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== Geschichte ==
Der schottische Geistliche [[Alexander John Forsyth]] kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Idee, schlagempfindliche Substanzen wie [[Knallquecksilber]] oder [[Kaliumchlorat]] zum Anzünden des Treibsatzes zu verwenden. Verschiedene Erfinder versuchten diesen neuen Ansatz praktikabel zu nutzen, um das bisherige unzuverlässige Steinschloss abzulösen. Auch die Idee für das Anzündhütchen wurde von einigen Personen in verschiedenen Ländern beansprucht. Da es zu dieser Zeit noch kein internationales Patentrecht gab, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wer der Erste war. Auch kann die gleiche Idee in etwa zeitgleich entstanden sein. Da ist zum einen der in die USA ausgewanderte Engländer [[Joshua Shaw]], der dieses für 1814 beansprucht.<ref name="Rosenberger">Manfred R. Rosenberger, Katrin Hanné: ''Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss: Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition''. Motorbuch Verlag, 1993, ISBN 3613015412, S. 69, 74–75.</ref> Shaw meldete demnach in diesem Jahr ein wiederverwendbares Röhrchen aus [[Stahl]] zum Patent an, das sich mit der schlagempfindlichen Substanz füllen ließ, zum Patent an. Da Shaw aber zu kurz in den Vereinigten Staaten lebte, sei ihm das Patent nicht gewährt worden.<ref>Alexander Rose: ''American Rifle: A Biography.'' [[Random House (Verlag)|Random House]], 2008, ISBN 978-0-440-33809-3, S. 95.</ref> Da das Patentbüro Jahre später abbrannte, existieren keine Dokumente, die Shaws Anspruch belegen. 1815 soll er mit einem Einweg-Zündhütchen aus [[Hartzinn]] experimentiert haben und ein Jahr später schließlich aus [[Kupfer]].<ref name="Moller">George D. Moller: ''American Military Shoulder Arms, Volume III: Flintlock Alterations and Muzzleloading Percussion Shoulder Arms, 1840–1865.'' Verlag [[University of New Mexico]] Press, 2011, ISBN 9780826350022, S. 23 [https://books.google.de/books?id=y7_DzNMrDqsC&pg=PT23].</ref> Ein offizielles Patent erhielt Shaw erst 1822.<ref name="Kinard"/> Besser dokumentiert ist die Erfindung des Zündhütchens aus Kupfer bei dem Londoner Büchsenmacher [[Joseph Egg]], die auf 1818 datiert wird.<ref name="Moller" /><ref>Dennis Alder: ''Colt Single Action: From Patersons to Peacemakers.'' Simon and Schuster, 2015, ISBN 9781510709225, S. 109 [https://books.google.de/books?id=SGOCDwAAQBAJ&pg=PT109].</ref><ref name="Rosenberger" /> Einen großen Anteil an der Verbesserung und Verbreitung des Anzündhütchen hatte das 1825 in [[Prag]] gegründete Unternehmen [[Sellier&nbsp;& Bellot]].<ref>Jaroslav Lugs: ''Handfeuerwaffen. Band I.'' 6. Auflage, [[Militärverlag der DDR]], 1979, S. 62.</ref>
 
Bei zivilen Waffen setzten sich die Anzündhütchen recht schnell durch; ab Mitte der 1820er waren sie weitverbreitet.<ref>Steven T. Ross: ''From Flintlock to Rifle: Infantry Tactics, 1740–1866.'' Verlag F. Cass, 1996, ISBN 9780714641935, S. 107 [https://books.google.de/books?id=H6UyHJgGseMC&pg=PT107].</ref> Das [[Militär]] hatte zunächst noch Vorbehalte, sich von den bewährten Steinschlosswaffen zu trennen. In den 1830ern begann das Militär, das neue System zu testen, und bis Mitte der 1840er hatte es sich auch militärisch in Europa und in den Vereinigten Staaten etabliert. Vielfach wurden Steinschlosswaffen auf Perkussionszündung umgestellt.<ref name="Kinard">Jeff Kinard: ''Pistols: An Illustrated History of Their Impact.'' Verlag ABC-CLIO, 2003, ISBN 9781851094707, S. 53–54 [https://books.google.de/books?id=ZVnuHX_6bG0C&pg=PA53].</ref> Auch wenn es ab den 1840er-Jahren bereits erste wegweisende Hinterladerwaffen mit Einheitspatronen (z.&nbsp;B. [[Dreyse-Zündnadelgewehr]]) gab, waren die Zündhütchen für Vorderladerwaffen die nächsten Jahrzehnte vorherrschend.<ref name="Rosenberger" /> Der Höhepunkt der Produktion von Anzündhütchen für Perkussionswaffen war Mitte der 1860er-Jahre, danach wurden diese zunehmend durch in Zentralfeuerpatronen integrierte Anzündhütchen für moderne Hinterladerwaffen abgelöst.<ref>''The rise and progress of the British explosives industry.'' 1909, S. 368 [https://archive.org/stream/riseprogressofbr00interich#page/368/mode/2up].</ref>
 
== Arten ==
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== Funktionsweise ==
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Datei:Boxerzündung.jpg|Aufbau und Zündung einer Patrone mit Boxerzündung
Datei:Berdanzündung.jpg|Aufbau und Zündung einer Patrone mit Berdanzündung
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Außen liegende Zündhütchen, die ausschließlich zum Abfeuern von [[Vorderlader]]waffen mit [[Perkussionsschloss|Perkussionszündung]] verwendet werden, steckt man vor der Schussabgabe auf das [[Piston (Perkussionswaffe)|Piston]] auf. Das Piston wirkt als Amboss und ist durchgängig gebohrt. Sobald der [[Hahn (Waffe)|Hahn]] der Waffe auf das Piston mit dem aufgesteckten Zündhütchen aufschlägt, setzt dessen Zündladung um. Durch die Bohrung im Piston wird die Zündflamme dann auf die Treibladung im [[Lauf (Schusswaffe)|Lauf]] übertragen.
 
Anzündhütchen für [[Zentralfeuerpatrone]]n sind in eine Vertiefung im Patronenboden eingelassen, die als [[Zündglocke]] bezeichnet wird, eingelassen. Sie sind dort durch eine leichte Quetschung des Patronenbodens mechanisch gegen das Herausfallen gesichert. In der Regel wird der Spalt zwischen Zündglocke und Anzündhütchen mit einer hauchdünnen Dichtung aus Lack versehen, um so das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern, was zu [[Zündversager]]n führen kann.
 
Während bei der Boxerzündung der Zündstrahl durch ein zentrales Zündloch in der Hülse in den Pulverraum geleitet wird, ist bei der Berdanhülse an dieser Stelle der Amboss angebracht. Neben dem Amboss sind dann die Zündkanäle. Die Berdanzündung wird hauptsächlich noch im militärischen Bereich benutzt, während gerade im sportlichen Bereich die Boxerzündung dominiert, da hier das abgeschossene Zündhütchen leicht ausgestoßen werden kann, um die Patrone wiederzuladen. Zündhütchen für Schrotpatronen sind länger als die oben beschriebenen flachen Messingkapseln; in ihrer Umhüllung sind Zündsatz, Amboss und Zündloch integriert.