Foça ist eine türkische Kleinstadt und der dazugehörige Landkreis in der Provinz Izmir. Nach einer Gebietsreform ist die Stadt einwohner- und flächenmäßig identisch mit dem Landkreis. Es ist die Nachfolgesiedlung der antiken und mittelalterlichen griechischen Stadt Phokaia (Vorlage:ELSalt), auch Phokäa (von der lateinischen Form Phocaea), galloitalisch Foggia. Phokaia lag auf der Halbinsel zwischen dem Golf von Elaia und dem von Smyrna. Sie war von Ioniern besiedelt, lag aber in Äolien. Die Stadt hatte einen Hafen, vor dem die kleine, mit Tempeln und Palästen besetzte Insel Bakchion lag.
Foça | ||||
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Basisdaten | ||||
Provinz (il): | Izmir | |||
Koordinaten: | 38° 40′ N, 26° 45′ O | |||
Einwohner: | 30.002[1] (2014) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) | |||
Postleitzahl: | 35 xxx | |||
Kfz-Kennzeichen: | 35 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2016) | ||||
Bürgermeister: | Gökhan Demirağ (CHP) | |||
Website: | ||||
Landkreis Foça | ||||
Einwohner: | 30.002[2] (2014) | |||
Fläche: | 204 km² | |||
Bevölkerungsdichte: | 147 Einwohner je km² | |||
Kaymakam: | Niyazi Ulugölge | |||
Website (Kaymakam): |
Geschichte
Die Einwohner Phokaias unternahmen in archaischer Zeit Seereisen bis nach Spanien und gründeten Handelsstützpunkte. Unter Phokaias Kolonien sind Massilia (das heutige Marseille), Lampsakos und Elaia zu nennen. Als die Stadt von den Persern bedroht wurde, bot laut Herodot der tartessische König Arganthonios den Phokaiern an, in sein Reich umzusiedeln. Als diese dies ablehnten, sandte er ihnen große Mengen Gold für den Bau einer Wehrmauer gegen die Perser.[3] Nachdem die Stadt von den Persern unter Harpagos um 545 v. Chr. bereits lange belagert war, eilten die Phokäer – so Herodot – in hoffnungsloser Lage heimlich auf ihre Schiffe und wanderten in die Kolonien aus, viele nach Korsika, in das zwanzig Jahre vorher gegründete Alalia (Aléria).[4]
Später ergriff Phokaia für Antiochos III. von Syrien Partei und wurde deshalb von den Römern erobert.
Phokaia war bis zum Ende der byzantinischen Zeit in Kleinasien im 14. Jahrhundert besiedelt. Zwischen 1264 und 1455 war die Stadt unter dem Namen Foggia eine genuesische Kolonie, zuletzt unter der Patrizierfamilie der Gattilusio.
Phokaia wurde den Genuesern um 1275 als byzantinisches Lehen zum Dank für ihre Unterstützung bei der Wiedervereinigung des byzantinischen Reichs nach dem 4. Kreuzzug übergeben. In der Folge war es ein wichtiger Handelshafen, vor allem dank der reichen Alaunvorkommen der Region. Die Alaunminen waren den Genueser Brüdern Benedetto und Manuele Zaccaria bereits 1267 zur Verfügung gestellt worden. Die Genueser behielten die Kontrolle über die Stadt auch während der osmanischen Epoche durch den Pachtvertrag von 1275. Ein anderes bedeutendes byzantinisches Lehen an die Genuesen war die nahe Insel Lesbos, welche der Familie Gattilusio bei der Hochzeit von Francesco I. Gattilusio und Maria Palaiologina, der Schwester des byzantinischen Kaisers Johannes V. Palaiologos, im Jahr 1335 als Mitgift gegeben wurde. Der Besitz der Gattilosios wuchs im weiteren Verlauf um die Inseln Imbros, Samothrake, Lemnos und die Stadt Aenos. Von dieser Position aus waren sie stark in den Abbau und Vertrieb des Alaun involviert, welches für die Textilproduktion genutzt wurde und einen profitablen Rohstoff für die genuesischen Händler darstellte.
Die griechische Bevölkerung des Ortes wurde zwischen 1914 und 1922 vertrieben bzw. im Rahmen des Vertrages von Lausanne zwangsausgesiedelt. Heute wird die Stadt allgemein als Foça bezeichnet, offiziell unterscheidet man allerdings zwischen Eski Foça (Alt-Foça) und dem rund 20 km entfernt liegenden Yenifoça (Neu-Foça).
Von der antiken Stadt sind kaum Reste erhalten geblieben, abgesehen von zwei Felsgräbern in der Umgebung der Stadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Das heutige Foça ist vom ausländischen Massentourismus weitgehend verschont geblieben und stellt stattdessen ein beliebtes Wochenend- und Ferien-Ausflugsziel der Einwohner von Izmir dar. Der Grund hierfür liegt vorrangig darin, dass sich die türkische Marine an einer direkt an den neuen Hafen angrenzenden Bucht stationiert hat und so eine Ausdehnung des Ortes an der Küste weitgehend verhindert wurde.
In Foça selbst blieb das ursprüngliche Flair erhalten, obwohl auch hier in den letzten beiden Jahrzehnten Ferienhäuser, einige Pensionen und zwei Hotels entstanden sind. Im malerischen Hafen reiht sich ein Fisch-Restaurant an das andere. Hier treffen sich am Wochenende vor allem Einheimische aus Izmir, die dem Trubel der Großstadt entfliehen wollen. Das typische Publikum setzt sich aus der gehobenen türkischen Mittelschicht zusammen: Lehrer, Künstler, Musiker, Ingenieure treffen sich hier.
Wer länger Urlaub macht, zieht Yenifoça ca. 20 km nördlich vor, das landschaftlich nicht so spektakulär liegt, aber ausreichend Hotels und Ferienanlagen für in- und ausländische Touristen bietet.
Bekannt ist Foça auch durch die Sirenen-Inseln, die bereits Homer in seiner Odyssee beschrieben hat. Heute sind sie jedoch mehr dadurch bekannt, dass dort einige der letzten Mönchsrobben des Mittelmeeres leben. Aus diesem Grund darf man die Sirenen-Inseln auch nur noch aus der Ferne betrachten. Sie sind unbewohnt und werden von der einheimischen Bevölkerung dazu genutzt, eine kleine Anzahl Ziegen auszusetzen, die sich von der sehr kargen Vegetation und dem Morgentau als Flüssigkeit ernähren können, da die Inseln über keine natürlichen Wasservorräte verfügen.
Persönlichkeiten
- Fikret Adanır (* 1941), Historiker
Galerie
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Satellitenfoto mit der Lage der antiken Städte Phokaia, Kyme und Smyrna
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Eski Foça, Blick über die Altstadt zu den Sirenen-Inseln
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Hafen von Foça
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Basar von Foça
Literatur
- Ayşem Kiliç-Ünlü: Heritage, Economy and Development of Historic Towns after the “Tourism Explosion”: Foça in Western Turkey. In: Elena Korka (Hrsg.): The Protection of Archaeological Heritage in Times of Economic Crisis. Cambridge Scholars Publishing, 2015, ISBN 9781443874113, S. 330–354.
- Ekrem Akurgal: Phokaia (Foça) Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
- George Ewart Bean: Kleinasien, Band 1: Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 117–125.
- Ernst Langlotz: Die kulturelle und künstlerische Hellenisierung der Küsten des Mittelmeers durch die Stadt Phokaia (= Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften. H. 130, ISSN 0570-5649). Westdeutscher Verlag, Köln u. a. 1966.
- Vera Hell: Istanbul, Ankara und die antiken Stätten an der Westküste der Türkei. Hopfer, Tübingen 1959, DNB 451939506.
- Michael Neumann-Adrian, Christoph K. Neumann: Türkei, Westküste. Gräfe und Unzer, München 1997, ISBN 3-7742-0345-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Türkisches Institut für Statistik ( vom 19. Januar 2016 auf WebCite), abgerufen 19. Januar 2016
- ↑ Türkisches Institut für Statistik ( vom 19. Januar 2016 auf WebCite), abgerufen 19. Januar 2016
- ↑ Herodot, Historien 1,63.
- ↑ Herodot, Historien 1, 164 f.