„Anzündhütchen“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Pistol and shotgun primers.jpg|mini|Zwei Anzündhütchen<br />Links: für [[Faustfeuerwaffe]]n, abgefeuert und eingepresst in eine [[.357 Magnum]]
[[Datei:Randfeuerzündung.jpg|mini|Patrone mit Randfeuerzündung]]
▲[[Datei:Pistol and shotgun primers.jpg|mini|Zwei Anzündhütchen<br />Links: für [[Faustfeuerwaffe]]n, abgefeuert und eingepresst in eine [[.357 Magnum]]. Rechts: für [[Flinte]]nmunition.]]
[[Datei:Primers.jpg|mini|Anzündhütchen für [[Faustfeuerwaffe|Faust­feuer­waffen]]
[[Datei:percussion caps.jpg|mini|Zündhütchen für [[Perkussionswaffe]]n, Durchmesser 6 mm und 4,5
[[Datei:5.56 x 45mm NATO cartridge bottom - fired (left) and not fired (right) PNr°0288.jpg|mini|Ein abgefeuertes (links) und intaktes (rechts) Anzündhütchen im Patronenboden einer Patronenhülse Kaliber 5,56
[[Datei:Spielzeugmunition.jpg|mini|Achtschüssiger
'''Anzündhütchen''' (oft auch einfach '''Zündhütchen''', '''Zündkapsel''' oder '''Zündelement''' ([[Englische Sprache|engl.]] ''Percussion cap'' oder ''Primer'') genannt) dienen dem Zünden des [[Schießpulver]]s, also der [[Treibladung]] von [[Patronenmunition]] und [[Kartusche (Munition)|Kartuschenmunition]], oder
Alle modernen Waffen verwenden die Zentralfeuerzündung, bei der im Boden der Patronenhülse ein Zündhütchen eingepresst ist. Ausnahme sind Waffen für Kleinkaliberpatronen wie zum Beispiel [[.22 lfB]], bei denen [[Randfeuerzündung]] verwendet wird.
== Geschichte ==
Der schottische Geistliche [[Alexander John Forsyth]] kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Idee, schlagempfindliche Substanzen wie [[Knallquecksilber]] oder [[Kaliumchlorat]] zum Anzünden des Treibsatzes zu verwenden. Verschiedene Erfinder versuchten diesen neuen Ansatz praktikabel zu nutzen, um das bisherige unzuverlässige Steinschloss abzulösen. Auch die Idee für das Anzündhütchen wurde von einigen Personen in verschiedenen Ländern beansprucht. Da es zu dieser Zeit noch kein internationales Patentrecht gab, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wer der Erste war. Auch kann die gleiche Idee in etwa zeitgleich entstanden sein. Da ist zum einen der in die USA ausgewanderte Engländer [[Joshua Shaw]], der dieses für 1814 beansprucht.<ref name="Rosenberger">Manfred R. Rosenberger, Katrin Hanné: ''Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss: Die Geschichte der Handfeuerwaffen-Munition''. Motorbuch Verlag, 1993, ISBN 3613015412, S. 69, 74–75.</ref>
Bei zivilen Waffen
== Arten ==
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== Funktionsweise ==
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Datei:Boxerzündung.jpg|Aufbau und Zündung einer Patrone mit Boxerzündung
Datei:Berdanzündung.jpg|Aufbau und Zündung einer Patrone mit Berdanzündung
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Außen liegende Zündhütchen, die ausschließlich zum Abfeuern von [[Vorderlader]]waffen mit [[Perkussionsschloss|Perkussionszündung]] verwendet werden, steckt man vor der Schussabgabe auf das [[Piston (Perkussionswaffe)|Piston]] auf. Das Piston wirkt als Amboss und ist durchgängig gebohrt. Sobald der [[Hahn (Waffe)|Hahn]] der Waffe auf das Piston mit dem aufgesteckten Zündhütchen aufschlägt, setzt dessen Zündladung um. Durch die Bohrung im Piston wird die Zündflamme dann auf die Treibladung im [[Lauf (Schusswaffe)|Lauf]] übertragen.
Anzündhütchen für [[Zentralfeuerpatrone]]n sind in eine Vertiefung im Patronenboden eingelassen, die als [[Zündglocke]] bezeichnet wird. Sie sind dort durch eine leichte Quetschung des Patronenbodens mechanisch gegen das Herausfallen gesichert. In der Regel wird der Spalt zwischen Zündglocke und Anzündhütchen mit einer hauchdünnen Dichtung aus Lack versehen, um so das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern, was zu [[Zündversager]]n führen kann.
Während bei der Boxerzündung der Zündstrahl durch ein zentrales Zündloch in der Hülse in den Pulverraum geleitet wird, ist bei der Berdanhülse an dieser Stelle der Amboss angebracht. Neben dem Amboss sind dann die Zündkanäle. Die Berdanzündung wird hauptsächlich noch im militärischen Bereich benutzt, während gerade im sportlichen Bereich die Boxerzündung dominiert, da hier das abgeschossene Zündhütchen leicht ausgestoßen werden kann, um die Patrone wiederzuladen. Zündhütchen für Schrotpatronen sind länger als die oben beschriebenen flachen Messingkapseln; in ihrer Umhüllung sind Zündsatz, Amboss und Zündloch integriert.
Alle Zündsätze werden durch Reibung gezündet, wenn der [[Schlagbolzen]] einer Waffe auf das Zündhütchen trifft und sich das Material gegen den Amboss und
Seit etwa 1930 verwendet man als [[Initialsprengstoff]] in Anzündhütchen ein Gemisch aus [[Tetrazen]] und [[Bleitrinitroresorcinat]] („Sinoxid-Sätze“).<ref>{{Literatur |Autor=Josef Köhler, Rudolf Meyer, Axel Homburg |Titel=Explosivstoffe |Auflage=10
Boxerzündhütchen gibt es in den Größen 4,45 mm (klein) und 5,33 mm (groß). Bei gleichen Abmessungen unterscheidet man dann noch Pistolen- und Büchsenversion sowie jeweils eine Magnum-Ausführung mit verstärktem Zündsatz. Berdanzündhütchen gibt es für Pistolen in den Durchmessern 4,5 mm und 5 mm sowie für Büchsen in den Durchmessern 4,5 mm, 5,5 mm und 6,45 mm. Zündhütchen haben in der Regel keine Kennzeichnung ihrer Größe und Ladung.
Neuere Entwicklungen experimentieren mit einer Abkehr von der mechanischen Zündung. Eine Initialladung vergleichbar einem Zündhütchen ist voraussichtlich auch in vielen dieser Fälle nötig, muss aber speziell an das Zündverfahren angepasst werden. In der praktischen Verwendung ist bereits der elektrische Schlagbolzen mit entsprechenden Anzündhütchen. Dabei durchsticht weiterhin ein Schlagbolzen mechanisch die Versiegelung des Anzündhütchens. Die Zündung erfolgt aber erst durch einen elektrischen Impuls. Der Strom fließt dabei entweder durch den Schlagbolzen als einen und den Ladungsraum als anderen Pol oder der Schlagbolzen selbst ist zweipolig ausgelegt. Ziel der Technik ist eine möglichst genaue Zeitsteuerung der Schussabgabe. Dies ist bei schnell feuernden Waffen nach dem Gatling-Prinzip, insbesondere in Verbindung mit Mündungsblenden, erwünscht sowie bei stabilisierten Waffenanlagen. Zur Notabfeuerung bei Ausfall der Stromversorgung werden Stoßgeneratoren genutzt. Im Versuchsstadium sind kontaktlose Zündverfahren mit [[Elektromagnetische Induktion|elektromagnetischer Induktion]], elektro-thermisch-chemischen Kanonen, bei denen ein [[Lichtbogen]] die Treibladung zünden soll, und die Zündung per [[Laser]]. Angestrebte Vorteile dieser Verfahren sind geringere Fehlerquellen durch Verschmutzung und Korrosion oder versagende Mechanik und die Verwendung mit [[Hülsenlose Patrone|hülsenlosen Patronen]], bei denen dann die restlichen metallischen Anteile entfallen könnten.<ref>Thomas Enke: ''Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik.'' 2., aktualisierte Auflage. Walhalla Fachverlag, Regensburg 2021, [[doi:10.5771/9783802947780]], S. 155 f.</ref>
== Knallerbsen ==
Nach demselben Prinzip wie Anzündhütchen funktionieren sogenannte ''[[Knallerbse]]n''. Das sind kleine Knallkörper, die z. B. mit einer geringen Menge [[Silberfulminat]] gefüllt sind. Wenn man sie auf den Boden wirft, zündet der Stoff durch den Aufprall, und es gibt einen mehr oder weniger lauten Knall.
Alle genannten Stoffe sind hochexplosiv und fallen unter das [[Sprengstoffgesetz (Deutschland)|Sprengstoffgesetz]] bzw. die darauf beruhenden [[Verordnung]]en (SprengV).
== Gesundheitsgefahr ==
Beim Schießen werden die Reaktionsprodukte der Initialsprengstoffe freigesetzt. Früher wurde das gesundheitsschädliche Knallquecksilber verwendet, das durch Bleitrinitroresorcinat-Gemische abgelöst wurde, die aber auch gesundheitsschädlich sind. Das heute verfügbare [[Diazodinitrophenol]] (DDNP) hingegen enthält weder Blei noch Quecksilber,<ref>Josef Köhler, Rudolf Meyer, Axel Homburg: ''Explosivstoffe.'' Ausgabe 10, Verlag John Wiley & Sons, 2012, ISBN 9783527660070, S. 37 [https://books.google.de/books?id=HPNpNY0h02MC&pg=PT37].</ref> wird aber aus Kostengründen nicht überall verwendet.
== Literatur ==
* Josef Mötz: ''Österreichische Militärpatronen.'' Band 1
== Siehe auch ==
* [[Lefaucheux-Zündung]]▼
* [[
▲*[[Lefaucheux-Zündung]]
== Einzelnachweise ==
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