Lautenthal

Ortsteil von Langelsheim
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Die ehemals freie Bergstadt Lautenthal ist ein staatlich anerkannter Luftkurort mit rund 2.000 Einwohnern und seit 1972 Ortsteil der Stadt Langelsheim im Landkreis Goslar in Niedersachsen.

Lautenthal
Gemeinde Langelsheim
Wappen von Lautenthal
Koordinaten: 51° 52′ N, 10° 17′ OKoordinaten: 51° 52′ 12″ N, 10° 17′ 13″ O
Höhe: 299 m ü. NN
Einwohner: 1900
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 38685
Vorwahl: 05326
Blick zur Stadtmitte

Geographie

 
Laute in Lautenthal

Lautenthal liegt im Innerstetal zwischen Clausthal-Zellerfeld und Langelsheim im nordwestlichen Oberharz. Der Ort befindet sich auf einer Höhe von ungefähr 300 m ü. NN in einem Talkessel, wobei die umliegenden Berge Höhen bis 620 m ü. NN erreichen. Die beiden Flüsse Innerste und Laute durchfließen die Bergstadt. In Richtung Langelsheim wird die Innerste zur Innerstetalsperre angestaut.

Geschichte

Um 1225 begann am 557 m hohen Kranichsberg der Abbau von Silber, Blei und Kupfer[1]. Um 1330 bestanden in dem Gebiet, wo sich heute Lautenthal befindet, mehrere Kupfergruben. Diese erste Form des Bergbaues kam jedoch zum Erliegen, als der Harz bei der Pestepidemie von 1348 bis 1350 entvölkert wurde. Anschließend war der Harz fast 200 Jahre lang weitgehend unbesiedelt.

1524 ließ Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel den Bergbau neu beginnen und siedelte Bergleute aus dem Erzgebirge im Tal der Innerste und der Laute an. Auf diese Art wurde Lautenthal 1538 als Bergmannsiedlung gegründet und 1580 zur Stadt erhoben. Die Gründung des Ortes war verbunden mit dem Auffinden von Eisenerz im oberen Stollen am Gramsberge durch einen Bergmann namens Kaspar Bitter, nach dem heute eine der wichtigsten Straßen Lautenthals benannt ist. Nachdem er seinen Fund Herzog Heinrich dem Jüngeren meldete, überließ ihm dieser einige Intraden (Einnahmen) des Amtes Liebenburg. 16 Jahre später wurde Lautenthal freie Bergstadt, deren Einwohner von bestimmten Steuern und vom Militärdienst befreit waren. Dadurch nahm die Bevölkerung des Ortes rasch zu.

Lautenthal war anfangs ein langgestreckter Straßenmarkt im Tal der Laute entlang der heutigen Hahnenkleer Straße, der ältesten Straße der Stadt[2]. Um 1560 erfolgte eine planmäßige Erweiterung der Stadt nach Norden, wobei auch der heutige rechtwinklige Marktplatz angelegt wurde[3]. 1570 wurde dort das heute noch erhaltene Rathaus erbaut. 1561 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, die drei Jahre später den Gottesdienst im Ort ermöglichte. Lautenthal besaß zu jener Zeit jedoch noch keinen eigenen Pfarrer, diese kamen aus den umliegenden Ortschaften. Erst 1577 war mit Jacob Bitter der erste Seelsorger im Ort ansässig, der sein Amt bis ins Jahr 1607 ausübte. Entkam Lautenthal 1577 noch der pestartigen Seuche, die damals im Harz wütete und beispielsweise in Goslar 1578 knapp 2600 Menschen tötete, wurde der Ort von einer weiteren Pestwelle im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges heimgesucht.[4] 1603 verlieh Herzog Heinrich Julius der Stadt ein eigenes Wappen und ein eigenes Siegel. 1626 wurde die Stadt im Dreißigjährigen Krieg durch die Truppen von Johann t’Serclaes von Tilly geplündert. Mit dem Bau der heutigen Paul-Gerhardt-Kirche wurde 1649 begonnen. 1690 waren in und um Lautenthal 28 Erzgruben in Betrieb. 1821 zählte die Stadt 2006 Einwohner[5]. Eine Hütte zur Aufbereitung des in Lautenthal geförderten Erzes wurde 1873 gegründet. Anschluss an das Eisenbahnnetz erhielt die Stadt 1875, als die Innerstetalbahn bis Lautenthal fertiggestellt wurde. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs, unweit südwestlich der Stadt 305 m ü. NN gelegen, wurde allerdings erst 1877 eingeweiht[6].

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Lautenthal 2626 Einwohner[7]. Mit der Schließung der Erzhütte 1945 und der Einstellung des Bergbaus 1959 verlor der Ort an Bedeutung und wurde 1972 nach Langelsheim eingemeindet. 1976 wurde die Innerstetalbahn stillgelegt, die bis dahin Lautenthal an das Eisenbahnnetz angeschlossen hatte.

Politik

Ortsratswahl 2011 [8]
Wahlbeteiligung: 49,61 %
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
67,4 %
32,6 %

Ortsbürgermeisterin ist Ute Dulas (SPD).

Der Ortsrat setzt sich nach der Kommunalwahl vom 11. September 2011 zusammen aus:[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Lautenthal ist von zwei Skilanglaufloipen und vielen Wanderwegen umgeben, über die man Sehenswürdigkeiten in der Umgebung wie die Innerstetalsperre erreichen kann, darunter der Harzer Försterstieg. Es existiert ein Bergbaulehrpfad.

Bauwerke

  • Die weithin sichtbare Paul-Gerhardt-Kirche auf einem Bergsporn etwas oberhalb des Marktplatzes wurde 1649–59 erbaut. In ihrem Innern sind vor allem der Kanzelaltar und die Orgel von 1719 sehenswert.
  • Oberhalb der Kirche erhebt sich der Glockenturm von 1670.
  • An dem um 1560 angelegten Marktplatz, in dessen Mitte eine im Originalstil nachgebaute Köhlerhütte beachtenswert ist, steht das 1570 erbaute ehemalige Rathaus, das 1658 in ein Hotel umgewandelt wurde. 1784 logierte hier Johann Wolfgang von Goethe, 1862 König Georg V. von Hannover.
  • Das „Kleinste Haus des Westharzes“, in der Straße An der Laute im alten Stadtkern, ist ein weiteres bekanntes Bauwerk Lautenthals.
  • Das ehemalige, 1877 eröffnete Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde nach Stilllegung der Bahnlinie in ein Hotel umgewandelt.

Museen

Das ganzjährig geöffnete Bergbaumuseum befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Silberbergwerks Lautenthals Glück. Es liegt auf einem etwa 500 m langen Gelände an der Straße nach Wildemann. Das Eingangsgebäude ist ein markanter Förderturm, eine Nachbildung des Schachthauses Herzog Johann Friedrich in Bockswiese. Das Museum bietet die Einfahrt in das Bergwerk mit einer Grubenbahn, ein Freilichtmuseum mit Bergbautechnik und etwa 30 historischen Grubenloks, die Befahrung einer Kahnstrecke untertage, die St.-Barbara-Kapelle in 266 m Tiefe, in der Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen stattfinden, sowie Exponate zur historischen Bergbautechnik, wie Fahrkunstanlage, ein Kunstrad, ein Steigerhaus und eine Silberhütte.

Ein weiteres Museum ist die Heimatstube in der alten Schule am Marktplatz.

Das dritte Museum im Ort ist das Brauhausmuseum. Es ist zur Zeit (2012) geschlossen, wird aber bald wieder geöffnet werden. Das Brauhaus wurde um 1600 errichtet. Die Braukunst begann 1660 und endete 1960.

Musik

Das Hüttenmusikkorps Lautenthal, der Männergesangsverein Fortuna und der Mandolinen-Club Lautenthal von 1920 sind die musikalischen Kulturträger der Gemeinde. Guntram Hecht, Musikpädagoge, Organist und Komponist, bekleidete lange Jahre das Organistenamt in Lautenthal.

Vereine

Zurzeit (2010) gibt es in Lautenthal 32 Vereine und Organisationen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Immer am Samstag vor Ostern wird das Osterfeuer am Kranichsberg abgehalten. Am 30. April feiern die Lautenthaler Walpurgis auf dem historischen Bergfestplatz und am letzten Wochenende im Juni steigt das traditionelle Bergstadtfest.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Von Lautenthal aus verkehren Linienbusse des ÖPNV nach Goslar, Clausthal-Zellerfeld bzw. Altenau und Hahnenklee. Bis 1976 hielten die Züge der Innerstetalbahn am ehemaligen Bahnhof Lautenthal. Die frühere Bahnstrecke ist noch gut zu erkennen und heute als Wander- und Fahrradweg oder Skiloipe im Winter nutzbar.

Öffentliche Einrichtungen

Es gibt ein Bürgerbad Bergstadt Lautenthal, die Touristinfo Lautenthal und den Kurpark. Der gastronomische Teil des Kurhauses der Stadt ist verpachtet und wird für Veranstaltungen genutzt. Lautenthal verfügt über eine Grundschule und einen Kindergarten.

Literatur

  • Paul Ernst: Das Glück von Lautenthal. Albert Langen/Georg Müller, München 1940.
Commons: Lautenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Evert Heusinkveld. Die Innerstetalbahn Langelsheim - Altenau, S. 64. Nordhorn 2007
  2. G. Ulrich Großmann: Hannover und Südniedersachsen, S.187. Köln 1999
  3. G. Ulrich Großmann: Hannover und Südniedersachsen, S.188. Köln 1999
  4. Wilhelm Görges (Hrsg.): Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit. Meinecke, Braunschweig 1844, S. 229.
  5. W. Keil: Neumanns Orts- und Verkehrslexikon, S.593. Leipzig 1905
  6. Evert Heusinkveld. Die Innerstetalbahn Langelsheim - Altenau, S. 65. Nordhorn 2007
  7. W. Keil: Neumanns Orts- und Verkehrslexikon, S 593. Leipzig 1905
  8. http://wahlpreview.kdo.de/wahlen.php?kommune=Stadt%20Langelsheim&instflash=yes&noflash=&wahl=2011_____Ortsratswahl%20Lautenthal%202011%2011.09.2011_____110719102022741&showData=ergebnis
  9. Zusammensetzung Ortsrat gemäß Webseite Langelsheim