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{{Dieser Artikel|behandelt die höfischen Dichter im mittelalterlichen Skandinavien, für den kanadischen Eishockeyspieler siehe [[Jarrod Skalde]].}}
Die '''Skalden''' ([[altnordisch]] ''skáld'' oder ''skæld'' = „Dichter“) waren höfische [[Dichter]] im mittelalterlichen [[Skandinavien]], vorwiegend in [[Norwegen]] und [[Island]]. Ihre Kunst nennt sich ''[[skaldisch]]e Dichtung'', ''Skaldendichtung'' beziehungsweiseoder ''[[Skaldik,]]'' und ist eine der nordischendrei großen altnordischen KunstgattungenLiteraturgattungen neben den [[Altnordische Literatur|Sagas]] und [[Edda|eddischer Dichtung]].
 
== Herkunft des Wortes ==
Die [[Etymologie]] des Wortes ist umstritten:. Eine Theorie verbindet das Wort mit der Wurzel von ''„sagen“sagen'' und hat es mit ''„schelten“schelten'' in Verbindung gebracht ([[Altsächsische Sprache|altsächsisch]] ''skeldári'' = „Schelter“ bzw. [[Mittelhochdeutsche Sprache|mittelhochdeutsch]] ''schelte'' = „Verfasser von Spott- und Strafgedichten“ ([[#<ref>{{Literatur |Lit.]]:Autor=Michail MI. Steblin-Kamenski)) |Titel=On the etymology of the word „Skáld“ |Hrsg=Jakob Benediktsson, auchJon mitSamsonarson demu. angelsächsischena. |Sammelwerk=Afmælisrit Jóns Helgasonar. 30. júní 1969. Heimskringla |Ort=Reykjavík |Datum=1969 |Seiten=421–430.}}</ref>) sowie mit [[altenglisch]] ''„scop“scop'' =(„Dichter“, Dichterentspricht (entsprechend[[Althochdeutsche Sprache|althochdeutsch]] ''„scof“scof'' oder ''„scopf“scopf'') und [[Isländische Sprache|isländisch]] ''„skop''skop, ''skaup“skaup'' = Spott(„Spott“). Eine andere Theorie behauptetvermutet eine Verwandtschaft zummit dem lateinischen Wort ''„scatere“scatere'' = hervorsprudeln(„hervorsprudeln“, überquellen„überquellen“) und zumder [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen]] Wurzel ''„uat“uat'' = innerlich(„innerlich erregt seinsein“, dichterische„dichterische Begeisterung zeigendzeigend“). ([[#<ref>{{Literatur |LitAutor=M.]]: Olsen, S.|Titel=Skalde |Sammelwerk=Arkiv för nordisk filologi |Band=38 |Datum=1922 |Seiten=95) |Online=[https://journals.lub.lu.se/anf/issue/view/1781 gesamter Band herunterladbar]}}</ref>
 
== Geschichte ==
Ab etwa 800 kam die uns bekannte Skaldendichtung mit [[Bragi]] Boddason]] in Norwegen auf. Später rekrutierten sich viele Skalden an den norwegischen Höfen aus [[Island]]. EsBis 1200 sind bis 1200 mehr als 300 Namen von Skalden bekannt (.<ref>[[#literaturHans Kuhn (Philologe, 1899)|lit.Hans Kuhn]]: Kuhn)''Das Dróttkvætt.'' Winter, Heidelberg 1983, ISBN 3-533-03204-3.</ref> Sehr viele Skalden entstammten der Aristokratie. Die meisten Skalden waren Männer, aber es gab auch [[Liste altnordischer Dichterinnen|weibliche Skalden]] (''skáldkonur''), z.&nbsp;B. [[Jórunn skáldmær]] und [[Steinunn Refsdóttir]]. Den frühen Skalden wurden göttliche Inspirationen nachgesagt.; Bragi Boddason wurde sogar für einenals GottGottheit gehaltenbetrachtet.
 
Die gesprochen (nicht gesungen) vorgetragene Skaldendichtung<ref>Kari Ellen Gade: ''On the recitation of Old Norse skaldic poetry.'' In: Heiko Uecker (Hrsg.): ''Studien zum Altgermanischen. Festschrift für Heinrich Beck'' (= ''[[#Literatur|LitReallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' Ergänzungsbände 11). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1994, ISBN 3-11-012978-7, S. 126–151.</ref><ref>Peter Foote, [[David M. Wilson]]: Gade''The Viking Achievement. The Society and Culture of early medieval Scandinavia.'' Sidgwick & Jackson, Foote)London 1970, ISBN 0-283-35499-2 (mehrere Nachdrucke).</ref> vermischte ab dem 10. Jahrhundert [[Heidentum|heidnische]] mit [[Christentum|christlichen]] Elementen. Es handelte sich ursprünglich um Gelegenheitsgedichte, also eine spontane, improvisierte Dichtung („free''free-standing verses“verses''),<ref>Russell (Poole: ''Skalde.'' In: ''[[#Literatur|Lit.Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' Band 28: Poole)''Seddin – Skringssal.'' 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-018207-6, S. 553–559.</ref> weshalb der Übersetzer Franz Seewald unter der Bezeichnung „Skalden“ auch alltägliche Gelegenheitsdichter versteht.<ref>Franz Seewald: ''Skaldensagas'' (= ''Insel-Taschenbuch'' 576). Aus dem Altisländen übertragen, eingeleitet und erläutert. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-458-32276-0, S. 24.</ref> Ein beliebtes Stilmittel der Skalden waren die ''[[Kenningar]]'' (Singular: ''Kenning'') genannten Umschreibungen einfacher Begriffe, welche sich als Kennzeichen einer [[Literatursprache|Dichtersprache]] deuten lassen.
 
Die Skaldendichtung gilt als wichtigste historische Quelle der mittelalterlichen skandinavischen Geschichte und rangiert hinsichtlich des Quellenwertes noch vor den Sagas. Bereits die Sagaverfasser waren sich dieses Quellenwertes wohl bewusst und zitierten dieseSkaldenstrophen als Beleg für ihre Darstellung. [[Snorri Sturluson]] begründet dies in seiner Vorrede zur ''[[Heimskringla]]'':
 
:„...„… Anderes ist aufgezeichnet nach alten Skaldendichtungen oder Sagaweisen [gemeint sind genealogische Gedichte wie [[Ynglingatal]]], mit denen sich die Leute die Zeit vertrieben. Obwohl wir nun nicht genau wissen, was Wahres daran ist, so wissen wir doch sicher, dass kundige Männer aus alter Zeit diese Überlieferung für wahr gehalten haben.“
 
und am Ende:
:„Als König [[Harald I. (Norwegen)|Harald Schönhaar]] Alleinherrscher in Norwegen geworden war, wurde Island besiedelt. Beim König waren Skalden, deren Gedichte und Epen über die späteren Könige Norwegens man noch auswendig weiß. Wir legen großen Wert auf das, was in diesen Gedichten vorgetragen wurde, die vor den Häuptlingen selbst oder ihren Söhnen vorgetragen wurden, und wir halten alles für wahr, was sich in diesen Gedichten über ihre Kriegszüge und Schlachten findet. War es nämlich auch Skaldenart, die Männer besonders zu preisen, vor denen sie standen, während sie ihr Gedicht vortrugen, so würde es doch kaum einer von ihnen gewagt haben, von diesem Herrscher Taten zu erzählen, die alle, die sie hörten, ja auch der Herrscher selbst, als offenbare Phantasie oder Lüge erkennen müssten. Das wäre ja kein Preis, sondern vielmehr Hohn gewesen.“
 
SoweitDemzufolge liegt die Problematik des Quellenwertes der Skaldendichtung nicht in deren Tendenz zu übertriebenem Lobpreis, sondern vielmehr im geringen Umfang des erhaltenen Materials. Soweit Sagas die Skaldendichtung verarbeitet habenverarbeiteten, kommt noch hinzu, dass diese ihre eigene Lebenswirklichkeit und Gedanken über das Königtum im 12. und 13. Jahrhundert auf die von den Skalden beschriebenen Zustände übertrugen und so auch die Dichtwerke oft in ihrem gesellschaftlichen Kontext missverstanden und missdeuteten.
Also ist nicht die Tendenz zu preisen das Problem der Skaldendichtung, sondern dass das Material doch sehr gering ist.
 
Auf dem europäischen Festland starb der Berufsstand des Skalden zu Beginn des 2. Jahrtausends aus. Auf Island konnte er sich jedoch noch bis in das 13. Jahrhundert halten. Der bekannteste altisländische Skalde ist [[Snorri Sturluson]], der mit seiner Prosa-[[Edda]] oder [[Snorra-Edda]] als Lehrbuch für Skalden diese Kunstform wiederzubeleben versuchte. DieseAls warengrößtes durchProblem sah er hierbei die Unkenntnis der alten Mythen (wie dem [[Skaldenmet]]-Mythos), deren Inhalte zur Bildung und zum Verständnis der ''Kenningar'' nötig waren, nachim Zuge der Christianisierung jedoch in Vergessenheit geratengerieten. Im Vordergrund seines Bemühens stand allerdings ein antiquarisches, kein heidnisch-religiöses Interesse.
Soweit die Sagas die Skaldendichtung verarbeitet haben, kommt noch hinzu, dass diese ihre eigene Lebenswirklichkeit und Gedanken über das Königtum im 12. und 13. Jahrhundert auf die von den Skalden beschriebenen Zustände übertrugen und so auch die Dichtwerke oft in ihrem gesellschaftlichen Kontext missverstanden und missdeuteten.
 
Auf dem europäischen Festland starb der Berufsstand zu Beginn des 2. Jahrtausends aus. Auf Island konnte er sich jedoch noch bis in das 13. Jahrhundert halten. Der bekannteste altisländische Skalde ist [[Snorri Sturluson]], der mit seiner Prosa-[[Edda]] oder [[Snorra-Edda]] als Lehrbuch für Skalden diese Kunstform wiederzubeleben versuchte. Diese waren durch die Unkenntnis der alten Mythen, deren Inhalte zur Bildung der Kenningar nötig waren, nach der Christianisierung in Vergessenheit geraten. Im Vordergrund seines Bemühens stand allerdings ein antiquarisches, kein heidnisch-religiöses Interesse.
 
== Der Begriff in der Neuzeit ==
 
Im heutigen [[Isländische Sprache|Isländisch]] und [[Färöische Sprache|Färöisch]] ist ein ''skáld'' bzw. ''skald'' durchaus auch ein zeitgenössischer Dichter. So ist eine isländische ''skáldsaga'' oder eine färöische ''skaldsøga'' nicht etwa eine Skalden-Sage, sondern ein [[Roman]].
 
''Skalden-Bücher'' war der Name einer mehrbändigen Reihe des Verlags Schmidt & Spring (Leipzig) aus den 1920er bis 1940er Jahren, laut Eigendarstellung eine „Sammlung von Erzählungen und Berichten aus Vergangenheit und Gegenwart, herausgegeben von Kurt Fervers“. WieEs der Gebrauch des Altnordischen für diese Heftreihe vermuten lässt, handelte eshandelt sich zu einem großen Teil um völkische[[völkisch]]e Literatur.
Eine 1965 in [[Polen]] gegründete Band, die auch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] populär war, nennt sich ''[[Skaldowie]].'' In der DDR trat sie als ''Die Skalden'' auf.
 
''Skalden'' ist auch der Name dereiner [[Musische Studentenverbindung|Universitätssängerschaft]] in [[Innsbruck]], siehe [[Universitätssängerschaft Skalden zu Innsbruck]].
 
Eine 1965 in [[Polen]] gegründete Band, die auch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] populär war, nennt sich ''[[Skaldowie]]'' und trat in der DDR als ''Die Skalden'' auf. ''Skalden'' ist ferner der Name einer deutschen [[Musik der Mittelalterszene|Mittelalter]]-Folkgruppe der 2010er Jahre.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.skalden.de/musiker.html |wayback=20131206125617 |text=Skalden.de}}</ref><ref>[https://skalden.de/ Skalden.de]</ref> 2018 wurde das französische Trio [[Skáld (Band)|Skáld]] gegründet.
''Skalden-Bücher'' war der Name einer mehrbändigen Reihe des Verlags Schmidt & Spring (Leipzig) aus den 1920er bis 1940er Jahren, laut Eigendarstellung eine „Sammlung von Erzählungen und Berichten aus Vergangenheit und Gegenwart, herausgegeben von Kurt Fervers“. Wie der Gebrauch des Altnordischen für diese Heftreihe vermuten lässt, handelte es sich zu einem großen Teil um völkische Literatur.
 
''Die Skalden'' ist ferner der Name einer zeitgenössischen deutschen Folkgruppe.<ref>[http://www.skalden.de/musiker.html Skalden.de], abgerufen am 8. November 2013</ref>
 
== Siehe auch ==
 
* [[Skaldisch]]
* [[Skaldenmet]]
* [[Runensänger]]
* [[Griot]]
* [[Barde]]
* [[Dichtersprache]]
 
== Literatur ==
* Peter Foote, [[David M. Wilson]]: ''The Viking Achievement. The Society and Culture of early medieval Scandinavia.'' Sidgwick & Jackson, London 1970, ISBN 0-283-35499-2 (mehrere Nachdrucke).
* Alexander Jóhannesson: ''Isländisches Etymologisches Wörterbuch.''. Francke, Bern 1956.
* H.[[Hans Kuhn (Philologe, 1899)|Hans Kuhn]]: ''Das Dróttkvætt.''. Winter, Heidelberg 1983, ISBN 3-533-03204-3.
* Felix Niedner (Übersetzer) / Daniel Huber (Hrsg.): ''Die Lieder der Wikinger. Nordische Skaldendichtung in deutscher Übertragung.'' Königsbrunn 2016, ISBN 978-3-945350-02-7.
* M. Olsen: ''Skalde.''. inIn: ''Arkiv för nordisk filologiefilologi.'' Capellen, Kristiania 1883 ffBd. (später38, Lund).1922, Bd 38{{ISSN|0066-7668}}.
* R.Russell Poole: ''Skalde.''. In: ''[[Reallexikon der germanischen Altertumskunde|Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' BdBand 28: ''Seddin – Skringssal.'' 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin-New Yorku. 2005, Sa. 553–5592005, ISBN 3-11-018207-6, S. 553–559.
* MMichail I. Steblin-KamenskiKamenskij: ''On the etymology of the word „Skáld“.''. In: ''Afmælisrit Jóns Helgasonar.'' Festschrift hrsg. v. Jakob Benediktsson, Jon Samsonarson u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Afmælisrit Jóns Helgasonar. 30. júní 1969.'' Heimskringla, Reykjavík 1969, S. 421–430.
* [[Heiko Uecker]]: ''Skaldik.'' In: Heiko Uecker: ''Geschichte der altnordischen Literatur'' (= ''Reclams Universal-Bibliothek.'' StuttgartNr. 200417647). Reclam, S.Stuttgart 233–2682004, ISBN 3-15-017647-6, S. 233–268.
 
== Weblinks ==
* P. Foote, D. Wilson: ''The Viking Achievement''. Praeger, New York 1970, Sidgewick and Jackson, London 1970, 1980, 1984, ISBN 0283354992
{{Wiktionary|skald}}
* K. Gade: ''On the recitation of Old Norse skaldic poetry''. In: ''Studien zum Altgermanischen.'' Festschrift für Heinrich Beck. Ergänzungsbd 11 zum ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' Walter de Gruyter, Berlin-New York 1994, S. 126–151, ISBN 3-11-012978-7
{{Wiktionary|skald}}
* Alexander Jóhannesson: ''Isländisches Etymologisches Wörterbuch''. Francke, Bern 1956.
* [http://www.heimskringla.no/wiki/Carmina_Scaldica Carmina Scaldica]
* H. Kuhn: ''Das Dróttkvætt''. Heidelberg 1983, ISBN 3-533-03204-3
* M. Olsen: ''Skalde''. in: ''Arkiv för nordisk filologie.'' Capellen, Kristiania 1883 ff. (später Lund). Bd 38.
* R. Poole: ''Skalde''. In: [[Reallexikon der germanischen Altertumskunde|Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]. Bd 28. Walter de Gruyter, Berlin-New York 2005, S. 553–559, ISBN 3-11-018207-6
* M. Steblin-Kamenski: ''On the etymology of the word „Skáld“''. In: ''Afmælisrit Jóns Helgasonar.'' Festschrift hrsg. v. Jakob Benediktsson, Jon Samsonarson u.&nbsp;a. Heimskringla, Reykjavík 1969, S. 421–430.
* Heiko Uecker: ''Skaldik.'' In: ''Geschichte der altnordischen Literatur''. Stuttgart 2004, S. 233–268, ISBN 3-15-017647-6.
 
== Einzelnachweise ==
<references responsive />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4181621-3}}
== Weblinks ==
 
* [http://www.heimskringla.no/wiki/Carmina_Scaldica Carmina Scaldica]
* [http://www.wikinger.org/wikinger2/skaldik.htm Skaldendichtung]
* [http://www.meldalsgard.de/skaldik2.html Die Kunst der Skalden]
 
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[[Kategorie:Wikingerzeit]]
[[Kategorie:LiteraturAltnordische (Altnordisch)Dichtung]]