„Schwesterschiff“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Aka (Diskussion | Beiträge) K →Definitionen: typografische Anführungszeichen |
|||
(34 dazwischenliegende Versionen von 23 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1:
[[Datei:Sagres II sail 2005.jpg|mini|
[[Datei:Olympic and Titanic.jpg|mini|Die Schwesterschiffe ''[[Olympic (Schiff, 1911–1935)|Olympic]]'' und ''[[Titanic (Schiff)|Titanic]]'']]
'''Schwesterschiff''' ist die Bezeichnung für
▲[[Datei:Sagres II sail 2005.jpg|mini|Die Schiffe ''[[Sagres (Schiff, 1938)|Sagres]]'' und ''[[Gorch Fock (Schiff, 1958)|Gorch Fock]]''.]]
== Definitionen ==
▲''Schwesterschiff'' ist die Bezeichnung für See- bzw. Wasserfahrzeuge gleichen Typs, die in der Regel auf derselben Werft in kleiner Serie errichtet wurden.<ref>''Deutsches Wörterbuch'' Büntig, Karl Dieter, S. 1044, Spalte 3, Stichwort "Schwesterschiff" Chur (Schweiz), 1996</ref> Die dem ersten einer Serie folgenden Schiffe weisen gegenüber diesem Schiff keine oder nur unwesentliche Änderungen auf.<ref> transpress Lexikon ''Seefahrt'', Stichwort "Schwesterschiff (sister vessel)", S. 474; 3. bearbeitete und ergänzte Auflage, Berlin, 1976 </ref> Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung ''Schwesterschiff'' als Stichwort in deutschen Lexika nur im [[Plural]] stehend aufgenommen und dann die ''Schwesterschiffe'' mit "Schiffe gleichen Bauplans" erklärt.<ref>Beispielsweise in ''Meyers Großes Konversationslexikon''. Sechste Auflage Achtzehnter Band, Stichwort "Schwesterschiffe", S. 210, Spalte 1; Leipzig und Wien, 1909 </ref> Mehrere Schwesterschiffe gehören einer [[Schiffsklasse]] an.<ref>''Großes Buch des Wissens''; Zweiter Band, Stichwort "Schwesterschiff", S. 1364, Spalte 2, Leipzig, 1938 </ref> Für den Begriff '''Schwesterschiff''' gibt es zwei Bedeutungen. Umgangssprachlich bezieht er sich auf die große Ähnlichkeit zweier oder mehrerer [[Schiff]]e, als ob sie aus einer [[Familie (Soziologie)|Familie]] stammen würden. In der Fachsprache bezeichnet man nur solche Schiffe als Schwesterschiffe, die tatsächlich aus einer [[Baureihe]] nach weitgehend gleichen Bauplänen stammen und damit in den wesentlichen Merkmalen identisch sind. Soweit charakteristische Abweichungen innerhalb einer Bauserie bestehen, spricht man auch von ''Halbschwesterschiffen (engl. half sister ships)'' oder kurz ''Halbschwestern'' wie sie z. B. das im Jahr 1900 in Dienst gestellte kaiserliche Depeschenboot [[SMS Sleipner|Sleipner]] hatte.
Für den Begriff ''Schwesterschiff'' gibt es zwei Bedeutungen. Umgangssprachlich bezieht er sich auf die große Ähnlichkeit zweier oder mehrerer [[Schiff]]e, als ob sie aus einer [[Familie]] stammen würden. In der Fachsprache bezeichnet man nur solche Schiffe als Schwesterschiffe, die tatsächlich aus einer [[Baureihe]] nach weitgehend gleichen Bauplänen stammen und damit in den wesentlichen Merkmalen identisch sind. Soweit charakteristische Abweichungen innerhalb einer Bauserie bestehen, spricht man auch von „Halbschwesterschiffen“ ({{enS|half sister ships}}) oder kurz ''Halbschwestern'' wie sie z. B. das im Jahr 1900 in Dienst gestellte kaiserliche Depeschenboot ''[[Sleipner (Schiff, 1900)|Sleipner]]'' hatte.
Da im [[Schiffbau]] große Kostenanteile sowohl in der [[Konstruktionsprozess|Konstruktion]]s- und Planungsphase als auch später auf der [[Werft]] entstehen, kann man beim Bau von Schiffen mit der Wiederverwendung der Konstruktionspläne und der beim Bau gemachten Erfahrungen Kosten sparen ([[Synergie]]effekte). Zugleich vereinfacht die [[Standardisierung]] den Einsatz. Auch die Ersatzteile bei Reparaturen werden durch solche Kleinserien billiger.▼
▲Da im [[Schiffbau]] große Kostenanteile sowohl in der [[Konstruktionsprozess|
Die erste Einheit einer solchen Baureihe wird [[Typschiff]] genannt. Die danach entstehenden Schwesterschiffe gleichen sich anfangs oft sehr stark. Spätere Modernisierungen, Umbauten und Reparaturen führen vielfach dazu, dass nach einiger Zeit charakteristische Unterschiede entstehen, die die einzelnen Schwesterschiffe (oder bestimmte Baugruppen als sog. Unterklassen) kennzeichnen (Schiffs-Genealogie). Gerade bei großen [[Schiffsklasse]]n lassen sich so ganze „[[Stammbaum|Stammbäume]]“ einer Typentwicklung aufzeigen. Folgeklassen beruhen oft auf ähnlichen Entwürfen ihrer Vorgänger, so dass bei nur kleinen Veränderungen manchmal streitig bleibt, ob es sich um eine neue Untergruppe einer Klasse oder eine neue Klasse handelt.▼
▲Die erste Einheit einer solchen Baureihe wird [[Typschiff]] genannt. Die danach entstehenden Schwesterschiffe gleichen sich anfangs oft sehr stark. Spätere Modernisierungen, Umbauten und Reparaturen führen vielfach dazu, dass nach einiger Zeit charakteristische Unterschiede entstehen, die die einzelnen Schwesterschiffe (oder bestimmte Baugruppen als sog. Unterklassen) kennzeichnen (Schiffs-Genealogie). Gerade bei großen [[Schiffsklasse]]n lassen sich so ganze „[[Stammbaum|Stammbäume]]“ einer Typentwicklung aufzeigen. Folgeklassen beruhen oft auf ähnlichen Entwürfen ihrer Vorgänger, so dass bei
In der Regel zeichnen sich Schwesterschiffe zumindest durch einen identischen [[Schiffsrumpf|Rumpf]] aus, die Aufbauten können variieren oder auch zu verschiedenen Schiffstypen führen (Beispiel: in der Klasse der [[japan]]ischen [[Schlachtschiff]]e ''[[Yamato (1940)|Yamato]]'' und ''[[Musashi (1942)|Musashi]]'' gab es durch Änderung der Pläne während der Fertigstellung eine Halbschwester als [[Flugzeugträger]], die ''[[Shinano (1944)|Shinano]]'').▼
▲In der Regel zeichnen sich Schwesterschiffe zumindest durch einen identischen [[Schiffsrumpf|Rumpf]] aus, die Aufbauten können variieren oder auch zu verschiedenen Schiffstypen führen (Beispiel: in der Klasse der [[japan]]ischen [[Schlachtschiff]]e ''[[Yamato (
Da erst die Praxis zeigt, wie gut ein Entwurf alle an ihn gestellten Anforderungen erfüllt, kann es nach dem Bau des Typschiffs zu Änderungen an einigen Konstruktionsdetails kommen, die dann die Schwesterschiffe von ihrem Typschiff unterscheiden. Beispiele sind andere Fahrgebiete mit oder ohne Eisverstärkung, offene Fahrbrücke für tropische Gebiete, geschlossene für kalte Gebiete, andere Maschinenanlage, andere Aufbauten oder bei [[Kriegsschiff]]en abweichende [[Bewaffnung]].
Eine Sonderform des Konzepts der Schwesterschiffe ist der Serienschiffbau, wie er z. B. im [[Schiffbau in der DDR|Schiffbau der DDR]] betrieben wurde. Beim Serienschiffbau wurden gemäß dem Prinzip der Fließfertigung identische Schiffe in großer Stückzahl gebaut, die im Unterschied zum konventionellen Konzept des Schwesterschiffes prinzipiell keinerlei baulichen Abweichungen voneinander aufwiesen. Die wichtigste Werft für den Serienschiffbau in der DDR war die [[Volkswerft Stralsund]], die gerade für den Export in die Sowjetunion Fischereifahrzeuge als echte Serienprodukte baute.<ref>{{Literatur |Autor=Hahlbeck, Wulf-Heinrich. |Titel=Hiev up: so war die Hochseefischerei der DDR |Verlag=Köhler |Ort=Hamburg |Datum=1995 |ISBN=3-7822-0634-7}}</ref>
==Zivile Beispiele==▼
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-09397, Bremerhaven, Schiffe "Europa" und "Bremen".jpg|mini|Die dritte ''[[Europa (Schiff, 1930)|Europa]]'' (vorne an der Kaje) zusammen mit ihrem Schwesterschiff, die vierte ''[[Bremen (Schiff, 1929)|Bremen]]'' (hinten) in [[Bremerhaven]], 1930]]▼
▲== Zivile Beispiele ==
Schwesterschiffe der zivilen Schifffahrt waren zum Beispiel die ''[[RMS Olympic|Olympic]]'' (hier als Grundentwurf), ''[[RMS Titanic|Titanic]]'' und ''[[HMHS Britannic|Britannic]]'' der [[White Star Line]], wobei die ''Olympic'' das Typschiff, die ''Titanic'' das größere Schwesterschiff war. Andere bekannte Schwesterschiffe aus der Ära der Ozeandampfer waren die ''[[RMS Mauretania|Mauretania]]'' und die ''[[RMS Lusitania|Lusitania]]'' der [[Cunard Line]] oder die ''[[Bremen (Schiff, 1929)|Bremen]]'' und die ''[[Europa (Schiff, 1930)|Europa]]'' des [[Norddeutscher Lloyd|Norddeutschen Lloyds]].▼
▲[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-09397, Bremerhaven, Schiffe "Europa" und "Bremen".jpg|mini|Die
▲Schwesterschiffe der zivilen Schifffahrt waren zum Beispiel die ''[[
[[Peking (Schiff)#Schwesterschiffe|Segelschiffe der Reederei Laeisz]]<br />
Die Reederei Laeisz ließ, beginnend mit der ''[[Passat (Schiff, 1911)|Passat]]'', ab 1911 eine Reihe von acht [[Großsegler]]n mit weitgehend gleichen Abmessungen und Ausstattungen bauen, die allgemein als Schwesterschiffe betrachtet wurden.
== Militärisches Beispiel ==
In der [[militär]]ischen Seefahrt gibt es regelmäßig bei Einheiten aller Größen so genannte Klassen, die meist nach ihrem Typschiff benannt werden. Eines von zahllosen Beispielen ist die letzte
== Siehe auch ==
* [[Typenbau]]
== Literatur ==
* K. Schwitalla, U. Scharnow: ''Lexikon der Seefahrt''. diverse Jahrgänge
* J. Gebauer, E. Krenz
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Kategorie:Schiffsklasse| ]]
|