Walter Becher

deutscher Journalist, Politiker (Deutsche Gemeinschaft, GB/BHE, GDP, CSU), MdL, MdB und Lobbyist der Heimatvertriebenen
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Walter Becher (* 1. Oktober 1912 in Karlsbad, Böhmen; † 25. August 2005 in Pullach) war ein deutscher Politiker (Deutsche Gemeinschaft, GB/BHE, GDP, CSU).

Leben und Beruf

Walter Becher stammt aus einer Karlsbader Fabrikantenfamilie, die dort seit 1530 ansässig war. Ihr bedeutendstes Produkt war der „Karlsbader Becherbitter“, der heute unter dem Namen „Becherovka“ vertrieben wird. Nach dem Abitur studierte Becher Staatswissenschaften und war anschließend als Journalist tätig. Während des Studiums hatte er sich der Deutschen Gildenschaft angeschlossen. 1938 wurde er Mitarbeiter des NSDAP-Gauorgans für das Sudetenland Die Zeit, wo er als Redakteur für die Bereiche Kunst, Wissenschaft und Unterhaltung verantwortlich zeichnete. Ab 1940 nahm er als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach der Freilassung aus der Gefangenschaft kam Becher als Heimatvertriebener nach Bayern und engagierte sich in der Vertriebenenbewegung. 1947 beteiligte er sich an der Gründung des Sudetendeutschen Rates. Er war von 1956 bis 1958 Vorsitzender des Witikobundes. 1959 initiierte Becher das Komitee zum Schutz der Bürger gegen Diffamierung durch die Linkspresse. Außerdem war er bis 1968 stellvertretender Vorsitzender und anschließend bis 1982 Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Becher wurde 1962 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. 1983 erhielt er den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft für besondere Verdienste um das Selbstbestimmungsrecht und die Völkerverständigung.

1969 drehten die DDR-Regisseure Walter Heynowski und Gerhard Scheumann einen Dokumentarfilm über ihn unter dem Titel Der Präsident im Exil.

Sein Sohn Peter Becher ist Vorsitzender des Adalbert Stifter-Vereins.

Partei

Becher war zunächst Mitglied im völkischen „Kameradschaftsbund, Bund für gesamtgesellschaftliche Bildung“, der den Lehren von Othmar Spann folgte. 1931 wurde er Mitglied der Sudetendeutschen Partei von Konrad Henlein. Nach Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland wurde er in die NSDAP übernommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte Becher sich an der Gründung der Deutschen Gemeinschaft. Kurz vor den Landtagswahlen 1954 trat er zum BHE über. 1959 versuchte er mit der National-Demokratischen Union (NDU) eine konservative Sammlungsbewegung zu gründen, an der sich jedoch nur der BHE und der Witikobund sowie einige kleinere Organisationen beteiligten. Versuche auch die DG und die FDP zu gewinnen scheiterten. Durch die Fusion des BHE mit der Deutschen Partei wurde er 1961 Mitglied der Gesamtdeutschen Partei. Als diese 1962 ihre parlamentarische Repräsentanz in Bayern verlor, verhandelte er mit der FDP erfolglos über einen Übertritt. 1967 trat er der CSU bei.

Abgeordneter

Bei den Landtagswahlen 1950 wurde Becher auf der Liste Deutscher Gemeinschaftsblock der Heimatvertriebenen und Entrechteten, einem Wahlbündnis von DG (6 Mandate) und BHE (20 Mandate) in den bayerischen Landtag gewählt und zunächst stellvertretender Vorsitzender der DG-Fraktion. Von 1954 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Landtag 1962 war er Vorsitzender der GB/BHE-Fraktion.

Aufgrund der Wahlbündnisse der GDP zur Bundestagswahl 1965 mit CDU, CSU und SPD kam Becher über die CSU-Landesliste in den Deutscher Bundestag, dem er bis 1980 angehörte. Im Bundestag profilierte er sich als strikter Gegner der Ostpolitik der sozialliberalen Koalition.

Schriften

  • Zeitzeuge. Ein Lebensbericht, München 1990.

Literatur

  • Richard Stöss: Deutsche Gemeinschaft, Fußnote 21, in: ders. Parteienhandbuch, Westdeutscher Verlag, Dormagen 1986, Seite 887.