Widerstand von Zeytun 1895–1896

Widerstand der Armenier in Zeytun gegen osmanische Truppen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Januar 2014 um 12:08 Uhr durch Druschba 4 (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler in Jahreszahl korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Zeitun-Aufstand oder Zweite Widerstand von Zeitun (armenisch Զեյթունի երկրորդ գոյամարտը Zeyt'uni yerkrord goyamartĕ) fand im Winter 1895-1896 statt, während der Hamidianischen Massaker, als die Armenier in Zeitun (heute Süleymanlı, damals im Vilâyet Aleppo), sich vor den Massakern fürchtend, sich Waffen anlegten, um sich vor den osmanischen Truppen zu verteidigen.[1][2]

Bei dem von Oktober 1895 bis Januar 1896 stattfindenden Widerstand griffen die Kommandanten Ali Bey, Mustafa Remzi Pascha und Edhem Pascha an. Die Kommandanten der 1.500 bis 6.000 armenischen Fedajin waren Aghasi (Karapet Tur-Sargsian) und Ghazar Shovroian.

Monument für Zeitun an der Surp-Kework-Kirche in Aleppo, Syrien

Hintergrund

Die Armenier von Zeitun hatten bis zum 19. Jahrhundert eine Periode hoher Autonomie im Osmanischen Reich genossen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entschied sich die osmanische Regierung dazu, diese Reichsregion unter engere Kontrolle zu bringen, und beabsichtigte, dies durch Ansiedlung von Moslems in den Dörfern um Zeitun sowie durch Anstachelung jener gegen die Armenier zu erreichen.[3] Diese Stratgie erwies sich letztendlich als ineffektiv, und im Sommer 1862 sandten die Osmanen ein Militärkontingent aus 12.000 Mann nach Zeitun, um diese Gegend unter Regierungskontrolle zu bringen. Diese Einheit wurde allerdings durch die Armenier in Schach gehalten und durch französische Vermittlung wurde der Erste Widerstand von Zeitun zum Abschluss gebracht.[4][5]

Die osmanische Regierung war nichtsdestotrotz aufgebracht mit den Ergebnissen dieser Vermittlung. In den folgenden Jahrzehnten hatte sie sich einmal mehr entschlossen, die Gegend durch die Provokation von Zeituns Armenier unter Kontrolle zu bringen: neu stationierte Regierungstruppen bedrohten die Bevölkerung und unnachgiebige Aufrufe zu deren Massakrierung wurden von einer Reihe von Türken ausgegeben.[6] Zwischen den JAhren 1891 und 1895 besuchten aktivisten von der armenischen Sozialdemokratischen Huntschak-Partei die Region Kilikien und gründeten einen Zweig in Zeitun. Sie ermutigten die Armenier, den unterdrückerischen Maßnahmen der osmanischen Regierung Widerstand zu leisten. Es war auch zu dieser Zeit, als der Herrscher des Osmanischen Reiches, Sultan Abdülhamid II., sich entschied, die einzige Hochburg der Autonomie während der Hamidianischen Massaker auszumerzen.[1]

Als der Gouverneur der Verwaltungseinheit des Amtes enthoben und durch Avni Bey ersetzt wurde - ein Mann, der einen tiefsitzenden Hass auf Armenier hatte - wurden am 24. Oktober 1895 von den osmanischen Behörden Befehle erteilt, die Truppen, mehrere armenische Dörfer nahe Zeitun durchschleifen zu lassen.[7]

Der Widerstand

Die armenischen Bürger von Zeitun, unter der Führerschaft der Huntschakistenpartei, hörten von den anhaltenden Massakern in den benachbarten Regionen, und bereiteten sich daher auf ihren bewaffneten Widerstand vor. Zwischen 1.500 und 6.000 Männer, bewaffnet mit Steinschlössern und Martini-Henry-Gewehren, wurden auf das Schlachtfeld gesandt, und sechzehn Armenier wurden auserwählt, während der Belagerung eine Verwaltungskörperschaft zu bilden.[8] Damit schickten die osmanischen Militärkommandeure einen Draht an Abdülhamid und erzählten ihm, dass die Armenier einen Aufstand begannen und damit fortschritten, Massaker an Moslems zu begehen.ims.[9] Das osmanische 5. Armeekorps hatte einen überwältigenden zahlenmäßigen und technologischen Vorteil: die gesamte Einheit bestand aus 24 Bataillonn (20.000 Truppen), zwölf Kanonen, 8.000 Männer von der Zeibek-Division aus Smyrna und 30.000 kurdische und tscherkessische Freiwillige.[9]

Die Armenier begannen damit, die nahegelegene osmanische Garnison zu erobern, nahmen 600 osmanische Soldaten und Offiziere als Gefangene und stellten sie unter die Beobachtung durch armenische Frauen.[8] Zu einem Zeitpunkt versuchten die Gefangenen zu fliehen, doch sie scheiterten und wurden hingerichtet. Osmanische Truppen wurden wiederholt in ihren Engagements mit den armenischen Fedajin besiegt. Während der Verhandlungen, die den Konflikt später beilegten, druchte ein osmanischer Militärkommandeur seine Bewunderung von Aghasi aus, einem der Anführer des Widerstandes, wegen der Schießkunst der Armenier und ihrer Bestimmung, Widerstand zu leisten.[10]

Ergebnis

Durch die Einschreitung von sechs europäischen Mächten beendeten die Armenier von zeitun ihren Widerstand. Den huntschakistischen Aktivisten wurde es erlaubt, ins Exil zu gehen, die Steuerlast wurde gesenkt und ein christlicher Untergouverneur wurde ernannt. Wegen der kalten Temperaturen verhungerten Tausende von Türken und viele andere starben in Krankenhäusern wegen der im Kampf zugezogenen Wunden.[9] Die Zahlenangaben über die Verluste schwanken stark, doch alle sind sich einig, dass sie osmanischen Einheiten schwer litten. Das britische Konsulat berichtete am 6. Januar 1896, dass mindestens 5.000 getötet wurden, doch im gemeinsamen Bericht steigt die Zahl auf 10.000 an.[11] Das in Aleppo basierende österreichische Konsulat konstatierte, dass die Armenier allein in der letzten Schlacht 1.300 Türken töteten.[11] Der britische Konsul schätzte, dass militärische und zivile Opfer unter allen Armeniern sich auf die Zahl von 6.000 annäherte.[11] Pierre Quillard, ein französischer Schriftsteller, schätzte, dass die osmanischen Verluste nicht weniger als 20.000 betrugen.[8]

Die Armenier lebten in ihrem Heimatland in relativen Frieden bis zum Ersten Weltkrieg, als sie schließlich 1915 im Zuge des Völkermords an den Armeniern durch die Jungtürken aus Zeitun massakriert und deportiert wurden.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Hogarth, David George (1911). "Zeitun". In Chisholm, Hugh. Encyclopædia Britannica 28 (11th ed.). Cambridge University Press. pp. 965, 966
  • Aghasi. Զեյթուն եւ իր շրջականները [Zeitun and its Environs]. Beirut: Shirak Publishing, 1968.
  • Mkrtchyan, Levon. Զեյթունի ապստամբությունը [The Zeitun Uprising]. Yerevan: Pan-Armenian and Armenian Educational and Cultural Union, 1995.
  • Poghosyan, Haykaz. Զեյթունի պատմությունը, 1409-1921 թթ. [The History of Zeitun, 1409-1921]. Yerevan: Hayastan, 1969.

Einzelnachweise

  1. a b Mihran Kurdoghlian: Պատմութիւն Հայոց (History of Armenia), Volume III. Council of National Education Publishing, Athens, Greece 1996, S. 28–29 (armenisch).
  2. Hovannisian, Richard G. "The Armenian Question in the Ottoman Empire, 1876-1914" in The Armenian People From Ancient to Modern Times, Volume II: Foreign Dominion to Statehood: The Fifteenth Century to the Twentieth Century. Richard G. Hovannisian (ed.) New York: St. Martin's Press, p. 223. ISBN 0-312-10168-6.
  3. Barsoumian, Hagop. "The Eastern Question and the Tanzimat Era" in The Armenian People From Ancient to Modern Times, Volume II, S. 200.
  4. französisch: Langlois, Victor, "Les Arméniens de la Turquie et les massacres du Taurus," Revue des Deux Mondes 43 (Januar-Februar 1863).
  5. armenisch: Vaspur Meliksetyan, Զեյթունի 1862 թվականի դյուցազնամարտը՝ 100-ամյակի առթիվ [The Epic 1862 Battle of Zeitun: On the Occasion of its 100 Anniversary]. Jerewan: Society of the Armenian SSR for the Expansion of Civil and Scientific Knowledge, 1962.
  6. Vahakn N Dadrian: The History of the Armenian Genocide: Ethnic Conflict from the Balkans to Anatolia to the Caucasus. Berghahn Books, Oxford 1995, ISBN 1-57181-666-6, S. 127.
  7. Dadrian. History of the Armenian Genocide, Seiten 127-28.
  8. a b c Vorlage:Hy icon Nersisyan, Mkrtich G. "Զեյթունցիների 1895-1896 թթ. Ինքնապաշտպանական Հերոսամարտը" ("The Heroic Self-Defense of the People of Zeitun in 1895-1896"). Patma-Banasirakan Handes. № 1-2 (143-144), 1996, pp. 7-16. With Russian abstract.
  9. a b c Dadrian. History of the Armenian Genocide, S. 128.
  10. Dadrian. History of the Armenian Genocide, S. 130.
  11. a b c Dadrian. History of the Armenian Genocide, p. 129.
  12. On which, see Aram Arkun, "Zeytun and the Commencement of the Armenian Genocide," in A Question of Genocide: Armenians and Turks at the End of the Ottoman Empire, eds. R.G. Suny, Fatma Muge Goçek, and Norman Naimark. Oxford: Oxford University Press, 2011, Seiten 221-243.

{{SORTIERUNG:Widerstand von Zeitun 1895-1896}} [[Kategorie:Politik (Osmanisches Reich)]] [[Kategorie:1895]] [[Kategorie:1896]] [[Kategorie:Geschichte (Armenien)]] [[Kategorie:Provinz Kahramanmaraş]]