüneburger Heide]] in [[Niedersachsen]]]]

Der Naturraum Deutschland liegt in der [[Kühlgemäßigte Klimazone|kühlgemäßigten Klimazone]]; von West nach Ost kennzeichnet seine natürliche [[Vegetation]] den Übergang vom [[Seeklima|Westseitenseeklima]] zum [[Kontinentalklima]]. Die [[Flora]] wäre [[Potenzielle natürliche Vegetation|ohne menschlichen Einfluss]] hauptsächlich von [[Wald|Laub- und Mischwäldern]] geprägt, ausgenommen nährstoffarme oder trockene Standorte wie Felskuppen, [[Heide (Landschaft)|Heideniederungen]] und [[Moor]]landschaften sowie die [[Bayerische Alpen|alpinen]] und [[Subalpine Höhenstufe|subalpinen]] Hochlagen, die äußerst vegetationsarm sind und in ihrem Klima der [[Kaltgemäßigte Klimazone|kaltgemäßigten Klimazone]] ähneln.

Örtlich weist die Flora in Deutschland eine hohe [[Artenvielfalt|Diversifikation]] durch Standortfaktoren des Geländes und der [[Klima#Räumliche Dimension|mesoklimatischen]] Lage auf. Der Gesamtbestand der in Deutschland wild lebenden Pflanzenarten wird auf über 9.500 [[Art (Biologie)|Arten]] geschätzt, davon sind fast 3.000 Arten Samenpflanzen, 74 Farnpflanzen, über 1.000 Moose und etwa 3.000 Kieselalgen. Dazu kommen rund 14.000 [[Pilze|Pilz-]] und 373 [[Schleimpilze|Schleimpilzarten]].<ref>[[Bundesamt für Naturschutz]] (Hrsg.): ''Artenschutzreport 2015 – Tiere und Pflanzen in Deutschland'', S. 13.</ref> Insbesondere auf Brach- und Störflächen finden sich heute eine Reihe [[Neobiota|eingeführter Arten]] wie die [[Gewöhnliche Robinie|Robinie]] und das [[Drüsiges Springkraut|Drüsige Springkraut]].

[[Datei:NP Müritz Teilgebiet Serrahn-7.JPG|mini|Altwald im [[Nationalpark Müritz]] im Sommer. Rund 32 Prozent der deutschen Landfläche sind bewaldet.]]

Derzeit bedeckt der [[Wald in Deutschland]] rund 30 Prozent der Landfläche. Damit ist Deutschland eines der waldreichsten Länder in der Europäischen Union. Die aktuelle Baumartenzusammensetzung entspricht nur zum geringen Teil den natürlichen Gegebenheiten und wird hauptsächlich von der [[Forstwirtschaft]] bestimmt. Die häufigsten Baumarten sind mit 26,0 Prozent Flächenanteil die [[Gemeine Fichte]], gefolgt von der [[Waldkiefer]] mit 22,9 Prozent, der [[Rotbuche]] mit 15,8 Prozent und den [[Eichen]] mit 10,6 Prozent.<ref>[[Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft]] (Hrsg.): ''Der Wald in Deutschland – Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur''.</ref>

Rund die Hälfte der Staatsfläche wird [[landwirtschaft]]lich genutzt; laut [[Statistisches Bundesamt|Statistischem Bundesamt]] waren es 182.637&nbsp;Quadratkilometer am 31.&nbsp;Dezember 2016.<ref name="Bodenfläche">Statistisches Bundesamt: {{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaftFischerei/Flaechennutzung/Tabellen/Tabellen_Bodenflaeche.html |text=''Bodenfläche nach Nutzungsarten'' |wayback=20171211013506 |original=1}}. Abgerufen am 1. Dezember 2017.</ref> Neben der Nutzung als [[Grünland|Dauergrünland]] wird auf einem Großteil [[Ackerbau]] betrieben, seit der [[Steinzeit|Stein-]] bzw. der [[Bronzezeit]] überwiegend mit [[Nutzpflanze]]n, die nicht natürlich in Mitteleuropa vorkommen (die meisten der [[Getreide]]arten aus dem [[Naher Osten|Vorderen Orient]], [[Kartoffel]] und [[Mais]] aus Amerika). In den Flusstälern, unter anderem von Main, Mosel, [[Ahr]] und Rhein, wurde die Landschaft vielfach für den Weinanbau umgestaltet.

Die Bewahrung der Natur ist in Deutschland öffentliche Aufgabe und in {{Art.|20a|gg|juris}} Grundgesetz verankertes [[Staatsziel]]. Dem [[Naturschutz]] dienen 16 [[Nationalpark]]s (siehe [[Nationalparks in Deutschland]]), 19 [[Biosphärenreservat]]e, 105 [[Naturpark]]s sowie tausende von [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebieten]], [[Landschaftsschutzgebiet]]en und [[Naturdenkmal|Naturdenkmälern]].

=== Fauna ===
[[Datei:Adult white-tailed eagle (Haliaeetus albicilla) of central Poland in flight (3).jpg|mini|Der [[Seeadler (Art)|Seeadler]], ein geschützter [[Greifvögel|Greifvogel]]]]

In Deutschland sind etwa 48.000 [[Art (Biologie)|Tierarten]] nachgewiesen, darunter 104 Säugetier-, 328 Vogel-, 13 Reptilien-, 22 Lurch- und 197 Fischarten sowie über 33.000 Insektenarten, womit das Land „aufgrund der erdgeschichtlichen Entwicklung und der geographischen Lage zu den eher artenärmeren Gebieten“ zählt.<ref>Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): ''Artenschutzreport 2015 – Tiere und Pflanzen in Deutschland'', S. 13&nbsp;f. ([https://www.bfn.de/infothek/daten-fakten/zustand-der-natur/tiere-pflanzen-und-pilze/ii-11-1-artenzahlen-pflanzen-pilze-und-tiere.html auf der Website des Bundesministeriums für Naturschutz])</ref> Zu diesen Arten kommen über 1.000 Krebs-, fast 3.800 Spinnen-, 635 Weichtiere sowie über 5.300 andere Wirbellose.

Zu den in Deutschland heimischen wilden [[Säugetiere]]n zählen unter anderem [[Reh]]e, [[Wildschwein]]e, [[Rothirsch|Rot-]] und [[Damhirsch]]e sowie [[Rotfuchs|Füchse]], [[Marder]] und [[Luchse]]. [[Biber]] und [[Otter]] sind seltene Bewohner der Flussauen, mit teilweise wieder steigenden Beständen. In den [[Bayerische Alpen|bayerischen Alpen]] leben [[Alpensteinbock]], [[Alpenmurmeltier]] und die [[Gämse]]; letztere ist auch in verschiedenen Mittelgebirgen anzutreffen. Andere Großsäuger, die in früherer Zeit auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands lebten, wurden ausgerottet: [[Wildpferd]], [[Auerochse]] (15. Jahrhundert), [[Wisent]] (16. Jahrhundert), [[Braunbär]] (19.&nbsp;Jahrhundert), [[Wolf]] (19.&nbsp;Jahrhundert), [[Elch]] (20.&nbsp;Jahrhundert). Während Elche heute gelegentlich aus Nachbarländern zuwandern, haben sich Wölfe aus [[Polen]] kommend wieder fest in Deutschland etabliert und um die Jahrtausendwende erstmals Nachwuchs geboren. Im Jahr 2018 existierten in Deutschland 73 nachgewiesene Wolfsrudel, die größtenteils in den Ländern Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen leben.<ref>[https://www.n-tv.de/wissen/Fakten_und_Mythen/Sind-zu-viele-Woelfe-gefaehrlich-fuer-Menschen-article20746668.html ''Steigende Zahl in Deutschland: Sind zu viele Wölfe gefährlich für Menschen?''] [[n-tv.de]], 29. November 2018, abgerufen am 1. Januar 2019.</ref> 2013 wurde eine Herde Wisente im [[Rothaargebirge]] ausgewildert und hat sich inzwischen auf etwa 40 Tiere vermehrt. Im Oktober 2019 wurde im Landkreis [[Garmisch-Partenkirchen]] ein vermutlich aus Italien zugewanderter Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert. In den darauf folgenden Monaten konnte das Tier mehrfach erneut nachgewiesen werden.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.br.de/nachrichten/wissen/wieder-baer-im-alpenvorland-kommt-jetzt-ein-neuer-bruno,Ru4uLmm |text=Wieder Bär im Alpenvorland: Kommt jetzt ein neuer „Bruno“? |wayback=20200628134331}}, zuletzt gesehen am 28. Juni 2020.</ref> Bärensichtungen gab es in den folgenden Jahren im deutschen Alpenraum immer wieder. Im Jahr 2023 lagen 13 Bärennachweise in verschiedenen Landkreisen vor.<ref>[https://tegernseerstimme.de/erneut-baer-in-bayern-gesichtet/#google_vignette ''Ostallgäu, Erneut: Bär in Bayern gesichtet.''] Tegernseer Stimme, 18. Oktober 2024, abgerufen am 29. November 2024.</ref>  Bereits im Jahr 2006 war mit dem „Problembären“ [[JJ1|Bruno]] ein Bär nach Deutschland zugewandert. Inzwischen leben auch ursprünglich [[Eurasischer Luchs|hier heimische Luchse]] wieder in Deutschland, allerdings in geringer [[Populationsdichte|Bestandsdichte]], weil sie immer wieder Opfer von [[Wilderei]] und Straßenverkehr werden.

Vom [[Seeadler (Art)|Seeadler]], der als Vorlage für das deutsche [[Wappentier]] gilt, gibt es wieder etwa 500 Paare, vor allem in [[Mecklenburg-Vorpommern]] und [[Brandenburg]]. Der [[Steinadler]] kommt nur noch in den [[Bayerische Alpen|Bayerischen Alpen]] vor, wo auch der dort ausgerottete [[Liste der in Bayern freigelassenen Bartgeier|Bartgeier]] aus der Schweiz und Österreich wieder Einzug hält. Die häufigsten [[Greifvögel]] sind heute [[Mäusebussard]] und [[Turmfalke]], der Bestand an [[Wanderfalke]]n ist deutlich geringer. Über die Hälfte des Gesamtbestandes an [[Rotmilan]]en brütet in Deutschland, ist aber aufgrund der intensiven Landwirtschaft rückläufig. Dagegen profitieren viele [[Vögel]] als [[Kulturfolger]] von der Anwesenheit des Menschen, insbesondere die in Städten lebenden [[Stadttaube]]n, [[Amsel]]n (frühere Waldvögel), [[Haussperling|Spatzen]] und [[Meisen]], für deren Überleben auch die [[Winterfütterung]] sorgt, sowie [[Raben und Krähen|Krähen]] und [[Möwen]] auf [[Deponie|Müllkippen]]. Das Wattenmeer ist Rastplatz für zehn bis zwölf Millionen [[Vogelzug|Zugvögel]] pro Jahr.

[[Datei:Common Seal Phoca vitulina.jpg|mini|[[Seehund]] auf der Nordseeinsel [[Düne (Insel)|Helgoländer Düne]]]]
Der früher in den Flüssen häufige [[Lachse|Lachs]] wurde im Zuge der [[Industrialisierung]] weitgehend ausgerottet, aber in den 1980er-Jahren im [[Rhein]] wieder angesiedelt. In Deutschland wurde der letzte [[Störe|Stör]] 1969 gefangen. In vielen Teichen werden die von den [[Römisches Reich|Römern]] eingeführten [[Karpfen]] gehalten. Die von Berufsfischern Mitte des 20. Jahrhunderts als Beutekonkurrenten nahezu ausgerotteten und inzwischen geschützten Arten [[Seehund]] und [[Kegelrobbe]] – letztere das größte in Deutschland heimische Raubtier – sind heute wieder mit einigen tausend Exemplaren an den deutschen Küsten vertreten. In Nord- und Ostsee kommen acht [[Wale|Walarten]] vor, darunter der [[Schweinswale|Schweinswal]], und mit dem [[Gemeiner Delfin|Gemeinen Delfin]] auch eine [[Delfine|Delfinart]].

Die artenarme [[Reptilien]]fauna umfasst beispielsweise [[Ringelnatter]], [[Kreuzotter]], [[Zauneidechse]] und die vom Aussterben bedrohte [[Europäische Sumpfschildkröte]]. [[Amphibien]] wie [[Salamander]], [[Froschlurche|Frösche]], [[Kröten]], [[Unken]] und [[Molch]]e stehen in Deutschland alle unter Artenschutz, und die Hälfte der rund 20 Arten wird auf der nationalen [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Liste bedrohter Tierarten]] geführt.<ref>Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: ''Rote Liste und Gesamtartenliste der Amphibien (Amphibia) Deutschlands.'' Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (4), 2020.</ref>

Zu den – teils [[Biologische Invasion|invasiven]] – [[Liste der Neozoen in Deutschland|Neozoen in Deutschland]] (eingeschleppten Tierarten) gehören [[Waschbär]], [[Marderhund]], [[Bisamratte]], [[Nutria]], [[Halsbandsittich]], [[Kanadagans]] und [[Nilgans]].

{{Siehe auch|Liste der Vögel Deutschlands}}

=== Humangeographie ===
[[Datei:Sundern-Amecke, Germany.jpg|mini|Hochdiverse Kulturlandschaft in einer ländlichen Region des am dichtesten besiedelten Flächenlandes [[Nordrhein-Westfalen]]: Siedlungen, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Waldflächen und ein Stausee]]

Deutschland hat insgesamt neun [[Anrainerstaat|Nachbarstaaten]]: Im Norden grenzt Deutschland [[Grenze zwischen Dänemark und Deutschland|an Dänemark]], im Nordosten [[Oder-Neiße-Grenze|an Polen]], im Osten [[Grenze zwischen Deutschland und Tschechien|an Tschechien]], im Südosten [[Grenze zwischen Deutschland und Österreich|an Österreich]], im Süden [[Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz|an die Schweiz]], im Südwesten [[Grenze zwischen Deutschland und Frankreich|an Frankreich]], im Westen [[Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg|an Luxemburg]] und [[Grenze zwischen Belgien und Deutschland|an Belgien]] und im Nordwesten [[Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden|an die Niederlande]]. Die Grenzlänge beträgt insgesamt 3876&nbsp;Kilometer.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Regionales/Tabellen/gemeinsame-grenzen-deutschlands.html |text=Statistisches Bundesamt: ''Gemeinsame Grenzen Deutschlands mit den Anliegerstaaten'' (Stand: 20.&nbsp;November 2007) |wayback=20190630180021}}, abgerufen am 7.&nbsp;Dezember 2019.</ref>

In Deutschland werden insgesamt 51&nbsp;Prozent der Landesfläche [[landwirtschaft]]lich genutzt (2016), [[Wald|Wälder]] bedecken weitere 30&nbsp;Prozent. 14&nbsp;Prozent werden als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Wasserflächen kommen auf zwei Prozent, die restlichen drei Prozent verteilen sich auf sonstige Flächen, zumeist [[Ödland]] und auch [[Tagebau]]e.<ref name="Bodenfläche" />

==== Verwaltungsgliederung ====
Die [[Föderalismus in Deutschland#Föderalismus im Grundgesetz|föderal aufgebaute Bundesrepublik]] besteht aus 16 [[Gliedstaat]]en, die offiziell als ''[[Land (Deutschland)|Länder]]'' (Bundesländer) bezeichnet werden. Die [[Stadtstaat]]en Berlin und Hamburg bestehen jeweils aus gleichnamigen [[Einheitsgemeinde#Berlin, Hamburg|Einheitsgemeinden]], während die [[Freie Hansestadt Bremen]], als dritter Stadtstaat, mit [[Bremen]] und [[Bremerhaven]] zwei separate Stadtgemeinden umfasst. Im Unterschied zu anderen Föderalstaaten gibt es in Deutschland keine [[Bundesunmittelbares Gebiet|bundesunmittelbaren Gebiete]].

Die [[Gemeinde (Deutschland)|Gemeinden]] sind die kleinsten [[Demokratie|demokratisch]] verfassten, rechtlich selbstständigen [[Gebietskörperschaft (Deutschland)|Gebietskörperschaften]] und Verwaltungseinheiten Deutschlands.<ref>[[Horst Dreier]] in: Ders. (Hrsg.): GG-Kommentar, Bd. 2, 3. Auflage, Tübingen 2015, Art.&nbsp;28, Rn.&nbsp;91.</ref> Sie haben aufgrund ihrer genossenschaftlichen Prägung, die bis ins [[Mittelalter]] zurückreicht, eine lange Tradition.<ref>[[Jörg Bogumil]]: ''Kommunale Selbstverwaltung – Gemeinden/Kreise.'' In: [[Rüdiger Voigt]] (Hrsg.): ''Handbuch Staat.'' Springer VS, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-20743-4, S. 765–774, hier S.&nbsp;766; Jens Hildebrandt: [https://www.bpb.de/izpb/257298/geschichte-der-kommunalen-selbstverwaltung?p=all ''Geschichte der kommunalen Selbstverwaltung.''] [[Bundeszentrale für politische Bildung]], 19. Oktober 2017.</ref> Heute sind die Gemeinden in Deutschland, mit Ausnahme der Stadtstaaten und der meisten [[Kreisfreie Stadt|kreisfreien Städte]], in [[Landkreis]]en und anderen [[Gemeindeverband (Deutschland)|Gemeindeverbänden]] zusammengefasst.<ref>Jörg Bogumil, Lars Holtkamp: ''Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung. Eine praxisorientierte Einführung'' (=&nbsp;Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 1329). Bonn 2013, S.&nbsp;22–24 ([https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Kommunalpolitik_Internet.pdf PDF]; 11,7&nbsp;MB).</ref> Es existieren 400 Gebietskörperschaften auf Kreisebene, davon 294 Kreise sowie 106 kreisfreie Städte. Sie sind untergliedert in insgesamt 10.752 Gemeinden (Stand Juni 2024), [[Gemeinde (Deutschland)#Zusammenlegung von Gemeinden|Tendenz sinkend]], sowie mehr als 200 größtenteils unbewohnte [[Gemeindefreies Gebiet|gemeindefreie Gebiete]]. Kreise und Gemeinden unterliegen dem [[Gemeindeordnungen in Deutschland|Kommunalverfassungsrecht]] des jeweiligen Bundeslandes und sind daher bundesweit unterschiedlich organisiert. Der Landkreis ist damit sowohl überörtliche kommunale Gebietskörperschaft als auch untere staatliche Verwaltungsbehörde, er hat eine eigene [[Volksvertretung|Vertretungskörperschaft]], den [[Kreistag]] ({{Art.|28|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 S.&nbsp;2 GG), und nimmt verschiedene Aufgaben der „überörtlichen Gemeinschaft“ für die kreisangehörigen Gemeinden wahr.<ref>Jörg Bogumil: ''Kommunale Selbstverwaltung – Gemeinden/Kreise.'' In: Rüdiger Voigt (Hrsg.): ''Handbuch Staat.'' Springer VS, 2018, S.&nbsp;770.</ref>

Die Kommunen sind [[Staatsrecht (Deutschland)|staatsrechtlich]] Teil der Länder, womit sie deren Aufsichts- und [[Direktionsrecht|Weisungsrecht]] unterliegen und demnach über keine eigene [[Hoheitsakt|staatliche Hoheitsmacht]] verfügen.<ref>Jörg Bogumil, Lars Holtkamp: ''Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung. Eine praxisorientierte Einführung'' (=&nbsp;Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 1329). Bonn 2013, S. 16&nbsp;f.</ref> Die [[Selbstverwaltung]]sgarantie des Art.&nbsp;28 Abs.&nbsp;2 GG – einerseits eine sogenannte ''institutionelle Rechtssubjektsgarantie'', woraus folgt, dass es Gemeinden im Staatsaufbau überhaupt geben muss, andererseits ein subjektiv-öffentliches Recht mit Verfassungsrang – unterscheidet zwischen den Gemeinden, denen dieses Recht vollumfänglich zugesprochen wird, und den Gemeindeverbänden (Landkreisen), denen es in lediglich abgestufter Form zugesprochen wird. Somit besteht für die Aufgabenabgrenzung zwischen Gemeinden und Kreisen ein klares Regel-Ausnahme-Verhältnis zugunsten der Gemeinden ([[Subsidiarität]]sprinzip).<ref>BVerfG, Urteil vom 21. November 2017 – 2 BvR 2177/16 – BVerfGE 147, 185 Rn.&nbsp;84.</ref> Das [[Bundesverfassungsgericht]] hat hinsichtlich der „Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“, also der in Art.&nbsp;28 Abs.&nbsp;2 Satz&nbsp;1 GG gewährleisteten Befugnis, in diesem Aufgabenbereich die Geschäfte eigenverantwortlich zu führen (sogenannte ''objektive Rechtsinstitutionsgarantie''), den Vorrang der Gemeindeebene vor der Kreisebene nach Maßgabe der Gesetze festgestellt: Hiernach gilt für die Gemeinden „als Essentiale“ und „identitätsbestimmendes Merkmal der gemeindlichen Selbstverwaltung“ das Prinzip der „‚Universalität‘ des gemeindlichen Wirkungskreises“,<ref>[https://www.servat.unibe.ch/dfr/bv079127.html BVerfGE 79, 127 (147) – Rastede]; [https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Downloads/DE/1999/01/rk19990107_2bvr092997.pdf?__blob=publicationFile&v=2 Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Januar 1999 – 2 BvR 929/97 –], NVwZ 1999, S. 520.</ref> im Gegensatz zur speziellen Kompetenz der Gemeindeverbände kraft ausdrücklicher gesetzlicher Zuweisung, womit es auch keine feststehenden Gemeindeverbands[[Hoheit (Staatsrecht)|hoheiten]] gibt.<ref>BVerfGE 79, 127 (152); [[Thomas Clemens (Jurist)|Thomas Clemens]]: ''Kommunale Selbstverwaltung und institutionelle Garantie – Neue verfassungsrechtliche Vorgaben durch das BVerfG'', [[Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht]] (NVwZ) 1990, S. 834–843.</ref>

{{Siehe auch|Kommunale Selbstverwaltung (Deutschland)}}

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{| class="wikitable toptextcells sortable zebra" style="text-align:center"
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! [[Land (Deutschland)|Land]]<br />!! Hauptstadt<br /> !! Fläche<br />in km²<ref name="flaebev" /><br /> !! data-sort-type="number"| Einwohner !! Einwohner<br />pro km²
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|style="text-align:left"| {{DE-BW}}
|style="text-align:left"| [[Stuttgart]]
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|-
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|-
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|style="text-align:left"| —
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|data-sort-value=1910160| {{0}}1.910.160<ref>{{Internetquelle |url=https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=table&code=12411-0010&bypass=true&levelindex=1&levelid=1624519511898#abreadcrumb |titel=GENESIS-Online |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2021-06-18 |abruf=2021-06-22}}</ref>
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|-
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|style="text-align:left"| [[Erfurt]]
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|- class="hintergrundfarbe5"
|style="text-align:left"| {{DEU}}
|style="text-align:left"| [[Berlin]]
| 357.376
| 84.669.326<ref name="Bevölkerungsstand" />
| {{0|0.}}237
|}
|style="vertical-align:top"|[[Datei:Germany, administrative divisions (+districts) - de - colored.svg|mini|hochkant=1.6|Politische Gliederung Deutschlands in [[Land (Deutschland)|Länder]], [[Regierungsbezirk]]e, [[Landkreis|Kreise]] und [[Kreisfreie Stadt|kreisfreie Städte]]]]
|}

==== Ballungsgebiete ====
[[Datei:Entwicklung deutscher Großstädte.png|mini|hochkant|Historische Entwicklung und Verteilung der aktuellen und ehemaligen Großstädte im Dezember 2021]]
[[Datei:Einwohnerdichte Deutschland.png|mini|150px|Karte der [[Bevölkerungsdichte]] auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte, der Städte Bremen und Bremerhaven sowie der Inseln in Nord- und Ostsee, in Deutschland im Jahr 2018]]

In Deutschland werden Verdichtungs- und Ballungsräume ([[Agglomeration]]en) nicht statistisch genau abgegrenzt. Es gibt (Stand 31. Dezember 2023) [[Liste der Großstädte in Deutschland|83 Großstädte]] (ab 100.000 Einwohner), davon 15 mit mehr als 500.000 Einwohnern, historisch bedingt überwiegend im Westen und Südwesten Deutschlands. Diese entlang des Rheins verlaufenden Ballungsräume bilden den Mittelteil der zentralen europäischen Bevölkerungskonzentration ([[Blaue Banane]]). Die meisten Agglomerationen sind monozentrisch, das [[Ruhrgebiet]] hingegen ist eine (polyzentrische) [[Konurbation]]. Mit seinen zahlreichen Zentren hat Deutschland, anders als etwa die Nachbarländer [[Österreich]] mit seiner Hauptstadt [[Wien]] und [[Dänemark]] mit [[Kopenhagen]], keine [[Primatstadt]]. Trotz der Vielzahl großer Städte lebte zum 31. Dezember 2023 etwas weniger als ein Drittel (27,4&nbsp;Millionen) der Einwohner Deutschlands in Großstädten.

Auf dem Gebiet Deutschlands wurden von der [[Ministerkonferenz für Raumordnung]] zwischen 1995 und 2005 insgesamt elf [[Metropolregion#In Deutschland|Europäische Metropolregionen]] festgelegt. Diese gehen über die entsprechenden Agglomerationen weit hinaus. Köln/Düsseldorf/Dortmund/Essen gehören zur [[Metropolregion Rhein-Ruhr]], Leipzig/Halle/Chemnitz zur [[Metropolregion Mitteldeutschland]]. Eine weitere ist die [[Metropolregion Rhein-Neckar]] um Ludwigshafen/Mannheim/Heidelberg.
{{Absatz|links}}

Die folgende Tabelle zeigt alle deutschen Städte mit über 500.000 Einwohnern mitsamt der Agglomeration und Metropolregion, zu der sie gehören:
{| class="wikitable zebra" style="text-align:center;"
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! rowspan="16" style="font-weight:normal"|
[[Datei:Berlin Panorama von der Siegessäule Richtung Mitte, Berlin, Deutschland.jpg|rand|160px|Berlin]]<br />Berlin<br />
[[Datei:HP L4224.JPG|rand|160px|Hamburg]]<br />Hamburg<br />
[[Datei:Frauenkirche and Neues Rathaus Munich March 2013.JPG|rand|160px|München]]<br />München<br />
[[Datei:Stadtbild Köln (50MP).jpg|rand|160px|Köln]]<br />Köln
! style="text-align:left;"|
! style="text-align:left;"| Siedlungsgebiet
! style="text-align:left;"| [[Liste der Großstädte in Deutschland|Stadt]]*
! style="text-align:left;"| [[Agglomeration#Deutschland|Agglomeration]]<ref>[http://www.citypopulation.de/Deutschland-Agglo_d.html ''Deutschland: Urbane Agglomerationen''] auf der Website ''City Population'' (Thomas Brinkhoff), 30. Juli 2020.</ref>
! style="text-align:left;"| [[Metropolregion#Liste der Metropolregionen in Deutschland|Metropolregion]]
! rowspan="16" style="font-weight:normal"|
[[Datei:Frankfurter Altstadt mit Skyline 2012-04.jpg|rand|160px|Frankfurt am Main]]<br />Frankfurt am Main<br />
[[Datei:Schloßplatz Stuttgart 2010.jpg|rand|160px|Stuttgart]]<br />Stuttgart<br />
[[Datei:Düsseldorf Panorama.jpg|rand|160px|Düsseldorf]]<br />Düsseldorf<br />
[[Datei:Innenstadt Leipzig mit Thomaskirche von Panorama Tower 2013.jpg|rand|160px|Leipzig]]<br />Leipzig
|-
| {{0}}1 ||style="text-align:left;"| [[Berlin]] || 3.886.046 || 4.630.000 || {{0}}6.120.000
|-
| {{0}}2 ||style="text-align:left;"| [[Hamburg]] || 1.910.160 || 2.820.000 || {{0|<sup>[00]</sup>0}}5.360.000<ref>[https://metropolregion.hamburg.de/ Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg (Hrsg.)]: [https://metropolregion.hamburg.de/service/statistikportal/10061644/statistikportal-html-tabellen/ ''Raumbeobachtungssystem – Statistikportal. Barrierefreie (vereinfachte) HTML- oder Excel-Tabellen für die Jahre 2013 bis 2016/2017. Bevölkerung: Bevölkerungsstand und Bevölkerungsdichte''] (Stand: 31. Dezember 2017), abgerufen am 5.&nbsp;April 2019 ([https://metropolregion.hamburg.de/contentblob/3921184/edbc0877ce4077ed094484c8fdebdad4/data/tabelle01-bevoelkerung.xlsx Excel-Datei; 33 kB]{{Toter Link |url=https://metropolregion.hamburg.de/contentblob/3921184/edbc0877ce4077ed094484c8fdebdad4/data/tabelle01-bevoelkerung.xlsx |date=2022-06}}). Anmerkung: Die in der Excel-Tabelle aufgeführte genaue Angabe für die Zahl der Gesamtbevölkerung in der Metropolregion Hamburg lautet 5.360.431. Zur besseren Lesbarkeit des Zahlenwertes und seiner einfacheren Vergleichbarkeit mit den Zahlenwerten der anderen deutschen Metropolregionen innerhalb der oben stehenden Tabelle ist die Zahl hier auf die ganze Tausenderstelle gerundet.</ref>
|-
| {{0}}3 ||style="text-align:left"| [[München]] || {{EWZ|DE-BY|09162000}} || 2.210.000 || {{0}}5.990.000
|-
| {{0}}4 ||style="text-align:left"| [[Köln]] || {{EWZ|DE-NW|05315000}} || 4.910.000 || 10.680.000
|-
| {{0}}5 ||style="text-align:left"| [[Frankfurt am Main]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-HE|06412000}} || 2.710.000 || {{0}}5.720.000
|-
| {{0}}6 ||style="text-align:left"| [[Stuttgart]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-BW|08111000}} || 2.360.000 || {{0}}5.300.000
|-
| {{0}}7 ||style="text-align:left"| [[Düsseldorf]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-NW|05111000}} || 4.910.000 || 10.680.000
|-
| {{0}}8 ||style="text-align:left"| [[Leipzig]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-SN|14713000}} || 1.200.000 || {{0}}2.400.000
|-
| {{0}}9 ||style="text-align:left"| [[Dortmund]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-NW|05913000}} || 5.610.000 || 10.680.000
|-
| 10 ||style="text-align:left"| [[Essen]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-NW|05113000}} || 5.610.000 || 10.680.000
|-
| 11 ||style="text-align:left"| [[Bremen]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-HB|04011000}} || {{0|0.}}990.000 || {{0}}2.730.000
|-
| 12 ||style="text-align:left"| [[Dresden]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-SN|14612000}} || {{0|0.}}830.000 || {{0}}2.400.000
|-
| 13 ||style="text-align:left"| [[Hannover]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-NI|03241001}} || 1.130.000 || {{0}}3.830.000
|-
| 14 ||style="text-align:left"| [[Nürnberg]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-BY|09564000}} || 1.350.000 || {{0}}3.560.000
|-
| 15 ||style="text-align:left"| [[Duisburg]] || {{0|0.}}{{EWZ|DE-NW|05112000}} || 5.610.000 || 10.680.000
|}
<small><nowiki>*)</nowiki> Stand: 31. Dezember 2023</small>

{{Siehe auch|Liste der Groß- und Mittelstädte in Deutschland|Metropolregion#In Deutschland|titel2=Metropolregionen in Deutschland}}

== Bevölkerung ==
=== Demografie ===
{{Hauptartikel|Demografie Deutschlands}}

[[Datei:Alterspyramide Deutschland 2021 (CIA World Factbook).png|mini|Bevölkerungsaufbau nach Alter im Jahr 2021]]
{| class="wikitable float-right" style="text-align:center"
|+Bevölkerungsentwicklung<ref>Jeweils zum Jahresende; 2020 zum 30.09.; von 1950 bis 1990 Zahlen für beide deutsche Staaten – {{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-zensus-geschlecht-staatsangehoerigkeit.html |titel=Bevölkerungsstand |hrsg=Statistisches Bundesamt |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190322141059/https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-zensus-geschlecht-staatsangehoerigkeit.html |archiv-datum=2019-03-22 |abruf=2021-02-07}}</ref>
!Jahr
!Einwohnerzahl
!Jahr
!Einwohnerzahl
|-
|1950
|69.346.000
|1990
|79.753.000
|-
|1955
|71.350.000
|1995
|81.817.000
|-
|1960
|73.147.000
|2000
|82.260.000
|-
|1965
|76.336.000
|2005
|82.438.000
|-
|1970
|78.069.000
|2010
|81.752.000
|-
|1975
|78.465.000
|2015
|82.176.000
|-
|1980
|78.397.000
|2020
|83.191.000
|-
|1985
|77.661.000
|2023
|84.669.326
|}
Nach Fortschreibung des [[Volkszählung in der Europäischen Union 2011|Zensus 2011]] lebten am 30.&nbsp;Juni 2024 in Deutschland 84.708.010 [[Einwohner]]<ref name="Bev2024">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-zensus-geschlecht-staatsangehoerigkeit.html#1346466 |titel=Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2024-10-12}}</ref> auf einer Fläche von 357.381 Quadratkilometern.<ref name="flaebev" /> Das Land gehört mit knapp 237&nbsp;Menschen pro Quadratkilometer zu den dicht besiedelten [[Flächenstaat]]en.<ref name="Bevölkerungsstand" /> Im Jahr 2020 waren 50,6 Prozent der Bevölkerung Frauen und 49,4 Prozent Männer.<ref name="Bev2024" /> Im Jahr 2019 waren 18,4&nbsp;Prozent der Einwohner unter 20&nbsp;Jahre, 24,6&nbsp;Prozent zwischen 20 und 40&nbsp;Jahre und 28,4&nbsp;Prozent zwischen 40 und 60&nbsp;Jahre alt. Im Alter von 60&nbsp;bis 80&nbsp;Jahren waren 21,7&nbsp;Prozent der Bevölkerung, 6,8&nbsp;Prozent waren älter.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-altersgruppen.html |titel=Bevölkerung nach Altersgruppen 2011 bis 2019 in Prozent |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2021-05-08}}</ref> Im Jahr 2019 lag das Durchschnittsalter bei 44,5 Jahren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/durchschnittsalter-zensus-jahre.html |titel=Durchschnittsalter auf Grundlage des Zensus 2011 nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit |werk=Destatis |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2021-03-16}}</ref> Deutschland gehört damit zu den ältesten Gesellschaften der Welt. Nach dem [[Volkszählung in Deutschland 2022|Zensus 2022]] lebten zum Stichtag 15. Mai 2022 82.711.282 Menschen in Deutschland.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zensus2022.de/DE/Aktuelles/Bevoelkerung_VOE.html |titel=Bevölkerungsstand zum 15.&nbsp;Mai 2022 |hrsg=Zensus 2022 |abruf=2024-06-28}}</ref>

Neben der [[Familie]] als der am häufigsten angestrebten Form des Zusammenlebens sind viele Lebensmodelle in der deutschen Gesellschaft vertreten.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.tatsachen-ueber-deutschland.de/de/rubriken/gesellschaft/plurale-lebensformen |text=''Gesellschaft: Plurale Lebensformen.'' |wayback=20180406230213}} Tatsachen-über-Deutschland.de. Abgerufen am 6. April 2018.</ref> Die Anzahl der lebend geborenen Kinder lag im Jahr 2015 bei 737.575, das war die höchste Geburtenzahl seit 15&nbsp;Jahren. Dies entspricht einer [[Geburtenziffer|Geburtenrate]] von 1,50&nbsp;Kindern pro Frau bzw. 9,6&nbsp;Geburten pro 1000 Einwohner.<ref name="Geburtenziffer" /> Im selben Zeitraum wurden 925.200 Sterbefälle registriert, etwa 11,2&nbsp;Fälle pro 1000 Einwohner.<ref>Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/Bevoelkerung/lrbev04.html ''Lebendgeborene und Gestorbene'']. Abgerufen am 1. Dezember 2017.</ref> Im Jahr 2021 erhöhte sich die Geburtenrate pro Frau auf 1,58&nbsp;Kinder, bereits im Folgejahr war sie wieder auf 1,46&nbsp;Kinder pro Frau gesunken.<ref name="Geburten">Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/geburtenziffer.html ''Zusammengefasste Geburtenziffer nach Kalenderjahren''], abgerufen am 24. November 2022.</ref>

Weil seit 1972 die [[Mortalität|Sterberate]] alljährlich über der Geburtenrate liegt, wird politisch die Orientierung zu einer [[Kinderfreundlichkeit|familienfreundlichen]], kinder- und nachwuchsfördernden Gesellschaft mit [[Mehrkindfamilie]]n angestrebt ([[Pronatalismus]]). Als zentrale Voraussetzung dafür werten Experten die [[Vereinbarkeit von Familie und Beruf]]. Bei fortgesetzt niedrigen Geburtenraten, insbesondere in Bevölkerungsschichten mit mittleren und höheren Bildungsabschlüssen, wurden für Deutschland soziale, ökonomische und geopolitische Probleme vorhergesagt (Stand 2012).<ref>[https://www.welt.de/article112160366/ ''Kinderlosigkeit ist das wirkliche Problem Europas.''] [[Welt Online]], 21. Dezember 2012.</ref>

Etwa 71,644 Millionen Personen in Deutschland besaßen zum Stichtag 30.&nbsp;Juni 2024 die [[deutsche Staatsangehörigkeit]]. Dies entspricht 84,6 Prozent der Wohnbevölkerung.<ref name="Bev2024" /> Hatten im Jahr 2017 rund 18,9&nbsp;Millionen Personen (23 Prozent der Gesamtbevölkerung) einen [[Migrationshintergrund]],<ref name="Migrationshintergrund">Marcel Leubecher: [https://www.welt.de/article175376782/ ''Statistisches Bundesamt: Syrer jetzt drittgrößte Ausländergruppe in Deutschland.''] Welt Online, 12. April 2018. Abgerufen am 12. April 2018.</ref><ref>Detaillierte Statistik 2011 bis 2016 siehe Deutscher Bundestag, {{BT-Drs|19|1273}}, S.&nbsp;5.</ref> waren es 2022 mit 23,8 Millionen Menschen 28,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, die einen Migrationshintergrund hatten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_158_125.html |titel=Pressemitteilung Nr. 158 vom 20. April 2023 |werk=Destatis |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2023-04-20 |abruf=2023-08-09}}</ref><ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Migrationsberichte/migrationsbericht-2022.html?nn=282388 |titel=Migrationsbericht 2022 |hrsg=[[Bundesamt für Migration und Flüchtlinge]] |datum=2024-01-10 |abruf=2024-01-18}}</ref> Davon waren fast zwei Drittel Zugewanderte und mehr als die Hälfte deutsche Staatsangehörige.<ref name=":1" />

Im Jahr 2022 hatten in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen 41 Prozent einen Migrationshintergrund, in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen hatten 36 Prozent einen Migrationshintergrund und in der darüberliegenden Altersklasse (50+) waren es 19 Prozent.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Publikationen/Downloads-Migration/statistischer-bericht-migrationshintergrund-erst-2010220227005.html |titel=Statistischer Bericht – Mikrozensus – Bevölkerung nach Migrationshintergrund – Erstergebnisse 2022 |werk=Destatis |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2023-04-20 |abruf=2023-11-06 |kommentar=Die Aussagen stützen sich auf die unter Tabelle 12211-03 aufgeführten Altersgruppen mit und ohne Migrationshintergrund.}}</ref><ref name=":1" />

Als Personen mit Migrationshintergrund zählten im Zensus 2011 alle Ausländer sowie alle [[Deutsche]]n, die nach 1955 auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind oder mindestens einen nach 1955 zugewanderten Elternteil haben. Unter ihnen bilden mit Stand 2009 die [[Aussiedler und Spätaussiedler]] die größte Gruppe, gefolgt von Bürgern der [[Türkei]], anderer Staaten der Europäischen Union und des ehemaligen [[Jugoslawien]].<ref>[[Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung]]: {{Webarchiv |url=http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Studien/Integration_RZ_online.pdf |text=''Ungenutzte Potenziale – Zur Lage der Integration in Deutschland'' |wayback=20160304093452}} (PDF; 3&nbsp;MB), ISBN 978-3-9812473-1-2, S. 26&nbsp;f.</ref> Zwischen 1950 und 2002 wurden insgesamt 4,3 Millionen Menschen, entweder im Land geboren oder lange dort lebend, auf eigenen Antrag [[Einbürgerung|eingebürgert]].

Das [[Institut der deutschen Wirtschaft]] (IW) prognostizierte 2017, die Bevölkerung Deutschlands werde durch Einwanderung weiter wachsen und im Jahr 2035 rund 83,1&nbsp;Millionen Menschen umfassen.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutschland-bevoelkerung-waechst-laut-iw-studie-auf-83-millionen-einwohner-a-1171046.html ''Deutschland hat künftig 83 Millionen Einwohner.''] [[Spiegel Online]], 3. Oktober 2017.</ref> Im Jahr 2018 wuchs die deutsche Bevölkerung um 227.000 Einwohner, womit Deutschland die Marke von 83 Millionen Einwohnern überschritt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/wissen/mensch/vor-allem-ein-bundesland-waechst-erstmals-mehr-als-83-millionen-deutschland-hat-so-viele-einwohner-wie-noch-nie_id_10868892.html |titel=Erstmals mehr als 83 Millionen: Deutschland hat so viele Einwohner wie noch nie |werk=[[Focus Online]] |datum=2019-06-27 |abruf=2019-06-28}}</ref> Im Jahr 2019 wuchs sie um 147.000 Personen (+0,2 %) auf 83,2 Millionen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/06/PD20_223_12411.html |titel=Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2019 auf 83,2 Millionen gestiegen |abruf=2021-02-08}}</ref> Ende September 2020 lag die Einwohnerzahl bei 83.190.556.<ref>{{Internetquelle |url=https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=0&levelid=1612744068683&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=12411-0020&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf#abreadcrumb |titel=GENESIS-Online |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2021-02-08 |abruf=2021-02-08}}</ref> Im Jahr 2022 überstieg die Bevölkerungszahl Deutschlands erstmals den Wert von 84 Millionen, zum 30. Juni 2022 lag sie laut Statistischem Bundesamt bei 84.080.000 Einwohnern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/_inhalt.html |titel=Bevölkerungsstand: Amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2022 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-10-20}}</ref>

Deutschland ist [[De jure / de facto|de facto]] seit Jahrzehnten, seit 1958 mit kurzen Unterbrechungen, ein [[Einwanderungsland]].<ref name=":0" /><ref>Kathrin Kissau: ''Das Integrationspotential des Internet für Migranten.'' VS Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15991-1, [https://books.google.de/books?id=7OvamxYZkzgC&pg=PA25 S. 25].</ref> Die höchste Nettozuwanderung ihrer Geschichte hatte die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2022, als knapp 1,5 Millionen Menschen mehr zu- als fortzogen.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/06/PD23_249_12411.html |titel=Nettozuwanderung von knapp 1,5 Millionen Personen im Jahr 2022 |werk=Destatis |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2023-06-27 |abruf=2024-01-08}}</ref><ref name=":1" />

{| class="wikitable sortable zebra" style="text-align:center"
|+ Ausländische Bevölkerung in Deutschland (Stand: 31.12.2023)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/Tabellen/auslaendische-bevoelkerung-geschlecht.html |titel=Ausländische Bevölkerung nach Geschlecht und ausgewählten Staatsangehörigkeiten |werk=destatis.de |hrsg=[[Statistisches Bundesamt]] |datum=2024-05-02 |abruf=2024-09-01}}</ref>
|- class="hintergrundfarbe4"
! Rang !! Nationalität !! Bevölkerung !! Anteil unter<br />allen Ausländern !! Ethnien
|-
| {{0}}1. ||style="text-align:left"| {{TUR}} || 1.548.095 || 11,1 % ||style="text-align:left"| [[Türkeistämmige in Deutschland]]
|-
| {{0}}2. ||style="text-align:left"| {{UKR}} || 1.239.705 || {{0}}8,9 % || style="text-align:left" | [[Ukrainer in Deutschland]]
|-
| {{0}}3. ||style="text-align:left"| {{SYR}} || {{0|0.}}972.460 || {{0}}7,0 % || style="text-align:left" | [[Syrer in Deutschland]]
|-
| {{0}}4. ||style="text-align:left"| {{ROU}} || {{0|0.}}909.795 || {{0}}6,5 % || style="text-align:left" | [[Rumänen in Deutschland]]
|-
| {{0}}5. ||style="text-align:left"| {{POL}} || {{0|0.}}887.715 || {{0}}6,4 % || style="text-align:left" | [[Polen in Deutschland]]
|-
| {{0}}6. ||style="text-align:left"| {{ITA}} || {{0|0.}}644.035 || {{0}}4,6 % || style="text-align:left" | [[Italiener in Deutschland]]
|-
| {{0}}7. || style="text-align:left" | {{BGR}} || {{0|0.}}436.860 || {{0}}3,1 % || style="text-align:left" | [[Bulgaren in Deutschland]]
|-
| {{0}}8. || style="text-align:left" | {{HRV}} || {{0|0.}}434.045 || {{0}}3,1 % || style="text-align:left" | [[Kroaten in Deutschland]]
|-
| {{0}}9. ||style="text-align:left"| {{AFG}} || {{0|0.}}419.410 || {{0}}3,0 % || style="text-align:left" | [[Afghanistanstämmige in Deutschland]]
|-
| 10. ||style="text-align:left"| {{GRC}} || {{0|0.}}359.045 || {{0}}2,6 % || style="text-align:left" | [[Griechen in Deutschland]]
|}

{{Siehe auch|Einwanderung#Einwanderung nach Deutschland|Blaue Karte EU|Zuwanderungsgesetz|titel1=Einwanderung: Einwanderung nach Deutschland}}

=== Sprachen ===
[[Datei:Knowledge of German EU map (2010).svg|mini|Kenntnisse der deutschen Sprache in den Ländern der [[Europäische Union|Europäischen Union]] im Jahr 2006]]

In Deutschland ist hauptsächlich die [[deutsche Sprache]] ([[Bundesdeutsches Hochdeutsch|Hochdeutsch]]) verbreitet. Sie wird als [[Standardsprache]] in den überregionalen Medien und als Schriftsprache verwendet; als Sprache des Alltags wird Deutsch in vielen Regionen fast ausschließlich gesprochen (oft regional leicht eingefärbt). Der Übergang zu den [[Deutsche Dialekte|deutschen Dialekten]] ist fließend. Bei den [[Amtssprachen innerhalb Deutschlands]] ist Deutsch die wichtigste [[Verwaltungssprache]].<ref>Auf Bundesebene u.&nbsp;a. durch {{§|23|VwVfG|juris}} Absatz&nbsp;1 [[Verwaltungsverfahrensgesetz|VwVfG]] normiert, vgl. [[Paul Kirchhof]]: ''Deutsche Sprache.'' In: [[Josef Isensee|Isensee]], Kirchhof (Hrsg.): ''Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland'', Bd. II, 3. Aufl. 2004, S.&nbsp;248.</ref> Die Zuständigkeit liegt im Grundsatz in der [[Kulturhoheit der Länder]], der Gesamtstaat legt solche Sprachen nur zur Erfüllung seiner eigenen Aufgaben fest. Sofern europäisches Recht anwendbar ist, können vor Gericht Anträge und Schriftstücke in jeder [[Amtssprache|Amts-]] oder [[Gerichtssprache]] jedes Mitgliedslands der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gestellt werden. Angestammte [[nationale Minderheit]]en sind [[Dänische Minderheit in Deutschland|Dänen]], [[Friesen]], [[Sorben]] und [[Sinti und Roma]]. Einige Regional- und Minderheitensprachen dürfen als Amts-, Gesetzes- oder Gerichtssprachen verwendet werden. Grundlage ist die [[Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen]], nach der Deutschland [[Niederdeutsche Sprache|Niederdeutsch]] als Regionalsprache und folgende Minderheitensprachen anerkennt: [[Dänische Sprache|Dänisch]] (etwa 50.000 Sprecher, sowohl [[Standarddänisch|Reichsdänisch]], überwiegend in der Variante [[Sydslesvigdansk]], als auch [[Sønderjysk]]), [[Friesische Sprachen|Friesisch]] (etwa 10.000, [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesisch]] in Schleswig-Holstein, [[Saterfriesische Sprache|Saterfriesisch]] in Niedersachsen), [[Sorbische Sprache|Sorbisch]] (etwa 30.000, [[Obersorbische Sprache|Obersorbisch]] in Sachsen, [[Niedersorbische Sprache|Niedersorbisch]] in Brandenburg) und [[Romani|Romanes]] der Roma (etwa 200.000 in ganz Deutschland). Andere neue oder in Deutschland kaum noch gesprochene Minderheitensprachen wie [[Jiddisch]] oder die [[jenische Sprache]] wurden nicht in die Charta aufgenommen.<ref>[[Europäische Kommission]]: [http://ec.europa.eu/languages/index_de.htm ''Sprachen'']. Abgerufen am 6.&nbsp;Januar 2013; ''Zur Situation von Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland.'' [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages]], 19. Oktober 2016 ([https://www.bundestag.de/blob/481532/911a9f36ee4afcefda7e47aabd772dad/wd-10-050-16-pdf-data.pdf PDF]).</ref> Die Sprachen von Zuwanderern fallen ausdrücklich nicht unter die Charta.<ref>Art.&nbsp;1 der Sprachencharta des Europarats.</ref> Die von [[Gehörlosigkeit|Gehörlosen]] verwendete [[Deutsche Gebärdensprache]] (DGS) wurde mit Einführung des [[Behindertengleichstellungsgesetz (Deutschland)|Behindertengleichstellungsgesetzes]] (BGG) im Jahr 2002 in Deutschland als eigenständige Sprache anerkannt.<ref>§&nbsp;6 Satz 1 [https://www.gesetze-im-internet.de/bgg/BJNR146800002.html ''Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungsgesetz – BGG)'' vom 27. April 2002, in der Fassung vom 10. Juli 2018] (Abschnitt 1 – Allgemeine Bestimmungen, Gebärdensprache und Kommunikation von Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen).</ref> Weitere, früher verbreitete Sprachen wie [[Moselromanische Sprache|Moselromanisch]] (im 11.&nbsp;Jahrhundert ausgestorben) und [[Polabische Sprache|Polabisch]] (im 18.&nbsp;Jahrhundert ausgestorben) werden heute nicht mehr gesprochen.

[[Datei:Lutherbibel.jpg|mini|links|Die erste vollständige [[Lutherbibel|Bibelübersetzung ins Deutsche]], 1534]]
[[Datei:Oskar-von-Miller-Ring 18 9632.jpg|mini|Das [[Goethe-Institut]] betreibt weltweit Niederlassungen zur Vermittlung der deutschen Sprache (Bild: Zentrale in München).]]

Die niederdeutsche Sprache wird sowohl sprachwissenschaftlich (der grammatischen und lexikalischen Substanz nach) als auch politisch und rechtlich teilweise als eigenständige Sprache aufgefasst; sie verhält sich allerdings soziolinguistisch wie ein Dialekt und ist daher auch als „Scheindialekt“ des Deutschen bezeichnet worden und insofern als eine regionale [[Varietät (Linguistik)|Varietät]] (siehe [[Niederdeutsche Sprache #Die Stellung des Niederdeutschen|Niederdeutsche Sprache: Die Stellung des Niederdeutschen]]). Niederdeutsch hatte 2007 etwa 2,6 Millionen aktive Sprecher, passive Kenntnis hatten etwa drei Viertel der Bevölkerung des Sprachgebiets.<ref>Hartmut Koschyk: {{Webarchiv |url=https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/nationale-minderheiten/minderheiten-und-regionalsprachen-dritte-auflage.pdf?__blob=publicationFile&v=3 |text=''Nationale Minderheiten / Minderheiten- und Regionalsprachen in Deutschland'' |wayback=20190425115151}} (PDF; 2&nbsp;MB), 3.&nbsp;Auflage, Broschüre, hrsg. vom [[Bundesministerium des Innern]], August 2015, S.&nbsp;52.</ref> 2016 war das passive Verstehen bei knapp der Hälfte der Einwohner des Sprachgebietes gut bis sehr gut, in Mecklenburg-Vorpommern 70 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 60 Prozent, in Niedersachsen knapp 50 Prozent.<ref>Astrid Adler, Christiane Ehlers, Reinhard Goltz, Andrea Kleene, Albrecht Plewnia: ''Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016. Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung.'' Institut für Deutsche Sprache und Institut für niederdeutsche Sprache, Mannheim 2016, ISBN 978-3-937241-55-5, S.&nbsp;9 ([https://core.ac.uk/reader/83654920 PDF; 8,6&nbsp;MB]).</ref> Aktiv beherrschten die Niederdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern knapp 21 Prozent, in Schleswig-Holstein knapp 25 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt jeweils knapp 12 Prozent und in Brandenburg knapp 3 Prozent.<ref>Astrid Adler, Christiane Ehlers, Reinhard Goltz, Andrea Kleene, Albrecht Plewnia: ''Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016. Erste Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung.'' Institut für Deutsche Sprache und Institut für niederdeutsche Sprache, Mannheim 2016, ISBN 978-3-937241-55-5, S.&nbsp;13–14 ([https://core.ac.uk/reader/83654920 PDF; 8,6&nbsp;MB]).</ref>

Norddeutsche verwenden die niederdeutsche Sprache oder regionale Mundarten tendenziell weniger ausgeprägt, während im [[Mitteldeutsche Dialekte|mittel-]] und [[Oberdeutsche Dialekte|oberdeutschen]] Raum der Gebrauch der [[Fränkisch (Sprachwissenschaft)|fränkischen]], [[Bairisch|bairischen]] und [[Alemannische Dialekte|alemannischen Mundarten]] selbst im akademischen Milieu verbreiteter ist.

Immer wieder brachten [[Einwanderung|Zuwanderer]] ihre Sprachen mit, zum Beispiel die [[Ruhrpolen]] im 19.&nbsp;Jahrhundert. Während die Nachkommen der älteren Zuwanderungswellen sich inzwischen sprachlich weitgehend angepasst haben, verwenden Zuwanderer der vergangenen Jahrzehnte (etwa [[Gastarbeiter]]) untereinander neben dem Deutschen noch häufig ihre Muttersprache, vor allem [[Türkische Sprache|Türkisch]] (etwa zwei&nbsp;Millionen). Daneben ist auch die [[russische Sprache]] verbreitet, unter [[Kontingentflüchtling#Aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion|Kontingentflüchtlingen]] und unter [[Russlanddeutsche]]n, zu denen nicht nur deutsche oder [[plautdietsch]]e, sondern auch russische Muttersprachler gehören (drei bis vier&nbsp;Millionen). Ein Teil der älteren jüdischen Bevölkerung, welcher aus der ehemaligen [[Sowjetunion]] zugewandert ist, spricht auch Jiddisch; jedoch fand zumeist schon vor der Auswanderung keine Weitergabe dieser Sprache an nachfolgende Generationen mehr statt, sodass sie durch Russisch bzw. Deutsch verdrängt wurde. [[Haredim]], die heutigen Hauptträger der jiddischen Sprache in [[Israel]] und den [[Vereinigte Staaten|USA]], machen in Deutschland nur eine kleine Minderheit der jüdischen Gemeinden aus. Die Zahl der Personen, welche [[Polnische Sprache|Polnisch]] als Alltagssprache verwenden, wird als relativ hoch vermutet. Aufgrund der starken [[Assimilation (Soziologie)|Assimilation]] der polnischen und polnischstämmigen Bevölkerungsgruppe ist der Gebrauch des Polnischen außerhalb des eigenen Haushalts jedoch verhältnismäßig selten.

Die an öffentlichen Schulen vorrangig gelehrte [[Fremdsprache]] ist [[Englische Sprache|Englisch]]. Zweite Fremdsprache ist häufig [[Französische Sprache|Französisch]], [[Latein]] oder [[Spanische Sprache|Spanisch]], seltener Russisch oder [[Italienische Sprache|Italienisch]] (Entscheidungshoheit der Länder). In der DDR wurde vorwiegend Russisch als Fremdsprache unterrichtet, es gab jedoch auch Englischunterricht.

=== Religionen ===
[[Datei:Martin Luther, 1529.jpg|mini|[[Martin Luther]] (1483–1546), Gemälde von [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach dem Älteren]], 1528]]

==== Traditionen ====
Wie der Großteil West- und Mitteleuropas ist das heutige Deutschland bis zur [[Spätantike]] zurückreichend christlich-abendländisch und seit dem 18. Jahrhundert aufgeklärt-wissenschaftlich geprägt. Dem liegen Einflüsse aus der antiken griechischen und römischen Kultur ebenso zugrunde wie jüdische und christliche Traditionen, die sich seit Beginn der Christianisierung [[Nordwesteuropa]]s, ab etwa dem 4.&nbsp;Jahrhundert, mit germanischen Traditionen vermischt hatten. Das Judentum ist in Deutschland schon in römischer Zeit nachweisbar, wurde aber immer wieder Opfer von [[Pogrom]]en und erzwungener Konversion, in der schlimmsten Form die [[Shoah]] der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]]. Das Gebiet Deutschlands wurde seit dem frühen Mittelalter [[Christianisierung|christianisiert]]. In der [[Fränkisches Reich|fränkischen]] Zeit wurde im Reich Karls des Großen die Missionierung, teilweise durch Zwang, abgeschlossen. Mit [[Martin Luther]]s Thesenanschlag 1517 begann die christliche [[Reformation]] und in der Folge die Bildung [[Protestantismus|protestantischer Konfessionen]], die in Deutschland neben der katholischen Konfession die religiöse Landschaft prägen. Aufgrund der Regelung ''[[cuius regio, eius religio]]'' (d.&nbsp;h. der Landesherr bestimmt, welcher Religion die Untertanen anzugehören haben) war die konfessionelle Landschaft über Jahrhunderte stark zersplittert mit nahezu rein katholischen und evangelischen Regionen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Der Zustrom der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die zunehmende Mobilität der Bevölkerung sowie anhaltende [[Suburbanisierung]] und [[Säkularisierung]] haben diese Kontraste jedoch im 20. und 21. Jahrhundert verwischt.

==== Verhältnis von Staat und Religion ====
Die [[Religionsfreiheit in Deutschland]] garantiert {{Art.|4|GG|juris}} des Grundgesetzes, individuell als [[Grundrechte (Deutschland)|Grundrecht]] und institutionell im Verhältnis von Religion und Staat. So wird die weltanschauliche Neutralität des Staates und das [[Selbstbestimmungsrecht]] der [[Glaubensgemeinschaft|Religionsgemeinschaften]] festgeschrieben. Auf dieser Basis ist das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Staat partnerschaftlich; es gibt also keine strikte [[Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen#Deutschland|Trennung von Kirche und Staat]], sondern in vielen sozialen und schulisch-kulturellen Bereichen bestehen Verflechtungen, beispielsweise über eine kirchliche, aber staatlich mitfinanzierte Trägerschaft von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Ebenso berufen sich einige deutsche Parteien auf die christliche Tradition des Landes. Die christlichen Kirchen besitzen den Status von [[Amtskirche]]n und sind [[Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland)|Körperschaften des öffentlichen Rechts]], aufgrund des geltenden [[Staatskirchenrecht]]s jedoch ''[[sui generis]]''. Als [[Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaft|öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften]] sollen den Kirchen bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden, ohne dass sie dabei einer Staatsaufsicht unterliegen; stattdessen wird sowohl der kirchliche ''Öffentlichkeitsauftrag'' teilweise in [[Staatskirchenvertrag#Kirchenverträge|Kirchenverträgen]] mit den Ländern oder den entsprechenden Regelungen in den [[Landesverfassung (Deutschland)|Landesverfassungen]] anerkannt wie auch die besondere, originäre ''Kirchengewalt'' rechtlich bekräftigt. Bestimmte christliche Kirchen sowie die jüdischen Gemeinden erheben eine [[Kirchensteuer (Deutschland)|Kirchensteuer]], die der [[Staat]] gegen eine Aufwandsentschädigung einzieht und an die jeweiligen Kirchen beziehungsweise an den [[Zentralrat der Juden in Deutschland]] weiterleitet. Des Weiteren ist der [[Religionsunterricht in Deutschland|Religionsunterricht]] laut Grundgesetz fakultatives, aber dennoch ordentliches Unterrichtsfach in den öffentlichen Schulen (mit Ausnahme von Bremen, Berlin und Brandenburg). Dieses Fach wird oft von einem Vertreter einer der beiden großen Kirchen unterrichtet.

[[Datei:Konfessionen Deutschland Zensus 2022.png|mini|Konfessionszugehörigkeit nach Zensus 2022: gelb: römisch-katholisch, violett: evangelisch, grün: keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft zugehörig; dunkel: absolute Mehrheit, hell: relative Mehrheit]]

==== Bevölkerungsanteile ====
{{Hauptartikel|Religionen in Deutschland}}

Etwa 53 Prozent der Bevölkerung gehörten 2021 einer [[Liste christlicher Konfessionen|christlichen Konfession]] an:<ref name="fowid21">{{Internetquelle |url=https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2021 |titel=Religionszugehörigkeiten 2021 |hrsg=[[Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland]] (fowid) |datum=2022-08-24 |abruf=2022-09-22}}</ref> der [[Römisch-katholische Kirche in Deutschland|römisch-katholischen Kirche]] 26 Prozent (überwiegend in West- und Süddeutschland),<ref name="remid">[http://remid.de/info_zahlen/ Daten von REMID].</ref> der [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelischen Kirche]] ([[Luthertum|Lutheraner]], [[Reformierte Kirchen|Reformierte]] und [[Unierte Kirchen (evangelisch)|Unierte]]) 24 Prozent;<ref name="remid" /> anderen christlichen Kirchen wie [[Orthodoxe Kirchen in Deutschland|orthodoxen]] und [[Orientalisch-orthodoxe Kirchen|altorientalischen Kirchen]], den [[Zeugen Jehovas]], der [[Neuapostolische Kirche|neuapostolischen Kirche]] und den [[Freikirche]]n insgesamt ca. 3&nbsp;Prozent.<ref name="remid" />
Die Anzahl der Gottesdienstbesucher ist wesentlich geringer als die Anzahl der Kirchenmitglieder. An den sogenannten Zählsonntagen (zweiter Fastensonntag und zweiter Sonntag im November) des Jahres 2016 besuchten 2,4 Millionen Menschen (2,9 % der Gesamtbevölkerung) die katholischen Gottesdienste<ref>[[Deutsche Bischofskonferenz]]: [https://www.dbk.de/kirche-in-zahlen/kirchliche-statistik/ ''Kirchliche Statistik.''] Zahlen und Fakten 2016/17, S. 46.</ref> und 0,8 Millionen (1 %) jene der evangelischen Kirche. An hohen kirchlichen Feiertagen, insbesondere zu [[Heiligabend]], nehmen deutlich mehr Menschen an Gottesdiensten teil.<ref>[[Evangelische Kirche in Deutschland]]: [https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/zahlen_und_fakten_2016.pdf ''gezählt. Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben.''] EKD-Statistik Broschüre 2016, S. 14 (PDF).</ref> Das [[Syrisches Christentum|Syrische Christentum]] ist durch den kontinuierlichen Zuzug von [[Assyrer (Gegenwart)|Assyrern]] aus [[Mesopotamien]] mit ca. 130.000 Mitgliedern eine stetig wachsende christliche Konfession in Deutschland.<ref>{{Literatur |Autor=Svante Lundgren |Titel=Die Assyrer: Von Ninive bis Gütersloh |Verlag=Lit Verlag |Datum=2015 |ISBN=978-3-643-13256-7 |Seiten=175}}</ref> Davon gehören rund 100.000 Assyrer der [[Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien|Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien]] an.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.syrisch-orthodox.org/erzdioezese.html |titel=Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200921162934/http://www.syrisch-orthodox.org/erzdioezese.html |archiv-datum=2020-09-21 |abruf=2020-07-17}}</ref>

Etwa 42 Prozent der Bevölkerung sind [[Konfessionslosigkeit|konfessionslos]].<ref name="fowid21" /> In den [[Neue Länder|neuen Bundesländern]] sowie in [[Berlin]] und [[Hamburg]] liegt der Anteil der nicht einer der beiden großen Kirchen angehörigen, meistens konfessionslosen Menschen über 70 Prozent.<ref>{{Internetquelle |url=https://fowid.de/meldung/religionszugehoerigkeiten-2020 |titel=Religionszugehörigkeiten 2020 |hrsg=Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland |datum=2021-09-23 |abruf=2022-09-22}}</ref> Die DDR propagierte und vermittelte eine [[Atheismus|atheistische]] Weltanschauung (siehe [[Jugendweihe]]) und förderte den [[Kirchenaustritt]]. Aufgrund langfristiger Prozesse der Säkularisierung und des [[Wertewandel]]s stieg auch in der alten Bundesrepublik der Anteil von Konfessionslosen an der Gesamtbevölkerung an (1970: 3,9 %; 1987: 11,4 %). Diese Entwicklung hat sich im vereinten Deutschland fortgesetzt.<ref>Andreas Rödder: ''21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart.'' Beck, München 2016, [https://books.google.de/books?id=AB3ECgAAQBAJ&pg=PT119 S. 119].</ref>

Ende 2022 lebten in Deutschland etwa 5,5 Millionen [[Islam in Deutschland|Muslime]]. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug circa 6,6 Prozent.<ref name="remid" /> Etwa die Hälfte hat einen türkischen Migrationshintergrund. Als Dachverband der vielen islamischen Organisationen und Ansprechpartner für Außenstehende wurde der [[Koordinationsrat der Muslime in Deutschland|Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland]] gegründet.

Die [[Deutsche Buddhistische Union]] geht von etwa 270.000 [[Buddhismus in Deutschland|Buddhisten in Deutschland]] aus. Die Hälfte davon sind eingewanderte [[Asien#Bevölkerung|Asiaten]]. Dies entspricht 0,3 Prozent der Bevölkerung.<ref name="remid" />

Etwa 200.000 [[Geschichte der Juden in Deutschland|Juden]] leben in Deutschland,<ref name="remid" /> dies entspricht 0,25 Prozent der Bevölkerung (Stand 2022). Davon sind etwa die Hälfte in [[Judentum|jüdischen Gemeinden]] organisiert. Seit den 1990er-Jahren verzeichnen diese einen starken Zuwachs durch Zuwanderer aus den ehemaligen [[Ostblock]]staaten, vor allem aus der [[Ukraine]] und [[Russland]].

== Geschichte ==
{{Hauptartikel|Geschichte Deutschlands}}

=== Urgeschichte, Kelten, Germanen und Römer ===
{{Hauptartikel|Geschichte der Römer in Germanien}}
[[Datei:Loewenmensch1.jpg|mini|links|hochkant|Der [[Löwenmensch]] aus der Stadel-Höhle im [[Hohlenstein]], [[Lonetal]], entstanden zwischen 39.000 und 33.000 v.&nbsp;Chr.]]
[[Datei:GermansAD50.svg|mini|Karte der germanischen Stämme Mitteleuropas mit dem römischen Limes und den Legionslagern um 50 n.&nbsp;Chr.]]
[[Datei:Nebra Scheibe.jpg|mini|Die [[Himmelsscheibe von Nebra]] aus der frühen [[Bronzezeit (Mitteleuropa)|Bronzezeit]]]]

Funde der Primatenart [[Danuvius (Gattung)|Danuvius]] auf dem Gebiet des heutigen Deutschland sind über 11 Millionen Jahre alt und stellen wohl einen der ersten aufrecht gehenden Vorfahren des Menschen dar. Der älteste [[fossil]]e Beleg für die Anwesenheit der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[Homo]]'' auf deutschem Gebiet – der [[Unterkiefer von Mauer]] – ist rund 600.000 Jahre alt, er wurde nach seinem Fundort in der Nähe von [[Heidelberg]] als ''[[Homo heidelbergensis]]'' benannt.<ref>Günther A. Wagner et al.: ''Radiometric dating of the type-site for Homo heidelbergensis at Mauer, Germany.'' In: ''PNAS.'' Band 107, Nr. 46, 2010, S. 19726–19730, [[doi:10.1073/pnas.1012722107]].</ref> Die mindestens 300.000 Jahre alten [[Schöninger Speere]] sind die ältesten vollständig erhaltenen [[Jagdwaffe]]n der Menschheit und haben das Bild der kulturellen und sozialen Entwicklung des frühen Menschen revolutioniert, ebenso wie die [[Fundplatz Bilzingsleben|Fundstätte Bilzingsleben]] mit einem der ältesten Bauwerke und dem vielleicht ältesten Kunstwerk der Welt.<ref>[http://stanzon.husemann.net/download.php?id=201533&type=T Thüringer Staatsanzeiger Nr. 33/2015 vom 17. August 2015, S. 1–2].</ref>

Zu den [[Neandertaler]]n, nach einem Fundort im [[Neandertal]], östlich von [[Düsseldorf]], benannt, gesellte sich vor mindestens 47.500 Jahren der aus Afrika zugewanderte ''[[Mensch|Homo sapiens]]'', der anatomisch moderne Mensch – zuerst nachweisbar in Thüringen.<ref>[https://nachrichten.idw-online.de/2024/01/31/homo-sapiens-erreichte-das-noerdliche-europa-schon-vor-45-000-jahren ''Homo sapiens erreichte das nördliche Europa schon vor 45.000 Jahren''], in: Informationsdienst Wissenschaft, 31. Januar 2024.</ref> Die Neandertaler verschwanden zwar, doch ließ sich belegen, dass beide zumindest einige gemeinsame Nachkommen hatten. Die [[jungpaläolithische Kleinkunst]] der [[Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb|Schwäbischen Alb]] ist die älteste bekannte Kunst der Menschheit.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/eiszeitkunst-hoehlen-in-baden-wuerttemberg-sind-weltkulturerbe-15098431.html ''Eiszeitkunst-Höhlen Weltkulturerbe, Naumburg wieder nicht.''] [[FAZ.net]], 9.&nbsp;Juli 2017.</ref>

Aus dem Nahen Osten kommende [[jungsteinzeit]]liche Bauern, die mit ihrem Vieh und ihren Kulturpflanzen über Anatolien und den Balkan zuwanderten ([[Linearbandkeramische Kultur|Linearbandkeramiker]]), verdrängten ab etwa 5700/5600 v.&nbsp;Chr. die [[Jäger und Sammler]] der [[Mittelsteinzeit]] aus der Südhälfte Deutschlands. Erst um 4000 v.&nbsp;Chr. wurden die aneignenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer auch in Norddeutschland von bäuerlichen, nun durchgehend sesshaften Kulturen abgelöst; als letzte Kultur der Jäger in Norddeutschland gilt die [[Ertebølle-Kultur]].

Mit über 1000 Jahren Verzögerung begann auf deutschem Gebiet die [[Bronzezeit]] um 2200 v.&nbsp;Chr. Zu ihren bedeutendsten Funden zählt die [[Himmelsscheibe von Nebra]]. Mit Beginn der [[Hallstattzeit]] (1200–1000 v.&nbsp;Chr.) waren Süd- und Mitteldeutschland von [[Kelten]] besiedelt, als bedeutendstes Metall begann sich das Eisen durchzusetzen. Um 600 v.&nbsp;Chr. kam es in [[Norddeutschland]] zur Herausbildung der [[Jastorf-Kultur]], die als [[Germanen|germanische]] Kultur angesehen wird. Der Begriff „Germanen“ (lateinisch ''Germani'') wurde im 1.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. von antiken Autoren erstmals erwähnt. Es handelt sich hierbei um einen [[Ethnographie|ethnographischen]], wenig präzisen Sammelbegriff, der aus methodischen Gründen nicht als Bezeichnung für ein einheitliches Volk missverstanden werden darf.<ref>Vgl. einführend [[Walter Pohl]]: ''Die Germanen.'' 2. Auflage, München 2004, S. 3&nbsp;ff.</ref>

Von 58 v.&nbsp;Chr. bis etwa 455 n.&nbsp;Chr. gehörten die Gebiete links des [[Rhein]]s und südlich der [[Donau]] zum [[Römisches Reich|Römischen Reich]], von etwa 80 bis 260 n.&nbsp;Chr. auch ein Teil [[Hessen]]s sowie der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Limes]]. Diese römischen Gebiete verteilten sich auf die Provinzen [[Gallia Belgica]], [[Germania superior]], [[Germania inferior]], [[Raetia]] und [[Noricum]]. Dort gründeten die Römer Legionslager, eine Reihe von Städten wie [[Trier]], [[Köln]], [[Augsburg]] und [[Mainz]] – die [[Älteste Städte Deutschlands|ältesten Städte Deutschlands]]. Verbündete germanische Stämme sicherten diese [[Römische Provinz|Provinzen]], zudem wurden Siedler aus anderen Reichsteilen hier sesshaft.

Der außerhalb der römischen Provinzen ''Germania Inferior'' und ''Germania Superior'' liegende Teil des Siedlungsgebiets der Germanen wurde von den Römern in der [[Römische Kaiserzeit|frühen und hohen Kaiserzeit]] und in der Spätantike als [[Germania magna]] bezeichnet.<ref>{{RGA|11|181|438|Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde|[[Dieter Timpe]] u.&nbsp;a.}}</ref>

Versuche, den Einflussbereich weiter in dieses germanische Gebiet auszudehnen, scheiterten mit der [[Varusschlacht]] im Jahr 9 n.&nbsp;Chr. Die Bemühungen der Römer zur Errichtung von Provinzen bis zur [[Elbe]] endeten schließlich. [[Tacitus]]’ frühestens im Jahr 98 entstandene Schrift ''[[Germania (Tacitus)|Germania]]'' ist die älteste Beschreibung der germanischen Stämme.
{{Absatz|links}}

=== Völkerwanderung und Frühmittelalter (375–962) ===
{{Hauptartikel|Völkerwanderung|Deutschland im Mittelalter}}

Nach dem Einfall der [[Hunnen]] um 375 setzte die Völkerwanderung ein, gleichzeitig bildeten sich im Übergang von der Spätantike zum [[Frühmittelalter]] mehrere Großstämme heraus, nämlich die der [[Franken (Volk)|Franken]], [[Alamannen]], [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], [[Bajuwaren|Bayern]] und [[Thüringer]]. Wichtig in der neueren Forschung ist in diesem Kontext der komplexe Vorgang der [[Ethnogenese]] der unterschiedlichen ''gentes'' (Stämme). Die Entstehung von ethnischen Identitäten ([[Ethnizität]]) in der Spätantike bzw. dem beginnenden Frühmittelalter im Zusammenhang mit der sogenannten Völkerwanderung<ref>Zur komplexen Forschungslage der Völkerwanderung (eines problematischen Forschungsbegriffs, da in diesem Zusammenhang faktisch nie einheitliche „Völker“ migrierten, sondern zumeist recht heterogene Verbände) und der Auflösung Westroms (beschleunigt durch innerrömische Bürgerkriege) siehe nun vor allem [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019.</ref> wird heute nicht mehr als biologische Kategorie verstanden. Identitäten entstehen vielmehr in einem wechselhaften sozialen Prozess, bei dem mehrere Faktoren eine Rolle spielen.<ref>Vgl. Peter Stachel: ''Identität. Genese, Inflation und Probleme eines für die zeitgenössischen Sozial- und Kulturwissenschaften zentralen Begriffs.'' In: ''Archiv für Kulturgeschichte'' 87 (2005), S. 395–425.</ref>

Das Ziel der in das Imperium eingedrungenen Gruppen war vor allem Teilhabe am Wohlstand des Imperiums, dessen Strukturen und Kultur sie keineswegs zerstören wollten. Doch die folgenden militärischen Konflikte und innerrömische Machtkämpfe führten zu einem politischen Erosionsprozess des Westreichs.<ref>Überblick bei Henning Börm: ''Westrom.'' 2. Auflage, Stuttgart 2018.</ref> Im Zuge des Untergangs [[Weströmisches Reich|Westroms]] (der letzte Kaiser in Italien wurde 476 abgesetzt) kam es zur Bildung germanisch-romanischer Nachfolgereiche auf dem Boden des westlichen Imperiums.<ref>Zur Entstehung dieser post-römischen Nachfolgereiche siehe etwa Mischa Meier: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019; Chris Wickham: ''The Inheritance of Rome.'' London 2009; [[Herwig Wolfram]]: ''Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft.'' Wien/Köln/Weimar 2018.</ref> Das [[Byzantinisches Reich|Oströmische Reich]] („Byzanz“) bestand hingegen bis 1453 fort und unterhielt weiterhin Kontakte in den Westen.

In die weitgehend entvölkerten Gebiete des heutigen [[Ostdeutschland]]s wanderten im 7.&nbsp;Jahrhundert [[Slawen|slawische Stämme]] ein. Erst im Zuge der [[hochmittelalter]]lichen [[Hochmittelalterliche Ostsiedlung|Ostsiedlung]] wurden sie assimiliert. West- und Mitteleuropa wurde von dem am Ende des 5.&nbsp;Jahrhunderts entstandenen [[Fränkisches Reich|Frankenreich]] dominiert, das heutige Norddeutschland von den Sachsen und Slawen. Alle heute zu Deutschland gehörigen Gebiete des Frankenreichs lagen im östlichen Teilreich [[Austrasien]]. Unter den [[Merowinger]]n kam es allerdings wiederholt zu dynastischen Konflikten.

[[Datei:Vertrag von Verdun.svg|mini|Die Gebietsaufteilung im [[Vertrag von Verdun]], 843]]
Mitte des 8. Jahrhunderts trat im Frankenreich [[Pippin der Jüngere]] aus der Dynastie der [[Karolinger]] die Königsnachfolge der bis dahin herrschenden Merowinger an. Nach der Unterwerfung und Zwangsmissionierung der Sachsen und Eroberungen in Italien, Nordspanien und im östlichen Grenzraum unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] wurde das [[Vielvölkerreich]] neu organisiert. Kirchenorganisation und Kulturförderung knüpften partiell an römische Traditionen an ([[Karolingische Renaissance]]). Zu Weihnachten 800 ließ sich Karl vom Papst in [[Rom]] zum Kaiser krönen und erhob damit Anspruch auf die Nachfolge des Römischen Reiches ([[Translatio imperii]]), was zur Konkurrenz mit den byzantinischen Kaisern führte ([[Zweikaiserproblem]]). Nach Karls Tod 814 kam es zu Kämpfen unter seinen Nachkommen, die 843 im [[Vertrag von Verdun]] zur Dreiteilung des Reiches in das [[Ostfrankenreich]] unter [[Ludwig der Deutsche|„Ludwig dem Deutschen“]], das [[Westfrankenreich]] und [[Lotharii Regnum#Lotharingien|Lotharingien]] führten.<ref>Umfassender Überblick etwa bei [[Johannes Fried]]: ''Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024.'' Berlin 1994.</ref>

Im ostfränkischen Reich bildeten sich um 900 fünf große Herzogtümer heraus, nämlich die Stammesherzogtümer [[Stammesherzogtum Sachsen|Sachsen]], [[Stammesherzogtum Baiern|Baiern]], [[Herzogtum Schwaben|Schwaben]], [[Herzogtum Franken|Franken]] und [[Herzogtum Lothringen|Lothringen]]. Im 10. Jahrhundert starb die karolingische Dynastie in West- wie auch in Ostfranken aus, beide Reichsteile blieben politisch fortan getrennt. Die [[Schlacht auf dem Lechfeld]] beendete 955 jahrzehntelange [[Ungarneinfälle]], führte zu einem Prestigegewinn König [[Otto I. (HRR)|Ottos]], der 962 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, und zur Zuordnung des [[Erzengel Michael|Erzengels Michael]] als [[Schutzpatron]] der Deutschen.

=== Vom Ostfrankenreich zum Heiligen Römischen Reich (962–1806) ===
{{Hauptartikel|Heiliges Römisches Reich}}
[[Datei:HRR 10Jh.jpg|mini|Das Reichsgebiet im 10. Jahrhundert (rot umrandet)]]

Die Dynastie der [[Liudolfinger|Ottonen]] war für die Ausformung des [[Ostfrankenreich]]s wesentlich, sie gilt aber nicht mehr als Beginn der eigentlichen „deutschen“ Reichsgeschichte. Der damit verbundene Prozess zog sich vielmehr mindestens bis ins 11. Jahrhundert hin.<ref>Zu den unterschiedlichen Forschungsansätzen siehe Joachim Ehlers: ''Die Entstehung des Deutschen Reiches.'' 4. Auflage, München 2012; vgl. allgemein auch Hagen Keller, Gerd Althoff: ''Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen.'' Stuttgart 2008; Johannes Fried: ''Der Weg in die Geschichte.'' Berlin 1994, speziell S. 9 ff. und 853 ff. Grundlegend ist [[Carlrichard Brühl]]: ''Deutschland – Frankreich. Die Geburt zweier Völker.'' 2. Auflage, Köln/Wien 1995.</ref> Der Begriff ''regnum Teutonicorum'' („Königreich der Deutschen“) findet sich erstmals zu Beginn des 11.&nbsp;Jahrhunderts in den [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]], er war aber nie Titel des Reiches ''(Imperium)'', sondern diente den Päpsten zur Relativierung des Herrschaftsanspruchs der [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen Könige]].<ref>Vgl. Joachim Ehlers: ''Die Entstehung des Deutschen Reiches.'' 4. Auflage, München 2012, S. 46–48.</ref>

Im Jahr 951 nahm [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] die [[Langobarden|langobardische]] Königswürde an. Dies verband das ''[[Regnum Teutonicum]]'' mit [[Reichsitalien]]. 962 wurde Otto zum Kaiser gekrönt, damit vereinte er die römisch-deutsche Königswürde mit dem Anspruch auf das [[Kaiser#Westeuropäisches Kaisertum und Kaisertitel (800–1918)|westliche „römische“ Kaisertum]] ([[Reichsidee]]). Dieses ''römisch-deutsche Reich'' nahm unter den Ottonen eine [[Hegemonie|hegemoniale]] Stellung im westlichen Europa ein. 1024 traten die [[Salier]] die Königsnachfolge an, die bis zum Ende des Mittelalters stets an eine Wahl durch verschiedene [[Große]] des Reichs gekoppelt war.

Die Art und Weise, wie weltliche und geistliche Macht miteinander verzahnt wurden, nennt man heute teilweise „[[Ottonisch-salisches Reichskirchensystem|Reichskirchensystem]]“. Die Frage, wer Bischöfe einsetzen durfte, führte zum [[Investiturstreit]] mit dem [[Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts|reformierten]] Papsttum, zum [[Gang nach Canossa]] 1077 und zur Zwischenlösung des [[Wormser Konkordat]]s 1122. Einen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst in [[Staufer|staufischer]] Zeit, insbesondere unter [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] Er gab im deutschen Reichsteil viele [[Regalien]] auf. Mit seinem Tod 1250 brach die staufische Königsherrschaft zusammen; das folgende [[Interregnum]] vergrößerte die Macht der Fürsten. Das Kaisertum bestand als politischer Ordnungsfaktor fort, verlor aber auf europäischer Ebene zunehmend an Einflussmöglichkeiten.

{{Doppeltes Bild|rechts|Aachen Germany Imperial-Cathedral-01.jpg|180|Karlsthron im Aachener Dom (5684752639).jpg|165|Der [[Aachener Dom]] diente bis 1531 als [[Krönung der römisch-deutschen Könige und Kaiser|Krönungsstätte]] für 31 deutsche Herrscher. Der dortige [[Aachener Königsthron|Königsthron]] (rechts) wurde in den 790er-Jahren für [[Karl der Große|Karl den Großen]] errichtet.}}
In Form der [[Territorialisierung|Territorialstaaten]] verselbstständigten sich zahlreiche Feudalherrschaften zu Lasten der königlich-kaiserlichen Macht, die aber nie stark ausgeprägt gewesen und deshalb auf [[konsensuale Herrschaft]] mit den [[Große]]n des Reiches angewiesen war. Kaiser [[Heinrich VI. (HRR)|Heinrich VI.]] war Ende des 12. Jahrhunderts mit dem Versuch gescheitert, durch den [[Erbreichsplan Heinrichs VI.|Erbreichsplan]] die [[Erbmonarchie]] einzuführen. Während sich das Westfrankenreich zum französischen Zentralstaat entwickelte, blieb das ostfränkische oder römisch-deutsche Reich durch [[Landesherr]]en und das Recht der [[Königswahl]] geprägt.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts setzte sich im Heiligen Römischen Reich – die Bezeichnung ''Sacrum Imperium (Heiliges Reich)'' wurde bereits 1157 gebraucht, ''Sacrum Imperium Romanum (Heiliges Römisches Reich)'' ist erstmals urkundlich gesichert 1184 belegt (die ältere Forschung ging von 1254 aus)<ref>[[Jürgen Petersohn]]: ''Rom und der Reichstitel „Sacrum Romanum Imperium“.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1994, S. 77–80.</ref> – die Auffassung durch, dass einem Kollegium von [[Kurfürst]]en die [[Wahlmonarchie|Wahl des Königs]] zustehe, was durch die [[Goldene Bulle]] 1356 verbindlich festgeschrieben wurde. Bis zu seinem Ende 1806 blieb das Reich somit formal eine Wahlmonarchie. Obwohl die Kaiser wiederholt versuchten, ihre Position zu stärken, blieb das Reich ein [[Supranationalität|supranationaler]] Verband vieler verschieden großer [[Historisches Territorium|Territorien]] sowie [[Freie und Reichsstädte|Reichsstädte]].

Das [[spätmittelalter]]liche 14. und 15. Jahrhundert war vom Wahlkönigtum geprägt: Drei große Familien – die [[Habsburg]]er, die [[Haus Luxemburg|Luxemburger]] und die [[Wittelsbach]]er – verfügten über den größten Einfluss im Reich und über die größte [[Hausmacht]]. Als bedeutendster König gilt [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]], der eine geschickte [[Hausmachtpolitik]] betrieb. Trotz Krisen wie der [[Pest]] ([[Schwarzer Tod]]), der [[Spätmittelalterliche Agrarkrise|Agrarkrise]] und des [[Abendländisches Schisma|abendländischen Schismas]] florierten die Städte und der Handel; es begann der Übergang in die [[Renaissance]]. Im Reich traten die Habsburger das Erbe der Luxemburger an, die 1437 in männlicher Linie ausstarben, und stellten bis zum Ende des Reichs fast kontinuierlich die römisch-deutschen Herrscher. Durch geschickte Politik sicherten sich die Habsburger zusätzliche Territorien im Reich und sogar die spanische Königskrone: Habsburg stieg damit zur europäischen Großmacht auf.

[[Datei:HRR 1648.png|mini|Das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] im Jahr 1648 nach Abschluss des [[Westfälischer Friede|Westfälischen Friedens]]]]
An der Wende zum 16. Jahrhundert betrieb Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian&nbsp;I.]] eine umfassende [[Reichsreform (Heiliges Römisches Reich)|Reichsreform]], die den [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstag]], die Gerichtsbarkeit (Schaffung von [[Reichskammergericht]] und [[Reichshofrat]]) und die innere Ordnung durch den [[Ewiger Landfriede|Ewigen Landfrieden]] und die Einteilung in [[Reichskreis]]e stärkte. Durch das Scheitern des [[Gemeiner Pfennig|Gemeinen Pfennigs]] und des [[Reichsregiment]]s blieb die Reform aber unvollständig. Ab 1519 verfolgte Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl&nbsp;V.]], zugleich [[Liste der Staatsoberhäupter von Spanien#Königreich Spanien|spanischer König]] mit überseeischem [[Spanisches Kolonialreich|Kolonialreich]], das Konzept einer [[Universalmonarchie]]. Seine Vorherrschaft in Europa begründete den jahrhundertelangen [[Habsburgisch-französischer Gegensatz|habsburgisch-französischen Gegensatz]].

Im Jahr 1517 stieß [[Martin Luther]] durch Forderungen nach innerkirchlichen und theologischen Reformen und eine anti-päpstliche Haltung die [[Reformation]] an, was zur Herausbildung „[[Protestantismus|protestantischer]]“ [[Konfession]]en führte. Der Katholizismus reagierte mit der [[Gegenreformation]], doch behaupteten sich die neuen evangelischen Kirchen in weiten Teilen des Reiches. Der [[Augsburger Reichs- und Religionsfrieden|Augsburger Religionsfrieden]] 1555 schaffte einen vorläufigen Ausgleich: Die Landesherren durften bestimmen, welche Konfession für ihre Untertanen galt ''(cuius regio, eius religio)''.

Konfessionelle und machtpolitische Gegensätze lösten den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (1618–1648) mit vielen Todesopfern und verheerten Landschaften aus, beendet durch den [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]], der den Einfluss der Territorien gegenüber dem Kaiser stärkte und festschrieb (siehe [[Jüngster Reichsabschied]]). Die [[Reichsfürst]]en durften nunmehr eigene Truppen aufstellen und konnten mit auswärtigen Mächten [[Völkerrechtlicher Vertrag|Verträge]] abschließen. Das Reich wurde dadurch de facto zu einem [[Staatenbund]], [[De jure / de facto|de jure]] blieb es ein monarchisch geführtes und ständisch geprägtes Herrschaftsgebilde. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress ([[Immerwährender Reichstag]]), der in [[Regensburg]] tagte.

Im Rahmen seiner [[Reunionspolitik]] führte [[Ludwig XIV.]] ab 1688 den [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekrieg]], der 1697 mit dem [[Frieden von Rijswijk]] endete. Frankreich wirkte als Vorbild des [[Absolutismus]], der im Reich nicht die königliche Zentralgewalt, sondern einzelne Fürstentümer zu bürokratisch organisierten Staaten werden ließ. Manche Herrscher, insbesondere [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II. von Preußen]], öffneten sich dem philosophischen Zeitgeist und führten Reformen durch ([[Aufgeklärter Absolutismus]]). Der politische Aufstieg [[Preußen]]s im 18. Jahrhundert führte zum [[Deutscher Dualismus|Dualismus]] mit dem Hause Habsburg. Nach der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] besetzten deren Truppen das [[Linkes Rheinufer|linke Rheinufer]]. Nach dem Sieg [[Napoleon Bonaparte]]s im Zweiten [[Koalitionskriege|Koalitionskrieg]] kam es 1803 zum [[Reichsdeputationshauptschluss]]. 1806 legte der letzte Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz&nbsp;II.]] die Krone nieder, womit das Reich erlosch.

=== Rheinbund, Deutscher Bund, Norddeutscher Bund (1806–1871) ===
<div class="hauptartikel"><span class="hauptartikel-pfeil">→&nbsp;</span>''<span class="hauptartikel-text">Hauptartikel</span>: [[Rheinbund]], [[Deutscher Bund]], [[Deutsche Revolution 1848/1849]] und [[Norddeutscher Bund]]''</div>
[[Datei:Deutscher Bund.svg|mini|Der [[Deutscher Bund|Deutsche Bund]] 1815–1866]]

Unter Napoleons Einfluss war zwischen 1801 und 1806 die Anzahl der Länder im Gebiet des „Alten Reiches“ von rund 300 auf etwa 60 verringert worden. Frankreich annektierte den deutschen Westen und Nordwesten und schuf deutsche [[Satellitenstaat|Vasallenstaaten]], deren Throne Napoleon mit Familienangehörigen besetzte ([[Großherzogtum Berg]], [[Königreich Westphalen]], [[Großherzogtum Frankfurt]]). Einige deutsche Staaten baute Napoleon zu Bündnispartnern auf, vor allem das 1805 im [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] neugeschaffene [[Königreich Bayern]], [[Württemberg]] und [[Baden (Land)|Baden]], indem er sie um die Gebiete der [[Säkularisation|säkularisierten]] und [[Mediatisierung|mediatisierten]] Kleinstaaten erweiterte und in dem mit Frankreich verbündeten [[Rheinbund]] vereinigte. Dieser folgte mit den von Napoleon besiegten Gegnern [[Königreich Preußen|Preußen]] und [[Kaisertum Österreich|Österreich]] dem dadurch dreigeteilten, als Machtfaktor ausgeschalteten Heiligen Römischen Reich nach. Die „[[Franzosenzeit]]“ brachte den Rheinbundstaaten erhebliche Modernisierungsanstöße, unter anderem bürgerliche Freiheiten, durch die Einführung des [[Privatrecht|Zivilrechtsbuchs]] [[Code civil]]. Auch in Preußen wurden ab 1806 tiefgreifende [[Preußische Reformen|Reformen]] unternommen, um aus [[Untertan]]en [[Staatsbürgerschaft|Staatsbürger]] (vgl. [[Citoyen]]) und den Staat wieder handlungs- und wehrfähig zu machen.

Ab 1809 regte sich Widerstand gegen französische Besatzung und Herrschaft; diverse Aufstände, etwa von [[Andreas Hofer]] in [[Tirol]] und [[Ferdinand von Schill]] in Preußen, wurden zunächst niedergeschlagen. Nach Napoleons Niederlage im [[Russlandfeldzug 1812]] begannen Preußen und Österreich im Bündnis mit dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]] die [[Befreiungskriege]] (1813–1815), die das deutsche [[Patriotismus|Nationalgefühl]] stärkten, zunächst unter protestantischen Akademikern, etwa im [[Lützowsches Freikorps|Lützower Freikorps]], das auch als Ursprung der Farben [[Schwarz-Rot-Gold]] gilt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Peter Reichel (Politikwissenschaftler)|Peter Reichel]] |Titel=Schwarz-Rot-Gold. Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945 |Verlag=Beck |Ort=München |Datum=2005 |ISBN=3-406-53514-3 |Seiten=16 f.}}</ref> Die meisten Rheinbundstaaten schlossen sich den Verbündeten an, die nach dem Sieg bei der [[Völkerschlacht bei Leipzig|Leipziger Völkerschlacht]] 1813 Napoleon bis 1815 endgültig besiegten.

Anschließend [[Restauration (Geschichte)|restaurierte]] der [[Wiener Kongress]] (1814–1815) weitgehend die monarchische Herrschaft. Im [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]], einem von Österreich und Preußen dominierten [[Staatenbund]], organisierten sich 38 Staaten (→&nbsp;[[Drittes Deutschland]]) mit dem Frankfurter [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestag]] als Entscheidungsgremium. 1833/1834 wurde der [[Deutscher Zollverein|Deutsche Zollverein]] unter preußischer Vormacht geschaffen. Im [[Vormärz]] unterdrückte die alte Herrschaftselite das wirtschaftlich erstarkende [[Bürgertum]] ([[Demagogenverfolgung]]), das weiter politische Teilhabe und die Bildung eines Nationalstaats forderte, so 1817 beim studentischen [[Wartburgfest]] und 1832 beim [[Hambacher Fest]] mit dem Hissen von Schwarz-Rot-Gold, den späteren Nationalfarben.

[[Datei:Zeitgenössige Lithografie der Nationalversammlung in der Paulskirche.jpg|mini|links|[[Frankfurter Nationalversammlung|Nationalversammlung]] in der [[Frankfurter Paulskirche]], 1848/49: das erste frei gewählte deutsche Parlament]]
[[Datei:NB 1866-1871.99.svg|mini|1867: Der Norddeutsche Bund]]

Mit der bürgerlichen [[Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution 1848]] mussten viele konservative Politiker abtreten, unter ihnen der epochenprägende österreichische Staatskanzler [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Fürst Metternich]]. Unter dem Revolutionsdruck in Berlin akzeptierte der Deutsche Bundestag die Wahl der [[Frankfurter Nationalversammlung]]. Sie richtete eine Regierung ein und erließ die [[Paulskirchenverfassung]], die einen föderativen Nationalstaat als „[[Deutsches Reich 1848/1849|Deutsches Reich]]“ mit [[Konstitutionelle Monarchie|konstitutioneller Monarchie]] und das Ausscheiden Österreichs aus Deutschland beinhaltete.<ref>[[Dieter Langewiesche]]: ''Historische Reflexionen zum Föderalismus in Deutschland. Wandel und Kontinuität seit dem 19. Jahrhundert.'' In: [[Ines Härtel]] (Hrsg.): ''Handbuch Föderalismus – Föderalismus als demokratische Rechtsordnung und Rechtskultur in Deutschland, Europa und der Welt. Band I: Grundlagen des Föderalismus und der deutsche Bundesstaat'', Springer, Berlin/Heidelberg 2012, §&nbsp;4 (S.&nbsp;129–143), hier S.&nbsp;130&nbsp;f. Rn.&nbsp;2, 6–9.</ref>

Doch der preußische König [[Friedrich Wilhelm IV.]] lehnte die ihm [[Kaiserdeputation|angetragene Kaiserkrone]] ab. Nach Niederschlagung des [[Maiaufstand]]s endete die Revolution am 23.&nbsp;Juli 1849 mit der Einnahme der [[Festung Rastatt]] durch preußische Truppen. Das Scheitern der [[Demokratische Bewegung (Deutschland)|demokratischen Bewegung]] führte zu Flucht und Auswanderung der ''[[Forty-Eighters]]'' und zu einer [[Reaktionsära]] in den deutschen Staaten.

Anfang der 1860er Jahre brach der Konflikt Preußens mit Österreich um die Vormacht im Deutschen Bund auf ([[deutscher Dualismus]]), der in Preußens Sieg im [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] 1866 endete. Der Deutsche Bund [[Auflösung des Deutschen Bundes|wurde aufgelöst]], [[Preußische Annexionen 1866|Preußen annektierte]] etliche Gebiete nord- und mitteldeutscher Kriegsgegner. 1866 wurde unter Vorherrschaft Preußens der [[Norddeutscher Bund|Norddeutsche Bund]] zunächst als [[Militärbündnis]] gegründet. Seine Verfassung von 1867 machte ihn zum souveränen [[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesstaat]] und bildete die Grundlage für die [[kleindeutsche Lösung]].<ref name="Härtel">Ines Härtel: ''Der staatszentrierte Föderalismus zwischen Ewigkeitsgarantie und Divided Government. Genese, Ausprägung und Problemhorizonte des Bundesstaatsprinzips''. In: dies. (Hrsg.): ''Handbuch Föderalismus – Föderalismus als demokratische Rechtsordnung und Rechtskultur in Deutschland, Europa und der Welt.'' Bd. I, Springer, Berlin/Heidelberg 2012, §&nbsp;16 (S.&nbsp;387–475), hier S.&nbsp;408 Rn.&nbsp;35.</ref>

=== Deutsches Reich (1871–1945) ===
==== Deutsches Kaiserreich (1871–1918) ====
{{Hauptartikel|Deutsches Kaiserreich}}
[[Datei:A v Werner - Kaiserproklamation am 18 Januar 1871 (3. Fassung 1885).jpg|mini|links|''[[Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)|Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches]]'' 1871, Gemälde [[Anton von Werner]]s]]

Im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei (1. Januar 1871). Dieser Bund wurde so zum deutschen [[Nationalstaat]] ohne Österreich und ersten Bundesstaat in Deutschland.<ref>Beate Althammer: ''Das Bismarckreich 1871–1890.'' 2., aktualisierte Auflage, Schöningh, Paderborn 2017, S.&nbsp;30.</ref><ref name="Härtel" /> Am 18. Januar 1871 nahm der preußische König [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;I.]] in Versailles den [[Deutscher Kaiser|Kaisertitel]] an, den er mit der neuen Verfassung erhalten hatte. Dies wurde später als [[Reichsgründungstag]] gefeiert.

[[Datei:Deutsches Reich (1871-1918)-de.svg|mini|[[Deutsches Kaiserreich]] 1871–1918, Landkarte]]
[[Otto von Bismarck]], seit [[Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten|1862 preußischer Ministerpräsident]], hatte die Reichsgründung betrieben und wurde erster [[Reichskanzler]]. Die [[Bismarcksche Reichsverfassung]] stützte die Macht der konstitutionellen Monarchie, war aber auch auf Modernisierung ausgelegt und ambivalent; Gesetze zur Schule und Zivilehe waren teils liberal. Für den [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]] galt ein [[allgemeines Wahlrecht]] (für Männer). Gegen die katholische Kirche führte Bismarck den [[Kulturkampf]], gegen die [[Sozialdemokratie]] erließ er ab 1878 die [[Sozialistengesetz]]e und versuchte, die Arbeiter durch eine [[Sozialgesetzgebung]] an den Staat zu binden. Die [[Hochindustrialisierung in Deutschland]] sorgte für Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, [[Landflucht]] und eine breite Steigerung des Lebensstandards; Deutschland stieg zur größten Volkswirtschaft Europas auf.

[[Datei:Berlin Nationaldenkmal Kaiser Wilhelm mit Schloss 1900.jpg|mini|links|[[Berliner Schloss]], Hauptresidenz der deutschen Kaiser]]
Die [[Bündnispolitik Otto von Bismarcks]] zielte auf die Isolierung Frankreichs mit Deutschland als halbhegemonialer Macht in der Mitte Europas. Nachdem deutsche Kaufleute und Vereine private Kolonialpolitik betrieben hatten, eignete sich das Reich 1884 afrikanische Gebiete an. Diese [[Deutsche Kolonien|deutschen Kolonien]] wurden als „Schutzgebiete“ bezeichnet. Neben Kolonialbegeisterung gab es allerdings auch Skepsis und Ablehnung, zeitweise sogar von Bismarck. Die Gebiete wurden ausgebeutet; einige deutsche Kolonialherren begingen Verbrechen an den Einheimischen, zum Beispiel im [[Völkermord an den Herero und Nama]] (1904–1908).

Im „[[Dreikaiserjahr]]“ 1888 wurde [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;II.]] Deutscher Kaiser und begründete das Zeitalter des militärisch geprägten [[Wilhelminismus]]. Er forderte für das Deutsche Reich die Anerkennung der bisherigen Großmächte („[[Platz an der Sonne]]“) und bemühte sich um neue Kolonien und [[Flottengesetze|Flottenaufbau]] im [[Imperialismus#Deutsches Reich|Imperialismus]]. Großbritannien schloss allerdings in einem neuen Bündnissystem ([[Triple Entente]]) statt Frankreich nun Deutschland aus.

Die [[Julikrise]] von 1914 mündete in den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]], einen verlustreichen [[Mehrfrontenkrieg]]; mehr als zwei Millionen deutsche Soldaten starben, rund 800.000 Zivilisten verhungerten. Auch in anderen Ländern führte der Krieg zu vielen Toten und politischen Umwälzungen.

==== Weimarer Republik (1919–1933) ====
{{Hauptartikel|Weimarer Republik}}
[[Datei:Karte des Deutschen Reiches, Weimarer Republik-Drittes Reich 1919–1937.svg|mini|Deutsches Reich 1919–1937]]

Mit der [[Novemberrevolution]] und der [[Ausrufung der Republik in Deutschland|Ausrufung]] der [[Republik]] am 9.&nbsp;November 1918 endete das [[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Kaiserreich]], das mit seiner Kapitulation die Niederlage im Ersten Weltkrieg einräumte. Nach der Wahl der verfassunggebenden [[Weimarer Nationalversammlung|Nationalversammlung]] –&nbsp;bei der erstmals Frauen aktiv und passiv [[Wahlrecht der Weimarer Republik#Frauenwahlrecht|wahlberechtigt]] waren&nbsp;– trat die [[Weimarer Verfassung]] am 14.&nbsp;August 1919 in Kraft. Im [[Friedensvertrag von Versailles]] wurden erhebliche Gebietsabtretungen, die [[Alliierte Rheinlandbesetzung]] und [[Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg|Reparationen]] auf Grundlage einer festgeschriebenen deutschen [[Kriegsschuldfrage|Alleinschuld am Krieg]] bestimmt. Diese Ausgangslage belastete das politische Klima; Rechtsextreme verbreiteten die [[Dolchstoßlegende]] gegen die „[[Novemberverbrecher]]“, was zu [[Fememord|politischen Morden]] und [[Putsch]]versuchen führte ([[Kapp-Putsch]] 1920 und [[Hitlerputsch]] 1923). Auch [[Kommunismus|kommunistische]] Aufstände wie der [[Ruhraufstand]] 1920, die [[Märzkämpfe in Mitteldeutschland]] 1921 und der [[Hamburger Aufstand]] 1923 sorgten für Instabilität. Unzureichende Reparationsleistungen nahmen Belgien und Frankreich zum Anlass der [[Ruhrbesetzung]] von 1923 bis 1925.

[[Datei:Ausrufung Republik Scheidemann.jpg|mini|hochkant|links|[[Philipp Scheidemann]] ruft vom [[Reichstagsgebäude]] am 9.&nbsp;November 1918 die Republik aus.]]

In den kurzen „[[Goldene Zwanziger|goldenen Zwanzigern]]“ blühte die Kultur und ab 1924 auch die [[Konjunktur#Konjunkturzyklen in Deutschland|Konjunktur]]. [[Geschichte Berlins#Weimarer Republik|Berlin]] war mit über vier Millionen Einwohnern die drittgrößte und eine der dynamischsten Städte der Welt. Die [[Prosperität]] endete 1929 mit der [[Weltwirtschaftskrise]], auf deren Höhepunkt 1932 es in Deutschland mehr als sechs Millionen [[Arbeitslosigkeit|Arbeitslose]] gab, die größtenteils in Elend lebten. Radikale Parteien fanden starken Zulauf, sodass es für die gemäßigten Parteien zunehmend schwieriger wurde, stabile Regierungen zu bilden. Nach dem sehr deutlichen Wahlsieg der Nationalsozialisten bei der [[Reichstagswahl 1930]] verfügten die in rascher Folge wechselnden Reichskanzler über keine parlamentarische Mehrheit mehr; ihre [[Präsidialkabinett]]e waren vom [[Reichspräsident]]en [[Paul von Hindenburg]] und dessen [[Notverordnung]]en abhängig. Die [[Deflationspolitik]] des Reichskanzlers [[Heinrich Brüning]] verschärfte die wirtschaftliche Krise. Dessen Nachfolger [[Franz von Papen]] (Juni–November 1932) unterstellte die demokratische Regierung Preußens einem Reichskommissar ([[Preußenschlag]]) und ließ Neuwahlen abhalten, bei denen die Nationalsozialisten noch stärker wurden.

Reichskanzler [[Kurt von Schleicher]] versuchte, eine [[Machtergreifung|Machtübernahme]] [[Adolf Hitler]]s durch eine „[[Querfront]]“ von [[Gewerkschaft]]en und Teilen der Nationalsozialisten zu verhindern; von Papen aber überredete den widerwilligen Hindenburg, Hitler am 30.&nbsp;Januar 1933 zum Reichskanzler zu ernennen. Am 27.&nbsp;Februar kam es zum –&nbsp;bis heute unaufgeklärten&nbsp;– [[Reichstagsbrand]], den Hitler zur „[[Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat|Reichstagsbrandverordnung]]“ nutzte, mit der auf unbestimmte Zeit die [[Grundrechte]] außer Kraft gesetzt wurden. Die folgenden Massenverhaftungen politischer Gegner, insbesondere von Kommunisten und Sozialdemokraten, prägten die [[Reichstagswahl März 1933|Reichstagswahl am 5. März 1933]], bei der die NSDAP die absolute Mehrheit knapp verfehlte und mit der reaktionären [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] weiterregierte. Die endgültige Machtübernahme erfolgte kurz darauf, als der Reichstag mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien, allein gegen die Stimmen der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], das [[Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933]] verabschiedete und damit Hitlers Regierung auch die [[Gesetzgebung]] überließ.

==== Nationalsozialistische Diktatur (1933–1945) ====
{{Hauptartikel|NS-Staat|Zeit des Nationalsozialismus}}
[[Datei:Grossdeutsches Reich NS Administration 1944.png|mini|[[NS-Staat#Großdeutsches Reich|Großdeutsches Reich]] mit besetzten Gebieten, 1943–1945]]

Die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] errichtete im Deutschen Reich innerhalb einiger Monate einen [[Totalitarismus|totalitären]] [[Einparteiensystem|Einparteienstaat]] unter Führung Adolf Hitlers und der [[Gleichschaltung]] der Institutionen. Missliebige Personen und politische Gegner, insbesondere Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, wurden aus allen Behörden entfernt, [[Frühe Konzentrationslager|erste Konzentrationslager]], ab 1935 unter Aufsicht der [[Inspektion der Konzentrationslager]], wurden errichtet, [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücher verbrannt]]<ref>[[Klaus Hildebrand]]: ''Das Dritte Reich'' (=&nbsp;''Oldenbourg Grundriss der Geschichte.'' Band&nbsp;17). 6., neubearbeitete Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2003, ISBN 978-3-486-49096-1, S.&nbsp;7, 446.</ref> und missliebige Kunst als „[[Entartete Kunst|entartet]]“ diffamiert. [[Nationalsozialistische Propaganda|NS-Propaganda]] durchdrang auch das Privatleben; bereits auf Kinder wurde Druck ausgeübt, den Parteiorganisationen beizutreten. Im Oktober 1933 verkündete Hitler den Austritt Deutschlands aus dem [[Völkerbund]]. Er sicherte seine Herrschaft im Inneren, indem er während der [[Röhm-Putsch|Röhm-Morde]] am 30. Juni 1934 innerparteiliche Gegner und ehemalige Weggefährten ermorden ließ, wobei die SA zugunsten der Hitler bedingungslos ergebenen [[Schutzstaffel|SS]] entmachtet wurde. Die Generalität der [[Reichswehr]] legte auf ihn persönlich den [[Führereid]] ab. Die [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] wurde als politische Polizei zur Bekämpfung der politischen und ideologischen Gegner eingesetzt.

Von Beginn an hatte Hitler zwei Ziele, einen Angriffs- und [[Vernichtungskrieg]] zur Schaffung von „[[Lebensraum im Osten]]“ und die [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Verfolgung der Juden]], die mit Diskriminierung, Demütigung und Ausgrenzung begann und als „[[Endlösung der Judenfrage]]“ im [[Holocaust]] endete. 1934 begann die [[Aufrüstung der Wehrmacht]]. Eine expansive Geldpolitik und Schuldenwirtschaft waren auf baldige Kriegsführung ausgerichtet. Mit dem [[Reinhardt-Programm]] wurde die [[Arbeitslosigkeit]] gesenkt; dies wurde von der Bevölkerung als Einlösung wirtschaftlicher Versprechen begrüßt. Die [[Geschichte der Juden in Deutschland#Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945|deutschen Juden]] wurden immer schlechter gestellt; die [[Nürnberger Gesetze]] 1935 bestraften Beziehungen zwischen „[[Arier]]n“ und Juden als „[[Rassenschande]]“ schwer. Juden verloren alle öffentlichen Ämter, wurden willkürlich verfolgt, bestohlen und erpresst und schließlich mit einem völligen Berufsverbot belegt, jüdische Vermögen [[Arisierung|arisiert]]. Immer häufiger wurden auch Juden in Konzentrationslager eingewiesen. Viele fassten den Entschluss zur [[Auswanderung|Emigration]], die meisten aber blieben in Deutschland.

[[Datei:Bundesarchiv B 285 Bild-04413, KZ Auschwitz, Einfahrt.jpg|mini|[[Foto vom Torhaus Auschwitz-Birkenau|Foto vom Torhaus]] des [[KZ Auschwitz-Birkenau|Vernich&shy;tungs&shy;lagers Auschwitz-Birkenau]], Ansicht von innen, 1945 (Aufnahme: [[Stanisław Mucha (Fotograf)|Stanisław Mucha]])]]
[[Datei:Koeln 1945.jpg|mini|Zerstörtes [[Köln]] am Ende des [[Luftkrieg#Bombenangriffe auf Deutschland|Bombenkrieges]], April 1945]]

Die rassistische NS-Ideologie zur Schaffung einer „gesunden“ „[[Volksgemeinschaft]]“ (vgl. [[Herrenvolk und Herrenrasse|Herrenrasse]]) richtete sich gegen zwei weitere Gruppen, [[Roma]] und Slawen als „[[Untermensch]]en“. Nicht als „[[Fremdvölkische|fremdrassig]]“, aber als die [[Nationalsozialistische Rassenhygiene|„Gesundheit“ des „Volkskörpers“]] bedrohend angesehen, wurden auch [[Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus|Homosexuelle]], [[Aktion T4|Behinderte]] und „[[Asoziale (Nationalsozialismus)|Asoziale]]“ vom Regime drangsaliert und ermordet. Zugleich feierte das Regime [[Propaganda]]&shy;erfolge; 1936 verbesserten die [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Spiele]] das Ansehen im Ausland, das entmilitarisierte [[Rheinland]] wurde [[Rheinlandbesetzung (1936)|besetzt]]. Die Expansion begann mit dem erzwungenen [[Anschluss Österreichs]] im März 1938, worauf Deutschland als [[NS-Staat#Großdeutsches Reich|Großdeutsches Reich]] bezeichnet wurde. Das [[Münchner Abkommen]] im Oktober 1938 besiegelte die Annexion des [[Sudetenland]]es. Mit der [[Zerschlagung der Tschechoslowakei|Zerschlagung]] der [[Tschecho-Slowakische Republik|Tschecho-Slowakischen Republik]] im März 1939 brach Hitler sein Versprechen, das Sudetenland sei seine letzte territoriale Forderung. Damit wurde klar, dass die [[Appeasement-Politik]] der Westmächte gegenüber Deutschland ein Fehler gewesen war.

Nachdem das Deutsche Reich am 1. September 1939 den [[Überfall auf Polen]] begonnen hatte, erklärten [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], [[Kanada]], [[Australien]], [[Indien]], [[Neuseeland]], [[Südafrika]] und [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] Deutschland den Krieg. Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] forderte in sechs Jahren etwa 55 bis 60 Millionen Tote. Deutschland gelangen zunächst einige als „[[Blitzkrieg]]“ bezeichnete militärische Erfolge. [[Zweite Polnische Republik|Polen]] wurde im [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|Nichtangriffspakt]] zwischen Hitler und [[Josef Stalin|Stalin]] aufgeteilt, die [[Oberkommando der Wehrmacht|Wehrmacht]] warf anschließend ihre Armeen nach Westen, überfiel in der „[[Unternehmen Weserübung|Weserübung]]“ Dänemark und Norwegen und im „[[Westfeldzug]]“ die neutralen Staaten Luxemburg, Belgien und die Niederlande und besetzte 1940 innerhalb von sechs Wochen große Teile Frankreichs. Hitlers Popularität erreichte ihren Höhepunkt.

Noch vor Kriegsbeginn verschärfte das Dritte Reich die Judenverfolgung. Im Laufe des Jahres 1938 wurden deutsche Juden aus dem Wirtschaftsleben ausgeschaltet und mittels verschiedener Verordnungen um ihr Vermögen gebracht.<ref>''[[Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden]]'' vom 26. April 1938, ''[[Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben]]'' vom 12. November 1938 und ''[[Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens]]'' vom 3. Dezember 1938.</ref> Am 9. November 1938 wurden im Zuge der [[Novemberpogrome]] jüdische Geschäfte und Synagogen verwüstet. 1941 wurde die Ausreise von Juden verboten. Seither mussten sie den „[[Judenstern]]“ tragen, und im gesamten deutschen Machtbereich begann ihre [[Holocaust|systematische Ermordung]]. Viele starben wegen unzureichender Versorgung und Seuchen bei der [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeit]]. Die mit der Ausführung vor allem beauftragte SS errichtete auf ehemals polnischem oder sowjetischem Gebiet [[Vernichtungslager]], in denen die meisten Opfer, in [[Viehwaggon]]s herangebracht, sofort vergast wurden (siehe [[Aktion Reinhardt]]). Allein in den [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz]] wurden über eine Million Menschen ermordet. Insgesamt beläuft sich die Zahl der ermordeten Juden auf mindestens sechs Millionen.<ref>[[Wolfgang Benz]]: ''Holocaust''. In: derselbe (Hrsg.): ''[[Handbuch des Antisemitismus]]. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart'', Band 3: ''Begriffe, Ideologien, Theorien.'' De Gruyter Saur, Berlin 2008, ISBN 978-3-598-24074-4, S. 119–125, hier S. 124.</ref>

Mit dem [[Unternehmen Barbarossa]] begann am 22. Juni 1941 der ([[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Russlandfeldzug 1941–1945]]). Das deutsche Heer marschierte auf die [[Moskau|sowjetische Hauptstadt]] vor und wurde in der [[Schlacht um Moskau]] im Dezember 1941 gestoppt. Nachdem das kriegsverbündete [[Kaiserreich Japan]] (→&nbsp;[[Achsenmächte]]) im selben Monat die amerikanische Marine im [[Angriff auf Pearl Harbor]] überfallen hatte, erklärte Deutschland auch den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] den Krieg. Mangelnde Ressourcen und die Übermacht des Gegners ließen bald die Kriegswende eintreten, die sich in der verlorenen [[Schlacht von Stalingrad]] mit der völligen Aufreibung der [[6. Armee (Wehrmacht)|deutschen 6.&nbsp;Armee]] manifestierte. Je unvermeidlicher die Niederlage wurde, desto härter wurde die Politik nach innen geführt. In seiner [[Sportpalastrede]] vom 18. Februar 1943 proklamierte [[Joseph Goebbels]] den „[[Totaler Krieg|totalen Krieg]]“, während die deutschen Armeen an fast allen Fronten zurückwichen und zahlreiche deutsche Städte durch den [[Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg#Luftangriffe gegen Städte|Bombenkrieg]] zerstört wurden. Zwei Tage vor der Eroberung der deutschen Hauptstadt durch die [[Rote Armee]] in der [[Schlacht um Berlin]] nahm sich Hitler am 30.&nbsp;April 1945 im [[Führerbunker]] das Leben. Die [[bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht]] folgte am 8.&nbsp;Mai.

=== Deutschland unter alliierter Besatzung (1945–1949) ===
{{Hauptartikel|Deutschland 1945 bis 1949|Besatzungszone}}
Am 23.&nbsp;Mai 1945 verhaftete die britische Armee die [[Regierung Dönitz|letzte Reichsregierung]] unter [[Karl Dönitz]] im [[Sonderbereich Mürwik]] bei [[Flensburg]]. Überlebende politische, militärische und wirtschaftliche Hauptverantwortliche wurden ab November 1945 wegen ihrer individuellen Verantwortung an [[Kriegsverbrechen]] und [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] in den [[Nürnberger Prozesse]]n angeklagt.
[[Datei:Map-Germany-1947.svg|mini|Die vier Besatzungszonen gemäß [[Potsdamer Abkommen]], das [[Saarland 1947 bis 1956|Saarprotektorat]] und die unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellten [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebiete]]]]
[[Datei:Potsdam Conference group portrait, July 1945.jpg|mini|links|Die Teilnehmer der [[Potsdamer Konferenz]], 1945]]

Deutschland wurde in den [[Deutsches Reich in den Grenzen vom 31. Dezember 1937|Grenzen vom 31. Dezember 1937]] aufgeteilt; am 5. Juni 1945 legten die [[Alliierte#Die Drei Mächte bzw. die Vier Mächte|vier Siegermächte]] – USA, UdSSR, Großbritannien und [[Potsdamer Konferenz#Teilnehmer|schließlich auch Frankreich]] – Besatzungszonen fest und übten sodann westlich der [[Oder-Neiße-Grenze#Potsdamer Konferenz und Zeit der Besetzung Deutschlands (1945 bis 1949)|Oder-Neiße-Linie]] die [[Hoheitsakt|Hoheitsgewalt]] in ihrer jeweiligen Zone und gemeinsam mittels einer [[Alliierte Kommandantur|Alliierten Kommandantur]] über [[Groß-Berlin]] aus. Die [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|deutschen Ostgebiete]], ein Viertel der Reichsfläche, bewohnt von einem Fünftel der Reichsbevölkerung, waren bereits vor Kriegsende nach ihrer Eroberung durch die [[Rote Armee]] der Verwaltung der [[Volksrepublik Polen]] und im nördlichen Ostpreußen jener der [[Sowjetunion]] unterstellt worden ([[Oblast Kaliningrad]]). Auf Betreiben Stalins billigten die Westmächte dies im [[Potsdamer Abkommen]] wie auch die begonnene [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|Vertreibung der Deutschen aus Mittel- und Osteuropa]]. Die [[Geschichte Österreichs#Zweite Republik (seit 1945)|Republik Österreich]] wurde in den Grenzen von 1938 wiederhergestellt und ebenfalls in vier [[Besetztes Nachkriegsösterreich|Besatzungszonen aufgeteilt]]. 1946/1947 wurde das [[Saarland 1947 bis 1956|Saarland]] aus dem Besatzungsgebiet ausgegliedert und unter direkte französische Verwaltung gestellt.

Die Vier Mächte bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine [[Demilitarisierung]], [[Entnazifizierung]] und [[Kartellgeschichte|Zerschlagung der Kartelle]]; schon bei der Frage, was unter [[Demokratie]] zu verstehen sei, zeigten sich Differenzen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten, die sich im beginnenden [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] verschärften. In den drei Westzonen stellten die Westalliierten die für den Wiederaufbau bedeutende [[Montanindustrie]] unter das [[Ruhrstatut]]. Mit der [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform]] im Juni 1948 und der zeitgleichen Aufhebung der Preisbindung und Bewirtschaftung setzte der [[Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes|Wirtschaftsdirektor der Westzonen]] [[Ludwig Erhard]] eine vor allem psychologisch bedeutsame wirtschaftliche Zäsur; mit der wenige Tage später folgenden Währungsreform in der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetisch besetzten Zone Deutschlands]] und der [[Berlin-Blockade]] durch die UdSSR vertiefte sich die Trennung zwischen Ost und West.

=== Bundesrepublik Deutschland und DDR (1949–1990) ===
{{Hauptartikel|Deutsche Teilung|Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik}}
[[Datei:Deutschland Bundeslaender 1957.png|mini|hochkant|Deutschland entsprechend der ab 1958 von der Sowjetunion und der DDR vertretenen [[Drei-Staaten-Theorie]], die sich nicht durchgesetzt hat: Bundesrepublik, West-Berlin und DDR]]

Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23.&nbsp;Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet und das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] als provisorische Verfassung in Kraft gesetzt, dessen Präambel für eine Übergangszeit ein [[Wiedervereinigungsgebot]] enthielt; Bonn wurde Regierungssitz. In der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] wurde viereinhalb Monate später die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Beide Teilstaaten sahen sich jeweils in Kontinuität eines [[Gesamtdeutschland|gesamtdeutschen]] Staates und [[Alleinvertretungsanspruch#Geteiltes Deutschland|erkannten den jeweils anderen nicht an]].<ref>Andreas Eisen, Uta Stitz: ''Das Nebeneinander der beiden deutschen Staaten und die deutsche Einigung 1990.'' In: Thomas Ellwein, Everhard Holtmann (Hrsg.): ''50 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Rahmenbedingungen – Entwicklungen – Perspektiven.'' Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 60; Steffen Alisch: ''Die DDR von Stalin bis Gorbatschow: der sowjetisierte deutsche Teilstaat 1949 bis 1990.'' In: [[Hans-Peter Schwarz (Historiker)|Hans-Peter Schwarz]] (Hrsg.): ''Die Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz nach 60 Jahren.'' Böhlau, Köln 2008, S. 135&nbsp;ff.</ref> Beide blieben unter [[Berliner Erklärung (Alliierte)|Kontrolle der Besatzungsmächte]]. Mit der Integration in die entgegengesetzten Militärbündnisse von [[NATO]] und [[Warschauer Pakt|Warschauer Vertrag]] erhielten sie 1955 ihre formale Unabhängigkeit (siehe [[Pariser Verträge]], [[Chronik der DDR (1949–1960)#1955|Souveränitätserklärung der UdSSR für die DDR]]). Voraussetzung dafür war, dass im Juli 1951 die drei Westmächte die formelle Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland beschlossen; die Sowjetunion erklärte dies erst im Januar 1955, worauf weitere Staaten im östlichen Europa folgten.<ref>Vgl. [http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschland-chronik/131341/9-juli-1951 ''9. Juli 1951.''] Deutschland-Chronik (Kapitel II: ''Gründerjahre der beiden deutschen Staaten'', Abschn. 7. ''Bipolare Außenpolitik und Wiederaufrüstung im Kalten Krieg''), [[Bundeszentrale für politische Bildung]] (bpb), abgerufen am 26. Januar 2019.</ref> Den Alliierten verblieben die Verantwortung für [[Deutschland als Ganzes]] und ihre Rechte in Berlin.

Während in der DDR eine staatlich gelenkte [[Zentralverwaltungswirtschaft|Planwirtschaft]] aufgebaut wurde, entschied sich die Bundesrepublik für die sogenannte [[soziale Marktwirtschaft]] mit geringem staatlichem Einfluss. Die sowjetische [[Besatzungsmacht]] sorgte mit hohen Reparationsforderungen (vor allem [[Demontage (Reparation)|Demontagen]]) für schwierige Startbedingungen auf dem Gebiet der DDR, während in der Bundesrepublik mit ausländischer Hilfe ([[Marshallplan]]) ein „[[Wirtschaftswunder]]“ einsetzte, das zu anhaltend hohen Wachstumsraten, Vollbeschäftigung und Wohlstand führte.

Im Westen orientierte man sich beim [[Stadtbaugeschichte#Wiederaufbau von 1945 bis um 1955|Neu- und Wiederaufbau der Städte]] an der [[Charta von Athen (CIAM)]] von 1933, während im Osten die nach sowjetischem Vorbild entwickelten [[16 Grundsätze des Städtebaus]] verbindlich wurden. Im Ergebnis folgte der Wiederaufbau in beiden deutschen Staaten dennoch dem Leitbild der [[Autogerechte Stadt|autogerechten Stadt]]. [[Geschichte des Wohnens#20. und 21. Jahrhundert|Wohnen]] und [[Gewerbegebiet|Gewerbe]] wurden damit häufig voneinander getrennt. Fortan wurden auch zahlreiche [[Suburbanisierung|suburbane]] [[Satellitenstadt|Satellitenstädte]] („Schlafstädte“) geplant. Diese Art der Stadtentwicklung wurde bereits früh als verfehlt erkannt.<ref>{{Internetquelle |autor=Ralf Huber-Erler, Hartmut Topp |url=https://www.bauwelt.de/themen/Ein-ungeliebtes-Erbe-autogerechte-Stadt-Auto-Vekehr-Konflikt-2114144.html |titel=Ein ungeliebtes Erbe: Stadt und Auto |hrsg=[[Bauwelt (Zeitschrift)|Bauwelt]] |datum=2014 |abruf=2022-03-17}}</ref>

[[Datei:Berlinermauer.jpg|mini|links|Die [[Berliner Mauer]] am Bethaniendamm in [[Berlin-Kreuzberg]] (West-Berlin), 1986]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-1118-028, Berlin, Grenzübergang Bornholmer Straße.jpg|mini|links|Bornholmer Straße in West-Berlin am 10. November 1989. Einen Tag nach dem [[Berliner Mauer#Mauerfall|Fall der Mauer]] bereitet ein Spalier Besuchern aus der DDR einen ersten Empfang.]]

Der [[Eiserner Vorhang|Eiserne Vorhang]] durch Mitteleuropa teilte auch Deutschland; die fortgesetzte [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|Auswanderung besonders Junger und Hochqualifizierter]] ließ die DDR die [[innerdeutsche Grenze]] zunehmend abriegeln, bis sie 1961 unter dem langjährigen SED-Generalsekretär [[Walter Ulbricht]] durch den Bau der [[Berliner Mauer]] vollständig geschlossen wurde, was selbst familiäre Kontakte zwischen West- und Ostdeutschland stark erschwerte. Wer die [[Ungesetzlicher Grenzübertritt im DDR-Recht|Republikflucht]] trotzdem versuchte, wurde gewaltsam aufgehalten (siehe [[Schießbefehl]], Grenz- und [[Todesopfer an der Berliner Mauer|Mauertote]]).

Außenpolitisch setzte der langjährige Bundeskanzler [[Konrad Adenauer]] für die [[Alliiertes Vorbehaltsrecht|teilsouveräne]] Bundesrepublik die [[Westintegration]] und die Beteiligung am wirtschaftlichen Zusammenschluss Westeuropas durch, der mit der [[Montanunion]] 1952 begann. Der [[Élysée-Vertrag]] 1963 begründete die [[Deutsch-französische Beziehungen|deutsch-französische Freundschaft]] als Motor der [[Europäische Integration|europäischen Integration]]. Die DDR wurde im September 1950 Vollmitglied im östlichen [[Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe]] (RGW).

Im Innern der DDR wurde durch die Staatspartei [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] und durch [[Massenorganisation]]en wie die [[Freie Deutsche Jugend|FDJ]] der Sozialismus verbindlich festgeschrieben; freie Wahlen gab es nicht mehr, der [[Aufstand vom 17. Juni 1953]] wurde niedergeschlagen. Abweichende Meinungen wurden durch [[Zensur in der DDR|Zensur]] und die umfassende Überwachung der Geheimpolizei [[Ministerium für Staatssicherheit|Staatssicherheit]] verfolgt; dagegen bildete sich Protest in einer [[Opposition und Widerstand in der DDR|Dissidenten- und Bürgerrechtlerbewegung]], die sich durch die [[Wolf Biermann#Ausbürgerung aus der DDR|Ausbürgerung Wolf Biermanns]] 1976 radikalisierte. In der sich durch [[Westernisierung]] liberalisierenden Bundesrepublik verstärkten sich Forderungen nach einem gesellschaftlichen Wandel und nach [[Vergangenheitsbewältigung]], da die NS-Eliten weitgehend unbehelligt geblieben waren – insbesondere durch die [[westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre]]. Gegen die 1966 gebildete [[Große Koalition]] mit ihren [[Notstandsgesetze (Deutschland)|Notstandsgesetzen]] entstand eine [[außerparlamentarische Opposition]]. Die [[sozialliberale Koalition]] unter [[Willy Brandt]] baute ab 1969 den Sozialstaat und gesellschaftliche Freiheiten aus; die auf [[Entspannungspolitik|Entspannung]] mit Osteuropa zielende „[[Ostpolitik#Neue Ostpolitik|Neue Ostpolitik]]“ brachte Brandt 1971 den [[Friedensnobelpreis]] und Kritik von konservativer Seite ein.

Im Jahr 1973 wurden Bundesrepublik und DDR [[Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen|Mitgliedstaaten der UNO]]. Die Planwirtschaft der DDR hatte neben zunehmenden Versorgungsproblemen ([[Mangelwirtschaft]]) mit der demographischen Entwicklung zu kämpfen, der der von 1971 bis 1989 regierende [[Erich Honecker]] durch massive Familienförderung begegnete. Die [[Frauen- und Familienpolitik der DDR]] gilt ebenso wie die erreichte soziale Gleichheit und Sicherheit als teilweise erfolgreich. Die 1970er Jahre waren in der Bundesrepublik durch steigende Verschuldung und Arbeitslosigkeit nach der [[Ölpreiskrise|Ölkrise]] und dem Terror der linksradikalen [[Rote Armee Fraktion]] geprägt. Bundeskanzler [[Helmut Schmidt]] (SPD) verlor wegen seiner Unterstützung des [[NATO-Doppelbeschluss]]es – angegriffen von der Friedensbewegung, Teil der entstehenden [[Neue Soziale Bewegungen|Neuen Sozialen Bewegungen]] – den Rückhalt in seiner Partei und wurde 1982 von [[Helmut Kohl]] (CDU) abgelöst, der 1989 die Chance zur Wiedervereinigung Deutschlands ergriff.

Die Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung war im ständigen, durch das [[Westfernsehen]] unterstützten Systemvergleich angewachsen. Ende der 1980er Jahre bildete sich mit der [[Geschichte der Sowjetunion#Reformen durch Glasnost und Perestroika|Reformpolitik]] [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschows]] in der Sowjetunion auch in der DDR eine Protestbewegung, die in der [[Gerhard Schürer#Schürer-Bericht|maroden DDR]] im Herbst 1989 durch eine Ausreisebewegung über den löchrig gewordenen Eisernen Vorgang und durch [[Montagsdemonstrationen 1989/1990 in der DDR|Massendemonstrationen]] die politische Führung unter Druck setzte („[[Wir sind das Volk]]“) und zum Rücktritt Honeckers führte. Am 9.&nbsp;November 1989 führte die Gewährung der [[Reisefreiheit]] durch die DDR-Führung zu einem Massenansturm und zur Öffnung der Grenzübertrittsstellen der [[Berliner Mauer]]. Kohl lenkte die Entwicklung ab seinem [[Zehn-Punkte-Programm]] Ende November in Richtung nationaler Einheit („[[Wir sind ein Volk]]“) unter Erhaltung der militärischen und politischen Westbindung. Bei der ersten freien [[Volkskammerwahl 1990|Volkskammerwahl vom 18. März 1990]] gewann das von der [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|Ost-CDU]] geführte Parteienbündnis „Allianz für Deutschland“, das auf eine schnelle Wiedervereinigung setzte. Diese wurde in den nächsten Monaten im [[Einigungsvertrag]] und mit den Vertretern der Alliierten im Rahmen der „[[Zwei-plus-Vier-Vertrag|Zwei-plus-Vier-Gespräche]]“ ausgehandelt.

=== {{Anker|Berliner Republik (seit 1990)}} Wiedervereinigtes Deutschland (seit 1990) ===
{{Hauptartikel|Geschichte Deutschlands seit 1990}}
[[Datei:BRD.png|mini|Deutschlands Außengrenzen seit der Wiedervereinigung 1990; die innerstaatlichen Grenzen zeigen den Stand nach dem 29. Juni 1993.]]

Die [[deutsche Wiedervereinigung]] wurde am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland vollzogen; dieser [[Tag der Deutschen Einheit]] wurde [[Nationalfeiertag]]. Der 1991 in Kraft getretene [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] regelte die [[deutsche Frage]] abschließend: Die [[Alliierte#Die Drei Mächte bzw. die Vier Mächte|Vier Mächte]] gaben ihre Hoheitsbefugnisse auf, bis Ende 1994 verließen ihre Truppen das Land, das wiedervereinigte Deutschland erhielt seine volle staatliche [[Souveränität]]. Es verpflichtete sich zur Abrüstung auf maximal 370.000 Soldaten. Mit dem am 14.&nbsp;November 1990 in Warschau unterzeichneten [[Deutsch-polnischer Grenzvertrag|deutsch-polnischen Grenzvertrag]] erkannte Deutschland die [[Oder-Neiße-Grenze]] an; das Territorium östlich davon wurde damit völkerrechtlich endgültig polnisch. Das wurde durch eine Politik der Aussöhnung mit den östlichen Nachbarn ergänzt, zuerst [[Deutsch-polnischer Nachbarschaftsvertrag|1991 mit Polen]], dann [[Deutsch-Tschechische Erklärung|1997 mit Tschechien]]. Außenpolitisch setzte sich die Bundesregierung unter Bundeskanzler Kohl für eine [[Europäische Integration|vertiefte Integration]] mit Bildung der [[Europäische Union|Europäischen Union]], der anschließenden [[Erweiterung der Europäischen Union|EU-Osterweiterung]] und der [[Euro]]-Einführung ein.

[[Datei:SoziodemographieDeutschlandsNachDerWiedervereinigung.png|mini|links|Sozioökonomische Daten der 1990er-Jahre: Starker Bevölkerungsverlust und Massenarbeitslosigkeit in den [[Neue Länder|neuen Bundesländern]]]]
Der Bundestag machte 1991 [[Hauptstadtbeschluss|Berlin zur Hauptstadt]], in die Regierung und Parlament 1999 zogen (siehe [[Reichstagsgebäude]] und [[Regierungsviertel (Berlin)|Regierungsviertel]]). Nach kurzem Wiedervereinigungboom waren die 1990er Jahre von wirtschaftlicher Stagnation, Massenarbeitslosigkeit und „[[Reformstau]]“ geprägt. Insbesondere die [[Neue Länder|neuen Länder]] entwickelten sich nach der Einführung der Marktwirtschaft nicht so schnell wie erhofft („[[blühende Landschaften]]“). 1991 bis 1993 kam es zu einer [[Liste flüchtlingsfeindlicher Angriffe in Deutschland 1990 bis 2013|Welle von Ausschreitungen gegen Asylbewerber]]. Erst in den 2000er-Jahren stabilisierten sich die neuen Länder sozial und wirtschaftlich.

Bei der [[Bundestagswahl 1998]] verlor Kohls [[schwarz-gelbe Koalition]] ihre Bundestagsmehrheit, die bisherigen Oppositionsparteien SPD und [[Bündnis 90/Die Grünen]] bildeten die erste [[rot-grüne Koalition]] unter Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] (SPD), die tiefgreifende Veränderungen in der Sozial-, Renten- und Gesundheitspolitik durchsetzte. Ökologie erhielt stärkeres Gewicht, etwa mit dem Beginn des [[Atomausstieg]]s. Zu den gesellschaftspolitischen Liberalisierungen zählten das [[Lebenspartnerschaftsgesetz]] und ein neues [[Staatsbürgerschaft]]srecht. Der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg&nbsp;– 1999 im [[Kosovokrieg]]&nbsp;– markierte einen Wendepunkt der Außenpolitik. Nach den [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terroranschlägen vom 11. September 2001]] sicherte Schröder den USA die „uneingeschränkte Solidarität“ zu; Deutschland nahm am [[Krieg in Afghanistan 2001–2021|Krieg in Afghanistan]] teil, aber nicht am [[Irakkrieg]], was den „Friedenskanzler“ Schröder populär machte.

Die zweite Amtszeit Schröders ab 2002 war von der [[Agenda 2010]] und damit verbunden den Arbeitsmarktreformen des [[Hartz-Konzept]]s geprägt. Sozialleistungen für Arbeitslose wurden reduziert und an individuelle Fördermaßnahmen gekoppelt, was von Betroffenen als ungerecht empfunden wurde. Dies führte zu [[Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau ab 2004|deutschlandweiten Protesten]] und indirekt zu einer vorgezogenen [[Bundestagswahl 2005]], worauf [[Angela Merkel]] (CDU) als erste Bundeskanzlerin Deutschlands an die Regierung kam. Ihre [[große Koalition]] war mit dem Zusammenbruch von Banken während der [[Weltfinanzkrise]] und der folgenden [[Weltfinanzkrise|Großen Rezession]] konfrontiert. Nach deren Überwindung erlebte Deutschland einen andauernden Wirtschaftsboom und einen nachhaltigen Rückgang der Arbeitslosigkeit. [[Eurokrise]] (ab 2010) und [[Europäische Flüchtlingskrise|Flüchtlingskrise in Europa ab 2015]] stellen seitdem die wichtigsten Herausforderungen der Politik dar, deren Bewältigung der Wirtschaftsboom wesentlich erleichtert. Beide Ereignisse führten jedoch auch zu erheblichen gesellschaftlichen Zerwürfnissen und zu einem Erstarken [[EU-Skepsis|EU-skeptischer]] und islamfeindlicher Bewegungen ([[Pegida]], [[Alternative für Deutschland]]). Mit der [[Gleichgeschlechtliche Ehe|Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen]], der standesamtlichen Einführung eines [[Drittes Geschlecht|dritten Geschlechts]] und der Einstellung der [[Wehrpflicht in Deutschland|Einberufung zum Wehrdienst]] in der Bundeswehr strebte Deutschland nach weitergehender Liberalisierung seiner Gesellschaft.

Angela Merkel beendete die letzte ihrer vier Amtszeiten während der [[COVID-19-Pandemie]], auf die Deutschland mit vorübergehenden Einschränkungen des wirtschaftlichen, kulturellen und öffentlichen Lebens reagierte und ihre Bekämpfung mit nationalen Impfprogrammen, unter anderem mit dem neuartigen, in Deutschland entwickelten [[RNA-Impfstoff|mRNA-Impfstoff]] [[Tozinameran]], begann. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen trug die [[COVID-19-Pandemie in Deutschland|Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie]] mit. Jedoch wurden einerseits soziale und wirtschaftliche Verwerfungen innerhalb der deutschen Gesellschaft, des deutschen Gesundheitssystems sowie technologische Rückstände Deutschlands im Vergleich zu anderen westlichen Ländern durch die Pandemie offenkundig. Andererseits mobilisierten Protestbewegungen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und sprachen dabei gezielt [[Impfgegnerschaft|Ängste in der Bevölkerung in Bezug auf Impfungen]] an. Nach der [[Bundestagswahl 2021]] wurde Merkel von [[Olaf Scholz]] (SPD) und die bis dahin in Koalitionen regierende CDU von einer [[Kabinett Scholz|rot-grün-gelben Koalition]] abgelöst. Mit ihr setzt sich die [[digitale Transformation]] Deutschlands sowie die wegen des [[Globale Erwärmung|Klimawandels]] begonnene [[Verkehrswende|Verkehrs-]] und [[Energiewende in Deutschland|Energiewende]] hin zu nachhaltigen Energieträgern fort.

Der [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russische Überfall auf die Ukraine 2022]] führte zu umfassenden [[Sanktionen gegen Russland seit dem Überfall auf die Ukraine|Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland]], an denen sich auch Deutschland beteiligte. Unter anderem stoppte Deutschland die Inbetriebnahme der Gaspipeline [[Nord Stream 2]], die zusammen mit der ersten [[Nord Stream|Nord-Stream]]-Pipeline im September 2022 durch einen [[Sabotage|Sabotageakt gegen Deutschland]] teilweise zerstört wurde. Die deutsche Wirtschaft, die sich von russischem Gas abhängig gemacht hatte, musste vorübergehend eine starke Teuerung im Energiesektor hinnehmen. Deutschland unterstützte die [[Liste von Auslandshilfen für die Ukraine seit 2014|Ukraine finanziell und mit der Lieferung von Rüstungsgütern]] im Wert von mehreren Milliarden Euro sowie im Rahmen der [[European Union Military Assistance Mission Ukraine]] durch die militärische Fort- und Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschem Boden. Mehr als eine Million ukrainische Kriegsflüchtlinge suchten in Deutschland Schutz. Die [[Ukrainer in Deutschland]] wurden dadurch mit insgesamt rund 1,2 Millionen Einwohnern (Stand Ende 2023) die [[Demografie Deutschlands#Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft|zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe]], nach den [[Türkeistämmige in Deutschland|Türken in Deutschland]].<ref>[https://www.destatis.de/DE/Im-Fokus/Ukraine/Gesellschaft/_inhalt.html ''Informationen zu Ukrainern in Deutschland''], Statistisches Bundesamt, abgerufen am 15. Dezember 2024.</ref> Die veränderte Sicherheitslage in Europa führte zu einem verstärkten Engagement Deutschlands an der NATO-Ostgrenze, unter anderem in [[Litauen]], wo die [[Panzerbrigade 45]] stationiert wird. Ebenfalls plant [[Bundesministerium der Verteidigung|Verteidigungsminister]] [[Boris Pistorius]], dass junge Männer in Zukunft über ihre Bereitschaft zum Dienst an der Waffe Auskunft geben müssen.<ref>{{Internetquelle |autor=Georg Ismar, Lars Langenau, Nadja Lissok |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/pistorius-bundeswehr-wehrdienst-lux.PAc8nnNfNxkaBby8Y7Zx6v |titel=Wehrdienst bei der Bundeswehr: Pistorius plant Erfassung von Wehrfähigen mit Fragebögen |datum=2024-06-12 |sprache=de |abruf=2024-10-04}}</ref>

Die [[Kabinett Scholz|erste Koalition]] aus [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], [[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]] und [[Freie Demokratische Partei|FDP]] in der 24. deutschen Bundesregierung [[Bruch der Ampelkoalition in Deutschland 2024|endete glücklos und vorzeitig]] nach drei Jahren und 15 Tagen, als am 6. November 2024 Bundeskanzler Olaf Scholz nach einer langen Reihe von Konflikten zwischen den Koalitionspartnern dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vorschlug, [[Bundesministerium der Finanzen|Finanzminister]] [[Christian Lindner]] zu entlassen. In der Folge traten auch alle anderen Bundesminister aus der FDP, mit Ausnahme von [[Volker Wissing]], zurück. Scholz schmähte die Arbeit Christian Lindners öffentlich und seine FDP wurde von den Koalitionspartnern und der öffentlichen Meinung überwiegend als Hauptverantwortliche für den Koalitionsbruch benannt.<ref>{{Literatur |Titel=Olaf Scholz: Wie er mit Christian Lindner abrechnete |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-11-07 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/olaf-scholz-wie-er-mit-christian-lindner-abrechnete-a-60a2bd94-674c-44aa-bd42-378c492cf53f |Abruf=2024-12-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100526384/deutschland-umfrage-diese-partei-traegt-am-meisten-schuld-am-ampel-aus.html |titel=Umfrage zeigt klare Meinung: Bürger machen eine Partei für Ampel-Aus verantwortlich |datum=2024-11-07 |sprache=de |abruf=2024-12-23}}</ref> Planungen der FDP, das Ende der Koalition vorzeitig herbeizuführen, soll es laut einer Berichterstattung von ''[[Die Zeit]]'' schon im September 2024 gegeben haben. Scholz fragte am 16. Dezember 2024 den Bundestag, ob dieser ihm noch [[Vertrauensfrage|vertraue]] und verlor die Abstimmung wie von ihm geplant, damit [[Bundestagswahl 2025|vorgezogene Neuwahlen]] abgehalten werden können.

== Politik ==
{{Hauptartikel|Föderalismus in Deutschland|Rechtslage Deutschlands nach 1945}}

=== Staatsgründung ===
[[Datei:Berlin Reichstag BW 1.jpg|mini|hochkant|[[Reichstagsgebäude]] in [[Berlin]], Sitz des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestages]]; davor die [[Fahne der Einheit]], die seit dem [[Tag der Deutschen Einheit|3. Oktober 1990]] ununterbrochen weht]]

Die Bundesrepublik Deutschland ist als [[Staat]] und [[Völkerrechtssubjekt]] nach [[Lehrmeinung|herrschender Lehre]] und [[Rechtsprechung#Ständige Rechtsprechung|ständiger Rechtsprechung]] des [[Bundesverfassungsgericht]]s identisch mit dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] und seinem Vorläufer, dem [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]], und steht damit seit 1867 in einer staatlichen Kontinuität (siehe [[Rechtslage Deutschlands nach 1945]]). Die [[Verfassungsgeschichte|historisch verschiedenen Verfassungen]] geben Auskunft über das Selbstverständnis des jeweiligen Staates. Nachdem Deutschland 1945 von den Vier Mächten, den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs, besetzt worden war, wurde das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] der in [[Westdeutschland]] entstandenen Bundesrepublik am 23.&nbsp;Mai 1949 verkündet und zum Folgetag in Kraft gesetzt. Es war durch die [[deutsche Teilung]] und bis 1955 durch das [[Besatzungsstatut]] in seinem Geltungsbereich beschränkt. Im östlichen Teil Deutschlands wurde am 7.&nbsp;Oktober 1949 die DDR als eigener Staat gegründet und erhielt eine [[Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik|Verfassung]], die 1968 ersetzt und 1974 revidiert wurde. Den provisorischen Charakter verlor das Grundgesetz mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]], indem die DDR seinem Geltungsbereich zum 3. Oktober 1990 beitrat. Mit dem Ende der [[Viermächte-Status|Viermächteverantwortung]] erlangte das vereinte Deutschland volle Souveränität.

=== Staatsgebiet ===
Das [[Staatsgebiet]] Deutschlands ergibt sich aus der Gesamtheit der Staatsgebiete seiner Länder. Das [[Hoheitsgebiet]] wurde zweimal durch Beitritt nach [[Artikel 23 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland (1949)|Artikel 23 Satz 2 Grundgesetz alter Fassung]] erweitert: 1957 um das [[Saarland 1947 bis 1956|Saarland]], 1990 um das [[Beitrittsgebiet]] der DDR sowie Berlins ([[Ost-Berlin|Ostteil Berlins]] und [[Berlin-Staaken#Geschichte|West-Staaken]]).<ref>Vgl. [[Georg Ress]]: ''Grundgesetz.'' In: [[Werner Weidenfeld]], [[Karl-Rudolf Korte]] (Hrsg.): ''Handbuch zur deutschen Einheit 1949–1989–1999.'' Aktualisierte Neuausgabe, Campus, Frankfurt am Main [u.&nbsp;a.] 1999, ISBN 3-593-36240-6, [https://books.google.de/books?id=CNbt__4aXZoC&pg=PA403 S. 403], insb. S.&nbsp;408.</ref>

Nicht zum Staatsgebiet gehört die [[ausschließliche Wirtschaftszone]] in Nord- und Ostsee. Der Verlauf der Staatsgrenze ist heute bis auf Teile des [[Bodensee#Territoriale Zugehörigkeit|Bodensees]] festgelegt.

Das einzige in Deutschland existierende [[Kondominium]] ist das [[Gemeinschaftliches deutsch-luxemburgisches Hoheitsgebiet|gemeinschaftliche deutsch-luxemburgische Hoheitsgebiet]], welches die Flüsse [[Mosel]], [[Sauer (Mosel)|Sauer]] und [[Our]] an der Grenze zwischen dem Großherzogtum [[Luxemburg]] und der Bundesrepublik Deutschland (mit den Ländern [[Rheinland-Pfalz]] und [[Saarland]]) bilden.<ref>{{Literatur |Autor=Georg Dahm, Jost Delbrück, Rüdiger Wolfrum |Titel=Völkerrecht |Band=Band I/1, ''Die Grundlagen. Die Völkerrechtssubjekte'' |Verlag=Walter de Gruyter |Ort=Berlin / New York |Datum=1989 |Seiten=342}}</ref> Es geht zurück auf die [[Wiener Kongress#Unterzeichnung und Ratifikation|Wiener Kongressakte]] von 9. Juni 1815, deren Regelungen im Jahr 1984 in einem Grenzvertrag bestätigt wurden.<ref name="Khan-Lux">[[Daniel-Erasmus Khan]]: ''Die deutschen Staatsgrenzen. Rechtshistorische Grundlagen und offene Rechtsfragen.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 978-3-16-148403-2, [https://books.google.de/books?id=V01T5VI4nZ4C&pg=PA474 S. 474&nbsp;ff.]; [[Bundesgesetzblatt (Deutschland)|BGBl.]] II 1988, S.&nbsp;414 ff.</ref> Das Gebiet ist jeweils das einzige [[Gemeindefreies Gebiet|gemeindefreie Gebiet]] der Länder Rheinland-Pfalz und Saarland.

Noch immer umstritten ist die [[Deutsch-Niederländische Grenzfrage]] im Bereich des [[Ems]]-[[Dollart]]-Gebiets (→&nbsp;[[Ems Dollart Region]]), weil beide Nachbarstaaten ihre unvereinbaren Rechtsstandpunkte zum Grenzverlauf aufrechterhalten.<ref>Daniel-Erasmus Khan: ''Die deutschen Staatsgrenzen.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2004, [https://books.google.de/books?id=V01T5VI4nZ4C&pg=PA437 S. 437].</ref> Innerhalb Deutschlands ist der Verlauf der Ländergrenzen zwischen [[Schleswig-Holstein]], [[Niedersachsen]] und eventuell [[Hamburg]] im Bereich der [[Unterelbe]] nicht abschließend geklärt worden. Für diesen Bereich haben die Länder durch [[Verwaltungsabkommen]] und [[Staatsvertrag|Staatsverträge]] Verwaltungs- und Gerichtszuständigkeiten geregelt, die [[Gebietshoheit]] ist damit aber nicht geklärt.<ref>[[Rainer Lagoni]]: ''Ländergrenzen in der Elbemündung und der Deutschen Bucht.'' Berlin 1982, ISBN 3-428-05240-4.</ref> Nicht restlos geklärt ist auch die Auseinandersetzung der Länder [[Baden-Württemberg]] und [[Hessen]] um die staatsrechtliche Zugehörigkeit der in Baden-Württemberg eingegliederten Gemeinde [[Bad Wimpfen]].

[[Exklave|Exklavische]] Teile des deutschen Staatsgebietes sind das baden-württembergische [[Büsingen am Hochrhein]], das von der Schweiz umschlossen wird und zum [[Schweizer Zollgebiet]] gehört, sowie einige kleine nordrhein-westfälische Gebiete, die durch die wenige Meter breite belgische [[Vennbahn]]-Trasse vom Hauptgebiet Deutschlands abgetrennt sind.

=== Politisches System ===
{{Hauptartikel|Politisches System der Bundesrepublik Deutschland}}
[[Datei:Politisches System Deutschlands neu.svg|mini|links|hochkant=1.4|[[Politisches System der Bundesrepublik Deutschland]]]]

Das Grundgesetz (GG) ist die [[Verfassung]] der Bundesrepublik Deutschland. [[Staatsoberhaupt]] ist der [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] mit vor allem repräsentativen Aufgaben. Er wird von der [[Bundesversammlung (Deutschland)|Bundesversammlung]] gewählt. [[Protokollarische Rangordnung|Im protokollarischen Rang]] folgen ihm der [[Präsident des Deutschen Bundestages]], der [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]], der jeweils amtierende [[Präsident des Bundesrates (Deutschland)|Präsident des Bundesrates]], der den Bundespräsidenten vertritt, und der [[Bundesverfassungsgericht#Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts|Präsident des Bundesverfassungsgerichts]]. [[Sitz (juristische Person)|Sitz]] des [[Verfassungsorgan]]s [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] ist die [[Bundeshauptstadt]] Berlin ({{§|3|berlin_bonng|juris}} Abs.&nbsp;3 [[Berlin/Bonn-Gesetz]]).

[[Artikel 20 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel&nbsp;20 GG]] legt – durch die [[Ewigkeitsklausel]] gesichert – fest, dass Deutschland als [[Demokratie|demokratischer]], [[Sozialstaat|sozialer]] [[Rechtsstaat]] und [[Föderalismus|föderativ]] [[Staatsorganisationsrecht|organisiert]] sein muss. [[Regierungssystem]] ist eine [[Parlamentarisches Regierungssystem|parlamentarische Demokratie]]. Die Bundesstaatlichkeit ist in zwei [[Politische Ebene|Ebenen]] im [[Politisches System der Bundesrepublik Deutschland|politischen System]] gegliedert: die [[Bundesebene (Deutschland)|Bundesebene]], die den Gesamtstaat Deutschland nach außen vertritt, und die Länderebene, die in jedem der 16 [[Land (Deutschland)|Bundesländer]] existiert. Jede Ebene besitzt eigene [[Organ (Recht)#Organe juristischer Personen des öffentlichen Rechts|Staatsorgane]] der [[Exekutive]] (ausführende Gewalt), [[Legislative]] (gesetzgebende Gewalt) und [[Judikative]] (rechtsprechende Gewalt). Die Länder wiederum bestimmen die Ordnung ihrer Städte und Gemeinden; beispielsweise sind fünf Länder in insgesamt 22 [[Regierungsbezirk]]e untergliedert. Die Länder haben sich eigene [[Landesverfassung (Deutschland)|Verfassungen]] gegeben; ihnen kommt grundsätzlich Staatsqualität zu, sie sind jedoch beschränkte Völkerrechtssubjekte, die nur mit Einwilligung der Bundesregierung eigene Verträge mit anderen Staaten eingehen dürfen ({{Art.|32|GG|dejure}} Abs.&nbsp;3, {{Art.|24|GG|dejure}} Abs.&nbsp;1 GG). Die Bundesrepublik kann als die [[Staatsrecht (Deutschland)|staatsrechtliche]] Verbindung ihrer Bundesländer angesehen werden und erhält erst dadurch Staatscharakter, ist also [[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesstaat im eigentlichen Sinne]] (siehe auch [[Föderalismus in Deutschland]]).

{{Siehe auch|freiheitliche demokratische Grundordnung}}

{{Verwaltungsgliederung Deutschlands|klein=ja}}

==== Legislative ====
[[Legislative|Gesetzgebungsorgane]] des Bundes sind der [[Deutscher Bundestag|Deutsche Bundestag]], der [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]] und im [[Verteidigungsfall (Deutschland)|Verteidigungsfall]] unter weiteren Voraussetzungen der [[Gemeinsamer Ausschuss|Gemeinsame Ausschuss]]. Bundesgesetze werden vom Bundestag mit [[Mehrheit#Einfache Mehrheit|einfacher Mehrheit]] beschlossen. Sie werden wirksam, wenn der Bundesrat keinen [[Einspruchsgesetz|Einspruch]] eingelegt oder [[Zustimmungsbedürftiges Gesetz|zugestimmt]] hat ({{Art.|77|gg|juris}} GG). Eine [[Verfassungsänderung|Änderung des Grundgesetzes]] ist nur mit der [[Zweidrittelmehrheit]] der Mitglieder des Bundestages und des Bundesrates möglich ({{Art.|79|gg|juris}} Abs.&nbsp;2 GG). In den Bundesländern entscheiden die [[Landesparlament]]e über die Gesetze ihres Landes. Obwohl die Abgeordneten nach dem Grundgesetz [[Freies Mandat|nicht weisungsgebunden]] sind ({{Art.|38|gg|juris}} GG), dominieren in der Praxis der [[Gesetzgebung]] Vorentscheidungen in den [[Politische Partei|Parteien]], die an der politischen Willensbildung mitwirken ({{Art.|21|gg|juris}} GG).

{{Doppeltes Bild|links|Frank-Walter Steinmeier - 2018 (cropped).jpg|144|2021-09-12 Politik, TV-Triell Bundestagswahl 2021 1DX 3801 by Stepro (cropped).jpg|147|Amtierender [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]]<br />[[Frank-Walter Steinmeier]]|Amtierender [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]]<br />[[Olaf Scholz]]}}

Die [[Zuständigkeit]] zur Gesetzgebung liegt bei den Bundesländern, wenn nicht eine Gesetzgebungsbefugnis des Bundes besteht ({{Art.|70|gg|juris}} bis 72 GG) – nämlich eine [[Ausschließliche Gesetzgebung|ausschließliche]] oder in bestimmten Fällen der [[Konkurrierende Gesetzgebung|konkurrierenden Gesetzgebung]].

==== Exekutive ====
Die [[Exekutive]] wird auf Bundesebene durch die [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] gebildet, die aus dem [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] als [[Regierungschef]] und den [[Bundesminister (Deutschland)|Bundesministern]] besteht. Alle [[Bundesministerium (Deutschland)|Bundesministerien]] haben einen [[Sitz (juristische Person)#Dienstsitz|Dienstsitz]] in Berlin und einen in der [[Bonn|Bundesstadt Bonn]]; einige haben ihren ersten Dienstsitz in Bonn. Auf Länderebene leiten die [[Ministerpräsident]]en, in den [[Stadtstaat]]en [[Erster Bürgermeister|Hamburg]] und [[Bremer Bürgermeister|Bremen]] die Präsidenten des Senats, in Berlin der [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Regierende Bürgermeister]] die Exekutive. Auch die Länder sind [[Repräsentative Demokratie#Parlamentarische Demokratie|parlamentarische Demokratien]] und deren Regierungschefs durch die [[Landesparlament|Landtage]], [[Bürgerschaft (Vertretungsorgan)|Bürgerschaften]] bzw. das [[Abgeordnetenhaus von Berlin]] gewählt. Die Verwaltungen des Bundes und der Länder werden jeweils durch die [[Minister|Fachminister]] geleitet.

Der Bundeskanzler wird auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag mit der Mehrheit seiner Mitglieder gewählt ({{Art.|63|gg|juris}} GG), seine Amtszeit endet mit der Wahlperiode des Bundestages ({{Art.|69|gg|juris}} Abs.&nbsp;2 GG). Vor deren Ablauf kann der Bundeskanzler gegen seinen Willen nur dadurch aus dem Amt scheiden, dass der Bundestag mit der Mehrheit seiner Mitglieder einen Nachfolger wählt ({{Art.|67|gg|juris}} GG, sogenanntes [[Misstrauensvotum#Deutsche Bundesebene|konstruktives Misstrauensvotum]]). Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt ({{Art.|64|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 GG), sie und der Bundeskanzler bilden die Bundesregierung ({{Art.|62|gg|juris}} GG), deren [[Richtlinienkompetenz]] der Bundeskanzler innehat ({{Art.|65|gg|juris}} Satz 1 GG). Die Führungsaufgabe in der deutschen „Kanzlerdemokratie“ kommt dem Bundeskanzler zu.<ref>Christian Schramek, ''Politische Führung in supranationalen Mehrebenensystemen. Die Europäische Union.'' In: [[Martin Sebaldt]], Henrik Gast (Hrsg.): ''Politische Führung in westlichen Regierungssystemen. Theorie und Praxis im internationalen Vergleich.'' VS Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17068-8, [https://books.google.de/books?id=tcqkOk-HJRYC&pg=PA307 S.&nbsp;307].</ref> Der Kanzler nominiert auch den deutschen Kandidaten für das Amt eines [[Europäische Kommission|EU-Kommissars]].

Die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Ausführung der Bundesgesetze obliegt grundsätzlich den Bundesländern, sofern das Grundgesetz keine abweichende Regelung trifft oder zulässt ({{Art.|30|gg|juris}}, {{Art.|83|gg|juris}} GG).

=== Staatshaushalt ===
{{Hauptartikel|Bundeshaushaltsplan (Deutschland)|Steuerrecht (Deutschland)}}
[[Datei:Bundeshaushaltsplan 2011.png|mini|Bundeshaushaltsplan 2011. Die [[Einzelplan|Einzelpläne]] für [[Sozialleistungsquote|Sozialausgaben]] und [[Staatsverschuldung Deutschlands|Bundesschulden]] vertilgen allein über die Hälfte der jährlichen Finanzen.]]

Der [[Staatshaushalt]] wies im Jahr 2021 Einnahmen durch Steuern, steuerähnliche Abgaben und Gebühren von 1629 Milliarden [[Euro]] sowie Ausgaben von 1762 Milliarden Euro auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/04/PD22_155_711.html |titel=133,2 Milliarden Euro öffentliches Finanzierungsdefizit im Jahr 2021 |werk=Pressemitteilung Nr. 155 vom 7. April 2022 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-09-19}}</ref> Von den Einnahmen waren 833 Milliarden Euro Steuereinnahmen von Bund, Ländern, Gemeinden und der [[Europäische Union|EU]].<ref name="destatis_steuern">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Steuereinnahmen/steuereinnahmen.html |titel=Steuereinnahmen 2021 summieren sich auf 833 Milliarden Euro |abruf=2022-09-19}}</ref> Aufgrund der auf etwa 33 Millionen gestiegenen Anzahl von sozialversicherungspflichtigen [[Erwerbstätigkeit|Erwerbstätigen]] und steigender Löhne liegen wichtige [[Steueraufkommen (Deutschland)|Steuereinnahmen]] wie die [[Einkommensteuer (Deutschland)|Einkommensteuer]] und die [[Umsatzsteuer (Deutschland)|Umsatzsteuer]] auf einem weiter prozentual hohen Niveau für den Staat.<ref name="destatis_steuern" />

Die [[Staatsverschuldung Deutschlands]] betrug im Jahr 2021 entsprechend dem Bericht der [[Deutsche Bundesbank|Deutschen Bundesbank]] etwa 2500 Milliarden Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken/zeitreihen-datenbank/723452/723452 |titel=Deutsche Bundesbank |werk=Verschuldung gem. Maastricht-Vertrag – Deutschland – Gesamtstaat |abruf=2022-04-02}}</ref> Bei einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 3600 Milliarden Euro für 2021 entsprach die Staatsschuldenquote damit etwa 70&nbsp;Prozent des [[Bruttoinlandsprodukt]]s.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.MKTP.CN?locations=DE |titel=GDP (current LCU) – Germany |hrsg=Worldbank |abruf=2022-09-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_17_40/default/table?lang=de |titel=Öffentlicher Bruttoschuldenstand &#91;SDG_17_40&#93; |hrsg=[[Eurostat]] |datum=2019-10-22 |abruf=2019-12-19}}</ref> Im Jahr 2005 betrugen die Staatsschulden der Bundesrepublik Deutschland 1541 Milliarden Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesbank.de/dynamic/action/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken/zeitreihen-datenbank/723452/723452?tsId=BBK01.BQ9059&listId=www_v27_web011_21a&treeAnchor=FINANZEN&statisticType=BBK_ITS |titel=Verschuldung gem. Maastricht-Vertrag – Deutschland – Gesamtstaat |hrsg=Deutsche Bundesbank |abruf=2019-12-20}}</ref> Bei einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 2281 Milliarden Euro für 2005 entsprach dies einer Staatsschuldenquote von 67 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4878/umfrage/bruttoinlandsprodukt-von-deutschland-seit-dem-jahr-1950/ |titel=Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 1950–2022 |hrsg=Statista |abruf=2023-06-26}}</ref>

Die Bundesrepublik, deren Staatsanleihen [[Bundesanleihe]]n genannt werden, erhält von den drei großen [[Ratingagentur]]en [[Standard & Poor’s]], [[Moody’s]] und [[Fitch Ratings|Fitch]] die bestmögliche [[Bonität]]. Die Nachfrage nach den als sichere Anlage geltenden Wertpapieren hat in den letzten Jahren die Zinsen deutlich gesenkt und teilweise sogar zu [[Negativzins]]en geführt, was einen Hauptgrund für Deutschlands Haushaltsüberschuss darstellte.<ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesbank-deutscher-staat-spart-milliarden-durch-niedrige-zinsen-a-985575.html ''Bundesbank: Staat spart 120 Milliarden Euro durch Niedrigzinsen''], Spiegel Online, 11. August 2014.</ref>

Neben verschiedenen [[Verkehrsteuer]]n (zum Beispiel [[Umsatzsteuer]]) erzielt der Staat einen Großteil seiner Einnahmen aus Steuern vom [[Einkommen]] und Ertrag: Hierzu zählen [[Einkommensteuer (Deutschland)|Einkommen-]], [[Körperschaftsteuer|Körperschaft-]] sowie [[Gewerbesteuer (Deutschland)|Gewerbesteuer]]. Insofern Produkte oder Dienstleistungen der [[Umsatzsteuer (Deutschland)|Umsatzsteuer]] unterliegen, beträgt der Steuersatz in Deutschland 19 (allgemeiner Satz) oder 7&nbsp;Prozent (ermäßigter Satz, zum Beispiel Lebensmittel). Umgangssprachlich und im [[Europarecht#Europarecht im engeren Sinne|EU-Recht]] wird die Umsatzsteuer auch ''Mehrwertsteuer'' genannt. Laut einer [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]]-Studie aus dem Jahr 2014 haben Deutsche durch die hohen Steuern und weitere Abgaben wie Sozialversicherungsbeiträge die weltweit höchste [[Abgabenlast]], noch vor den [[Skandinavien|skandinavischen]] [[Sozialstaat]]en.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article126829990/Deutschland-ist-bei-Abgabenlast-absolute-Weltspitze.html ''OECD-Studie: Deutschland ist bei Abgabenlast absolute Weltspitze''], Die Welt vom 11. April 2014. Abgerufen am 10.&nbsp;Juni 2015.</ref> Dabei wurde allerdings lediglich die Besteuerung der Einkommen betrachtet. Betrachtet man die [[Abgabenquote]] (Verhältnis der Steuern und Sozialabgaben zum Bruttoinlandsprodukt), so liegt Deutschland laut einer Studie der OECD aus dem Jahr 2021 auf Platz 9 der OECD-Staaten.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157383/umfrage/abgabenquoten-ausgewaehlter-staaten/ |titel=OECD – Abgabenquoten in den Mitgliedsstaaten 2021 |hrsg=Statista |abruf=2023-06-26}}</ref>

Laut einer von der [[Vereinte Nationen|UNO]] veröffentlichten Studie gehört Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Bereitschaft, durch Steuern [[Öffentliches Gut|öffentliche Güter]] zu finanzieren.<ref>{{Literatur |Titel=Uno-Untersuchung: Deutsche zahlen ganz gern Steuern |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2019-01-03 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/steuern-deutsche-zahlen-im-internationalen-vergleich-gerne-a-1246243.html |Abruf=2019-01-19}}</ref> Der Bund kann teilweise Kredite über lange Laufzeiten (bis zu zehn Jahren) zu negativen Zinsen aufnehmen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.boerse.de/konjunkturdaten/staatsanleihen/ |titel=Rendite Anleihen – Staatsanleihen |abruf=2019-08-24}}</ref>

=== Parteienlandschaft ===
{{Hauptartikel|Politische Parteien in Deutschland|Geschichte der Parteien in Deutschland}}
[[Datei:German parliamentary elections diagram.svg|mini|Zweitstimmen der Bundestagswahlen seit 1949 und Bundesregierungen]]

Parteien wirken gemäß {{Art.|21|GG|juris}} GG an der politischen Willensbildung des Volkes mit. Das Parteienspektrum wird durch die im Bundestag vertretenen Parteien geprägt, ihm gehören seit Bestehen die [[Volkspartei (Parteityp)|Volksparteien]], die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und die [[Unionsparteien]] (in [[CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag|Fraktionsgemeinschaft]] [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] und [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]]), an. Von den anderen Parteien sind dort nach der [[Bundestagswahl 2021]] außerdem [[Die Linke]] und [[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]], der [[Südschleswigscher Wählerverband|SSW]] sowie die [[Alternative für Deutschland|AfD]] und die [[Freie Demokratische Partei|FDP]] vertreten; der SSW ist zum ersten Mal seit der [[Bundestagswahl 1949]] wieder im Bundestag vertreten.

Alle genannten Parteien sind in den [[Fraktion im Europäischen Parlament|Fraktionen des Europäischen Parlaments]] vertreten. Nahezu allen einflussreichen Parteien stehen [[Jugendverband|Jugendorganisationen]] zur Seite, weitere politische [[Vorfeldorganisation]]en umfassen etwa [[Schülervertretung|Schülervertreter]], [[Studentenverband|Studentenverbände]], Frauen- und Seniorenorganisationen, Wirtschaftsvereine, Kommunalorganisationen und internationale Verbände. [[Parteinahe Stiftung]]en bestimmen den politischen Diskurs – rechtlich unabhängig von den Parteien – mit.

=== Europapolitik ===
[[Datei:DSCI0115 Blockupy 2014 Transparent EZB.jpg|mini|[[Proteste gegen die Eröffnung des Neubaus der Europäischen Zentralbank#Proteste zum Umzug der EZB im Herbst 2014|Demonstration vor der EZB im Herbst 2014]]]]

Deutschland ist Gründungsmitglied des [[Europarat]]es und der [[Europäische Gemeinschaften|Europäischen Gemeinschaften]], die mittels zunächst vorwiegend wirtschaftlicher [[Europäische Integration|Integration]] in den 1990er-Jahren zur politischen [[Europäische Union|Europäischen Union]] (EU) zusammenwuchsen. Die Bundesrepublik Deutschland trat 1990 der [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Europäischen Währungsunion]] bei und ist Teil des [[Europäischer Binnenmarkt|Europäischen Binnenmarktes]]. Seit 2002 ist der [[Euro]] als Zahlungsmittel eingeführt und hat in der Bundesrepublik die [[Deutsche Mark]] abgelöst. Deutschland ist zudem Teil des [[Schengen-Raum|Schengenraums]] und der justiziellen und polizeilichen Zusammenarbeit mithilfe von [[Europol]] und [[Eurojust]]. Die [[Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik]] der EU bestimmt die deutsche Außenpolitik mit. Den Rechtsrahmen der deutschen [[Europapolitik]] in der EU setzt [[Artikel 23 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel 23 des Grundgesetzes]].

In Deutschland haben das [[Europäische Patentorganisation#Europäisches Patentamt|Europäische Patentamt]] (München) und mehrere EU-Institutionen ihren Sitz: die [[Europäische Zentralbank]] in Frankfurt am Main, die [[Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung|EU-Versicherungsaufsichtsbehörde]] ebenfalls in Frankfurt und die [[Europäische Agentur für Flugsicherheit]] in Köln.

Deutschland hatte dreizehnmal den [[Vorsitz im Rat der Europäischen Union|Vorsitz]] im [[Rat der Europäischen Union]] inne,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.consilium.europa.eu/media/56827/past-presidencies.pdf |titel=Presidency of the Council of the EU 1952–2015 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-02-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.consilium.europa.eu/de/council-eu/presidency-council-eu/timeline-presidencies-of-the-council-of-the-eu/ |titel=Liste der Vorsitze des Rates der Europäischen Union 2015–2024 |sprache=de |abruf=2024-02-20}}</ref> zuletzt im [[Deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020|zweiten Halbjahr 2020]] unter dem Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.eu2020.de/eu2020-de |titel=EU-Ratspräsidentschaft 2020 |sprache=de |abruf=2024-02-20}}</ref>

=== Politische Indizes ===
{| class="wikitable"
|+Von [[Nichtregierungsorganisation]]en herausgegebene politische Indizes
!Name des Index!!Indexwert!!Weltweiter Rang!!Interpretationshilfe!!Jahr
|-
|[[Fragile States Index]]||style="text-align:right"|24,6<br /><small>von 120</small>|| style="text-align:right" |166 <small>von 179</small>||Stabilität des Landes: nachhaltig<br /><small>0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend</small>||2023<ref>{{Internetquelle |url=https://fragilestatesindex.org/country-data/ |titel=Fragile States Index: Country Dashboard |hrsg=[[Fund for Peace]] |datum=2023 |sprache=en |abruf=2023-05-25}}</ref>
|-
|[[Demokratieindex (The Economist)|Demokratieindex]]||style="text-align:right"|8,8 <small>von 10</small>||style="text-align:right"|12 <small>von 167</small>||Vollständige Demokratie<br /><small>0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie</small>||2023<ref>{{Internetquelle |url=https://infographics.economist.com/2024/democracy-index-2023/index.html |titel=The Economist Intelligence Unit’s Democracy Index |hrsg=[[The Economist]] Intelligence Unit |datum=2023 |abruf=2024-10-16 |sprache=en |offline=ja }}</ref>
|-
|[[Freedom House#„Freedom in the World“|Freedom in the World Index]]||style="text-align:right"|93 <small>von 100</small>||style="text-align:right"|—||Freiheitsstatus: frei<br /><small>0 = unfrei / 100 = frei</small>||2024<ref>{{Internetquelle |url=https://freedomhouse.org/countries/freedom-world/scores |titel=Countries and Territories |hrsg=[[Freedom House]]|datum=2024 |abruf=2024-10-16 |sprache=en}}</ref>
|-
|[[Rangliste der Pressefreiheit]]||style="text-align:right"|83,8 <small>von 100</small>||style="text-align:right"|10 <small>von 180</small>||Zufriedenstellende Lage für die Pressefreiheit<br /><small>100 = gute Lage / 0 = sehr ernste Lage</small>||2024<ref>{{Internetquelle |url=https://rsf.org/en/index |titel=2024 World Press Freedom Index |hrsg=[[Reporter ohne Grenzen]]|datum=2024 |abruf=2024-10-16 |sprache=en}}</ref>
|-
|[[Korruptionswahrnehmungsindex]] (CPI)||style="text-align:right"|78<br /><small>von 100</small>|| style="text-align:right" |9 <small>von 180</small>||<small>0 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber bzw. unbestechlich</small>||2023<ref>{{Internetquelle |url=https://www.transparency.de/cpi/cpi-2023/cpi-2023-tabellarische-rangliste |titel=CPI 2023: Tabellarische Rangliste |hrsg=[[Transparency International Deutschland e.&nbsp;V.]] |abruf=2024-01-30}}</ref>
|-
|[[Positiver Frieden]]sindex (PPI)||style="text-align:right"|1,744<br /><small>von 5</small>||style="text-align:right"|11 <small>von 163</small>
|<small>1 = am einträchtigsten / 5 = am wenigsten friedlich</small>
|2024<ref>{{Internetquelle |url=https://www.visionofhumanity.org/wp-content/uploads/2024/04/PPR-2024-web.pdf |titel=Positive Peace Index 2024 (PDF) |sprache=en |abruf=2024-11-24}}</ref>
|}

=== Außen- und Sicherheitspolitik ===
{{Hauptartikel|Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland}}
[[Datei:Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel.jpg|mini|links|Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel. Deutschland ist einer von 27 [[Mitgliedstaaten der Europäischen Union|Mitgliedsstaaten der Europäischen Union]].]]
[[Datei:33rdG8Leaders.jpg|mini|Die Bundesrepublik ist Gründungsmitglied der [[Gruppe der Acht|G8]] und [[G20]] ([[G8-Gipfel in Heiligendamm 2007|G8-Gipfeltreffen]] in [[Heiligendamm]], 2007).]]

Die Leitlinien deutscher Außenpolitik sind die Westbindung und die europäische Integration. [[Sicherheitspolitik|Sicherheitspolitisch]] zentral ist die Mitgliedschaft im transatlantischen Verteidigungsbündnis [[NATO]] seit 1955.

Während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] war der Spielraum westdeutscher Außenpolitik begrenzt. Als eines der wichtigsten Ziele galt die [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]]. Militäreinsätze im [[Ausland]] kamen nicht in Frage. Laut Grundgesetz darf sich die Bundeswehr an [[Angriffskrieg]]en nicht beteiligen, ihre Aufgabe besteht lediglich in der Landes- und Bündnisverteidigung. Die von der sozialliberalen Koalition ab 1969 initiierte „Neue [[Ostpolitik]]“ unter dem Motto ''[[Wandel durch Annäherung]]'', die wichtige Verbündete zunächst skeptisch sahen, konnte eigenständige Akzente setzen und wurde von der liberalkonservativen Regierung Helmut Kohls ab 1982 fortgeführt. Seit der Wiedervereinigung trägt Deutschland international größere Verantwortung; seit 1991 nimmt die [[Bundeswehr]] unter Aufsicht des Bundestages und zusammen mit verbündeten Armeen an friedenserhaltenden und -erzwingenden Einsätzen außerhalb Deutschlands und des Territoriums der NATO-Verbündeten teil (''Out-Of-Area''-Einsätze). Die rot-grüne Bundesregierung Gerhard Schröders lehnte den [[Irakkrieg]] 2003 ab und stellte sich damit gegen den wichtigen Verbündeten USA.

Traditionell spielt Deutschland zusammen mit Frankreich eine führende Rolle in der Europäischen Union. Deutschland treibt die Bemühungen voran, über die [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Wirtschafts- und Währungsunion]] hinaus eine einheitliche, wirkungsvolle [[Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik|europäische Außen- und Sicherheitspolitik]] zu schaffen. Weitere außenpolitische Ziele sind die Verwirklichung des [[Kyoto-Protokoll]]s zum Klimaschutz sowie die weltweite Anerkennung des [[Internationaler Strafgerichtshof|Internationalen Strafgerichtshofs]]. Besonderes Interesse hat Deutschland an einer friedlichen Lösung des [[Nahostkonflikt]]s, die es vor allem durch informelle Kontaktmöglichkeiten zwischen den beteiligten Parteien unterstützt. Zusammen mit den Verbündeten Großbritannien und Frankreich bemüht sich die Bundesrepublik, den [[Iran]] im Dialog dazu zu bewegen, auf die Weiterführung seines [[Kernenergie]]programms zu verzichten.

Am 13.&nbsp;Juli 2016 verabschiedete die Bundesregierung das [[Weißbuch (Bundeswehr)#Weißbuch 2016|neue Weißbuch]] zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr als oberstes sicherheitspolitisches Grundlagendokument Deutschlands.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmvg.de/de/themen/weissbuch |titel=Weißbuch 2016 |hrsg=[[Bundesministerium der Verteidigung]] (BMVg) |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210125014814/https://www.bmvg.de/de/themen/weissbuch |archiv-datum=2021-01-25 |abruf=2021-02-02}}</ref>

=== Militär ===
{{Hauptartikel|Bundeswehr}}
[[Datei:Bundeswehr Kreuz Black.svg|mini|hochkant|Das Hoheitszeichen der Bundeswehr: Das [[Eisernes Kreuz|Eiserne Kreuz]]. Es geht auf die [[Befreiungskriege]] von 1813 bis 1815 zurück.]]

Nach ihrer Gründung 1949 durfte die Bundesrepublik Deutschland aufgrund des [[Besatzungsstatut]]s zunächst keine eigenen Streitkräfte aufstellen. Unter dem Eindruck des [[Koreakrieg]]es und der [[Stalinisierung|Sowjetisierung]] Osteuropas wurde es der Bundesrepublik im Rahmen der [[Wiederbewaffnung]] jedoch gestattet, zunächst 1951 den paramilitärischen [[Bundesgrenzschutz]] als Grenzpolizei und ab 1955 vollwertige Streitkräfte aufzustellen, um der [[NATO]] beizutreten. Die Aufstellung dieser ''Bundeswehr'' als Voraussetzung des Beitritts war somit ein bedeutender Beitrag zur [[Westintegration|Westbindung]] und damit zur internationalen Anerkennung der Bundesrepublik, aber innenpolitisch unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs [[Wiederbewaffnungsdiskussion|höchst umstritten]]. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden Teile der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] (NVA) der DDR in diese Streitkräfte eingegliedert. Von 1956 bis 2011 kam in der Bundesrepublik gemäß Art. 12a des Grundgesetzes für alle Männer ab dem vollendeten 18. Lebensjahr eine [[Wehrpflicht in Deutschland#Bundesrepublik Deutschland|allgemeine Wehrpflicht]] zur Anwendung. Sie wurde 2011 ausgesetzt und durch den [[Freiwilliger Wehrdienst|freiwilligen Wehrdienst]] ersetzt. Seit 2001 haben auch Frauen uneingeschränkten Zugang zum Dienst in den Streitkräften. Ihr Anteil beträgt rund 13&nbsp;Prozent der Soldaten (Stand Juli 2023).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/selbstverstaendnis-bundeswehr/chancengerechtigkeit-bundeswehr/frauen-bundeswehr |titel=Frauen bei der Bundeswehr |hrsg=Bundeswehr |abruf=2023-09-22}}</ref> Rund 1.600 deutsche Soldaten befanden sich 2023 im Ausland im Einsatz (Stand September 2023).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehr |titel=Personalzahlen |hrsg=Bundeswehr |abruf=2023-09-22}}</ref>

Die Bundeswehr gliederte sich zunächst in die [[Teilstreitkraft|Teilstreitkräfte]] [[Heer (Bundeswehr)|Heer]], [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] und [[Deutsche Marine|Marine]]. Im Mai 2024 kam mit dem – vorher bereits als Organisationsbereich existenten – [[Cyber- und Informationsraum]] eine vierte Teilstreitkraft hinzu. Daneben bestehen die unterstützenden Organisationsbereiche [[Streitkräftebasis]] und [[Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr|Zentraler Sanitätsdienst]]. Nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] wurde die Gesamtstärke der Bundeswehr von rund 500.000 bis 2015 schrittweise auf unter 180.000 Soldaten reduziert, nachdem im [[Zwei-plus-Vier-Vertrag]] eine maximale Friedensstärke von 370.000 deutschen Soldaten völkerrechtlich bindend festgelegt worden war. Mit der Aussetzung der [[Wehrpflicht]] 2011 war zudem eine umfassende Reform der Bundeswehr verbunden, die in erster Linie die Festsetzung einer maximalen personellen Stärke von 185.000 Soldaten und 55.000 zivilen Mitarbeitern bedeutete.<ref>[http://www.focus.de/politik/deutschland/bundeswehrreform-zahlen-daten-fakten_aid_628762.html ''Bundeswehrreform: Zahlen, Daten, Fakten''], Focus Online, 18. Mai 2011. Abgerufen am 14. Februar 2013.</ref> Zudem wurden die Stückzahlen des schweren Geräts ([[Kampfpanzer]], [[Artillerie]]) deutlich reduziert. Hintergrund dieser Strukturänderungen war die Fokussierung der Bundeswehr auf die Teilnahme an internationalen UN- und NATO-Missionen seit Mitte der 1990er Jahre, für die weniger militärisches Personal und vor allem leichteres und rascher verlegbares Material benötigt wurden. Mit der [[Annexion der Krim 2014|Annexion der Krim durch Russland 2014]] sowie dem [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Krieg in der gesamten Ukraine seit 2022]] änderte sich der Aufgabenschwerpunkt der Bundeswehr zurück zur Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen von NATO und EU.

Die Bundeswehr ist als erste Armee eines deutschen Nationalstaates eine [[Parlamentsarmee]], über deren Einsätze ausschließlich der Bundestag auf Vorschlag der Bundesregierung entscheidet. Oberbefehlshaber („[[Befehls- und Kommandogewalt#Gegenwart|Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt]]“) ist in Friedenszeiten der jeweilige [[Bundesministerium der Verteidigung#Bundesminister seit 1955|Bundesminister der Verteidigung]]; im [[Verteidigungsfall (Deutschland)|Verteidigungsfall]] geht diese Funktion auf den [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] über. Das Traditionsverständnis der Bundeswehr distanziert sich sowohl von der [[Wehrmacht]] der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]] als auch von der NVA. Es bezieht sich auf die [[Preußische Heeresreform]] um 1810, die Befreiungskriege gegen Napoleon, den militärischen [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus]] und ihre eigene Geschichte (siehe [[Traditionserlass]]).<ref>[https://web.archive.org/web/20110510011538/http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/FcvBDYAgDEDRWVygvXtzC_VWoJYGgqZUWV_Nv73k445fjR4Vcj0bVVxxizqHAWEkhu7G6sWID2cQu1uqJNxAuMesMX_qRkn_G6-yTC9pudfS Traditionsverständnis der Bundeswehr], [[Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung]], abgerufen am 30. Juli 2014.</ref> Für die Soldaten gilt das Leitbild des „[[Staatsbürger in Uniform|Bürgers in Uniform]]“. Als bedeutendstes militärisches Zeremoniell gilt der [[Großer Zapfenstreich|Große Zapfenstreich]]; öffentlichkeitswirksam sind die häufig außerhalb militärischer Anlagen durchgeführten [[Vereidigung und Gelöbnis von Soldaten der Bundeswehr|Vereidigungen und Gelöbnisse]] der Soldaten.

Die Bundesrepublik Deutschland gab im Jahr 2024 71,75 Milliarden Euro für die Bundeswehr aus.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmvg.de/de/themen/verteidigungshaushalt |titel=Verteidigungshaushalt |datum=2024-06-19 |sprache=de |abruf=2024-06-20}}</ref> Damit gehört Deutschland zu den zehn Staaten der Welt mit den höchsten [[Verteidigungsetat]]s; die deutschen Ausgaben liegen mittlerweile mit einem Anteil von etwa 2,12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über dem Durchschnitt von 2,02 % der europäischen NATO-Staaten und Kanadas. Der Durchschnitt unter Einbeziehung der Vereinigten Staaten beträgt 2,71 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/2024/6/pdf/240617-def-exp-2024-en.pdf#page=9 |titel=Defence Expenditure of NATO Countries (2014–2024) |werk=nato.int |hrsg=NATO |datum=2024-06-17 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-06-20}}</ref>
{| class="wikitable"
|+
! colspan="14"|Deutschland
Verteidigungshaushalt/Verteidigungsausgaben in Mrd. Euro
|-
|Jahr
|style="text-align:center"|2012
|style="text-align:center"|2013
|style="text-align:center"|2014
|style="text-align:center"|2015
|style="text-align:center"|2016
|style="text-align:center"|2017
|style="text-align:center"|2018
|style="text-align:center"|2019
|style="text-align:center"|2020
|style="text-align:center"|2021
|2022
|2023
|2024
|-
|Verteidigungshaushalt<ref name="bhh24">{{Internetquelle |url=https://www.bundeshaushalt.de/DE/Bundeshaushalt-digital/bundeshaushalt-digital.html |titel=Bundeshaushalt digital - Bundeshaushalt - |sprache=de |abruf=2024-07-30}}</ref>
|31,87
|33,26
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|34,29
|37,00
|38,52
|43,23
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|50,40
|50,12
|51,95
|-
|Verteidigungshaushalt incl. Sondervermögen
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|50,49<ref name="bhh23">{{Internetquelle |url=https://www.bundeshaushalt.de/static/daten/2023/soll/epl14.pdf#page=66 |titel=Bundeshaushaltsplan 2023 |werk=Bundeshaushalt.de |format=PDF |sprache=de |abruf=2024-07-30}}</ref>
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|71,75<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundeshaushalt.de/static/daten/2024/soll/epl14.pdf#page=71 |titel=Bundeshaushalt 2024 |werk=Bundeshaushalt.de |format=PDF |sprache=de |abruf=2024-07-30}}</ref>
|-
|Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien<br /> 2012–2013<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/pdf_2016_01/20160129_160128-pr-2016-11-eng.pdf#page=4 |titel=Defence Expenditures of NATO Countries (2008–2015) |werk=nato.int |datum=2016-01-28 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-07-31}}</ref> 2014–2024<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/2024/6/pdf/240617-def-exp-2024-en.pdf#page=7 |titel=Defence Expenditure of NATO Countries (2014–2024) |werk=nato.int |datum=2024-06-17 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-07-30}}</ref>
|36,17
|34,59
|34,75
|35,90
|37,60
|40,27
|42,13
|46,94
|51,40
|52,43
|58,27
|67,62 <sup>1</sup>
|90,59 <sup>1</sup>
|- style="text-align:center"
|style="text-align:left"|Anteil am BIP nach NATO-Kriterien in %<br /> 2012–2013<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/pdf_2016_01/20160129_160128-pr-2016-11-eng.pdf#page=6 |titel=Defence Expenditures of NATO Countries (2008–2015) |werk=nato.int |datum=2016-01-28 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-07-31}}</ref> 2014–2024<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/2024/6/pdf/240617-def-exp-2024-en.pdf#page=9 |titel=Defence Expenditure of NATO Countries (2014–2024) |werk=nato.int |datum=2024-06-17 |format=PDF |sprache=en |abruf=2024-07-30}}</ref>
|1,31
|1,23
|1,19
|1,19
|1,20
|1,23
|1,25
|1,35
|1,51
|1,45
|1,51
|1,64 <sup>1</sup>
|2,12 <sup>1</sup>
|}
<sup>1</sup> Die Angaben der NATO für 2023 und 2024 sind geschätzt.

=== Feuerwehr ===
[[Datei:Fire in a tire depot - 2012 April 27th - Mörfelden-Walldorf -7.jpg|mini|Feuerwehrleute im Einsatz in [[Mörfelden-Walldorf]] (Hessen)]]

In der [[Feuerwehr in Deutschland]] waren im Jahr 2021 rund 1.385.000 aktive Mitglieder, davon über 1.014.000 [[Freiwillige Feuerwehr|freiwillige Feuerwehrleute]], 35.800 [[Berufsfeuerwehr]]leute, 34.000 [[Werkfeuerwehr]]leute und 301.000 Jugendliche und Kinder organisiert. Sie sind in knapp 24.000 Freiwilligen Feuerwehren, 111 Berufsfeuerwehren, 754 Werkfeuerwehren sowie 22.900 [[Jugendfeuerwehr]]en tätig. Die deutschen Feuerwehren wurden im selben Jahr zu über 4.344.500 Einsätzen alarmiert. Hierbei waren 197.834 Brände zu löschen, war fast 659.700 Mal [[Technische Hilfeleistung|technische Hilfe]] zu leisten, in der rettungsdienstlichen Notfallrettung bei rund 2.437.000 sowie bei 1.050.000 weiteren Einsätzen tätig zu werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.feuerwehrverband.de/presse/statistik/ |titel=Statistik |sprache=de |abruf=2024-04-03}}</ref> Darüber hinaus gehören zusätzlich mehrere Millionen fördernde Mitglieder den örtlichen [[Feuerwehrverein]]en an.<ref name="dfv-statistik2019">{{Internetquelle |url=https://www.feuerwehrverband.de/presse/statistik/ |titel=Aktuellste statistische Daten |hrsg=Deutscher Feuerwehrverband |datum=2019 |abruf=2022-04-11}}</ref> Die Feuerwehren sind über [[Kreisfeuerwehrverband|Kreisfeuerwehrverbände]], ggf. [[Bezirksfeuerwehrverband|Bezirksfeuerwehrverbände]] und [[Landesfeuerwehrverband (Deutschland)|Landesfeuerwehrverbände]] zum [[Deutscher Feuerwehrverband|Deutschen Feuerwehrverband]] zusammengeschlossen, der sie im Weltfeuerwehrverband [[CTIF]] vertritt.

=== Polizei und Nachrichtendienste ===
{{Hauptartikel|titel1=Deutsche Polizei|Polizei (Deutschland)|Nachrichtendienste des Bundes}}
[[Datei:DSC 9248 (8739201218).jpg|mini|[[Polizeihubschrauber]] im Einsatz für die [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] (Grenzschutz)]]

Zuständig für die [[innere Sicherheit]] der Bundesrepublik sind aufgrund des [[Föderalismus in Deutschland]] grundsätzlich die Bundesländer und damit insbesondere die [[Landespolizei (Deutschland)|Landespolizeien]] und [[Landeskriminalamt (Deutschland)|Landeskriminalämter]]. Innerhalb der Polizei wird häufig weiter unterschieden zwischen [[Schutzpolizei]], [[Bereitschaftspolizei]], [[Kriminalpolizei]], Spezialeinheiten (wie dem [[Spezialeinsatzkommando]] (SEK) oder dem [[Mobiles Einsatzkommando|Mobilen Einsatzkommando]] (MEK)) sowie den [[Ordnungsbehörde]]n. Zur Wahrung der öffentlichen Ordnung werden diese zusätzlich in einigen Kommunen durch [[Ordnungsamt|Ordnungsämter]] unterstützt.

Dennoch existieren auch auf Bundesebene mehrere Organisationen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit. Dazu gehört insbesondere die [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] (ehemals [[Bundesgrenzschutz]]), die etwa Aufgaben des [[Grenzschutz]]es, der [[Bahnpolizei]] und der [[Terrorismusbekämpfung#Situation in Deutschland|Terrorabwehr]] übernimmt und dazu auch die Spezialeinheit [[GSG 9 der Bundespolizei|GSG&nbsp;9]] unterhält, sowie das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]], das unter anderem besonders schwere Straftaten verfolgt. Beide sind direkt dem [[Bundesministerium des Innern und für Heimat]] nachgeordnet. Hinzu kommen die Vollzugsbehörden der [[Bundeszollverwaltung]] (etwa der [[Zollfahndungsdienst]], das [[Zollkriminalamt]] und die [[Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll]]), die für die Durchsetzung von fiskalischen, handels- und arbeitsrechtlichen Regeln zuständig sind und dem [[Bundesministerium der Finanzen]] unterstehen.

In Deutschland bestehen außerdem drei Nachrichtendienste des [[Bundesebene (Deutschland)|Bundes]]: Der zivile [[Bundesnachrichtendienst]] (BND) als Auslands[[nachrichtendienst]] sammelt zivile und militärische Informationen über das Ausland und wertet diese aus. Zuständig für Aufgaben des [[Verfassungsschutz]]es und die [[Spionageabwehr]] sind als Inlandsnachrichtendienste das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] (BfV), der [[Militärischer Abschirmdienst|Militärische Abschirmdienst]] (MAD) für den Geschäftsbereich des [[Bundesministerium der Verteidigung|Bundesministeriums der Verteidigung]] (BMVg) und in den Bundesländern je eine [[Landesbehörde für Verfassungsschutz]]. Polizeiliche Vollzugsbefugnisse haben die Nachrichtendienste in Deutschland aufgrund des [[Trennungsgebot zwischen Polizei und Nachrichtendiensten|Trennungsgebotes]] nicht.
<!--
==== Polizeigewalt ====
{{Hauptartikel|Polizeigewalt}}

Deutschland wird von internationalen Organisationen wie [[Amnesty International]] für den unbotmäßigen Einsatz polizeilicher Gewalt kritisiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/polizei-gewalt-amnesty |titel=„Schläger in Uniform“ |werk=zeit.de |abruf=2021-10-17}}</ref> Auch dem [[UN-Sonderberichterstatter über Folter|UN-Sonderberichterstatter über Folter und andere grausame, unmenschliche oder entwürdigende Behandlung oder Bestrafung]] ist die Polizeigewalt in Deutschland durch zahlreiche Hinweise bereits negativ aufgefallen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/polizeigewalt-in-berlin-un-sonderbeauftragter-kuendigt-intervention-an-li.175271 |titel=„UN-Sonderbeauftragter kündigt Intervention an“ |werk=Berliner Zeitung |abruf=2021-10-17}}</ref>
Nur wenige Strafanzeigen gegen [[Polizei (Deutschland)|Polizisten in Deutschland]] führten letztlich zu einer Anklage.<ref>Philipp Buchallik/Benjamin Behschnitt: [https://www.zlvr.de/app/download/7144670081/ZLVR+Online+1+-+2018.pdf?t=1526400901 ''Die Zentrale Beschwerdestelle der sächsischen Polizei im Kontext des polizeilichen Beschwerdemanagements der anderen Länder''], in: ''[[Zeitschrift für Landesverfassungsrecht und Landesverwaltungsrecht]]'' (ZLVR), Nr. 1/2018, S. 13.</ref> Der [[UN-Menschenrechtsrat]] rät Deutschland zur Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen gegen Polizeigewalt,<ref name="n-tv-543401">{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/UN-Rat-mahnt-zu-Gesetzesaenderungen-article10543401.html |titel=UN-Rat mahnt zu Gesetzesänderungen |werk=n-tv.de |datum=2013-04-25 |abruf=2018-04-26}}</ref> die es, anders als in anderen europäischen Ländern, in Deutschland bisher nicht gibt.<ref>{{Internetquelle |autor=Lea Fauth |url=https://www.deutschlandfunk.de/fehlverhalten-von-beamten-wenn-polizisten-das-staatliche.1773.de.html?dram:article_id=430143 |titel=Wenn Polizisten das staatliche Gewaltmonopol missbrauchen |hrsg=[[Deutschlandfunk]] |datum=2018-10-10 |abruf=2018-10-10}}</ref>-->

=== Kriminalität ===
{{Manueller Rahmen|content={{Graph:Chart|width=250|height=150|type=line|yAxisMin=0 |x=1987,1988,1989,1990,1991,1992,1993,1994,1995,1996,1997,1998,1999,2000,2001,2002,2003,2004,2005,2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012,2013,2014,2015,2016,2017,2018,2019,2020,2021
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|caption=Erfasste Fälle von ''Diebstahl insgesamt'' in den Jahren 1987–2021 als [[Häufigkeitszahl]] (pro 100.000 Einwohner)<ref name="pks-zeitreihe" />|width=350|align=right}}
Deutschland gehört zu den sichersten Ländern der Welt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/kriminalstatistik-125.html |titel=Kriminalstatistik 2018 – Eines der sichersten Länder der Welt |werk=[[tagesschau.de]] |datum=2019-04-02 |abruf=2019-08-31}}</ref> Wie in allen wohlhabenden Ländern der [[Westliche Welt|westlichen Welt]] gab es von Anfang der 1960er bis Anfang der 1990er Jahre einen Anstieg der Kriminalität und bis 2014 einen [[Kriminalitätsrückgang|Rückgang]], vor allem bei [[Gewaltkriminalität]] und [[Diebstahl (Deutschland)|Diebstahl]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Michael Tonry]] |Titel=Why Crime Rates Are Falling Throughout the Western World |Sammelwerk=Crime & Justice |Band=43 |Nummer=1 |Datum=2014 |Seiten=1–63 |Sprache=en |Online=alternativer Volltextzugriff: [https://scholarship.law.umn.edu/faculty_articles/511 scholarship.law.umn.edu] |DOI=10.1086/678181}}</ref>

Für Vergleiche der Gewaltneigung über lange Zeiträume und große räumliche Distanzen hinweg wird die Rate der Tötungsdelikte pro Jahr als Index verwendet.<ref>{{Literatur |Autor=United Nations Office on Drugs and Crime |Titel=Global Study on Homicide. Booklet 1. Executive Summary |Ort=Wien |Datum=2019 |Seiten=7 |Sprache=en |Online=https://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/global-study-on-homicide.html}}</ref> Deutschland kam hierbei im Jahr 2018 auf 0,9 Fälle pro 100.000 Einwohner<!-- Für den internationalen Verglich zählt ausschließlich die UNODC-Zählweise. Bitte hier keine Zahlen der PKS oder anderer Quellen eintragen! -->, was dem Durchschnitt in Westeuropa entspricht. Der Durchschnitt in Gesamt-Europa lag bei 2,8 Fällen pro 100.000 Einwohner, der globale Durchschnitt bei 5,8. Ostasiatische Staaten liegen durchschnittlich bei 0,5, Singapur bei nur 0,2 Fällen pro 100.000 Einwohner.<ref>{{Internetquelle |autor=United Nations Office on Drugs and Crime |url=https://dataunodc.un.org/content/data/homicide/homicide-rate |titel=Victims of intentional homicide |sprache=en |abruf=2021-11-21}}</ref>

Detaillierte, flächendeckende Daten werden seit 1953 (bis 1990 nur für die Altbundesländer) in der [[Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik]] erfasst. Einen Höhepunkt der ''Straftaten insgesamt'' gab es 1993. Bis 2021 ist die Rate um {{#expr:(1-6070.4/8336.7)*100 round 0}} Prozent gefallen. Die Rate der Diebstähle sank von 1993 bis 2021 um {{#expr:(1-1784/5126)*100 round 0}} Prozent. Der Höhepunkt bei ''angezeigten'' Gewaltdelikten wurde jedoch nicht in den 1990er-Jahren, sondern 2007 erreicht. Der Rückgang lag hier bis 2021 bei {{#expr:(1-198.0/264.7)*100 round 0}} Prozent.<ref name="pks-zeitreihe">{{Internetquelle |url=https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2021/PKSTabellen/Zeitreihen/zeitreihen_node.html |titel=Polizeiliche Kriminalstatistik |hrsg=Bundeskriminalamt |abruf=2022-04-17}}</ref> Es wird von einer steigenden Anzeigebereitschaft beziehungsweise einer sich verringernden [[Dunkelziffer]] ausgegangen, vor allem bei [[Gewalt gegen Frauen]].<ref>{{Literatur |Autor=Bundesministerium des Innern, Bundesministerium der Justiz |Titel=Zweiter Periodischer Sicherheitsbericht, Langfassung |Ort=Berlin |Datum=2006 |Seiten=120 f. |Online=https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PeriodischerSicherheitsbericht/periodischersicherheitsbericht_node.html}}</ref>

=== Recht ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F083310-0005, Karlsruhe, Bundesverfassungsgericht (retuschiert).jpg|mini|[[Liste der Richter des Bundesverfassungsgerichts|Erster Senat]] des [[Bundesverfassungsgericht]]s in der bis 15. Juni 1989 bestehenden Zusammensetzung mit Präsident [[Roman Herzog]]. Das Adlerrelief im Sitzungssaal des Gerichts schuf 1969 [[Hans Kindermann (Bildhauer)|Hans Kindermann]].]]

==== Ursprung ====
Das deutsche Recht gehört dem [[Rechtskreis#Römisch-germanischer Rechtskreis|kontinentalen Rechtskreis]] an und hat sich über die meiste Zeit seines Bestehens ohne die Ordnung durch einen deutschen Nationalstaat entwickelt. Es beruht daher auf dem historisch überlieferten ''[[Deutsches Recht (Rechtstradition)|deutschen Recht]]'', das auf [[Germanische Stammesrechte|germanische Stammesgesetze]] und mittelalterliche Rechtssammlungen wie den [[Sachsenspiegel]] zurückgeht, und der [[Rezeption des römischen Rechts]] ab dem 12. Jahrhundert, das wegen seiner Exaktheit und Universalität als überlegen galt. Außer wenigen Rechtssetzungen wie der [[Constitutio Criminalis Carolina]] 1532 war das Heilige Römische Reich von [[Partikularrecht]]en geprägt. Erst im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde eine Rechtsvereinheitlichung begonnen und im Deutschen Bund 1861 ein [[Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch]] sowie im Kaiserreich unter anderem das [[Reichsgericht]] 1877 und die [[Reichsjustizgesetze]] 1879 eingeführt. 1900 trat das [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerliche Gesetzbuch]] in Kraft.

==== Diktatur und Nachkriegszeit ====
Der [[Zeit des Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] pervertierte das Recht zum Mittel der Gewaltherrschaft, wofür die Terrorurteile des [[Volksgerichtshof]]s, die [[Nürnberger Gesetze]] und zahlreiche weitere [[Rechtsakt]]e stehen, welche erst durch alliiertes [[Besatzungsrecht]], eine nicht-deutsche [[Rechtsquelle]],<ref>[[Ernst Benda]], [[Eckart Klein]]: ''Verfassungsprozeßrecht. Ein Lehr- und Handbuch.'' 2. Auflage, C.F. Müller, Heidelberg 2001, Rn.&nbsp;814.</ref> wieder aufgehoben wurden. Auch wenn das Besatzungsrecht seinerseits in fünf Bundesgesetzen wieder aufgehoben wurde und seine Bestimmungen weitestgehend Eingang in deutsches Recht fanden, ist die deutsche [[Rechtspflege]] bis zum heutigen Tag um die Wiederherstellung des vom nationalsozialistischen [[Unrechtsstaat]] zerschlissenen Rechts bemüht. Beispielsweise ist die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammende strafrechtliche Definition von [[Mord (Deutschland)|Mord]] unter deutschen Rechtspflegern umstritten. Die im Dritten Reich verschärfte Fassung des [[§ 175#Nationalsozialismus|§&nbsp;175]] führte auch in der Bundesrepublik zu einer ausgedehnten Verfolgung von [[Homosexualität]]; er wurde erst 1969 reformiert und 1994 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.

In der DDR wurde das Recht durch die [[Einparteiensystem#Realsozialismus|Einparteienherrschaft]] der SED gelenkt; die [[Gewaltenteilung]] und Unabhängigkeit der Gerichte, die von der [[Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik|Verfassung]] vorgeschrieben waren, wurden in der [[Verfassungswirklichkeit]] umgangen.<ref>[[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]]: ''Die DDR 1945–1990.'' 5. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2012, S.&nbsp;52.</ref> In der Rechtspflege und der Gesetzgebung bemühte sich die DDR über die Zeit ihrer Existenz, sich von der bürgerlichen Rechtstradition, die im Kaiserreich begründet und in der Bundesrepublik fortgesetzt wurde, zu entfernen und rechtshistorisch eigenständige Rechtsquellen zu schaffen. Anders als die Bundesrepublik lehnte die DDR juristisch sowohl die Identität mit dem, als auch die [[Nachfolgestaat|Rechtsnachfolge]] des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] ab. Im [[Zivilgesetzbuch (DDR)|Zivilgesetzbuch der DDR]], das 1976 in Kraft trat, standen die „Versorgungsbeziehungen“ der Bürger im Vordergrund.<ref>Uebeler: ''Zur historischen Misere des Zivilrechts der DDR.'' [[Deutsch-Deutsche Rechts-Zeitschrift]] (DtZ) 1990, S.&nbsp;10.</ref> Fragen des [[Eigentum]]s wurden unter deutlichen Vorzeichen der sozialistischen Planwirtschaft geregelt, eine Definition von [[Besitz]] gab es mit der Einführung des Zivilgesetzbuches nicht mehr.

Durch den [[Deutsche Wiedervereinigung|Beitritt der DDR]] endete sowohl die Entwicklung als auch der Fortbestand des DDR-Rechts. Außer bei Altfällen in der Rechtspflege übt das Straf- und Zivilrecht der DDR auf das deutsche Recht der Gegenwart keinen Einfluss mehr aus. Durch Artikel&nbsp;9 des [[Einigungsvertrag]]s gingen einige Gesetze und Verordnungen aus der DDR in das Landesrecht der [[Neue Länder|neuen Länder]] über.

Die [[Todesstrafe]] wurde in Deutschland mit {{Art.|102|gg|juris}} des Grundgesetzes schon bei seiner Verkündung abgeschafft. In der DDR erfolgte die Abschaffung erst 1987, wenige Jahre vor ihrem Ende.

==== Gegenwart ====
Die Bundesrepublik Deutschland versteht sich als [[Rechtsstaat]] ({{Art.|20|gg|juris}}, {{Art.|28|gg|juris}} Abs.&nbsp;1 Satz&nbsp;1 GG), was bedeutet, dass staatliche Tätigkeit nur durch das Recht begründet werden kann und durch das Recht begrenzt wird. Inhalt deutscher Gesetze ist deshalb üblicherweise zuerst die Grenze ihres Wirkungskreises, bevor Recht begründet wird. Beispielsweise werden im {{§|1|StGB|juris}} im [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch]] alle Taten straffrei gestellt, die zum Zeitpunkt der Tat durch das Gesetz nicht strafbar waren. Wer durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt wird, hat das Recht, bei Gericht um Rechtsschutz hiergegen nachzusuchen ({{Art.|19|gg|juris}} Abs.&nbsp;4 GG). Die [[Richter]] unterliegen bei der [[Rechtsprechung]] keinerlei Weisungen und sind von anderen Gewalten staatlicher oder politischer Art unabhängig. Deutschland kennt [[Schöffengericht]]e und [[Strafkammer]]n, in denen Urteile durch [[Schöffe (ehrenamtlicher Richter)|ehrenamtliche Richter]] und [[Berufsrichter]] gemeinsam gefällt werden, sofern die Straferwartung bei Verbrechen vier Jahre nicht übersteigt. [[Geschworenengericht]]e wurden in Deutschland 1924 abgeschafft. Umfangreiche [[Prozessordnung]]en wie die [[Strafprozessordnung (Deutschland)|Strafprozessordnung]] und die [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]] bestimmen den genauen Ablauf der Gerichtsprozesse, aber auch der vor-, außer- und nachgerichtlichen Verfahren.

Die Rechtsprechung wird im Wesentlichen von [[Gericht]]en der Bundesländer ausgeübt: In [[Zivilprozessrecht (Deutschland)|Zivil-]] und [[Strafprozessrecht (Deutschland)|Strafsachen]] durch die [[Amtsgericht]]e, die [[Landgericht]]e und die [[Oberlandesgericht]]e ([[ordentliche Gerichtsbarkeit (Deutschland)|ordentliche Gerichtsbarkeit]]); an [[Fachgerichtsbarkeit]] gibt es die [[Arbeitsgerichtsbarkeit (Deutschland)|Arbeits-]], [[Verwaltungsgerichtsbarkeit (Deutschland)|Verwaltungs-]], [[Sozialgerichtsbarkeit|Sozial-]] und [[Finanzgerichtsbarkeit]]. Für den gewerblichen Rechtsschutz besteht das [[Bundespatentgericht (Deutschland)|Bundespatentgericht]]. Als Rechtsmittelgerichte dienen die obersten Gerichtshöfe des Bundes ({{Art.|95|gg|juris}} GG): Der [[Bundesgerichtshof]] als oberstes Zivil- und Strafgericht, das [[Bundesarbeitsgericht]], das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]], das [[Bundessozialgericht]] und der [[Bundesfinanzhof]]. Über [[verfassungsrecht]]liche Streitigkeiten urteilen die [[Verfassungsgerichtsbarkeit#Verfassungsgerichtsbarkeit in den deutschen Ländern|Verfassungsgerichte]] der Länder und das [[Bundesverfassungsgericht]] ({{Art.|93|gg|juris}} GG), dessen Entscheidungen Gesetzeskraft entfalten können und so andere Gerichte binden (vgl. {{§|31|bverfgg|juris}} [[Bundesverfassungsgerichtsgesetz]]).

==== Verfassungsrechtsprechung durch EU-Gerichte ====
Zunehmende Bedeutung haben das [[Europarecht]] und die Rechtsprechung des [[Gerichtshof der Europäischen Union|Gerichtshofs der Europäischen Union]]. Infolge langjähriger [[Völkerrechtlicher Vertrag|Verträge]] Deutschlands mit der Europäischen Union und der darauf beruhenden Rechtsaktivitäten wird deutsches Recht erheblich durch Unionsrecht beeinflusst. Im Dezember 2021 erklärte der [[Europäischer Gerichtshof|Europäische Gerichtshof]] in einem unionsweit wegweisenden Urteil, dass das von ihm gesprochene Recht auch die Rechtsprechung der Verfassungsgerichte der Mitgliedstaaten außer Kraft setzen könne. Damit beansprucht der Europäische Gerichtshof nach Beobachtern auch, die letzte Instanz der Rechtsprechung der Mitgliedstaaten zu sein; diese könnten sich nun nicht länger in Abgrenzung zu EU-Recht auf ihre Verfassung berufen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eugh-rumaenien-verfassungsgericht-101.html |titel=EU-Recht steht über nationaler Verfassung |werk=tagesschau.de |datum=2021-12-21 |abruf=2021-12-21}}</ref> Dem Urteil gingen verschiedene Konflikte zwischen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten über die letztinstanzliche, verfassunggebende Rechtsprechung – unter anderem ein (eingestelltes) Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland aufgrund eines dem EuGH widersprechenden Urteils seines Bundesverfassungsgerichts zur Finanzaufsicht<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/eugh-bundesverfassungsgericht-101.html |titel=Urteil mit fatalen Folgen? |werk=tagesschau.de |datum=2020-05-12 |abruf=2021-12-21}}</ref> – voraus.

==== Unabänderliches Recht ====
Relativ neu in der deutschen Rechtsgeschichte ist die Existenz unabänderlichen Rechts. In der deutschen Verfassung schützt die [[Ewigkeitsklausel]] (Art. 79 Abs.&nbsp;3 GG) ihren Wesenskern. Diese Klausel kann auch durch eine verfassungsändernde Mehrheit in Bundestag und Bundesrat nicht geändert oder abgeschafft werden, da sie sonst sinnlos wäre. Änderungen des Grundgesetzes, die gegen die durch die Klausel geschützten Normen verstoßen, dürfen nach Artikel 100 Absatz 1 des Grundgesetzes (nur) durch das Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt werden. In diesem Fall war das Gesetz bereits ab seiner Verkündung nichtig.<ref>[https://www.bundestag.de/resource/blob/951984/51e47ae46ab4ce7246e288e47fedd0bb/WD-3-048-23-pdf-data.pdf Kurzinformation der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages über die Ewigkeitsklausel, Artikel 79 Absatz 3] vom 24. April 2023.</ref>

== Wirtschaft ==
{{Hauptartikel|Wirtschaft Deutschlands}}

=== Grundlagen ===
[[Datei:Vessel Cosco Pride IMO9472153 departing Hamburg Germany 01.jpg|mini|[[Containerschiff]] im [[Hamburger Hafen]]. Am Warenwert gemessen ist Deutschland im Jahr 2018 der drittgrößte [[Export]]eur und [[Import]]eur der Welt (siehe [[Welthandel/Tabellen und Grafiken#Importe|Welthandel]]).]]

Mit einem nominalen [[Bruttoinlandsprodukt]] von etwa 3,8&nbsp;Billionen [[US-Dollar]] im Jahr 2020 ist Deutschland die größte [[Volkswirtschaft]] Europas und drittgrößte der Welt. Gemessen am nominalen [[Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf|BIP pro Kopf]] steht Deutschland international an 18., in der Europäischen Union an 8.&nbsp;Stelle (Stand 2019).<ref name="IWF">{{Internetquelle |url=https://www.imf.org/en/Publications/WEO/weo-database/2020/October |titel=World Economic Outlook Database Oktober 2020 |werk=World Economic Outlook Database |hrsg=[[Internationaler Währungsfonds]] |datum=2020 |abruf=2021-05-08}}</ref> Gemessen am Warenwert war das Land 2016 der drittgrößte Importeur und Exporteur der Welt.<ref name="Außenhandel">[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37013/umfrage/ranking-der-top-20-exportlaender-weltweit/ ''Die 20 größten Exportländer weltweit im Jahr 2015 (in Milliarden US-Dollar)'']; vgl. dazu Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Internationales/Thema/Aussenhandel/Aussenhandel.html Außenhandel], Stand: 2016. Abgerufen am 1. Dezember 2017.</ref> Das [[Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen]] zählt Deutschland zu den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. Im [[Global Competitiveness Report|Global Competitiveness Index]] belegte es 2019 den 7.&nbsp;Platz. Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit speist sich vor allem aus der hohen Zahl an kleinen und mittleren Unternehmen ([[Mittelstand]]), die gerade in spezialisierten Bereichen der Industrie zu den Weltmarktführern gehören.

Die Gesamtwirtschaftsleistung wird zu 2,1 Prozent im primären [[Wirtschaftssektor]] ([[Landwirtschaft]]), 24,4&nbsp;Prozent im sekundären (Industrie) und 73,5&nbsp;Prozent im tertiären (Dienstleistung) erbracht. 2014 verzeichnete Deutschland mit durchschnittlich etwa 42,6&nbsp;Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Höchststand.<ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article136011459/Zahl-der-Erwerbstaetigen-erreicht-neuen-Hoechststand.html ''Zahl der Erwerbstätigen erreicht neuen Höchststand''], Welt Online, 6. Januar 2015.</ref> Die Zahl der Erwerbslosen lag im Schnitt 2014 bei 2,898 Millionen.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/arbeitsmarkt-dezember-und-2014-so-wenig-erwerbslose-wie-seit-der-wiedervereinigung-nicht/11195962.html ''So wenig Erwerbslose wie seit der Wiedervereinigung nicht''], [[Der Tagesspiegel]] vom 7. Januar 2013.</ref> Deutschland wies gemäß dem [[Statistisches Bundesamt|Statistischen Bundesamt]] 2019 eine [[Arbeitslosenstatistik#Arbeitslosenquote|Arbeitslosenquote]] von 5,6&nbsp;Prozent auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunkturindikatoren/Lange-Reihen/Arbeitsmarkt/lrarb003ga.html |titel=destatis: Registrierte Arbeitslose, Arbeitslosenquote nach Gebietsstand |abruf=2019-08-24}}</ref> Ein wichtiger [[Jobmotor|Faktor]] zur Schaffung neuer Arbeitsplätze ist das [[Unternehmertum|Unternehmer- und Gründertum]], worüber unter anderem der jährliche [[KfW]]-Gründungsmonitor Auskunft gibt.<ref>[http://www.computerwoche.de/a/gruender-schaffen-419-000-arbeitsplaetze,3061955 ''KfW Gründungsmonitor 2014: Gründer schaffen 419.000 Arbeitsplätze''], [[Computerwoche]], 21. Mai 2014.</ref>

[[Datei:EU EFTA DCFTA EUCU.svg|mini|links|{{Farblegende|#003399|Europäische Union}}
{{Farblegende|#276d3a|[[Europäische Freihandelsassoziation|EFTA]]-Staaten mit Zugang zum Europäischen Binnenmarkt mit Ausnahmen}}
{{Farblegende|#48cc3f|[[Vertiefte und umfassende Freihandelszone|DCFTA]] mit eingeschränktem Zugang}}
{{Farblegende|#2782bb|[[Europäische Zollunion]] (EUCU)}}]]
[[Datei:EU on a globe.svg|mini|[[Europäische Union]]]]

Deutschland verfügt über verschiedenste [[Rohstoffvorkommen]] und weist eine lange [[Bergbau in Deutschland|Bergbautradition]] auf (unter anderem [[Kohle]], [[Kalisalz|Edelsalze]], [[Industriemineral]]e und [[Baustoff]]e sowie [[Silber]], [[Eisen]] und [[Zinn]]). Die Industrie ist auf globale Rohstoffimporte angewiesen.

Das [[Humankapital|Humanpotenzial]] mit guter Bildung und die [[Innovationskultur]] gelten als Voraussetzungen für den Erfolg der deutschen Wirtschaft und [[Wissensgesellschaft]].<ref>[https://www.iwkoeln.de/institut/kompetenzfelder/bildung-zuwanderung-und-innovation.html ''Bildung, Zuwanderung und Innovation.''] [[Institut der deutschen Wirtschaft]] Köln, abgerufen am 6. April 2018.</ref> Als weltweit konkurrenzfähigste Branchen der deutschen Industrie gelten die [[Automobilindustrie#Autoindustrie in Deutschland|Automobil]]-, [[Geschichte der Nutzfahrzeugindustrie|Nutzfahrzeug]]-, [[Elektrotechnik|elektrotechnische]], [[Maschinenbau (Branche)|Maschinenbau]]- und [[Chemische Industrie|Chemieindustrie]]. Global bedeutend sind auch die [[Luft- und Raumfahrttechnik]], die [[Finanzdienstleistung|Finanzbranche]] – etwa mit dem [[Finanzplatz Frankfurt am Main]]<ref>[[Rüdiger von Rosen]]: ''Finanzplatz Frankfurt''. In: [[Jürgen Krumnow]] et al. (Hrsg.): ''Gabler Bank-Lexikon: Bank – Börse – Finanzierung''. 13. Auflage, Springer VS, Wiesbaden 2002, S. 311–389, hier S. 312.</ref> – und die [[Versicherungswirtschaft]], insbesondere die [[Rückversicherung]]en. Der Stellenwert der [[Kulturwirtschaft|Kultur- und Kreativwirtschaft]] nimmt zu.

Als Mitglied der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gehört Deutschland zum größten [[Binnenmarkt]] der Welt mit zusammen rund 500&nbsp;Millionen Einwohnern und einem nominalen BIP von 17,6&nbsp;Billionen US-Dollar 2011. Deutschland ist auch Teil der [[Eurozone]], einer Währungsunion mit 19 Mitgliedsländern und etwa 337&nbsp;Millionen Einwohnern. Deren Zahlungsmittel ist der [[Euro]], dessen Währungspolitik von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert wird und der zweitwichtigste [[Leitwährung#Reservewährung|Reservewährung]] der Welt ist sowie gemessen am Bargeldwert die weltgrößte Währung im Umlauf.

Die Arbeitslosenquote in Deutschland gehört zu den niedrigsten in der EU; sie beträgt 3 %, nur in Polen und Tschechien liegt sie niedriger. Der Durchschnitt aller EU-Länder beträgt 6,1 %, während die OECD-Länder eine Arbeitslosenquote von 4,8 % aufweisen (Stand März 2023).<ref>{{Internetquelle |url=https://data-oecd-org.wikipedialibrary.idm.oclc.org/unemp/unemployment-rate.htm |titel=OECD Data |werk=OECD |datum=2023-03 |sprache=en |abruf=2023-03-21}}</ref>

Die [[Einkommensverteilung|Einkommensungleichheit]] in Deutschland lag 2005 knapp unter dem OECD-Durchschnitt.<ref>[https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.357505.de/10-24-1.pdf ''Die Einkommensdifferenzen haben seit der Jahrtausendwende stark zugenommen''], Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 24/2010 (PDF; 469&nbsp;kB), S.&nbsp;5.</ref> 2008 betrug ein mittleres [[verfügbares Einkommen]] 1.252 bei einem [[Gini-Koeffizient|Gini-Index]] von 0,29.<ref>[https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.347307.de/10-7-1.pdf ''Weiterhin hohes Armutsrisiko in Deutschland''], Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 7/2010 (PDF; 431&nbsp;kB), S.&nbsp;4.</ref> Die [[Vermögensverteilung in Deutschland]] ist mit einem Gini-Index von 0,78 deutlich stärker konzentriert als die Verteilung der Einkommen. Laut der [[Credit Suisse]] belief sich die Summe der Privatvermögen 2016 auf 12,4 Billionen Dollar. Im Durchschnitt verfügte jede erwachsene Person in Deutschland 2016 über ein Vermögen von 185.175 US-Dollar ([[Median]]-Vermögen: 42.833 US-Dollar). Das ist weltweit Platz 27 und weniger als in den meisten Nachbarländern Deutschlands – eine Ursache oder Folge (je nach Interpretation) ist ein niedriger Anteil an Immobilieneigentum.<ref>{{Webarchiv |url=http://publications.credit-suisse.com/tasks/render/file/index.cfm?fileid=AD6F2B43-B17B-345E-E20A1A254A3E24A5 |text=''Global Wealth Databook 2016'' |wayback=20170921085716}}, Credit Suisse, 2017.</ref> 2016 gab es in Deutschland 1.637.000 Millionäre und 2017 insgesamt 114 Milliardäre (in US-Dollar), die weltweit dritthöchste Anzahl.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.businessinsider.de/countries-with-most-millionaires-2017-4 |text=''The 18 countries with the most millionaires.'' |wayback=20170721020408}} In: ''Business Insider'', abgerufen am 28. Juli 2016.</ref>

=== Außenhandel und Wirtschaftsentwicklung ===
[[Datei:Germany Product Exports (2019).svg|mini|Exporte Deutschlands nach Produktkategorie]]
[[Datei:Skyline Frankfurt am Main 2015.jpg|mini|[[Frankfurt am Main]] ist ein internationales Verkehrs- und Wirtschaftszentrum sowie Sitz der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]].]]

Die deutsche Volkswirtschaft verzeichnete von 1986 bis 1988 sowie 1990 und von 2003 bis 2008 einen höheren [[Exportüberschuss]] als jedes andere Land („[[Exportweltmeister]]“).<ref>[https://www.bbc.co.uk/news/business-16941142 ''German exports set record of a trillion euros in 2011''], [[BBC]], 8. Februar 2012 (englisch).</ref> Deutschland war in den 2010er Jahren durchgehend das Land mit dem dritthöchsten Wert an Exporten weltweit.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/NE.EXP.GNFS.CD?most_recent_value_desc=true&locations=DE |titel=Exports of goods and services (current US$) – Germany |sprache=en |abruf=2021-04-25}}</ref> Die Exporte erreichten im Jahr 2020 einen Gesamtwert von 1.205 Milliarden Euro, der Warenwert der Importe betrug 1.025 Milliarden Euro – ein Überschuss der [[Handelsbilanz|Außenhandelsbilanz]] von 180 Milliarden Euro.<ref name="ThemaAußenhandel">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunkturindikatoren/Lange-Reihen/Aussenhandel/lrahl01a.html |titel=Außenhandel |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2021-05-08}}</ref> Der [[Leistungsbilanz#Leistungsbilanzüberschuss|Leistungsbilanzüberschuss]] war 2016 der höchste weltweit und lag bei über 7&nbsp;Prozent der Wirtschaftsleistung, was teilweise auf Kritik aus dem In- und Ausland stößt.<ref>Nikolaus Piper: [http://www.sueddeutsche.de/1.3371363 ''Warum die Exportbilanz Deutschland in Gefahr bringt''], ''[[Süddeutsche.de]]'', 9. Februar 2017.</ref>

Die wichtigsten Handelspartner (Im- und Exporte) im Jahr 2020 waren die [[Volksrepublik China]] (213 Milliarden Euro Handelsvolumen), die [[Niederlande]] (173 Milliarden Euro), die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] (172 Milliarden Euro), [[Frankreich]] (147 Milliarden Euro), [[Polen]] (123 Milliarden Euro) und [[Italien]] (114 Milliarden Euro). Die größten Exportmärkte waren die USA, die VR China, Frankreich und die Niederlande. Mehr als die Hälfte seines Außenhandels führte Deutschland mit den Staaten der Europäischen Union.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Tabellen/RangfolgeHandelspartner.pdf?__blob=publicationFile |titel=Rangfolge Handelspartner |hrsg=Statistisches Bundesamt |format=PDF |abruf=2021-05-08}}</ref> Der Wert aller Exporte von Gütern und Dienstleistungen machte 2019 47&nbsp;Prozent der Wirtschaftsleistung aus, was unter den größeren Volkswirtschaften ein hoher Wert ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://data.worldbank.org/indicator/NE.EXP.GNFS.ZS?locations=DE&year_high_desc=true |titel=Exports of goods and services (% of GDP) – Data |hrsg=[[Weltbank]] |sprache=en |abruf=2021-05-08}}</ref> Das Land ist deshalb potenziell anfällig für Schwankungen im globalen Handel, auch wenn der Aufschwung der letzten Jahre vor allem konsumgetrieben war.

Deutschland wurde Ende 2008 und 2009 von der [[Weltfinanzkrise|internationalen Finanzkrise]] erfasst, was zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts 2009 um 5,6&nbsp;Prozent führte. Anschließend wuchs die deutsche Volkswirtschaft wieder deutlich um 4,1 und 3,7 Prozent (2010 und 2011) und 2012 und 2013 moderater mit jeweils 0,5 Prozent. 2014 beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum wieder auf 1,9&nbsp;Prozent und 2015 und 2016 weiter auf 1,7 bzw. 1,9 Prozent.<ref>Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VGR/Inlandsprodukt/Tabellen/BruttoinlandVierteljahresdaten_xls.html ''Bruttoinlandsprodukt ab 1970'']. Abgerufen am 1. Dezember 2017.</ref> Für das Jahr 2017 lag das Wachstum bei 2,2&nbsp;Prozent.<ref>{{Literatur |Titel=Bruttoinlandsprodukt 2017: Deutsche Wirtschaft wächst um 2,2 Prozent |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2018-01-11 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-bruttoinlandsprodukt-waechst-2017-um-prozent-a-1187259.html |Abruf=2018-01-12}}</ref> Die [[COVID-19-Pandemie in Deutschland|COVID-19-Pandemie]] führte 2020 zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent. Im folgenden Jahr erholte sich die Wirtschaft wieder etwas und es wurde ein Wachstum von 2,7 Prozent verzeichnet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_020_811.html |titel=Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 2,7 % gestiegen |werk=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-11-13}}</ref>

Zwischen 2000 und 2011 lag die jährliche durchschnittliche Inflationsrate bei minimal 0,3&nbsp;Prozent (2009) und bei maximal 2,6&nbsp;Prozent (2008).<ref>Statista: [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1046/umfrage/inflationsrate-veraenderung-des-verbraucherpreisindexes-zum-vorjahr/ ''Inflationsrate in Deutschland von 1992 bis 2014 (Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr)'']. Abgerufen am 5.&nbsp;Januar 2013.</ref> Anfang 2015 verzeichnete Deutschland durch den niedrigen Ölpreis erstmals seit 2009 eine leichte Deflation (−0,3 %).<ref>[http://www.sueddeutsche.de/1.2326918 ''Deflation in Deutschland – Das Leben wird billiger''], [[Süddeutsche Zeitung]] vom 29. Januar 2015.</ref> Nach Jahren mit relativ moderaten Preissteigerungen erreichte die Inflationsrate in Deutschland im Rahmen der [[Globale Energiekrise 2021–2023|weltweiten Energiekrise]] 2022 ihr höchstes Niveau seit den 1950er Jahren mit Preissteigerungen im zweistelligen Bereich.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bild.de/geld/wirtschaft/wirtschaft/inflation-im-september-bei-zehn-prozent-hoechster-wert-seit-mehr-als-70-jahren-81472642.bild.html |titel=Inflation im September bei zehn Prozent: Höchster Wert seit mehr als 70 Jahren |werk=Bild.de |abruf=2022-11-13}}</ref>

{{Siehe auch|Wirtschaft Deutschlands#Globalisierung|Liste der Länder nach Exporten|Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt|titel1=Wirtschaft in Deutschland vor dem Hintergrund der Globalisierung}}

=== Automobilindustrie ===
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F078957-0016, Stuttgart-Untertürkheim, Mercedes Autowerk.jpg|mini|Fahrzeugentwicklung und Fertigung stellen Schlüsselindustrien in Deutschland dar.]]
Deutschland ist weltweit für die Entwicklung und Produktion von innovativen und hochwertigen [[Personenkraftwagen|PKW]] bekannt. Das Automobil wurde 1886 von [[Carl Benz]] in Deutschland erfunden,<ref>Daimler: [https://www.daimler.com/konzern/tradition/gruender-wegbereiter/carl-benz.html ''Gründer und Wegbereiter: Carl Benz''], Webseite über die Konzerntradition der Daimler AG, 2019.</ref> was den Grundstein für die Entwicklung der gegenwärtig drittgrößten [[Automobilindustrie]] der Welt legte. Heute sind Konzerne wie [[Volkswagen]], [[Mercedes-Benz]] und [[BMW]] ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Autoindustrie erwirtschaftete 2017 mit ca. 800.000 Mitarbeitern in Deutschland mehr als 400 Milliarden Euro Umsatz,<ref>Statista: [https://de.statista.com/themen/1346/automobilindustrie/ ''Statistiken zur deutschen Automobilindustrie''], abgerufen am 31. Juli 2019.</ref> etwa sieben Prozent des BIP gehen auf sie zurück.<ref>Martin Seiwert und Stefan Reccius: [https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/diesel-skandal-und-kartellverdacht-so-abhaengig-ist-deutschland-von-der-autoindustrie/20114646.html ''So abhängig ist Deutschland von der Autoindustrie''], Wirtschaftswoche vom 27. Juli 2017, abgerufen am 31. Juli 2019.</ref>

=== Informationstechnik und Telekommunikation ===
Die [[Informations- und Kommunikationstechnik]] (IKT) gilt als wesentlicher [[Standortfaktor]]. Die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft wird unter dem Projektnamen [[Industrie 4.0]] vorangetrieben. Das umsatzstärkste in Deutschland tätige Telekommunikationsunternehmen ist die [[Deutsche Telekom]]. [[SAP]], die [[Software AG]] und [[DATEV]] zählen zu den bedeutendsten [[Softwareunternehmen|Softwareherstellern]] der Welt mit Hauptsitz in Deutschland. Im Hardwarebereich ist vor allem die Entwicklung von Bedeutung, etwa bei [[Infineon]] und [[Fujitsu Technology Solutions|FTS]]. Neben angestammten Unternehmen der IKT-Branche gewinnen [[Innovation|innovative]] [[Start-up-Unternehmen|StartUps]] und [[E-Venture]]s in Deutschland an Bedeutung.

2017 hatten 88&nbsp;Prozent der Bevölkerung einen [[Internetzugang]]; etwa 87&nbsp;Prozent konnten dabei auf einen [[Breitband-Internetzugang|Breitbandanschluss]] zurückgreifen.<ref>Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/AusstattungGebrauchsguetern/Tabellen/ZeitvergleichAusstattung_IKT.html ''Ausstattung mit Gebrauchsgütern'']. Abgerufen am 1. Dezember 2017.</ref>

{{Siehe auch|Internet in Deutschland|Deutscher Mobilfunkmarkt}}

=== Energie ===
{{Hauptartikel|Deutsche Energiewirtschaft}}

{| class="wikitable zebra" style="margin-left: 10px; float: right;"
|+ Primärenergieverbrauch in Deutschland<ref>[[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]]: {{Webarchiv |url=https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/3_abb_pev-energietraeger_2020-02-28.pdf |text=''Primärenergieverbrauch nach Energieträgern'' |wayback=20200708070201}}</ref><ref>Umweltbundesamt: [https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergieverbrauch#primarenergieverbrauch-nach-energietragern ''Primärenergieverbrauch''], Darstellung und Übersicht, 22. März 2023.</ref>
|-
! style="text-align:left"| Energieträger !! 1990<br />(%) !! 2019<br />(%) !! 2022<br />(%)
|-
|style="text-align:left"| [[Mineralöl]] || 35,1 || 35,3 || 35
|-
|style="text-align:left"| [[Gas]] || | 15,5 || 25,0 || 24
|-
|style="text-align:left"| [[Erneuerbare Energien]] || {{0}}1,3 || 14,7 || 17
|-
|style="text-align:left"| [[Braunkohle]] || 21,5 || {{0}}9,1 || 10
|-
|style="text-align:left"| [[Steinkohle]] || 15,5 || {{0}}8,8 || 10
|-
|style="text-align:left"| [[Kernenergie]] || 11,2 || {{0}}6,4 || {{0}}3
|-
|style="text-align:left"| Sonstige || || {{0}}0,7 || {{0}}0,8
|}
Deutschland war im Jahr 2010 der viertgrößte Produzent an [[Primärenergie]] in Europa und wurde auf Rang 24 unter den Energieproduzenten der Welt gelistet.<ref>[http://www.eia.gov/cfapps/ipdbproject/iedindex3.cfm?tid=44&pid=44&aid=1&cid=regions&syid=2010&eyid=2010&unit=QBTU ''U.S. Energy Information Administration – Germany''], Stand: 2010. Abgerufen am 6. Januar 2014.</ref> 2012 betrug der [[Primärenergieverbrauch]] in Deutschland 13.757 [[Liste von Größenordnungen der Energie#Pikojoule – pJ|PJ]] (2005: 14.238 PJ).<ref>[[Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie]]: [http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/energiestatistiken-energiegewinnung-energieverbrauch,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf ''Primärenergieverbrauch in Deutschland 2012''] (PDF), abgerufen am 6. Januar 2014.</ref> Daran gemessen ist das Land der zweitgrößte nationale Energieverbraucher in Europa und [[Liste der Staaten mit dem höchsten Energieverbrauch|siebtgrößte in der Welt]]. Die [[Elektrizitätsversorgung|Stromversorgung]] wurde im Jahr 2012 von 1059 [[Elektrizitätsversorgungsunternehmen|Unternehmen]] mit Hauptsitz in Deutschland gewährleistet.<ref>[http://www.verivox.de/power/carriers.aspx?fl=all Liste der Stromanbieter in Deutschland], Verivox, abgerufen am 4. Januar 2013.</ref>

[[Erneuerbare Energien]] lieferten im Jahr 2016 29,2&nbsp;Prozent der [[Stromerzeugung|Bruttostromproduktion]],<ref>{{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Energie/Erzeugung/Tabellen/bruttostromerzeugung.html |text=''Bruttostromerzeugung in Deutschland'' |wayback=20191218183455}}, Statistisches Bundesamt, abgerufen am 13. Januar 2020.</ref> 13,4&nbsp;Prozent des [[Endenergie]]bedarfs im Wärmesektor und 5,1&nbsp;Prozent der [[Kraftstoff]]e.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/erneuerbare-energien-in-zahlen-2016.pdf |titel=Erneuerbare Energien in Zahlen 2016 |hrsg=BMWI |datum=2019-09 |format=PDF |offline=1 |abruf=2021-02-21}}</ref> Im Rahmen der [[Energiewende nach Staaten#Deutschland|Energiewende]] ist geplant, bis 2050 den Anteil der Erneuerbaren Energien am [[Strommix|Stromverbrauch]] auf 80&nbsp;Prozent zu steigern, den Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 um 50&nbsp;Prozent zu senken und den [[Treibhausgas]]ausstoß in Einklang mit den EU-Zielen um 80–95 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.<ref>Hans-Martin Henning, Andreas Palzer: ''A comprehensive model for the German electricity and heat sector in a future energy system with a dominant contribution from renewable energy technologies—Part I: Methodology.'' In: ''[[Renewable and Sustainable Energy Reviews]]'' 30 (2014), S. 1003–1018, hier S. 1004, [[doi:10.1016/j.rser.2013.09.012]].</ref> Insgesamt sollen 2050 mindestens 60&nbsp;Prozent des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden.<ref>Sebastian Strunz, ''The German energy transition as a regime shift.'' In: ''[[Ecological Economics]]'' 100 (2014), S. 150–158, hier S. 150, [[doi:10.1016/j.ecolecon.2014.01.019]].</ref>

=== Tourismus ===
{{Hauptartikel|Tourismus in Deutschland}}
[[Datei:Deutschland UNESCO Welterbestätten.png|mini|Die [[Welterbe in Deutschland|Welterbestätten in Deutschland]] sind bedeutende Besuchsziele für Kultur- und Naturtouristen.]]

Deutschland zählte 2016 mit über 35 Millionen ausländischen Übernachtungsgästen im Jahr<ref name="Tourismus">Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/BinnenhandelGastgewerbeTourismus/Tourismus/TourismusinZahlen.html ''Tourismus in Zahlen'']. Abgerufen am 7. Dezember 2017.</ref> zu den sieben [[Liste der Länder nach Anzahl an Besuchern|meistbesuchten]] Ländern der Erde.<ref name="WTO2013">{{Webarchiv |url=http://dtxtq4w60xqpw.cloudfront.net/sites/all/files/pdf/unwto_highlights13_en_hr.pdf |text=''UNWTO Tourism Highlights, Edition 2013''. |wayback=20140329080216}} In: ''World Tourism Organization'' (englisch).</ref>

Etwa 4.000 der 11.116 Gemeinden Deutschlands sind in Tourismusverbänden organisiert, 310 davon sind als [[Heilbad|Heilbäder]], [[Liste deutscher Seebäder|Seebäder]] und [[Liste deutscher Kurorte|Kurorte]] anerkannt. Es stehen 6.135 [[Museen in Deutschland|Museen]], 366 [[Liste deutschsprachiger Theaterbühnen|Theater]], 34 [[Liste von Freizeitparks#Deutschland|Freizeit- und Erlebnisparks]], 45.000 [[Tennis]]plätze, 648 [[Golf (Sport)|Golfplätze]], 190.000&nbsp;km [[Liste von Wanderwegen in Deutschland|Wanderwegnetz]], 40.000 Kilometer [[Liste der Radfernwege in Deutschland|Radfernwege]] sowie [[Liste der Ferien- und Themenstraßen|Ferien- und Themenstraßen]] zur Verfügung.

Von herausragender Bedeutung ist der [[Dienstreise|Geschäfts- und Kongresstourismus]]; Deutschland ist der international bedeutendste [[Liste der größten deutschen Messeveranstaltungen|Messestandort]] mit mehreren [[Weltleitmesse]]n. Die [[Internationale Tourismus-Börse Berlin]] ist die weltweit führende Tourismusmesse. Zudem gibt es in Deutschland die größte Dichte an [[Festival]]s.

== Verkehr ==
[[Datei:Hallerbach- und Wiedtalbrücke.jpg|mini|hochkant|[[Verkehrswegebündelung|Verkehrs&shy;wege&shy;bündelung]] im europäischen Korridor&shy;konzept]]

Der von der [[Weltbank]] erstellte [[Logistics Performance Index]] 2018 weist Deutschland als das Land mit der weltweit besten Infrastruktur aus.<ref>{{Internetquelle |url=https://lpi.worldbank.org/international/global?sort=asc&order=Infrastructure#datatable |titel=Global Rankings 2018 – Logistics Performance Index |sprache=en |abruf=2018-09-14}}</ref>

Aufgrund der dichten Besiedlung und zentralen Lage in Europa besteht in Deutschland ein sehr hohes Verkehrsaufkommen. Insbesondere für den [[Güterverkehr]] stellt es ein wichtiges [[Transitland]] dar. Durch das Konzept der [[Transeuropäische Netze|Transeuropäischen Netze]] wird Deutschland als Transferraum zwischen dem ersten europäischen [[Megalopolis (Stadtlandschaft)|Kernwirtschaftsraum]], der sogenannten [[Blaue Banane|Blauen Banane]], und dem Kernwirtschaftsraum in [[Ostmitteleuropa]] gefördert. Wichtige Projekte in diesen Netzen sind die Eisenbahnachsen Lyon/Genua–Rotterdam/Antwerpen, [[Rhealys|POS]] (Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland), [[PBKA]] (Paris–Brüssel–Köln–Amsterdam), [[Eisenbahnachse Berlin–Palermo|Berlin–Palermo]] und die [[Magistrale für Europa]]. Ferner ist Deutschland der westliche Ausgangspunkt einiger [[Paneuropäische Verkehrskorridore|Paneuropäischer Verkehrskorridore]].

2005 wurde eine [[Maut#Lkw-Maut|Autobahnmaut]] für Lastkraftwagen eingeführt. Die Kohlendioxid-Emissionen des Straßengüterverkehrs stiegen in Deutschland von 1995 bis 2017 um 20 Prozent.<ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Wilke |url=https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs |titel=Emissionen des Verkehrs |hrsg=Umweltbundesamt |datum=2018 |abruf=2019-05-18}}</ref>

=== Straßenverkehr ===
Bereits die Römer legten [[Römerstraße|gepflasterte Straßen]] in Deutschland an, die wieder verfielen. Die ersten [[Chaussee]]n wurden im 18. Jahrhundert erbaut. Die Erfindung des Automobils gab dem Straßenbau neue Impulse. Die erste Autobahn der Welt, die [[AVUS]], wurde 1921 in Berlin eröffnet. Der [[Straßenverkehr]] hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die [[Eisenbahn]] als wichtigsten Verkehrsträger abgelöst. Deutschland besitzt eines der dichtesten [[Straßennetz]]e der Welt. Im Jahr 2012 umfasste das [[Straßensystem in Deutschland#Bundesfernstraßen|Bundesfernstraßennetz]] 12.845 Kilometer [[Autobahn (Deutschland)|Autobahnen]] und 40.711 Kilometer [[Bundesstraße]]n. Weiterhin umfasste das überörtliche Straßennetz 86.597 Kilometer [[Landesstraße]]n, 91.520 Kilometer [[Kreisstraße]]n und die [[Gemeindeverbindungsstraße]]n.

Am 1. Januar 2020 waren in Deutschland 47,7 Millionen [[Personenkraftwagen]] zugelassen. Der Fahrzeugbestand aller [[Kraftfahrzeug]]e und [[Anhänger]] betrug 65,8 Millionen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Kraftfahrt-Bundesamt]] (KBA) |url=https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/bestand_node.html |titel=Bestand |abruf=2017-08-13}}</ref> Von 1995 bis 2017 sind die absoluten Kohlendioxid-Emissionen des Straßengüterverkehrs in Deutschland um 20 Prozent gestiegen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Wilke |url=https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs |titel=Emissionen des Verkehrs |hrsg=Umweltbundesamt |datum=2019-05-31 |abruf=2019-09-12}}</ref>

Um die Gefahren und Belastungen durch den Straßenverkehr zu verringern, wurden in vielen deutschen Städten [[Fußgängerzone]]n, [[Verkehrsberuhigter Bereich|verkehrsberuhigte Zonen]] und [[Tempo-30-Zone]]n eingerichtet. Die Anzahl der [[Verkehrstod#Deutschland|im Straßenverkehr Getöteten]] nahm seither kontinuierlich ab; 2015 waren es 3459 Menschen, 2019 noch 3046.<ref>Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/Tabellen/UnfaelleVerunglueckte.html ''Unfälle und Verunglückte im Straßenverkehr'']. Abgerufen am 7. Dezember 2017.</ref> Der [[Radverkehr]] spielt eine zunehmende Rolle, sein Ausbau wird politisch etwa durch den [[Radverkehr#Nationaler Radverkehrsplan in Deutschland|Radverkehrsplan]] unterstützt.

{{Siehe auch|Liste der Bundesautobahnen in Deutschland}}

=== Schienenverkehr ===
[[Datei:Railway traffic Köln Hauptbahnhof 2015-12-17-01.JPG|mini|Regional- und Fernverkehr vor [[Köln Hauptbahnhof]] (v.&nbsp;l. n.&nbsp;r. [[DB Regio]], [[National Express Group#Deutschland|National Express]], [[ICE&nbsp;3]] der [[DB Fernverkehr]], DB Regio)]]

Am 7. Dezember 1835 wurde mit der [[Ludwigseisenbahn]] die erste Eisenbahnstrecke in Deutschland eröffnet, in den folgenden Jahrzehnten wuchs das Schienennetz auf mehr als 18.000 Kilometer im Jahr 1870 an. Der Eisenbahnausbau beschleunigte auch das industrielle Wachstum im 19. Jahrhundert.

Deutschlands [[Schienennetz|Eisenbahnnetz]] ist heute etwa 39.200 Kilometer lang<ref>{{Internetquelle |url=https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/infrastruktur/schienennetz/ |titel=Das Schienennetz in Deutschland – Hintergründe |werk=Allianz pro Schiene |sprache=de |abruf=2024-06-10}}</ref> und wird täglich von bis zu etwa 41.500 Personen- und Güterzügen befahren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschebahn.com/de/konzern/konzernprofil/zahlen_fakten/kennzahlen_2023-12760920 |titel=Kennzahlen 2023 |sprache=de |abruf=2024-06-10}}</ref> Im Rahmen der [[Bahnreform (Deutschland)|Bahnreform]] wurden die [[Staatsbahn]]en [[Deutsche Bundesbahn]] (West) und [[Deutsche Reichsbahn (1945–1993)|Deutsche Reichsbahn]] (Ost) zum 1. Januar 1994 in das privatwirtschaftliche Unternehmen [[Deutsche Bahn|Deutsche Bahn AG]] überführt. Es organisiert den Großteil des Eisenbahnverkehrs in Deutschland. Rund 350 weitere [[Eisenbahnverkehrsunternehmen]] befahren das deutsche Eisenbahnnetz. Während sich der Staat aus dem operativen Betrieb zurückgezogen hat, finanziert er den Großteil des Netzunterhalts und -ausbaus sowie (über [[Regionalisierungsgesetz|Regionalisierungsmittel]]) weitgehend den Regionalverkehr.

[[Schienenpersonennahverkehr|Regional-]] ([[Interregio-Express]] (IRE), [[Regionalbahn]] (RB), [[Regional-Express]] (RE) und [[S-Bahn]]en (S)) und [[Schienenpersonenfernverkehr|Fernverkehr]] ([[Intercity (Deutschland)|Intercity]] (IC), [[EuroCity|Eurocity]] (EC) und [[Intercity-Express]] (ICE)) fahren weitgehend nach [[Taktfahrplan]]. Für [[Schienenpersonenfernverkehr|Fernzüge]] stehen [[Schnellfahrstrecke#Deutschland|Schnellfahrstrecken]] in einer Gesamtlänge von etwa 3.000 Kilometern zur Verfügung.

Die [[Verkehrsleistung]] im Eisenbahnverkehr lag 2023 im Nah- und Fernverkehr bei insgesamt 104,2 Milliarden [[Personenkilometer]]n und erreichte damit einen Rekordwert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/auto/eisenbahnen-in-deutschland-stellen-passagier-rekord-auf-a-7003ed81-f6fc-4c10-9530-5fe037d89fa1 |titel=Eisenbahnen in Deutschland stellen Rekord auf |werk=[[Der Spiegel (online)|spiegel.de]] |datum=2024-04-13 |abruf=2024-04-14}}</ref>

{{Siehe auch|Geschichte der Eisenbahn in Deutschland|Liste benannter Eisenbahnstrecken in Deutschland}}

=== Nahverkehr ===
[[Datei:13-05-03-jena-by-RalfR-04.jpg|mini|[[Straßenbahn]] (Tram) und [[Omnibus|Bus]] in [[Jena]] am [[Volkspark Oberaue#Das Paradies|Paradies]]]]

1881 eröffnete [[Werner von Siemens]] in [[Berlin-Lichterfelde|Lichterfelde]] bei Berlin die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Dieses Verkehrsmittel dominierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentlichen Nahverkehr]] der größeren Städte in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem in Westdeutschland viele stillgelegt, andere zu [[Stadtbahn]]en mit innerstädtischen Tunnelstrecken umgebaut. Ersetzt wurden sie durch [[Linienbus|Omnibus]]-Verkehr, der auch auf dem Land flächendeckend vorhanden ist und nahezu jeden Ort erschließt. Allerdings wurden die Busnetze durch den Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum ausgedünnt und häufig durch [[ÖPNV-Sonderformen|Rufbus]]-Systeme ersetzt. In den größten Städten wurden im 20. Jahrhundert [[U-Bahn]]en angelegt und mit [[S-Bahn]]en zu einem Schnellbahnnetz für Stadt und Umland kombiniert. Die administrative Abwicklung erfolgt über [[ÖPNV-Aufgabenträger]].

Seit den 1980er-Jahren wurden [[Radverkehrsanlage|Radwegnetze]] in den Städten und auf dem Land angelegt und ausgebaut, sodass heute das Fahrrad wieder eine zunehmende Rolle im Nahverkehr spielt. Im internationalen Vergleich ist der öffentliche Nahverkehr in den größeren Städten Deutschlands durch hohe Effektivität und Flächendeckung gekennzeichnet.

=== Luftverkehr ===
[[Datei:Flughäfen in Deutschland.png|mini|Karte der Flughäfen in Deutschland]]

Mit rund 700 [[Flugplatz|Flugplätzen]] verfügt Deutschland über eine der größten Dichten an Start- und Landebahnen weltweit.

Der [[Flughafen Frankfurt Main]] ist nach Passagieren (2016: 60,77 Millionen)<ref>Statistisches Bundesamt: {{Webarchiv |url=https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Luftverkehr/LuftverkehrAusgewaehlteFlugplaetze.html |text=''Luftverkehr auf Hauptverkehrsflughäfen'' |wayback=20180619163304}}. Abgerufen am 7. Dezember 2017.</ref> der größte Deutschlands, der viertgrößte Europas und gemessen am Frachtaufkommen (2015: 2,1 Millionen Tonnen)<ref name="FRA">[https://www.airportzentrale.de/flughafen-frankfurt-mehr-als-61-mio-passagiere-in-2015/44726/ ''Flughafen Frankfurt: Mehr als 61 Mio. Passagiere in 2015''], auf: airportzentrale.de, 15. Januar 2016. Abgerufen am 27. Januar 2016.</ref> [[Liste der größten Flughäfen in Europa|der größte Flughafen Europas]]. Die größte deutsche Fluggesellschaft [[Lufthansa]] betreibt in Frankfurt und auf dem zweitgrößten deutschen [[Flughafen München|Flughafen in München]] interkontinentale Drehkreuze. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg sind alleinige Gesellschafter der [[Flughafen Berlin Brandenburg GmbH]], die den [[Flughafen Berlin Brandenburg]] „Willy Brandt“ betreibt.

Einen eigenen [[Weltraumbahnhof]] (bzw. Raumhafen) für den Verkehr über die [[Kármán-Linie]] (100&nbsp;km) hinaus bis in den [[Weltraum]] besitzt Deutschland nicht. Die [[Raumfahrt]] des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]] nutzt deshalb meist den [[Raumfahrtzentrum Guayana|CSG]]-Raumhafen in [[Französisch-Guayana]] oder das russisch betriebene [[Kosmodrom Baikonur]].

{{Siehe auch|Liste der Verkehrsflughäfen in Deutschland|Liste deutscher Flugplätze}}

=== Schiffsverkehr ===
[[Datei:Freedom-of-the-Seas--in-Hamburg.jpg|mini|Die [[St. Pauli-Landungsbrücken|Landungsbrücken]] am Hamburger Hafen]]

Aufgrund des hohen [[Außenhandel]]santeils ist Deutschland besonders auf den Seehandel angewiesen. Es verfügt über eine Anzahl moderner [[Seehafen|Seehäfen]], wickelt aber auch große Anteile seines Handels nach [[Seehandel|Übersee]] über die Häfen von Nachbarländern, vor allem in den Niederlanden, ab. Die drei [[Umschlag (Logistik)|umschlagsstärksten]] Seehäfen in Deutschland sind [[Hamburger Hafen|Hamburg]], [[Wilhelmshavener Häfen|Wilhelmshaven]] und die [[Bremer Häfen]]. Der [[JadeWeserPort]] in Wilhelmshaven ist der einzige [[Tiefwasserhafen]] in Deutschland. Die wichtigsten Ostseehäfen sind [[Hafen Rostock|Rostock]], [[Lübeck#Hafen|Lübeck]] und [[Kiel#Marinehafen Kiel|Kiel]]. [[Warnemünde|Rostock-Warnemünde]] ist der meistfrequentierte [[Kreuzfahrt]]hafen Deutschlands.

Die wichtigsten Seeschifffahrtsstraßen sind [[Unterelbe]] und [[Weser#Unterweser|Unterweser]]. Der [[Nord-Ostsee-Kanal]] ist die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt,<ref>Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau: {{Webarchiv |url=https://www.wsa-kiel.wsv.de/Webs/WSA/WSA-Kiel-Holtenau/DE/1_Wasserstrasse/1_Nord-Ostsee-Kanal/Nord-Ostsee-Kanal_node.html |text=''Der Nord-Ostsee-Kanal'' |wayback=20210304190627}}, Hrsg. [[Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes]] im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, 19. April 2018, abgerufen am 15. Oktober 2018.</ref><ref>[https://www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/aktuelles/blaues-telefon/welche-ist-die-meist-befahrene-wasserstrasse-der-welt.html ''Welche ist die meist befahrene Wasserstraße der Welt?''], [[Bundesministerium für Bildung und Forschung]], Projektgruppe ''Wissenschaftsjahr 2016*17'', abgerufen am 15. Oktober 2018.</ref> vor der deutschen Ostseeküste liegt mit der [[Kadetrinne]] die meistbefahrene Schiffsroute der Ostsee.

Es gibt ein gut ausgebautes Netz von [[Wasserstraße]]n für die [[Binnenschifffahrt]]. Die wichtigsten schiffbaren Flüsse sind [[Rhein]], [[Main]], [[Mosel]], [[Weser]] und [[Elbe]]. Bedeutende Binnenkanäle sind der [[Mittellandkanal]], der [[Dortmund-Ems-Kanal]], der [[Rhein-Herne-Kanal]] und der [[Elbe-Seitenkanal]]. Der [[Main-Donau-Kanal]] überwindet die [[europäische Hauptwasserscheide]] und ermöglicht so einen direkten Schifffahrtsweg von der Nord- und Ostsee zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]]. Der Komplex der [[Duisburg-Ruhrorter Häfen]] ist der umschlagsstärkste [[Binnenhafen]] Deutschlands und gilt als größter Binnenhafen Europas. Ebenfalls beginnt bzw. endet dort auch die ''[[Neue Seidenstraße]]'', ein Infrastrukturprojekt der Volksrepublik China, die an alte [[Handelsweg|Handelsrouten]] anknüpfen will.<ref>{{Internetquelle |autor=David Zajonz |url=https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/tt-mittendrin-hafen-duisburg-101.html |titel=Duisburg: Hoffnungsträger Hafen |werk=tagesschau.de |datum=2021-03-09 |abruf=2021-03-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Michael Verfürden |url=https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/partnerschaft-mit-china-duisburg-will-deutschlands-china-stadt-sein-doch-jobs-fehlen-und-die-zeit-laeuft-ab/26866194.html |titel=Partnerschaft mit China: Duisburg will „Deutschlands China-Stadt“ sein – doch Jobs fehlen und die Zeit läuft ab |werk=[[Handelsblatt]] |datum=2021-02-09 |abruf=2021-03-21}}</ref>

Der [[Masterplan Binnenschifffahrt]] wurde 2019 beschlossen.

== Kultur ==
{{Hauptartikel|Kultur Deutschlands}}
[[Datei:Goethecut.png|mini|hochkant|[[Johann Wolfgang von Goethe|J. W. von Goethe]], 1786<br />(Vorrede aus ''[[Goethes Faust|Faust]]'')<br />
[[Datei:De-Faust - Der Tragödie erster Teil-Prolog und Auf dem Theater-wikisource.ogg|160px]]]]

Die deutsche Kunst- und Kulturgeschichte, deren Wurzeln bis in die Zeit der [[Kelten]], [[Germanen]] und [[Römische Kultur|Römer]] zurückreichen, hat seit dem Mittelalter stil- und epochenprägende Persönlichkeiten hervorgebracht. In den verschiedensten Disziplinen wurden deutschsprachige Kulturschaffende Wegbereiter neuer geistiger Strömungen und Entwicklungen. Einige der einflussreichsten deutschen Künstler zählen zu den Protagonisten der [[Westliche Welt|westlichen Zivilisation]].<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/country_profiles/1047864.stm ''Germany country profile''], BBC, 19. März 2012. Abgerufen am 3. Januar 2013.</ref> Die staatlichen Zuwendungen für Kultur (Theater, Museen, Kunsthochschulen etc.) durch die Bundesregierung, Landesregierungen sowie Gemeinden in Deutschland betrug im Jahr 2017 über elf Milliarden Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/168624/umfrage/oeffentliche-kulturausgaben-in-deutschland/ |titel=Öffentliche Kulturausgaben in Deutschland bis 2017 |werk=Statista.com |abruf=2022-04-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Kultur/Tabellen/ausgaben-kunst-kulturpflege.html |titel=Ausgaben der öffentlichen Haushalte für Kultur |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-04-19}}</ref>

Die deutsche Kultur hat sich, da Deutschland lange nicht als [[Nationalstaat]] existierte, über Jahrhunderte vor allem über die gemeinsame Sprache definiert; auch über die Reichsgründung 1871 hinaus ist Deutschland häufig als [[Kulturnation#Der Begriff Kulturnation im deutschen Sprachraum des 19. und 20. Jahrhunderts|Kulturnation]] verstanden worden. Durch die Verbreitung von [[Massenmedien]] im 20. Jahrhundert hat die [[Popkultur|Populärkultur]] in der deutschen Gesellschaft einen hohen Stellenwert erhalten. Die Verbreitung des [[Internet]]s im 21.&nbsp;Jahrhundert hat zu einer Differenzierung der Kulturlandschaft geführt und die mannigfaltigen [[Subkultur|Nischenkulturen]] in ihren Ausprägungen verändert.<ref>[http://docupedia.de/zg/Mediengeschichte ''Mediengeschichte''], [[Docupedia-Zeitgeschichte]], Stand: 2010. Abgerufen am 3.&nbsp;Januar 2013.</ref>

Der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur in der Welt dienen die [[Goethe-Institut]]e. Mit insgesamt 158 Standorten, inklusive Verbindungsbüros, ist das Institut im Jahr 2013 in 93 Ländern vertreten.<ref>Goethe-Institut: {{Webarchiv |url=http://www.goethe.de/uun/pro/jb13/Jahrbuch_2012_13.pdf |text=''Jahrbuch 2012/2013.'' |wayback=20131111165813}} PDF. S. 177.</ref> Laut einer Umfrage in 22 Staaten für die [[British Broadcasting Corporation|BBC]] im Jahr 2013 genoss Deutschland international zum sechsten Mal in Folge seit dem Jahr 2008 das höchste Ansehen unter 16 untersuchten Ländern. Durchschnittlich bewerteten 59 Prozent der Befragten Deutschlands Einfluss und politisches Wirken als positiv, 15 Prozent hatten ein negatives Bild.<ref>[https://www.bbc.co.uk/news/world-europe-22624104 ''BBC poll: Germany most popular country in the world''], BBC, 23.&nbsp;Mai 2013. Abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2014.</ref>

[[Datei:Filmstudio Babelsberg Eingang.jpg|mini|Das [[Studio Babelsberg|Filmstudio Babelsberg]] in Potsdam ist einer der traditionsreichsten und renommiertesten Filmstandorte der Welt.]]

Für spezielle Bereiche der deutschen Kultur siehe:
* [[Deutschsprachige Literatur]]
* [[Deutsche Philosophie]]
* [[Musik in Deutschland]]
* [[Deutscher Film]]
* [[Fernsehen in Deutschland]]
* [[Architektur in Deutschland]]
* [[Welterbe in Deutschland]]
* [[Museen in Deutschland]]
* [[Gesetzliche Feiertage in Deutschland|Feiertage in Deutschland]]
* [[Deutsche Küche]]
* [[Modedesign#Modedesign in Deutschland|Modedesign in Deutschland]]
* [[Tracht (Kleidung)#Deutschland|Deutsche Trachten]]

== Sport ==
[[Datei:Germany champions 2014 FIFA World Cup.jpg|mini|links|Die [[deutsche Fußballnationalmannschaft]] nach ihrem Sieg im Endspiel bei der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2014|WM 2014]] in Brasilien, ihrem vierten Weltmeistertitel]]

In Deutschland ist die Mehrheit der Sportvereine im [[Deutscher Olympischer Sportbund|Deutschen Olympischen Sportbund]] (DOSB) organisiert. Ihm gehörten im Jahr 2023 etwa 27,8 Millionen Mitglieder in 86.000 Turn- und Sportvereinen an.<ref name="DOSB">{{Internetquelle |url=https://cdn.dosb.de/user_upload/www.dosb.de/uber_uns/Bestandserhebung/Bestandserhebung_2023.pdf |titel=Bestandserhebung 2023 |hrsg=Deutscher Olympischer Sportbund |werk=cdn.dosb.de |datum=2023-11-01 |abruf=2024-07-19 |format=PDF; 972 kB}}</ref>

Die am häufigsten betriebene und von Zuschauern verfolgte Sportart in Deutschland ist [[Fußball in Deutschland|Fußball]]. Rund 6,8 Millionen Mitglieder und ungefähr 172.000 Mannschaften waren 2012 im [[Deutscher Fußball-Bund|Deutschen Fußball-Bund]] organisiert,<ref>Deutscher Fußball-Bund: {{Webarchiv |url=http://www.dfb.de/index.php?id=11015 |text=Mitglieder-Statistik |wayback=20120524144815}}, Stand: April 2012. Abgerufen am 2. Januar 2013.</ref> der die [[Fußball-Weltmeisterschaft]]en [[Fußball-Weltmeisterschaft 1974|1974]] und [[Fußball-Weltmeisterschaft 2006|2006]] sowie die [[Fußball-Europameisterschaft]]en [[Fußball-Europameisterschaft 1988|1988]] und [[Fußball-Europameisterschaft 2024|2024]] ausrichtete und weltweit einer der größten und erfolgreichsten Sportfachverbände ist. Die [[deutsche Fußballnationalmannschaft]] der Männer wurde 1954, 1974, 1990 und 2014 [[Fußballweltmeister|Weltmeister]]. Deutschland ist das einzige Land, das im Fußball sowohl bei den [[Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen|Frauen]] als auch den Männern Europa- und Weltmeister werden konnte. Das größte Stadion, ausgelegt für internationale Begegnungen, ist das [[Olympiastadion Berlin]] mit 74.475 Plätzen. Der [[Signal Iduna Park]] in Dortmund ist für Fußballspiele auf Bundesliga-Ebene mit über 80.500 Plätzen das Stadion mit der größten Zahl genehmigter Zuschauerplätze.

Die [[Handball-Bundesliga]] wird oft als die beste Spielklasse der Welt angesehen, die Herren-Nationalmannschaft wurde 2007 zum dritten Mal [[Handball-Weltmeisterschaft der Männer|Weltmeister]]. Etwa 830.000 aktive Mitglieder gehören rund 4500 Vereinen an (Stand 2011).<ref>Deutscher Handballbund: [http://dhb.de/der-dhb/verband.html ''Das Unternehmen Handball stellt sich vor''], Stand: 2011. Abgerufen am 2. Januar 2013.</ref> Dachverband ist der [[Deutscher Handballbund|Deutsche Handballbund]].

[[Volleyball]] und die Variante [[Beachvolleyball]] wurden in den 1990er-Jahren zum beliebten [[Breitensport]]. Der [[Deutscher Volleyball-Verband|Deutsche Volleyball-Verband]] zählte im Jahr 2016 rund 430.000 Mitglieder.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.volleyball-verband.de/de/verband/historie/mitglieder/ |text=Mitglieder |wayback=20170608212519}} Deutscher Volleyball-Verband, DVV Vereinsstatistik 1982–2016, abgerufen am 11.&nbsp;Juni&nbsp;2017.</ref> Die [[Deutscher Volleyball-Meister|deutschen Volleyball-Meister]] der Frauen und Männer werden jährlich ermittelt, die europäische [[Volleyball Champions League]] wurde mehrfach von deutschen Vereinen gewonnen, die DDR–Männermannschaft wurde 1970 [[Volleyball-Weltmeisterschaft|Volleyball-Weltmeister]].

[[Basketball]] und [[Eishockey in Deutschland|Eishockey]] wachsen bei Zuschauerzahlen und Medienpräsenz stetig. Rekordmeister der [[Deutsche Eishockey Liga|Deutschen Eishockey Liga]] sind die [[Eisbären Berlin]]. Im Basketball war [[Dirk Nowitzki]], der 2007 zum [[Most Valuable Player|wertvollsten Spieler]] der nordamerikanischen Profiliga [[National Basketball Association|NBA]] gewählt wurde und 2011 als erster Deutscher mit den [[Dallas Mavericks]] den NBA-Titel gewann, einer der besten Spieler der Welt. Die [[Basketball-Bundesliga]] gibt es seit 1966, Rekordmeister sind die [[Bayer Giants Leverkusen]]. Seit 2007 gibt es die [[ProA]] und [[ProB]]. Bei der [[Basketball-Weltmeisterschaft 2023]] wurde Deutschland erstmals Weltmeister.

Beim [[Motorsport]] richtet sich das öffentliche Interesse besonders auf die [[Formel 1]] und die [[DTM]], in denen deutsche Fahrer und Konstrukteure Spitzenerfolge erzielen konnten. [[Michael Schumacher]] ist mit sieben Weltmeistertiteln der erfolgreichste aller Formel-1-Rennfahrer und [[Sebastian Vettel]] der jüngste Weltmeister in der Formel-1-Geschichte, weiterer Weltmeister ist [[Nico Rosberg]]. Im [[Rallye]]sport gelangte Weltmeister [[Walter Röhrl]] zu Weltruhm. Der [[Motorradsport]], in dem sich das Augenmerk auf die [[Motorrad-Weltmeisterschaft|Straßen-WM]] bzw. [[MotoGP]] richtet, hat deutsche Weltmeister wie [[Anton Mang]], [[Dirk Raudies]], [[Stefan Bradl]] und [[Sandro Cortese]] hervorgebracht.

Zu den herausragenden [[Boxen|Boxern]] des 20. Jahrhunderts gehören [[Max Schmeling]] und [[Henry Maske]], im frühen 21. Jahrhundert [[Felix Sturm]], [[Robert Stieglitz]], [[Sebastian Sylvester]], [[Jürgen Brähmer]], [[Regina Halmich]] und die [[Kickboxen|Kickboxerin]] [[Christine Theiss]]. Die ukrainischen Brüder [[Vitali Klitschko|Vitali]] und [[Wladimir Klitschko]] sowie die armenischstämmigen [[Arthur Abraham]] und [[Susianna Kentikian]] wurden mehrfache Weltmeister in ihren Gewichtsklassen und durchlebten ihre Profikarrieren vollständig in deutschen [[Boxstall|Boxställen]].

Wintersport hat eine lange Tradition in Deutschland. Im [[Bobsport]], [[Rennrodeln]], [[Biathlon]], [[Langlauf]] und [[Eisschnelllauf]] konnten deutsche Sportler regelmäßig Medaillen bei Welt- und [[Europameisterschaft]]en sowie bei den Olympischen Spielen gewinnen. Weitere populäre Wintersportarten sind das [[Skispringen]], mit [[Sven Hannawald]], [[Jens Weißflog]] und [[Severin Freund]] als besonders erfolgreichen Sportlern, sowie verschiedene [[Ski Alpin|alpine Skisportarten]]. [[Katarina Witt]] zählt mit zwei Olympiasiegen im [[Eiskunstlauf]] zu den größten Sportlern ihrer Disziplin.

[[Datei:München - Olympiapark (Luftbild).jpg|mini|[[Olympiapark (München)|Olympiapark in München]] mit den zentralen Austragungsorten der [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Sommerspiele 1972]], der letzten Olympischen Spiele in Deutschland]]
Das Deutsche Reich war 1936 Austragungsort der [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympischen Sommerspiele 1936]] in [[Berlin]] und der [[Olympische Winterspiele 1936|Winterspiele]] in [[Garmisch-Partenkirchen]], die Bundesrepublik Deutschland für die [[Olympische Sommerspiele 1972|Sommerspiele 1972]]. Im [[Ewiger Medaillenspiegel der Olympischen Spiele|ewigen Medaillenspiegel]] der [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] nimmt Deutschland mit 600 Goldmedaillen den dritten Platz ein (2022).

[[Tennis]] erlebte vor allem seit den 1980er- und 1990er-Jahren durch die Erfolge der deutschen Sportler [[Boris Becker]], [[Steffi Graf]] und [[Michael Stich]] große Popularität. Im frühen 21.&nbsp;Jahrhundert gewannen [[Tommy Haas]] und [[Angelique Kerber]] einige Titel.

Die Beliebtheit des [[Straßenradsport]]s hing von den aktuellen Erfolgen deutscher Fahrer ab. [[Rudi Altig]] (in den 1960er-Jahren), [[Jan Ullrich]] (1996–2005/07) und [[André Greipel]] (2010er) zählen zu den erfolgreichsten Radsportlern ihrer Zeit. Im [[Hallenradsport]] ist Deutschland nach der Anzahl der Weltmeistertitel die führende Nation. Mit über 70 Prozent der gewonnenen WM-Titel ist Deutschland – die DDR eingeschlossen – führend in den Disziplinen [[Radball]] und [[Kunstradfahren]].

Der [[Deutscher Schützenbund|Deutsche Schützenbund]] hat etwa 1,4 Millionen Mitglieder, deutschlandweit gibt es rund sechs Millionen [[Sportschießen|Sportschützen]].<ref>DSB: [http://www.dsb.de/dsb/ Deutscher Schützenbund]. Abgerufen am 2. Januar 2013.</ref>

Im [[Deutscher Schachbund|Deutschen Schachbund]] sind 2024 knapp 95.000 Mitglieder in rund 2250 Vereinen organisiert.<ref>[https://www.schachbund.de/mitgliederentwicklung.html Mitgliederentwicklung] auf der Website des Deutschen Schachbundes. Abgerufen am 13. März 2024.</ref> Von 1894 bis 1921 war der Deutsche [[Emanuel Lasker]] der zweite Schachweltmeister. Heute ist Deutschland in der Weltspitze mit [[Vincent Keymer]] vertreten.

Große Erfolge konnten deutsche Sportler auch in weiteren Sportarten wie [[Fechten]], [[Reiten]], [[Ringen]], [[Rudern]], [[Kanusport]], im [[Hockey]], in der [[Leichtathletik]] und im [[Schwimmsport]] erreichen. Im Tischtennis gehören [[Timo Boll]] und [[Dimitrij Ovtcharov]], im [[Golf (Sport)|Golf]] [[Stephan Jäger]], [[Bernhard Langer (Golfspieler)|Bernhard Langer]] und [[Esther Henseleit]] zu den besten Spielern der Welt. Der [[Deutscher Golf Verband|Deutsche Golf-Verband]] zählt mit 680.000 Golfspielern im Jahr 2023 zu den zehn größten Verbänden des deutschen Sports.<ref name="DOSB"/> Zu den wichtigsten [[Marathonlauf|Marathonläufen]] der Welt zählt der seit 1974 durchgeführte [[Berlin-Marathon]].<ref>[https://www.worldmarathonmajors.com/ ''World Marathon Majors''], abgerufen am 30. Dezember 2015.</ref>

== Medien ==
{{Hauptartikel|Medien in Deutschland}}

In Deutschland werden 352 [[Zeitung]]en, 27 [[Wochenzeitung]]en, 7 [[Sonntagszeitung]]en, 2450 [[Publikumszeitschrift|Publikums-]] und 3753 [[Fachzeitschrift]]en regelmäßig publiziert.<ref>Susanne Fengler, Bettina Vestring: ''Politikjournalismus'' 1. Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, S. 93.</ref> Einen Teil dieser Medien geben die großen Konzerne [[Axel Springer SE]], [[Bauer Media Group]], [[Bertelsmann]], [[Hubert Burda Media]] und die [[Funke Mediengruppe]] heraus. Es gibt 18 Nachrichtenagenturen, von denen die [[Deutsche Presse-Agentur]] (dpa) und das [[Redaktionsnetzwerk Deutschland]] (RND) die bedeutendsten sind. Die auflagenstärksten überregionalen [[Tageszeitung]]en (Stand 2020) sind die [[Bild (Zeitung)|Bild]] (Aufl. 1,27&nbsp;Mio.), die [[Süddeutsche Zeitung]] (Aufl. 0,3&nbsp;Mio.), die [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] (Aufl. 0,2 Mio.) und das [[Handelsblatt]] (Aufl. 0,14&nbsp;Mio.). Die mit Abstand auflagenstärkste Wochenzeitung ist [[Die Zeit]] (Aufl. 0,55&nbsp;Mio.). Daneben gibt es politische Magazine wie [[Der Spiegel]] und auf populäre Themen ausgerichtete Magazine wie [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] und [[Focus]].

In Deutschland gibt es 145 [[Rundfunkveranstalter|Fernsehsender]].<ref>[https://www.deutschland.de/de/topic/kultur/kommunikation-medien/die-tv-sender-im-medienland-deutschland ''Die TV-Sender im Medienland Deutschland.''] deutschland.de, 14. August 2012, abgerufen am 23. September 2023.</ref> Im Fernsehen gibt es öffentlich-rechtliche Sender wie [[Das Erste]] und [[Zweites Deutsches Fernsehen|ZDF]] und privat finanzierte Vollprogramme, vor allem [[RTL Television|RTL]], [[Sat.1]], [[ProSieben|Pro7]], [[RTL II|RTL Zwei]], [[Kabel Eins]] und [[Vox (Fernsehsender)|Vox]]. In den letzten Jahren sind viele regionale Sender und Spartenprogramme hinzugekommen.

Der Hörfunk in Deutschland ist dual organisiert und vor allem regional geprägt. Er teilt sich auf in öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der sich durch den Rundfunkbeitrag finanziert, und private Radioanbieter, die ihre Erlöse überwiegend aus Werbung erzielen. Ende 2016 waren weit über 300 Rundfunkanbieter registriert, davon rund 290 kommerzielle und mehr als 60 öffentlich-rechtliche Programme der [[ARD]], überwiegend über [[Ultrakurzwelle|UKW]] ausgestrahlt, aber zunehmend auch über [[Digital Audio Broadcasting|DAB]]. Von großer Bedeutung für die Entwicklung sind zwei Urteile des Bundesverfassungsgerichts von 1981 und 1986, welche die Organisation und die Rahmenbedingungen festlegten.

Als Onlinemedien werden [[Der Spiegel (online)|Spiegel Online]] (wöchentliche Reichweite: 15 %), [[T-Online]] (wöchentliche Reichweite: 14 %) und die Nachrichtenportale der ARD (wöchentliche Reichweite: 13 %) am häufigsten genutzt. Die aktive und passive Mediennutzung beträgt täglich rund 9 Stunden (Stand 2018).<ref>{{Webarchiv |url=https://www.vau.net/pressemitteilungen/content/mediennutzung-2018-deutsche-nutzen-erstmals-9-stunden-taeglich |text=Mediennutzung 2018 |wayback=20200614040551}}, abgerufen am 14. Juni 2020</ref>

== Gesellschaft ==
[[Datei:Sonnen und Wolken Kindertagesstätte Römernest Ladenburg.JPG|mini|hochkant|[[Kindergarten]]-Gruppe in [[Ladenburg]], Baden-Württemberg]]

Laut [[World Values Survey]] werden in Deutschland, das sich auf die [[Pluralismus (Politik)|pluralistische]] Tradition der [[Aufklärung]] stützt, [[Säkularismus|säkular]]-[[Rationalität|rationale]] Werte und [[Freie Entfaltung der Persönlichkeit|persönliche Selbstentfaltung]] geschätzt. Die Bevölkerung nennt in den Bereichen Bildung, Work-Life-Balance, Beschäftigung, Umwelt, Sozialbeziehungen, Wohnen, Sicherheit und subjektives Wohlbefinden Zufriedenheitswerte über dem Durchschnitt der entwickelten Industrienationen und liegt nur bei Gesundheit darunter. Insgesamt lag Deutschland 2015 beim [[OECD Better Life Index]] mit 7 von 10 Punkten über dem OECD-Schnitt (6,5; Griechenland 5,5, Schweiz 7,6).<ref>[https://www.oecdbetterlifeindex.org/de/countries/germany-de/ ''Deutschland''], ''OECD Better Life Index'', 2017.</ref>

Im [[World Happiness Report]] 2018 der UN belegte Deutschland Platz 15 von 156 Ländern.<ref>{{Internetquelle |url=https://s3.amazonaws.com/happiness-report/2018/WHR_web.pdf |titel=World Happiness Report 2018 |format=PDF |abruf=2018-08-15}}</ref>

=== Soziales ===
Deutschland hat eine lange Tradition des gesetzlich beförderten sozialen Ausgleichs. Laut [[Gini-Koeffizient|Gini-Index]] gilt das Land im internationalen Vergleich als Gesellschaft mit geringer Einkommensungleichheit. Der deutsche Staat bietet seinen Bewohnern umfangreiche rechtliche Ansprüche auf Familienförderung und soziale Absicherung. Die [[Geschichte der Sozialversicherung in Deutschland|Geschichte der Sozialversicherung]] begann im Kaiserreich. Spätere Regierungen haben sie nach und nach erweitert und um zusätzliche soziale Transferleistungen ergänzt, wodurch heute ein großer Teil des [[Staatshaushalt]]s für Soziales aufgewendet wird.

[[Datei:Bundesrat Gebäude, Berlin, Leipziger Strasse.jpg|mini|links|Die Bundesrepublik Deutschland ist ein [[Föderalismus in Deutschland#Kooperativer Föderalismus|kooperativ-föderalistischer]] Bundesstaat<ref>Helge Lothar Batt: ''Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit im vereinigten Deutschland. Die Dichotomie des Grundgesetzes zwischen limitierend-formalem und dirigierend-materialem Verfassungsverständnis.'' Springer, Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-8100-3708-4, [https://books.google.de/books?id=vbP3BQAAQBAJ&pg=PA43 S. 43&nbsp;ff.]</ref> mit einer [[Soziale Marktwirtschaft|sozialen Marktwirtschaft]] ([[Bundesratsgebäude (Berlin)|Bundesratsgebäude]] in Berlin).]]

Für Arbeitnehmer besteht eine Pflichtmitgliedschaft in der [[Sozialversicherung (Deutschland)|Sozialversicherung]], die aus fünf Säulen besteht: [[Krankenversicherung in Deutschland|Kranken-]], [[Gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland|Unfall-]], [[Gesetzliche Rentenversicherung|Renten-]], [[Pflegeversicherung (Deutschland)|Pflege-]] und [[Arbeitslosenversicherung]]. Die soziale Grundsicherung wird in erster Linie durch Beiträge der Versicherten finanziert, Defizite durch Steuergelder ausgeglichen.

Im Jahr 2010 hatten in Deutschland 830.000 Euro-[[Vermögensmillionär|Millionäre]] (1 % der Bevölkerung) ein Gesamtvermögen von 2.191 Milliarden Euro, während rund 12,4 Millionen Menschen (15,3 % der Bevölkerung) in [[Relative Armut|relativer Armut]] lebten oder als armutsgefährdet galten.<ref>Cordula Eubel: [http://www.tagesspiegel.de/6254146.html ''An den Rändern''], Der Tagesspiegel vom 26. Februar 2012.</ref> 2016 waren 19,7 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (EU: 23,5 %).<ref>[https://www.presseportal.de/pm/32102/3781593 ''19,7 % der Bevölkerung Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.''] Presseportal, 8. November 2017.</ref>

Zu den innerstaatlichen [[Transferleistung]]en zählt der [[Länderfinanzausgleich]], der Bundesländer mit hohem [[Steueraufkommen (Deutschland)|Steueraufkommen]] dazu verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen an schlechter gestellte Länder abzugeben, damit die Lebensverhältnisse in Deutschland nicht zu weit auseinandergehen. Der auf die Einkommensteuer erhobene [[Solidaritätszuschlag]] soll teilungsbedingte Lasten in den neuen Ländern mildern.

Das [[Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz|Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz]] soll Benachteiligungen aufgrund von [[Menschliche Geschlechtsunterschiede|Geschlecht]], [[Rassentheorie|Rasse]], der [[Ethnie|ethnischen]] Herkunft, der [[Religion]] oder [[Weltanschauung]], einer [[Behinderung]], des [[Altersdiskriminierung|Alters]] oder der [[Sexuelle Orientierung|sexuellen Identität]] (etwa [[Homosexualität in Deutschland|Homosexualität]]) verhindern.

{{Siehe auch|Liste von Gewerkschaften in Deutschland}}

=== Gesundheit ===
{{Hauptartikel|Gesundheitssystem Deutschlands}}
[[Datei:Uniklinikum Mannheim Haupteingang.jpg|mini|Das [[Universitätsklinikum Mannheim]]]]

Das deutsche Gesundheitswesen ist hoch entwickelt, wie die sehr niedrige Rate der [[Säuglingssterblichkeit]] von etwa 3,5 Jungen und 3,0 Mädchen bei 1000 Geburten<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/S12-Saeuglingssterblichkeit-Geschlecht-ab-1990.html |titel=Säuglingssterblichkeit in Deutschland nach Geschlecht, 1990 bis 2016 |werk=Fakten |hrsg=[[Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung]] |datum=2018 |abruf=2019-06-28}}</ref> und eine hohe [[Lebenserwartung]] deutlich machen, die im Jahr 2016 bei 78,2 Jahren für Männer und bei 83,1 für Frauen lag.<ref>Felix zur Nieden: [https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2016/03/PD16_072_12621.html ''Lebenserwartung für Jungen 78 Jahre, für Mädchen 83 Jahre.''] Pressemitteilung. Statistisches Bundesamt, 4. März 2016.</ref> Dabei hatten 2015 arme Männer eine Lebenserwartung von 70,1, wohlhabende von 80,9 Jahren (Frauen: 76,9 und 85,3 Jahre).<ref>Ben Bolz, Tina Soliman: [http://www.tagesschau.de/inland/lebenserwartung-107.html ''Armutsbericht. Reiche leben bis zu zehn Jahre länger''], in: ''tagesschau.de'', 2. März 2017.</ref> 2015 ergab eine Studie der OECD, Patienten in Deutschland hätten kurze Wartezeiten, geringen eigenen Finanzaufwand und viel Auswahl. Die Vorbeugung sei hingegen verbesserungswürdig, was eine hohe Zahl von Krankheiten wie [[Herz-Kreislauf-Erkrankung]]en und [[Diabetes mellitus|Diabetes]] zeige. Die Qualität zeige sich aber unter anderem dadurch, dass ein [[Schlaganfall]] häufig überlebt werde. Die Zahl an Krankenhausaufenthalten und Operationen liege international in der Spitzengruppe, aber auch die Kosten für Medikamente; 2013 machten die Gesundheitsausgaben 11 Prozent des BIP aus (OECD-Schnitt: knapp 9 %).<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/oecd-bericht-so-steht-das-deutsche-gesundheitssystem-da-a-1060821.html ''Was Deutsche für Medikamente zahlen''], Spiegel Online, 4. November 2015.</ref>

Das [[Gesundheitssystem]] umfasst die Leistungserbringer wie Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal, den Staat ([[Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland)|Bund]], Länder und [[Gesundheitsamt|Gemeinden]]), die [[Krankenversicherung in Deutschland|Kranken-]], Unfall-, Pflege- und Rentenversicherungen, die [[Kassenärztliche Vereinigung|Kassenärztlichen Vereinigungen]], die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, weitere Interessenverbände sowie die [[Patient]]en, zum Teil vertreten durch Verbände und [[Selbsthilfegruppe|Selbsthilfeorganisationen]]. [[Krankenhaus|Krankenhäuser]] werden häufig in gemeinnütziger Trägerschaft geführt, zunehmend jedoch privatisiert. Weitere Versorgungsleistungen werden weitgehend privat von Freiberuflern erbracht (niedergelassene Ärzte und Apotheker und Unternehmen, beispielsweise der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie). Der Staat beteiligt sich als Leistungserbringer nur nachrangig mit Gesundheitsämtern, kommunalen Krankenhäusern und Hochschulkliniken.

Der Großteil der Bevölkerung gehört der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenversicherung]] (GKV) an, deren Beiträge sich hauptsächlich an der Einkommenshöhe orientieren. Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen sind oft beitragsfrei mitversichert. Der Leistungsanspruch ist unabhängig von der Beitragshöhe. Etwa 10,8 Prozent der Versicherten waren 2017 [[Private Krankenversicherung|privat krankenversichert]].<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155823/umfrage/gkv-pkv-mitglieder-und-versichertenzahl-im-vergleich/ ''Anzahl der Mitglieder und Versicherten der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung in den Jahren 2011 bis 2017 (in Millionen).''] Statista, 2017.</ref>

=== Bildung ===
{{Hauptartikel|Bildungssystem in Deutschland|Schulsystem in Deutschland}}
[[Datei:University Library - panoramio (1).jpg|mini|Die [[Universitätsbibliothek Heidelberg]] ist das Wahrzeichen der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]], der [[Geschichte der Universitäten#Entwicklung der Universitäten im deutschen Sprachraum|ältesten Universität Deutschlands]], gegründet im Jahr 1386. Sie ist seit 2007 Teil der [[Exzellenzinitiative]].]]

Das heutige deutsche Bildungswesen hat seine Wurzeln unter anderem im weltweit einstmals vorbildhaften [[Humboldtsches Bildungsideal|humboldtschen Bildungsideal]] und den [[Preußische Reformen#Bildungsreform|preußischen Bildungsreformen]]. Seine Ausgestaltung liegt in der Verantwortung der Länder („[[Kulturhoheit der Länder|Kulturhoheit]]“), wird jedoch durch bundesweite Konferenzen der [[Kultusministerium|Kultusminister]] koordiniert, die auch gemeinsame [[Bildungsstandards]] setzen. Je nach Bundesland gibt es [[Vorschule|Vorschulzeiten]] und es besteht eine neun- bis dreizehnjährige [[Schulpflicht (Deutschland)|Schulpflicht]]. Der Besuch der [[Allgemeinbildende Schule|allgemeinbildenden Schulen]] dauert mindestens neun Jahre. Danach können [[weiterführende Schule]]n bzw. [[berufsbildende Schule]]n besucht werden. Die meisten deutschen Bundesländer haben ein [[gegliedertes Schulsystem]] mit [[Hauptschule]], [[Realschule]] und [[Gymnasium]], es gibt jedoch Tendenzen zu mehr [[Gesamtschule]]n und [[Ganztagsschule]]n. Die [[Hochschulreife]] wird – je nach Bundesland – nach zwölf oder dreizehn Schuljahren erworben.

Praktisch alle jungen Erwachsenen besuchen nach der Schule eine weiterführende Bildungseinrichtung. [[Auszubildender|Auszubildende]] in Betrieben besuchen in der Regel an ein oder zwei Tagen in der Woche die [[Berufsschule]], was als Erfolgsmodell der [[Duale Ausbildung|dualen Ausbildung]] weltweit bekannt ist. Die akademische Entsprechung ist das [[Duales Studium|duale Studium]]. [[Student|Studierende]] können zwischen [[Universität|universitären]] und anwendungsorientierten [[Hochschule]]n ([[Fachhochschule (Deutschland)|Fachhochschulen]]) wählen. Die [[Akademikerquote]] stieg seit den 1970er-Jahren stetig an.

[[Datei:Deutsches Bildungssystem-quer.svg|mini|hochkant=1.5|links|[[Bildungsgang|Bildungsgänge]] im [[Bildungssystem in Deutschland|deutschen Bildungssystem]]]]

Auch die berufliche Weiterbildung spielt eine große Rolle. Für Arbeitslose stellt die [[Bundesagentur für Arbeit]] Weiterbildungsgutscheine bereit. Vor ihrer beruflichen Ausbildung können Jugendliche außerdem sogenannte Freiwilligendienste, wie ein [[freiwilliges soziales Jahr]] oder ein [[freiwilliges ökologisches Jahr]], absolvieren. Weitere populäre Übergangsaktivitäten sind der [[Freiwilliger Wehrdienst|Freiwillige Wehrdienst]] und Auslandsaufenthalte, etwa in Form von [[Work & Travel]] oder [[Jugendaustausch]].

Bei [[Schulleistungsuntersuchung]]en schneidet Deutschland im weltweiten Vergleich häufig nur mittelmäßig oder sogar unterdurchschnittlich ab. In den letzten [[PISA-Studien]] konnte Deutschland sich verbessern: Im PISA-Ranking von 2015 erreichten deutsche Schüler Platz 16 von 72 in Mathematik, Platz 15 in Naturwissenschaften und Platz 10 beim Leseverständnis. Die Leistungen deutscher Schüler lagen damit in allen drei Kategorien über dem [[Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|OECD]]-Durchschnitt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/ |titel=PISA-Studie – Organisation for Economic Co-operation and Development |sprache=en |abruf=2018-04-14}}</ref><ref>Quelle: OECD-Berichte ''PISA 2006: Science Competencies for Tomorrow’s World'', Vol. 1 ([https://www.oecd-ilibrary.org/education/pisa-2006_9789264040014-en online]; [http://www.oecd.org/education/school/programmeforinternationalstudentassessmentpisa/pisa2006results.htm ''PISA 2006 results'']), OECD. Abgerufen am 9. August 2018.</ref> Die OECD kritisiert allerdings in den PISA-Studien die deutsche [[Bildungspolitik in Deutschland|Bildungspolitik]], da insbesondere die Schulerfolge von Kindern mit sozial- oder bildungsschwachem Elternhaus und mit Migrationshintergrund unter dem Durchschnitt lägen. Entgegen den Reformbemühungen der letzten Jahrzehnte ist es weiterhin statistisch signifikant unwahrscheinlicher, dass [[Arbeiterkinder]] das [[Abitur]] (Allgemeine Hochschulreife) oder einen [[Hochschulabschluss]] erreichen als Kinder aus den [[Mittelschicht|Mittel-]] oder [[Oberschicht]]en. Zudem würde es an individueller [[Differenzierung (Didaktik)|Differenzierung]] und Förderung sowohl bei leistungsstarken als auch -schwachen Schülern mangeln. Die Ausgaben für Bildung (4,6 % des Bruttoinlandsprodukts) liegen im OECD-Vergleich unter dem Durchschnitt. Die schulische Förderung im Grundschulalter gilt als verbesserungswürdig, insbesondere was Betreuungsmöglichkeiten und gezielte Förderung schwächerer Schüler angeht.

Von der erwerbsfähigen Bevölkerung galten 2011 etwa 2,3 Millionen (4 %) als vollständige und 7,5 Millionen als funktionale [[Analphabetismus|Analphabeten]].<ref>Anke Grotlüschen, Wibke Riekmann: ''Level-One Studie.'' Universität Hamburg, 2011 ({{Webarchiv |url=https://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/files/2011/12/leo-Presseheft_15_12_2011.pdf |text=PDF |wayback=20180205094848}}).</ref>

{{Siehe auch|Liste der Hochschulen in Deutschland}}

=== Wissenschaft ===
[[Datei:Einstein1921 by F Schmutzer 2.jpg|mini|hochkant|[[Albert Einstein]] (1921), Physiker und [[Nobelpreis]]<nowiki />träger]]

Deutschland ist ein international bedeutender Technologie- und Wissenschaftsstandort. Seit der industriellen Revolution waren deutschsprachige Forscher bei der Gründung empirischer Wissenschaften maßgeblich beteiligt. Insbesondere die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verschiedenster Industrien und der [[Wissenstransfer]] in die Praxis wurde durch die kreative Arbeit von Ingenieuren vorangetrieben. Rund 8&nbsp;Prozent aller weltweit gemäß [[Vertrag über die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens|PCT]] angemeldeten [[Patent]]e im Jahr 2016 kamen aus Deutschland; damit rangierte Deutschland auf Platz 4 hinter den USA, Japan und China.<ref>[https://www.wipo.int/pressroom/en/articles/2017/article_0002.html ''Record Year for International Patent Applications in 2016''], [[Weltorganisation für geistiges Eigentum]] (WIPO), 15. März 2017.</ref>

In Deutschland sind [[Universität]]en, [[Technische Universität]]en und [[Fachhochschule]]n Einrichtungen der Forschung und wissenschaftlichen Lehre. Die (Technischen) Universitäten sind zu [[Promotion (Doktor)|Promotions]]- und [[Habilitation]]sverfahren berechtigt. Beide Verfahren sollen Bildung nachweisen und wissenschaftliche Erkenntnisse enthalten. Mit der Einführung internationaler Abschlussbezeichnungen im Zuge des [[Bologna-Prozess]]es wird im [[Tertiärer Bildungsbereich|akademischen Bildungsbereich]] die bisherige Trennung der Abschlüsse zwischen Fachhochschulen und Universitäten aufgeweicht. Einzelne Hochschuleinrichtungen bilden überhaupt nicht im tertiären Bildungsbereich aus, sondern sind zur postgradualen Bildung oder ausschließlich zur Promotion und Habilitation eingerichtet. Die meisten deutschen Hochschulen sind in öffentlicher Trägerschaft, werden aber in ihrer Forschung über Drittmittel finanziert ([[Deutsche Forschungsgemeinschaft]], [[Stiftung]]en, Unternehmen und andere).

[[Datei:Alexandre humboldt.jpg|mini|hochkant|links|[[Alexander von Humboldt]] (1769–1859)]]

Neben den Universitäten gibt es eine größere Anzahl von Forschungsorganisationen, die deutschlandweit und darüber hinaus tätig sind. Dabei wurde in Deutschland zum einen ein System der Arbeitsteilung der Universitäten untereinander und zum anderen eines zwischen den Universitäten und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen geschaffen. Die [[Max-Planck-Gesellschaft]] verpflichtet sich der [[Grundlagenforschung]]. Sie führt 79 Institute in Deutschland und besitzt ein Jahresbudget von 1,8 Milliarden Euro. Die [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren|Helmholtz-Gemeinschaft]] ist die größte wissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland und betreibt 15 sogenannte Großforschungszentren, die fächerübergreifend an wissenschaftlichen Komplexen arbeiten. Die [[Fraunhofer-Gesellschaft]] ist die größte Organisation der [[Angewandte Wissenschaft|angewandten Forschung]]. Sie greift in ihren 56 Instituten Ergebnisse der Grundlagenforschung auf und versucht sie wirtschaftlich zu erschließen. Sie stellt der Wirtschaft die Dienstleistung der Auftragsforschung bereit. Weltweite Bekanntheit erlangte sie durch die Entwicklung des [[MP3]]-Audioformats. Sie gehört zu den wichtigsten [[Patent]]anmeldern und -besitzern in Deutschland. Die [[Leibniz-Gemeinschaft]] ist ein Verbund eigenständiger Forschungseinrichtungen, die sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der angewandten Forschung arbeiten.

[[Datei:Views in the Main Control Room (12052189474).jpg|mini|[[Europäisches Raumflugkontrollzentrum]] (ESOC), Kontrollraum der [[Europäische Weltraumorganisation|ESA]] in [[Darmstadt]]. Deutschland leistet den größten Beitrag zum [[Europäische Weltraumorganisation#Finanzierung|europäischen Raumfahrtprogramm]].]]

Die Ausgaben der staatlichen Universitäten und Hochschulen in Deutschland (auch als [[tertiärer Bildungsbereich in Deutschland]] bezeichnet) betrugen im Jahr 2020 über 64&nbsp;Milliarden Euro (im Jahr 2005: 30,9 Milliarden Euro), die vor allem aus Steuereinnahmen des Bundes und der Länder finanziert sind.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Bildungsfinanzen-Ausbildungsfoerderung/Publikationen/_publikationen-innen-finanzen-hochschulen.html |titel=Bildungsfinanzen und Ausbildungsförderung: Finanzen der Hochschulen |werk=Finanzen der Hochschulen – Fachserie 11 Reihe 4.5 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-03-24}}</ref> An den Universitäten und Hochschulen in Deutschland studierten im Jahr 2020 etwa 2,9 Millionen Studenten.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/221/umfrage/anzahl-der-studenten-an-deutschen-hochschulen/ |titel=Anzahl der Studenten an deutschen Hochschulen bis 2020/2021 |hrsg=Statista |abruf=2022-01-06}}</ref> Davon waren etwa 14 % ausländische Studenten.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/222/umfrage/anteil-auslaendischer-studenten-an-hochschulen/ |titel=Anteil ausländischer Studierender bis 2020/2021 |hrsg=Statista |abruf=2022-01-06}}</ref>

Weitere 15,6 Milliarden Euro erhielten außeruniversitäre Institute wie die Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft oder die Akademien der Wissenschaften.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_085_217.html |titel=15,6 Milliarden Euro für außeruniversitäre Forschung im Jahr 2020 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-03-24}}</ref> Die gesamten Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft betrugen im Jahr 2020 etwa 334 Milliarden Euro in Deutschland.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_117_217.html |titel=Rund 334 Milliarden Euro für Bildung, Forschung und Wissenschaft im Jahr 2020 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2022-03-24}}</ref>

Aus Deutschland stammen zahlreiche Forscher aus allen Bereichen der modernen Wissenschaften. Mehr als 100 [[Nobelpreis]]träger werden dem Land zugeordnet. [[Albert Einstein]] und [[Max Planck]] begründeten mit ihren Theorien wichtige Säulen der [[Theoretische Physik|theoretischen Physik]], auf denen beispielsweise [[Werner Heisenberg]] und [[Max Born]] weiter aufbauen konnten. [[Wilhelm Conrad Röntgen]], der erste Physik-Nobelpreisträger, entdeckte und untersuchte die nach ihm benannte [[Röntgenstrahlung]], die noch heute eine wichtige Rolle unter anderem in der medizinischen Diagnostik und der Werkstoffprüfung spielt. [[Heinrich Hertz]] schrieb bedeutende Arbeiten zur elektromagnetischen Strahlung, die für die heutige [[Telekommunikation]]stechnik maßgeblich sind. Die Entwicklungen von [[Karl von Drais]], [[Nikolaus Otto]], [[Rudolf Diesel]], [[Gottlieb Daimler]] und [[Carl Benz]] haben das Verkehrswesen revolutioniert, die nach ihren Erfindern benannten [[Bunsenbrenner]] und [[Zeppelin]]e sind weltweit ein Begriff. Die [[deutsche Raumfahrt]] leistete entscheidende Pionierarbeit im Bereich der Raumfahrt und der [[Weltraumforschung]] und besitzt heute mit dem [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt]] (DLR) eine leistungsfähige Raumfahrtagentur, zudem ist Deutschland das am meisten zur [[Europäische Weltraumorganisation|Europäischen Weltraumorganisation]] (ESA) beitragende Mitgliedsland.<ref>[http://www.esa.int/For_Media/Highlights/ESA_budget_2015 ESA-Budget 2015], Europäische Weltraumorganisation. Abgerufen am 13. November 2015.</ref>

Die chemische Forschung wurde unter anderem von [[Carl Wilhelm Scheele]], [[Otto Hahn]] und [[Justus von Liebig]] mitgeprägt. Mit ihren erfolgreichen Erfindungen sind Namen wie [[Johannes Gutenberg]], [[Werner von Siemens]], [[Wernher von Braun]], [[Konrad Zuse]] und [[Philipp Reis]] Bestandteile der technologischen Allgemeinbildung. Auch viele bedeutende Mathematiker wurden in Deutschland geboren, so zum Beispiel [[Adam Ries]], [[Friedrich Wilhelm Bessel|Friedrich Bessel]], [[Richard Dedekind]], [[Carl Friedrich Gauß]], [[David Hilbert]], [[Emmy Noether]], [[Bernhard Riemann]], [[Karl Weierstraß]] und [[Regiomontanus|Johannes Müller (Regiomontanus)]]. Weitere wichtige deutsche Forscher und Wissenschaftler sind der Astronom [[Johannes Kepler]], der Archäologe [[Heinrich Schliemann]], die Biologin [[Christiane Nüsslein-Volhard]], der Universalgelehrte [[Gottfried Wilhelm Leibniz]], der Naturforscher [[Alexander von Humboldt]], der Religionsforscher [[Friedrich Max Müller|Max Müller]], der Historiker [[Theodor Mommsen]], der Soziologe [[Max Weber]] und der Medizinforscher [[Robert Koch]].

{{Siehe auch|Liste deutscher Erfinder und Entdecker}}

== Siehe auch ==
{{Portal|Deutschland}}
* [[BRD]]
* [[Nationales Symbol#Nationale Symbole für Deutschland|Nationale Symbole für Deutschland]]

== Literatur ==
* [[Uwe Andersen]], [[Wichard Woyke]] (Hrsg.): ''Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland.'' 7.,&nbsp;aktualisierte Auflage. Springer VS, Heidelberg 2013 ([http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/ Onlineabfrage der Stichwörter über die bpb]).
* [[Eckart Conze]]: ''Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik von 1949 bis in die Gegenwart.'' Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-919-6.
* [[Andreas Fahrmeir]] (Hrsg.): ''Deutschland. Globalgeschichte einer Nation.'' C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75619-1.
* Margarete Graf: ''Schnellkurs Deutschland.'' DuMont, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-7760-7.
* [[Marcus Höreth]]: ''Die komplexe Republik. Staatsorganisation in Deutschland. ''Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-026333-8.
* [[Neil MacGregor]]: ''[[Deutschland. Erinnerungen einer Nation]].'' C.H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67920-9.
* [[Reinhard Mehring]]: ''Die neue Bundesrepublik. Zwischen Nationalisierung und Globalisierung.'' Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-033941-5.
* [[Peter Walther]] (Hrsg.): ''Deutschland in frühen Farbfotografien. Mehr als 1400 Farbfotos von 1913–1930.'' [[Directmedia Publishing]], Berlin 2007, ISBN 978-3-89853-619-6 (DVD-ROM).

== Weblinks ==
{{Schwesterprojekte |commons=Deutschland |commonscat=Germany |wikt=Deutschland|n=Portal:Deutschland |s=Deutschland |voy=Deutschland |b=Bürgerwissen Deutschland |d=Q183}}
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* {{DNB-Portal|4011882-4}}
* [https://verwaltung.bund.de/ verwaltung.bund.de]&nbsp;– Portal der [[Bundesverwaltung (Deutschland)|Bundesverwaltung]] mit Informationen zu Verwaltungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen
* [https://www.service.bund.de/ service.bund.de]&nbsp;– Portal der Bundesverwaltung als zentraler Zugang zu elektronischen Ausschreibungen und Stellenangeboten von Bund, Ländern und Kommunen
* [https://www.deutschland.de/ deutschland.de]&nbsp;– crossmediales, mehrsprachiges Deutschland-Portal
* [https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Laenderprofile/deutschland.html Länderprofil] vom [[Statistisches Bundesamt|Statistischen Bundesamt]]
* [http://www.germany-in-maps.de/ ''Deutschland in Karten'']&nbsp;und&nbsp;[https://aktuell.nationalatlas.de/ ''Nationalatlas aktuell'']&nbsp;– Überblick über die gesellschaftliche Situation, [[Leibniz-Gemeinschaft|Leibniz-Institut]] für Länderkunde (IfL)
* {{GIGAGEO|RA05.02}}
* {{dmoz|World/Deutsch/Regional/Europa/Deutschland/|Deutschland}}
* {{CIA-Factbook |Code=germany}} – Dossier über Deutschland
* [https://www.tatsachen-ueber-deutschland.de/de Handbuch ''Tatsachen über Deutschland''] – aktuelle Informationen über Deutschland
* [https://www.politische-bildung.de/geschichte-zeitgeschehen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland] – Thema beim [[Informationsportal zur politischen Bildung]]
* [https://www.goethe.de/de/kul/ges.html ''Gesellschaft und Zeitgeschehen''] – Artikelsammlung zur Gesellschaft in Deutschland beim [[Goethe-Institut]]

== Anmerkungen ==
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