„Frühdynastische Zeit (Mesopotamien)“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 31:
Die Wirtschaft stellte in der Frühdynastischen Zeit eine Art „Planwirtschaft“ dar. Palast und Tempel kontrollierten den Handel, weite Teile der Landwirtschaft und Gewerbetätigkeit und regelten die Abgaben. Da sich die Beamten des Königs allerdings zunehmend an den Abgaben bereicherten, führte dies zu Machtmissbrauch und Ausbeutung der ohnehin benachteiligten Bevölkerung. Ein König, der gegen diesen Missstand einschritt, um die ausgebeuteten und dadurch verschuldeten Menschen zu schützen, war [[Urukagina]] von [[Lagasch]] (auch Iri-kagina), der gegen Ende dieser Epoche um 2350 v. Chr. lebte. Er stellte Reformgesetze auf, die Schuldenerlass, Befreiung aus der Knechtschaft und weitere sozialpolitische Fortschritte beinhalten. Bei der Aufstellung dieser Reformen, wie auch bei jeder Handlung, die er als König gegenüber dem Staat vollzieht, beruft er sich auf [[Ningirsu]], den Stadtgott von Lagasch. Diese Rechtfertigung der Königsherrschaft und der damit verbundenen Pflichten als gottgewollt darzustellen, beobachtet man überall in der frühen mesopotamischen Geschichte.
Das wichtigste angebaute Getreide war die [[Gerste]], jeweils mit speziell angepassten Sorten im Trockenanbau im Norden und auf bewässerten Flächen im Süden. Ebenfalls bedeutsam, insbesondere im Norden, war [[Weizen]]. Dabei wurden vor allem [[Emmer (Getreide)|Emmer]] und andere behüllte Varianten angebaut, im geringen Umfang aber auch [[Weichweizen]]. Verbreitete Feldfrüchte waren zudem [[Linse (Botanik)|Linse]], [[Erbse]] und [[Kichererbse]]. Die wichtigsten Gemüse waren verschiedene [[Lauch (Gattung)|Laucharten]]. Als Ölpflanzen wurden [[Gemeiner Lein]] und in geringerem Umfang [[Sesam]] angebaut. Die Dattelpalme war insbesondere im Süden die wichtigste kultivierte Baumart, neben [[Echte Feige|Feige]], [[Weinreben|Wein]], [[Granatapfel]], [[Kulturapfel]] und [[Olivenbaum]]. Im Norden Mesopotamiens spielte die Weintraube eine größere Rolle als im Süden. Ziegen und Schafe waren die bei weitem
Wie bereits in der vorhergehenden Uruk-Zeit waren sowohl private Haushalte als auch Herrscherhaushalte und Tempel Eigentümer von Agrarland. Auch die Überlassung von Land der Institutionen für Gegenleistungen an Haushalte bestand weiter. Im Verlauf der Epoche sowie der weiteren Bronzezeit scheint sich der Landbesitz zu Gunsten der Institutionen verschoben zu haben. Ein wichtiger Grund dafür dürften die umfangreichen Bewässerungsanlagen gewesen sein, die im Süden Mesopotamiens seit dem Wandel zum trockeneren Klima im vierten Jahrtausend nötig geworden waren. Diese ließen sich durch Institutionen und die ihnen zur Verfügung stehende Arbeitskraft leichter anlegen, pflegen und betreiben. Zudem dürfte den Institutionen auch der Einsatz von dreiköpfigen Arbeitsgruppen mit dem [[Pflug#Ritzpfluggerät|Ritzpflug]] zur Aussaat leichter gefallen sein, der zu dieser Zeit effizientesten landwirtschaftlichen Arbeitseinheit. Für etwa 2500 v. Chr. berichten Dokumente aus [[Girsu]] von vielschichtigen Formen der Bearbeitung des Landbesitzes eines Tempels. Sowohl die Arbeitsleistung von Mitgliedern des Tempelhaushalts als auch Frondienste externer Personen zur direkten Erwirtschaftung von Erträgen für den Tempel werden dokumentiert als auch die Überlassung von Land an Mitglieder des Tempelhaushalts zur Selbstversorgung. Weitere Flächen wurden an Pächter von außerhalb des Tempelhaushalts verpachtet, die entweder einen Teil der Erträge oder feste Zahlungen leisten mussten.<ref>[[Michael Jursa]]: ''Agriculture in Bronze Age Mesopotamia''. In: David Hollander, Timothy Howe: ''A companion to ancient agriculture''. John Wiley & Sons, 2021. S. 162f.</ref>
|