„Propaganda“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-00011, Ausstellung PK Belgien retouched.jpg|mini|Wandtafel in einer Ausstellung über [[nationalsozialistische Propaganda]]]]
'''Propaganda''' (von {{laS|propagare}}‚ „weiter ausbreiten“, „ausbreiten“, „verbreiten“) bezeichnet in ihrer modernen Bedeutung<ref name="Bussemer_26f">{{Literatur |Autor=Thymian Bussemer |Titel=Propaganda: Konzepte und Theorien |Verlag=Springer |Datum=2008 |ISBN=978-3-531-16160-0 |Seiten=26 f. |Online={{Google Buch |BuchID=SuxjEbAttlsC |Seite=26 |Hervorhebung=Propaganda unterschiedliche Erfahrungen}}}}</ref> zielgerichtete Versuche, politische, religiöse oder weltanschauliche [[Meinung]]en oder [[Öffentlichkeit|öffentliche]] Sichtweisen zu formen, [[Erkenntnis]]se zu [[Manipulation|manipulieren]] und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder [[Herrschaft|Herrscher]] erwünschte Richtung zu steuern.<ref>So Norstedt u. a.: ''From the persian Gulf to Kosovo – War Journalism and Propaganda.'' In: ''European Journal of Communication.'' 15, 2000, S. 383–404.</ref><ref name=":4">{{Internetquelle |autor=Bundeszentrale für politische Bildung |url=http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/krieg-in-den-medien/130697/was-ist-propaganda |titel=Was ist Propaganda? |abruf=2017-02-24 |zitat=Propaganda ist der Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen […] Charakteristisch für Propaganda ist, dass sie die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darlegt und Meinung und Information vermischt. […] Propaganda nimmt dem Menschen das Denken ab und gibt ihm stattdessen das Gefühl, mit der übernommenen Meinung richtig zu liegen.}}</ref><ref name="Bussemer_26f" /><ref>Gerhard Maletzke: ''Propaganda. Eine begriffskritische Analyse.'' In: ''Publizistik.'' 17, Heft 2, 1972, S. 153–164, Definition S. 157: „‚Propaganda‘ sollen geplante Versuche heißen, durch Kommunikation die Meinung, Attitüden, Verhaltensweisen von Zielgruppen unter politischer Zielsetzung zu beeinflussen.“</ref> Die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darzulegen sowie die Vermischung von Information und Meinung charakterisieren dabei die [[Techniken der Propaganda und Meinungsmanipulation|Propagandatechniken]].<ref name=":4" /> Dies steht im Gegensatz zu [[Pluralismus (Politik)|pluralistischen]]<ref>{{Literatur |Autor=Kristoff M. Ritlewski |Hrsg= |Titel=Pluralismus als Strukturprinzip im Rundfunk: Anforderungen aus dem Funktionsauftrag und Regelungen zur Sicherung in Deutschland und Polen |Verlag=Peter Lang |Datum=2009 |ISBN=978-3-631-59406-3 |Seiten=3 |Online={{Google Buch |BuchID=H5O2FX-VS9sC
== Bedeutungsgeschichte ==
=== Gegenreformation ===
Der Begriff leitet sich vom
=== Französische Revolution ===
Etwa seit der Zeit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wird das Wort im heutigen, weltlichen Sinne gebraucht, also als Bezeichnung für die Verbreitung politischer Ideen. So formierte sich 1790 in Paris der ''Club de la propagande'', eine Geheimgesellschaft der [[Jakobiner]] zur Verbreitung revolutionärer Ideen. In dieser Bedeutung findet sich der Begriff heute in vielen weiteren Sprachen.<ref>{{
=== Wissenschaftliche Fundierung ===
In den 1920er Jahren begann die wissenschaftliche Untersuchung des Themas, wobei der Begriff weitgehend wertneutral als grundlegender und notwendiger Sachverhalt des gesellschaftlichen Lebens verstanden wurde.
[[Edward Bernays|Edward L. Bernays]], der Begründer der später von ihm in [[Öffentlichkeitsarbeit]] umbenannten modernen Propaganda<ref>{{Literatur |Autor=Scott M. Cutlip |Titel=The Unseen Power: Public Relations: A History |Verlag=Routledge |Datum=2013 |ISBN=978-1-136-69000-6 |Online={{Google Buch |BuchID=pTr8AQAAQBAJ
Dabei bezog sich Bernays unter anderem auf die Arbeiten des US-amerikanischen politischen Theoretikers und Journalisten [[Walter Lippmann]]. Dieser sah in der Herstellung einer einheitlichen Meinung ''(manufacturing consent)'' eine der Hauptaufgaben von Massenmedien in Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern. Diese sah er als „spezialisierte Klasse“ {{enS|specialised class}}, der die wesentlichen politischen Entscheidungen vorbehalten sein sollten.<ref>{{Literatur |Autor=Walter Lippmann |Titel=Public opinion |Verlag=New York, Harcourt, Brace and Company |Datum=1922 |Seiten=248 f., 309 ff. |Online={{archive.org |publicopinion00lippgoog}}}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jeffery Klaehn |Titel=A Critical Review and Assessment of Herman and Chomsky’s ‘PropagandaModel’ |Sammelwerk=European Journal of Communication |Band=17 |Nummer=2 |Datum=2002-06 |ISSN=0267-3231 |Seiten=147–182 |DOI=10.1177/0267323102017002691}}</ref>
In [[Harold Dwight Lasswell|Harold D. Lasswells]] Verständnis von Propaganda spielte die [[Semiotik]] [[Symbolischer Interaktionismus|symbolischer Interaktion]] erstmals eine entscheidende Rolle.<ref>{{Literatur |Autor=Stanley Baran, Dennis Davis |Titel=Mass Communication Theory: Foundations, Ferment, and Future |Verlag=Cengage Learning |Datum=2008 |ISBN=978-0-495-50363-
=== Heutiger Gebrauch ===
Durch die Monopolisierung der Propaganda in [[Diktatur|diktatorischen]] Regimen, insbesondere des [[Nationalsozialismus]] und [[Stalinismus]], erhielt der Terminus einen stark [[pejorativ]]en (abwertenden) Charakter und wird fast nur noch kritisch verwendet. Auf Grund dieser negativen [[Konnotation]] wurde der Begriff ''Propaganda'' schon früh durch [[Edward Bernays]] selbst durch ''[[Öffentlichkeitsarbeit]]'' (oder das englische ''Public Relations'') ersetzt.<ref>[[Dieter Nohlen]] (Hrsg.): ''Lexikon der Politik'', Bd. 7, ISBN 3-406-36911-1, S. 524.</ref> Dabei ging es Bernays lediglich um den Austausch des Begriffes, als die Funktionsweise und damit die Manipulation der Öffentlichkeit gleich blieb. Im Kern bedeuten beide Begriffe eine unsichtbare Führung der meisten Menschen durch einige Wenige, wobei Bernays’ Anspruch, dass PR für die „gute Sache“ betrieben werden müsse, widersprüchlich bleibt.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Matern |Titel=Edward L. Bernays' Propagandatheorie. Vom Kampf um Wirklichkeiten und Emotionen in der liberalen Demokratie |Auflage=1. |Verlag=Barbara Budrich |Ort=Opladen / Berlin / Toronto |Datum=2023 |ISBN=978-3-8474-3007-0 |Online=https://shop.budrich.de/wp-content/uploads/2023/09/9783847419440.pdf}}</ref> Der Begriff „Propaganda“ wird heute vor allem kritisch für [[Politik|politische]] und militärische Beeinflussung der öffentlichen Meinung benutzt; in der Wirtschaft spricht man heute eher von „[[Werbung]]“ und „Öffentlichkeitsarbeit“, in der [[Religion]] von „[[Missionierung]]“, in der Politik affirmativ eher von [[Public Diplomacy]],<ref>{{Literatur |Autor=Kathrin Mok |Titel=Politische Kommunikation heute: Beiträge des 5. Düsseldorfer Forums Politische Kommunikation |Verlag=Frank & Timme GmbH |Datum=2010 |ISBN=978-3-86596-271-3 |Online={{Google Buch |BuchID=ma_vTjwe6PYC
Als Folge der Abwertung des Begriffs verwendet z. B. keine der demokratischen [[Parteien in Deutschland|Parteien der Bundesrepublik Deutschland]] für ihre Werbemaßnahmen die Bezeichnung ''Propaganda''.<ref>Gerhard Strauß, Ulrike Haß-Zumkehr, Gisela Harras: ''Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist.'' de Gruyter, Berlin, 1989, S. 304.</ref> Der [[Medienwissenschaft]]ler [[Norbert Bolz]] bezeichnete jedoch „inhaltsleere“ Kampagnen (im Wahlkampf 2013), die nichts mit politischem Wahlkampf, sondern eher mit Wohlfühlen zu tun haben, als „Wohlfühlpropaganda“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/parteienwerbung-als-wohlfuehlpropaganda.954.de.html?dram:article_id=259498 |titel=Parteienwerbung als „Wohlfühlpropaganda“ |abruf=2018-12-15}}</ref> Bolz bezeichnete im Jahr 2018 die Nachrichtenflut der Weltkommunikation der neuen elektronischen Medien als Hauptgrund für die Unfähigkeit des Bürgers, sich eine eigene Meinung zu bilden und damit seine Anfälligkeit für „Meinung von der Stange“, was er mit Propaganda gleichsetzt. Dabei gehe es aber in demokratischen Ländern mitnichten um Gehirnwäsche und Zensur, und auch in neuen internetbasierten Medien fände sich dazu kein Korrektiv.<ref>Norbert Bolz: ''Die Gedanken sind nicht frei'', NZZ Folio ''Die Meinung'', Folio 6/2018, S. 27.</ref>
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[[Datei:Anti-capitalism color.gif|mini|374x374px|[[Antikapitalismus|Antikapitalistische]] Propaganda]]
Garth S. Jowett und Victoria O’Donnell definieren Propaganda als den absichtsvollen systematischen Versuch, [[Wahrnehmung]]en (''[[Perzeption|perceptions]]'') zu prägen, das Verständnis von [[Sachverhalt]]en zu [[Manipulation|manipulieren]] und das [[Verhalten (Psychologie)|Verhalten]] zu steuern, so dass eine Reaktion hervorgerufen wird, die das gewünschte Ziel des Propagandisten fördert.<ref>{{Literatur |Autor=Garth Jowett, Victoria O’Donnell |Titel=Propaganda and Persuasion |Verlag=SAGE |Datum=2006 |ISBN=
[[Harold Dwight Lasswell|Harold D. Laswells]] Begriffsbestimmung zielt noch deutlicher auf den technischen Aspekt:<blockquote>“Propaganda im weitesten Sinn ist die Technik, die Handlungen der Menschen durch Manipulation von Darstellungen zu beeinflussen. Diese Darstellungen können gesprochene, geschriebene, bildliche oder musikalische Form haben.”<ref>Lasswell, Harold Dwight (1937): ''Propaganda Technique in the World War.'' ISBN 0-262-62018-9, S. 214–222. „Propaganda in the broadest sense is the technique of influencing human action by the manipulation of representations. These representations may take spoken, written, pictorial or musical form.“</ref></blockquote>Die Manipulation kann gesteuert oder ungesteuert, bewusst oder unbewusst sein, sie kann politisch oder gesellschaftlich bedingt sein. Der Begriff der Propaganda reicht von der staatlich bewusst gesteuerten Beeinflussung der öffentlichen Meinung ([[Propaganda (Bernays)|Edward Bernays]]) bis hin zur „soziologischen Propaganda“,<ref>{{Literatur |Autor=Stanley B. Cunningham |Titel=The Idea of Propaganda: A Reconstruction |Verlag=Greenwood Publishing Group |Datum=2002 |ISBN=
Propaganda wird als eine Form der Manipulation der [[Öffentliche Meinung|öffentlichen Meinung]] oder von [[Meinung]]en überhaupt verstanden, wobei die [[Semiotik|semiotische]] Instrumentalisierung von [[Zeichen]] im Vordergrund steht (''„Propaganda is a major form of manipulation by symbols“'').<ref>{{Literatur |Autor=John Scott |Titel=Power: Critical Concepts |Verlag=Psychology Press |Datum=1994 |ISBN=
Damit gehört die Propaganda zu einer besonderen Form der [[Kommunikation]], die in der [[Kommunikationswissenschaft|Kommunikationsforschung]], und hier besonders in der [[Medienwirkungsforschung]] unter dem Gesichtspunkt der [[Medienmanipulation]] untersucht wird.<ref>{{Literatur |Autor=Paul M. Haridakis, Barbara S. Hugenberg, Stanley T. Wearden |Titel=War and the Media: Essays on News Reporting, Propaganda and Popular Culture |Verlag=McFarland |Datum=2014 |ISBN=978-0-7864-5460-0 |Online={{Google Buch |BuchID=eH3_Mkbe_goC
Zu den Medien, die Propagandabotschaften vermitteln können, gehören Nachrichten, Regierungsmitteilungen, historische Darstellungen, [[pseudowissenschaft]]liche Analysen, Bücher, Flugblätter, Filme, soziale Medien, Radio, Fernsehen und Plakate. Weniger verbreitet sind heutzutage Postkarten oder Briefumschläge.
In Radio und Fernsehen kann Propaganda in Nachrichten- oder Talkshows vorkommen, als Werbung oder als öffentliche politische Verlautbarung. Propagandakampagnen folgen häufig einem strategischen Plan, um die Zielgruppe zu indoktrinieren. Dies kann mit einem Flugblatt oder einer Werbesendung beginnen. Im Allgemeinen enthalten diese Botschaften Hinweise zu weiteren Informationen über eine Website, eine Hotline, ein Radioprogramm usw. Die Strategie zielt darauf ab, den Rezipienten durch [[Verstärkung (Psychologie)|Verstärkungsmechanismen]] von der Informationsaufnahme zur Informationssuche zu führen, und danach von der Informationssuche durch [[Indoktrination]] zur aktiven Meinungsführung.<ref>Robert Cole, ed. ''Encyclopedia of Propaganda'' (3 vol 1998)</ref>
=== Propaganda in diktatorisch-regierten Ländern ===
Die Sprachvorgabe des diktatorischen NS-Regimes zwischen 1933 und 1945 sah den Begriff ''Propaganda'' als eine für seine Ziele exklusiv vorbehaltene Begrifflichkeit an, die nicht für banale, der eigenen Ideologie zuwiderlaufende Dinge entwertet werden dürfe. ''Bolschewistische Propaganda'' gebe es nicht, in dem Fall habe man von ''Greuelpropaganda'' zu sprechen: ''„Propaganda nur dann, wenn für uns, Hetze, wenn gegen uns“''.<ref>https://www.bpb.de/themen/parteien/sprache-und-politik/42752/sprache-und-sprachlenkung-im-nationalsozialismus/. Abgerufen am 28. August 2024.</ref>
In der Propaganda anderer [[Autoritarismus|autoritärer]] Regime spielen [[Verschwörungstheorie]]n eine große Rolle: Um Rechtsbrüche und Gewalt zu legitimieren und Andersdenkende zu diffamieren oder zum Schweigen zu bringen, wird behauptet, alle politischen Gegner würden insgeheim unter einer Decke stecken und seien von je nach Ideologie unterschiedlichen Staatsfeinden bezahlt. Beispiele für solche staatlich propagierten Verschwörungstheorien sind der Antisemitismus des [[NS-Staat]]s, das [[Bolivarische Revolution|bolivarische]] Regime in [[Venezuela]] seit 1992, das den US-Imperialismus als Ursache der zahlreichen Probleme des Landes hinstellt, oder [[Simbabwe]] unter Präsident [[Robert Mugabe]]. Wie der [[McCarthy-Ära|McCarthyismus]] in den USA der späten 1940er und 1950er Jahre zeigt, können auch demokratische Staaten verschwörungstheoretische Propaganda benutzen.<ref>Julien Giry, Doğan Gürpinar : ''Functions and Uses of Conspiracy Theories in Authoritarian Regimes''. In: [[Michael Butter]], Peter Knight (Hrsg.): ''The Routledge Handbook of Conspiracy Theories.'' Routledge, London/New York 2020, ISBN 978-1-03-217398-6, S. 316–329, hier S. 320.</ref>
== Propaganda und Völkerrecht ==
''Kriegs- und Hasspropaganda'' ist gemäß Art. 20 des von 173 Staaten<ref>{{Internetquelle |url=https://treaties.un.org/Pages/ViewDetails.aspx?src=TREATY&mtdsg_no=IV-4&chapter=4&clang=_en |titel=United Nations Treaty Collection |sprache=
In Bezug auf politische und militärische Konflikte wird Propaganda der [[Psychologische Kriegsführung|psychologischen Kriegführung]] und dem [[Informationskrieg]] zugeordnet,<ref>{{Literatur |Autor=Ramesh Bhan |Titel=Information War: (Dis)information will Decide Future Wars |Verlag=Educreation Publishing |Datum=2017-12-26 |Online={{Google Buch |BuchID=8_xDDwAAQBAJ
== Beispiele ==
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[[Datei:Schmalkaldischer Bundestaler 1546 Goslar, CNG.jpg|mini|hochkant=1.5|[[Schmalkaldischer Bundestaler]] von 1546. Die Bundeshauptleute propagierten mit ihren Silbermünzen den Sieg des Schmalkaldischen Bundes über den Herzog von Braunschweig.]]
Der [[Schmalkaldischer Bundestaler|Schmalkaldische Bundestaler]] und dessen Teilstücke sind Gemeinschaftsprägungen des [[Kurfürstentum Sachsen|sächsischen]] [[Kurfürst]]en [[Johann Friedrich I. (Sachsen)|
In den 1590er Jahren lag Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbütte im Streit mit seinem Landadel. Als Propagandamittel für seine Politik ließ er mehrere
=== Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg ===
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[[Datei:DDRPlakat.jpg|mini|DDR-Propagandaplakat Dresden, Oktober 1985]]
Agitprop war ein wichtiges Mittel der Herrschaftssicherung der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands]] (SED) in der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]]. Ihr Ziel bestand u. a. in der [[Diskreditierung]] der Wirtschafts- und [[FDGO|Gesellschaftsordnung]] der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]]. Sie richtete sich allgemein gegen [[Kapitalismus]] und „westlichen [[Imperialismus]]“. Da alle Medien vom Staat zensiert und gesteuert wurden, war dessen Propaganda allgegenwärtig. Als permanente politisch-ideologische [[Indoktrination]] wurde sie bereits in den staatlichen Kindergärten praktiziert und im Schulunterricht ([[Staatsbürgerkunde]]) fortgesetzt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Günther Heydemann]]
Ein wichtiges Element der DDR-Propaganda war die Fernsehsendung ''[[Der schwarze Kanal]]''.<ref>[[Monika Gibas]]: ''Propaganda in der DDR.'' Erfurt 2000.</ref><ref>Gerald Diesener, Rainer Gries (Hrsg.): ''Propaganda in Deutschland. Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert.'' Darmstadt 1996.</ref><ref>Günther Heydemann, ''Geschichtsbild und Geschichtspropaganda in der Ära Honecker.'' In: Ute Daniel, Wolfram Siemann (Hrsg.): ''Propaganda. Meinungskampf, Verführung und politische Sinnstiftung 1789–1989.'' Frankfurt a. M. 1994, S. 161–171.</ref> Propagandamethoden waren ein fester Ausbildungsbestandteil für [[Kader]], so z. B. im „Roten Kloster“, der ''[[Sektion Journalistik|Fakultät für Journalistik]]'' in [[Leipzig]], einer Ausbildungsstätte, die direkt dem [[Zentralkomitee der SED]] unterstand.<ref>Brigitte Klump, ''Das Rote Kloster. Als Zöglinge in der Kaderschmiede der Stasi.'' Ullstein Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-548-34990-0.</ref>
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In der [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik]] wurde Propaganda zu Zeiten des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] in den [[Öffentlich-rechtlicher Rundfunk|öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten]] und privaten Medien sowie in vielen übrigen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt, oft mit starker Wendung gegen die DDR.<ref>Gerald Diesener, Rainer Gries (Hrsg.): ''Propaganda in Deutschland – Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, S. 113 ff., 235 ff.</ref> Eine tragende Rolle hatte das [[Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen]] und privat-rechtliche Propaganda-Organisationen wie z. B. der [[Volksbund für Frieden und Freiheit]], aber auch einige [[Politische Partei|politische Parteien]], die mit ihrer [[Antikommunismus|antikommunistischen]] Haltung Angst schürten und Wahlkampf betrieben.<ref>Klaus Körner: ''„Die rote Gefahr“. Antikommunistische Propaganda in der Bundesrepublik 1950–2000.'' Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-89458-215-4, S. 30 ff., 21 ff., 50 ff.</ref>
Neben der offenen Propaganda im alltäglichen Leben gab es auch verdeckte staatliche Aktionen, die vom [[Bundesministerium für Verteidigung]] als [[operative Information]] systematisch durchgeführt wurden.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Dirk Drews |url=https://openscience.ub.uni-mainz.de/bitstream/20.500.12030/3520/1/981.pdf |titel=Die Psychologische Kampfführung/Psychologische Verteidigung der Bundeswehr. Eine erziehungswissenschaftliche und publizistikwissenschaftliche Untersuchung |datum=2006 |format=PDF; 3,4 MB |offline=0
{{Siehe auch|Fünf-Broschüren-Urteil}}
=== Russland ===
{{Hauptartikel|Propaganda
=== Klimawandel ===
{{Hauptartikel|Klimawandelleugnung}}
Der Klimawissenschaftler [[Michael E. Mann]] beschreibt in seinem Buch "[[Propagandaschlacht ums Klima]]" die Strategien von [[Klimaschutz]]-Verhinderern. Personen und Firmen die seit Jahrzehnten die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel ignorieren und versuchen, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Mann zeichnet die Geschichte der Klimawandelleugnung nach, beleuchtet die Taktiken der [[Desinformation]] und Ablenkung, die von der fossilen Brennstoffindustrie und ihren Verbündeten eingesetzt werden. Als Referenz werden klassische Propagandamittel der Waffenlobby, Tabakindustrie und chemischen Industrie beschrieben.<ref>{{Literatur |Autor=[[Michael E. Mann]] |Titel=Propagandaschlacht ums Klima; Wie wir die Anstifter klimapolitischer Untätigkeit besiegen |Auflage=1. |Verlag=oekom Verlag |Ort=München |Datum=2024 |ISBN=978-3-9872634-4-6 |Online=doi.org/10.14512/9783987263446}}</ref>
== Sprachlich gestützte Propagandatechniken ==
Propaganda, [[Persuasive Kommunikation|Überredung]] und [[Rhetorik]] werden oft gleichsinnig oder im selben Kontext benutzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.1009.8271&rep=rep1&type=pdf |titel=Persuasion and Propaganda |seiten=1 |format=PDF |abruf=2017-03-14
Nach Charles U. Larson wird Sprache für drei Typen von Propaganda eingesetzt: hypnotische, semantische und kognitive Propaganda. Die hypnotische lässt den Empfänger selbsttätig den erwünschten Gedanken denken, indem er durch Leerstellen dazu gebracht wird, den Sachverhalt aus seiner Sicht zu interpretieren: „Wir müssen ''unsere Werte'' verteidigen“. Die semantische Propaganda arbeitet mit Auslassungen, Verallgemeinerungen und Verdrehungen des sprachlichen Sinnes, die kognitive führt zu kognitiver Verzerrung oder nutzt psychologische Tendenzen der Verzerrung aus. Hypnotische, kognitive und semantische Propaganda sieht Larson in enger Verbindung.<ref>{{Literatur |Autor=Charles U. Larson |Titel=Persuasion: Reception and Responsibility |Verlag=Cengage Learning |Datum=2009 |ISBN=978-0-495-56750-
[[Serge Moscovici]] sieht sprachliche Propaganda in einem Herrschaftssystem als dritte Ebene der Beeinflussung der Vorstellungen der Menschen. Erste Ebene ist der Raum und seine atmosphärische Wirkung, die zweite Ebene die Art der Veranstaltung, etwa eine Feier, das an diesem Ort und bei diesem Anlass gesprochene Wort enthält nach seiner Darstellung auch durch Atmosphäre und Kontext eine persuasive Bedeutung.<ref>{{Internetquelle |autor=Ivana Marková |url=http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.1009.8271&rep=rep1&type=pdf |titel=Persuasion and Propaganda |seiten=41 |format=PDF |abruf=2017-03-14
{{Siehe auch|Techniken der Propaganda und Meinungsmanipulation}}
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== Literatur ==
* Nietzel, Benno: ''Die Massen lenken. Propaganda, Experten und Kommunikationsforschung im Zeitalter der Extreme''. De Gruyter, Oldenburg 2023, ISBN 978-3-11-077424-5
* Jonathan Auerbach, Russ Castronovo (Hrsg.): ''The Oxford Handbook of Propaganda Studies.'' Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-976441-9.
* [[Edward Bernays]]: ''[[Propaganda (Bernays)|Propaganda]].'' Horace Liveright, New York 1928. Neuauflage: Ig Publishing, Brooklyn N.Y. 2005, ISBN 0-9703125-9-8; deutsche Ausgabe übersetzt von Patrick Schnur, orange-press, Freiburg im Breisgau 2007, ISBN 978-3-936086-35-5.
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<references>
<ref name=":1">
{{Literatur
|Autor=Joan Pedro-Carañana, Daniel Broudy, Jeffery Klaehn
|Titel=Introduction
|Sammelwerk=The Propaganda Model Today: Filtering Perception and Awareness
|Verlag=University of Westminster Press
|Datum=2018
|ISBN=978-1-912656-16-5
|Seiten=1–18
|Sprache=en
|DOI=10.16997/book27.a}}
</ref>
</references>
{{Normdaten|TYP=s|GND=4076374-2|LCCN=sh85107443|NDL=01178425}}
[[Kategorie:Propaganda| ]]
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