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{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland
'''Bliesheim''' ist ein südöstlicher Stadtteil von [[Erftstadt]] im [[Rhein-Erft-Kreis]] in [[Nordrhein-Westfalen]].
| Gemeindeart = Stadt
[[Datei:Erft in Erftstadt Bliesheim.JPG|miniatur|Die Erft in Bliesheim]]
| Gemeindename = Erftstadt
| Ortswappen =
| Breitengrad = 50/46/52.8/N
| Längengrad = 6/49/14.1/E
| Bundesland = DE-NW
| Höhe =
| Höhe-Bezug = DE-NHN
| Fläche =
| Einwohner = 3682
| Einwohner-Stand-Datum = 2024-08-01
| Einwohner-Quelle = <ref name="EinwohnerErftstadt" />
| Eingemeindungsdatum =
| Postleitzahl1 = 50374
| Vorwahl1 = 02235
| Lagekarte = Erftstadt Verwaltungsgliederung Bliesheim hergehoben mit Beschriftung.svg
| Lagekarte-Beschreibung =
| Bild = Bliesheim Frankenstraße.JPG
| Bild-Beschreibung = Bliesheim Frankenstraße, Straßenbild
}}
 
'''Bliesheim''' ist ein südöstlicher Stadtteil von [[Erftstadt]] im [[Rhein-Erft-Kreis]] in [[Nordrhein-Westfalen]].
 
Beim [[Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021#Deutschland|Hochwasser in Deutschland im Juli 2021]] wurden die in der Erftniederung liegenden Häuser stark durch das Hochwasser der [[Erft]] getroffen. Das [[Unterdorf]] wurde fast vollständig überflutet und teilweise evakuiert. Das östlich am [[Ville (Rheinland)|Villehang]] liegende Oberdorf war nicht betroffen.
 
== Lage ==
[[Datei:Erft in Erftstadt Bliesheim.JPG|mini|hochkant|Die Erft in Bliesheim]]
 
Der Ort liegt zwischen Erftstadt-[[Liblar]] und [[Weilerswist]] südwestlich der [[Ville (Rheinland)|Ville]] an der [[Erft]]. Südlich von Bliesheim liegt das [[Autobahnkreuz Bliesheim]] der [[Bundesautobahn 553|A 553]], [[Bundesautobahn 61|A 61]] und [[Bundesautobahn 1|A 1]]. Die nächste Anschlussstelle ist ''Erftstadt'' an der [[Bundesautobahn 1|A 1]] / [[Bundesautobahn 61|A 61]].
 
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Die Sprachforschung geht davon aus, dass der Name Blisna, wie Bliesheim in den ersten schriftlichen Quellen bezeichnet wurde, eine vorrömische Siedlung bezeichnet, die von einer Gewässerbezeichnung „glänzendes Wasser“ abzuleiten ist.<ref>Gerhard Mürkens: ''Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen''. Euskirchen 1958. S. 15–16</ref>
 
Auf eine größere Siedlung in [[Germania inferior|römischer Zeit]] verweisen Fundamente eines römischen Gutshofes, einer [[Villa rustica]], im Bereich des heutigen alten Friedhofes sowie weitere Gebäude, Keramikreste, Ziegel und römische Münzen des 3. und 4. Jahrhunderts. Ein römisches [[Gräberfeld]] mit Brandgräbern lag am südlichen Ortsausgang.<ref name= Schreiber />
 
=== Mittelalter ===
'''==== Fränkische Zeit''' ====
 
In fränkischer Zeit wurde in der Nähe der verlassenen Villa rustica ein [[Fronhof]] errichtet. Die Bewohner beerdigten ihre Toten in Reihengräbern außerhalb der Siedlung auf einer Anhöhe östlich der Erft.
 
Spätestens im 6. Jahrhundert wurde der Begräbnisplatz aufgegeben und die Toten auf einem neu angelegten Friedhof neben dem Fronhof beerdigt, wo auch im Bereich der ehemaligen römischen Villa eine kleine Kirche für die Hofesleute errichtet wurde.<ref name= Bartsch>Frank Bartsch: ''Bliesheim in historischen Ansichten''. S. 8–17</ref>
 
'''Erwerbungen des Stiftes St. Mariengraden'''
 
==== Erwerbungen des Stiftes St. Mariengraden ====
Um Fronhof und Kirche entwickelte sich das Dorf Bliesheim, das erstmals im Jahre 1059 in einer vom [[Nikolaus II. (Papst)|Papst Nikolaus II.]] bestätigten Schenkungsurkunde von Besitzungen des Kölner Erzbischofs [[Anno II.|Annos]] an das Kölner Stift [[St. Maria ad Gradus (Köln)|St. Mariengraden]] erwähnt wurde.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]] (Historisches Archiv der Stadt Köln) Bestand 1, HUA 3/8</ref><ref>Lacomblet: ''Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins'', Band I, Nr. 195</ref>
 
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==== Die Unterherrschaft des Stiftes Mariengraden ====
[[Datei:Bliesheim-Flurkarte-um-1700.jpg|miniaturmini|Flurkarte des Stiftes Mariengraden]]
 
Nach diesen Erwerbungen besaß das Stift St. Mariengraden den Ort Bliesheim als Unterherrschaft. Nachdem im Jahr 1406 der Hof, den der [[Kanoniker]] Johann Stolle 1403 von Wilhelm von Buschfeld erworben hatte, durch dessen Testament in den Besitz von Mariengraden gelangte<ref>Brincken: ''Das Stift St. Mariengraden'', I. Teil, S. 263–264</ref> und es dem Stift 1489 gelang, den Lehnshof in Muschenbach (untergegangener Ort) zurückzukaufen,<ref>Brincken: ''Das Stift St. Mariengraden'', I. Teil, Nr. 280</ref> gab es keinen weiteren bedeutenden Adelsbesitz mehr in Bliesheim.<ref>Brincken: ''Das Stift St. Mariengraden'', I. Teil, Nr. 162</ref>
Von den Besitzungen des Stiftes Mariengraden in der Eilau, einen Wald- und Heidegebiet zwischen Bliesheim und Lechenich, war ein Teil an die [[Lechenich]]er und [[Ahrem (Erftstadt)|Ahremer Bürger]] in [[Erbpacht]] als Viehweide vergeben, die dafür eine Weizenabgabe, den sogenannten Buschweizen, zahlten.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Geistliche Abteilung, 166A, Blatt 120–152, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band II, Nr. 968</ref>
 
Von den Besitzungen des Stiftes Mariengraden in der Eilau, einen Wald- und Heidegebiet zwischen Bliesheim und Lechenich, war ein Teil an die [[Lechenich]]er und [[Ahrem (Erftstadt)|Ahremer Bürger]] in [[Erbpacht]] als Viehweide vergeben, die dafür eine Weizenabgabe, den sogenannten Buschweizen, zahlten.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Geistliche Abteilung, 166A, Blatt 120–152, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band II, Nr. 968</ref>
'''Grenzen der Unterherrschaft'''
Die Grenzen der Unterherrschaft wurden nach einer Grenzbegehung, Beleitgang genannt, 1405 aufgezeichnet und 1489 erneuert.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]] (heute Landeshauptarchiv NRW Düsseldorf), Bestand Kurköln, II, 816, Blatt 46–51 und 56–59, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band II, Nr. 1338 und Band V, Nr. 2840</ref> Beleitgänge fanden auch in den folgenden Jahrhunderten unter Beteiligung der Stiftsherren und der Einwohner Bliesheims statt, bei denen die Grenzen durch Vertreter der Nachbargemeinden bestätigt und von einem Notar protokolliert wurden.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Mariengraden, Akten 7A, VI</ref>
 
Die Grenzen der Unterherrschaft wurden nach einer Grenzbegehung, Beleitgang genannt, 1405 aufgezeichnet und 1489 erneuert.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]] (heute Landeshauptarchiv NRW Düsseldorf), Bestand Kurköln, II, 816, Blatt 46–51 und 56–59, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band II, Nr. 1338 und Band V, Nr. 2840</ref> Beleitgänge fanden auch in den folgenden Jahrhunderten unter Beteiligung der Stiftsherren und der Einwohner Bliesheims statt, bei denen die Grenzen durch Vertreter der Nachbargemeinden bestätigt und von einem Notar protokolliert wurden.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Mariengraden, Akten 7A, VI</ref>
'''Verwaltung und Rechtsprechung'''
Die Rechte des Stiftes St. Mariengraden in seiner Unterherrschaft Bliesheim wahrte ein „Amtmann“. Der erste bekannte Amtmann war Konstantin vom Horne, Kanoniker an St. Mariengraden, der 1357 in einem Rechtsstreit mit Johann von Buschfeld die Verhandlungen führte.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Mariengraden, Akten 7A, IV, Blatt 4, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band I, Nr. 326</ref>
 
Die Rechte des Stiftes St. Mariengraden in seiner Unterherrschaft Bliesheim wahrte ein „Amtmann“. Der erste bekannte Amtmann war Konstantin vom Horne, Kanoniker an St. Mariengraden, der 1357 in einem Rechtsstreit mit Johann von Buschfeld die Verhandlungen führte.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Mariengraden, Akten 7A, IV, Blatt 4, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band I, Nr. 326</ref> Seit dem 15. Jahrhundert übernahmen Mitglieder der landsässigen Ritterschaft die Amtmannschaft, darunter Godart Wolff von Rheindorf, der gleichzeitig [[Schultheiß]] und Pächter des Fronhofes war.<ref>Brincken: ''Das Stift St. Mariengraden zu Köln'', I. Teil, Nr. 162 und Nr. 167</ref> Im 16. Jahrhundert war das Schultheißenamt von dem des Amtmanns getrennt. Die Amtmannsstelle hatten wiederholt Familienmitglieder der [[Wolff-Metternich|Wolff Metternich zur Gracht]] inne.<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90</ref>
Im 16. Jahrhundert war das Schultheißenamt von dem des Amtmanns getrennt. Die Amtmannsstelle hatten wiederholt Familienmitglieder der [[Wolff-Metternich|Wolff Metternich zur Gracht]] inne.<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90</ref>
 
[[Datei:Bliesheim Fronhof Wohnhaus.jpg|mini|Ehemaliger Fronhof]]
'''Fronhof'''
Mittelpunkt der Unterherrschaft war der burgähnlich ausgebaute mit Wassergräben umgebene Fronhof<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Domstift, Akten, 452 B 16</ref> zu dem auch ein Gefängnisturm gehörte.<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90 (Bliesheim)</ref>
 
Mittelpunkt der Unterherrschaft war der burgähnlich ausgebaute mit Wassergräben umgebene Fronhof<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Domstift, Akten, 452 B 16</ref> zu dem auch ein Gefängnisturm gehörte.<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90 (Bliesheim)</ref> Auf dem Fronhof übte das mit Schultheiß und [[Schöffe (historisch)|Schöffen]] besetzte Gericht die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus. Dort wurden große und kleine Vergehen verurteilt und in manchen Fällen die [[Todesstrafe]] verhängt.<ref> Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90, Blatt 14</ref> Kleinere Vergehen waren in der Regel Verstöße gegen die geltenden Rechtsbestimmungen, wie unberechtigtes Holzholen, Gras-, Getreide-, Gartendiebstähle, unachtsamer Umgang mit Feuer, Streitigkeiten mit Schlägereien, die mit einer Brüchtenstrafe (Geldstrafe) geahndet wurden.<ref name=Simons>Peter Simons: ''Bliesheim. Geschichte der kölnischen Stiftsherrschaft Mariengraden''. S. 21–42 und S. 77–101</ref>
 
Vor dem Hofgericht wurden Liegenschaftsangelegenheiten verhandelt, zu denen die Inhaber der Hofgüter als Hofgeschworene erschienen und gegebenenfalls bei Neuvergabe von Hofländereien eine [[Mortuarium|Kurmut]] zahlten. Schultheiß und Schöffen verhandelten über strittige Ansprüche, beurkundeten und besiegelten Erbteilungen, Landverkäufe, Schuldverschreibungen, Renteneinkünfte und Stiftungen und ließen Kopien der Urkunden im Schöffenbuch verzeichnen.<ref>HAEK, Urkunde 344, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band IV, Nr. 2911</ref>
 
Die Rechte des Stiftes und die Pflichten der Einwohner waren in einem [[Weistum]] aufgezeichnet, das dreimal jährlich an den Hofgerichtstagen den Bewohnern vorgetragen wurde. So war der [[Halfe]] des Fronhofes verpflichtet, das Zuchtvieh zu halten. Die Einwohner unterlagen dem [[Mühlenzwang]], das heißt, sie waren verpflichtet, auf der Mühle des Stiftes ihr Getreide mahlen zu lassen. An den Gerichtstagen hatten Müller und Gastwirte auf dem Fronhof zu erscheinen, um ihre Maße überprüfen zu lassen.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand Mariengraden, Urkunde Nr. 3/119 und Akten 7A, II, Blatt 1, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band I, Nr. 473 und Band IV, Nr. 2197</ref><ref name=Simons />
 
=== Neuzeit ===
'''==== Dorfbewohner''' ====
Bei einer auf kurfürstlichen Befehl erfolgten Vermessung des Grundbesitzes in Bliesheim im Jahre 1660 und der anschließenden steuerlichen Veranschlagung im Jahr 1664 wurden zwei große Höfe im Besitz von Mariengraden erfasst. Die Dorfbewohner, etwa 80 Familien, lebten überwiegend von der Landwirtschaft. Auch die Tagelöhner bewirtschaften einige kleine Landparzellen. Die Erträge der Landarbeit waren durch die geringe Bodenqualität, Grundpachtzahlungen, Zehntzahlungen, Ernteschäden<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, 90</ref> und weitere Abgaben wie Hühnerabgabe, Wachslieferungen an die Kirche und landesherrliche Steuern gemindert.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Kurköln II, 1152 und Kurköln II, 1904, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band IV, Nr. 2558 und 2568</ref>
 
'''==== Verwaltung und Gericht''' ====
Zu Hochgerichtsverhandlungen erschienen im 17. Jahrhundert ausgebildete Juristen. So leiteten zwei Schöffen des Hohen Weltlichen Gerichtes in Köln die [[Hexenprozesse]], die von 1629 bis 1632 auf dem Fronhof stattfanden. Die Hexenprozesse, die größtenteils ihre Ursachen in dörflichen Streitigkeiten, nachbarlichen Beschuldigungen und [[Denunziation]]en hatten, endeten überwiegend mit Todesurteilen und anschließenden [[Hinrichtung]]en, an denen die Kölner Schöffen, die „Kommissare“, maßgeblich beteiligt waren.<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, 90, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band IV, Nr. 2340–2363</ref><ref name=Simons /><ref>[http://www.erftstadt.de/cms/docman/task, doc_download/gid,5/Iternid,256/ Hexenverfolgung und Hexenprozesse im ehemaligen kurkölnischen Amt Lechenich (der zweite Teil handelt von den Hexenprozessen in Bliesheim)]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-01 21:33:49 InternetArchiveBot |url=http://www.erftstadt.de/cms/docman/task, }}</ref>
 
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts stand der jeweilige Friesheimer Schultheiß, ein Jurist, dem Gericht vor.<ref>[[Historisches Archiv der Stadt Köln|HAStK]], Bestand St. Mariengraden, Akten 7E, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band V, Nr. 2898</ref>
 
'''==== Kriege und Brände''' ====
Die Einwohner der Unterherrschaft Bliesheim erlitten wie die der übrigen Orte Erftstadts durch zahlreiche Truppendurchmärsche,<ref>Archiv Schloss Gracht, Akten, 90 und 21–24</ref> und Brandlegungen mehrfach großen Schaden. Von den im 1591 im Niederländischen Unabhängigkeitskrieg zerstörten Häusern waren bei einer steuerlichen Veranschlagung 1601 viele noch nicht wieder aufgebaut.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Bestand Kurköln, II, 1139, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band IV, Nr. 2171</ref>
 
Im sogenannten „[[Hessenkrieg]]“, einem Teil des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], wurden nach der Belagerung Lechenichs wieder zahlreiche Häuser verbrannt,<ref>Walram/Sarburg: Die heldenhafte Verteidigung von Burg und Stadt Lechenich 1642. Köln 1643</ref> ebenfalls beim Abzug der französischen Verbündeten des Kölner Kurfürsten [[Maximilian Heinrich von Bayern]] und seines [[Koadjutor]]s [[Wilhelm Egon von Fürstenberg-Heiligenberg]].<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Bestand Kurköln, II, 970, veröffentlicht in Stommel: Quellen, V, Nr. 2757</ref>
 
Mehrmals mussten die Einwohner Geld aufnehmen und mit ihrem Besitz Bürgschaft leisten, so 1644, um die geforderten Zahlungen der in [[Neuss]] liegenden hessischen Truppen zu erfüllen und damit die angedrohte Brandschatzung sowie die Verschleppung von Bürgern abzuwenden. In den Kriegen des französischen Königs [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]] litt Bliesheim unter [[Einquartierung]]en,<ref> Wien, Kriegsarchiv, alte Feldakten, Karton 179, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band V, Nr. 2666 nach Auszügen von Stefan Sienell</ref> und [[Fourage]]lieferungen.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Bestand Kurköln, IV, 399, Archiv Schloss Gracht, Akten, Nr. 90 und Nr. 51</ref> Geldaufnahmen waren 1674 notwendig wegen [[Kontribution]]sforderungen der kaiserlichen Truppen, 1676 wegen Forderungen der französischen Truppen und zur Einlösung eines verschleppten Bliesheimers.<ref>Brincken: Das Stift Mariengraden, I. Teil, Nr. 413, Nr. 421a und Nr. 424</ref>
 
=== Französische Zeit ===
Die ersten Jahre nach dem Einmarsch französischer Truppen in Bliesheim 1794 forderte die Revolutionsarmee Kontributionen, [[Hand- und Spanndienste]] sowie Fouragelieferungen.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Bestand Maas und Rhein, 1904</ref> Ein Dorfbrand im Jahr 1790<ref name=Simons /> und ein Hochwasser der Erft im Jahre 1795 hatten solche Schäden angerichtet, dass die verarmten Einwohner nicht in der Lage waren, die geforderten Lieferungen für die französische Armee zu erbringen.<ref>[[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf|HSTAD]], Bestand Maas und Rhein, 1644, Blatt 29–31, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band V, Nr. 3020</ref>
 
Diese Belastung wurde durch den [[Frieden von Campo Formio]] im Jahr 1797 beendet.
Im Jahr 1798 wurden die Verwaltung und das Rechtssystem nach französischem Vorbild umgestaltet. Die alten Territorien und damit auch die Unterherrschaft des Stiftes St. Mariengraden in Bliesheim mit ihren Gerichtsrechten wurden aufgehoben. Die Gerichtszuständigkeit wurde neu gegliedert und die kleinen Rechtsfälle Bliesheims dem Friedensgericht in Lechenich zugewiesen.<ref>Joseph Hansen (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der französischen Revolution 1780–1801, Band IV, Nr. 76 und Nr. 100, veröffentlicht in Stommel: Quellen, Band V, Nr. 3041 und Nr. 3042</ref>
 
Bei einer Änderung der Verwaltung im Jahr 1800 unter [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] wurde Bliesheim eine Gemeinde in der [[Mairie]] Liblar im [[Kanton Lechenich]]. Buschfeld wurde der Gemeinde Bliesheim zugewiesen.<ref>Max Bär: ''Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815''. Bonn 1919. S. 42 ff.</ref>
 
Mit dem [[Frieden von Lunéville]] vom Februar 1801 wurde die Zugehörigkeit des [[Linkes Rheinufer|linken Rheinufers]] zu Frankreich rechtskräftig.
 
1801 hatte Bliesheim 604 Einwohner, davon 160 Kinder. In Buschfeld lebten 32 Personen.
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=== Preußische Zeit ===
Durch die [[Preußen|preußischen]] Behörden wurden die bisherigen Mairien als Bürgermeistereien und ab 1927 mit der Bezeichnung ''Amt'' weitergeführt. Bliesheim gehörte zur [[Bürgermeisterei Liblar]] im [[Kreis Lechenich]] und nach 1827 zum [[Kreis Euskirchen]].
[[Datei:Donatus Brikettfabrik.jpg|miniaturmini|Brikettfabrik Donatus]]
 
'''==== Braunkohleabbau''' ====
Erhebliche Veränderungen brachte das 19. Jahrhundert für den bis zu diesem Zeitpunkt landwirtschaftlich ausgerichteten Ort. Der Zuzug von vielen Arbeitern, die beim [[Braunkohle]]abbau Beschäftigung fanden, begann schon zu Anfang des Jahrhunderts.
Er wurde verstärkt durch den intensivierten Abbau der Braunkohle und deren industrielle Verarbeitung in [[Brikettfabrik]]en Ende des 19. Jahrhunderts. Besondere Bedeutung für Bliesheim hatte die [[Grube Donatus]], die 1889 ihren Betrieb aufnahm. Hier fand ein großer Teil der Bevölkerung Arbeit, die Landwirtschaft blieb jedoch als Nebenerwerb für den Eigenbedarf bestehen.<ref name=Bartsch />
 
'''==== Infrastruktur''' ====
Die Verbesserung der Infrastruktur begann im Jahr 1857 mit dem Ausbau der Straße Bliesheim – Buschfeld – Liblar. Der weitere Ausbau der Infrastruktur erfolgte in der [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserzeit]]. 1909 wurde der Ort an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen, 1910 erfolgte die Pflasterung der Hauptstraße, ebenfalls 1910 der Anschluss an das elektrische Stromnetz. Eine Postagentur bestand schon im Jahr 1899, eine Telegrafenbetriebstelle seit 1900. Die ersten Telefone in Bliesheim wurden 1912 angemeldet.<ref name=Bartsch />
 
'''==== Schulwesen''' ====
[[Datei:Erftstadt Bliesheim Erich-Kästner-Grundschule.jpg|miniaturmini|Erich-Kästner-Grundschule]]
Im 17. und 18. Jahrhundert war es die zusätzliche Aufgabe des Küsters, Kinder zu unterrichten, eine Praxis, die auch in der Zeit unter französischer Verwaltung weitergeführt wurde. Dies war zunächst der aus kurfürstlicher Zeit übernommene Küsterlehrer, dessen Sohn nach dem Tod seines Vaters 1806 diese Aufgabe übernahm. Seine Ausbildung erhielt er durch einen absolvierten Kurs an dem in Brühl eingerichteten „College“.
 
Im 17. und 18. Jahrhundert war es die zusätzliche Aufgabe des Küsters, Kinder zu unterrichten, eine Praxis, die auch in der Zeit unter französischer Verwaltung weitergeführt wurde. Dies war zunächst der aus kurfürstlicher Zeit übernommene Küsterlehrer, dessen Sohn nach dem Tod seines Vaters 1806 diese Aufgabe übernahm. Seine Ausbildung erhielt er durch einen absolvierten Kurs an dem in Brühl eingerichteten „College“.
Eine im Jahre 1814 durchgeführte Befragung ergab, dass in Bliesheim von 143 Kindern in den Wintermonaten nur etwa die Hälfte am Schulunterricht teilnahm. In der Sommerzeit blieb die Schule geschlossen.
 
Eine im Jahre 1814 durchgeführte Befragung ergab, dass in Bliesheim von 143 Kindern in den Wintermonaten nur etwa die Hälfte am Schulunterricht teilnahm. In der Sommerzeit blieb die Schule geschlossen.
 
Nach der Einführung der Schulpflicht 1825 wies die preußische Regierung die Bliesheimer Schüler der [[Liblar]]er Schule zu, doch nach wenigen Jahren erhielt der Ort das Recht auf eine eigene Schule zurück, sodass ab 1827 vor Ort unterrichtet wurde. Dies geschah zunächst im Saal eines Wirtshauses und 1834 konnte ein neues Schulgebäude bezogen werden. Der Unterricht fand jetzt sowohl im Sommer als auch im Winter statt, den der bisherige nunmehr fest angestellte Lehrer erteilte. Wenn auch nur die Hälfte der schulpflichtigen Kinder den Unterricht besuchte, so war doch wegen der angewachsenen Schülerzahl der Bau eines weiteren Schulsaales erforderlich, der ab 1853 genutzt werden konnte.
 
Die räumliche Enge für eine auf 67 Knaben und 88 Mädchen angewachsene Zahl der Schulkinder, die fast alle zum Unterricht erschienen, machte einen größeren Neubau erforderlich.
 
Das 1885 errichtete Schulgebäude aus rotem [[Backstein]] entstand nach den Plänen des Kreisbaumeisters Müller-Deutz. Wegen der gestiegenen Schülerzahlen erhielt das Schulgebäude 1930 einen weiteren Anbau.<ref name=Simons />
 
==== Neubau der Kirche ====
[[Datei:Erftstadt Bliesheim Sankt Lambertuskirche.JPG|miniatur|Sankt Lambertus]]
[[Datei:Erftstadt Bliesheim Sankt Lambertuskirche.JPG|mini|hochkant|Sankt Lambertus]]
 
Die ehemalige Pfarrkirche Bliesheims auf dem heutigen Friedhof war baufällig geworden und bot der angewachsenen Gemeinde zu wenig Raum. Ein geplanter Neubau verzögerte sich jedoch immer wieder aus finanziellen Gründen. Der vom Einsturz bedrohte hölzerne [[Helm (Architektur)|Turmhelm]] war schon 1827 bis zum Mauerwerk abgetragen worden. Nachdem Teile der Decke des [[Kirchenschiff]]s eingestürzt waren, konnte ein Neubau nicht weiter verzögert werden. Die beim Abbruch der alten Kirche im Jahr 1863 freigelegten Quadersteine verwiesen auf einen Vorgängerbau in karolingischer Zeit, wie [[Peter Anton Tholen]] bei einer Untersuchung der Bearbeitung dieser Steine feststellte.<ref name=Simons />
'''Neubau der Kirche'''
Die ehemalige Pfarrkirche Bliesheims auf dem heutigen Friedhof war baufällig geworden und bot der angewachsenen Gemeinde zu wenig Raum. Ein geplanter Neubau verzögerte sich jedoch immer wieder aus finanziellen Gründen. Der vom Einsturz bedrohte hölzerne [[Helm (Architektur)|Turmhelm]] war schon 1827 bis zum Mauerwerk abgetragen worden. Nachdem Teile der Decke des [[Kirchenschiff]]s eingestürzt waren, konnte ein Neubau nicht weiter verzögert werden.
Die beim Abbruch der alten Kirche im Jahr 1863 freigelegten Quadersteine verwiesen auf einen Vorgängerbau in karolingischer Zeit, wie [[Peter Anton Tholen]] bei einer Untersuchung der Bearbeitung dieser Steine feststellte.<ref name=Simons/>
 
Die Gemeinde entschloss sich, nach Plänen des Kölner Landbaumeisters [[Robert Ferdinand Cremer]] einen größeren Kirchenbau in Auftrag zu geben, dessen Standort in die Dorfmitte verlegt wurde. Der zukünftige Standort wurde durch Erdreich aufgeschüttet, sodass die Kirche das Dorf in einer erhöhten Lage überragen würde. Die so geschaffene Anhöhe wurde durch eine Einfriedungsmauer abgefangen.
 
Das Bauwerk wurde In den Jahren 1860 bis 1863 mit vorgestelltem 54 Meter hohem Westturm erbaut und 1866 dem heiligen Lambertus geweiht. Die in Backstein errichtete [[Kirchenschiff|dreischiffige]] Kirche wurde als Pfeiler[[basilika (Bautyp)|basilika]] ohne Querschiff konzipiert und erhielt ein Kreuzgrat[[gewölbe]]. Nach den Plänen des Baumeisters erinnerte [[St. Lambertus (Bliesheim)|St. Lambertus in Bliesheim]] an die romanischen Basiliken des 12. Jahrhunderts und war der erste größere Kirchenbau in der Region, der im [[Neuromanik|neuromanischen]] Stil errichtet wurde.<ref>Frank Bartsch: ''St. Lambertus in Erftstadt-Bliesheim'', S. 7–9</ref>
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Einen weiteren Fortschritt stellte die gegen Ende der „Weimarer Zeit“ (1931) gegründete Genossenschaft „Gemüse- und Obstbauvereinigung Untere Erft“ dar. In dem von ihr betriebenen „Erzeugergroßmarkt für Obst, Gemüse und Kartoffeln“ fanden die Bauern Bliesheims und der Umgebung einen zentralen Absatzmarkt ihrer Produkte an den Großhandel.
 
Im Hinblick auf eine Krankenversorgung bewirkte eine Initiative des Pfarrers Stephan Pflugfelder, dass sich 1929 als eine der ersten Niederlassungen die 1926 gegründeten [[Schönstätter Marienschwestern]] des [[Gymnich]]er Paters [[Josef Kentenich]] in Bliesheim niederliessenniederließen, um sich der ambulanten Krankenpflege zu widmen. 1931 bezogen sie ein neu errichtetes Gebäude, das nach einer Planung des Kölner Architekten Hans Peter Fischer entstanden war.<ref name=Bartsch />
 
In diesem Gebäude, dem Marienheim, richteten sie den ersten Kindergarten Bliesheims ein. 2012 wurde das Engagement der Gemeinschaft wegen Nachwuchsmangels aufgegeben. Das Gebäude wird verkauft.<ref>Kölner Stadtanzeiger, Rhein-Erft, 29. Febr. 2012, S. 40</ref>
 
=== Zeit des Nationalsozialismus ===
Die [[NSDAP]] fand in der traditionell katholisch bestimmten Gemeinde mit einer langen [[Zentrumspartei|Zentrumstradition]] nur wenig Anhänger. Einige der patriotisch Gesinntengesinnten Bürger, die den Zusammenbruch des Kaiserreiches und die Folgen des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] nicht verwunden hatten, wählten jedoch 1933 die Nationalsozialisten, die im Ort 18&nbsp; % der Stimmen erhielten.<ref>Gabriele Rünger: ''Wer wählte die NSDAP?'' In: ''Geschichte im Kreis Euskirchen''. 1987. S. 69–114.</ref>
 
Vorerst erfolgten nun einige Straßenumbenennungen. So wurden der Marktplatz, der nach dem Abriss eines alten Bauernhofes entstanden war, zum Adolf-Hitler-Platz, und die Feldstraße (heutige Lambertusstraße) benannte man zur Horst-Wessel-Straße um. Der bisherige Gemeindevorsteher wurde durch ein Parteimitglied ersetzt. Nach der Eindämmung der allgemein hohen ArbeitslosigkeitSchließlich akzeptierten jedoch die meisten Einwohner die Maßnahmen der neuen Regierung.
 
Im Zweiten Weltkrieg blieb Bliesheim von Zerstörungen weitgehend verschont. Mit dem Einzug der US-Amerikaner am 4. März 1945 war für die Ortschaft der Krieg beendet, viele der zum Kriegsdienst eingezogenen Männer kehrten jedoch nicht zurück.<ref name="Bormann_69–92">Cornelius Bormann: ''Bliesheim. Der Ort am Wasser. Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94''. S. 69–92</ref>
 
=== Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg ===
Die Gemeinde Bliesheim blieb Teil des [[Amt Liblar|Amtes Liblar]] bis zu dessen Auflösung durch die [[Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen|kommunale Verwaltungsreform]] und der Bildung der Stadt Erftstadt am 1. Juli 1969.<ref>{{Literatur|Autor=Martin Bünermann|Titel=Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen|Jahr=1970|Verlag=Deutscher Gemeindeverlag|Ort=Köln|Seiten=86}}</ref>
 
'''==== Neubaugebiete, Schulneubau und Erftregulierung''' ====
In den ersten Nachkriegsjahren wurden außerhalb des links der Erft gelegenen alten Ortskerns jenseits von Erft und Liblarer Mühlenbach Gemeindehäuser als Mehrfamilienhäuser erbaut, um die zahlreich zugezogenen [[Heimatvertriebene]]n unterzubringen. Einige dieser Neubürger erwarben auf der am [[Ville (Rheinland)|Villehang]] gelegenen ''Langen Heide'' eines der preisgünstig angebotenen Grundstücke zum Bau eines Eigenheims.<ref name=Bartsch /><ref name="Bormann_69–92" />
 
Das entstandene Neubaugebiet ''Lange Heide'' entwickelte sich zu einem begehrten Wohnort. Durch seine erhöhte Lage mit Panoramablick, seine verkehrsgünstige Lage durch die Anbindung an die [[Eifelstrecke|Eifelbahn]] (Köln –) Hürth-Kalscheuren – Trier über den Bahnhof ''Liblar'' (heute: ''Erftstadt''), wurden in den 1960er Jahren auch viele Kölner Bürger oder Bewohner aus den umliegenden Orten des [[Rheinisches Braunkohlerevier|Rheinischen Braunkohlereviers]] zu Neubürgern. Seit 1974 belastet das [[Autobahnkreuz Bliesheim]] diesen Ortsteil allerdings erheblich mit Verkehrslärm.
In den ersten Nachkriegsjahren wurden außerhalb des links der Erft gelegenen alten Ortskerns jenseits von Erft und Liblarer Mühlenbach Gemeindehäuser als Mehrfamilienhäuser erbaut, um die zahlreich zugezogenen [[Heimatvertriebene]]n unterzubringen. Einige dieser Neubürger erwarben auf der am [[Ville (Rheinland)|Villehang]] gelegenen ''Langen Heide'' eines der preisgünstig angebotenen Grundstücke zum Bau eines Eigenheims.<ref name=Bartsch /><ref name="Bormann_69–92"/>
 
Das entstandene Neubaugebiet ''Lange Heide'' entwickelte sich zu einem begehrten Wohnort. Durch seine erhöhte Lage mit Panoramablick, seine verkehrsgünstige Lage durch die Anbindung an die [[Eifelstrecke|Eifelbahn]] (Köln –) Hürth-Kalscheuren – Trier über den Bahnhof ''Liblar'' (heute: ''Erftstadt''), wurden in den 1960er Jahren auch viele Kölner Bürger oder Bewohner aus den umliegenden Orten des [[Rheinisches Braunkohlerevier|Rheinischen Braunkohlereviers]] zu Neubürgern.
 
Für die große Schülerzahl reichte der bisherige Klassenraum nicht aus. 1958 entstand ein Neubau mit Lehrschwimmbecken. Für das Treppenhaus schuf [[Jakob Riffeler]] ein Wandmosaik aus farbigen Kacheln.
Bis zur Regulierung der Erft wurden die niederen Gebiete Bliesheims von dem in regelmäßigen Abständen auftretenden Hochwässern betroffen, die erhebliche Schäden verursachten. Der Ausbau des Erftbettes in den 1960er Jahren entschärfte die Hochwassergefahr.<ref name=Bartsch />
 
Bis zur Regulierung der Erft wurden die niederen Gebiete Bliesheims von den in regelmäßigen Abständen auftretenden Hochwässern betroffen, die erhebliche Schäden verursachten. Der Ausbau des Erftbettes in den 1960er Jahren entschärfte die Hochwassergefahr.<ref name=Bartsch />
'''Veränderung in Erwerbstätigkeit und Wirtschaft'''
 
==== Veränderung in Erwerbstätigkeit und Wirtschaft ====
Mit der Stilllegung der Brikettfabrik ''[[Grube Donatus|Donatus]]'' 1959 entfiel ein wichtiger Arbeitgeber für die Bliesheimer Bevölkerung.
 
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Bedingt durch das Ende des Braunkohleabbaus und die Veränderungen in der Landwirtschaft veränderte sich die Erwerbstätigkeit.
 
Die meisten Berufstätigen arbeiten heute außerhalb des Ortes vorwiegend in der nahen [[Großstadt]] Köln oder in deren [[Peripherie]].
 
'''==== Bevölkerungsentwicklung''' ====
In den letzten beiden Jahrhunderten entwickelte sich Bliesheim zu einem [[Straßendorf]], dessen Einwohnerzahl von etwa 600 im Jahre 1801 auf 1212 im Jahre 1900 anwuchs. Mit 2425 Bewohnern im Jahre 1956 war eine Verdoppelung der Bevölkerung erreicht, deren Anzahl 1969 den Stand von 3048 Personen betrug.
 
'''==== Vereinsleben''' ====
Die Bliesheimer pflegen wie viele Erftstädter Ortsgemeinschaften ein seit alter Zeit überkommenes, reges Vereinsleben.
Die ältesten dieser Vereine, denen junge und ältere Menschen gleichermaßen angehören, sind:
* Der Männergesangverein von 1868
* Die St.-Sebastianus-Schützengesellschaft von 1870,<ref name=Simons /> seit 1948 Schützenbruderschaft Bliesheim 1405 e.&nbsp;V.<ref name=Bartsch />
* Der Ballspielclub Bliesheim 1927 e.&nbsp;V. (BC Bliesheim) mit mehreren Abteilungen (Fußball, Jugend, Tischtennis)
 
Fast alle Vereine und Interessengemeinschaften sind in der Dorfgemeinschaft Bliesheim zusammengeschlossen und bieten vielfältige gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen sowie ein breites Sportangebot.
 
=== Die Bürgermeister von Bliesheim ===
<ref name="BM" />
 
{| class="wikitable"
|-
! von || bis !! Name
|-
| 1833 || 1857 || Hermann Eichen
|-
| 1857 || 1871 || Gottfried Breuer
|-
| 1871 || 1874 || Johann Joseph Winand
|-
| 1874 || 1882 || Theodor Kolgraf
|-
| 1882 || 1888 || Johann Joseph Winand
|-
| 1889 || 1905 || Werner Schwarz
|-
| 1905 || 1911 || Johann Kyrion (1867–1935)
|-
| 1911 || 1917 || Peter Breuer
|-
| 1917 || 1922 || Johann Jäntgen
|-
| 1922 || 1930 || Engelbert Hommelsheim (parteilos)
|-
| 1930 || || Franz Platz
|-
| 1930 || 1932 || Gregor Vosen
|-
| 1932 || 1934 || Jakob Giesen
|-
| 1934 || 1935 || Engelbert Hommelsheim (parteilos)
|-
| 1935 || 1955 || Hubert Kessenich
|-
| 1946 || || Gregor Vosen
|-
| 1946 || 1955 || Jakob Giesen
|-
| 1955 || 1964 || Friedrich Derkum
|-
| 1964 || 1969 || Wilhelm Bastian
|-
| ---
| ---
|Frank Jüssen
|}
 
Von 2015 bis 2017 war Norbert Vianden (CDU) Ortsbürgermeister. Er verstarb bei einem Autounfall.<ref>{{Internetquelle |autor=Udo Beißel |url=https://www.ksta.de/region/rhein-erft/erftstadt/unfall-bei-erftstadt-bliesheimer-ortsbuergermeister-norbert-vianden-stirbt-bei-unfall-auf-der-l33-bei-friesheim-321815 |titel=Unfall bei Erftstadt: Bliesheimer Ortsbürgermeister, Norbert Vianden, stirbt bei Unfall auf der L33 bei Friesheim |werk=Kölner Stadt-Anzeiger (ksta.de) |datum=2017-08-16 |abruf=2024-12-27}}</ref> Sein Nachfolger wurde Frank Jüssen.<ref>https://www.erftstadt.de/web/rathaus-in-erftstadt/rat-und-ausschuesse/ortsbuergermeister</ref>
 
== Heutiges Ortsbild ==
[[Datei:Bliesheim Lambertus.jpg|miniaturmini|Lambertuskirche]]
 
Wie die Mehrzahl der Erftstädter Stadtteile hat auch Bliesheim eine hohe Anzahl gut erhaltener [[Baudenkmal|Baudenkmäler]] aufzuweisen, deren Entstehung bis in das 18. Jahrhundert zurückgeht. Hierzu gehören der Fronhof, die Mühle und die Schmiede. Andere unter Denkmalschutz stehende Wohnhäuser und Höfe sowie die Pfarrkirche des Ortes entstanden im 19. Jahrhundert.
Wie die Mehrzahl der Erftstädter Stadtteile hat auch Bliesheim eine hohe Anzahl gut erhaltener [[Baudenkmal|Baudenkmäler]] aufzuweisen, deren Entstehung bis in das 18. Jahrhundert zurückgeht. Hierzu gehören der Fronhof, die Mühle und die Schmiede. Andere unter Denkmalschutz stehende Wohnhäuser und Höfe sowie die Pfarrkirche des Ortes entstanden im 19. Jahrhundert.
 
Zwischen dem alten Ortsteil, der seinen dörflichen Charakter noch bewahrt hat, und dem Neubaugebiet am Villehang fließt die Erft. An ihren Ufern entstand wohl im Rahmen der Regulierung des Flussbettes ein im Hinblick auf ansteigende Wasserstände recht breit angelegter Grünstreifen.
 
'''=== Allgemeine Einrichtungen''' ===
Die notwendigste medizinische Versorgung vor Ort gewährleisten eine Apotheke, Arztpraxen und das nahe gelegene KrankenhausMarien-Hospital im Stadtteil [[Frauenthal (Erftstadt)|Frauenthal]]. Es gibt Bankfilialen und einige kleinere Geschäfte vor Ort, größere Einkäufe können im zwei2 Kilometer entfernten Erftstadtcenter getätigt werden.
 
Bliesheim ist gut an das regionale Verkehrsnetz angeschlossen. Die Kreisstraße K&nbsp;45 und die Landstraßen L&nbsp;163 und L&nbsp;263 sowie die Buslinie 920 verbinden den Ort mit den Nachbarorten.
 
Die Grundschule des Ortes, die nach der Schulreform von 1968 beibehalten wurde, unterrichtet Bliesheimer und Blessemer Grundschüler. Der Unterricht findet in dem alten Schulgebäude und einem Erweiterungsbau vom 1958 mit Anbauten aus den Jahren 2000 und 2007 statt.
 
=== Verkehr ===
Am 31. März 2018 hatte Bliesheim 3400<ref>https://www.erftstadt.de/web/infos-zu-erftstadt/die-stadt-in-zahlen</ref> Einwohner, die ab dem 26. April 2015 durch Ortsbürgermeister Norbert Vianden (CDU) im Stadtrat vertreten wurden, der im Juli 2017 bei einem Autounfall ums Leben kam.<ref>http://www.ksta.de/region/rhein-erft/erftstadt/zusammenstoss-bliesheimer-ortsbuergermeister-stirbt-bei-unfall-auf-der-l33-bei-friesheim-27911738</ref> Sein Nachfolger wurde Frank Jüssen.<ref>https://www.erftstadt.de/web/rathaus-in-erftstadt/rat-und-ausschuesse/ortsbuergermeister</ref>
Die [[Verkehrsverbund Rhein-Sieg|VRS]]-Buslinie 955 der [[Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft]] verbindet den Ort mit [[Liblar]] und [[Euskirchen]]. Zusätzlich verkehren an Schultagen einzelne Fahrten der Linie 990 sowie der auf die Schülerbeförderung ausgerichteten Linie 974.
 
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe9"
! style="background:#AADD55" | Linie
! style="background:#AADD55" | Verlauf
{{Linienverlauf VRS|955}}
{{Linienverlauf VRS|974}}
{{Linienverlauf VRS|990}}
|}
 
== Lauerbusch ==
Der Lauerbusch ist ein 8.,3 Hektar großes Waldstück in Bliesheim. Es diente im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als Munitionslager der deutschen Wehrmacht. Um 1940 wurden dort 18 Gebäude errichtet, welche nach Kriegsende Flüchtlingen als Wohnungen dienten. Da sich mindestens vier tödliche Unfälle ursächlich wegen der gelagerten Restmunition ereigneten, wurden die Wohnungen 1969 geräumt und später abgerissen. 1988 wurde der Lauerbusch unter Naturschutz gestellt.<ref>{{Toter Link |datum=2024-12-27 |url=http://www.bliesheim.info/der_ort/lauerbusch/lauerbusch.php |text=www.bliesheim.info}}</ref>
 
== Persönlichkeiten ==
Der bekannteste Bliesheimer (mit internationalem Renommee) ist der Komponist [[Bernd Alois Zimmermann]] (1918–1970).<ref>[{{Webarchiv|url=http://www.schott-musik.de/shop/artists/1/20992/ Zimmermann bei Schott]{{Toter Link|datewayback=2018-0420070809221651 |archivebottext=2018-04-01Zimmermann 21:33:49 InternetArchiveBot |url=http://www.schott-musik.de/shop/artists/1/20992/bei Schott}}</ref> Nach ihm ist eine Bliesheimer Straße benannt worden (östlich der L&nbsp;163, zwischen Rotdornweg und Am Wachberg).
 
== Sehenswürdigkeiten ==
{{Hauptartikel|Liste der Baudenkmäler in Bliesheim}}
 
<gallery>
Datei: Erftstadt Bliesheim Mariensäule von 1867 Detail.JPG| Mariensäule von 1867
Datei: Bliesheim Am Kreuz.jpg|Kruzifix mit der Chronogrammangabe 1896
Datei: Bliesheim alte Schmiede von 1799.JPG| Alte Schmiede von 1799
Datei: Bliesheim Frankenstraße 61 Fachwerk um 1880.JPG|Fachwerkhaus aus dem Jahr 1880
</gallery>
 
* Kirche St. Lambertus
* Mariensäule vor dem Kirchenportal. Die Säule ist eine Stiftung der Familie Wynand im Jahr 1867. Die ca. 5 &nbsp;m hohe, von einer Marienfigur bekrönte Säule, ist ein Werk des Bonner Bildhauers Josef Olzem
* Das Kruzifix an der Ecke Frankenstraße / Merowingerstraße, angefertigt um 1500, aus der Kölner Werkstatt des [[Meister Tilman]] (Tilman Heysacker) hing seit 1803 am Dorfhof „Alte Schmiede“ und wurde, um das Original zu schützen, durch eine Nachbildung (von Jörg Großhaus aus Burscheid) ersetzt. Auf einem alten Foto erkennt man zwei Figuren, die das Kreuz flankierten.<ref>Frank Bartsch: Bliesheim in historischen Ansichten. Titelbild und Abb. 19</ref><ref>[{{Toter Link |inline=1 |datum=2024-12-27 |url=http://www.bliesheim.info/der_ort/kirchliche_einrichtungen/wegkreuze/triumph-kreuz/triumph-kreuz.php}} Historische Bilder und Geschichte des Kreuzes bei bliesheim.info]</ref> Nach seiner aufwändigen Restaurierung wurde das Original im Vorraum von St. Lambertus aufgehängt.
* Lambertushäuschen Frankenstraße / Am Höhlchen, errichtet 1892
* Kreuz Ecke Frankenstraße / Am Kreuz
* Bliesheimer Mühle (17./18. Jh., Standort-Ersterwähnung 1260), zurzeit in Restauration des noch weitgehend vorhandenen Mahlwerks<ref>[httphttps://www.rundschau-online.de/redaktion/neues-konzept-die-muehle-soll-wieder-klappern-10517376169284 MargredMargret Klose: ''Die Mühle soll wieder klappern,'' in Rhein-Erft-Rundschau vom 10. August 2011]</ref><ref>[http://www.muehlenverband-rer.de/ws/fileadmin/ws_downloads/mvrer_konzept_bliesheimer_muehle.pdf Beschreibung und Konzept für Nutzung bei Mühlenverband Rhein-Erft, PDF]</ref>
 
{{Hauptartikel|Liste der Baudenkmäler in Bliesheim}}
 
== Literatur ==
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* [[Cornelius Bormann]]: ''Bliesheim. Der Ort am Wasser''. Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94
* Gabriele Rünger: ''Wer wählte die NSDAP?'' In: Geschichte im Kreis Euskirchen. 1987
* Bernhard Schreiber: ''Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raumes''. Erftstadt 1999
* [[Peter Simons (Heimatforscher)|Peter Simons]]: ''Bliesheim. Geschichte der kölnischen Stiftsherrschaft Mariengraden''. Euskirchen 1936
* [[Karl Stommel]]: ''Die französischen Einwohnerlisten aus Erftstadt''. Erftstadt 1989
* Karl und [[Hanna Stommel]]: ''Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt''. Band I–V. Erftstadt 1990–1998
* Peter Mühlens: ''Das Triumphkreuz von Bliesheim – Eine wechselvolle Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart'', Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2009, S. 5–12
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Bliesheimaudio=0|video=0}}
* [httphttps://www.erftstadt.de/webstadtinfos/infos-zu-erftstadt/stadtteilestadtbezirke/bliesheim .php Bliesheim (bei erftstadt.de) (abgerufen am 1027. AprilDezember 20162024)]
 
== Einzelnachweise ==
{{Coordinate |NS=50.7864 |EW=6.8135 |type=landmark |region=DE-NW}}
<references>
<ref name="EinwohnerErftstadt">
{{Internetquelle
|url=https://www.erftstadt.de/stadtinfos/bevoelkerungszahlen.php
|titel=Einwohner:innen in Erftstadt (01.08.2024)
|werk=erftstadt.de
|hrsg=Stadt Erftstadt
|abruf=2024-08-27
}}
</ref>
<ref name="BM">Horst Matzerath (Hg.): ''Auf dem Weg zur Erftstadt – Politik und Verwaltung im 19. und 20. Jahrhundert'', mit Beiträgen von Frank Bartsch, Horst Matzerath, Ralf Othengrafen. Schriften des Geschichtsvereins Erftstadt, Band 2. ISBN 978-3-921300-50-3, erschienen 2015. Seite 175</ref>
</references>
 
{{Navigationsleiste Stadtteile von Erftstadt}}
 
{{Normdaten|TYP=g|GND=4564020-8|VIAF=247383387}}
 
[[Kategorie:Ortsteil von Erftstadt]]