Walter Drack (* 19. August 1917 in Obersiggenthal; † 7. Mai 2000 in Zürich) war ein Schweizer Archäologe und Denkmalpfleger.
Leben
Drack studierte ab 1936 Ur- und Frühgeschichte, Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte in Innsbruck, Zürich und Basel. 1943-45 war er Assistent am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Basel, 1945 erfolgte die Promotion. 1945 bis 1949 erstellte er das erste Inventar der römischen Wandmalerei in der Schweiz. Es folgten Studienreisen nach Italien, Frankreich, England und Österreich und Leitung verschiedener Ausgrabung in der ganzen Schweiz. 1949 bis 1956 war er Konservator der Kunstsammlung Bührle in Zürich. 1957 war er für die Kunstgilde Luzern tätig, im selben Jahr erfolgte die Berufung nach Zürich als erster kantonaler Denkmalpfleger, ab 1958 im Halb-, von 1960 bis zur Pensionierung 1982 im Vollamt. Seine Bestandsaufnahme kulturhistorisch bedeutender Objekte im Kanton Zürich führte zum umfassenden Kulturgüterinventar und immer wieder gelang es ihm auch, Bauwerke vor dem Abbruch zu bewahren, die heute zum festen Bestand der Zürcher Kulturgüter gehören. Sein Anliegen archäologische Fundstätten zu erschliessen, war stets mit dem Bestreben verbunden, sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
1968 bis 1995 war er Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, ab 1972 Kuratoriumsmitglied am Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich, der Fondation Pro Aventico und der Fondation Pro Octoduro. 1977 wurde er Ehrenmitglied von Pro Vindonissa und der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte. 1989 erhielt er den STEO-Preis des Zürcher Regierungsrates. Mit der Pensionierung 1982 konnte Drack seine wissenschaftliche Arbeit und deren Publikationen intensivieren, wie jene zum Üetliberg, zur spätrömischen Grenzwehr am Hochrhein oder seine minutiösen Widerlegungen von Mythen wie jene rund um die Geschichte des Hufeisens oder jene des Wasserhahns. Sie alle zeigen, wie Drack Archäologie verstand: als Teil der Kulturgeschichte, die aus den oft unscheinbaren materiellen Überresten zu einem präziseren Bild der Vergangenheit beitragen kann.
Schriften (Auswahl)
- Die helvetische Terra sigillata-Imitation des 1. Jahrhunderts n. Chr. Schriften des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Heft 2. Basel 1945 (= Dissertation).
- Die römischen Töpfereifunde von Baden-Aquae Helveticae. Schriften des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Heft 6. Basel 1949.
- Die römische Wandmalerei der Schweiz. der Monographien zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Bd. 8. Basel 1950.
- Urgeschichte, römische Zeit und Mittelalter (zus. mit K. Schib) – Illustrierte Geschichte der Schweiz, Band 1, Einsiedeln Zürich und Köln, 1958.
- Ältere Eisenzeit der Schweiz. Kanton Bern. Teil 1–3. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Heft 1–3, Basel 1958–1960.
- Der römische Gutshof bei Seeb, Provisorischer Führer, Zürich 1964. Grüningen – Schweiz. Kunstführer, Ausgabe März 1964.
- Ältere Eisenzeit der Schweiz. Teil 4: Die Westschweiz, Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Heft 4, Basel 1964.
- Eglisau – Schweiz. Kunstführer GSK, Ausgabe Juli 1967.
- Die Lazariterkirche Gfenn bei Dübendorf (zus. mit Hans Rutishauser) - Schweiz. Kunstführer 1973.
- Kapelle Uhwiesen ZH (zus. mit Thea Vignau-Wilberg) - Schweiz. Kunstführer GSK 1974
- Elgg (zus. mit Hans Martin Gubler) - Schweiz. Kunstführer GSK 1974.
- Siedlungs- und Baudenkmäler im Kanton Zürich. Ein kulturhistorischer Wegweiser (zus. mit weiteren Mitarbeitern), Stäfa 1975.
- Denk mal! Denkmalpflege im Kanton Zürich (zus. mit weiteren Mitarbeitern), Kant. Lehrmittelverlag Zürich, 1975.
- Die römische Kryptoportikus von Buchs ZH Lind ihre Wandmalerei. Archäologische Führer der Schweiz 7, Basel 1976.
- Kapellen Breite, Nürensdorf, und Rikon, Illnau-Effretikon (zus. mit Thea Vignau-Wilberg) – Schweiz. Kunstführer GSK Nr. 226, Basel 1977.
- Der römische Gutshof bei Seeb. Archäologischer Führer der Schweiz 1, 1979.
- Der Üetliberg. Die archäologischen Denkmäler (zus. mit Hugo Schneider). Archäologische Führer der Schweiz, Bd. 10. Zürich 1979.
- Neu entdeckte römische Wandmalerei in der Schweiz – Antike Welt, Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte, 1980
- Glanzenberg: Burg und Stadt, Unterengstringen 1983
- Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (zus. mit Albert Knoepfli u. Karl Keller) , Schweiz. Kunstführer GSK Nr. 354, 1984. ISBN 3-85782-354-2.
- Die archäologischen Untersuchungen auf dem Üetliberg in den Jahren 1979-1983 – Stiftung für die Erforschung des Üetlibergs, Zürich 1994.
- Römische Wandmalerei (unter Mitarbeit von Oskar Emmenegger, Jürg Ewald, Rudolf Fellmann, Michael Fuchs und Denis Weidmann) – Katalog für die in Liestal, Bregenz, Chur und Freiburg gezeigte Ausstellung, Raggi-Verlag Feldmeilen, 1986.
- Der Üetliberg (zus. m. Frank R. Zwalen, Paul Guyer u. Hugo Schneider) – Orell Füssli, Zürich 1986, ISBN 3-280-01656-8 .
- mit Rudolf Fellmann: Die Schweiz zur Römerzeit. Theiss und Raggi-Verlag, Stuttgart und Jona 1988, ISBN 3-8062-0420-9
- Der römische Gutshof von Seeb, Gemeinde Winkel – Berichte der Zürcher Denkmalpflege, Archäologische Monografien 8, 1990.
- Hufeisen – entdeckt in, auf und über der römischen Strasse in Oberwinterthur. In: Bayrische Vorgeschichtsblätter 1990.
- mit Rudolf Fellmann: Die Schweiz zur Römerzeit. Führer zu den Denkmälern. Artemis, Zürich und München 1991, ISBN 3-7608-1045-4.
- Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein – Archäologischer Führer der Schweiz 13, 1993.
- Geschichte der Gemeinde Obersiggenthal (zus. mit Alfred Lüthi) . 1994, ISBN 3855450854.
- Zur Geschichte des Wasserhahns. Die römischen Wasser-Armaturen und mittelalterlichen Hahnen aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein., Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 64, Zürich 1997, ISBN 3-85865-513-9.
- Eine Denkmalpflege im Aufbau (zus. mit Andreas Pfleghard und Christian Renfer, anlässlich des 40jährigen Bestehens der Kantonalen Denkmalpflege Zürich 1958-1998) – Kleine Schriften zur Zürcher Denkmalpflege Heft 1, Zürich und Egg, 1999.
Literatur (Auswahl)
- Karl Stüber, Andreas Zürcher (Hrsg.): Festschrift Walter Drack zu seinem 60. Geburtstag. Beiträge zur Archäologie und Denkmalpflege. Gut, Zürich 1977 (darin S. 307-310 Liste der Veröffentlichungen von Walter Drack).
- Andreas Zürcher: Zum Rücktritt von Dr. Walter Drack. In: Zürcher Denkmalpflege 1986-
- rib.: Bewahren und erschliessen. Walter Drack wird achtzig. In: Neue Zürcher Zeitung 19. August 1997-
- gd.: Verschiedene Ausgrabungen standen unter seiner Leitung. Gestorben: Dr.phil. Walter Drack, Mitautor der Geschichte der Gemeinde Obersiggenthal und Ehrenmitglied der «Pro Vindonissa». In: Aargauer Zeitung 18. Mai 2000.
- Hanspeter Rebsamen: Zur Erinnerung an Walter Drack. In: Neue Zürcher Zeitung 10. Mai 2000-
- Rudolf Fellmann: Zur Erinnerung an Walter Drack. In: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte 85, 2002, S. 370-371.
- Andreas Zürcher: Zur Erninnerung an Walter Drack (1917-2000). In: Archäologie im Kanton Zürich 1999/2000, S. 317.
Weblinks
- Andreas Zürcher: Drack, Walter. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Personendaten | |
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NAME | Drack, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Archäologe und Denkmalpfleger |
GEBURTSDATUM | 19. August 1917 |
GEBURTSORT | Obersiggenthal |
STERBEDATUM | 7. Mai 2000 |
STERBEORT | Zürich |