Eine Elektronenröhre ist ein elektronisches Bauelement, das aus einem evakuierten oder gasgefüllten Kolben aus Glas, Stahl oder Keramik besteht, in das mehrere Elektroden, mindestens eine Kathode und eine Anode, eingelassen und von außen kontaktiert sind. Sie dient zur Gleichrichtung, Erzeugung, Verstärkung oder zur Modulation von elektrischen Signalen.
Im Inneren der Röhre werden freie Elektronen erzeugt, die aus einer Glühkathode austreten und zu einer Anode fliegen. Durch ein Steuergitter zwischen Kathode und Anode lässt sich der Strom beeinflussen, denn durch unterschiedliche Gitterspannungen kann man den Elektronenfluss hemmen oder verstärken. Darauf beruht die Verwendung der Elektronenröhre als Verstärkerröhre oder Oszillator.
Elektronenröhren waren bis zur Einführung des Transistors die einzigen schnellen aktiven (steuerbaren) Bauelemente der Elektronik. Bis dahin standen als aktiver Vierpol nur Relais zur Verfügung, die nur zwei Zustände (ein/aus) kannten und deren Schaltgeschwindigkeit durch die bewegte Masse begrenzt war. Elektronen weisen eine weitaus geringere Masse auf, daher können mit ihrer Hilfe weitaus höhere Frequenzen verarbeitet werden.
Heute werden neben Kathodenstrahlröhren und Vakuum-Fluoreszenzanzeigen fast nur noch Sonderformen für hohe Leistungen eingesetzt (Senderöhren, Magnetrons, Klystrons).
Je nach Röhrentyp ist ein Gas niedrigen Drucks enthalten, das eine zusätzliche Ionenleitung bewirkt.
Geschichte
Peter Cooper-Hewitt erfand schon im Jahre 1902 eine Art Röhrengleichrichter, der auf der Basis von Quecksilberdampf arbeitete, gleichsam ein Vorläufer der Elektronenröhre.
Die Elektronenröhre wurde 1904 vom englischen Physiker John Ambrose Fleming entwickelt. Auf der Suche nach einem verbesserten Detektor für Radiowellen entdeckte Fleming, dass der sogenannte Edison-Effekt zur Detektion genutzt werden konnte. Am 16. November 1904[1] meldete Fleming unter der Nummer 24 850 ein Patent auf das Oscillation Valve in England an; am 19. April 1905 ließ er seine Erfindung in den USA patentieren.
1906 fügte der US-amerikanische Erfinder Lee de Forest eine dritte Elektrode, das Steuergitter, hinzu. Mit dieser Triode war es erstmals möglich, elektrische Signale zu verstärken.
Unabhängig von de Forest entwickelte der österreichische Physiker Robert von Lieben[2] eine Verstärkerröhre – die sogenannte Liebenröhre – und meldete sie am 4. März 1906 beim Kaiserlichen Patentamt des Deutschen Reiches als Kathodenstrahlrelais zum Patent [3] an, was einen jahrelangen Rechtsstreit zwischen Lieben und De Forest zur Folge hatte. Lieben, dessen vorrangiges Ziel ein Telefonverstärker war, formuliert in seinem Patent explizit die Verstärkung des elektrischen Signals als Erfindungszweck.
De Forest stellte der Firma Bell Telephone Laboratories im Oktober 1912 einen Röhrenverstärker vor. Innerhalb eines Jahres wurde diese Technologie markttauglich gemacht, indem es gelang, in den Röhren ein Hochvakuum zu erzeugen. Ende 1913 wurde sie auf Telefonverbindungen zwischen New York and Baltimore eingesetzt, und seit Ende 1914 zur Verstärkung der Signale auf dem Atlantik-Seekabel verwendet.
Manfred von Ardenne entwickelte gemeinsam mit Siegmund Loewe (Patentinhaber) eine der ersten Mehrsystemröhren, in der außer drei Triodensystemen auch einige Widerstände und Kondensatoren untergebracht waren. Sie stellte somit eine Art integrierten Schaltkreis dar und war für einen Radioempfänger vorgesehen (Loewe OE333).
Ca. ab den 1930er Jahren fand eine fortwährende Miniaturisierung statt, die zur Entwicklung kleiner bedrahteter Röhren führte („Bleistiftröhren“). Aufgrund ihrer Strahlungsresistenz gegen Kosmische Strahlung und den EMP währte die Entwicklung von Verstärkerröhren auf dem Gebiet der Raumfahrt und des Militärs bis in die 1970er Jahre.
Heute werden noch immer aus verschiedenen Gründen Röhrentypen hergestellt. Starke Sendeanlagen werden mit Elektronenröhren betrieben, Magnetrons werden in Radaranlagen und Mikrowellengeräten eingesetzt. Hi-Fi-Verstärker werden mit ihnen bestückt und betrieben. Ebenfalls schätzen viele E-Gitarristen den charakteristischen Klang eines Röhrenverstärkers für ihre Instrumente.
Mechanischer Aufbau
Die klassische Hochvakuum-Elektronenröhre besteht aus einem geschlossenen Kolben, in dem das Elektrodensystem eingebaut ist. Durchführungsdrähte stellen die elektrische Verbindung mit der Schaltung her.
Äußerer Aufbau
Anfangszeiten
In der Anfangszeit der Röhren bestand der Kolben ausschließlich aus Glas. Das waagerecht liegende Elektrodensystem wurde an stabile Haltedrähte in einem Quetschfuß angeschweißt. Dieser Aufbau war eine direkte Weiterentwicklung der Glühlampenfabrikation und ermöglichte einen hinreichend stabilen Aufbau des Systems.
Die besondere Herausforderung besteht in einer vakuumdichten Verbindung von Durchführungsdraht und Kolben. Im Laufe der Zeit wurden hier Verbundmetalldrähte entwickelt, welche beim Schmelzvorgang durch die Glasmasse gut benetzt werden und somit keine nennswerte Lücken für Diffusion von Gasmolekülen hinterlassen. Außerdem wurden die Glasgemische weiterentwickelt, bis sich die Wärmeausdehnung von Anschlussdraht und Glaskolben in nur noch unerheblichem Maße unterschieden.
Im Laufe der Zeit wurde die freitragende Montage aufgegeben, da die Elektroden im Röhrensystem sehr empfänglich für Mikrofonie waren. Stattdessen wurde der Domkolben etabliert. Die Höhe dieses Domkolbens war der Höhe des jetzt senkrecht aufgebauten Elektrodensystems genau angepasst; an der Oberseite des Systemaufbaus waren Glimmerflügel angebracht, die seitlich an die die Kolbenwand drückten und somit das System schwingungsarm im Kolben fixierten.
Durch diesen Quetschfußaufbau ergaben sich vergleichsweise lange Anschlussdrähte. Deren Eigeninduktivität sowie Kapazitäten durch die Parallelführung der Drähte in den Kolben hinein verwehrten diesen Röhren einen sinnvollen Einsatz im UKW-Frequenzbereich und darüber. Eine weitgehende Entkopplung des Gitteranschlusses über eine am Kolbenkopf angebrachte Anschlußkappe verkomplizierte die Fertigung der Röhren, ermöglichte aber auch höhere Verstärkungsziffern.
1937 brachte Telefunken eine Röhrenserie mit Stahlkolben auf den Markt. Erste Vorarbeiten hierzu lassen sich auf das Jahr 1917 datieren[4]. Vorteile dieses grundlegend neuen Aufbaues waren wesentlich kürzere Anschlüsse zum Röhrensystem, eine integrierte Abschirmung des Röhrensystems gegenüber Streufeldern, geringere mechanische Empfindlichkeit des Kolbens, sowie ein in sich stabilerer Systemaufbau durch waagerechte Lage mit beidseitiger Systemstabilisierung auf der Grundplatte und den Verzicht auf den Gitterkappenanschluß und somit generell kürzere Verbindungen in den Empfängern.
Die suggestive Wirkung dieser Stahlröhre (Stahl ist stabil und haltbar, Glas fragil und zerbrechlich) war groß genug, dass die RCA in den USA ebenfalls versuchte, Stahlröhren zu bauen und diese im Frühjahr 1935 auch vorstellte. Die Entwicklung war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht abgeschlossen, 40% der Produktion gingen als Ausschuss verloren. Dies mündete teilweise in marketingtechnisch interessanten Varianten; Röhren mit dem technisch bereits beherrschten Glaskolben, über den zu Zwecken der Optik ein Aluminiumkolben übergestülpt und mit dem Sockel mechanisch verbunden wurde.
Die zweijährige Verzögerung des deutschen Produktionsstarts gegenüber den USA zahlte sich durch eine vom Start weg sehr hohe Qualität der Produktion aus. Endstufen- und Gleichrichterröhren wurden allerdings nicht in Stahlkolbentechnik hergestellt. Hier dominierte nach wie vor der Domkolben den Systemaufbau, weil dieser kostengünstiger in der Herstellung war, eine bessere Wärmeabstrahlung bei größeren Leistungen besaß und die oben erwähnten langen Anschlussdrähte schaltungstechnisch keine Rolle spielten.
Im Jahre 1948 begann das Röhrenwerk Ulm der Telefunken Gesellschaft mit dem Bau von Stahlröhrensystemen im Glaskolben. Man hätte gerne Stahlröhren hergestellt, allerdings waren die notwendigen Maschinen kriegsbedingt zerstört oder als Reparationsleistungen demontiert. So wurden – vorübergehend – skurrilerweise Glasröhren mit Stahlsockel und wiederum senkrechtem Systemaufbau hergestellt. Nachdem die Stahlröhre massiv als deutscher Fortschritt beworben war, wurde es schwierig, den Kunden nun wieder Glasröhren schmackhaft zu machen.[5]
Die Röhrenwerke des RFT stellten in der Folgezeit ebenfalls Stahlröhren mit Glaskolben her, allerdings waren diese deutlich näher am Original orientiert, da der grundlegende Systemaufbau in der Waagerechten beibehalten wurde.
Letztlich konnten sich die Stahlröhren nicht durchsetzen: Der dem waagerechten Systemaufbau geschuldete große Kolbendurchmesser schränkte die fortschreitende Miniaturisierung der Geräte merklich ein. Höhere Herstellungskosten durch den separaten Sockel, mangelnde Gasdichtigkeit des Stahlkolbens an sich, mangelnde Elektrodenentgasung während der Herstellung (HF-Feld durchdringt den Stahlkolben nicht) waren unter anderem Gründe, diese Bauform Ende der 40er Jahre aufzugeben.
Moderner Aufbau
Auch während der Stahlröhrenepoche blieb die Glasröhrenentwicklung nicht stehen. Die weitere Verfeinerung der Herstellungstechniken ermöglichte eine starke Reduzierung der Kolbenabmaße:
Röhre Höhe Durchmesser EF12 58 mm 47 mm RV12P2000 43 mm 27 mm
Prominentestes Beispiel ist die RV12P2000, die wiederum einen senkrechten Systemaufbau im zylindrischen Glaskolben zeigt. Für die mechanische Fixierung des Systems sorgen an den Ober- und Unterseiten des Systems angebrachte Glimmerplättchen mit gefiedertem Außenrand, die ein seitliches Schwingen im Kolben weitestgehend unterbinden
Unter steigendem Druck der Herstellungskosten bildete sich ab Mitte der 1940er Jahre die heute übliche Allglasröhre mit Pressglassockel heraus. Die sehr kurzen Anschlussstifte aus Chromeisen oder Nickel ermöglichen den Einsatzbereich dieser Sockelung bis in den UHF-Bereich hinein und ermöglichen durch stabile Schweißverbindungen mit dem übrigen System eine Lagestabilisierung auch in der Senkrechten. Dieser Aufbau wurde Ende der 1940er Jahre mit den Loktalröhren (Philips, Tungsram) eingeführt und mit den Rimlockröhren (Philips/Valvo, 1949) weiter miniaturisiert.
Die 1951/52 etablierten Noval- und Miniatursockel zeigen durch eine Lücke im Stiftkreis ohne externe Hilfsmittel die richtige Ausrichtung in der Fassung an und sind auch heute noch Stand der Technik bei Kleinsignalröhren.
Details zur Sockelung siehe im Abschnitt Anschlüsse.
Röhren größerer Leistung weisen oftmals einen weniger schwingungsfreien Aufbau auf. So ist bei Senderöhren (und bei Hochspannungsröhren, PD500, DY8...) oftmals die Anode nur durch eine Durchführung durch den Glaskolben fixiert. Durch die generell größeren Elektrodenabstände in diesen Röhren wirkt sich ein eventuell mechanisches Schwingen der Elektroden allerdings nicht vergleichbar stark zu Kleinsignalröhren aus.
Ebenfalls gab es Weiterentwicklungen der Keramiktechnologie, die in den nur noch fingerhutgroßen Nuvistorröhren mündete. Zu diesem Zeitpunkt war die Halbleitertechnologie aber schon soweit auf dem Vormarsch, dass diese Typen sich nicht mehr in nennenswertem Umfang verbreiten konnten.
Innerer Aufbau
Das eigentliche Elektrodensystem der Röhre wurde in der Anfangszeit freitragend auf dem Quetschfuß aufgebaut (s. O.). In Einzelfällen wurde über dem Röhrensystem noch eine Glasbrücke eingearbeitet, welche die Röhrenelektroden auch von oben her auf maßhaltigen Sitz sichern sollte.
Später ging man bei der Domkolbenbauweise auf eine keramikbrückenbasierten Aufbau über, da die Glasbrücken verlustbehaftet waren, Kapazitätserhöhungen mit sich zogen und die Mikrofonieempfindlichkeit nicht spürbar reduzierten.
Die einzelnen Systembestandteile wie Gitter und Kathode werden mit ihren Enden in Aussparungen der Brücken eingeführt und somit gegen seitliches Verrutschen fixiert. Die Keramikbauteile wiesen allerdings eine sehr hohe Neigung zur Sekundärelektronenemission auf, weswegen bald Glimmerplättchen (Muskovit) an Stelle der Keramik traten. Es müssen zudem keine thermischen Ausdehnungsfragen der Elektroden beachtet werden, weil Glimmer im Vergleich zu Keramik in geringem Maße elastisch ist. Aus dem gleichen Grund können die Stanzlöcher in den Glimmerplättchen eher knapp bemessen werden, sodass die Elektroden sehr stramm sitzen, was wiederum mechanische Schwingungen (Mikrofonie) unterbindet. Abschließend dient die meist zylindrisch oder kastenförmig ausgebildete Anode als waagerechte Fixierung der Glimmerplättchen zueinander.
Wie sehr die Miniaturisierung in wenigen Jahren fortgeschritten ist, zeigt die folgende Tabelle:
AF7 EF12 Kathoden-ø 1,8 mm 0,8 mm Abstand k-g1 0,4 mm 0,23 mm Abstand g1-g2 1,05 mm 0,55 mm
Einzelheiten zu den meist konzentrisch aufgebauten Röhrensystemen finden sich in den Fachabschnitten zu den jeweiligen Elektroden: Kathode, Anode und weiteren Elektroden.
Das komplett zusammengebaute System wird mit den Sockelanschlüssen punktverschweißt und der Kolben danach mit dem Sockelteller bzw. Quetschfuß verschmolzen.
Vakuum
Das Vakuum in der Röhre ist notwendig, damit die Elektronen eine ausreichende freie Weglänge haben und nicht durch Gasmoleküle abgebremst werden. Auf der inneren Wandung vieler Röhren ist zumeist im oberen Teil ein spiegelnder Belag zu sehen, der durch das sogenannte Getter hervorgerufen wird.
Nach dem Abschmelzen der Röhrenkolben wird die Röhre über das Pumpröhrchen an eine Vakuumpumpe angeschlossen. Während des Pumpvorganges beginnt ab eines gewissen Unterdrucks in der Röhre das so genannte Ausheizen. Dazu wird die Röhre mittels des eigenen Heizfadens erwärmt; Gleichzeitig werden über ein leistungsfähiges Hochfrequenzfeld ähnlich wie in einem Mikrowellenofen gezielt die metallischen Innenteile des Röhrensystems zum Glühen gebracht, während der Getter ausgespart wird. Das Verfahren dient dazu, die durch Adsorption an den Oberflächen sowie durch die Van-der-Waals-Kräfte physikalisch gebundenen Gasmoleküle schneller abzulösen und mit abzupumpen. Damit wird die Evakuierzeit verkürzt, die über die Zeit verbleibende Qualität des Vakuums verbessert und somit der Einsatz von Gettermaterial verringert.
Abschließend kann das Pumpröhrchen abgeschmolzen werden, zurück bleibt der charakteristische Glaszapfen. Als nächster Schritt wird gezielt das Getter „gezündet“, das im Regelbetrieb der Röhre freiwerdende oder von außen eindiffundierende Gase bindet. Hat eine Röhre durch Beschädigung Luft gezogen, reagiert das Getter mit den Gasen. Dies wird durch den Schwund der spiegelnden Schicht und dem daraus verbleibenden, milchig weißen Belag offensichtlich. Andere Gettertypen wurden etwa bei Hochspannungsröhren verwendet, welche ohne Glasspiegel direkt mögliche Gasreste binden.
Abschluss der Fertigung
Danach wird die Röhre noch künstlich gealtert, um über den Zeitraum der vorgesehenen Lebensdauer stabile Betriebsparameter zu erhalten. Nach einer abschließenden Qualitätskontrolle werden die Röhren gestempelt, verpackt und versandt.
Funktionsweise
Elektronenstrom
Der Elektronenstrom, der bei Anlegen der Anodenspannung zwischen Kathode und Anode den luftentleerten Raum durchfließt, kann in seiner Richtung und Stärke durch die Einwirkung elektrischer (Steuerspannungen) und magnetischer Felder (Ablenkspulen) beeinflusst werden. Ein gerichteter Elektronenstrom wird als Elektronenstrahl bezeichnet.
Die Elektronen werden thermisch an der beheizten Kathode emittiert (ausgesandt) und im einfachsten Fall an der einzigen anderen Elektrode, der meistens positiv aufgeladenen Anode, aufgefangen.
In Sonderfällen wird Feldemission einer spitz geformten Kathode eingesetzt. Meistens möchte man jedoch Feldemission vermeiden, wofür man insbesondere bei hohen Spannungen die Elektrodenkanten abrundet.
Kennlinie der Verstärkerröhre
Das im nebenstehenden Bild dargestellte Kurve stellt den typischen Zusammenhang zwischen Anodenstrom und Gitter-Spannung dar. Die genaue Lage der Kurve hängt vom jeweiligen Röhrentyp und der Anodenspannung ab. Gemeinsam sind folgende Eigenschaften:
- Ab einer gewissen Gitter-Spannung sperrt die Röhre den Elektronenstrom zur Anode; Der Wert der „Abschnürspannung“ ist konstruktionsbedingt und liegt zwischen -300 V bei der 4CX3000A und -2 V bei der EC8020. Bei noch negativeren Spannungen fließt kein Anodenstrom. Zu große negative Spannungen können zu mechanischen Verformungen der feinen Gitterwindungen im Röhrensystem sorgen, was nicht nur die elektrischen Parameter ändert, sondern für Kurzschlüsse sorgen kann.
- Wenn das Steuergitter zu positiv wird, steigt der Anodenstrom nicht unbegrenzt. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Die Kathode kann - abhängig von Temperatur, Fläche und Material - nicht beliebig viele Elektronen abgeben,
- Bei positivem Gitter fließt besonders viel Anodenstrom, deshalb fällt am Außenwiderstand besonders viel Spannung ab, die vor der Betriebsspannung subtrahiert werden muss. Aus diesem Grund ist nun die Anodenspannung besonders klein und zieht nur wenige Elektronen an,
- Der Anodenstrom kann sogar sinken, wenn mehr Elektronen zum (positiven) Gitter fliegen als zur Anode. Dann kann das Gitter überhitzen und schmelzen.
- Wenn das Steuergitter positiv wird, ist der Eingangswiderstand der Röhre nicht mehr unendlich groß, sondern wirkt wie ein Widerstand von einigen 1000 Ohm. Dadurch entstehen meist starke Signalverzerrungen, weil die vorhergehende Verstärkerstufe plötzlich und nur bei positiven Spannungsspitzen belastet wird. Bei NF-Verstärkern wird dieser Zustand deshalb vermieden und ist bei den üblichen Kleinsignalröhren nicht spezifiziert.
- Es gibt einen relativ schmalen Bereich, in dem der Zusammenhang Anodenstrom/Gitterspannung einigermaßen linear ist, in diesen Bereich wird üblicherweise der Arbeitspunkt der Schaltung gelegt. Es fließt ständig Strom zur Anode (Ruhestrom) - auch dann, wenn kein Signal verstärkt werden soll. Dieser Zusammenhang wird bei großen Steuerspannungen am Gitter nichtlinear, die Verstärkerstufe verzerrt dann.
Die Abhängigkeit des Anodenstromes von der Gitterspannung ist grundsätzlich nicht linear. Die Nichtlinearität resultiert aus der Rückwirkung (Durchgriff) der Anodenspannung durch das Gitter auf die Raumladung der Elektronenwolke um die Kathode. Dieses Raumladungsgesetz lässt sich in der Formel
ausdrücken, wobei k eine Konstante ist und Ust aus der negativen Gitterspannung und der positiven Anodenspannung errechnet wird.
Der Vierpolparameter Durchgriff beschreibt die Rückwirkung eines sich ändernden Anodenpotenzials auf den Anodenstrom. Ein hoher Durchgriff, das heißt eine starke Rückwirkung des Anodenpotenzials, wirkt wie eine „eingebaute“ Gegenkopplung.
Will man in einem Leistungsverstärker die Röhre voll ausnutzen und den Wirkungsgrad maximieren, so wählt man zwei Röhren im Gegentakt-B-Betrieb. Jede Röhre verstärkt nur eine Halbwelle und ein symmetrischer Ausgangstransformator setzt beide Anteile wieder zusammen. Dadurch ist ein Wirkungsgrad ohne eingerechnete Heizleistung bis zu 75 % erreichbar. Die Verzerrung durch den nichtlinearen Verlauf der Kennlinie kann durch eine Gegenkopplung weitgehend ausgeglichen werden.
Beim Gegentakt-B-Betrieb kann man zwar Ruhestrom sparen, riskiert aber Übernahmeverzerrungen. Das ist der Bereich, in dem eine Röhre bereits sperrt, die andere aber noch nicht ausreichend durchgesteuert wird. Diese Übernahmeverzerrungen können durch meßtechnisch selektierte Pärchen der jeweiligen Röhren minimiert werden.
Eine andere Möglichkeit ist, den Arbeitspunkt zwischen den A- und B-Punkt zu legen. Bei kleinen Signalamplituden arbeitet die Schaltung auf Kosten eines geringeren Wirkungsgrades wie eine Gegentaktschaltung im A-Betrieb, der sich bei größeren Amplituden zum B-Betrieb hin verschiebt. In der Praxis wird die Gittervorspannung bei AB-Betrieb nicht festgesetzt, damit dieser Effekt der höheren Gitterspannung durch höheren mittleren Strom durch die Endstufe noch verstärkt wird.
Bei Hochfrequenzverstärkern in Sendern spielen die Verzerrungen im B-Betrieb keine Rolle, da mit den folgenden Filterstufen die in der Röhre erzeugten Oberwellen wieder entfernt werden. Zur weiteren Erhöhung des Wirkungsgrades wählt man sogar den C-Betrieb mit so viel Steuerspannung, dass Gitterstrom fließen kann. Durch dieses abrupte Ein- und Ausschalten des Anodenstromes erreicht man Wirkungsgrade um 87 %, da die vollständig gesperrten Röhren auf den Schwingkreis im Anodenzweig nicht dämpfend wirken.
Heizung
Es wird zwischen direkter und indirekter Heizung unterschieden.
- Bei der direkten Heizung wirkt der Heizdraht gleichzeitig als Kathode. Der Heizstrom fließt direkt durch die draht- oder bandförmige Kathode.
- Bei der indirekten Heizung fließt der Heizstrom durch einen separaten Heizdraht (meistens eine Wolfram-Glühwendel), der durch Alundum isoliert innerhalb des Kathodenröhrchens liegt. Die Wärmeleistung wird über Wärmeleitung und -strahlung auf das Kathodenröhrchen übertragen.
Die galvanische Trennung der Heizung zur Kathode bei indirekter Heizung erlaubt Schaltungsvarianten, die mit direkt geheizten Röhren nicht ohne wesentlich höheren Schaltungsaufwand realisierbar sind. Indirekt geheizte Kathoden können daher mit Serienheizung (die Heizwendeln mehrerer Röhren sind in Reihe hintereinander geschaltet) betrieben werden. Indirekt geheizte Röhren werden zur Verstärkung kleiner Signale (ältere Fernseher, Messgeräte und Radioempfänger) und heute noch in Audioverstärkern eingesetzt. Bildröhren sind grundlegend indirekt geheizt.
Die direkte Heizung benötigt eine geringere elektrische Leistung, um die gleiche Kathodentemperatur zu erreichen. Direkt geheizte Röhren sind in wenigen Sekunden einsatzbereit, während indirekt geheizte Röhren ca. 15 Sekunden bis mehrere Minuten benötigen, bis die Kathode ihre Arbeitstemperatur erreicht hat. Gerade bei Batterieröhren der D-Serie ist der Heizstrom so gering, dass der Anodenstrom, welcher zusätzlich zum eigentlichen Heizstrom ebenfalls durch den als Kathode fungierenden Heizfaden fließt, für eine sichtbare Zunahme der Fadentemperatur sorgt.
Ein weiterer Vorteil der direkten Heizung ergibt sich durch die Möglichkeit, höhere Kathodentemperaturen zu realisieren, wie das bei anderen Kathodentypen als der klassischen Oxidkathode der Fall ist. Der bei indirekter Heizung erforderliche Isolierstoff wäre hier einer erheblichen Belastung ausgesetzt. Direkt geheizte Kathoden werden bei Senderöhren, Gleichrichterröhren und Magnetrons eingesetzt. Auch Vakuum-Fluoreszenzanzeigen in Geräten der Unterhaltungselektronik sind direkt geheizt, hier aber hauptsächlich damit die im Sichtfeld liegende Kathode optisch möglichst nicht stört.
Direkt geheizte Kathoden besitzen eine geringere Wärmeträgheit, dadurch wird der Anodenstrom bei Wechselstromheizung zusätzlich (unerwünschterweise) moduliert.
Kathode
Bei den üblichen Verstärkerröhren und größeren Senderöhren sind folgende Kathodentypen gebräuchlich:
- Wolframkathode – der Heizdraht dient gleichzeitig als Elektronenemitter (direkt geheizte Kathode) und besteht wie bei einer Glühlampe aus Wolframdraht. Bei älteren Senderöhren höchster Leistung gebräuchlich. Ebenso bei Sonderröhren, wie z. B. Rauschgeneratorröhren. Betriebstemperatur um die 2200 °C.
- thorierte Wolframkathode – wie vorstehend, der Draht ist jedoch mit einer dünnen Thoriumschicht versehen. Das erhöht dessen Fähigkeit, Elektronen zu emittieren bzw. senkt die Austrittsarbeit und damit die erforderliche Temperatur auf 1500 °C. Thoriumkathoden sind bei Senderöhren mittlerer Leistung gebräuchlich.
- Direkt geheizte Oxidkathode – wie vorstehend, aber der Heizdraht ist mit einer dünnen Bariumoxidschicht versehen. Die Beschichtung senkt die erforderliche Temperatur auf < 800 °C. Anwendung bei Batterieröhren, Gleichrichterröhren, Leuchtstofflampen und Vakuum-Fluoreszenzanzeigen.
- Indirekt geheizte Bariumoxidkathode – eine Wolfram-Heizwendel wird elektrisch isoliert in ein Nickelröhrchen eingeschoben. Das Nickelröhrchen besitzt eine Beschichtung aus Bariumoxid und stellt die eigentliche Kathode dar. Anwendung bei den meisten Röhren kleiner Leistung sowie bei Bildröhren und Kathodenstrahlröhren.
Eine Sonderform stellen indirekt-strahlungsgeheizte Kathoden dar. Wegen besonders hoher Anforderungen an die Isolation zwischen Heizfaden und Kathode ist über mechanische Mittel der Heizfaden in der Mitte des im Durchmesser großzügig bemessenen Kathodenröhrchens fixiert. Das Kathodenröhrchen wird ausschließlich über die vom Heizfaden ausgehende Wärmestrahlung geheizt.
Oxydkathoden sind recht empfindlich gegenüber Unter- oder Überheizung:
- Unterheizung setzt Sauerstoff aus der Oxidschicht frei, der sich an der Kathodenoberfläche anlagert und so die Emission der Kathode herabsetzt (Vergiftung der Kathode),
- Überheizung erhöht die Verdampfungsrate von metallischem Barium aus der Oxidschicht, was ebenfalls die Emission herabsetzt.
Eine Toleranz von ±5 % sollte daher eingehalten werden.
In speziellen Röhren wie Photomultipliern oder Photozellen wird das Material der Kathode so gewählt, dass die Austrittsarbeit möglichst gering ist. Die Elektronen werden hier durch Licht ausreichend kurzer Wellenlänge freigesetzt.
Anode
Die Anode ist aufgrund des Auftreffens der Elektronen einer starken thermischen Belastung ausgesetzt. Das Material soll möglichst wenig Sekundärelektronen aussenden und einen möglichst hohen Anteil der entstehenden Wärme nach außen abstrahlen. Bei Gleichrichterröhren ist zudem eine hohe Austrittsarbeit sowie eine geringe Neigung zur Feldemission erwünscht. Das wird durch runde, hohle Formen erreicht. Materialien sind Nickel, ggfs. zur besseren Wärmeabstrahlung karbonisiert, aluminiumplattiertes Eisen (sog. P2-Eisen), welches die typische körnige, stark aufgerauhte, matte, dunkle, bläulichgrau erscheinende Anodenoberfläche erzeugt, oder – bei sehr hohen Leistungen – Graphit.
Bei großer Belastung fangen freistehende, strahlungsgekühlte Anoden oft sichtbar an zu glühen. Dieser Betriebszustand ist für die gebräuchlichen Kleinleistungsröhren im Radio- und Fernsehbereich elektrisch bereits als Überlastung spezifiziert. Die Röhre überlebt diesen Zustand zwar eine gewisse Zeit, die Lebensdauer geht stark zurück, da eventuell in den Werkstoffen gebundene Gasreste aus den Elektroden ausgetrieben werden (Verschlechterung des Vakuums). Durch die große Hitze werden die glühenden Elektroden weich und können sich daher verformen, was die Röhrendaten verfälscht oder sogar Kurzschlüsse im Innern des Röhrensystems nach sich ziehen kann. Ebenso kann der Glaskolben leiden oder springen.
Große Leistungsröhren, Röntgenröhren und Magnetrons besitzen massive, oft luft- oder wassergekühlte Anoden. Röntgenanoden bestehen oft aus Wolfram.
Im normalen Betriebszustand geben die Elektronen ihre kinetische Energie nicht nur als Wärmeleistung an die Anode ab, sie erzeugen dort schwache Lichterscheinungen. Bei manchen Röhrentypen ist der Systemaufbau nicht vollständig geschlossen, so dass Elektronen auf den Glaskolben weiterfliegen und dort zu Fluoreszenzerscheinungen führen. Lichterscheinungen treten besonders sichtbar bei Leistungsröhren und/oder hohen Anodenspannungen auf. Bei sehr hohen Spannungen entsteht Röntgenstrahlung, die u. a. durch die in Radaranlagen arbeitenden Schaltröhren zu Gesundheitsschäden beim Menschen führten.
Die auf der Glasinnenwand landenden Elektronen können elektrische Felder hervorrufen, da sie über das üblicherweise nichtleitende Glas schwer abfließen können. Bei Röhren, die naturgemäß Elektronen zur Glaswandung hin beschleunigen (magisches Band, Kathodenstrahlröhren), wird eine optisch unauffällige, elektrisch schwach leitfähige Substanz auf die Innenseite des Glaskolbens aufgebracht, welche durch entsprechende Kontaktfedern eine Verbindung mit der Anode erhält, sodass die Elektronen abfließen können.
Bei nicht derartig behandelten Gläsern führen diese Felder zu einer Konzentration von Ionen an diesen Stellen. Im Laufe der Jahre kann dieses Ionenbombardement zu einer elektrolytischen Zersetzung des Glases besonders bei Röhren mit hohen Betriebstemperaturen führen.[6]
Manche unregelmäßigen Metallspiegel auf der Kolbeninnenseite rühren aus Abdampfungen der Kathodenbeschichtung her. Diese entstehen hauptsächlich während der Herstellungsprozesse, bei denen das Vakuum bereits im Kolben erzeugt wurde.[7]
Bei älteren Bildröhren führte diese Ionenbelastung zu einem blinden Fleck in der Mitte des Bildschirmes, dem sogenannten Ionenfleck, dem in der Anfangszeit durch die Ionenfalle begegnet wurde, ab Mitte der 1950er Jahre dann durch eine sehr dünne Aluminiumschicht.
Weitere Elektroden
Eine Elektronenröhre kann zwischen Kathode und Anode noch eine Reihe zusätzlicher Elektroden enthalten, wie Steuergitter, Schirmgitter, Bremsgitter oder elektronenoptisch wirksame Fokussierelektroden.
Steuer- und Schirmgitter bestehen aus Drahtwendeln oder -gittern, Bremsgitter können, wie Fokussierelektroden, die Form von Blechblenden haben. Die Drahtgitter sind meistens aus Molybdän gefertigt, die Blechblenden aus Nickel. Die Haltedrähte bestehen manchmal aus Verbundwerkstoffen, welche eine gute Wärmeleitfähigkeit mit einer hohen mechanischen Festigkeit vereinen.
Im Bild rechts ist eine detaillierte Aufnahme einer HF-Pentode EF91 zu sehen, die die einzelnen Elektroden gut erkennen lässt:
- das Steuergitter ist zur Wärmeableitung auf verkupferten Haltedrähten aufgebracht;
- das Bremsgitter ist weitmaschig, es verhindert den Weg der Sekundärelektronen zurück zum Schirmgitter;
- Die Stäbe dazwischen tragen das Schirmgitter; es hält das elektrische Feld und damit den Elektronenfluß von der Kathode her aufrecht, auch wenn die Anode z. B. betriebsbedingt ein weniger positives Potential annimmt;
- Die graublaue Fläche links ist eine Anode;
- die Kathode ist anhand ihres weißen Oxidbelages gut zu erkennen.
Insbesondere das Steuergitter darf selbst keine Elektronen emittieren, obwohl es der beheizten Kathode sehr nahe ist und damit der unmittelbaren Gefahr der Aufheizung unterliegt. Es muss daher durch wärmeableitende Haltedrähte und manchmal zusätzlich an diesen befestigte, wärmeabstrahlende Kühlfahnen möglichst kühl gehalten werden. Ein zu heißes Steuergitter oder gar auf dieses gelangendes Kathodenmaterial führen zu sogenannter Gitteremission, was eine Arbeitspunktverschiebung oder sogar einen sich thermisch verstärkenden Zerstörungseffekt zur Folge hätte, da das Gitter durch Emission positiver wird und folglich der Anodenstrom steigt, wodurch zusätzliche Wärme entsteht. Dieser Effekt wurde in den 1930er Jahren als das sogenannte „Durchstoßen“ bezeichnet.
Einsatzgebiete
Die meisten Elektronenröhren in der Elektronik sind heute von Halbleiterbauelementen wie Transistoren und Dioden verdrängt worden.
Hochleistungs-Hochfrequenzröhren als Senderöhren in der Radar- und Funktechnik sind jedoch bis heute die günstigste Möglichkeit, Hochfrequenz hoher Leistung zu erzeugen. Hierbei kommen Trioden, luft- und wassergekühlte Tetroden, Klystrons, Magnetrons und Wanderfeldröhren zum Einsatz. Solche leistungsfähigen Röhren werden in der Industrie u. a. für die Hochfrequenzerwärmung eingesetzt. Das sind Anlagen, die kapazitiv oder induktiv Wärme direkt in einem Werkstück erzeugen. Weitere Anwendungen sind Hochfrequenzgeneratoren zur Plasmaerzeugung (Sputtern oder zur Anregung von Gaslasern). Magnetrons finden unter anderem im Mikrowellenherd und in RADAR-Geräten weite Verwendung.
Vakuum-Fluoreszenzanzeigen (VFD) arbeiten nach dem Prinzip einer Elektronenröhre, haben jedoch eine flache Form; sie werden in sehr vielen Elektronikgeräten als Anzeige eingesetzt.
Die Braunsche Röhre oder Kathodenstrahlröhre ist in Fernsehgeräten, Oszilloskopen und Computerbildschirmen noch nicht komplett von LCDs und Mikrospiegel-Projektionssystemen verdrängt worden.
Röntgenröhren sind die in Medizin, Industrie, Warenabfertigung und teilweise der Forschung eingesetzte Quelle für Röntgenstrahlung.
Zum Kennenlernen der Funktion von Elektronenröhren und Aufbau eigener Schaltungen gab es Bausätze, mit denen man NF-Verstärker, Mittelwellenradios, Kurzwellen-Empfänger, DRM-Empfänger, Quarz-Oszillatoren, Senderschaltungen und andere Grundschaltungen der Röhrentechnik aufbauen kann. Diese Schaltungen arbeiten im Niederspannungsbereich bei Anodenspannungen von beispielsweise 6 Volt.
Röhrenbestückte Audioverstärker
Wegen ihres besonders geschätzten charakteristischen Klirrverhaltens werden auch heute noch weitgehend Elektronenröhren in Gitarrenverstärkern verbaut, bei denen das Schaltungskonzept keineswegs auf ein konsequentes Vermeiden von Verzerrungen abzielt, sondern im Gegenteil eher auf deren Erzeugung, da die besonderen klanglichen Resultate hier durchaus erwünscht sind.
Wegen ihrer höheren Anforderungen an die Ausgangsleistung arbeiten die Endstufen der Röhren-Gitarrenverstärker oft im Gegentakt-AB-Betrieb und verwenden kaum die linearisierende, aber leistungsmindernde Gegenkopplung. Dadurch entstehen die charakteristischen nichtlinearen Verzerrungen, welche hier erwünscht sind und einen Bestandteil der musikalischen Interpretation bilden.[8] Derartige Besonderheiten des Klanges lassen sich zwar heute mit leistungsstarken Digitalprozessoren simulieren, der außerordentliche Erfolg von Re-Release-Verstärkerserien einiger Hersteller deutet jedoch auf die unumstrittene Führungsrolle der Elektronenröhre in diesem Marktsegment.
Während röhrenbestückte Bühnenverstärker für E-Gitarren sich seit den 1950er Jahren unverändert behaupten können, verschwand die Röhre aufgrund der fortschreitenden Transistorisierung der Elektronik allmählich als Bauelement aus den Hi-Fi-Verstärkern. Erst seit etwa Mitte der 1990er Jahre ist wieder ein zunehmendes Interesse an dieser Technik zu beobachten – Hi-Fi-Röhrenverstärker erfreuen sich aus verschiedensten Gründen wachsender Beliebtheit, wobei die ihnen unterstellten klanglichen Vorzüge eine zentrale Rolle spielen. In diesem Zusammenhang sind seit einigen Jahren auch Neuproduktionen von Röhren am Weltmarkt wieder häufiger anzutreffen, selbst völlig neue Typen von Leistungsröhren speziell für Hi-Fi-Anwendungen sind mittlerweile erhältlich.
Röhrenverstärker im High-End-Sektor werden auch aufgrund ihres Designs geschätzt, bei welchem die Sichtbarkeit der Funktion und des Aufbaues eine Rolle spielt. Ihnen werden von manchen Musikhörern überlegene Klangeigenschaften attestiert, wobei die Ursachen bisher erst teilweise durch schlüssige Erklärungen belegt sind. Ein Ansatz berücksichtigt hauptsächlich nichtlineare Verzerrungen[9].
Gelegentlich werden diese Verstärker mit dem Einsatz besonders wertvoller Materialien oder mit subjektiven Klang-Attributen beworben, was leider oftmals zu ihren Übertragungseigenschaften in keinem Verhältnis steht. Dennoch lässt sich die sehr hohe Klangqualität eines hochwertig gebauten und schaltungstechnisch sorgfältig entwickelten Röhrenverstärkers nicht von der Hand weisen.
Vergleich Röhre und Halbleiter
Der Niedergang der klassischen Röhren wurde durch die Erfindung des Transistors 1947 eingeleitet. Die halbleiterbasierten Transistoren kamen in den 1950er Jahren auf den Markt und lösten in den 1960er Jahren die Röhren in großem Maße ab.
Nachteile der Röhren gegenüber Halbleitern
Röhren haben im Vergleich zur Halbleitertechnik folgende Nachteile:
- aufwendige Stromversorgung mit Heizspannung (ca. 1,5 … 20 V) und Anodenspannung im Bereich (50 … >1000 V), damit teilweise oberhalb der Kleinspannung, obwohl in Spezialfällen kleinere Anodenspannungen, z. B. 6 V … 12 V möglich sind. Diese sind von den Verstärkungs- und Ausgangsleistungen aber sehr limitiert.
- Mit Röhren lassen sich keine integrierten Schaltungen bauen. Verbundröhren mit drei Systemen in einem Glaskolben sind kein Vergleich mit ICs, die bis zu einigen Millionen Transistoren enthalten.
- zusätzliche Verlustleistung im Heizkreis
- hohe Temperaturen an der Oberfläche
- hohe Gesamtwärmeentwicklung
- verzögerte Betriebsbereitschaft durch Anheizzeit der Kathode
- hoher Platzbedarf und sehr begrenzte Integrationsmöglichkeit
- hohe Herstellungskosten durch zahlreiche, aufwendige Produktionsschritte
- Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Beanspruchungen (Mikrofonie, Glasbruch und innere Beschädigungen)
- stärkere alterungsbedingte Veränderungen der elektrischen Werte im Verlauf der Lebensdauer (abhängig von Einsatzbedingungen und Typ)
- kürzere Lebensdauer (abhängig von Einsatzbedingungen und Typ)
- keine komplementären Typen analog einem p-Kanal-MOSFET bzw. PNP-Transistor möglich
- mit Spannungen > 15 kV betriebene Röhren erzeugen bereits weiche Röntgenstrahlung.
Vorteile der Röhren gegenüber Halbleitern
Trotz entscheidender Nachteile gegenüber Halbleiter-Bauelementen können sich Elektronenröhren aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften in bestimmten Bereichen behaupten:
- Meist geringerer Kühlungsaufwand als bei Halbleitern gleicher Leistung, da Röhren von Natur aus schon höhere Betriebstemperaturen aufweisen.
- Sie sind unempfindlicher gegenüber manchen Umwelteinflüssen wie kosmische Strahlung und Radioaktivität, Fehlspannungen und resistent gegenüber dem elektromagnetischen Puls (EMP), der durch eine E-Bombe ausgelöst werden kann; Es gab z. B. in der Sowjetunion eine militärisch motivierte Weiterentwicklung der Elektronenröhre.
- In der Hochfrequenz-Leistungstechnik und in der Niederfrequenztechnik haben Röhren begehrte Eigenschaften: Hoher Leistungsgewinn, hohe dynamische Bandbreite, konstante Parameter über einen weiten Frequenzbereich, sehr kleine und spannungskonstante innere Kapazitäten, tolerant gegenüber kurzen Fehlanpassungen.
- Sie sind für sehr hohe Leistungen (bis Megawattbereich bei Frequenzen bis etwa 1 GHz) verfügbar.
- Bei Frequenzen oberhalb von etwa 1 GHz und hoher Leistung werden spezielle Röhren (Magnetron, Klystron, Wanderfeldröhre) zur Erzeugung und Verstärkung benutzt.
- Im Bereich von extremen Hochstrom- und Hochgeschwindigkeitsschaltvorgängen sind Wasserstoff-Thyratrons unerreicht leistungsfähig und schnell.
- Röhren sind kurzzeitig (für einige Mikrosekunden) extrem überlastbar (siehe Magnetron).
Röhrentypen
Die verschiedenen Röhrentypen werden durch ihre Funktion und die Anzahl und Anordnung der Elektroden unterschieden, außerdem durch unterschiedliche Stromversorgung (Netz- und Batterieröhren). Siehe auch das europäische Röhrenbezeichnungsschema.
Grob eingeordnet gehört die Diode zu den Gleichrichtern, während Trioden, Tetroden und Pentoden Verstärkerröhren darstellen. Hexoden, Heptoden, Oktoden und Enneoden sind Entwicklungen, die den Notwendigkeiten der damaligen Rundfunktechnik angepaßt wurden. Diese verstärken zwar ebenfalls Signale, die zusätzlichen Gitter haben aber spezielle Funktionen; siehe dazu auch den Artikel über Überlagerungsempfänger sowie die Fachabschnitte weiter unten.
Eine Sonderrolle nehmen die Magischen Augen ein, deren primärer Zweck nicht die Verstärkung oder Manipulation von Signalen darstellt, sondern die Umsetzung einer Signalgröße in ein entsprechendes optisches Äquivalent.
Die einzelnen Typen und ihre Charakteristika werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Diode
Bei der Röhrendiode sind nur die minimal erforderlichen Elektroden Anode (a) und Kathode (k) vorhanden. Durch Anlegen einer elektrischen Spannung zwischen der (geheizten) Kathode und Anode werden die Elektronen durch das elektrische Feld durch das Vakuum hindurch zur Anode hin beschleunigt und von dieser aufgefangen.
Voraussetzung hierbei ist die (oben erwähnte) Polarität der angelegten Spannung: Die Kathode muss gegenüber der Anode negatives Potential aufweisen, damit ein Anodenstrom zustande kommt. Bei fehlender Spannung zwischen Anode und Kathode fließt nur ein minimaler Strom – der sogenannte Anlaufstrom. Dieser kommt zustande, weil viele Elektronen genügend Energie besitzen, um die Distanz zwischen den Elektroden zu überwinden. Dieser Strom ist von der Austrittsarbeit und von der Temperatur der Kathode abhängig.
Hauptanwendungsgebiete: Gleichrichter, Demodulator
Einige früher weitverbreitete Diodentypen:
- EAA91 (Zwei unabhängige Kleinsignal-Diodenstrecken in einem Röhrenkolben, benutzt in Diskriminatoren zur FM-Demodulation und in Fernsehgeräten zur Bildsignal- (AM-)-Demodulation und zur Schwarzwertklemmung)
- EY51, DY86 (Hochspannungs-Gleichrichterdiode für Fernseh-Bildröhren und Oszilloskop-Kathodenstrahlröhren)
- EZ80, EZ81 (Zwei-Wege-Gleichrichter)
- PY88 (Hochspannungs-Boosterdiode für die Zeilenendstufe von Fernsehgeräten)
Siehe auch den Artikel Röhrendiode.
Triode
Die Triode oder Eingitterröhre verfügt über eine zusätzliche Elektrode, das sogenannte Steuergitter (g1), welches zwischen Kathode und Anode angebracht ist und das zumeist die Form eines Wendels hat.
Die Menge der zwischen Kathode und Anode fließenden Elektronen lässt sich durch die Höhe einer am Gitter anliegenden, gegenüber der Kathode negativen Spannung stromlos steuern. Diese leistungslose Steuerung gilt nur bis zu Frequenzen im unteren zweistelligen Megahertzbereich. Danach sinkt der Eingangswiderstand durch Influenzwirkung. Eine Steuerung mit positiven Spannungen ist bei üblichen Verstärkerröhren nicht spezifiziert. Es gibt einige Sonderbauformen wie z. B. die EDD11, die durch konstruktive Maßnahmen den Gitterstrom im positiven Bereich so gering als möglich halten. Wegen der durch den Gitterstrom auftretenden starken Verzerrungen konnte sich diese Lösung im Niederfrequenzbereich nicht durchsetzen.
Da das Gitter nahe an der Kathode liegt, erzeugen schon kleine Variationen der Gitterspannung große Stromschwankungen zwischen Anode und Kathode, da die Elektronen dort noch langsam sind und daher bereits mit einer kleinen negativen Spannung am Gitter blockiert werden können.
Einige Elektronen gelangen durch das Gitter und werden dann weiter zur Anode beschleunigt. Die Menge dieser Elektronen ist dabei von der Spannung am Gitter abhängig, so dass der Stromfluss Anode-Kathode durch die Spannung am Gitter gesteuert wird und es zu einer Verstärkung kommt.
Das macht die Triode zum historisch ersten elektronischen Verstärker – eine Funktion, in der sie heute meistens durch die kleineren, rausch- und verlustärmeren Transistoren ersetzt wurde.
Das Maß der Verstärkung ist die Steilheit (mA/V). Sie ist umso höher, je näher das Gitter der Kathode ist, je dichter es gewickelt ist und je größer die Kathodenoberfläche ist. Besonders steile Trioden haben sogenannte Spanngitter, welche besonders feine Gitterdrähte aufweisen und sehr nahe der Kathode angeordnet sind.
Heute finden sich Trioden vor allem in Vorverstärkerstufen von Hi-End-Audiogeräten – in Endstufen werden sie nur für höchste Frequenzen, ansonsten aufgrund des geringeren Verstärkungsfaktors nur bei besonderen Anforderungen an die Linearität (Kennlinie ist Kurve erster Ordnung) eingesetzt.
In Leistungsverstärkern der HiFi-Technik sind besonders Endtrioden mit hohem Durchgriff (z. B. Stromregelröhren) beliebt.
Früher weitverbreitete Trioden aus der E-Serie (6,3 Volt Heizspannung) sind:
- EC92 (VHF-Triode, entspricht weitestgehend einer Hälfte einer ECC81)
- ECC81 (VHF-Doppeltriode)
- ECC82 (NF-Verstärker, Impulstrennstufe in Fernsehempfängern)
- ECC83 (rausch-, kling- und mikrofoniearme NF-Doppeltriode für NF-Verstärker)
- PCC84 (VHF-Doppeltriode, speziell für kleine Anodenspannungen wie sie in Kaskodeschaltungen üblicherweise auftreten)
- ECC85 (VHF-Doppeltriode, verbessertes Nachfolgemodell der ECC81)
- ECC86 (Niederspannungs-Doppeltriode mit 6 bis 12 Volt Anodenspannung für Autoradios)
- 6N2P (Russische Audio-Doppeltriode mit hohem Verstärkungsfaktor, ähnlich ECC83)
- 6N23P (hochsteile und extrem rauscharme russische Spanngitter-Doppeltriode, u. a. für Breitbandverstärkung, in ihren technischen Eigenschaften weitgehend der E88CC und dergleichen entsprechend)
- E88CC, EC93 (steile Spanngitterröhren für Frequenzen bis ca. 800 MHz, UHF-Bereich)
- 6J5 (Vielzweck Triode)
- 6SN7 (Doppeltriode mit Oktalsockel, vorwiegend für Audio-Anwendungen)
Besondere Bauformen sind:
- Scheibentrioden; diese haben flache (scheibenförmige) Elektroden, welche rundum konzentrisch kontaktierbar sind, um sie induktivitätsarm in koaxialen Anordnungen anschließen zu können. Sie werden als HF-Verstärker bis ca. 5 GHz eingesetzt. Eine damit verwandte Röhre ist die Klystrode.
- Strahltrioden (siehe Ballasttriode) formen zwischen Kathode/Gitter und Anode einen Elektronenstrahl, der eine größere Entfernung und Spannungsfestigkeit zur Anode zulässt. Anwendung als Regelröhre für sehr hohe Spannungen (z. B. 6BK4A bis 30 (60) kV, Bild oben). Das europäische Pendant ist die PD500 bzw. PD510.
Tetrode
Die Tetrode weist ein weiteres Gitter auf, das sogenannte Schirmgitter (g2), und hat somit vier Elektroden. Das Einfügen dieses Gitters zwischen Steuergitter und Anode ändert einige fundamentale elektrische Parameter der Röhre. Das Schirmgitter wird mit einer gegenüber der Kathode möglichst konstanten positiven Spannung gespeist und schirmt das Steuergitter von der Anode ab. Der Anodenstrom ist ab einem Schwellwert nahezu unabhängig von der Anodenspannung; das Schirmgitter stellt für das Steuergitter konstante Feldbedingungen her und beschleunigt die Elektronen gleichmäßig Richtung Anode – auch wenn diese eine niedrigere Spannung als das Schirmgitter annimmt. Das erhöht den Innenwiderstand (Quellwiderstand) der Anode beträchtlich. Die unterbundene Rückwirkung der Anodenspannung auf das Steuergitter führt zu einer wesentlich erhöhten Verstärkung.
Leider weist die Tetrode einen Nachteil auf: Wenn die Anodenspannung aussteuerungsbedingt unter die Schirmgitterspannung sinkt, so werden die unvermeidlichen Sekundärelektronen, die vom Hauptanodenstrom aus der Anode herausgeschlagen werden, vom Schirmgitter angezogen und gelangen nicht zur Anode zurück. Dies zeigt sich sich in einer charakteristischen Delle des Anodenstromes im Kennlinienfeld: Der Anodenstrom nimmt ab, obwohl die Anodenspannung zunimmt. Dies entspricht rechnerisch einem negativen differentiellen Widerstand. Eine Verwendung im Bereich dieser Delle erzeugt Verzerrungen, da der Anodenstrom hier nicht mehr weitgehend der Gitterspannung am Steuergitter folgt. Das Schirmgitter wird durch den zusätzlichen Elektronenstrom zudem thermisch belastet.
Eine Maßnahme, dieses Problem in den Griff zu bekommen, ist, den Abstand zwischen Anode und Schirmgitter möglichst groß auszulegen – so groß, dass das elektrische Feld der Anode möglichst alle Sekundärelektronen wieder einfangen kann und nur eine unbedeutende Menge zum Schirmgitter gelangt. Dieses ist z. B. bei manchen Ausführungen der Endröhre EL11 und ECL11 aus DDR-Produktion der Fall.
Eine weitere Maßnahme wird im Folgenden beschrieben.
Tetroden werden heute in der Bauform von Scheibentrioden für Hochfrequenzverstärker großer Leistung eingesetzt.
Pentode
Um die Probleme mit den Sekundärelektronen zu umgehen, fügten die Konstrukteure ein weiteres Gitter zwischen Anode und Schirmgitter ein, das sogenannte Bremsgitter (g3). Es ist sehr weitmaschig und liegt elektrisch auf der selben Spannungsebene wie die Kathode. Den von der Kathode kommenden Elektronenstrom beeinflusst es durch seine Weitmaschigkeit praktisch nicht. Die von der Anode kommenden, gegenüber dem Hauptstrom wesentlich langsameren Sekundärelektronen werden davon wieder Richtung Anode gelenkt. Die Pentode hat daher in der Summe fünf Elektroden.
Die Pentode ist die letzte Stufe einer langen Entwicklungsreihe. Dem Vorteil einer sehr hohen Verstärkung steht der Nachteil eines höheren Eigenrauschens entgegen. Da die Elektronen im Laufe ihres Weges zur Anode an verschiedenen Potentialen vorbeikommen, werden sie wechselweise beschleunigt, gebremst und sogar aus ihrer geradlinigen Bahn abgelenkt. Dieses erzeugt eine Rauschspannung (Verteilungsrauschen) an der Anode.
Aus diesem Grunde ging man in der Radio- und Fernsehtechnik Anfang der 1950er Jahre schon dazu über, in den Eingangsteilen der UKW-Verstärker von den Pentoden abzulassen und Trioden zu verwenden. Über einen Kunstgriff, die sogenannte Kaskode-Schaltung, erreichte man mit zwei Trioden pentodenähnliche Verstärkungswerte ohne deren Rauschen.
Beam-Power-Tetroden sind spezielle Pentoden (Strahlpentoden), die anstelle des kompliziert herzustellenden Bremsgitters vergleichsweise einfach gebogene Elektronenstrahl-Leitbleche verwenden, was sich besonders vorteilhaft auf die Herstellungskosten auswirkt. Um patentrechtlichen Problemen mit der Firma Philips/Mullard aus dem Weg zu gehen, entwickelten britische Elektronik-Ingenieure das Beam-Tetroden-Design, dessen Patentlizenzen später an die amerikanische RCA verkauft wurden. Diese entwickelte in kurzer Zeit die erfolgreichste, vielseitigste und bekannteste Strahlpentode der Röhrengeschichte, die mit der Bezeichnung 6L6 1936 auf dem Röhrenmarkt erschien und mit ihren zahlreichen Varianten bis heute im Bereich der eher kurzlebigen Elektronik-Bauteile eine nicht endende, beispiellose Dauerkarriere absolvierte. Sie wird immer noch gefertigt und spielt insbesondere im Marktsegment der Gitarren- und E-Bassverstärker eine dominierende Rolle.
Beispiele für Pentoden sind:
- EF80 (Breitband-Pentode)
- EF83 (regelbare rauscharme Kleinsignalpentode, in Hi-Fi-Anwendungen eingesetzt)
- EF85 (regelbare Breitbandpentode)
- EF86 (rauscharme Kleinsignalpentode, in Hi-Fi-Anwendungen eingesetzt)
- EF98 (Niederspannungs-Kleinsignalpentode, besonders für Hybrid-Autoradios)
- EL34 (häufig in Audioverstärkern eingesetzte NF-Endpentode)
- EL41 (NF-Endpentode für Radiogeräte älterer Bauart)
- EL84 (NF-Endpentode für Radiogeräte und Verstärker)
- PL83 (Videoendstufe in Fernsehgeräten)
Beispiele für Pentoden mit Strahlblechkonstruktion sind:
- 6L6 (US-amerikanische Beam-Power-Tetrode von RCA)
- KT66 (Englische Kinkless-Tetrode von Marconi-Osram Valve Co., elektrisch fast identisch mit der 6L6)
- EL503 (berühmte hochsteile Spanngitter-Beam-Power-Tetrode von 1966)
- PL500 (Schaltpentode, Horizontal-Endstufe in Fernsehgeräten)
- PL519 (Schaltpentode mit höherer Leistung, Horizontal-Endstufe für Farbfernsehempfänger)
- PCF82 (Der Pentodenteil dieser Verbund-Kleinsignalröhre ist die einzige Nicht-Endpentode der deutschen Röhrenreihe mit Strahlblech.)
Hexode
Die Hexode ist eine Elektronenröhre mit sechs Elektroden: Anode, Kathode, und insgesamt vier Gittern. Vereinfacht ausgedrückt ist die Hexode eine Reihenanordnung von zwei Tetroden mit nur einer Kathode und einer Anode – sie enthält somit zwischen Kathode und Anode zwei Steuergitter (g1, g3) und zwei Schirmgitter (g2, g4). Vom Funktionsprinzip her wird in der Literatur als erweiterte Funktionserklärung oft der Begriff „virtuelle Kathode“ (zwischen g2 und g3 gelegen) benutzt.
In der häufigsten Anwendung dieses Röhrentyps werden den Steuergittern g1 und g3 zwei verschiedene Signale mit unterschiedlicher Frequenz (f1, f2) zugeführt. An der Anode treten dann die (verstärkten) Signale mit den Frequenzen f1, f2, f1+f2 und f1−f2 auf. Bei Überlagerungsempfängern ist hierbei nur die Differenz f1−f2 von Bedeutung – die sogenannte Zwischenfrequenz (ZF).
Schaltungen dieser Art werden Multiplikative Mischer genannt, da sich das Ausgangssignal aus der Multiplikation der beiden Steuersignale ergibt. Multiplikative Mischung ist besonders bei Amplitudenmodulation von Vorteil, da gegenüber additiver Mischung weniger Signalverzerrungen auftreten.
Diese Schaltungen fanden daher in AM-Radioempfängern weite Verbreitung (Details s. Überlagerungsempfänger).
Bekannte und zur ihrer Zeit verbreitete Vertreter sind die Typen ACH 1, ECH 3, ECH 11, ECH 42, welche zusätzlich noch ein Triodensystem (Verwendung als Oszillator) enthalten. Die beiden Schirmgitter des Hexodenteils sind bei diesen Röhren miteinander verbunden.
Heptode
Die Heptode ist eine Weiterentwicklung der Hexode und eine Fünfgitterröhre. Dabei ist, analog zur Pentode, ein Bremsgitter (g5) zwischen zweitem Schirmgitter (g4) und Anode (a) vorgesehen und fix mit der Kathode im Kolben verbunden. Meistens ist nur ein einzelner elektrischer Anschluss aus dem Kolben für die beiden Schirmgitter (g2 und g4) herausgeführt.
Bekannte Vertreter waren die Typen ECH 4, ECH 21, ECH 81; letztere fand sich in nahezu jedem Rundfunkempfänger der 50er und frühen 1960er Jahre. Sie enthielten zusätzlich ein zur Verwendung als Oszillator vorgesehenes Triodensystem.
Oktode
Die Oktode oder Achtpolröhre ist eine Parallelentwicklung zur Mischhexode/Oszillatortriode. Dem ersten Steuergitter (g1) folgt eine meistens aus zwei Stegen (Gitterhaltestäbe ohne Gitterbewicklung) bestehende Anode (g2), welche mit Kathode und erstem Gitter das Oszillatorsystem bildet. Nach dem Schirmgitter folgt ein weiteres Steuergitter, welches mit dem Empfangssignal beaufschlagt wird. Danach ein zweites Schirmgitter und ein Bremsgitter unmittelbar vor der Anode. Das gemeinsame Steuergitter g1 beeinflusst damit auch den Elektronenstrom zur Hauptanode, was eine zur Heptode ähnlichen Mischfunktion führt.
Die Oktode ist wie die Hexode und die Heptode eine Spezialröhre für Überlagerungsempfänger, sie bildet gleichzeitig Misch- und Oszillatorröhre in einem System.
Enneode
Die Enneode ist eine Röhre mit einer Kathode, einer Anode und sieben Gittern, also mit insgesamt neun Elektroden, weshalb sie bisweilen auch als Nonode bezeichnet wird. Es gab nur wenige Typen: Die EQ 40 und die EQ 80 (bzw. deren Allstromvariante UQ 80). Sie wurde etwa zeitgleich mit der Einführung des UKW-Rundfunks zum Zweck der Frequenzdemodulation entwickelt. Ihre Arbeitsweise entsprach der eines Koinzidenzdemodulators. An ihrer Anode konnte eine vergleichsweise hohe Signalspannung abgenommen werden, die zur vollen Aussteuerung der unmittelbar folgenden Endröhre ausreichte und zudem noch eine Gegenkopplung gestattete. Einige Verbreitung fand diese Röhre im Tonteil von Fernsehempfängern und in UKW-Nachrüstsätzen für alte Empfänger. Da das Bremsgitter g7 intern mit der Kathode und die drei Schirmgitter g2, g4 und g6 untereinander verbunden und gemeinsam herausgeführt waren, genügte trotz der zahlreichen Elektroden im Falle der EQ 40 sogar ein achstiftiger Rimlocksockel.
Magisches Auge
Das Magische Auge ist eine Spezialröhre, die ein elektrisches Steuersignal in ein Leuchtsignal umsetzt, dessen sichtbare Ausdehnung von der angelegten Steuersignalspannung abhängt. Erfunden 1930 von dem Amerikaner Dr. Allen Du Mont und weiterentwickelt von den beiden RCA-Ingenieuren Thompson / Wagner diente sie zunächst in Radioempfängern als visuelle Hilfe für eine optimale Abstimmung auf die gewünschte Sendefrequenz. Als Leuchtschirmformen wurden hauptsächlich der segmentierte Kreis (AM2, EM34), der Fächer (EM71, EM80, EM85) oder später das rechteckige Band (EM84, EM800, EMM801, EMM803) verwendet. Wie die Oszilloskopröhren leuchten magische Augen in der Regel grün, bei moderneren Exemplaren wie der EM84 tendiert die Farbe eher in den Bereich blau-grün. Die Leuchtfarbe ist abhängig von der Leuchtschirmsubstanz, die vom Elektronenstrahl angeregt wird: Zink-Silikat für die älteren grün leuchtenden Schirme, Zinkoxid für die hell leuchtenden und moderneren grün-bläulichen Varianten. Dabei hat sich Zinkoxid als wesentlich haltbarer gegenüber der Belastung durch das fortwährende Elektronenbombardement erwiesen: Röhren mit diesem Leuchtstoff haben eine höhere Lebensdauer.
Für Stereo-Geräte brachte die Röhrenindustrie spezielle Abstimmanzeigeröhren mit zwei getrennten Elektrodensystemen heraus, die unterschiedlich eingesetzt wurden: entweder als 2-Kanal-Aussteuerungsanzeige für Audio-Anwendungen (EMM801, EM83) oder als Abstimmanzeige für UKW-Stereotuner, wobei ein System die optimale Abstimmung des Tuners signalisiert, das zweite System auf das Vorhandensein eines Stereosignals hinweist (EMM803).
Die magischen Augen sind hinsichtlich der Typenbezeichnung als Ausnahme zu betrachten. Bis auf die DM70/71 und EFM11 ist in jedem magischen Auge mindestens eine Triode als Hilfsystem untergebracht. Trotzdem werden diese Typen nicht mit z. B. ECM84 bezeichnet, sondern mit EM84.
Mehrfachröhren (Verbundröhren)
Mehrfach- und Verbundröhren sind gewissermaßen die ersten integrierten Schaltungen der Elektronik.
In Mehrfachröhren sind zwei oder mehr Röhrensysteme bei elektrischer Trennung mechanisch vereint. Zum Beispiel zwei Trioden in der ECC83, eine Triode und eine Leistungspentode in der ECL82, eine Kleinsignalpentode und eine Leistungspentode in der PFL200.
In Verbundröhren sind die beiden Röhrensysteme teilweise miteinander verbunden; entweder durch den mechanischen Aufbau (z. B. vertikale Anordnung von Triode und Leistungspentode mit einem gemeinsamen Kathodenröhrchen bei der ECL80) oder durch entsprechende Verschaltung der Elektroden über Anschlussdrähte im Röhreninnern (mechanisch getrennte Kathodenröhrchen mit gemeinsamem Kathodenanschlussstift für Triode und Pentode der PCF86). Es sind auch Kombinationen von Abstimmanzeigeröhren und Pentoden hergestellt worden, z. B. in der EFM11.
Die noch in den 1940er Jahren vorgenommene Unterscheidung von Verbund- und Mehrfachröhren ist wegen der geringen Unterschiede im Laufe der Zeit nicht mehr beibehalten worden. So hat sich für beide Arten der Begriff Mehrfachröhre etabliert.
Weitere Arten von Elektronenröhren
- Bildverstärker, Restlichtverstärker und Bildwandlerröhren sind Elektronenröhren welche vor allem zur Aufnahme und Verstärkung von Licht dienen. Restlichtverstärker werden in Nachtsichtgeräten eingesetzt.
- Die Fotozelle gibt es in Vakuumausführung oder gasgefüllt, sie ändert in Abhängigkeit vom auf sie einfallenden Licht ihren Elektronenstrom (Fotoeffekt). Sie wird heute durch Halbleiter (Fototransistor, Fotodiode, Fotowiderstand) ersetzt.
- Die Braunsche Röhre und deren Weiterentwicklung in Form der Bildröhre (englisch CRT) zur Anzeige von Bildsignalen auf einem Bildschirm. Diese Röhre findet man in Oszilloskopen, Fernsehempfängern und Computermonitoren, sie wird zunehmend durch neuere Technologien wie Flüssigkristallbildschirme ersetzt.
- Crookes-Röhren sind Anzeigeröhren vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie werden im Physikunterricht zu Anschauungszwecken benutzt.
- Die Röntgenröhre wird zur Erzeugung von Röntgenstrahlung verwendet. Sie findet in der Medizintechnik, Werkstoffprüfung und Warenabfertigung als Röntgenquelle Anwendung.
- Ein Plumbicon ist ein spezieller Bildsensor welche auch heute noch in Videokameras für spezielle Einsatzbereiche wie in Bereichen eines Kernkraftwerkes mit hoher ionisierter Strahlung (Reaktorhalle) eingesetzt wird.
- Das Klystron, ein Sende-Verstärker im Mikrowellenbereich, findet in Radaranlagen oder in Teilchenbeschleunigern Verwendung. Das Reflexklystron als Oszillator ist durch andere Techniken abgelöst worden.
- Die Wanderfeldröhre wird als Signalverstärker in der Radartechnik und Radioastronomie benutzt.
- Das Magnetron wird als selbstständiger Mikrowellengenerator in der Radartechnik und als Hauptbauteil des Mikrowellenherdes verwendet.
- Sekundärelektronenvervielfacher und Photomultiplier sind sehr empfindliche und schnelle Licht- und Ultraviolett-Sensoren, welche den Elektronenstrom, der durch einfallendes Licht aus einer Fotokathode gelöst wird, hoch verstärken.
- Fluoreszenzanzeigen sind Anzeigeröhren, welche festgelegte Symbole und Zeichen darstellen können. Fluoreszenzanzeigen werden als Anzeigeeinheiten bei Heimelektronik-Geräten wie Videorekordern oder DVD-Playern nach wie vor häufig verwendet. Es gibt auch Pixelanzeigen.
- Nuvistoren sind miniaturisierte Elektronenröhren, meist Trioden für UHF-Anwendungen. Sie sind in ihrer Funktion praktisch vollständig durch Halbleiter abgelöst und werden nicht mehr verwendet.
Gasgefüllte Röhren
- Siehe: Gasentladungslampe
Neben den Elektronenröhren, welche in ihrem Inneren ein Hochvakuum für die Funktion benötigen, gibt es Röhren mit Gasfüllung, die erst dadurch ihre eigentliche Funktion erlangen. Es sind keine Elektronenröhren im eigentlichen Sinne, da die freie Weglänge der Elektronen im Inneren meist geringer als der Elektrodenabstand ist. Sie werden jedoch häufig als Röhren bezeichnet und daher hier aufgezeigt.
Gasgefüllte Röhren sind z. B. Quecksilberdampfgleichrichter, gasgefüllte Fotozellen, Nixieröhren, Glimmstabilisatoren und Thyratrons.
Gasgefüllte Gleichrichterröhren haben bis auf wenige Ausnahmen keine Anwendungsgebiete mehr und sind durch Halbleiterbauelemente ersetzt worden. Die Gasfüllung besteht meistens aus Edelgasen wie Argon, Xenon, Neon, normale Gase wie Wasserstoff und Deuterium oder auch Quecksilberdampf. Die Gasfüllung wird im Betrieb ionisiert, was eine Stromleitung im Gas ermöglicht. Zu der Gruppe der Gleichrichrichter zählen Quecksilberdampfgleichrichter und gesteuerte Schaltröhren wie das Thyratron, das Ignitron und das Excitron.
Tungar-Röhren sind mit dem Edelgas Argon gefüllte Gleichrichter für den Einsatz bei kleinen Spannungen.
Das Krytron ist als elektronischer Schalter einsetzbar.
Gasgefüllte Röhren sind auch die verschiedenen Gasentladungslampen (Hochdruck-Gasentladungslampen wie die Natriumdampflampen, Quecksilberdampflampen oder Halogen-Metalldampflampen), sie werden jedoch meist nicht als Röhren bezeichnet. Ausnahme sind die Leuchtstofflampen und die für Hinterleuchung eingesetzten Kaltkathodenröhren (CCFL) und Leuchtröhren.
Glimmstabilisatoren (z. B. 0A2) sind unbeheizte, gasgefüllte Röhren, bei der die rechteckige Strom-Spannungs-Kennlinie zur Spannungsstabilisierung benutzt wird. Sie funktionieren wie die Glimmlampen und Nixieröhren, die häufig zu Anzeigezwecken verwendet werden.
Geißlersche Röhren sind mit verschiedenen Gasen gefüllte Kaltkathodenröhren für Unterrichts- und Demonstrationszwecke.
Anschlüsse
Bis auf wenige Ausnahmen (Nullode) benötigen Röhren elektrische Verbindungen in das Innere des Kolbens, um ihre Funktion zu erfüllen. Dazu haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Anschlusstypen entwickelt. Der Großteil der Röhren ist mit einem Sockel versehen, der Aufnahme in einer Fassung findet. Es existieren aber auch Typen wie die DY51, die direkt in die Schaltung eingelötet werden.
In der Anfangszeit der Röhrentechnik waren Sockel und Kolben getrennt. Die Durchführungsdrähte aus dem Kolben wurden in einen nachträglich angebrachten Sockel aus Bakelit oder Kunststoff geführt und dort verlötet.
Aus Kostengründen wurden letztendlich die separaten Sockelkonstruktionen fallen gelassen und die Allglasröhre entwickelt, deren Vorläufer der Loktalsockel bildet. Dieser sogenannte Pressglassockel besteht aus einer speziellen Glasmischung mit geringen dielektrischen Verlusten, in den die Sockelkontakte aus Chromeisen oder Nickel vakuumdicht sowie maßhaltig eingeschmolzen und verpresst werden. Auch diese Sockelart wird in einem separaten Herstellungsschritt gefertigt und im Laufe der Fertigung mit dem System punktverschweißt und mit dem Kolben verschmolzen.
Tabelle der wichtigsten Sockelarten:
Separate Anschlusskappe
Für spezielle Anforderungen besitzen manche Röhrentypen eine vom Sockel separate Anschlusskappe. Bei den Röhren mit Außenkontaktsockel ist dies zumeist der Anschluss für das Steuergitter, er liegt damit räumlich weit entfernt von den übrigen Anschlüssen und ermöglicht damit eine weitgehende Entkopplung, was den Hochfrequenzeigenschaften dieser Röhren zugute kommt. Nachteile dieser Anschlüsse sind der höhere Aufwand bei der Röhrenherstellung und auch im Gerätebau. Die Vorteile der Entkopplung werden durch notwendige längere Leitungswege der Verdrahtung bis zu diesem Anschluss teilweise wieder aufgehoben.
Moderne Röhren besitzen einen Kappenanschluss, wenn es die Spannungsfestigkeit erfordert. Die Anoden von Zeilenendröhren (PL81, PL36, PL500, PL509, ...) werden durch die Selbstinduktion des Zeilentransformators mit Spannungsspitzen bis 5 kV belastet. Bei diesen hohen Spannungen wären Überschläge zwischen den einzelnen Sockelstiften unvermeidlich. Aus dem gleichen Grunde liegt die Kathode von Boosterdioden (PY81...88, PY500, ...) an der Kolbenkappe.
Bezeichnungschemata
amerikanisches Schema
Die US-amerikanische Röhrenindustrie entwickelte ab 1933 einen eigenen Typisierungsschlüssel mit sehr begrenzter Aussagekraft (Radio Electronics Television Manufacturers’ Association – RETMA Tube Designation).
europäisches Schema
Mit der allmählichen Standardisierung der Röhrensockel um 1925 (z. B. Europa-Stiftsockel oder Topfsockel mit Außenkontakten) wurden erste Versuche mit einem kombinierten Zahlen- und Buchstabensystem zur einheitlichen Kurzkennzeichnung von Bauart und Betriebsdaten der Röhren unternommen.
Aber erst ab 1933/34 etablierte sich in Europa ein zukunftsweisender Röhren-Bezeichnungsschlüssel, das von Philips und Telefunken gemeinsam beschlossene „Gemeinschafts-Bezeichnungssystem“. Es entwickelte sich zu einem heute noch gültigen, höchst informativen und transparenten Code-System, das die Röhren nach Heizungsart, Sockelung und Systemtyp klassifiziert, konnte sich aber nur in Europa durchsetzen.
1. Buchstabe: Heizungsart (Spannung oder Strom) 2. Buchstabe: Systemart A 4 V direkt oder indirekt A Diode B 180 mA direkt aus Batterien B Zweiwegdiode, zwei Anoden zu einer Kathode C 200 mA indirekt C Triode D 1,4 V direkt aus Batterien oder halbindirekt D Leistungstriode E 6,3 V indirekt E Tetrode F 12,6 V indirekt F Pentode G 5 V indirekt H Hexode oder Heptode H 150 mA indirekt K Oktode I (wurde schon für 20 V indirekt verwendet) L Leistungstetrode oder Leistungspentode K 2 V direkt aus Blei-Säure-Zellen M Anzeige- bzw. Indikatorröhre L 450 mA indirekt Q Enneode (9-Pol-Röhre) O ohne Heizung (für gasgefüllte Röhren, auch Halbleiter) T Zählröhre (digitale Anwendungen) P 300 mA indirekt W Einweg-Leistungsdiode mit spezieller Gasfüllung U 100 mA indirekt X Zweiweg-Leistungsdiode mit spezieller Gasfüllung V 50 mA indirekt Y Einweg-Leistungsdiode X 600 mA indirekt Z Zweiweg-Leistungsdiode Y 450 mA indirekt Z ohne Heizung (für gasgefüllte Röhren)
Sind in einem Glaskolben mehrere Elektrodensysteme untergebracht, so werden diese mit weiteren Buchstaben gekennzeichnet welche die gleiche Bedeutung wie der zweite Buchstabe haben. Dabei werden die Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.
Röhren sind grundsätzlich Verschleißteile und müssen nach bestimmten Zeitintervallen ausgetauscht werden. Um diesen Vorgang zu erleichtern sind fast alle Röhren mit einem Stecksystem, dem Röhrensockel ausgestattet, der im Verlauf der Röhrengeschichte die unterschiedlichsten Varianten angenommen hat, die sich ebenfalls im Zahlencode der Röhrenbezeichnung niederschlagen:
Wertebereich Sockelart 1 bis 9 Außenkontakt-Sockel (5- und 8-polig), auch Oktal- und Europa-Stiftsockel mit Quetschfußaufbau 10 bis 19 Stahlröhren-Sockel (8-polig), ggfs. Quetschfußaufbau 21 bis 22 Oktal-Sockel mit Quetschfußaufbau (Ausnahme: DL22) 22 bis 29 Loktal-Sockel 30 bis 39 Oktal-Sockel mit Quetschfußaufbau 40 bis 49 Rimlock-Sockel 50 bis 60 Verschiedene Sockelformen, bevorzugt Pressglassockel 64 bis 79 Verschiedene Sockel, z. B. für Kleinströhren (B5A, B5B, B8D, ...) oder direkte Lötverbindung 80 bis 89 Noval-Sockel 90 bis 99 Pico 7-Sockel 150 bis 159 Stahlröhren-Sockel (10-polig) 180 bis 189 Noval-Sockel 200 bis 209 Dekal-Sockel 280 bis 289 Noval-Sockel 500 bis 599 Magnoval-Sockel 800 bis 899 Noval-Sockel 900 bis 999 Pico 7-Sockel
Je nach Stellenanzahl kann die zweite oder die letzte Stelle ein Hinweis auf die Art der Gitter-Steuerkennlinie sein – diese Regelung wurde nicht generell von den Herstellern eingehalten und ist nur als Hinweis zu verstehen der nicht bei allen Röhrenfabrikaten zutrifft. Oft ist die angegebene Zahl nur eine laufende Zahl ohne weitere Bedeutung. So ergibt beispielsweise die Angabe einer Regelkennline bei Leistungsröhren keinen Sinn. Verbreitet ist nachfolgend dargestellte Zifferneinteilung zur Unterscheidung der Kennlinie bei manchen Kleinsignalpentoden (mit Kennbuchstabe F).
Anodenstrom in Abhängigkeit von der Steuergitterspannung gerade Ziffer normale Kennlinie ungerade Ziffer gekrümmte Kennlinie für Regelröhren
Gelegentlich sind Röhren anzutreffen, bei denen die Ziffernkombination zwischen dem Buchstaben der Heizungsart und denen der Systemart angegeben wird, z. B. E83CC. Diese Röhren sind für eine besonders lange Lebensdauer spezifiziert, weisen gegenüber der Standardversion (hier: ECC83) engere Toleranzen auf, haben eine höhere Stoß- und Vibrationsfestigkeit und sind oft Spanngitterröhren. Daher kamen sie besonders bei erhöhten Anforderungen an Funktion und Zuverlässigkeit wie z. B. in Geräten für Industrie und Militär zum Einsatz. Man sollte sich jedoch vor der Annahme hüten, dass in jedem Fall bei einer gegebenen Spezialröhren-Typbezeichnung durch einfaches Umstellen der Ziffern-Buchstaben-Kombination auf die elektrisch vergleichbare konventionelle Röhre zu schließen ist. Die nach dem Philips-Datenblatt zur Verwendung in Telefonanlagen gedachte Kleinleistungs-Spezialpentode E81L ist beispielsweise nicht mit der Fernseh-Zeilenendpentode EL 81 vergleichbar!
Typische reguläre Beispiele:
- UL 84 = Leistungsendpentode für 100 mA Heizstrom, Noval-Sockel
- EF 97 = Regel-Pentode für 6,3 V Heizspannung, Pico-Sockel
- VY 1 = Leistungsdiode für 50 mA Heizstrom, Außenkontaktsockel
- UCH 21 = Mehrsystemröhre aus einer Triode und Heptode in einem Glaskolben, 100 mA Heizstrom, Loktal-Sockel
Ausnahmen
Die magischen Augen (M) sind hinsichtlich der Typenbezeichnung als Ausnahme zu betrachten. Bis auf wenige Ausnahmen ist in jedem magischen Auge mindestens eine Triode als Hilfssystem untergebracht. Diese Triode wird nicht extra aufgeführt: Es gibt keine Röhre ECM, wohl aber Röhren EFM, bei der die übliche Triode durch eine Pentode ersetzt wurde.
Manche Leistungspentoden (L) sind in konstruktiver Hinsicht Tetroden, ihnen fehlt sowohl ein Bremsgitter als auch eine Strahlbündelungselektrode. Durch einen vergleichsweise sehr großen Abstand der Anode vom Schirmgitter wird trotzdem die Betriebscharakteristik einer Pentode erreicht (z. B. ECL11, AL4).
Rauschen
Wie jedes andere elektronische Bauelement bewirkt eine Elektronenröhre ein in Spektrum und Leistung spezifisches Rauschen. Dieses ist von der generellen Funktion einer Elektronenröhre bedingt.
Funkeleffekt
Die Emission von Elektronen an der Kathodenoberfläche hängt von chemischen Vorgängen innerhalb der erhitzten Emissionsschicht ab. So ist die Emission nicht über die gesamte wirksame Fläche der Kathode identisch und ändert sich zudem zeitlich. Der Funkeleffekt trägt am stärksten zum Gesamtrauschen bei. Er ist besonders für Audioverstärker bedeutsam, da die Rauschleistung, die durch den Funkeleffekt verursacht wird, unterhalb von etwa 10 kHz stark ansteigt.
Schroteffekt
Der Elektronenstrom, der – zum Beispiel bei Aussteuerung mit einer Gleichspannung – die Anode erreicht, ist niemals völlig konstant, sondern hängt von der statistischen Anzahl der Elektronen ab, die im entsprechenden Zeitpunkt die Anode erreichen.
Verteilungsrauschen
Bei einer Mehrgitterröhre fließen die von der Kathode emittierten Elektronen zum Schirmgitter und weiter zur Anode. In Abhängigkeit von der Zeit erreichen eine abweichende Anzahl von Elektronen Schirmgitter und Anode. Dieses führt zu einem für Mehrgitterröhren typischen höheren Rauschen.
Das Stromverteilungsrauschen kann durch Reduzierung des Schirmgitterstromes reduziert werden. Konstruktive Maßnahmen wie gleichartig gewickelte Schirm- und Steuergitter erlauben es, die Schirmgitterwindungen aus Kathodensicht hinter dem Steuergitter zu verstecken. Die Windungen liegen im Elektronenschatten des Steuergitters und können somit nur weitaus weniger Elektronen aufnehmen: Der Schirmgitterstrom ist weitaus geringer als bei herkömmlichen Schirmgitterkonstruktionen.
Wegen ihres niedrigeren Rauschens wurden im Laufe der Geräteentwicklung in HF-Eingangsstufen ausschließlich Trioden eingesetzt.
Influenzrauschen
Vor allem bei Frequenzen oberhalb von 100 MHz kommt es zu Influenzvorgängen, die der Elektronenstrom zwischen Kathode und Anode infolge Laufzeiteffekten auf dem Steuergitter hervorruft.
Kühlung
Die Potentialdifferenz zwischen Anode und Kathode bewirkt eine Beschleunigung der von der Kathode emittierten Elektronen: Elektrische Energie wird in kinetische Energie der Elektronen umgewandelt. Durch den auf der Anode und positive Gitter auftreffenden Elektronenstrom entsteht eine Verlustleistung, die als Anodenverlustleistung bezeichnet wird. Sie ist proportional zur Elektronenanzahl (Strom) und zur Elektronengeschwindigkeit (Spannung). Die kinetische Energie der Elektronen wird hauptsächlich in Wärmeenergie, zu einem geringen Teil auch in Lichtstrahlung (Siehe Abschnitt ”Anodenmaterial“) und Röntgenstrahlung verwandelt. Die Wärmeenergie muss abgeführt werden, damit die Röhre nicht zerstört wird.
Leistungsvergleich
Die folgende Tabelle zeigt am Beispiel von Senderöhren für verschiedene Kühlungsarten den Aufbau der Anode und die maximale spezifische Belastbarkeit.
Kühlungsart | Anodenart | max. spezifische Belastbarkeit |
---|---|---|
Strahlung | Graphit, Molybdän | 10 W / cm² |
Druckluft | Außenanode aus Cu mit Kühlrippen | 50 W / cm² |
Wasser- oder Ölkühlung | Außenanode aus Cu, von Kühlflüssigkeit umströmt | 100 W / cm² |
Siedekühlung | Außenanode aus Cu, Wasser wird verdampft | 500 W / cm² |
Strahlungskühlung
Bei kleinen Leistungen werden Röhren immer strahlungsgekühlt. Das System ist ohne Kontakt nach außen gut isoliert im Vakuum untergebracht, Wärmeabgabe ist nur durch Strahlung möglich. Um die Verlustleistung möglichst effektiv abzustrahlen, sind vor allem bei Leistungsröhren Anoden und Gitter mit Kühlfahnen oder Kühlrippen versehen. Geeignetes, dunkles Material mit großer Oberfläche (z. B. Graphit oder P2-Eisen, siehe Abschnitt "Anodenmaterial") trägt zur Erhöhung des Emissionsgrades bei. Trotzdem ist die abstrahlbare Leistung sehr begrenzt.
Das Steuergitter in unmittelbarer Nähe der heißen Kathode muss besonders kühl bleiben, damit es seinerseits keine Elektronen emittiert. Die Haltestege tragen daher oft ebenfalls Kühlfahnen, obwohl es selbst keine Verlustleistung erzeugt.
Strahlungskühlung findet man auch bei Röntgenröhren mit Drehanode, hier sorgt die Drehung für eine Wärmeverteilung, indem der auftreffende Elektronenstrahl immer nur einen kleinen Teilbereich der bewegten Anode erhitzt. Dieser Teilbereich kann sich dann bis zur Vollendung einer Umdrehung außerhalb des Strahlflecks wieder abkühlen.
Andere Kühlverfahren
Senderöhren mit hoher Leistung werden mit Wasser oder einem anderen Kühlmedium gekühlt, während Senderöhren mittlerer Leistung luftgekühlt sind (forcierte Luftkühlung mit Gebläsen). Damit kann man einige hundert Mal mehr Leistung abtransportieren als mit Strahlungskühlung.
Bei diesen Röhren ist die Anode aus massivem Kupfer gefertigt und ragt aus dem Gehäuse heraus oder ist im Inneren von einem Kühlmedium durchflossen. Das erlaubt gegenüber Strahlungskühlung wesentlich höhere Leistungsdichten auf der Anode. Die übrigen Elektroden wie das Schirmgitter sind bei scheibenförmigem Aufbau ebenfalls durch Wärmeleitung kühlbar.
Für höchste Leistungen wird immer die Siedekühlung eingesetzt.
Lebensdauer
Trotz ihrer hohen Toleranz gegenüber kurzzeitigen Überschreitungen der elektrischen Grenzwerte besitzen Elektronenröhren eine geringere Lebensdauer als Halbleiterbauelemente. Gerade in der Leistungstechnik sind Röhren Verbrauchselemente, während oft in Empfängern der 1950er Jahre noch die original eingesetzten Vorröhren anzutreffen sind. Röhren weisen herstellungsbedingt Toleranzen im zweistelligen Prozentbereich auf, in einigen Schaltungen funktioniert eine Röhre mit weit abweichenden Parametern besser, in anderen weniger. Im Bereich der High-End-Audioverstärker werden Röhren oftmals weitaus früher als messtechnisch notwendig ausgetauscht.
Die anfangs aufwändige und vor allem bei sehr hohen Frequenzen problematische Konstruktion Röhrensockel–Röhrenfassung ist nicht zuletzt Ausweis der Notwendigkeit einfachen Austausches.
Neben einigen anderen Faktoren wird die Lebensdauer einer Elektronenröhre bei einem Betrieb innerhalb der Grenzwerte durch folgende Faktoren bestimmt:
Zwischenschichtbildung
Die elektrochemischen Vorgänge in den Kathoden sind der entscheidende, die Lebensdauer limitierende Faktor. Vor allem, wenn die Röhre geheizt wird, jedoch kein Anodenstrom fließt, bilden sich bei einer Oxidkathode schnell sogenannte Zwischenschichten zwischen Kathodenträger und der aktiven Schicht aus, die die Emissionsfähigkeit der Kathode drastisch reduzieren.
Diese Zwischenschicht kann begrenzt durch gezielte, vorsichtige Überheizung bei gleichzeitigem hohen Kathodenstrom wieder rückgebildet werden. Siehe Abschnitt „Regenerierung“.
Abtragung von Kathodenmaterial
Das emissive Material der Kathode kann sich mit der Zeit langsam ablösen. Zum einen kann dieses durch sehr starke Überlastungsmomente geschehen, die z. B. auftreten können, wenn die Röhre mit bereits angelegter Anodenspannung aufgeheizt wird. Zum anderen findet in der Röhre eine stetige Abdampfung statt. Dieser Vorgang verläuft unter normalen Betriebsbedingungen jedoch sehr langsam und macht sich erst nach einigen zehntausend Betriebsstunden bemerkbar.
Vakuum
Das Vakuum einer Röhre kann sich aus zwei Gründen verschlechtern: Ausgasung von Materialien innerhalb der Röhre, was von der Qualität (Reinheit) der Materialien abhängt, sowie Eindringen von Gasen durch den Kolben.
Bedingt durch die Betriebstemperatur einer Elektronenröhre wechselt die Temperatur des Glaskolbens oder der Keramik-Metall-Verschweißungen zwischen ein- und ausgeschaltetem Zustand um die 100 K, bei Leistungsröhren kann die Temperaturdifferenz sogar 150 K erreichen. Manchmal geht mit einer Vielzahl von Ein- und Ausschaltvorgängen die Bildung von Haarrissen im Kolben einher. Die meisten Gase (Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid usw.) können zunächst vom Getter der Röhre adsorbiert werden. Bei Glasröhren ermöglicht der Getter eine optische Kontrolle des Vakuums: Solange der silberne Belag an der Innenseite des Kolbens noch deutlich erkennbar ist, kann man das Vakuum als ausreichend ansehen. Ist er dagegen verschwunden bzw. milchig-transparent verfärbt, befindet sich Luft im Glaskolben.
Die Verschlechterung des Vakuums hat zunächst Änderungen der elektrischen Eigenschaften zur Folge. So können im nicht mehr komplett gasfreien Raum Glimmentladungen entstehen, die sich gerade bei Endröhren wegen schaltungstechnisch nicht notwendiger hochohmiger Außenwiderstände außerordentlich schnell zu Bogenentladungen steigern. Diese ziehen u. U. weitere Bauteile (Netztransformator, Gleichrichterröhre, Ausgangsübertrager) in Mitleidenschaft. Bei genügendem Gasdruck kommt es zu einer Oxidation des Heizfadens: Er verbrennt. Die Röhre ist jetzt nachhaltig zerstört.
Langlebensdauerröhren
Dort, wo eine sehr hohe Anzahl von Röhren in einem elektronischen System zusammenarbeiten (elektronische Rechengeräte, Fernsprechübertragungsanlagen usw.), nur sehr eng tolerierte Röhren verwendet werden können oder wo besondere Anforderungen an die Zuverlässigkeit gestellt werden, werden Spezialröhren eingesetzt. Je nach Einsatzzweck wurden unterschiedliche Arten von Spezialröhren entwickelt. Röhren für elektronische Rechensysteme besitzen eine Spezialkathode, die nur gering zur Ausbildung von Zwischenschichten neigt. Röhren für den militärischen Einsatz sind neben anderen Anforderungen häufig für hohe Beschleunigungen konstruiert. Die Lebensdauer dieser Spezialröhren wird im Allgemeinen mit 10.000 Stunden angegeben[10].
Spezialröhren sind von den Herstellern unterschiedlich gekennzeichnet. Oft wird die Systembezeichnung mit den Ziffern vertauscht, so wird aus einer ECC88 in der Spezialvariante eine E88CC. Valvo hat hier auch verschiedene nach Farben unterschiedene Serien etabliert (Rote Serie, Blaue Serie, usw.) die ihrerseits spezielle Eigenschaften (soliderer Systemaufbau, zwischenschichtfreie Kathode, usw.) kennzeichnen.
Spezialröhren gehören heute zu den gesuchten und damit vergleichsweise teuren Elektronenröhren.
Regenerierung
Röhren können in gewissem Umfang regeneriert werden. Dazu wird während gewisser Zeiträume die Kathode gezielt überheizt, während gleichzeitig ein begrenzter Anodenstrom fließt.
Bei altersbedingt leuchtschwachen Anzeigeröhren wie z. B. magischen Augen ist eine Regenerierung im Allgemeinen nicht möglich, da die Gründe nicht in einer schwachen Emission der Kathode zu suchen sind, sondern sich fast ausschließlich in einem Taubwerden des Leuchtstoffes zeigen. Es gibt Möglichkeiten[11], durch massive Erhöhung der Anodenspannung wieder eine höhere Leuchtkraft zu erzielen.
Für Bildröhren waren früher Bildröhrenregeneriergeräte erhältlich, die den Vorgang der Regeneration vereinfacht haben[12].
Quellenangaben
- ↑ Kopf des Originaldokumentes: „Date of Application, 16th Nov., 1904“
- ↑ Homepage von Robert von Lieben
- ↑ Patent Nr. 179807 (pdf)
- ↑ D. R. P. 329 231, (Huth)
- ↑ Funktechnik 1948
- ↑ Schlierenbildung bei Elektronenröhren
- ↑ Diskussion über Spiegelbildung im Forum des Radiomuseums
- ↑ Gitarrenverstärker
- ↑ Röhrenprojekt TU-Berlin
- ↑ Exemplarische Daten unter http://frank.pocnet.net/sheets/009/e/E88CC.pdf, Seite 11
- ↑ Regenerierung von magischen Augen in Jogis Röhrenbude
- ↑ Einfaches Regenerieren von S/W-Bildröhren
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Benz: Einführung in die Funktechnik. 4. Auflage. Springer-Verlag, Wien 1937, 1950, 1959.
- Fritz Kunze, Erich Schwendt: Röhren-Taschen-Tabelle. 15. Auflage. Franzis, Poing 2006, ISBN 3-7723-5454-8.
- Eduard Willi: Schweizer Elektronenröhren 1917–2003. Eigenverlag Willi, Russikon 2006, ISBN 978-3-03300552-5.
- Dr. Ing. F. Bergtold: Röhrenbuch für Rundfunk- und Verstärkertechnik. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1936.
- Ludwig Ratheiser: Das große Röhren-Handbuch. Franzis-Verlag, München 1995, ISBN 3-7723-5064-X.
- Ludwig Ratheiser: Rundfunkröhren - Eigenschaften und Anwendung. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1936.
- Herbert G. Mende: Radio-Röhren, wie sie wurden, was sie leisten, und anderes, was nicht im Barkhausen steht. Franzis-Verlag, München 1966.
Weblinks
- Röhrengrundlagen
- Funktion einer Röhre in Flash
- Exzellente Seite über Elektronenröhren von H.-T. Schmidt
- Interessante Abhandlung zur Schlierenbildung der Glaskolben
- Service für vergriffene Röhren-Datenblätter
- Große Datenblattsammlung
- Jogis Röhrenbude
- Mißverständnisse um Röhren
- Röhrenvergleichslisten, Datenblätter, Schaltpläne
- Patente: Cooper-Hewitts Patent GB 4 168, von Liebens Patent DE 179 807, Flemings Patent GB 24 850
- Röhrenherstellung in Handarbeit (Flash Video – 17 Minuten)