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| Herkunft = [[Seidenspinner#Seidenraupen|Seidenraupe]]<br />(''Bombyx mori'')
| Farbe = weiß schimmernder Glanz
| Faserlänge = 800–3000&nbsp;m/Kokon; 50&nbsp;km Reißlänge<ref>[http://www.swiss-silk.ch/?page_id=55 ''Seide Zahlen, Fakten''] aus swiss-silk.ch, abgerufen am 26. März 2016.</ref> (entbasteter Faden)
| Faserdurchmesser = 12–24&nbsp;µm;<ref name="Weber">Franz Weber, Aldo Martina: ''Die neuzeitlichen Textilveredlungs-Verfahren der Kunstfasern.'' Springer-Verlag, 1951. (Reprint: ISBN 978-3-7091-2424-6)</ref> Wildeseide 40–70&nbsp;µm<ref>Paul Heermann: ''Technologie der Textilveredelung.'' Springer-Verlag, 1926, S.&nbsp;51. (Reprint: ISBN 978-3-642-99410-4)</ref>
| Dichte = 1,25&nbsp;g/cm³ entbastet; 1,3–1,37&nbsp;g/cm³ roh<ref name="Merritt" />
| Zugfestigkeit = 350–600&nbsp;[[Megapascal|MPa]]<ref name="Elias">Hans-Georg Elias: ''Große Moleküle: Plaudereien über synthetische und natürliche Polymere.'' Springer-Verlag, 1985, ISBN 3-662-11907-2, S. 105.</ref>
| Spezifische Zugfestigkeit =
| Elastizitätsmodul = 8,0–12,5&nbsp;[[Gigapascal|GPa]];<ref>[[Wolfgang Bobeth]] (Hrsg.): ''Textile Faserstoffe. Beschaffenheit und Eigenschaften.'' Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1993, ISBN 3-540-55697-4, S.&nbsp;167.</ref> 7–10&nbsp;GPa<ref name="Elias" />
| Spezifisches Elastizitätsmodul =
| Festigkeit =
| Nassfestigkeit = ca. 75–85 % der Trockenfestigkeit<ref name="Weber" />
| Bruchkraft =
| Bruchdehnung = 20–30 %<ref name="Weber" />
| Elektrische Leitfähigkeit =
| Wärmeleitfähigkeit =
| WasseraufnahmeFeuchtigkeitsaufnahme = 109–11 % bei(21 f° C/65 %/20&nbsp r.F.); 20–40 % (24 °C/ 95 % r.F.)<ref>P.-A.Dieter KochVeit: ''RezeptbuchFasern für Faserstoff-Laboratorien.''Geschichte, Springer-VerlagErzeugung, 1960Eigenschaft, S.&nbsp;127Markt. (Reprint:Springer Berlin 2023, ISBN 978-3-662-1292164468-0)3, S. 383</ref>
| Chemische Beständigkeit =
| Produkte = Textilien
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[[Datei:Silk Thread - Talat Sao - Vientiane - Laos.JPG|mini|hochkant|Farbauswahl gefärbter Seide]]
 
'''Seide''' (Kurzzeichen nach Textilkennzeichnungsgesetz: ''SE''), von [[mittellatein]]isch ''seta''), ist ein tierischer Faserstoff. Sie wird aus den [[Kokon (Verpuppung)|Kokons]] der [[Seidenspinner#Seidenraupen|Seidenraupe]], der [[Larve]] des [[Seidenspinner]]s, gewonnen. Seide ist die einzige in der Natur vorkommende [[Textilie|textile]] [[Endlos-Faser|Endlosfaser]] und besteht hauptsächlich aus [[Protein]]. Sie kommt ursprünglich aus [[Kaiserreich China|China]] und war eine wichtige Handelsware, die über die [[Seidenstraße]] nach [[Europa]] transportiert wurde. Neben China, wo heute noch der Hauptanteil produziert wird, sind [[Japan]] und [[Indien]] weitere wichtige Erzeugerländer, in denen der [[Seidenbau]] betrieben wird.
 
Das zugehörige [[Adjektiv]] ist '''seiden''' (aus Seide bestehend) bzw. '''seidig''' (an Seide erinnernd, mit Seide vergleichbar).
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[[Datei:Court ladies pounding silk from a painting (捣练图) by Emperor Huizong.jpg|mini|hochkant|Frauen „schlagen“ Seide ([[Song Huizong|Huizong]], China, 12. Jh.)]]
[[Datei:Seidentuch.jpg|mini|hochkant|Foulard (Seidentuch) im klassischen Equipage-Stil]]
[[Datei:Auf der Winzerer Höhe 15 Regensburg 2014.JPG|mini|Wirtschaftsgebäude (1835) Seidenplantage Regensburg]]
=== Anfänge ===
Schon die alte [[Indus-Kultur|Indus-Zivilisation]] (etwa 2800 bis 1800 v.&nbsp;Chr.)<ref>I. L. Good u.&nbsp;a.: ''New Evidence for early silk in the indus civilization.'' In: ''[[Archaeometry]].'' 21. Jan 2009, [[doi:10.1111/j.1475-4754.2008.00454.x]].</ref> und das alte China kannten die Seide. Durch genaue Untersuchungen der Seidenstruktur [[Archäologie|archäologischer]] Funde wurde festgestellt, dass zur Seidenproduktion im Indus-Gebiet der Seidenspinner der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[Antheraea]]'' eingesetzt wurde. Es handelt sich hier um eine sogenannte wilde Seide. Heutige Seide dagegen stammtestammt einzig von dem [[Domestizierung|domestizierten]] [[Seidenspinner]] (''Bombyx mori'').<ref>Philip Ball: ''Rethinking silk's origins, Did the Indian subcontinent start spinning without Chinese know-how?'' In: ''[[Nature]].'' 17. Feb 2009; [[doi:10.1038/457945a]].</ref> Der Ursprung letzterer liegt etwa im [[3.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr.]] und ist eher von Legenden umrankt, als dass es genaue Jahreszahlen gäbe. Der Sage nach soll in China der legendäre Kaiser [[Fu Xi]] (etwa um 3000 v.&nbsp;Chr.) als erster auf den Gedanken gekommen sein, Seidenraupen zur Herstellung von Gewändern zu nutzen. Fu Xi gilt auch als Erfinder eines mit Seidenfäden bespannten [[Saiteninstrument]]s. Die Sage nennt noch einen weiteren berühmten Kaiser: [[Shennong]] (Gott des Ackerbaus, etwa 3000 v.&nbsp;Chr.) soll das Volk gelehrt haben, [[Maulbeeren|Maulbeerbäume]] und [[Hanf]] anzubauen, um Seide und Hanfleinen zu gewinnen. ''Leizu von Xiling'', die Gattin des ''Gelben Kaisers'' [[Huangdi|Huáng Dì]], hat angeblich im 3.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. dem Volk die Nutzung von Kokons und Seide zur Herstellung von Kleidungsstücken beigebracht.
 
Aufbauend auf dieser Legende wurde anhand der [[Kaiserreich China#Traditionelle Chronologie der Herrscherdynastien|Chronologie der chinesischen Kaiser]] eine Entstehungszeit der Seide von 2700 bis 2600 v.&nbsp;Chr. angenommen, da bei den Ausgrabungen von [[Qianshanyang]] Fragmente von Seidengeweben gefunden wurden, die mittels [[Radiokarbonmethode|Radiocarbondatierung]] in die Zeit um 2750 v.&nbsp;Chr. datiert werden konnten. Neuere archäologische Funde von chemischen Relikten des Seidenproteins [[Fibroin]] in zwei 8500 Jahre alten Gräbern lassen vermuten, dass bereits jungsteinzeitliche Bewohner von [[Jianhu]] die Seidenfasern zu Stoffen gewebt haben.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-21006-2017-01-03.html |titel=Archäologen entdecken älteste Seidenreste |werk=scinexx.de |hrsg= |datum= |abruf=2017-01-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Yuxuan Gong, Li Li, Decai Gong, Hao Yin, Juzhong Zhang |url=http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0168042 |titel=Biomolecular Evidence of Silk from 8,500 Years Ago |werk=[[PLOS ONE]]. 11(12): e0168042 |hrsg= |datum=2016-12-12 |sprache=en |abruf=2017-01-03}}</ref>
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=== Römerzeit ===
Ein Fernhandel mit chinesischer Seide (lateinisch ''sericum''<ref>Unter ''Sericum crudum'' verstand [[Valerius Cordus]] das feine Häutchen über der Puppe des Seidenwurms. Die ebenfalls so bezeichneten Seidenraupenkokons wurden noch Ende des 18. Jahrhunderts in Apotheken vorrätig gehalten. Vgl. Otto Zekert (Hrsg.): ''Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570.'' Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 155.</ref>) existierte schon zu Beginn der christlichen Zeitrechnung. Laut dem Römer [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]] (etwa 23 bis 79 n.&nbsp;Chr.), der auch die Seidenraupen beschreibt, verdankt der antike [[Mittelmeerraum]] die Herstellung der [[Koische Seide|Koischen Seide]] einer gewissen Pamphilia von [[Kos]].<ref>Plinius: ''[[Naturalis historia]]'' 11, 26, vgl. [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/secondary/SMIGRA*/Sericum.html ''Silk in the Ancient Rome''].</ref> Diese Seide wurde jedoch zunehmend durch feinere und dünnere chinesische Seide verdrängt. Laut Publius Annius oder Lucius Annaeus [[Florus]] sollen die Römer bei der vernichtenden Niederlage, die ihnen 53 v.&nbsp;Chr. die [[Parther]] in der Schlacht bei [[Carrhae]] beibrachten, erstmals chinesische Seide kennengelernt haben.<ref>Heide-Renate Döringer: ''Seide: Mythen – Märchen – Legenden'', BoD Books on Demand, Norderstedt 2013. ISBN 978-3-7322-5402-6. Kapitel 6, S. 88: Die Legende wird mit der falschen Quellenangabe „Flores“ (recte: der römische Geschichtsschreiber (Annaeus) [[Florus]]) referiert.</ref> Florus ist der einzige vonrömische den römischen HistoriographenHistoriograph, der im Zusammenhang mit Carrhae die Seidenlegende erwähnt.
 
Der römische Satiredichter [[Juvenal]] klagte im Jahre 110 n.&nbsp;Chr., dass die römischen Frauen so verwöhnt seien, dass sie mittlerweile sogar die feine Seide als zu rau empfänden. Die chinesische Seide gelangte über mehrere Handelsstationen nach [[Rom]]. Chinesische Händler brachten die Seide zu den Häfen von [[Sri Lanka]], wo indische Händler sie aufkauften. Arabische und griechische Händler kauften Seide an der südwestlichen Küste des indischen Halbkontinents ein. Der nächste Umschlagsplatz war die Inselgruppe [[Sokotra]] im nordwestlichen Indischen Ozean. Von dort aus wurde die Seide in der Regel bis zu dem antiken ägyptischen Rotmeerhafen [[Berenike (Baranis)|Berenike]] gebracht ([[Indienhandel]]).<ref name="Bernstein">William Bernstein: ''A Splendid Exchange: How Trade shaped the World.'' Atlantic Books, London 2009, ISBN 978-1-84354-803-4.</ref> [[Karawane|Kamelkarawanen]] transportierten sie anschließend weiter bis zum Nil, wo die Fracht erneut mit Schiffen bis nach [[Alexandria]] gelangte. Hier kauften sie überwiegend römische Händler auf, die die Seide schließlich in das Gebiet des heutigen [[Italien]] importierten.<ref name="Bernstein" />
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=== Mittelalter ===
Den Chinesen war es bei [[Todesstrafe]] verboten, die Raupen oder ihre Eier außer Landes zu bringen. Um das Jahr 555 herum gelang es jedoch angeblich zwei [[Perserreich|persischen]] [[Mönchtum|Mönchen]], einige Eier zum [[Ostrom|oströmischen]] Kaiser [[Justinian I.]] nach [[Konstantinopel]] zu schmuggeln. Mit diesen Eiern und dem Wissen, welches sie bei ihrem Aufenthalt in China über die Aufzucht von Seidenspinnern erworben hatten, war jetzt auch außerhalb Chinas eine Produktion von Seide möglich. Es ist allerdings fraglich, ob die Eier des Seidenspinners diese lange Reise überstanden hätten. Fest steht aber, dass um 550 n.&nbsp;Chr. die Seidengewinnung im [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] begann<ref>Robert Sabatino Lopez: ''Silk industry in the Byzantine Empire.'' In: ''[[Speculum (Zeitschrift)|Speculum]].'' 1945, S.&nbsp;1–42.</ref> und im mittelalterlichen [[Persisches Reich|Persien]], etwa im Gebiet des [[Iranisches Hochland|iranischen Hochlands]] im 10. Jahrhundert, Seide hergestellt wurde.<ref>D. G. Shepherd: ''Technical Aspects of [[Buyiden|Buyid]] Silks.'' In: Arthur U. Pope, Phyllis Ackerman (Hrsg.): ''A Survey of Persian Art from Prehistoric Times to the Present XIV'' (= ''New Studies 1938–1960, Proceedings, The IVth International Congress of Iranian Art and Archaeology, Part A, April 24-May 3, 1960''), Oxford University Press, Oxford / London / New York 1960, S. 3090–3099; D. G. Shepherd: ''Medieval Persian Silks in Fact and Fancy. A Refutation of the Riggisberg Report.'' In: ''Bulletin de liaison du Centre International d’Etudes des Textiles Anciens (CIETA).'' Band 39/40, 1974, S. –239.</ref><ref>Vgl. auch S. S. Blair, J. M. Bloom, A. E. Wardwell: ''Reevaluating the Date of the „Buyid“ Silks by Epigraphic and Radiocarbon Analysis.'' In: ''Ars Orientalis.'' Band 22, 1992, S. 1–41.</ref> In Europa etablierte sich eine Reihe Regionen als Zentren der Seidenproduktion und der Seidenfärberei.
Ab dem 12.&nbsp;Jahrhundert wurde Italien in der Produktion europäischer Seide führend. Frühe Zentren der Herstellung und Verarbeitung waren [[Palermo]] und [[Messina]] auf [[Sizilien]]<ref>Raffaello Piraino: ''Il tessuto in Sicilia.'' L’Epos 1998, ISBN 88-8302-094-4, S.&nbsp;142.</ref> sowie [[Catanzaro]] in [[Kalabrien]].
Die norditalienische Stadt [[Lucca]] verdankte ihren Einfluss und ihre Macht im 13.&nbsp;Jahrhundert beispielsweise ihrer Seidenindustrie mit ihren mechanischen, wasserkraftgetriebenen [[Seidenzwirnmühle]]n. Insbesondere die Farbenpracht, in der Luccaner Färber diese Seide färben konnten, galt in Europa als unübertroffen. Politische Unruhen zu Beginn des 14.&nbsp;Jahrhunderts führten dazu, dass sich Luccaer Textilhandwerker in [[Venedig]] niederließen und es dadurch zu einem Kenntnistransfer kam, der langfristig dazu beitrug, dass Lucca zu einer unbedeutenden Provinzstadt wurde.<ref>Amy Butler Greenfield: ''A Perfect Red – Empire, Espionage and the Qest for the Color of Desire.'' HarperCollins Publisher, New York 2004, ISBN 0-06-052275-5, S.&nbsp;5 und S.&nbsp;6.</ref>
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Vom 17. bis 19.&nbsp;Jahrhundert hatte neben [[David & Heinrich Werdmüller|Zürich]] und [[Lyon]] auch [[Krefeld]] eine bedeutende Seidenindustrie, die von der Familie [[Von der Leyen (Familie)|von der Leyen]] dominiert wurde. Zu den berühmtesten Kunden gehörten der französische Kaiser [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] und der preußische König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] Im Jahr 1828 kam es im Rahmen der wachsenden Unzufriedenheit der deutschen Weber auch in Krefeld zu [[Weberaufstand|Aufständen der Seidenweber]]. Sie protestierten gegen die Lohnkürzungen der Firma [[Leyen (Seidenweberfamilie)|Von der Leyen]].<ref>''Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933.'' Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 1950; 2. Auflage ebenda 1978, S. 431.</ref>
[[Datei:Auf der Winzerer Höhe 15 Regensburg 2014.JPG|mini|Wirtschaftsgebäude (1835) Seidenplantage Regensburg]]
Am Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in Bayern mit König [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig I.]] als Hauptaktionär einer Aktiengesellschaft in [[Regensburg]] auf den [[Winzerer Höhen]] Maulbeerpflanzungen mit Seidenraupenzucht und die Herstellung von Seide betrieben. Die Aktiengesellschaft wurde 1861 mit hohen Verlusten für die Aktionäre aufgelöst. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude der Seidenplantage wird heute als [[Spa (Gesundheit)|Spa]] genutzt.<ref name="Bauer">{{Literatur |Autor=Karl Bauer |Titel=Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte |Auflage=6 |Verlag=MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH |Ort=Regenstauf |Datum=2014 |ISBN=978-3-86646-300-4 |Seiten=769f}}</ref>
 
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== Entstehung und Gewinnung ==
[[Datei:Feeding of Mulberry silkworms in Suzhou.jpg|mini|Seidenraupen werden mit Blättern des [[Maulbeerbaum]]s gefüttert. [[Suzhou (Jiangsu)]], Juni, 1987]]
[[Datei:Meyers b14 s0826a.jpg|mini|hochkant|Die einst vier wichtigsten Schmetterlinge für die Seidenerzeugung, aus [[Meyers Konversations-Lexikon]] (1885–1892)]]
[[File:Silk DSCN5936.jpg|thumb|Der Kokon wird gekocht (degummiert) und das Ende des Filaments fixiert]][[Datei:Silk DSCN5932.jpg|mini|Die Filamente werden von jeweils sieben Kokons abgewickelt und bilden zusammen einen Seidenfaden. Seidenfabrik in [[Suzhou]]]]
[[Datei:Meyers b14 s0826a.jpg|mini|hochkant|links|Die einst vier wichtigsten Schmetterlinge für die Seidenerzeugung, aus [[Meyers Konversations-Lexikon]] (1885–1892)]]
[[Datei:Annie Renouf Whelpley Frauen in der Webstube 1893.jpg|mini|hochkant|links|Seidenproduktion in Italien: ''Frauen in der Webstube'', Gemälde von Annie Renouf Whelpley (1893)]]
 
{{Hauptartikel|Seidensekretion|Seidenbau}}
Da die meisten Seidenraupen sich von den Blättern des [[Maulbeerbaum]]es ernähren, wird oft von ''Maulbeerseide'' gesprochen. Es gibt aber auch Seidenraupen, wie z.&nbsp;B. die des [[Japanischer Eichenseidenspinner|Japanischen Eichenseidenspinners]] (''Antheraea yamamai''), die sich von [[Eiche]]nblättern ernähren. Um Qualitätsseide zu erhalten, müssen [[Seidenspinner|Seidenraupen]] unter besonderen Bedingungen aufgezogen werden.
 
Die Raupen verpuppen sich, wobei sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produzieren und in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Sie werden mithilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen getötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerbissen werden. Jeder Kokon enthält ein ununterbrochenes, sehr langes und [[Feinheit (Textilien)|feines]] [[Filament (Textilfaser)|Filament]]. Drei bis acht Kokons bzw. Filamente werden zusammen abgewickelt oder ''[[Haspel#Textiltechnik|gehaspelt]]'' (sogenannte ''Haspelseide''), kleben aufgrund des Seidenleims zusammen und bilden ein sogenanntes ''Grège'', einen Seidenfaden.<ref name="Alois" /> Dieser Faden lässt sich zu glatten Textiloberflächen verarbeiten. Um 250&nbsp;g Seidenfaden zu erhalten, werden um die 3000 Kokons benötigt, das entspricht etwa 1&nbsp;kg.
 
{{Anker|Rohseide}}Um die Seide vom Seidenleim ([[Sericin]], auch ''Seidenbast'') zu befreien, der auch Träger der gelben und anderen Färbungen ist, wird sie in Seifenwasser gekocht und erscheint rein weiß. Diesen Vorgang nennt man Entschälen oder [[Degummieren]]. Die Seidenfäden werden durch das Kochen dünner, geschmeidiger und glänzender. Anschließend wird die Seide häufig noch chemisch weiter [[Textilveredelung|veredelt]]. Durch das Entfernen des Seidenleims wird der Faden leichter, das wird teilweise durch das Hinzufügen von [[Salze|Metallsalzen]] (meist Zinnverbindungen) ausgeglichen. Durch [[Schwefeldioxid]] wird die Seide [[Bleichen|gebleicht]].
 
<gallery mode="packed">
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* Lumineux<ref name="Alois" />
* [[Lamé (Textil)|Lamé]]
* Louisine<ref>[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=tex-001%3A1904%3A11%3A%3A401] Mode- und Marktberichte. Zeitschrift Mitteilungen über Textilindustrie: schweizerische Fachschrift für die gesamte Textilindustrie, Band 11 1904, Heft 4</ref>
* [[Organza]]/Organsin, ein 2- bis 3fach-[[Zwirn]], der überwiegend als [[Kettfaden]] dient (man unterscheidet nach Anzahl der Drehungen pro Meter Taftzwirnung, Satinzwirnung, Samtzwirnung, Stratorto und [[Grenadine (Garn)|Grenadine]])<ref>Thomas Meyer zur Capellen: ''Lexikon der Gewebe. Technik, Bindungen, Handelsnamen.'' 4. grundlegend aktualisierte u. erweiterte Auflage, Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86641-258-3, S.&nbsp;271–272 (Artikel „Organsin“).</ref>
* Pariseide<ref>[httphttps://www.duden.de/suchen/dudenonline/pariseide ''Duden Pariseide'']</ref>
* [[Peau de soie]]
* [[Plissee (Stoff)|Plissee]]
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* [[Waschseide]]
 
Weitere SeidegewebeSeidengewebe sind Attaline, [[Barege]], Bockerstoff, Ciré, Cisélé, Foulard, Rabanne, Radium, Rips-barré, Rupfen, Merveilleux, Onduleuse,<ref name="Alois" /> Diobiris, Astarté,<ref>Phyllis G. Tortora, Ingrid Johnson: ''The Fairchild Books Dictionary of Textiles.'' Bloomsbury Publishing, 2014, ISBN 978-1-60901-535-0.</ref> Alepine,<ref>Valerie Cumming, C. W. Cunnington, P. E. Cunnington: ''The Dictionary of Fashion History.'' Berg, 2010, ISBN 978-0-85785-143-7.</ref> Trikotine, [[Toile]], [[Matelassé]], Boyeau,<ref>Thomas Meyer Zur Capellen: ''Lexikon der Gewebe: Technik Bindungen Handelsnamen.'' dfv Mediengruppe Fachbuch, 2016, ISBN 978-3-86641-503-4.</ref> Avignon,<ref name="Max" /> Armuré,<ref>[https://www.stoff4you.de/dokumente/FACT_Sheet.pdf ''Stoffe''] (PDF; 200&nbsp;kB), abgerufen am 28. Juli 2016.</ref> Régence.<ref>W. Spitschka, O. Schrey: ''Baumwollgewebe und Gardinenstoffe.'' Springer-Verlag, 1933, S.&nbsp;162 (Reprint: ISBN 978-3-642-50795-3).</ref>
 
=== Seidenpulver ===
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== Eigenschaften und Qualitätsbezeichnungen ==
Seide zeichnet sich durch ihren [[Glanz]] und ihre hohe [[Zugfestigkeit|Festigkeit]] aus und wirkt isolierend gegen Kälte und Wärme. Sie kann bis zu ein Drittel ihres Gewichtes an Wasser einlagern. Seideund neigt wenig zum Knittern. Auf Seidenstoffen werden besonders [[Farbsättigung|brillante]] Farben erzielt. Empfindlich ist Seide gegenüber hohen Temperaturen, [[Abrieb]] und Wasserflecken.
 
Die Qualität der Seide hängt u.&nbsp;a. ab von:
Die Qualität der Seide hängt unter anderem von ihrem Gewicht und ihrer Feinheit ab. Eine [[Momme (Einheit)|Momme]] (japanische Gewichtseinheit) beträgt ca.&nbsp;4,306&nbsp;g pro m². Die Seide wird häufig mit der Bezeichnung [[Pongé]] angeboten. Eine Momme entspricht eine Pongé, die Feinheit der Seide wird in [[Feinheit (Textilien)|„Denier“]] ''den'' oder „Tex“ ''dtex'' angegeben.
* ihrem [[Flächengewicht|(Flächen-)Gewicht]]. Seide wird häufig mit der Bezeichnung bzw. Einheit [[Pongé]] angeboten; ein Pongé entspricht einer [[Momme (Einheit)|Momme]] (japanische Gewichtseinheit), d.&nbsp;h. ca.&nbsp;4,306&nbsp;g pro&nbsp;m²;
* ihrer [[Feinheit (Textilien)|Feinheit]], die in [[Feinheit (Textilien) #Denier-System|„Denier“&nbsp;(''den'')]] oder [[Feinheit (Textilien) #Tex-System|„Tex“&nbsp;(''dtex'')]] angegeben wird.
 
'''Bezeichnungen aufgrund Herkunft oder Herstellungsverfahren:'''
 
* Maulbeerseide (SE) (Zuchtseide) wird aus dem Kokon der Seidenraupe des [[Seidenspinner|Maulbeerspinners]] ''Bombyx Mori'' gewonnen.
* Tussahseide (ST) (Wildseide) wird aus den von Bäumen und Sträuchern gesammelten Kokons der wild lebenden japanischen [[Japanischer Eichenseidenspinner|''Antheraea yamamai'']] und chinesischen [[Chinesischer Eichenseidenspinner|''Antheraea pernyi'']] Eichenseidenspinner gewonnen, sowie von anderen Schmetterlingen der Gattung ''[[Antheraea]]'' (''Antheraea mylitta'', ''A.&nbsp;roylei'', ''A.&nbsp;proyeli'', ''A.&nbsp;paphia'').<ref>R. K. Datta: ''Global Silk Industry: A Complete Source Book.'' APH Publishing, 2007, ISBN 978-81-313-0087-9, S.&nbsp;179.</ref><ref>K. Murugesh Babu: ''Silk: Processing, Properties and Applications.'' Elsevier, 2013, ISBN 978-1-78242-158-0, S.&nbsp;5 f.</ref> Da hier der Schmetterling meist ausgeschlüpft ist, sind die Fasern kürzer und nicht abhaspelbar. Eine Zucht der Tussahspinner ist bisher nicht gelungen.
* Mugaseide (Assamseide)<ref>Henri Silbermann: ''Die Seide, Ihre Geschichte, Gewinnung und Verarbeitung.'' Band 2, Verlag von H. A. Ludwig Degener, 1897, S.&nbsp;311.</ref> ist eine goldfarbene Wildseide aus Indien vom Mugaseidenspinner (''[[Antheraea assama]]'').
* Eriaseide (Eri-, Meghalayaseide) (Zuchtseide) vom Falter ''[[Samia cynthia]] ricini'' (frisst [[WunderbaumRicinus communis|Ricinusblätter]]), sehr kurze Faser, kann nur als [[Schappe]] verwendet werden.
* [[Prozessionsspinner|Anapheseide]] (Nesterseide) (Wildseide) der afrikanischen Falter ''[[Anaphe panda]]'' (Syn.: ''A.&nbsp;infracta''), ''[[Anaphe moloneyi]]'' (Syn.: ''Epanaphe moloneyi''),<ref name="Lamb">Sara Lamb: ''The Practical Spinner's Guide – Silk.'' Interweave, 2014, ISBN 978-1-62033-520-8, S.&nbsp;18.</ref> sehr kurze Faser, kann nur als Schappe verwendet werden.
* Afrikanische Wildseide der afrikanischen Falter (''[[Gonometa postica]]'', ''[[Gonometa rufobrunnea]]'')<ref name="Kozlowski">Ryszard M Kozłowski: ''Handbook of Natural Fibres: Types, Properties and Factors Affecting Breeding and Cultivation.'' Woodhead Publishing, 2012, ISBN 978-1-84569-697-9.</ref>
* Yamamaiseide (Tensanseide)<ref name="Merritt">J. Merritt Matthews, Walter Anderau, H. E. Fierz-David: ''Die Textilfasern: Ihre physikalischen, chemischen und mikroskopischen Eigenschaften.'' Springer-Verlag, 1928, S.&nbsp;174 f, 212. (Reprint: ISBN 978-3-642-91077-7)</ref> (Wildseide) vom [[Japanischer Eichenseidenspinner|japanischen Eichenseidenspinner]] ''Antheraea yamamai''.
* [[Ahimsa-Seide|Ahimsaseide]] kommt aus Indien und stammt von Eri- und Tussah-Mottenkokons.
* Peace Silk, ist eine Art von Seide, die gewonnen wird, ohne den Seidenspinner (Bombyx mori) zu töten. Im traditionellen Seidenproduktionsprozess werden die Seidenraupen in ihren Kokons getötet, um die langen, ununterbrochenen Seidenfäden zu erhalten. Bei der Peace Silk hingegen dürfen die Schmetterlinge den Kokon verlassen, bevor die Seidenfäden entnommen werden. Dies bedeutet, dass die Fäden kürzer und weniger gleichmäßig sind, was die Verarbeitung etwas schwieriger macht, aber es wird als tierfreundlicher und ethischer angesehen.
* [[Fagaraseide]] (Wildseide) vom [[Atlasspinner]] ''Attacus atlas''.
* Circulaseide (Wildseide) von dem asiatischen Falter (''[[Saturniinae|Circula trifenestrata]]'')<ref name="Lamb" /><ref name="Kozlowski" />
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* [[Bourette]]seide (Grobspinnverfahren aus kurzen Faserstücken)
* Flockseide<ref name="seide" /> als Flockseide werden die Seidenfasern bezeichnet, die beim Reinigen der Seidenspinnerkokons noch vor dem Abhaspeln abgebürstet werden. Flockseide besteht daher nur aus vergleichsweise kurzen Fasern
* [[Pelseide]] Rohseidefäden aus qualitativ minderwertigen Kokons<ref>{{Internetquelle |url=httphttps://www.duden.de/rechtschreibung/Pelseide |titel=Pelseide |titelerg=''Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft.'' |werk=Duden.de |abruf=2013-01-13}}</ref>
* Rohseide, im Gegensatz zur Haspelseide wird Rohseide nicht vom Seidenleim gereinigt. Mit Seidenleim halten die Raupen ihre Kokons zusammen. Der Seidenleim, auch Seidenbast genannt, verleiht der Rohseide zudem eine gelbliche Färbung.
* Grège, gehaspelte, ungedrehte Seide der Seidenraupe; besteht aus 3–8 Fäden und enthält noch den Seidenbast (Sericin).<ref>J. Merritt Matthews, Walter Anderau, H. E. Fierz-David: ''Die Textilfasern: Ihre physikalischen, chemischen und mikroskopischen Eigenschaften.'' Springer-Verlag, 1928, S.&nbsp;198 ff. (Reprint: ISBN 978-3-642-91077-7)</ref> Japanisch – Dschoshinseidengarn, Etschingoseidengarn beste japanische Grégeseide.<ref name="Alois" />
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Wildseide wie die Tussahseide etc. wird aus den Kokons bereits geschlüpfter Schmetterlinge gewonnen, die nicht unter menschlicher Aufsicht gezüchtet wurden. Bei Schlüpfung hinterlassen sie ein Loch, was den Faden in mehrere Teile zerreißt. Bei Verwebung werden die Fäden verdickt, wodurch die charakteristischen unregelmäßig-noppigen Textiloberflächen entstehen.
 
Die Kokons von Wildseide können meistens nicht so aufgehaspelt werden wie jene aus Zuchtseide des Seidenspinners ''(Bombyx Mori)''; durch eine neue Methode, ein sogenanntes „Demineralisieren“, gelingt es nun die Mineralkristalle zu entfernen, welche wilde Seidenraupen zwischen den Fasern ihrer Kokons einlagern. Diese harten Krusten schädigen nicht nur die Fasern, sie sind auch der Grund dafür, dass Wildseide sich im Gegensatz zur klassischen Maulbeerseide nicht in einem Stück abwickeln lässt.<ref>[http://www.spektrum.de/news/verfahren-zur-gewinnung-von-wildseide-entwickelt/1072352 ''Wildeseide''] auf spektrum.de, abgerufen am 26. März 2016.</ref><ref>Tom Gheysens, Andrew Collins, Suresh Raina, Fritz Vollrath, David P. Knight: ''Demineralization Enables Reeling of Wild Silkmoth Cocoons.'' In: ''Biomacromolecules.'' 2011, Volume 12, Issue 6, S.&nbsp;2257–2266, [[doi:10.1021/bm2003362]]</ref>
 
== Zusammensetzung und Aufbau ==
{{Hauptartikel|Seidensekretion}}
Die Seide von Insekten besteht wie die [[Spinnennetz#Spinnenseide|Seide]] der [[Spinnentiere|Spinnen]] aus den langkettigen [[Proteine|EiweißmolekülenProtein]]en [[Fibroin]] (70–80 %) und [[Sericin]] (20–30 %). Fibroin ist ein β-[[Keratin]] mit einer [[Molekularmasse]] von 365.000&nbsp;kDa.
 
Die sich wiederholende Folge der [[Aminosäure]]n im Fibroin lautet [[Glycin|Gly]]-[[Serin|Ser]]-Gly-[[Alanin|Ala]]-Gly-Ala.
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! Bestandteil || Anteil
|-
| Seidenfilamente (schwefelfreies, hochpolymeres EiweißProtein) || 70–80 %
|-
| Seidenbast || 20–30 %
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Reine Seide war ein teurer und nur in höheren [[Ständeordnung|Ständen]] gebräuchlicher Kleidungsstoff: „in Samt und Seide“. [[Halbseide]]n sind feine Stoffe, die jedoch nur zu 50 % aus Seide (im Schuss), den anderen 50 % jedoch aus Kammgarn oder Baumwolle (in der Kette) bestehen. Im 19.&nbsp;Jahrhundert bezeichnete man daher auch Personen, die zum feinen Kreis gehören wollten, sich aber nur halbseidene Stoffe leisten konnten, als ''halbseiden''. Besonders Frauen, die sich, zum Beispiel als [[Prostitution|Kokotte]], in solchen Kreisen bewegten, ohne wirklich dazuzugehören, wurden so bezeichnet.
 
Heute wird als ''halbseiden'' generell etwas bezeichnet, das nicht ganz echt und deswegen nur bedingt vertrauenswürdig ist: mehr Schein als Sein. Umgangssprachlich steht die Bezeichnung für [[Homosexuelle]] oder [[Prostituierte]].
 
[[Halbseidene Klöße]] oder Knödel sind Kartoffelklöße mit einem Gehalt an [[Kartoffelstärke]] von bis zu einem Drittel. Bei einem höheren Stärkegehalt sehen sie seidenglänzend aus und werden auch als ''seidene'' Klöße bzw. Knödel bezeichnet.
 
[[Datei:Mongolcatapult.jpg|mini|Mongolische Bogenschützen mit gesteppter Schutzkleidung aus Seide, um 1300]]
 
== Beschusshemmende Westen mittels Seidenwattierung ==
Einer der Gründe für den militärischen Erfolg der [[Mongolen]] war das Tragen von Seidenkleidung als Schutz. Diese konnte im Zusammenspiel mit Leder und leichten Eisenelementen von Pfeilen nur schwer durchdrungen werden und bildete somit eine leichte und funktionelle Rüstung.<ref>Katharina Ganster: ''„Arma autem ista ad minus omnes debent habere“. Die Mongolen und ihre Bewaffnung''. In: Johannes Gießauf, Johannes Steiner (Hrsg.): ''„Gebieter über die Völker in den Filzwandzelten“. Steppenimperien von Attila bis Tschinggis Khan''. Erträge des Internationalen Symposiums an der Karl-Franzens-Universität Graz (28./29. September 2006), Grazer Morgenländische Studien, Band 7, Graz 2009, ISBN 978-3-902583-05-5, S. 115–137.</ref><ref>A. R. Shenoy, V. R. Shenoy: ''Silk soft body armour its history and relevance''. [https://www.academia.edu/download/48632813/SILK_SOFT_BODY_ARMOUR_ITS_HISTORY_AND_RELEVANCE.pdf (PDF)].</ref> {{Siehe auch|Mongolische Kriegführung#Rüstung|titel1=Abschnitt „Rüstung“ im Artikel „Mongolische Kriegführung“}}
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== Andere Seide produzierende Tiere ==
Nicht nur alle Schmetterlingsraupen produzieren Seide, sondern die meisten Insektenlarven, [[Spinnentiere|Spinnen]] und [[Muscheln]]. Die sogenannte [[Muschelseide]] wird ebenfalls zu Textilien verarbeitet und galt früher als ausgesprochenes Statussymbol.
 
Die Larven einiger Arten von [[Pilzmücken#Lebensweise und Entwicklung|Pilzmücken]] erzeugen Seidenfäden, um damit Beute zu fangen.
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* {{HLS|13965|Autor=[[Liliane Mottu-Weber]]}}
* [http://www.fashionfreak.de/vol03/editorials/editorial_10.html Geschichte und Pflegehinweise]
* [{{Toter Link |date=2023-08-10 |url=http://www.thesilkhouse.eu/download/de/theSilkHouse%20-%20Seidenarten.pdf |text=Die wichtigsten Seidenarten]}} (PDF-Datei; 105&nbsp;kB)
* [http://www.fao.org/docrep/x2099e/x2099e14.htm Appendix: Illustrationen zur Seidenherstellung (englisch)] Yong-Woo Lee, Food and Agriculture Organization of the United Nations: ''Silk reeling and testing manual'' Food & Agriculture Organization of the UN (FAO), 1999, ISBN 92-5-104293-4.
* [http://www.texeresilk.com/article/silk_information_dictionary#organza_silk Seideninformation Fachausdrücke (englisch)]
* [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=tex-001%3A1904%3A11%3A%3A401] ''Mode- und Marktberichte.'' Zeitschrift Mitteilungen über Textilindustrie: schweizerische Fachschrift für die gesamte Textilindustrie, Band 11 1904, Heft 4
 
== Einzelnachweise ==