Brunetto Latini

italienischer Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller
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Brunetto Latini (* um 1220 in Florenz; † 1294) war ein italienischer Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller, berühmt als Freund und Lehrer Dantes.

Leben

Brunetto Latini wurde um 1220 zu Florenz geboren, ging 1260 als Gesandter der Guelfenpartei seiner Vaterstadt zu Alfons von Kastilien, wurde nach dem Sieg der Ghibellinen noch in demselben Jahr verbannt und wandte sich nun nach Paris, wo er mehrere Jahre blieb und seine unfreiwillige Muße zu literarischen Arbeiten benutzte.

Nach der Wiederherstellung des Guelfenregiments (1267) nach Florenz zurückgekehrt, bekleidete Brunetto fortan wichtige Ämter und wurde 1287 zum Sekretär der Republik ernannt. Während dieser Zeit ließ er sich die Erziehung des jungen Dante angelegen sein, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich den Grund zu seiner enzyklopädischen und klassischen Bildung zu verdanken hat. Er starb 1294.

 
Dante und Vergil reden mit Latini in der Hölle. Aus einem illustrierten Kommentar zur Göttlichen Komödie, zirka 1345

Dante setzte seinem Mentor ein Denkmal in der Göttlichen Komödie. Er bezeichnet ihn als denjenigen, der ihn "gelehrt wie Menschen ewigen Ruhm erstreben". Interessanterweise muss Brunetto aber in der Hölle leiden. Dante trifft im 15. Gesang (Hölle) auf Brunetto, wo dieser die gleichen Qualen wie die Sodomiten erleiden muss. Der Grund für diese Strafe ist heute nicht ganz klar. Es ist möglich, dass Brunetto ein sexuell ausschweifendes Leben führte oder sexuelle Kontakte zu Männern hatte, aber es gibt keine Quellen dazu. Wahrscheinlicher ist, dass Dante Brunetto nicht aufgrund dessen sexuellen Lebensstils, sondern in symbolischer Weise aufgrund damals nicht konformer Äußerungen in seinen Texten zu den Sodomitern steckte.

Werk

Er verfasste in französischer Sprache seinen Trésor, eine Art Enzyklopädie, welche einen Überblick über den Umfang der gelehrten Bildung seiner Zeit gibt und neuerlich im Original von Chabeille (Li livres dou trésor, Paris 1863) veröffentlicht wurde, während eine italienische Übersetzung des Werks falsch zugeschrieben Bono Giamboni und bereits 1474 zu Treviso (auch Venedig 1533) erschienen war. Es handelte sich hierbei um die erste volkssprachliche Enzyklopädie überhaupt.

Vorbild für Latini ist Cicero, dessen De Inventione er bereits vor dem Tresor übersetzt und mit weitreichenden Kommentaren versehen hatte, wobei diese Übersetzung als eine der fruchtbarsten Quellen der altitalienischen Sprache gilt. Des Weiteren wird Brunetto Latini die Übersetzung von drei ciceronianischen Reden, Pro Q. Ligarius, Pro M. Marcellus und Pro rege Deiotaro zugeschrieben, zweifelhaft ist dagegen die Zuschreibung der Übersetzung der Reden gegen Catilina.

Ein anderes, fast gleichzeitig erschienenes Werk von ihm ist der Tesoretto (hrsg. von Zannoni, Florenz 1824), eine in italienischer Sprache abgefasste episch-moralisierende Dichtung in allegorischem Gewand, die als ein Vorläufer der Divina commedia angesehen werden kann.

Eine Sammlung Epistolae, conjecturae et observationes von Brunetto Latini erschien in zwei Bänden (Rom 1659).

Für die Entwicklung der italienischen Sprache hat Brunetto Latini herausragende Bedeutung, so bezeichnet ihn Giovanni Villani als den "Beginner und Meister in der Entwicklung der toskanischen Sprache".

Werkausgaben

  • Il Tesoretto e il Favolello, hersg. von B. von Wiese, in: Zeitschrift für romanische Philologie 7, S. 236ss.
  • Li livres dou Trésor, herausgegeben von P. Chabaille, Paris 1863.

Literatur

  • Christel Meier: Cosmos Politicus. Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini. In: Frühmittelalterliche Studien 22. 1988. S. 315-356.
  • T. Sundby: Della vita e delle opere di brunetto Latini. Florenz 1915.