„Göttliche Komödie“ – Versionsunterschied

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Vergil selbst ist als [[Heidentum|Heide]] der vorchristlichen Zeit in Ermangelung des [[Sakrament]]s der [[Taufe]] von der [[Erlösung]] ausgeschlossen. Aber aufgrund seines tugendhaften Lebens und seiner Rolle als Dichter des Weltkaisertums und ahnungsvoller Prophet der Ankunft [[Jesus Christus|Christi]] (in seiner vierten [[Eclogae|Ekloge]]) bleiben ihm die Höllenstrafen erspart, und er darf die Zeit bis zum [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] in dem der eigentlichen Hölle vorgelagerten [[Limbus (Theologie)|Limbus]] verbringen, gemeinsam mit anderen Gerechten des Heidentums und des [[Islam]]s. Nur in seiner Eigenschaft als Führer im göttlichen Auftrag darf er den Limbus zeitweise verlassen und den Jenseitsbesucher durch Hölle und Läuterungsbereich begleiten. Als Repräsentant der natürlichen Vernunft, die zumindest zu Lebzeiten Vergils noch nicht durch die biblische [[Offenbarung]] erleuchtet war, erläutert er Dante die Einteilungsprinzipien der Straf- und Bußbezirke in Hölle und ''Purgatorio''. So ist er für Dante ein philosophisch-ethischer Lehrer, der seinen Schützling unterweist und bei mancher Gelegenheit auch ermahnt. Außerdem ist Vergil für Dante auch ein literarisches Vorbild, nämlich als Dichter der Unterweltreise des [[Aeneas]] im sechsten Buch der ''[[Aeneis]]''.
 
Seine Rolle endet an der Schwelle des irdischen Paradieses, wo Dante von Matelda, einer historisch nicht ganz sicher zu deutenden Frauengestalt (es wurde [[Mathilde (Heilige)|Königin Mathilde]] vorgeschlagen<ref>Jo Ann Hoeppner Moran Cruz: ''Dante’s Matelda: Queen, saint, and mother of emperors''. In: Viator 47/3 (2016), S. 209–242 [[doi:10.1484/J.VIATOR.5.112359]].</ref>), in Empfang genommen und weitergeleitet wird zu [[Beatrice Portinari|Beatrice]], seiner verstorbenen Jugendliebe, die schon im Zentrum seiner [[Vita nova]] stand. Es folgt eine feierliche Wiederbegegnung mit der in einer Wolke von Blumen herabschwebenden Beatrice. Diese hält Dante dann eine Bußpredigt über seine vergangenen Verfehlungen. Danach wird Dante im Auftrag Beatrices von Matelda einem reinigenden Bad im Paradiesfluss [[Lethe (Mythologie)|Lethe]] unterzogen, das die Erinnerung an seine bösen Taten austilgt. Nach einer visionären Schau [[Allegorie|allegorisch]]-zeichenhafter Begebenheiten um den Wagen der Kirche am Fuße des [[Baum der Erkenntnis|Baumes der Erkenntnis]], erhält Dante dann ein zweites rituellenrituelles Bad, dieses Mal im Fluss ''Eunoë'', dessen Wasser die Erinnerung an die guten Taten erneuert. Matelda, deren Name nur von Beatrice beiläufig ausgesprochen wird, bleibt eine an das irdische Paradies gebundene Gestalt ohne sehr persönliche oder durch ein bekanntes früheres Verhältnis zu Dante zu beleuchtende Physiognomie. Sie fungiert jedoch als Wächterin des Paradieses und ausführende Dienerin Beatrices in einer herausgehobenen Position und erhält durch ihren Namen, ihre Rolle und literarische Merkmale ihrer Präsentation rätselhafte Züge, die man auf die biblische [[Adam und Eva|Eva]], auf mythologische Personen wie [[Proserpina]] und auf Personen der jüngeren Geschichte, insbesondere die Markgräfin [[Mathilde von Canossa]], beziehen kann.
 
Versunken in den Anblick seiner geliebten Beatrice wird Dante mit dieser zum Flug durch die Himmelssphären entrückt. Dort legt sie ihm als Führerin und Lehrerin die Ordnung des Universums dar und löst mit ihm astronomische Rätsel und theologische Probleme. Sie führt ihn den Lichtseelen der Heiligen zu. Wie schon in der Beziehung zu Vergil ist das Verhältnis Dantes zu Beatrice geprägt von Zärtlichkeit und Verehrung, zusätzlich aber auch durch das ihn immer wieder überwältigende Entzücken und die Freude über die Schönheit der göttlichen Ordnung, die sich im Anblick Beatrices und insbesondere in ihren Augen widerspiegelt. Beatrice trägt Züge der ''Donna filosofia'' (Dame [[Philosophie]]) aus Dantes ''Convivio''. Hinausgehend über diese und über die ethisch-philosophische Rolle Vergils, ist sie zugleich Repräsentantin der [[Theologie]] und wird außerdem aufgrund biblischer Vergleiche deutbar als eine Figur der [[Ekklesiologie|Ecclesia]], der Kirche Christi. Man kann sie sogar als Figur Christi selbst deuten, oder zumindest als Figur mit Attributen, die für Christus typisch sind. Ein Beispiel für ein solches Attribut ist etwa die Wolke, in der sie zu ihrem Bußgericht über Dante im irdischen Paradies herabschwebt, da dies an Christus bei der Wiederkunft zum Weltgericht erinnert.