„Meritorisches Gut“ – Versionsunterschied

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{{Allgemeinverständlichkeit}}
Ein '''meritorisches Gut''' (''meritorisch'', von {{laS|meritum}}, „das Verdienst“) ist in den [[Wirtschaftswissenschaften]] ein [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gut]], das zwar generell auf dem [[Gütermarkt]] erworben werden könnte, aber wegen seiner Bedeutung vom [[Staat]] bereitgestellt wird.
 
Ein '''meritorisches Gut''' (''meritorisch'', von {{laS|meritum}}, „das Verdienst“) ist in den [[Wirtschaftswissenschaften]] ein [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Gut]], bei dem [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebot]] oder [[Nachfrage]] ohne staatliche Eingriffe nicht das gesellschaftlich gewünschte Maß erreichen; hiermit wird in der Regel die Erwartung oder Forderung verbunden, dass Angebot oder Nachfrage vom Staat gefördert werden sollten, um eine [[Pareto-Optimum|pareto-optimale]] Allokation zu erreichen.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrike Hösel |Titel=Die Konzepte öffentlicher und meritorischer Güter : Darstellung, Diskussion und ihre Anwendung auf die freien Berufe am Beispiel der Ärzte und Rechtsanwälte |Datum=2007 |Online=https://publishup.uni-potsdam.de/frontdoor/index/index/docId/1488 |Abruf=2022-08-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Scherf |Titel=Theorie der öffentlichen Güter |Verlag=Justus-Liebig-Universität Gießen |Ort=Gießen |Datum=2012 |Online=https://www.wolfgang-scherf.de/manuskripte/wisu-2012-06.pdf}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Norbert Andel |Titel=Zum Konzept der meritorischen Güter |Sammelwerk=FinanzArchiv / Public Finance Analysis |Band=42 |Nummer=3 |Datum=1984 |ISSN=0015-2218 |Seiten=630–648 |Online= |Abruf=}}</ref>
== Allgemeines ==
[[Richard Musgrave]] unterschied 1957 zwischen [[privates Gut|privaten Gütern]] ({{enS|private goods}}), [[öffentliches Gut|öffentlichen Gütern]] ({{enS|social goods}}) und meritorischen Gütern ({{enS|merit goods}}),<ref>Richard A. Musgrave, ''A Multiple Theory of Budget Determination'', in: Finanzarchiv, Band 17, 1957, S. 333–343</ref> wobei öffentliche Güter unteilbar sind, meritorische dagegen nicht. Bei öffentlichen Gütern werden mit der Befriedigung eines Nutzers auch die Bedürfnisse aller übrigen Nutznießer befriedigt (wie etwa bei der [[Landesverteidigung]]).<ref>[https://books.google.de/books?id=wSieBgAAQBAJ&pg=PA345&dq=%C3%B6ffentliche+g%C3%BCter+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiywoObifr0AhVfi_0HHWMDAy84ChDoAXoECAMQAQ#v=onepage&q=%C3%B6ffentliche%20g%C3%BCter%20lexikon&f=false Werner Fuchs-Heinritz/Rüdiger Lautmann/Otthein Rammstedt/Hanns Wienold (Hrsg.), ''Lexikon zur Soziologie'', 1994, S. 345]</ref> Zudem besitzt auch niemand die Möglichkeit, „ihrem Verbrauch zu entgehen, es sei denn er verlässt die soziale Gruppe, die es anbietet“.<ref>[[Albert O. Hirschman]], [[Exit, Voice, and Loyalty]], 1970, S. 105</ref> Meritorisch sind Güter, bei denen die private [[Nachfrage]] hinter dem gesellschaftlich gewünschten Ausmaß zurückbleibt.<ref>Richard A. Musgrave/Peggy B. Musgrave/Lore Kullmer, ''Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis'', 6. Auflage. Bdand 1, Tübingen, 1994, ISBN 3-8252-0449-9, S. 87 ff.</ref><ref>Norbert Berthold, ''Ansätze einer ökonomischen Theorie der Sozialpolitik. Normative und positive Aspekte'', in: ''Jahrbuch für Sozialwissenschaft'', Band 42, Nr. 2, 1991, S. 145–178.</ref>
 
Da die Einschätzung, welche Nachfrage gesellschaftlich gewünscht ist, in der Regel nur [[Subjektivität|subjektiv]] beurteilt werden kann, ist auch die Einstufung eines Guts als (de-)meritorisch entsprechend subjektiv. Bei der Beurteilung, ob ein meritorisches Gut vorliegt, sind das Prinzip der [[Ausschließbarkeit]] (mit dem [[Exklusionsgrad]] als Maßstab), das sich auf das Verhältnis von Anbieter zu Nachfrager bezieht, und die [[Rivalität]] (mit dem [[Rivalitätsgrad]]) zu betrachten, die sich auf das Verhältnis der Nachfrager untereinander bezieht.<ref>[https://books.google.de/books?id=R9fnBQAAQBAJ&pg=PR10&dq=Meritorisches+Gut+marktversagen&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiCq_WVmpX1AhU4hP0HHXN9DhkQ6AF6BAgEEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20marktversagen&f=false Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', ''Band 1: Module der Volkswirtschaftslehre'', 2010, S. 39]</ref> Beide Merkmale dienen der Objektivierung meritorischer Güter.
 
== Merkmale ==
Der Begriff „meritorisch“ geht auf eine Wortschöpfung des Ökonomen [[Richard Musgrave]] im Jahr 1957 zurück, der entsprechende [[Bedürfnis]]se als ''merit wants'' bezeichnete, was sich frei mit „anerkennungswürdige Bedürfnisse“ übersetzen lässt.<ref>{{Literatur |Autor=Richard A. Musgrave |Titel=A Multiple Theory of Budget Determination |Sammelwerk=FinanzArchiv / Public Finance Analysis |Band=17 |Nummer=3 |Datum=1956 |ISSN=0015-2218 |JSTOR=40909134 |Seiten=333–343}}</ref>
 
Meritorisch sind Güter, bei denen die private [[Nachfrage]] hinter dem gesellschaftlich gewünschten Ausmaß zurückbleibt.<ref>Richard A. Musgrave/Peggy B. Musgrave/Lore Kullmer, ''Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis'', 6. Auflage. Band 1, Tübingen, 1994, ISBN 3-8252-0449-9, S. 87 ff.</ref><ref>Norbert Berthold, ''Ansätze einer ökonomischen Theorie der Sozialpolitik. Normative und positive Aspekte'', in: ''Jahrbuch für Sozialwissenschaft'', Band 42, Nr. 2, 1991, S. 145–178.</ref> Umgekehrt bezeichnet man ein Gut als '''demeritorisch''', wenn dieser Nutzen als geringer angesehen wird und daher die Nachfrage behindert werden sollte. Da die Einschätzung, welche Nachfrage gesellschaftlich gewünscht ist, in der Regel nur [[Subjektivität|subjektiv]] beurteilt werden kann, ist auch die Einstufung eines Guts als (de-)meritorisch entsprechend subjektiv.
 
=== Ursachen für den Nachfragemangel ===
Meritorische Güter entstehen als Ergebnis eines politischen Willensbildungsprozesses. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht wird dieser Prozess häufig durch einen oder mehrere der folgenden Zusammenhänge beeinflusst:
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Dieselben Gründe werden auch als Ursachen für eine gemessen an der gesellschaftlichen oder politischen Erwünschtheit zu hohe Nachfrage demeritorischer Güter gesehen.
 
=== WeitereBeurteilung Merkmale ===
{{Belege fehlen|2=Dieser Abschnitt}}
Meritorische Güter sind [[Privates Gut|private Güter]], bei denen jedoch auf eine Anwendung der Ausschließbarkeit aus gesellschaftlichen Gründen verzichtet wird.<ref>[https://books.google.de/books?id=9CokBAAAQBAJ&pg=PA130&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgHEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), ''Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie'', 2013, S. 130]</ref> Die Kollektivbedürfnisse werden als Rechtfertigung für staatliche Eingriffe in [[Marktwirtschaft|Markt-]] und [[Finanzwirtschaft]] angesehen.<ref>Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), ''Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie'', 2013, S. 181</ref> Die Bereitstellung durch den Staat wird damit gerechtfertigt, dass aufgrund verzerrter [[Präferenz]]en der Bürger deren am Markt geäußerte Nachfrage zu einer nach Art und Umfang – gemessen am gesellschaftlich wünschenswerten [[Versorgungsgrad]] ({{enS|merit wants}}) – suboptimalen [[Allokation (Wirtschaftswissenschaft)|Allokation]] dieser Güter führt.<ref>[https://books.google.de/books?id=kFMgBAAAQBAJ&pg=PA173&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgEEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Dirk Piekenbrock, ''Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaftslehre'', 2009, S. 277]</ref>
Von den Befürwortern des Konzepts der (de-)meritorischen Güter wird ein im positiven Sinne [[paternalistisch]] agierender Staat unterstellt. Dessen Akteure könnten im Hinblick auf das gesellschaftliche Wohl bessere Entscheidungen treffen als das Individuum selbst.
 
Hingegen wird das Konzept von einigen [[Libertarismus|Libertären]] kritisiert, da die Bereitstellung meritorischer Güter einen Eingriff in die [[Konsumentensouveränität]] der Individuen darstelle. Dies gilt insbesondere, wenn es sich um ein [[Individualgut]] handelt. Soweit das Konzept der meritorischen Güter haltbar sei, sei es nicht neu, sondern durch andere Ansätze, vor allem die Theorie des [[Marktversagen]]s, abgedeckt; was hingegen neu sei an der Theorie der meritorischen Güter, das sei auf individualistischer Grundlage nicht zu halten.<ref>Manfred Tietzel/Christian Müller, ''Noch mehr zur Meritorik'', in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Band 118, 1998, S. 87–127</ref> Tatsächlich abstrahieren die Wirtschaftswissenschaften bei der Beurteilung eines Gutes im Hinblick auf seinen meritorischen Charakter von den individuell unterschiedlichen Präferenzen der Konsumenten.
 
Außerdem wird gegen die kostenlose Bereitstellung meritorischer Güter eingewendet, dass deren möglicher objektiver Nutzen von den Konsumenten oft gerade deshalb nicht erkannt werde, weil sie keinen Preis haben. Die Inflationierung der Bereitstellung meritorischer Güter könne außerdem zur Deaktivierung und Verantwortungslosigkeit der Konsumenten führen.
 
Werden meritorische Güter privatwirtschaftlich angeboten, jedoch die Ergebnisse einer marktmäßigen Steuerung nachträglich korrigiert, z. B. durch Budgetierung oder Subventionen, besteht das Risiko, dass sie zu höheren Kosten produziert werden als notwendig (betriebswirtschaftliche Ineffizienz) oder dass sich die Produktion zu wenig an den Wünschen potenzieller Nutznießer orientiert (volkswirtschaftliche Ineffizienz).
 
=== Wirtschaftliche Aspekte ===
Das [[Marktversagen]] bei öffentlichen und meritorischen Gütern tritt beim [[Güterangebot]] des [[Gütermarkt]]es auf. Wie Richard Musgrave in seinem Konzept meritorischer Güter aufzeigt, gibt es auch Marktversagen bei der [[Güternachfrage]], wenn Güter und Dienstleistungen, die Personen unabhängig von ihrer individuellen Leistung „verdienen“, aber nicht im gesellschaftlich wünschenswerten Ausmaß konsumiert werden.<ref>[https://books.google.de/books?id=F07iDwAAQBAJ&pg=PA59&dq=Meritorisches+Gut+marktversagen&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiCq_WVmpX1AhU4hP0HHXN9DhkQ6AF6BAgHEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20marktversagen&f=false Peter Tschmuck, ''Ökonomie der Musikwirtschaft'', 2020, S. 59]</ref> Ursache für eine [[Nachfragelücke]] bei der suboptimalen Bereitstellung meritorischer Güter kann irrationales Verhalten sein wie etwa die Weigerung, während der Autofahrt einen Sicherheitsgurt anzulegen, was eine staatlich durch Gesetz vorgeschriebene Anschnallpflicht zur Folge hat und zur Verringerung [[soziale Kosten|sozialer Kosten]] bei Verkehrsunfällen führt. Auch unvollkommene Information und falsche Zeitpräferenzen können einen Nachfragemangel auslösen.
 
Die Förderung meritorischer Güter durch die [[öffentliche Hand]] wird ''Meritorisierung'' genannt. So wird die unvollkommene Information über die Wärmedämmung von Wohnhäusern durch entsprechende [[finanzielle Fördermittel]] beseitigt, falsche Zeitpräferenzen wie bei der [[Pension (Altersversorgung)|Rentenversicherung]] junger Arbeitnehmer werden durch [[Pflichtversicherung]] ausgeglichen.
 
== Beispiele ==
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Die Frage, ob ein Gut meritorisch oder demeritorisch ist, hängt auch von der konsumierten Menge ab.<ref>Robert Richert, ''Mikroökonomik – schnell erfasst'', Springer Verlag/Heidelberg, 2010, S. 23</ref> So bedroht beispielsweise der übermäßige Konsum von Tourismusdienstleistungen ([[Reiseintensität]]) deren Erholungswirkung.
 
=== Maßnahmen ===
== Ausbildung, Bildung, Gesundheit und Kultur ==
Insbesondere [[Ausbildung]], [[Bildung]], [[Gesundheit]] und [[Kultur]] werden häufig zu den meritorischen Gütern gerechnet. So könnte ein rein privatwirtschaftlich organisiertes Gesundheitssystem dazu führen, dass viele Menschen keine ausreichende [[Gesundheitsversorgung]] erhalten.<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 62</ref> Meritorische Güter wie [[Schule]]n oder [[Krankenhaus|Krankenhäuser]] werden teilweise in der [[Privatwirtschaft]] geführt ([[Privatschule]]n oder [[Privatklinik]]en), aber die Mehrzahl ist staatlich, weil der Staat will, dass diese meritorischen Güter von allen Bürgern konsumiert werden können oder sogar müssen. Der Staat hält sie für sein [[Gemeinwesen]] von derart großer Bedeutung, dass er seine Bürger zum Konsum verpflichtet.<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 63</ref> Zahlt jemand die [[Schulgebühr]] für eine Privatschule nicht, wird der Schüler vom Unterricht ausgeschlossen. Da öffentliche Schulen kostenlos sind, ist eine Ausschließbarkeit vom Unterricht kein Thema. Auch die Freiheit, Schuldbildung nachzufragen oder nicht, wird vom Staat durch die [[Schulpflicht]] ausgeschlossen.
 
Dabei ist jedoch weiterhin umstritten, ob Bildung ein privates Gut, öffentliches Gut oder ein meritorisches Gut ist.<ref>[https://books.google.de/books?id=4w3TBgAAQBAJ&pg=PA151&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgFEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Ute Arentzen/Heiner Brockmann/Heike Schule/Thorsten Hadeler (Hrsg.), ''Gabler Volkswirtschafts-Lexikon'', Band 1, 1996, S. 151]</ref> Bildung wäre ein privates Gut, wenn kein [[natürliches Monopol]] vorläge (es liegt keins vor), wenn Nachfrager sich als Rivalen (Rivalitätsgrad) gegenüberstünden (sie werden gruppenweise angeboten und nachgefragt: [[Schulklasse]]n), wenn Wissenserwerb durch einen bestimmten Nachfrager den gleichzeitigen Erwerb desselben Wissens für andere Nachfrager ausschließen würde (Ausschließbarkeit: der Lehrer trägt dasselbe Wissen für alle Schüler vor) und wenn es keine Nutznießer außer den Nachfragern selbst gäbe (vollständige [[Internalisierung (Wirtschaft)|Nutzeninternalisierung]]). Bildung wäre ein öffentliches Gut, wenn [[Marktversagen]] vorhanden wäre, weil der [[Preismechanismus|Preis-]] und [[Marktmechanismus]] eine effiziente Allokation nicht gewährleisten könnten.
 
Bildung ist ein meritorisches Gut,
* wenn der Staat die individuellen Bildungspräferenzen der Bürger nicht akzeptiert, sondern ihnen seine Präferenzen aufzwingt, was durch Schulpflicht der Fall ist.
* Durch Bildung kann [[Unwissen]] beseitigt werden, ein Preis- und Marktmechanismus kann keine gleichen Bildungschancen herbeiführen.<ref>Elchanan Cohn/Terry G Geske, ''The Economics of Education'', 1990, S. 23–33</ref>
 
== Maßnahmen ==
Als Maßnahmen zur [[Soziale Sanktion|Sanktionierung]] des Konsums demeritorischer Güter kommen in Frage:
* Konsumgebote bzw. -verbote (z.&nbsp;B. [[Sozialversicherung]]spflicht, [[Schulpflicht]], [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]]);
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* [[Budgetierung]] (z. B. im [[Gesundheitssystem]]);
* Indirekte Eingriffe in das [[Marktgeschehen]] (z.&nbsp;B. Werbebeschränkungen für Tabakwaren).
 
=== Spezialfall: Ausbildung, Bildung, Gesundheit und Kultur ===
Insbesondere [[Ausbildung]], [[Bildung]], [[Gesundheit]] und [[Kultur]] werden häufig zu den meritorischen Gütern gerechnet. So könnte ein rein privatwirtschaftlich organisiertes Gesundheitssystem dazu führen, dass viele Menschen keine ausreichende [[Gesundheitsversorgung]] erhalten.<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 62</ref> Meritorische Güter wie [[Schule]]n oder [[Krankenhaus|Krankenhäuser]] werden teilweise in der [[Privatwirtschaft]] geführt ([[Privatschule]]n oder [[Privatklinik]]en), aber die Mehrzahl ist staatlich, weil der Staat will, dass diese meritorischen Güter von allen Bürgern konsumiert werden können oder sogar müssen. Der Staat hält sie für sein [[Gemeinwesen]] von derart großer Bedeutung, dass er seine Bürger zum Konsum verpflichtet.<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 63</ref> Zahlt jemand die [[Schulgebühr]] für eine Privatschule nicht, wird der Schüler vom Unterricht ausgeschlossen. Da öffentliche Schulen kostenlos sind, ist eine Ausschließbarkeit vom Unterricht kein Thema. Auch die Freiheit, SchuldbildungSchulbildung nachzufragen oder nicht, wird vom Staat durch die [[Schulpflicht]] ausgeschlossen.
 
Dabei ist jedoch weiterhin umstritten, ob Bildung ein privates Gut, öffentliches Gut oder ein meritorisches Gut ist.<ref>[https://books.google.de/books?id=4w3TBgAAQBAJ&pg=PA151&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgFEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Ute Arentzen/Heiner Brockmann/Heike Schule/Thorsten Hadeler (Hrsg.), ''Gabler Volkswirtschafts-Lexikon'', Band 1, 1996, S. 151]</ref> Bildung wäre ein privates Gut, wenn kein [[natürliches Monopol]] vorläge (es liegt keins vor), wenn Nachfrager sich als Rivalen (Rivalitätsgrad) gegenüberstünden (sie werden gruppenweise angeboten und nachgefragt: [[Schulklasse]]n), wenn Wissenserwerb durch einen bestimmten Nachfrager den gleichzeitigen Erwerb desselben Wissens für andere Nachfrager ausschließen würde (Ausschließbarkeit: der Lehrer trägt dasselbe Wissen für alle Schüler vor) und wenn es keine Nutznießer außer den Nachfragern selbst gäbe (vollständige [[Internalisierung (Wirtschaft)|Nutzeninternalisierung]]). Bildung wäre ein öffentliches Gut, wenn [[Marktversagen]] vorhanden wäre, weil der [[Preismechanismus|Preis-]] und [[Marktmechanismus]] eine effiziente Allokation nicht gewährleisten könnten.
 
Bildung ist ein meritorisches Gut,
* wenn der Staat die individuellen Bildungspräferenzen der Bürger nicht akzeptiert, sondern ihnen seine Präferenzen aufzwingt, was durch Schulpflicht der Fall ist.
* Durch Bildung kann [[Unwissen]] beseitigt werden, ein Preis- und Marktmechanismus kann keine gleichen Bildungschancen herbeiführen.<ref>Elchanan Cohn/Terry G Geske, ''The Economics of Education'', 1990, S. 23–33</ref>
 
== Abgrenzungsprobleme und besondere Formen ==
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Wie schwierig die Abgrenzung und die Rechtfertigung des Angebots meritorischer Leistungen ist, zeigen folgende Beispiele: Hochwertige Informationen werden auch in privaten (z.&nbsp;B. Print-)Medien angeboten, während im öffentlich-rechtlichen Hörfunk und Fernsehen neben hochwertigen journalistischen Leistungen auch reine Unterhaltung angeboten und konsumiert wird. Beim Sport ist zu unterscheiden zwischen dem aktiv-interaktiven Sport und dem reinen „Zuschauersport“, der effektiv privat vermarktet wird. Bezüglich des Gutes ''Sicherheit'' ist wiederum zu hinterfragen, ob seine Bereitstellung als öffentliche Leistung tatsächlich wegen mangelnder privater Nachfrage erfolgt – diese ist ja im Fall privater Sicherheitsdienste durchaus vorhanden – oder aber wegen anderer politisch nicht gewollter Folgen.
 
=== BeurteilungDemeritorische Güter ===
''Demeritorische Güter'' sind gesellschaftlich unerwünschte Güter wie beispielsweise [[Droge]]n,<ref>[https://books.google.de/books?id=dGtAARO_-eMC&pg=PA230&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgDEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Günter Bentele/Hans-Bernd Brosius/Otfried Jarren (Hrsg.), ''Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft'', 2013, S. 230]</ref> [[Glücksspiel]] oder [[Zwangsprostitution]].<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 65</ref> Ökonomisch handelt es sich um private Güter, die – wegen [[Gesetzliches Verbot|gesetzlicher Verbote]] – auf einem illegalen [[Teilmarkt]] des Gütermarkts ([[Schwarzmarkt]]) gehandelt werden.
Von den Befürwortern des Konzepts der (de-)meritorischen Güter wird ein im positiven Sinne [[paternalistisch]] agierender Staat unterstellt. Dessen Akteure könnten im Hinblick auf das gesellschaftliche Wohl bessere Entscheidungen treffen als das Individuum selbst.
 
=== DemeritorischeKollektive Güter ===
Hingegen wird das Konzept von einigen [[Libertarismus|Libertären]] kritisiert, da die Bereitstellung meritorischer Güter einen Eingriff in die [[Konsumentensouveränität]] der Individuen darstelle. Dies gilt insbesondere, wenn es sich um ein [[Individualgut]] handelt. Soweit das Konzept der meritorischen Güter haltbar sei, sei es nicht neu, sondern durch andere Ansätze, vor allem die Theorie des [[Marktversagen]]s, abgedeckt; was hingegen neu sei an der Theorie der meritorischen Güter, das sei auf individualistischer Grundlage nicht zu halten.<ref>Manfred Tietzel/Christian Müller, ''Noch mehr zur Meritorik'', in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Band 118, 1998, S. 87–127</ref> Tatsächlich abstrahieren die Wirtschaftswissenschaften bei der Beurteilung eines Gutes im Hinblick auf seinen meritorischen Charakter von den individuell unterschiedlichen Präferenzen der Konsumenten.
 
Außerdem wird gegen die kostenlose Bereitstellung meritorischer Güter eingewendet, dass deren möglicher objektiver Nutzen von den Konsumenten oft gerade deshalb nicht erkannt werde, weil sie keinen Preis haben. Die Inflationierung der Bereitstellung meritorischer Güter könne außerdem zur Deaktivierung und Verantwortungslosigkeit der Konsumenten führen.
 
Werden meritorische Güter privatwirtschaftlich angeboten, jedoch die Ergebnisse einer marktmäßigen Steuerung nachträglich korrigiert, z. B. durch Budgetierung oder Subventionen, besteht das Risiko, dass sie zu höheren Kosten produziert werden als notwendig (betriebswirtschaftliche Ineffizienz) oder dass sich die Produktion zu wenig an den Wünschen potenzieller Nutznießer orientiert (volkswirtschaftliche Ineffizienz).
 
== Abgrenzung vom Begriff des kollektiven Gutes ==
Eine Abgrenzung gegenüber dem Begriff des [[Gemeingut|kollektiven]] bzw. öffentlichen Gutes ist schwierig. Theoretisch ist es das Ziel der Bereitstellung kollektiver Güter durch staatliche Eingriffe, Konsumentenpräferenzen, die am Markt nicht bedient werden können, weil gar kein Markt entsteht bzw. eine Erwirtschaftung von Erträgen durch private Produzenten nicht möglich ist, zur Geltung zu verhelfen. Im Falle meritorischer Güter besteht die Absicht der [[Entscheidungsträger]] hingegen darin, in die individuellen Konsumentenpräferenzen zugunsten der vermuteten Präferenzen eines Kollektivs einzugreifen.<ref>Ingrid Gottschalk, ''Meritorische Güter und Konsumentensouveränität – Aktualität einer konfliktreichen Beziehung'', in: Jahrbuch für Wirtschaftswissenschaften, Band 52, 2001, S. 156</ref> Praktisch ist eine Abgrenzung jedoch sehr schwierig. Dafür wurden bereits von Musgrave verschiedene Kriterien vorgeschlagen, die aber zum großen Teil unbefriedigend bleiben:<ref>Michael Anderheiden, ''Gemeinwohl in Republik und Union'', Mohr-Siebeck/Tübingen, 2006, S. 123 ff.</ref> z.&nbsp;B. die Frage, ob die Orientierung am Interesse der Konsumenten die Frage der Bereitstellung dominiert, ob das Entscheidungsverhalten der Konsumenten als irrational anzusehen ist, oder ob eine ethische Gewichtung der individuellen Präferenzen möglich ist. Einfacher zu handhaben, jedoch in keinem Fall unstrittig, sind Kriterien wie das Ausmaß [[Paternalismus|paternalistischer]] Bevormundung der Konsumenten (z.&nbsp;B. durch Lebensmittelgutscheine); die Frage, ob eine parlamentarische Mehrheit oder eine am [[Gleichheitsprinzip]] orientierte Justiz die Güter als notwendig erachtet – so in der Diskussion von 2009/2010 um den [[Arbeitslosengeld II|Hartz-IV]]-Regelsatz; die enge Bindung der Leistungen an das [[Sozialstaatsprinzip]] etwa im Unterschied zu ökologisch motivierten Lenkungssteuern; oder die Frage, ob [[Marktteilnehmer]] von der Konsumtion ausgeschlossen werden können (Ausschließbarkeit), was bei kollektiven Gütern nicht möglich ist.
 
== Wirtschaftliche Aspekte ==
Das [[Marktversagen]] bei öffentlichen und meritorischen Gütern tritt beim [[Güterangebot]] des [[Gütermarkt]]es auf. Wie Richard Musgrave in seinem Konzept meritorischer Güter aufzeigt, gibt es auch Marktversagen bei der [[Güternachfrage]], wenn Güter und Dienstleistungen, die Personen unabhängig von ihrer individuellen Leistung „verdienen“, aber nicht im gesellschaftlich wünschenswerten Ausmaß konsumiert werden.<ref>[https://books.google.de/books?id=F07iDwAAQBAJ&pg=PA59&dq=Meritorisches+Gut+marktversagen&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiCq_WVmpX1AhU4hP0HHXN9DhkQ6AF6BAgHEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20marktversagen&f=false Peter Tschmuck, ''Ökonomie der Musikwirtschaft'', 2020, S. 59]</ref> Ursache für eine [[Nachfragelücke]] bei der suboptimalen Bereitstellung meritorischer Güter kann irrationales Verhalten sein wie etwa die Weigerung, während der Autofahrt einen Sicherheitsgurt anzulegen, was eine staatlich durch Gesetz vorgeschriebene Anschnallpflicht zur Folge hat und zur Verringerung [[soziale Kosten|sozialer Kosten]] bei Verkehrsunfällen führt. Auch unvollkommene Information und falsche Zeitpräferenzen können einen Nachfragemangel auslösen.
 
Die Förderung meritorischer Güter durch die [[öffentliche Hand]] wird ''Meritorisierung'' genannt. So wird die unvollkommene Information über die Wärmedämmung von Wohnhäusern durch entsprechende [[finanzielle Fördermittel]] beseitigt, falsche Zeitpräferenzen wie bei der [[Pension (Altersversorgung)|Rentenversicherung]] junger Arbeitnehmer werden durch [[Pflichtversicherung]] ausgeglichen.
 
== Demeritorische Güter ==
''Demeritorische Güter'' sind gesellschaftlich unerwünschte Güter wie beispielsweise [[Droge]]n,<ref>[https://books.google.de/books?id=dGtAARO_-eMC&pg=PA230&dq=Meritorisches+Gut+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwih2MOSt_r0AhW_hP0HHQVDCUYQ6AF6BAgDEAE#v=onepage&q=Meritorisches%20Gut%20lexikon&f=false Günter Bentele/Hans-Bernd Brosius/Otfried Jarren (Hrsg.), ''Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft'', 2013, S. 230]</ref> [[Glücksspiel]] oder [[Zwangsprostitution]].<ref>Lothar Wildmann, ''Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik'', Band I, 2007, S. 65</ref> Ökonomisch handelt es sich um private Güter, die – wegen [[Gesetzliches Verbot|gesetzlicher Verbote]] – auf einem illegalen [[Teilmarkt]] des Gütermarkts ([[Schwarzmarkt]]) gehandelt werden.
 
== Literatur ==
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[[Kategorie:Mikroökonomie]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:WirtschaftWirtschaftliche Güter]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaft]]