Vanwall war ein englischer Formel-1-Rennstall und der erste Gewinner der Konstrukteurswertung, die in der Formel-1-Saison 1958 zum ersten Mal ausgetragen wurde.
Name | Vanwall |
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Unternehmen | Vandervell Products Ltd |
Unternehmenssitz | Acton bei London |
Teamchef | Tony Vandervell |
Statistik | |
Erster Grand Prix | Großbritannien 1954 |
Letzter Grand Prix | Marokko 1958 |
Gefahrene Rennen | 28 |
Konstrukteurs-WM | 1 (1958) |
Fahrer-WM | 0 |
Rennsiege | 9 |
Pole Positions | 7 |
Schnellste Runden | 6 |
Punkte | 48 |
Entstehung
Am Anfang der erfolgreichen, aber auch sehr kurzen Karriere dieses Teams stand der Wunsch des britischen Industriellen Tony Vandervell, angesichts der Dominanz der italienischen Teams wie Alfa Romeo und Ferrari bis zu Formel-1-Saison 1953 und der vorübergehenden Übermacht von Mercedes-Benz in den Jahren 1954 und 1955 etwas Ebenbürtiges aufzubauen. Denn unbestreitbar konnte das Vereinigte Königreich auf ein großes und gutes Fahrerpotenzial zurückgreifen, doch das technisch optimale Material war in der Regel auf dem europäischen Kontinent zu finden.
Über die Kopie zum Erfolg
Vandervell war anfangs an den ehrgeizigen Pläne um das BRM-Projekt beteiligt. Da dieses jedoch erhebliche Anlaufprobleme hatte, beschloss er es auf eigene Faust zu versuchen. Sein Erfolgsrezept sollte zunächst einfach und wiederholbar sein: Um von den besten Teams zu lernen, erwarb er 1949 ein paar Ferrari-Monoposti vom 1,5-Liter-Typ 125 – was einst jedem finanzkräftigen Privatmann offenstand –, ließ sie von seinen Ingenieuren und Mechanikern auseinandernehmen (die dadurch ihre Kenntnisse erweiterten) und geringfügig modifizieren. Nach der Umlackierung in das traditionell typisch englische Grün, das bei seiner Marke eher ein Türkisgrün war, nannte man die Renner "Thinwall Special", (Dünnwand). Der Ursprung des Teams war also auf Ferrari gegründet, sodass Journalisten vorzugsweise vom „englischen Ferrari“ sprachen.
Lehrgeld mit der ersten Eigenkonstruktion
Diese Modelle brachten erste Erfahrungen, die dazu ermutigten, es 1954 mit einer Eigenkonstruktion, dem Vanwall Special, zu versuchen. Der Name war aus der ersten Silbe des Inhabers und der letzten des Versuchsträgers kombiniert. Da in diesem Jahr die Weltmeisterschaftskonkurrenz nach dem neuen 2,5-Liter-Reglement ausgetragen wurde, beauftragte Vandervell seinen Konstrukteur John Cooper, ein neues Chassis für den von ihm selbst auf der Basis von vier Norton-Motorradmotoren basierenden 2-Liter-Motor zu konstruieren. Vandervell war nur deswegen in der Lage, diese „Anleihen“ bei der renommierten englischen Marke zu machen, weil sein Vater C. A. Vandervell Vorstandsmitglied dieses Unternehmens war.
Dennoch zahlte man einiges an Lehrgeld und vergrätzte durch häufige Materialdefekte – trotz der guten Grundschnelligkeit, wie zwei zweite Platzierungen belegten – ein großes Talent wie Mike Hawthorn, der erneut zum Erzrivalen Ferrari wechselte. Neben Peter Collins konnten auch Ken Wharton, der lange den Testpiloten „spielte“, und Harry Schell keine herausragenden Ergebnisse einfahren. Erst 1955 stand ein annähernd gleichwertiges 2,5-Liter-Aggregat zur Verfügung.
Erfahrungen zahlen sich aus
Die daraus resultierende Weiterentwicklung, mit der sich der junge Colin Chapman seine ersten Meriten als Konstrukteur verdiente, setzte das Team erstmals 1956 ein und begründete damit einen absolut konkurrenzfähigen Träger für die hohen, nationalen Ansprüche ihres Eigentümers. Die 285 PS der neuen Antriebsquelle waren der Konkurrenz ebenbürtig. In Silverstone bei dem nicht zur WM gehörenden „International Trophy“ konnte Stirling Moss gleich beim Debüt des vollkommen überarbeiteten Modells den ersten Sieg verbuchen. Beim Grand Prix von Frankreich überraschte Schell die Ferraris, als er ihre Fahrer Collins und Castellotti überholte und sich von Juan Manuel Fangio kaum abschütteln ließ.
Das Jahr 1957 sollte den Erfolg der schweren Arbeit bringen. Nach hartem Kampf gegen Jean Behra im Maserati beendete Moss nun auch den regulären „Großen Preis von England“ als Sieger, sodass nun zum ersten Mal seit 1923 ein britischer Fahrer auf britischem Material seinen Heim-Grand-Prix gewinnen konnte. Das Experiment mit einem von Roy Salvadori gesteuerten Stromlinien-Rennwagen 1957 in Reims brachte keinen Erfolg; der bildschöne und von der Papierform her bestechende Wagen soll kaum zu fahren gewesen sein.
Mit insgesamt neun Grand-Prix-Siegen bis 1958 gehörte Vanwall zu den Top-Teams; dennoch war die Zuverlässigkeit der Boliden oft nicht ausreichend. Die Piloten fuhren vielfach gegeneinander und nahmen sich gegenseitig Punkte weg, sodass am Ende der Formel-1-Saison 1958 Mike Hawthorn auf Ferrari der lachende Dritte war und erster britischer Formel-1-Fahrerweltmeister werden konnte. Im Gegenzug hatten Stirling Moss, Tony Brooks und der tödlich verunglückte Stuart Lewis-Evans die Konstrukteurswertung souverän beherrscht und auch diesen Titel nach England geholt. Doch der Tod Lewis-Evans', dessen Fahrersitz beim Grand Prix von Marokko durch die Hitze des Motors in Flammen aufgegangen war und zu den tödlichen Verletzungen führte, unterdrückte Vandervells Freude am Erfolg.
Rückzug nach erreichtem Ziel
In den beiden folgenden Jahren versuchte Vanwall mehr halbherzig an die großen Erfolge anzuknüpfen. Vandervell selbst hinterließ den Eindruck, als habe er mit dem Erreichen seines Grundziels, also der Demonstration britischer Technik, allmählich die Lust am Motorsport verloren. Zudem war er gesundheitlich angegriffen, was ebenfalls als eine Begründung für die Auflösung des überzeugenden Teams 1960 angesehen werden konnte. Sieben Jahre später verstarb Guy Anthony Vandervell.
Wagentypen von Vanwall
Typ | Eingesetzt | Fahrer |
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Special | 1954/1955 | Mike Hawthorn, Peter Collins, Ken Wharton, Alan Brown, Harry Schell, Desmond Titterington |
Vanwall | 1956/1958 | Stirling Moss, Roy Salvadori, Tony Brooks, Mike Hawthorn, José Froilán González, Maurice Trintignant, Piero Taruffi, Stuart Lewis-Evans, Harry Schell |
Vanwall | 1959/1960 | Tony Brooks |