„Göttliche Komödie“ – Versionsunterschied

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=== Die drei Jenseitsreiche ===
Anknüpfend an das [[Genre]] mittelalterlicher Visionen vom [[Jenseits]] schildert die ''Commedia'' in der Ich-Form eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt.<ref>Der Erstführer, [[Vergil]], war mit seinem mehr als 1200 Jahre alten [[Epos]] ''[[Aeneis]]'' das unangefochtene Vorbild für Epen auf [[Latein]], während Vergil selbst nur die beiden [[homer]]ischen Epen ''[[Ilias]]'' und ''[[Odyssee]]'' als Vorbild hatte, die um 800 v.&nbsp;Chr. in einer archaischen griechischen Sprache entstanden.</ref> Sie führt zunächst durch die [[Hölle]] (''Inferno''), die als ein gewaltiger unterirdischer Trichter bis zum Mittelpunkt der kugelförmig vorgestellten, nur auf der nördlichen Halbkugel bewohnten Erde reicht und in neun Höllenkreise unterteilt ist. Dies sind die Strafbezirke derer, die für ihre [[Sünde]]n zur ewigen [[Verdammnis]] verurteilt sind. Als Nächstes geht es durch den Läuterungsbereich (''Purgatorio'', im Deutschen ‚[[Fegefeuer]]‘), vorgestellt als auf der südlichen Halbkugel aus dem Ozean aufragender Berg, auf dem die [[Seele]]n derer, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen konnten, auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke zum [[Irdisches Paradies|irdischen Paradies]], dem [[Garten Eden]] auf dem Gipfel des Berges, pilgern. Aus dem Irdischen steigt der Reisende schließlich auf in das himmlische Paradies (''Paradiso'') mit seinen neun Himmelssphären, über denen im [[Empyreum]] die Seelen der Geretteten im Angesicht [[Gott]]es die Freuden der ewigen [[Seligkeit]] genießen.
 
=== Die Jenseitsführer ===
Geführt wird der Reisende von verschiedenen [[Psychopompos|Jenseitsführern]], durch Hölle und ''Purgatorio'' zunächst vom römischen Dichter [[Vergil]], zu dem sich ab dem fünften Bußbezirk des Läuterungsberges, dem Bußbereich der [[Geiz]]igen, der Dichter [[Publius Papinius Statius|Statius]] gesellt. Statius soll sich nach einer von Dante aufgenommenen Legende zum [[Christentum]] bekehrt haben.
 
Vergil selbst ist als [[Heidentum|Heide]] der vorchristlichen Zeit in Ermangelung des [[Sakrament]]s der [[Taufe]] von der [[Erlösung]] ausgeschlossen. Aber aufgrund seines tugendhaften Lebens und seiner Rolle als Dichter des Weltkaisertums und ahnungsvoller Prophet der Ankunft [[Jesus Christus|Christi]] (in seiner vierten [[Eclogae|Ekloge]]) bleiben ihm die Höllenstrafen erspart, und er darf die Zeit bis zum [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] in dem der eigentlichen Hölle vorgelagerten [[Limbus (Theologie)|Limbus]] verbringen, gemeinsam mit anderen Gerechten des Heidentums und des [[Islam]]s. Nur in seiner Eigenschaft als Führer im göttlichen Auftrag darf er den [[Limbus (Theologie)|Limbus]] zeitweise verlassen und den Jenseitsbesucher durch Hölle und Läuterungsbereich begleiten. Als Repräsentant der natürlichen Vernunft, die zumindest zu Lebzeiten Vergils noch nicht durch die biblische [[Offenbarung]] erleuchtet war, erläutert er Dante die Einteilungsprinzipien der Straf- und Bußbezirke in Hölle und ''Purgatorio''. So ist er für Dante ein philosophisch-ethischer Lehrer, der seinen Schützling unterweist und bei mancher Gelegenheit auch ermahnt. Außerdem ist Vergil für Dante auch ein literarisches Vorbild, nämlich als Dichter der Unterweltreise des [[Aeneas]] im sechsten Buch der ''[[Aeneis]]''.
 
Seine Rolle endet an der Schwelle des irdischen Paradieses, wo Dante von Matelda, einer historisch nicht ganz sicher zu deutenden Frauengestalt (es wurde [[Mathilde (Heilige)|Königin Mathilde]] vorgeschlagen<ref>Jo Ann Hoeppner Moran Cruz: ''Dante’s Matelda: Queen, saint, and mother of emperors''. In: Viator 47/3 (2016), S. 209–242 [[doi:10.1484/J.VIATOR.5.112359]].</ref>), in Empfang genommen und weitergeleitet wird zu [[Beatrice Portinari|Beatrice]], seiner verstorbenen Jugendliebe, die schon im Zentrum seiner [[Vita nova]] stand. Es folgt eine feierliche Wiederbegegnung mit der in einer Wolke von Blumen herabschwebenden Beatrice. Diese hält Dante dann eine Bußpredigt über seine vergangenen Verfehlungen. Danach wird Dante im Auftrag Beatrices von Matelda einem reinigenden Bad im Paradiesfluss [[Lethe (Mythologie)|Lethe]] unterzogen, das die Erinnerung an seine bösen Taten austilgt. Nach einer visionären Schau [[Allegorie|allegorisch]]-zeichenhafter Begebenheiten um den Wagen der Kirche am Fuße des [[Baum der Erkenntnis|Baumes der Erkenntnis]], erhält Dante dann ein zweites rituelles Bad, dieses Mal im Fluss ''Eunoë'', dessen Wasser die Erinnerung an die guten Taten erneuert. Matelda, deren Name nur von Beatrice beiläufig ausgesprochen wird, bleibt eine an das irdische Paradies gebundene Gestalt ohne sehr persönliche oder durch ein bekanntes früheres Verhältnis zu Dante zu beleuchtende Physiognomie. Sie fungiert jedoch als Wächterin des Paradieses und ausführende Dienerin Beatrices in einer herausgehobenen Position und erhält durch ihren Namen, ihre Rolle und literarische Merkmale ihrer Präsentation rätselhafte Züge, die man auf die biblische [[Adam und Eva|Eva]], auf mythologische Personen wie [[Proserpina]] und auf Personen der jüngeren Geschichte, insbesondere die Markgräfin [[Mathilde von Canossa]], beziehen kann.