„Aggregat 4“ – Versionsunterschied
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| Vierte Stufe =
| Geschwindigkeit = 1.500–1.600 m/s ([[Mach-Zahl|Mach]] 4,7)<ref name="schmucker">Robert Schmucker & Markus Schiller: ''Raketenbedrohung 2.0: Technische und politische Grundlagen.'' Mittler Verlag, 2015, ISBN 3-8132-0956-3, S. 86–94.</ref>
| Reichweite =
| Dienstgipfelhöhe = 80 km<ref name="schmucker" />
<!-- Ausstattung -->
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| Waffenplattformen = [[Meillerwagen]]
| Zusatz = Streukreisradius ([[Circular Error Probable|CEP]])
| Zusatz_Daten =
| Extra2 =
| Extra2_Daten =
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* Geräteteil mit Batterien und [[Kreiselinstrument|Kreiselsteuerung]]
* Mittelteil mit Tanks für [[Ethanol]] und [[Flüssigsauerstoff]]
* Heckteil mit Schubgerüst, Druckflaschen mit [[Stickstoff]], [[Dampferzeuger]], [[Turbopumpe (Raketentechnik)|Turbopumpe]], [[Brennkammer]] („Ofen“), Schubdüse, [[Strahlruder]] und Luftruder.
Als Zubehör zur Verwendung der A4-Rakete wurden unterschiedliche Start- und Transportgerätschaften genutzt und in der Bedienvorschrift ''[[Tigerfibel#Weitere Fibeln in diesem neuen Stil (Auswahl)|Die A4-Fibel: Handbuch zum Start der A4]]'' beschrieben. Unter anderem sind dazu bekannt:
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=== Sprengstoff ===
Die etwa 738 kg [[Amatol]]-Sprengstoff (
=== Steuerung ===
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=== Antrieb ===
Das Aggregat 4 war eine [[Flüssigkeitsraketentriebwerk|Flüssigkeitsrakete]] und wurde mit einem Gemisch aus 75-prozentigem [[Ethanol]] und [[Flüssigsauerstoff]] angetrieben. Unter der Leitung des Ingenieurs [[Walter Thiel (Ingenieur)|Walter Thiel]] wurden das beste Mischungsverhältnis der Treibstoffe, die Einspritzdüsenanordnung sowie die Form des Raketenmotors ermittelt.<ref>{{Internetquelle |url=https://museum-peenemuende.de/zeitreise/raketenantrieb/ |titel=Antrieb der Rakete Aggregat 4 („V 2“) |hrsg=Historisch-Technisches Museum Peenemünde |abruf=2021-08-17}}</ref> Eine Pumpenbaugruppe war nötig, welche die großen Mengen an Alkohol und flüssigem Sauerstoff in die Brennkammer fördern konnte. Zum Antrieb dieser Doppelpumpe diente eine integrierte [[Dampfturbine]] von 600 [[Pferdestärke|PS]] Leistung (s. [[Turbopumpe (Raketentechnik)|Turbopumpe]]). In einem Dampferzeuger wurde nach dem Prinzip des [[Walter-Antrieb]]s durch die [[Katalyse|katalytische]] Zersetzung von [[Wasserstoffperoxid]] mittels [[Kaliumpermanganat]] Dampf erzeugt. Zur Förderung des Wasserstoffperoxids war auf 200 [[Bar (Einheit)|bar]] komprimierter [[Stickstoff]] in mehreren Druckbehältern an Bord; dieser diente auch zur Betätigung diverser Ventile. Die Kreiselsteuerung und das präzise und daher sehr aufwendig zu fertigende Pumpenaggregat waren die beiden teuersten Bauteile des A4.
Die Rakete hatte einen anfänglichen Schub von 270 kN, entsprechend einer Leistung von 650.000 PS,<ref>{{Internetquelle |autor=Steffen Kahl |url=https://www.steffenkahl.de/luftfahrt/aggregat-4/ |titel=Aggregat 4 – Allgemeine Daten |abruf=2019-05-05}}</ref> und erreichte nach einer Brenndauer von etwa 65 Sekunden ihre Höchstgeschwindigkeit von etwa 5.500 km/h, etwa [[Mach-Zahl|Mach]] 5. Die Verbrennungsgase verließen den Raketenmotor mit etwa 2.000 m/s. Da der gesamte Flug bei einer Reichweite von 250 bis 300 km nur 5 Minuten dauerte, gab es damals keine Abwehrmöglichkeit gegen diese Waffe.
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Ab 1944 fand die Montage der A4 im unterirdischen Komplex der [[Mittelwerk GmbH]] in einer [[Stollenanlage im Kohnstein]] nahe [[Nordhausen]] durch Häftlinge des [[KZ Mittelbau-Dora]] statt. Im Schnitt waren etwa 4.000 Häftlinge des KZ Mittelbau unter Aufsicht von ungefähr 3.000 Zivilangestellten mit dem Zusammenbau beschäftigt.<ref name="JCWagner49f.">''Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945.'' Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Göttingen 2007, S. 49 f.</ref> Für das hochtechnologische Projekt wurden auch spezialisierte inhaftierte Facharbeiter und Ingenieure aus dem gesamten Reichsgebiet und den besetzten Staaten gezielt herangezogen. Obwohl viele von ihnen erst nach einer handwerklichen Prüfung in den Kohnstein verschleppt wurden, erwarteten sie dort keine besseren Arbeits- und Haftbedingungen als in anderen Konzentrationslagern. Vielmehr befürchteten sie, dass man sie wegen ihrer Einblicke in dieses [[Staatsgeheimnis]] nicht mehr freilassen würde. Wie unmenschlich die Behandlung auch durch zivile Ingenieure zeitweise war, zeigt etwa eine schriftliche Anweisung, die Häftlinge bei Verfehlungen nicht mehr mit spitzen Gegenständen zu stechen. Es gab [[Sabotage]]akte; die Fertigung der Rakete war aber nie ernstlich behindert. Bei der [[Qualitätssicherung|Endabnahme]] erwies sich jede zweite Rakete als nicht voll funktionstüchtig und musste nachgebessert werden; dies lag in erster Linie daran, dass die Ingenieure aus Peenemünde fast täglich bauliche Änderungen anordneten, was den laufenden Produktionsprozess erheblich beeinträchtigte.
Die Versorgung mit flüssigem Sauerstoff war bereits im August 1941 als das kritische Nadelöhr für den Einsatz der A4 ausgemacht worden.<ref name="Neufeld142">Michael J. Neufeld: ''The Rocket and the Reich''. Free Press, New York 1995. S. 142.</ref> Bei Beginn des Einsatzes Anfang September 1944 wurde flüssiger Sauerstoff in fünf Betriebsstätten im Reich und den besetzten Gebieten im Westen für die A4 hergestellt: in unterirdischen Anlagen bei den Testständen in [[KZ-Nebenlager Redl-Zipf|Redl-Zipf]] (5 Maschinen mit insgesamt ca. 300 t/Monat) und [[KZ-Außenlager Laura|Lehesten]] (9 Maschinen), in einem Stollensystem in Wittring/Sarreguemines (5 Maschinen), einem alten Stahlwerk im Stadtteil Tilleur von Lüttich (5 Maschinen) und bei der Testeinrichtung in Oberraderach (4 Maschinen). Die Anlagen wurden unter Einsatz von KZ-Häftlingen betrieben. Die ursprüngliche Planung hatte die Produktion von flüssigem Sauerstoff auch in den Bunkeranlagen bei [[Blockhaus d’Éperlecques|Watten]] und [[La Coupole|Wizernes]] vorgesehen. Die Maschinen wurden aber bis Juli 1944 wieder abgebaut und verlegt als die Bauwerke aufgrund starker alliierter Bombardierung aufgegeben wurden. Ab Oktober 1944 wurde flüssiger Sauerstoff auch aus den beiden Werken in Peenemünde geliefert (4 Maschinen). Lüttich wurde am 8. September 1944 von den Alliierten befreit, Wittringen Anfang Dezember. Die Maschinen waren vorher abgebaut worden, um nach [[KZ-Außenlager Laura|Lehesten]] und eine neue unterirdische Anlage im [[Mittelwerk GmbH|Mittelwerk]] verlegt zu werden. Am Ende des Einsatzes Anfang März 1945 wurden die A4 Einheiten aus Oberraderach, [[KZ-Außenlager Laura|Lehesten]] und [[KZ-Nebenlager Redl-Zipf|Redl-Zipf]] mit flüssigem Sauerstoff versorgt.<ref name="Schmundt-Thomas">{{cite journal|last=Schmundt-Thomas|first=Georg|date=2024-05|title='A-Stoff Anlagen': die Versorgung mit flüssigem Sauerstoff im deutschen Fernraketen Programm 1931-45|url=https://www.scienceopen.com/hosted-document?doi=10.14293/PR2199.000876.v1|journal=ScienceOpen Preprints|access-date=2024-07-30}}</ref>
== Opfer ==
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Laut Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora, sind somit {{"|mehr Häftlinge bei der Produktion der Waffe ums Leben gekommen als [andere Opfer] bei ihrem Einsatz. Das ist ein Unikum; ich glaube, es hat keine andere Waffe gegeben, die schon in der Produktion so viele Menschenleben gefordert hat.}}<ref>''Am Anfang war die V2. Vom Beginn der Weltraumschifffahrt in Deutschland.'' In: Utz Thimm (Hrsg.): ''Warum ist es nachts dunkel? Was wir vom Weltall wirklich wissen.'' Kosmos, 2006, ISBN 3-440-10719-1, S. 158.</ref> Wagner lässt dabei jedoch außer Acht, dass nur knapp 4.000 Häftlinge zu den privilegierten gehörten, die qualifizierte Arbeiten in der A4-Fertigung verrichteten.<ref>Philipp Aumann, Thomas Köhler: ''Vernichtender Fortschritt : Serienfertigung und Kriegseinsatz der Peenemünder „Vergeltungswaffen“.'' [[Historisch-Technisches Museum Peenemünde]], Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-030-8, S. 62.</ref> Wie viele Häftlinge starben, die direkt in der A4-Produktion arbeiteten, wurde bislang noch nicht untersucht. Hinzu kommt, dass im Mittelwerk neben der A4-Rakete und anderen Rüstungsgütern auch die Flugbombe [[Fieseler Fi 103]] („V1“) in Serie gefertigt wurde. Durch den Einsatz beider „Vergeltungswaffen“ gab es in England und Belgien über 17.500 Tote und mindestens 47.000 Verletzte.<ref>Philipp Aumann, Thomas Köhler: ''Vernichtender Fortschritt : Serienfertigung und Kriegseinsatz der Peenemünder „Vergeltungswaffen“.'' [[Historisch-Technisches Museum Peenemünde]], Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-030-8, S. 149.</ref> Einziger Ingenieur der V2-Produktion, der je vor Gericht gestellt wurde, war der [[Demag|DEMAG]]-Geschäftsführer und Generaldirektor der [[Mittelwerk GmbH]] [[Georg Rickhey]]. 1947 im „[[Dachauer Dora-Prozess]]“ angeklagt, wurde er freigesprochen, obwohl im Prozess der mitangeklagte [[Funktionshäftling]] Josef Kilian aussagte, dass Rickhey bei einer besonders brutal inszenierten Massenstrangulation von 30 Häftlingen am 21. März 1945 in [[KZ Mittelbau-Dora|Mittelbau-Dora]] anwesend war.<ref>Rainer Eisfeld: ''Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei.'' zu Klampen, Springe 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 164.</ref>
1943 gelang es der Widerstandsgruppe rund um Kaplan [[Heinrich Maier (Theologe)|Heinrich Maier]] durch die Verbindungen zum Wiener Stadtkommandanten [[Heinrich Stümpfl]], der wahrscheinlich dem Widerstand zugerechnet werden kann, die exakten Zeichnungen der V2-Rakete dem amerikanischen [[Office of Strategic Services]] zukommen zu lassen. Auch wurden Lageskizzen von V-Raketen-Fabrikationsanlagen in Peenemünde an alliierte Generalstäbe übermittelt, um damit alliierten Bombern Luftschläge zu ermöglichen.<ref>Vgl. Hansjakob Stehle: ''Die Spione aus dem Pfarrhaus.'' In: ''Die Zeit'' vom 5. Januar 1996.</ref> Die Gruppe wurde nach und nach von der Gestapo erkannt und die meisten Mitglieder hingerichtet.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Peter Broucek]] |url=https://books.google.at/books?id=R3dOqEb-sKwC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA163#v=onepage&q&f=false |titel=Die österreichische Identität im Widerstand 1938–1945 |werk=Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr |hrsg=[[Böhlau Verlag]] |datum=2008 |seiten=163 |abruf=2017-08-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Andrea Hurton, [[Hans Schafranek]] |url=http://derstandard.at/1271378203933/Im-Netz-der-Verraeter |titel=Im Netz der Verräter |werk=[[derStandard.at]] |datum=2010-06-04 |abruf=2017-08-03}}</ref>
== Startliste der Versuchsstarts in Peenemünde ==
Zeile 151:
{| class="wikitable sortable zebra hintergrundfarbe5" style="text-align:center"
|+ Versuchsstarts in Peenemünde<ref group="T">Sofern nicht anders angegeben, erfolgte der Start vom [[Prüfstand VII]].</ref>
! Nr.
! style="width:
! Brennzeit<br />(s)
! Reichweite<br />(km)
! Bemerkungen
|-
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| 34 || {{DatumZelle|1943-07-09}} || – || – || style="text-align:left" | Brennschluss nach dem Abheben, Explosion
|-
| – || {{DatumZelle|1943-08-12}} || 64 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start
|-
| – || {{DatumZelle|1943-10-06}} || 68 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start mit 272 Sekunden Dauer, erster Start nach dem Luftangriff am 17. August 1943
|-
| – || {{DatumZelle|1943-10-21}} || 63 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start, Flugzeit: 286 Sekunden
|-
| – || {{DatumZelle|1943-12-04}} || 63 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start, Flugzeit: 286 Sekunden
|-
| – || {{DatumZelle|1943-12-10}} || 69 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start, Flugzeit: 247 Sekunden
|-
| – || {{DatumZelle|1943-12-21}} || 33 || ? || style="text-align:left" | nur Teilerfolg, vorzeitiger Ausfall des Triebwerks, Flugzeit: 104 Sekunden
|-
| – || {{DatumZelle|1944-01-07}} || 43 || ? || style="text-align:left" | explodierte 43 Sekunden nach dem Start
|-
| – || {{DatumZelle|1944-01-27}} || ? || ? || style="text-align:left" | erster Testflug einer im Mittelwerk gefertigten Rakete, Fehlschlag
|-
| – || {{DatumZelle|1944-03-02}} || ? || ? || style="text-align:left" | explodierte
|-
| – || {{DatumZelle|1944-03-11}} || 59 || ? || style="text-align:left" | erfolgreicher Start, Flugzeit: 282 Sekunden
|-
| – || {{DatumZelle|1944-04-05}} || ? || ? || style="text-align:left" | explodierte
|-
| 89 || {{DatumZelle|1944-06-13}} || 62,8 || 300 || style="text-align:left" | Versuch mit Knüppelsteuerung für die [[Wasserfall (Rakete)|Flakrakete C2 „Wasserfall“]]; Absturz in Schweden (Luftzerleger)
Zeile 259 ⟶ 258:
{{Siehe auch|Liste der Versuchsstarts der A4-Rakete}}
{{Anker|Einsatz}}
== Einsatz ==
Bereits ab Ende 1939 ging es schon dem Entwurf nach in der Sache um eine Kriegsrakete für den Angriff. Hitler drohte Großbritannien deutlich im September 1940: „Wenn sie erklären, sie werden unsere Städte in großem Maße angreifen – wir werden ihre Städte ausradieren!“<ref>Rainer Eisfeld: ''Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei.'' Paperback, 2012, ISBN 978-3-86674-167-6, S. 76 f.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Hellmuth Vensky |url=https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-12/blitzkrieg-london/seite-2 |titel=Zweiter Weltkrieg: Adolf Hitler will die britischen Städte "ausradieren" |werk=Zeit Online |datum=2010-12-29 |abruf=2016-03-27}}</ref> [[Walter Dornberger]] warb im Juli 1941 für das neue Waffensystem, indem er auf die „nicht mehr vorhandene [[Luftüberlegenheit]]“ und damit auf die verlorene [[Luftschlacht um England]] hinwies. Hitler, der die „Fernrakete“ als einzige verbliebene Möglichkeit für den direkten Angriff auf England sah, genehmigte im August 1941 die Entwicklung des A4 bis zur Einsatzreife, allerdings ohne entsprechende Dringlichkeitsstufe. Ende März 1942 präzisierte Dornberger die Planung dahingehend, dass „bei Tag und Nacht in unregelmäßigen Abständen, unabhängig von der Wetterlage, sich lohnende Ziele wie London, Industriegebiete, Hafenstädte, pp. unter Feuer genommen werden“.<ref>{{Internetquelle |autor=Bernd Leitenberger |url=https://www.bernd-leitenberger.de/a4.shtml |titel=Die A-4 (V2)-Rakete |abruf=2019-11-22}}</ref> Im September wurde das Projekt in die ''Dringlichkeitsstufe SS'' eingruppiert und im Juni 1943 noch einmal höher eingestuft. Die anfängliche Planung sah einen Verschuss aus festen, verbunkerten Anlagen heraus vor. Dies wurde wegen der fortgesetzten Gebietsverluste des Deutschen Reiches jedoch nie umgesetzt. Es blieb beim Einsatz von mobilen Startrampen aus.<ref>Falko Bell: Britische Feindaufklärung im Zweiten Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2016. S. 197.</ref>
Zeile 337:
=== In den USA ===
==== Erbeutung von A4-Raketen
Den US-Amerikanern waren am 29. März 1945 auf einem überlangen [[Militärzug]] im Bahnhof [[Bromskirchen]] in [[Hessen]] durch überraschenden Zugriff einer Vorhut der ''3. US-Panzerdivision'' der [[1. US-Armee]] zehn komplette A4-Raketen des [[Artillerieregiment]]es ''Heeres Art.Abt.(mot)705, 10.Batterie der Gruppe Süd-Art.Rgt.(mot.)z.V.901 Abt.Ia'' mit den mobilen Startrampen, Treibstoff und Bedienungsanleitung in die Hände gefallen. Dies wurde in den alliierten Wochenschauen ausführlich thematisiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.britishpathe.com/video/a-digest-of-war-news |titel=A Digest Of War News 1945 |datum=1945-05-08 |abruf=2019-05-10 |format=Video; 4:23 min |sprache=en |kommentar=Wochenschau mit Film zum Abtransport der V2 (von ca. 0:30 bis 1:00)}}</ref> Der Zug sollte die Raketen vom Westerwald kommend am 22. März über die [[Aar-Salzböde-Bahn]] in neue Stellungen im Raum [[Schelder Wald|Schelderwald]] bzw. in die Nähe von Marburg bringen.<ref>Horst W. Müller: ''Ein geheimnisvoller Zug durchquerte 1945 das Hinterland.'' Hinterländer Geschichtsblätter, Nr. 1, Biedenkopf März 2005, S. 127.</ref> Diese zehn A4 wurden mit der Eisenbahn von den US-Amerikanern in den [[Hafen von Antwerpen]] transportiert und drei Tage später von dort aus in die USA verschifft.<ref>Karsten Porezag: ''Geheime Kommandosache. Geschichte der „V-Waffen“ und geheime Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und Westerwald, Dokumentation.'' 2. überarbeitete Auflage. Wetzlardruck, 2003, ISBN 3-926617-20-9, S. 326–344.</ref> Das war eine der Grundlagen für die Weiterentwicklung in den USA.
==== Wernher von Braun im Dienst der USA ====
[[Datei:First photo from space.jpg|mini|Erstes Foto aus dem [[Weltraum]], aus ca. 105 km Höhe von der in White-Sands gestarteten ''„V-2 No. 13“'' (A4) aufgenommen, 24. Oktober 1946]]
Am 2. Mai 1945 stellte sich [[Wernher von Braun]] den [[Streitkräfte der Vereinigten Staaten|Streitkräften der Vereinigten Staaten]] und wurde zusammen mit anderen Wissenschaftlern aus seinem Mitarbeiterstab ebenfalls in die [[Vereinigte Staaten|USA]] gebracht ([[Operation Overcast#Operation Paperclip|Operation Paperclip]]).
▲Etwa 100 erbeutete A4 und Teile davon wurden im Mittelwerk Nordhausen noch vor dem Einmarsch der Roten Armee von US-Truppen verladen und ebenfalls in die USA verfrachtet. Sie standen am Anfang einer ganzen Entwicklungslinie der amerikanischen [[Raketentechnik]] und damit zu den [[Raumfahrt]]entwicklungen der USA. Ein Exemplar steht im [[National Air and Space Museum]] in Washington (D.C.), ein weiteres kam anlässlich von Filmarbeiten Ende der 1950er-Jahre wieder nach Deutschland zurück und befindet sich heute im [[Deutsches Museum|Deutschen Museum]] in München.
Schon ab 1946 erfolgten Teststarts mit A4-Raketen, bei welchen die Army den Raum, den der Sprengkopf eingenommen hatte, der Wissenschaft zur Verfügung stellte.<ref>[https://history.nasa.gov/SP-4215/ch1-1.html The Upper Atmosphere Rocket Research Panel]</ref> So brachte eine Rakete im Juni Messinstrumente, darunter ein [[Zählrohr|Geiger-Müller-Zählrohr]] zur Messung kosmischer Strahlung, Temperatur- und Druckmessgeräte, einen [[Spektrograph]]en und Funkausrüstung in 107 Kilometer Höhe.<ref name="Green-Lomask">Constance McLaughlin Green, Milton Lomask ''Project Vanguard: The NASA History,'' Verlag Courier Corporation, 2012, ISBN 978-0-486-14153-4 auf Seite 6</ref>
Zeile 385:
=== In Frankreich ===
[[Datei:Fusée VERONIQUE (8727147868).jpg|mini|
{{Hauptartikel|Laboratoire de recherches balistiques et aérodynamiques}}
Zeile 447:
* Niklas Reinke: ''Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik. Konzepte, Einflussfaktoren und Interdependenzen: 1923–2002.'' Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56842-6.
* Gerhard Reisig: ''Raketenforschung in Deutschland. Wie die Menschen das All eroberten.'' Agentur Klaus Lenser, Münster 1997, ISBN 3-89019-500-8.
* Herbert Ringlstetter: ''Aggregat 4/V 2 Neustart.'' In: ''Flugzeug Classic,'' Dezember 2018, S. 30–35.
* Georg Schmundt-Thomas
* {{Literatur |Autor=[[Johannes Weyer]] |Titel=Wernher von Braun |Sammelwerk=Rowohlt Monographie |Verlag=Rowohlt Taschenbuch |Ort=Reinbek bei Hamburg |Datum=1999 |ISBN=978-3-499-50552-2 |Umfang=160}}
* Wolfgang Gückelhorn, Detlev Paul: ''V2 gefrorene Blitze,'' Helios Verlag, 29. Januar 2007, ISBN 3-938208-43-0.
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