„Marcus Antonius“ – Versionsunterschied
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=== Jugend und frühe Laufbahn ===
Der 14. Januar ist als Marcus Antonius’ Geburtstag sicher überliefert. Dieses Datum wurde nach Octavians endgültigem Sieg im Rahmen der ''[[damnatio memoriae]]'', der Antonius nun verfiel, vom Senat zum unheilvollen [[Nefas|Nefastus-Tag]] erklärt. Das Geburtsjahr ist allerdings nicht genau bekannt. Laut seinem Biographen [[Plutarch]] starb Antonius im Alter von 53 oder 56 Jahren, wonach er entweder 83 oder 86 v. Chr. geboren sein müsste.<ref>Plutarch: ''Antonius.'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Plutarch/Lives/Antony*.html#86 86, 8].</ref> Die Althistoriker [[Hermann Bengtson]] und [[Manfred Clauss]] nehmen aber 82 v. Chr. als sein Geburtsjahr an, worauf unter anderem [[Appian]]s Angabe hinweist, Antonius habe 41 v. Chr. in seinem 40. Lebensjahr gestanden.<ref>Hermann Bengtson, ''Marcus Antonius'', 1977, S. 11 f. und 83; Manfred Clauss: ''Marcus Antonius''. In: Karl-Joachim Hölkeskamp und Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): ''Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik'', 2000, S. 340; Appian, ''Bürgerkriege'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Appian/Civil_Wars/5*.html#8 5, 8]. Auf das Jahr 83 oder 82 v. Chr. weist auch die Prägung [[Michael Crawford (Historiker)|Michael Crawford]]: ''Roman Republican Coinage.'' Cambridge 1974, Nr. 489/5 hin; siehe Krešimir Matijević: ''Marcus Antonius: Consul – Proconsul – Staatsfeind. Die Politik der Jahre 44 und 43 v. Chr.'' Rahden 2006, S. 431–437.</ref>
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=== Karriere unter Caesar ===
54 v. Chr. zog Antonius von Syrien nach [[Gallien]] zu Caesar, zu dem er bis zu dessen Ermordung trotz zeitweiliger Entfremdung gute freundschaftliche Beziehungen unterhalten sollte. Durch Caesars Förderung gelang Antonius ein steiler politischer Aufstieg bis zum Konsulat. 53 v. Chr. begab er sich mit Empfehlungen Caesars nach Rom und begann die [[Cursus honorum|öffentliche Ämterlaufbahn]] als [[Quaestor|Quästor]]<ref>Cicero, ''Philippische Reden'' 2, 49 und 71.</ref> (52 oder 51 v. Chr.<ref>[[Robert Broughton|Thomas Robert Shannon Broughton]], ''The magistrates of the Roman republic'', Band 3: ''Supplement'', Atlanta 1986, S. 18.</ref>). In den Jahren 52 bis 50 v. Chr. diente er als [[Legatus|Legat]] bzw. Quästor Caesars in Gallien. Zum ersten Mal wird er von Caesar in dessen ''Gallischem Krieg'' anlässlich des Kampfes um [[Alesia]] erwähnt, wo [[Vercingetorix]] von den Römern eingeschlossen war. Als eine gallische Entsatzarmee eine überraschende nächtliche Attacke auf den römischen Belagerungsring versuchte, kommandierten Antonius und [[Gaius Trebonius]] entferntere Truppeneinheiten an die bedrohte Stelle ab, sodass der gallische Durchbruchsversuch scheiterte.<ref>Caesar, ''Gallischer Krieg'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Caesar/Gallic_War/7G*.html#81 7, 81.]</ref> 51 v. Chr. sandte Antonius den Reiterführer [[Gaius Volusenus Quadratus]] zur Bekämpfung des [[Atrebaten]]fürsten [[Commius]]. Bei einem daraus entstandenen Gefecht wurde Volusenus schwer verwundet; dennoch konnte Antonius bald die Unterwerfung des Commius entgegennehmen.<ref>[[Aulus Hirtius]], ''Gallischer Krieg'' 8, 47 f.</ref>
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=== Konsulat ===
==== Bis zur Ermordung Caesars ====
Nach seiner Rückkehr aus Spanien söhnte sich Caesar mit Antonius aus; beide bekleideten 44 v. Chr. das Konsulat. Dieses Amt wollte Caesar nach seiner Abreise zum geplanten [[Parther]]krieg niederlegen, woraufhin Dolabella [[Suffektkonsul]] werden sollte; Antonius suchte jedoch, dieses Vorhaben mit allen Mitteln zu verhindern.
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==== Erste Konflikte mit Octavian ====
Die Republikaner betrachteten Antonius zunehmend als neuen Tyrannen, und Cicero bedauerte, dass der Konsul an den [[Iden des März]] (Caesars Todestag) nicht mitbeseitigt worden war. Als Antonius Mitte Mai an der Spitze zahlreicher angeworbener Veteranen aus Kampanien nach Rom zurückkehrte, war dort unterdessen Octavian eingetroffen und machte ihm seinen Antrittsbesuch. Doch Antonius benahm sich dem jungen Mann gegenüber abweisend und hochmütig. Mochte er vielleicht Octavian zunächst wegen dessen Jugend und bisher unbedeutender politischer Rolle noch nicht ernst nehmen, suchte er doch dessen weitere Schritte nach Kräften zu hemmen, etwa indem er die gesetzliche Bestätigung von Octavians Adoption verhinderte. Zur Absicherung seiner Stellung als Führer der Caesarianer verband Antonius sich den einflussreichen Lepidus durch Übertragung des vakanten [[Pontifex maximus|Oberpontifikats]] (etwa am 20. Mai) und die Verlobung seiner Tochter [[Antonia (Tochter des Marcus Antonius)|Antonia]] mit einem Sohn des Lepidus. Außerdem verweigerte er Octavian die Übergabe von Caesars Barvermögen. Octavian bezahlte nun werbewirksam, u. a. durch Versteigerung eigener Güter, die im Testament des Diktators den Bürgern Roms versprochenen Schenkungen. Auch führte er mehrere Eigentumsprozesse gegen Antonius, da dieser von Caesar nach 49 v. Chr. konfiszierte Güter nicht herausgab. Genau solche Güter wollte Octavian aber ebenfalls zur Bezahlung der Legate an die Römer verkaufen. So sah Antonius sich durch Octavian vor der Öffentlichkeit erfolgreich die Rolle als politischer Erbe Caesars streitig gemacht, da Octavian wesentlich konsequenter als Vorkämpfer für das Andenken des Diktators auftrat.<ref>Jochen Bleicken: ''Augustus.'' 1998, S. 58; 65 f.; 75 f.</ref>
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==== Beginn des Kampfes gegen Cicero und Octavian ====
Bürgerkriegsgefahr tauchte auf, als sich die Spannungen zwischen Antonius und Octavian weiter zuspitzten. Zu diesem Zeitpunkt trat auch Cicero, der Antonius verdächtigte, die Alleinherrschaft anzustreben, wieder stärker politisch in Erscheinung. Er polemisierte öffentlich gegen Antonius mit seinen 14 [[Philippische Reden|Philippischen Reden]], die er nach dem Vorbild der Reden des [[Demosthenes]] gegen [[Philipp II. (Makedonien)|Philipp II.]] von Makedonien benannt hatte. In der ersten Rede, gehalten am 2. September 44 v. Chr., prangerte Cicero u. a. Antonius’ Fälschung der ''Acta Caesaris'' an, brach aber noch nicht völlig mit seinem Gegner. Auf die gehässige Antwort des Konsuls in einer Senatsrede vom 19. September verfasste Cicero seine erst posthum veröffentlichte zweite Philippica, die heftige (wenn auch nicht völlig unbegründete) persönliche Schmähungen gegen Antonius enthielt. Dadurch vollzog sich der endgültige Bruch zwischen den Konkurrenten und Cicero stieg zum Wortführer der republikanisch gesinnten Fraktion im Senat auf.
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=== Antonius und Octavia in Athen; Vertrag von Tarent ===
Im Herbst 39 v. Chr. verließ Antonius Italien und reiste mit Octavia nach Athen, wo er mit ihr den Winter verbrachte und eine offenbar harmonische Ehe führte. Er trat als Privatmann in griechischer Kleidung auf, hörte philosophische Vorlesungen und beteiligte sich mit seiner Gattin aktiv am kulturellen Leben Athens. Auch hier wurde er als ''Neuer Dionysos'' verehrt. Sein fähiger Feldherr Publius Ventidius Bassus hatte bereits im Laufe des Jahres 39 v. Chr. die Parther aus Kleinasien und Syrien vertrieben. Ab dem Frühjahr 38 v. Chr. begann Antonius mit energischen Rüstungen gegen die Parther. Sextus Pompeius hatte unterdessen die Forderung des Antonius zurückgewiesen, diesem vor der Übernahme der Peloponnes deren Steuerschulden zu bezahlen, erhielt dieses Gebiet aber daher nicht. Spätestens, als Octavian Anfang 38 v. Chr. Pompeius auch noch [[Sardinien]] und [[Korsika]] abspenstig machte, erneuerte Pompeius die Blockade Italiens. Daher bat Octavian Antonius, sich mit ihm in Brundisium zu treffen, um das weitere Vorgehen gegen Pompeius zu besprechen. Als Antonius aber ankam, war Octavian nicht anwesend. Vielleicht hatte er sich nur verspätet; jedenfalls segelte Antonius nach wenigen Tagen Wartezeit wieder nach Athen zurück. Inzwischen hatte Ventidius einen weiteren Parthereinfall in Syrien zurückgeschlagen und belagerte gerade [[Antiochos I. (Kommagene)|Antiochos von Kommagene]] in [[Samosata]], als Antonius auftauchte und ihn ablöste, um nun selbst den Oberbefehl zu übernehmen (Juli 38 v. Chr.). Ventidius war seinem Vorgesetzten vielleicht zu erfolgreich gewesen, konnte sich aber mit dem ersten römischen [[Römischer Triumph|Triumph]] über die Parther trösten. Der von Antonius mit Antiochos ausgehandelte Vertrag war für den Triumvirn deutlich ungünstiger als jener, den sein Legat bereits erreicht hatte. Auch später konnte Antonius überhaupt nicht an die Erfolge des Ventidius anschließen. Den Winter verbrachte er wieder in Athen. Anfang 37 v. Chr. segelte er zwecks Rekrutierung neuer Soldaten nach Brundisium, wo ihm wiederum die Einfahrt in den Hafen verwehrt wurde. Sein schwelender Konflikt mit Octavian konnte durch die Vermittlung Octavias noch einmal entschärft werden. Nahe [[Tarent]] trafen sich die beiden Triumvirn im Sommer 37 v. Chr. zum letzten Mal. In dem dort geschlossenen [[Vertrag von Tarent]] wurde das Triumvirat bis Ende 33 v. Chr. verlängert. Antonius stellte Octavian ferner sofort 120 Kriegsschiffe für den Kampf gegen Pompeius zur Verfügung. Dafür sicherte Octavian zu, Antonius 20.000 Soldaten für dessen geplanten Parther-Feldzug zu schicken, die freilich nie eintrafen. Antonius segelte wieder in den Osten und schickte nach der Ankunft in [[Korfu|Korkyra]] die erneut schwangere Octavia nach Italien zurück; diese Trennung sollte endgültig sein.<ref>Jochen Bleicken: ''Augustus.'' 1998, S. 210; 217–220; Pat Southern, ''Marcus Antonius'', dt. 2000, S. 130–141.</ref>
== Antonius und Kleopatra ==
=== Neuordnung des Ostreichs ===
Antonius reiste weiter nach Syrien, um dort den Krieg gegen das Partherreich vorzubereiten. Er suchte dabei den kurz vor Caesars Ermordung geplanten Feldzug zu verwirklichen und die katastrophale römische Niederlage in der [[Schlacht bei Carrhae]] (53 v. Chr.) wettzumachen. Ein Sieg gegen die gefürchteten Romfeinde hätte ihm großes Prestige in der Nachfolge Caesars eingebracht und seine Position gegenüber Octavian gestärkt. Der Triumvir lud Kleopatra nach [[Antiochia am Orontes|Antiochia]] ein und verbrachte dort mit ihr den Winter 37/36 v. Chr. Diese Beziehung nahm er nicht nur aus erotischen Gründen wieder auf, sondern auch, um sich für den geplanten Partherkrieg die Hilfe des reichen Ägypten zu sichern, zumal er die von Octavian zugesagten Truppenverstärkungen nicht erhielt.
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=== Abweisung der Octavia ===
Inzwischen war es zu Spannungen zwischen dem parthischen und dem medischen König gekommen. Letzterer bot daher Antonius ein von diesem gern akzeptiertes Bündnisangebot gegen Phraates IV. an. Etwa im Frühjahr 35 v. Chr. reiste Octavia im Einverständnis mit ihrem Bruder nach Athen, um ihrem Gatten 2.000 Soldaten sowie Geld und Kleidung für die Truppen zuzuführen. Antonius befand sich gerade in Syrien, angeblich im Begriff, sich mit dem Mederkönig zu treffen und dann gemeinsam einen neuen Partherkrieg zu führen (so Plutarch) oder um gegen Artavasdes von Armenien zu ziehen, dessen Flucht er die Schuld an seiner Niederlage gegen die Parther zuschrieb<ref>Marie-Louise Chaumont weist aber auf schlechtes Management von Antonius hin; Marie-Louise Chaumont: ''Antony, Mark.'' In: ''[[Encyclopædia Iranica]].'' Band 2, Faszikel 2, 1986, S. 136–138 ([https://www.iranicaonline.org/articles/antony-mark-roman-gencral-ca online]).</ref> (so Cassius Dio). Laut Plutarch sei Kleopatra bei Antonius gewesen, habe ihre Konkurrentin gefürchtet und allein ihr Auftreten als scheinbar leidende und verliebte Frau habe Antonius bewogen, Octavia nicht zu sich reisen zu lassen. Viele moderne Historiker weisen hingegen u. a. darauf hin, dass Antonius die militärische Unterstützung, die nur ein Zehntel der von Octavian zugesagten, aber nie geschickten Truppen ausmachte, als lächerlich gering empfinden musste, ferner, dass Octavian ihm die westlichen Rekrutierungspotentiale verschloss, so dass Antonius fortan wohl lieber auf Kleopatra und die Ressourcen Ägyptens setzte. Octavian aber hatte das einen öffentlichen Bruch zwischen den Triumvirn herbeiführende Verhalten seines Schwagers offenbar vorausgesehen und gewollt. Er nutzte die scheinbar ungerechte Behandlung der in Rom beliebten Octavia zur Stimmungsmache gegen Antonius, der völlig von Kleopatra abhängig sei. Wahrscheinlich trug weniger die Zeitverzögerung aufgrund des Erscheinens Octavias als die militärischen Operationen des in den Osten geflüchteten Sextus Pompeius in Kleinasien (s. u.) dazu bei, dass Antonius seinen Kriegsplan für dieses Jahr aufgab und nach Alexandria zurückkehrte.<ref>Plutarch: ''Antonius.'' [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Plutarch/Lives/Antony*.html#52 52] f.; Cassius Dio [https://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Cassius_Dio/49*.html#33 49, 33]; dazu Christoph Schäfer: ''Kleopatra.'' 2006, S. 166 ff. und 174 f.; [[Werner Huß]], ''Ägypten in hellenistischer Zeit'', 2001, S. 737.</ref>
=== Hinrichtung des Sextus Pompeius ===
[[Datei:Aureus Sextus Pompeius 42BC.JPG|mini|200px|Münzporträt des Sextus Pompeius]]
Am 3. September 36 v. Chr. hatte Marcus Vipsanius Agrippa die Flottenstreitkräfte des Pompeius in der [[Seeschlacht von Naulochoi]] endgültig ausschalten können. Die Kriegsbeute und die Provinzen Sizilien und Africa behielt er für sich und schickte lediglich die Reste der zur Verfügung gestellten Flotte, 70 Schiffe, an Antonius zurück. Nach seinem Sieg und der anschließenden Entmachtung des dritten Triumvirn Lepidus war Octavian nun unbestrittener Herr des Westens. Er ließ Sextus Pompeius ungehindert in den Osten fliehen, möglicherweise mit dem Kalkül, die Position des noch im Partherkrieg verwickelten Antonius durch einen weiteren Kontrahenten zu schwächen. Auf [[Lesbos]] versuchte Pompeius Ende 36 v. Chr., eine neue Armee und Flotte aufzustellen. Als Antonius nach seiner Rückkehr nach Alexandria von Pompeius’ Ankunft erfuhr und dessen Gesandte ihm Bündnisverhandlungen anboten, beauftragte er [[Marcus Titius]], mit Streitkräften dem Flüchtigen entgegenzuziehen. Titius sollte Pompeius nötigenfalls bekämpfen oder, wenn dieser sich unterwerfen würde, nach Alexandria geleiten. Bald erfuhr Antonius, dass der Neuankömmling auch mit den Parthern verhandelte. Anfang 35 v. Chr. eroberte Pompeius mehrere Städte Kleinasiens. Als Titius mit einer überlegenen Flotte eintraf, floh Pompeius ins Innere [[Bithynien]]s, wurde jedoch bald ergriffen und auf Befehl des Titius und wohl mit Wissen und Einverständnis des Antonius etwa im Sommer 35 v. Chr. hingerichtet.<ref>{{RE|VI A,1|1560|1561|Titius (18)|[[Rudolf Hanslik]]}}; Joachim Brambach, ''Kleopatra'', 1996, S. 251 f. und 268–273.</ref>
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=== Armenienkrieg ===
34 v. Chr. bekämpfte Antonius seinen ehemaligen Verbündeten [[Artavasdes II. (Armenien)|Artavasdes von Armenien]], nachdem dieser auf das Angebot einer familiären Verbindung mit dem Triumvirn nicht reagiert hatte. Antonius rückte in Armenien ein und zog nach der Gefangennahme des Königs mit diesem quasi als Geisel zu mehreren Festungen, deren Schätze ausgeliefert werden mussten. Dann ließ er Armenien von römischen Truppen besetzen und bekräftigte sein Bündnis mit dem medischen König. So hatte er eine gesicherte Basis für künftige Partherkriege. Im Herbst 34 v. Chr. feierte er einen Triumph in Alexandria, bei dem die armenische Königsfamilie in Ketten vor Antonius’ Wagen zur auf einem goldenen Thron sitzenden Kleopatra marschieren musste. Die pro-augusteische Geschichtsschreibung prangert dies als Bruch der Tradition an, da ein Triumph traditionell in Rom abgehalten werden musste. Moderne Historiker betonen hingegen, dass Antonius eher eine dionysische Prozession nach ptolemäischem Vorbild veranstaltet und Octavian dies den Römern bewusst verzerrt dargestellt habe. Immerhin trat Antonius beim Siegeszug nicht mit römischen Insignien, sondern mit Attributen des Dionysos auf.<ref>Christoph Schäfer: ''Kleopatra.'' 2006, S. 175–178.</ref>
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=== Tod ===
Nach der Niederlage segelte Kleopatra nach Alexandria, während sich Antonius von ihr trennte und zur Kyrenaika weiterfuhr, um die dort stationierten vier Legionen zu übernehmen. Doch sein dortiger Oberbefehlshaber [[Lucius Pinarius Scarpus]] ging zu Octavian über, so dass Antonius ohne Verstärkungen nach Ägypten reisen musste. Während der ehemalige Triumvir offenbar in Lethargie verfiel, war Kleopatra noch sehr aktiv, trieb Gelder ein und bereitete angeblich eine Flucht über das [[Rotes Meer|Rote Meer]] nach [[Indien]] vor; die Nabatäer verbrannten aber ihre Schiffe. Eine Weile zog sich der depressive Antonius in ein einsames Haus zurück, das er nach dem bekannten Menschenfeind [[Timon von Athen]] in ''Timoneion'' umbenannte. Da nun auch seine Klientelherrscher in Kleinasien und Syrien sowie sogar Herodes abfielen, war der römische Bürgerkrieg weitgehend entschieden. Gleichwohl zog Antonius wieder zu Kleopatra in den Palast und gab sich noch einmal einem schwelgerischen Leben hin.
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== Porträt ==
Von Marcus Antonius sind als Porträts nur einige Münzbilder bekannt. Die Identifizierung einiger rundplastischer Porträts mit Marcus Antonius ist in der Porträtforschung diskutiert worden, jedoch ist keine davon gesichert und von der Wissenschaft anerkannt.<ref>Siehe [[Alexander Mlasowsky]]: ''Bemerkungen zum Porträt des Marc Anton''. In: ''Otium. Festschrift für Volker Michael Strocka''. Verlag Greiner, Remshalden 2005, ISBN 3-935383-48-7, S. 243–250 mit der älteren Literatur.</ref>
Aufgrund der Propaganda Octavians im Bürgerkrieg, die die ganze spätere Überlieferung dominiert, ist es kaum möglich, ein verlässliches Bild von Person und Politik des Marcus Antonius zu gewinnen. Der Vorwurf, er habe, von Kleopatras Liebeskünsten umgarnt, die römischen Tugenden verraten, um eine orientalische [[Despotie]] zu errichten, ist sicher übertrieben. Durch seine Beziehung zu Kleopatra ist Marcus Antonius in Literatur und Kunst eingegangen (insbesondere in [[William Shakespeare]]s Dramen ''[[Julius Cäsar (Drama)|Julius Cäsar]]'' und ''[[Antonius und Cleopatra]]'').▼
== Ehen und Nachkommen ==
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** [[Ptolemaios Philadelphos]] (* 36 v. Chr.)
==
▲Aufgrund der Propaganda Octavians im Bürgerkrieg, die die ganze spätere Überlieferung dominiert, ist es kaum möglich, ein verlässliches Bild von Person und Politik des Marcus Antonius zu gewinnen. Der Vorwurf, er habe, von Kleopatras Liebeskünsten umgarnt, die römischen Tugenden verraten, um eine orientalische [[Despotie]] zu errichten, ist sicher übertrieben. Durch seine Beziehung zu Kleopatra ist Marcus Antonius in Literatur und Kunst eingegangen (insbesondere in [[William Shakespeare]]s Dramen ''[[Julius Cäsar (Drama)|Julius Cäsar]]'' und ''[[Antonius und Cleopatra]]'').
Zeitgenössische Quellen zum Leben des Antonius stellen Bemerkungen Ciceros in seinen Briefen an Freunde und [[Titus Pomponius Atticus|Atticus]] sowie seine ''Philippischen Reden'' dar, ferner Caesars Ausführungen vor allem in seinem ''Bürgerkrieg''. Plutarch schrieb eine ausführliche Biographie über Antonius, die er zum Leben des [[Demetrios I. Poliorketes]] in „Parallele“ setzte. Beide dargestellten Männer wertete der Biograph als keine positiven ethischen Vorbilder für Politiker. Weitere Nachrichten über Antonius liefert Plutarch in seinen Viten von Caesar, Cicero und Brutus. Sueton bringt mancherlei Informationen über Antonius in seinen Lebensbeschreibungen von Caesar und Augustus, etwa Bruchstücke seiner Korrespondenz. An erhaltenen antiken Geschichtswerken ist außer Caesar insbesondere das 2. bis 5. Buch von Appians ''Bürgerkrieg'' und das 41. bis 51. Buch von Cassius Dios ''Römischer Geschichte'' sowie die kürzere Darstellung des Velleius Paterculus heranzuziehen. Flavius Josephus berichtet im 14. und 15. Buch seiner ''Jüdischen Altertümer'' über Antonius’ Beziehungen zu Herodes. Dagegen ist die ausführliche Darstellung des Livius für das 1. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr vorhanden, sondern nur noch knappe Zusammenfassungen seiner [[Epitome (Auszug)|Epitomatoren]] wie [[Florus]] und [[Orosius]].▼
== Beurteilung ==▼
▲=== Beurteilung ===
Die moderne Forschung sucht die von der augusteischen Propaganda zugedeckte wahre Persönlichkeit von Antonius wenigstens ansatzweise herauszuschälen. Der Althistoriker Helmut Halfmann vertritt in seiner Antonius-Biographie die Meinung, dass Antonius bis zum Schluss durch und durch ein Römer geblieben sei, der stets Caesar als Vorbild betrachtet habe. Sein Auftreten im Osten habe sich immer im Rahmen der auch von anderen römischen Statthaltern geübten Herrschaftspraxis und -repräsentation bewegt. Es sei seine Absicht gewesen, nach Ablauf des Triumvirats 32 v. Chr. durch die Abhaltung eines Triumphes über Armenien wieder Präsenz in Rom zu zeigen. Dies habe Octavian als Bedrohung seiner Herrscherstellung in Italien empfunden und durch geschickte Propaganda – dass Antonius ein willenloser Liebhaber Kleopatras und entarteter Römer sei – und durch seinen anschließenden militärischen Sieg verhindert. Das von Octavian geformte Zerrbild des Antonius sei von der geschichtlichen Überlieferung noch weiter ausgebaut worden.
=== Filmische Darstellung (Auswahl) ===
Marcus Antonius wurde unter anderem in Filmen und Fernsehserien von den folgenden Schauspielern dargestellt.
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* 2005–2007: ''[[Rom (Fernsehserie)|Rom]]'', Fernsehserie, USA, dargestellt von [[James Purefoy]].
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▲Zeitgenössische Quellen zum Leben des Antonius stellen Bemerkungen Ciceros in seinen Briefen an Freunde und [[Titus Pomponius Atticus|Atticus]] sowie seine ''Philippischen Reden'' dar, ferner Caesars Ausführungen vor allem in seinem ''Bürgerkrieg''. Plutarch schrieb eine ausführliche Biographie über Antonius, die er zum Leben des [[Demetrios I. Poliorketes]] in „Parallele“ setzte. Beide dargestellten Männer wertete der Biograph als keine positiven ethischen Vorbilder für Politiker. Weitere Nachrichten über Antonius liefert Plutarch in seinen Viten von Caesar, Cicero und Brutus. Sueton bringt mancherlei Informationen über Antonius in seinen Lebensbeschreibungen von Caesar und Augustus, etwa Bruchstücke seiner Korrespondenz. An erhaltenen antiken Geschichtswerken ist außer Caesar insbesondere das 2. bis 5. Buch von Appians ''Bürgerkrieg'' und das 41. bis 51. Buch von Cassius Dios ''Römischer Geschichte'' sowie die kürzere Darstellung des Velleius Paterculus heranzuziehen. Flavius Josephus berichtet im 14. und 15. Buch seiner ''Jüdischen Altertümer'' über Antonius’ Beziehungen zu Herodes. Dagegen ist die ausführliche Darstellung des Livius für das 1. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr vorhanden, sondern nur noch knappe Zusammenfassungen seiner [[Epitome (Auszug)|Epitomatoren]] wie [[Florus]] und [[Orosius]].
== Literatur ==
'''Wissenschaftliche Literatur'''
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