„Industrial Rock“ – Versionsunterschied
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Industrial Rock zeichnet sich durch die Verwendung von [[Rhythmusgitarrist|Rhythmusgitarren]] und [[Repetitives Arrangement|repetitiven elektronischen Arrangements]] ([[Sequenzer (Musik)|Sequenzer]]-Linien) aus, was der Musik einen technikbetonten Touch verleiht. Kurze, prägnante [[Riff (Musik)|Riffs]] (insbesondere schnelle, teils dissonante, an Hardcore Punk und Noise-Rock angelehnte Riffs bzw. aus dem Thrash Metal entliehene „Machine Gun Riffs“ unter Anwendung der [[Palm Muting|Palm-Mute]]-Technik) bilden die Grundlage zahlreicher Titel. Die Härte wird durch die Nutzung von (mittels Distortion- und Overdrive-Effekten verzerrten) [[Powerchord]]s erzielt. Die Kompositionen sind meist unkompliziert und minimalistisch gehalten; [[Leadgitarrist|Leadgitarren]], [[Solo (Musik)|Gitarrensoli]] und damit verbundene Spieltechniken wie [[Shredding]] sind für das Genre atypisch (charakteristisch für Hardcore Punk).<ref name="Epstein103">Jonathan S. Epstein / David A. Locher: ''Youth Culture: Identity in a Postmodern World'', S. 103, Wiley-Blackwell Publishers 1998, ISBN 1-55786-851-4.</ref> Ebenso spielen [[E-Bass|Bassgitarren]] nur eine untergeordnete Rolle. Im Bereich der klassischen Rockmusik wird der E-Bass häufig als rhythmusakzentuierendes Instrument eingesetzt. Im Industrial Rock übernimmt in vielen Fällen ein Sequenzer diese Aufgabe.
Oftmals werden die Kompositionen mit [[Sampling (Musik)|Samples]] (besonders aus Filmen, Fernsehnachrichten, Polizei- und Rundfunkaufnahmen sowie [[Loop (Musik)|Loops]] wie Maschinengeräusche, U-Boot-Alarm und [[Folgetonhorn|Polizeisirenen]]) angereichert – ähnlich dem frühen [[Industrial]], bei dem allerdings Tape-Loops zum Einsatz kamen oder maschinenartige Geräusche live „eingespielt“ wurden. Der Gesang wird elektronisch stark verfremdet, häufig kommen ein mit [[Delay (Musik)|Hall]] unterlegter Ruf- oder Schreigesang („Shouts“), manchmal aber auch [[Gutturaler Gesang#Growling|Death-Growls]] zum Einsatz. Klare, melodiöse Gesangslinien sind dem Genre bis auf wenige Ausnahmen fremd. [[Schlagzeug]]er werden gemeinhin durch [[Drumcomputer]] ersetzt. Andererseits nutzen viele Bands „Live-Drumming“ zur klanglichen Untermalung, wodurch das Gesamtbild im klassischen Rock-Stil erhalten bleibt.<ref name="Epstein103" />
{{Zitat
|Autor=Holger Stratmann, Gründer und Herausgeber des Musikmagazins ''[[Rock Hard]]'', 1990}}
Das ''[[Spin (Zeitschrift)|SPIN Magazine]]'' beschrieb das Genre im Oktober 1991 auf vergleichbare Weise als ''„a cross-hybridization of [[Industrial Dance]] rhythms with Hardcore guitar riffs and a furious, violent energy.“''<ref>Mark Blackwell / Jim Greer: ''All-Day Sucker'', [[Spin (Zeitschrift)|SPIN Magazine]], Oktober 1991, S. 57</ref>
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Die Entwicklung des Industrial Rock/-Metal wurde hauptsächlich durch Künstler aus dem Post-Industrial-Umfeld, speziell durch europäische Gruppen wie [[Cabaret Voltaire (Band)|Cabaret Voltaire]] und [[Einstürzende Neubauten]], vorangetrieben. Cabaret Voltaire widmeten sich nach ihrer Industrial-Phase Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre verstärkt [[Rockmusik|rock]]-orientierten Klangmustern und konnten mit dem Lied ''Nag Nag Nag'' einen Hit verbuchen. Die Einstürzenden Neubauten setzten die Gitarre auf ihrem 1985er Werk ''Halber Mensch'' erstmals als konventionellen Klangerzeuger ein, während die Schweizer Band [[The Young Gods]] fast ausschließlich mit Samplern und Gitarren-Loops arbeitete und zur selben Zeit das charakteristische Klangbild des Industrial Rock vorwegnahm.<ref>[[Armin Johnert]]: ''Interview mit The Young Gods''. In: ''[[New Life Soundmagazine]]'', Ausgabe 3/92, S. 29, August 1992.</ref><ref>Maik Euscher: ''Die Zukunft des Rocks – Interview mit The Young Gods''. In: ''New Life Soundmagazine'', Ausgabe 6/95, S. 30, Juni 1995.</ref>
In den USA kommt der Status als Wegbereiter insbesondere der [[Noise-Rock]]-/[[Punk (Musik)|Punk]]-Band [[Big Black]], der [[No Wave|No-Wave]]-Formation [[Swans]] und dem [[Post-Industrial]]-Musiker [[J. G. Thirlwell]] alias Foetus zu. Big Black aus Chicago experimentierten seit 1982 mit einem [[Roland TR-606|TR-606]]-Drumcomputer der Firma Roland und erschufen mit Liedern wie ''Texas'', ''Jump the Climb'' und ''Jordan, Minnesota'' einen weiteren
=== Entwicklung ===
Als Hauptinitiator der Industrial-Rock-Bewegung gelten
{{Zitat
|Autor=Essi Berelian, The Rough Guide to Heavy Metal, 2005}}
Ähnlich gestaltete Projekte aus dem Umkreis von Ministry waren [[Pailhead]] (''Trait'', 1988), eine Kooperation zwischen Ministry und [[Fugazi (Band)|Fugazi]], die [[1000 Homo DJs]] (''Apathy'', 1988), ein Gemeinschaftsprojekt von Ministry, [[Jello Biafra]] ([[Dead Kennedys]]) und [[Trent Reznor]] ([[Nine Inch Nails]]), die Band [[Lard]] (''Power of Lard'', 1989), eine Kooperation zwischen Ministry und Jello Biafra, sowie die [[Revolting Cocks]] (''Beers, Steers + Queers'', 1990), bei denen Phil Owen als Sänger beteiligt war. Owen gründete im Folgejahr die [[Skatenigs]], die eine Mischung aus Industrial Rock, Punk und Rap-Einlagen spielten, und produzierte das Debüt der Industrial-Rock-Formation [[Skrew]] (''Burning in Water, Drowning in Flame'', 1992).
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Gemeinsam mit Nivek Ogre ([[Skinny Puppy]]) tourten Ministry 1989/90 durch die Vereinigten Staaten und Kanada. Zu einer Kooperation beider Bands kam es bei dem 1989er Skinny-Puppy-Album ''Rabies'', auf dem Ministry-Kopf [[Al Jourgensen]] die Gitarrenparts und die Nebenstimme beisteuerte und das als weiterer Wegbereiter des Genres betrachtet werden kann. Nine Inch Nails debütierten 1989 mit ''[[Pretty Hate Machine]]''. Der Opener ''Head Like a Hole'' erreichte die Billboard-Charts; ein entsprechender Videoclip wurde in [[Rotation (Rundfunk)|Heavy Rotation]] auf [[MTV]] ausgestrahlt. Zur gleichen Zeit erschien das Album ''Christmeister'' der kanadischen Band [[Numb (Band)|Numb]], das eine deutlich punk-beeinflusste Form des Industrial Rock bot. [[KMFDM]] wandten sich mit den Werken ''UAIOE'' (1989) und ''Naïve'' (1990) dem Genre zu, verzichteten allerdings nicht gänzlich auf den Einsatz von Gitarrensamples (so nutzten sie u. a. für den Titel ''Godlike'' ein „high-pitched Sample“ aus [[Slayer]]s ''[[Angel of Death (Lied)|Angel of Death]]''). Mitglieder der US-amerikanischen Post-Industrial-Formation [[Controlled Bleeding]] starteten die Nebenprojekte [[Joined at the Head]] (''Joined at the Head'', 1990) und [[Skin Chamber]] (''Wound'', 1991), und [[Diatribe (Band)|Diatribe]] aus Kalifornien veröffentlichten 1991 mit ''Therapy'' ihr erstes Mini-Album, dessen Titellied im Science-Fiction-Film ''[[Strange Days (Film)|Strange Days]]'' Verwendung fand. Mit [[Pigface]] (''Gub'', 1991) formierte sich nun auch die erste „Industrial-Rock-Supergroup“ mit Mitgliedern von Ministry, Skinny Puppy, Nine Inch Nails, KMFDM und den Revolting Cocks. Größere Beachtung fand das Genre jedoch erst mit Ministrys 1992er Werk ''[[Psalm 69: The Way to Succeed and the Way to Suck Eggs|Psalm 69]]''. Dieses Album war wegweisend für zahlreiche nachfolgende Musikprojekte aus dem Rock-, EBM- und Electro-Industrial-Umfeld.
{{Zitat
|Autor=Frank Albrecht, Redakteur des Musikmagazins ''Rock Hard'', 1992}}
Die Öffnung erfolgte allerdings nicht nur seitens des Elektronik-Umfeldes. So spielte die Gruppe [[Dessau (Band)|Dessau]] (''Exercise in Tension'', 1989) in der Mitte der 1980er noch [[Post-Punk]] im Stil von Joy Division. [[Malhavoc]] (''The Release'', 1990), die neben [[Dogpile (Band)|Dogpile]] (''Blag Flag'', 1992) zu den frühesten Vertretern des Industrial Metal in Kanada zählten, entstammten ursprünglich der [[Thrash Metal|Thrash-Metal]]-Szene und ließen sich bereits auf ihrem 1986er Demotape ''Age of the Dark Renaissance'' von Industrial-Klängen inspirieren. Etwa gleichzeitig entwickelten [[Godflesh]] (''Streetcleaner'', 1989), [[Sonic Violence]] (''Jagd'', 1990), und [[Pitchshifter]] (''Industrial'', 1991) in Großbritannien eine experimentelle und schleppende Variante des Industrial Rock/-Metal und boten damit ein Pendant zur US-amerikanischen [[Sludge Metal|Sludge]]-Bewegung. Interpreten wie die schweizerische Gruppe [[Mordor (schweizerische Band)|Mordor]] (1990: ''[[Odes (Mordor-Album)|Odes]]''), die amerikanische Gruppe Skin Chamber (1991: ''Wound'') und das kanadische Duo [[Zaraza (Band)|Zaraza]] (1997: ''Slavic Blasphemy'') verfolgten einen analogen Ansatz, oder bauten auf den Ideen der britischen Gruppen auf. Gruppen wie [[Drill (Band)|Drill]] (''Skin Down'', 1991), [[Bomb Everything]] (''The All Powerful Fluid'', 1992) und [[Optimum Wound Profile]] (''Lowest Common Dominator'', 1992) aus dem [[Extreme Noise Terror|Extreme-Noise-Terror]]-Umfeld gingen unterdessen den umgekehrten Weg ihrer Landsleute und orientierten sich an schnellem Punk und Industrial Rock im Stil von Ministry. [[Mitch Harris]] von [[Napalm Death]] gründete die Industrial-Metal-Formation [[Meathook Seed]] (''Embedded'', 1993), an der auch Mitglieder von [[Obituary]] (Trevor Peres, [[Donald Tardy]]) mitwirkten, während die US-amerikanische Band [[O.L.D.]] bereits auf dem zwei Jahre zuvor veröffentlichten Album ''Lo Flux Tube'' die Kombination aus harten Gitarren und Computersounds durch die Verbindung mit einem [[Thrash Metal|thrash]]- und [[Black Metal|black-metal]]-ähnlichen [[Gutturaler Gesang#Screaming|Kreisch-Gesang]] letztlich auf die Spitze trieb. Ebenfalls aus dem Thrash-Metal- und Hardcore-Umfeld kamen die New Yorker Bands [[Brainchild (Band)|Brainchild]] (''Mindwarp'', 1992) und [[Circle of Dust]] (''Circle of Dust'', 1992) sowie die Kalifornier [[Chatterbox]] (''Despite'', 1994) und [[Down (kalifornische Band)|Drown]] (''Hold On to the Hollow'', 1994).
Zu den Zentren der Bewegung in den USA entwickelten sich [[Chicago]] (vor allem das Wax-Trax!-Umfeld<ref>John Shepherd / Dave Laing / David Horn: ''Continuum Encyclopedia of Popular Music of the World. Pt. 2'', S. 195, Continuum, April 2005, ISBN 0-8264-7436-5.</ref>), [[Kalifornien]] und die [[Boswash
=== Blütezeit ===
In den Jahren 1993–1996 kam es zu einem Industrial-Rock-Boom. Zahlreiche Newcomer, wie [[Schnitt Acht]] (''Slash and Burn'', 1993), [[Soulstorm]] (''Darkness Visible'', 1993), [[Meat Machine (Band)|Meat Machine]] (''Slug'', 1993), [[S.T.G.]] (''No Longer Human'', 1993), [[Virus-23]] (''Virus-23'', 1993), [[Puncture]] (''Puncture'', 1994), [[Blow (Band)|Blow]] (''Fleshmachine'', 1994), [[Penal Colony]] (''Put Your Hands Down'', 1994), [[Insight 23]] (''Obsess'', 1995), [[Kill Switch … Klick]] (''Beat it to Fit, Paint it to Match'', 1995), [[Killing Floor (Band)|Killing Floor]] (''/dev/null'', 1995), [[Slave Unit]] (''Slave Unit'', 1996), [[Revolter]] (''Datamerica'', 1996), [[Purge (Band)|Purge]] (''You Know You Want To'', 1996) und [[Solar Junkies]] (''Silent War with Quiet Weapons'', 1997), aber auch etablierte Künstler, wie [[The Cassandra Complex]] (''Sex & Death'', 1993), [[Shotgun Messiah]] (''Violent New Breed'', 1993), [[Killing Joke]] (''Pandemonium'', 1994) und [[White Zombie]] (''Astro-Creep: 2000'', 1995), wandten sich kurzzeitig dem Trend zu und verschwanden anschließend in der Versenkung.
[[Pouppée Fabrikk]] aus [[Schweden]] ließen 1993 mit dem Album ''We Have Come to Drop Bombs'' ihre EBM-Phase hinter sich und fanden in den Stockholmer ''Sunlight Studios'' produktionstechnische Unterstützung bei [[Tomas Skogsberg]], der unter anderem für die Alben der [[Metal]]-Bands [[Dismember]], [[Therion]], [[Amorphis]] und [[Entombed]] verantwortlich zeichnet. Die amerikanische Band [[Chemlab]] beschritt einen ähnlichen Weg und arbeitete auf dem Album ''Burn Out at the Hydrogen Bar'' erstmals mit Rhythmusgitarren. Die deutsche [[Wave (Musik)|Wave]]-/[[Rockmusik|Rock]]-Formation [[The Fair Sex]] gründete das Seitenprojekt [[Testify]] (''Testify'', 1993) und erweiterte das von Ministry erschaffene Klangbild um dynamischere Thrash-Metal-Riffs.
{{Zitat
|Autor=Timo Hoffmann, Journalist des Musikmagazins ''[[Zillo]]'', 1995}}
Mit [[Coptic Rain]] (''Dies Irae'', 1993) und den [[Genitorturers]] (''120 Years of Genitorture'', 1993) kam nun auch weiblicher Gesang zum Einsatz. Die kanadische Electro-Industrial-Band [[Front Line Assembly]] schloss einen Vertrag mit [[Roadrunner Records|Roadrunner]] und folgte 1994 mit ''Millennium'', das bis dato härteste Werk des Zweimannprojektes, an dem – neben dem Einsatz von Samples – auch [[Strapping Young Lad|Strapping-Young-Lad]]-Frontmann [[Devin Townsend]] als Gitarrist mitwirkte.
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Der Einfluss Front Line Assemblys machte sich auch bei [[Fear Factory]] bemerkbar, deren 1993er Maxi-EP ''Fear is the Mindkiller'' sie komplett remixten. Inspiriert durch diese Arbeit versuchten Fear Factory mit dem 1995 veröffentlichten Album ''[[Demanufacture]]'' auf die bereits abflauende Industrial-Metal-Welle aufzuspringen.<ref>Reiner Rasche: ''Interview mit Fear Factory''. In: ''Entry Musikmagazin'', Heft-Nr. 4/98, S. 25, August/September 1998.</ref> Vor allem die Titel ''New Breed (Revolutionary Designed Mix)'' und ''Flashpoint'' machen die Annäherung an das Genre deutlich. Obwohl [[Skinny Puppy]] schon Ende der 1980er Rock-Elemente in ihre Musik einbauten und damit zu den wegweisenden Gruppen des Genres gehörten, wagten sie selbst erst 1995 den Schritt in diese Richtung und brachten mit ''Process'' ein Industrial-Rock-Album heraus. [[Filter (Band)|Filter]] debütierten unterdessen mit ''Short Bus'' und profitierten von [[Richard Patrick]]s Vergangenheit als Gitarrist bei Nine Inch Nails.
Weitere bedeutende Vertreter des Genres waren [[16 Volt]] (''Wisdom'', 1993), [[Treponem Pal]] (''Excess & Overdrive'', 1993), [[The Electric Hellfire Club]] (''Burn, Baby, Burn'', 1993), [[Peace, Love and Pitbulls]] (''Red Sonic Underwear'', 1994), [[Stabbing Westward]] (''[[Ungod (Stabbing-Westward-Album)|Ungod]]'', 1994), [[Acumen Nation|Acumen]] (''Transmissions from Eville'', 1994), [[Hate Dept.]] (''Meat.Your.Maker'', 1994), [[Red Harvest (Band)|Red Harvest]] (''There's Beauty in the Purity of Sadness'', 1994), [[Bile (Band)|Bile]] (''Suckpump'', 1994), [[Meathead]] (''Bored Stiff'', 1994), [[Monster Voodoo Machine]] (''Suffersystem'', 1994), [[Misery Loves Co.]] (''Misery Loves Co.'', 1995), [[Idiot Stare]] (''Blinded'', 1995), [[13 mg.]] (''Trust and Obey'', 1995), [[Rorschach Test]] (''Unclean'', 1996), [[Unit:187]] (''Unit:187'', 1996), [[Fracture (kanadische Band)|Fracture]] (''Killernet'', 1996), [[Under the Noise]] (''Of Generation and Corruption'', 1996), [[Nihil (Band)|Nihil]] (''Drown'', 1996) und [[Tim Skold|Skold]] (''Skold'', 1996), ein Soloprojekt des Shotgun-Messiah-Bassisten Tim Skold.
Neben den zuvor erwähnten Pouppée Fabrikk und Front Line Assembly begannen in dieser Ära auch andere Bands aus dem [[Electro (Sammelbezeichnung)|Elektro]]-Umfeld damit, Elemente des Industrial Rock für ihre Zwecke zu nutzen, darunter das [[Leæther Strip|Leæther-Strip]]-Seitenprojekt Klute (''Excluded'', 1992), [[Yeht Mae]] (''Anatomy'', 1992), [[Psychopomps]] (''Pro-Death Ravers'', 1993), [[Sielwolf]] (''Nachtstrom'', 1993), [[Spahn Ranch]] (''Collateral Damage'', 1993), [[Front 242]] (''Fuck Up Evil'', 1993), [[29 Died]] (''Sworn'', 1995), [[Luxt]] (''Jezabel Thirteen Three'', 1996), [[Waiting for God]] (''Quarter Inch Thick'', 1996) und [[Terminal Sect]] (''Bread and Wine for the Dirt'', 1997). Viele dieser Gruppen ließen die Gitarren entweder nur für einzelne Titel einspielen oder griffen auf Gitarrensamples im Stile der [[The Young Gods|Young Gods]] und [[Swamp Terrorists]] zurück, um ein dem Genre entsprechendes Klangbild zu erzeugen.
{{Zitat
|Autor=Daniel Bressanutti, Front 242, 1993}}
=== Niedergang ===
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre verlor das Genre zunehmend an Bedeutung. Leitfiguren wie Ministry und Nine Inch Nails veröffentlichten nur in großen Abständen neue Alben oder veränderten ihren charakteristischen Stil.<ref name="Epstein114">Jonathan S. Epstein / David A. Locher: ''Youth Culture: Identity in a Postmodern World'', S. 114, Wiley-Blackwell Publishers 1998, ISBN 1-55786-851-4.</ref> Auch ein Großteil derer, die abseits des Mainstreams agierten, hatte sich nach nur zwei Alben getrennt oder auf die Verschmelzung von Rock und [[Electronica (Musik)|Electronica]]-/[[Elektronische Tanzmusik|Dance]]-Komponenten (hauptsächlich [[Breakbeat]]-, [[Drum ’n’ Bass|Drum-&-Bass]]- und [[Techno]]-Rhythmen) spezialisiert und damit den genreprägenden Electro-Industrial-/EBM-Elementen kaum noch Platz eingeräumt.
Bereits 1995 wurde in den Musikmedien prognostiziert, dass die große Zeit des Industrial Rock vorüber sei.<ref>Maik Euscher: ''Rezension zum Album ''Only Heaven'' der Band The Young Gods''. In: ''New Life Soundmagazine'', Ausgabe 5/95, S. 34, Mai 1995.</ref> 1996 bemängelte der Soziologe David A. Locher das Ausbleiben geeigneter Nachwuchsgruppen und die fehlende Etablierung einer eigenständigen Industrial-Rock-Subkultur.<ref>Jonathan S. Epstein / David A. Locher: ''Youth Culture: Identity in a Postmodern World'', S. 101, Wiley-Blackwell Publishers 1998, ISBN 1-55786-851-4.</ref> Nur wenige Bands, wie beispielsweise [[Leech Woman]] (''33°'', 1997), [[Division Alpha]] (''Fazium One'', 1999), [[Chainsaws.and.Children]] (''.Daca.'', 2000), [[Sulpher]] (''Spray'', 2002), [[Panic DHH]] (''Panic Drives Human Herds'', 2004)
{{Zitat
|ref=<ref>Wolf-Rüdiger Mühlmann: ''DIVISION ALPHA''. ''Fazium One''. In: ''Rock Hard'', Nr. 155, 1999.</ref>
|Quelle=[[Wolf-Rüdiger Mühlmann]], Autor und Journalist des Musikmagazins ''Rock Hard'', 1999}}
Die meisten Plattenfirmen, wie Fifth Colvmn Records, 21st Circuitry und Re-constriction, die sich in den 1990ern dem Genre widmeten, hatten ihre Label-Arbeit zwischen 1997 und 2000 eingestellt. Die Musikzeitschrift ''[[Rock Hard]]'' stellte im Jahr 2001 fest: ''„Was einst wie die Zukunft der Rockmusik aussah, ist bedauerlicherweise nur noch ein dünner Ast im Rock'n'Roll-Stammbaum.“''<ref>Peter Matzke & Tobias Seeliger: ''Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon'', S. 228, 2002, ISBN 3-89602-277-6.</ref>
== Rezeption ==
Eine weitreichende Popularität erreichte das Genre nicht. Zwar konnten sich vereinzelt Gruppen wie [[Nine Inch Nails]] und [[Ministry]] in den Charts behaupten, ein Großteil der Bands sowie die Wahrnehmung des Industrial Rock/-Metal als eigenständiger [[Crossover (Musik)|Crossover]]-Stil blieb einem größeren Publikum allerdings verborgen.<ref>Jonathan S. Epstein / David A. Locher: ''Youth Culture: Identity in a Postmodern World'', S. 112, Wiley-Blackwell Publishers 1998, ISBN 1-55786-851-4.</ref> Für die Metal-Szene war die Musik zu elektronisch gestaltet und traf somit nur auf wenig Gegenliebe. Für die [[Punk]]-Szene war sie zu elektronisch und zu metal-lastig, während sich die [[Electro (Sammelbezeichnung)|Elektro]]-Szene in Europa nicht mit harten Gitarren anfreunden konnte und diese als rückschrittlich betrachtete.<ref name="Epstein102" /><ref>Christian Petke: ''We are as Hardcore as Possible – Interview mit Bill Leeb, Front Line Assembly''. In: ''New Life Soundmagazine'', Ausgabe 3/94, S. 6, März 1994.</ref>
Industrial Rock/-Metal fand daher überwiegend in der nordamerikanischen [[Rivethead]]-Kultur Anklang. Viele Bands waren in den USA auf Labels zu finden, die sich US-amerikanischer [[Electro-Industrial]]-Musik widmeten, darunter Wax Trax!, Fifth Colvmn, 21st Circuitry, Re-constriction und COP International. In der Mitte der 1990er Jahre nahmen sich in Deutschland relativ erfolglos Plattenfirmen wie [[Dynamica]], Off Beat oder [[Out of Line (Label)|Out of Line]] des Genres an. Deutsche Bands, wie [[KMFDM]] und [[Testify (Band)|Testify]], veröffentlichten ihre Alben aufgrund mangelnder Anerkennung fast ausschließlich in den USA oder wechselten dorthin über.<ref>Jan Liebricht: ''Interview mit KMFDM''. In: ''Vertigo Musikmagazin'', Ausgabe 4/93, S. 7, Frühling 1993.</ref>
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=== Black Metal ===
Die norwegischen [[Black Metal|Black-Metal]]-Bands [[Mysticum]] (''Wintermass'', 1994) und The Helheim Society (''Walpurgisnatt'', 1994) griffen – zumeist unter Verwendung eines Drumcomputers<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mysticum.com/ |titel=Mysticum.com
=== Sonstige ===
Ab der Mitte der 1990er Jahre stießen diese Stilüberlagerungen auch zunehmend außerhalb der extremen Punk- und Metal-Spielarten auf Interesse. So brachte die Alternative-Metal-Band [[Marilyn Manson]] mit ihrem 1996er Album ''[[Antichrist Superstar]]'' unter dem Einfluss Trent Reznors (Nine Inch Nails)<ref>Jeff Rotter: ''The Devil Said to Me – Interview mit Trent Reznor''. In: ''SPIN Magazine'', Januar 1997, [http://www.theninhotline.net/archives/articles/manager/display_article.php?id=667 Online-Artikel].</ref> und des Skinny-Puppy-Produzenten David „Rave“ Ogilvie ein vom Industrial Rock inspiriertes Werk heraus. [[Danzig (Band)|Danzig]] befassten sich auf dem im selben Jahr veröffentlichten Longplayer ''Blackacidevil'' erstmals näher mit dem Stil. Der [[Hypocrisy]]-Gitarrist [[Peter Tägtgren]] debütierte mit dem Werk ''Pain'' seines [[Pain (Band)|gleichnamigen Soloprojekts]], auf dem er vorübergehend Dark Metal mit Industrial Rock kombinierte. Die ursprünglich traditionell ausgerichtete Heavy-Metal-Band [[W.A.S.P.]] übernahm für das 1997er Album ''K.F.D.'' Elemente des Industrial Rock. Die ebenfalls im Heavy-Metal- und Hard-Rock-Umfeld agierenden Musiker Taime Downe ([[Faster Pussycat]]) und [[Rob Halford]] ([[Judas Priest]]) starteten jeweils Solo-Karrieren mit ihren Projekten ''Newlydeads'' und
Die meisten dieser Bands griffen auf Komponenten des Genres zurück, um ihr Klangbild progressiv erscheinen zu lassen, und erreichten damit eine weitaus größere Akzeptanz in der Rock- und Metal-Szene als reine Industrial-Rock-Gruppen.<ref name="Epstein114" />
{{Zitat
|Autor=David A. Locher, Professor für Soziologie, [[Missouri State University]], 1998}}
== Namensherkunft ==
Die Bezeichnung ''Industrial Rock'' ist seit Mitte der 1980er Jahre belegt und findet beispielsweise in dem 1985 veröffentlichten Buch ''Recombinant do re mi: Frontiers of the Rock Era'' für die Musik der Gruppen [[Swans]] und [[Einstürzende Neubauten]] Erwähnung.<ref>Billy Bergman, Richard Horn: ''Recombinant do re mi: Frontiers of the Rock Era'', S. 37, Quill 1985, ISBN 0-688-02395-9.</ref> Zwei Jahre später wurde sie in der Publikation ''Chambers Pocket Guide to Music Forms & Styles'' von Wendy Munro verwendet. Munro umschreibt das Genre als eine Form des [[Noise-Rock]] unter Nutzung unkonventioneller Gegenstände oder Werkzeuge, wie Metallrohrleitungsteile und Drucklufthämmer, und führt als Beispiel ebenfalls die Einstürzenden Neubauten an, deren Bandname sie als ''„Collapsing New Buildings“'' ins Englische übersetzte.<ref>Wendy Munro: ''Chambers Pocket Guide to Music Forms & Styles'', S. 40, Larousse Kingfisher Chambers 1987, ISBN 0-550-18033-8.</ref> 1988 fällt die Bezeichnung erneut in Zusammenhang mit den Einstürzenden Neubauten, diesmal in der [[New Jersey]]er Zeitschrift ''Fanfare''.
{{Zitat
|Autor=''Fanfare'', 1988}}
Eine Etablierung erfuhr die Bezeichnung jedoch erst in den Jahren 1989–1991 durch die Medienpräsenz der Bands Ministry, Nine Inch Nails und KMFDM<ref>''Electronic Musician'', Band 5, Ausgaben 7–12, S. 35, 1989.</ref>, die ausschließlich mit Samples arbeiteten, um das von Munro beschriebene Klangbild zu verwirklichen (siehe hierzu den Abschnitt ''[[#Stilistische Merkmale|Stilistische Merkmale]]'').
== Labels ==
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* 21st Circuitry
* Concrete (Edel Music AG)
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<references />
[[Kategorie:Post-Industrial| Industrial Rock]]▼
[[Kategorie:Stilrichtung der Rockmusik]]
[[Kategorie:Stilrichtung des Alternative Metal]]
[[Kategorie:Industrial Rock| ]]
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