„University of Virginia“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K form
 
(18 dazwischenliegende Versionen von 17 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 22:
[[Datei:Map of Virginia & USA highlighting Charlottesville.png|mini|Lage der Universität im Bundesstaat Virginia (links Vereinigte Staaten)]]
 
Die '''University of Virginia''' (Universität von Virginia) – kurz ''UVa'' oder ''U.Va.'' (englisch ausgesprochen als ''U-V-A'': {{IPA|juːviːˈeiː}}) – ist eine staatliche Universität in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] und liegt in [[Charlottesville]] im Bundesstaat [[Virginia]]. Sie wurde 1819 auf Betreiben von [[Thomas Jefferson]], desdem dritten [[Präsident der Vereinigten Staaten|Präsidenten der Vereinigten Staaten]], gegründet. Die zentralen Gebäude der Universität – das sogenannte „akademische Dorf“ – wurden von Thomas Jefferson unter Mitwirkung von [[Benjamin Latrobe]] im Stil des [[Klassizismus]]<!-- sic! trotz englisch: neoclassicism (siehe Artikel „Klassizismus“) --> entworfen und stehen auf der [[UNESCO-Welterbe|Liste des Weltkulturerbes]] der [[UNESCO]].
 
Die University of Virginia ist Mitglied der [[Association of American Universities]], eines seit 1900 bestehenden Verbundes der führenden nordamerikanischen Forschungsuniversitäten, und zählt zu den [[Public Ivy|Public-Ivy]]-Universitäten.
 
Die Universität bietet zahlreiche [[Bachelor#Der Bachelor-Abschluss außerhalb Europas|Bachelor-]], [[Master#Der Master in den Vereinigten Staaten und in Kanada|Master-]] und [[Ph.D.]]-[[Studiengang|Studiengänge]] an, vor allem in den [[Geisteswissenschaft|Geistes]]-, [[Naturwissenschaft|Natur]]- und [[Ingenieurwissenschaften]].
 
== Geschichte ==
Zeile 56:
Ab 1868 vergab die Universität auch [[Bachelor]]-Abschlüsse, doch erst 1899 wurde der Bachelor das primär angebotene Studienziel.<ref name="Britannica" />
 
[[Datei:University of Virginia Rotunda fire small.jpg|mini|hochkant=0.8|Brand der Rotunda 1895]]
 
Am 27. Oktober 1895 kam es zu einem Brand im zentralen Gebäude und Wahrzeichen der Universität, der Rotunda. Das Feuer war im Anbau des Baus entstanden. Der Mathematikprofessor William H. „Reddy“ Echols, nach dem 1960 ein [[#Echols|prestigeträchtiges Förderungsprogramm für begabte Studenten]] (''honor student program'') benannt wurde, versuchte, den Brand mit einer Explosion von ca. 45&nbsp;kg [[Dynamit]] einzudämmen, das er vom Dach der Rotunda auf die in Flammen stehende Verbindung zwischen Rotunda und Anbau warf.<!-- Pendleton Hogan (1987). The Lawn. S. 61 --> Stattdessen löste er damit den Einsturz der Gebäudekuppel der Rotunda aus. Nur 17.194 Bücher des über 56.000 Titel umfassenden Bestandes konnten gerettet werden.<ref name="Cocola">[{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (Stand: 6. Dezember 2004). ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.''] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref> Mithilfe von Dynamit und Wasser gelang es immerhin, ein Übergreifen des Feuers auf die nächstliegenden Pavillons zu verhindern.<ref name="Wills-107">Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;107)</ref> Die Rotunda wurde unter Leitung des New Yorker Architekten [[Stanford White]] in veränderter Form wiederaufgebaut.<ref name="UVa History/Reconstructed">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/uvatours/shorthistory/reconstructed.html |text=Short History of U.Va.: ''A Reconstructed University'', auf der Internetseite der University of Virginia |wayback=20070104124603}} (englisch) abgerufen am 7.&nbsp;März 2007</ref>
 
==== {{Anker|-1=20. und Beginn des 21. Jahrhunderts}} 1900–1970: Weiteres Wachstum ====
Zeile 72:
Die Zahlen erholten sich nach Kriegsende rasch wieder, vor allem aufgrund der [[GI Bill]]s, der allen Kriegsveteranen ein Hochschulstudium erlaubte. Die 50er Jahre brachten eine Verdopplung der Studentenzahlen und eine Verdreifachung der Professoren- und Dozentenzahlen (im Vergleich zu Vorkriegszahlen) sowie die Gründung mehrerer neuer Fachbereiche und die Auslagerung und Erweiterung bestehender Fächer in autonome Institute (''schools'': 1951 ''School of Architecture'', 1954 ''Graduate Business School'' (ab 1974: ''[[Darden Graduate School of Business Administration]]''), 1956 ''School of Nursing'').<ref name="UVa History/Wars" />
 
1954 beteiligte sich die University of Virginia mit zunächst 5.000 [[US-Dollar]] an den Kosten für den Aufbau des ''Clinch Valley College of the University of Virginia'' (ab 1999: [[University of Virginia’s College at Wise]]) in [[Wise (Virginia)|Wise]] (Nähe [[Norton (Virginia)|Norton]]) im [[Wise County (Virginia)|Wise County]] im Südwesten von Virginia. Das College bot anfangs nur zweijährige Studiengänge an, 1970 vergab es die ersten Bachelor-Abschlüsse nach der in den Vereinigten Staaten üblichen Studiendauer von vier Jahren. Heute ist das ''University of Virginia’s College at Wise'' das einzige Zweig-College der University of Virginia und genießt einen für ein staatliches [[Sieben Freie Künste#Liberal Arts in den USA|Liberal-Arts-College]] sehr guten Ruf, kann aber –&nbsp;wie die anderen staatlichen Liberal-Arts-Colleges der Vereinigten Staaten –&nbsp;den Vergleich mit den besten privaten nicht aufnehmen.<ref>In den umstrittenen [[Hochschulranking|Rankings]] von [[U.S. News & World Report]] wurde es nach eigenen Angaben als eines der zehn besten staatlichen Liberal-Arts-Colleges aufgeführt, allerdings listet das Ranking kein einziges der staatlichen unter die besten 50 Liberal-Arts-Colleges, und das University of Virginia’s College at Wise wurde zum Beispiel 2007 nicht unter die 100 besten Liberal-Arts-Colleges gezählt. – [http://www.uvawise.edu/uva-wise/facts/ ''Facts'', auf der Internetseite des ''University of Virginia’s College at Wise''] und [http://www.usnews.com/usnews/edu/college/rankings/brief/t1libartco_brief.php ''Liberal Arts Colleges: Top Schools'', auf der Internetseite von ''U.S. News & World Report''] (beide engl.; abgerufen am 20.&nbsp;März 2007)</ref>
 
==== 1970–2000: Studentenproteste 1970 und Pflege des architektonischen Erbes ====
Im Mai 1970 fanden in den Vereinigten Staaten landesweit Studentenproteste gegen den [[Vietnamkrieg]] und gegen den Tod von vier Studenten statt, die an der [[Kent State University]] bei Antikriegsdemonstrationen von der Polizei erschossen worden waren ([[Kent-State-Massaker]]). Auch an der University of Virginia kam es zu Studentendemonstrationen und Konfrontationen mit der Universitätsleitung. Der derzeitige Präsident der University of Virginia, Edgar F. Shannon junior, suchte den Dialog mit Studentenführern und aufgebrachten Demonstranten. Er überzeugte die Professoren, Abwesenheit und verspätet eingereichte Arbeiten zu entschuldigen, damit sich die Studenten „auf konstruktive Aktionen in der Richtungsänderung der Kriegspolitik des Landes konzentrieren“ könnten (''concentrate on constructive action in the re-direction of the nation’s war policy'').<ref name="UVa History/Times">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/uvatours/shorthistory/times.html |text=Short History of U.Va.: ''Changing Times'', auf der Internetseite der University of Virginia |wayback=20070101203122}} (englisch) abgerufen am 7.&nbsp;März 2007</ref> Die Haltung des Präsidenten erntete Kritik von der US-amerikanischen Regierung und vielen ehemaligen Studenten, aber Anerkennung von Studenten und Professoren. Shannon verteidigte seine Haltung später durch den Hinweis, dass die Studentenunruhen an mehreren Hundert der großen US-Universitäten zu drastischen Folgen geführt hätten, woraufhin die meisten ihren Universitätsbetrieb aussetzen oder die Universität vorübergehend schließen (z.&nbsp;B. [[Princeton University|Princeton]] von Anfang Mai bis zum nahen Semesterende) mussten. An der University of Virginia seien hingegen keine Veranstaltungen ausgesetzt oder abgesagt worden; nach Aussagen von Shannon blieben die Teilnehmerzahlen an Universitätsveranstaltungen in vielen Fachbereichen und Instituten fast unverändert und kehrten in den übrigen Instituten bis zum 13.&nbsp;Mai auf ein weitgehend normales Niveau zurück.<ref name="Dabney-526-527">Dabney, Virginius (1981). ''Mr. Jefferson’s University: A History.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;526–527)</ref>
 
1973–1976 wurden die nach dem Brand der Rotunda vorgenommenen Änderungen in weiten Teilen rückgängig gemacht, so dass der Bau heute dem Ursprungszustand wieder näherkommt. 1987 nahm die UNESCO die von Jefferson entworfenen Gebäude der Universität, einschließlich der Rotunda, gemeinsam mit Jeffersons nahegelegenem Wohnsitz [[Monticello (Virginia)|Monticello]] als 442. Objekt in ihre [[UNESCO-Welterbe|Liste des Weltkultur- und Weltnaturerbes]] der Menschheit auf. Die Auswahl traf sie gemäß den [[UNESCO-Welterbe#Kriterien der Unterschutzstellung|Kriterien für Weltkulturgüter]] I, IV und VI.<ref name="unesco">[httphttps://whc.unesco.org/pg_friendly_print.cfm?id_site=442&cid=31& ''Monticello and the University of Virginia in Charlottesville'', auf whc.unesco.org] (englisch) abgerufen am 7.&nbsp;März 2007</ref> Die University of Virginia wurde damit weltweit die erste Universität auf der UNESCO-Liste; seither wurden noch zwei weitere Universitäten ausdrücklich ([[Alcalá de Henares]], 1998; Universitätsstadt von [[Caracas]], 2000) und die Universität von [[Salamanca]] 1988 als Teil der Altstadt als Welterbe ausgezeichnet.
 
==== Seit 2000: Erweiterungen ====
Im Oktober 2001 kündigte das ''Board of Visitors'' an, einen Teil des Universitätsgeländes im Süden der altehrwürdigen, von Jefferson entworfenen Universitätsgebäude von dem renommierterenommierten modernemodernen Architekturbüro [[Polshek Partnership]] neugestalten und erweitern zu lassen. Anlass des sogenannten ''South Lawn Project'' waren der schlechte bauliche Zustand des Gebäudes ''New Cabell Hall'', das die meisten Veranstaltungsräumen der Universität beherbergt, und ein gestiegener Raumbedarf.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.readthehook.com/stories/2002/02/14/theNewNewCabellPolshekPart.html |text=James D. Graham (14. Februar 2002). The new New Cabell: Polshek Partnership to tackle south Lawn project (''sic''). ''The HooK'' |wayback=20060605025401}} (englisch) abgerufen am 28.&nbsp;November 2008</ref> Im Frühjahr 2005 wurde die Zusammenarbeit mit Polshek Partnership beendet, da der Neubau teuer und für manchen Geschmack zu modern zu werden drohte. Stattdessen werden ''New Cabell Hall'' renoviert und ein zusätzlicher Neubau in konservativem rotem Backsteinstil mit weißen BauelementeBauelementen errichtet, ähnlich den alten Gebäuden der Universität (Stand 2008). Das Projekt löste kontroverse Diskussionen aus: Den einen war der ursprüngliche Entwurf zu modern für die ''Lawn''-nahe Lage, den anderen –&nbsp;unter anderem den Architekturprofessoren der Universität&nbsp;– gilt der nun durchgeführte konservative Entwurf als unkreatives Nachäffen von Jeffersons Architekturstil.<ref>alle engl.; abgerufen am 29.&nbsp;November 2008:<br />
Diskussion: [http://www.readthehook.com/stories/2006/04/20/onarchsouthlawn.aspx Dave McNair (20.&nbsp;April 2006). On architecture - Am not! Are so!: Architects scrap over South Lawn project. ''The Hook, Ausgabe 0516'']<br />
Diskussion: [http://www.readthehook.com/stories/2005/06/09/newsSouthLawnSetbackModern.html Courteney Stuart (11.&nbsp;Juni 2005). News - South Lawn setback: Modernist architects off the job. ''The Hook, Ausgabe 0423'']<br />
Kritik am konservativen Entwurf in der [[New York Times]]: [httphttps://www.nytimes.com/2006/05/21/magazine/21uva.html?_r=1 Adam Goodheart. (21. Mai 2006). ''Expanding on Jefferson''] ''New York Times''<br />
leichte Kritik am konservativen Entwurf von Seiten der Stadt Charlottesville: {{Webarchiv |url=http://www.c-ville.com/index.php?cat=121304064644348&z_Issue_ID=1901809060816707&ShowArchiveArticle_ID=1511809061164464 |text=Will Goldsmith (18.–24. September 2006). City Planners glimpse South Lawn Project. Offer input on sidewalks, streetcars and missed opportunities. ''c-ville, Ausgabe 18.38'' |wayback=20081219073251}}<br />
für konservative Architektur: {{Webarchiv |url=http://www.mimsstudios.com/classicalreturn.htm |text=D.&nbsp;Catesby Leigh (2.&nbsp;Oktober 2005). A classical return?: South Lawn Project at UVa requires traditional architecture |wayback=20081230191056}} ''Richmond Times-Dispatch'', abgedruckt auf ''Mims Studios''</ref>
 
[[Datei:Semester at Sea Explorer 2005.jpg|mini|Das Kreuzfahrtschiff ''[[Blue Dream Star|Explorer]]'' von ''Semester at Sea'' (2001 bei [[Blohm + Voss]] in Hamburg gebaut)]]
Von Beginn des universitären Sommerprogramms (''summer session'') 2006 – nach anderen Angaben ab Dezember 2005<ref name="Heinz-embarks">[https://news.virginia.edu/content/uva-embarks-new-semester-sea-program-focusing-china-us-relations Lauren Heinz (2. April 2009): U.VA. embarks on new Semester at Sea program focusing on China-U.S. relations.] ''UVa Today''</ref> – bis Ende Mai 2016 übernahm die Universität von Virginia die akademische Leitung (''academic sponsorship'') des vom ''Institute for Shipboard Education (ISE)'' durchgeführten ''Semester-at-Sea''-Programms (engl. für ''Semester auf See'').<ref name="Staff-Sea">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/insideuva/2006/01/semesteratsea.html |text=''Staff report'' (20. Januar-2. Februar 2006). Study aboard. U.Va. becomes home port for Semester at Sea program. ''Inside UVA Online, Band 36, Ausgabe 1'' |wayback=20080706010321}} (englisch) abgerufen am 22.&nbsp;November 2008</ref> Das Programm, das 1963 unter dem Namen ''World Campus Afloat'' gegründet und zeitweilig in ''The University of the Seven Seas'' umbenannt worden war, bietet Studenten vor dem Bachelor die Möglichkeit zu einem „Auslandsstudium“ auf einem Kreuzfahrtschiff. Nach ihrer Übernahme der Leitung von der [[University of Pittsburgh]], die diese Aufgabe nach 24 Jahren u.&nbsp;a. aufgrund nicht ausreichender Informationen bzgl. der Sicherheit des 2004 neu gekauften Schiffes ''[[Blue Dream Star|Explorer]]'' abgab,<ref>[http://mac10.umc.pitt.edu/u/FMPro?-db=ustory&-lay=a&-format=d.html&storyid=2629&-Find Peter Hart & Mary Ann Thomas (9. Juni 2005). Pitt to end pact with Semester at Sea program.] ''University Times, Band 37, Nummer 20''. [https://web.archive.org/web/20060901091923/{{Webarchiv |url=http://mac10.umc.pitt.edu/u/FMPro?-db=ustory&-lay=a&-format=d.html&storyid=2629&-Find |wayback=20060901091923 |text=Kopie]}} im [[Internet-Archiv]]</ref> stellte nun die University of Virginia für die Fahrten von Sommer 2007 bis Frühjahr 2016<ref name="study abroad">[https://www.semesteratsea.org/academics/credit-transfer/ (ohne Autoren- oder Datumsangabe): Study Abroad Credit Transfer.] auf ''semesteratsea.org''</ref> die Nachweise für die im ''Semester at Sea'' erbrachten akademischen Leistungen ([[Leistungspunkt]]e) aus und wählte den jährlich wechselnden akademischen [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] aus, der den Lehrplan erarbeitet, an der Reiseroute mitwirkt und die über die Jahre ca. 28<ref name="Staff-Sea"/>-32<ref name="Heinz-embarks"/> auf dem Schiff unterrichtenden Dozenten aussucht.<ref name="Staff-Sea"/> Am 28. August 2009 lief das Schiff zur 100. Reise weltweit in der Geschichte des 45-jährigen Programms aus; auch die Fahrt des 50.000-ten Studenten seit Gründung des Programms (1963) fiel in die Zeit der akademischen Leitung durch die University of Virginia.<ref name="Heinz-celebrate">[https://news.virginia.edu/content/semester-sea-program-celebrate-100th-global-voyage Lauren Heinz (26. August 2009): Semester at Sea program to celebrate 100th global voyage.] ''UVa Today''<br />
Der Artikel spricht nun von mehr als 50.000 Studenten, die am Programm teilgenommen haben, während ein Artikel von April 2009 noch unter 50.000 nennt: [https://news.virginia.edu/content/uva-embarks-new-semester-sea-program-focusing-china-us-relations Lauren Heinz (2. April 2009): U.VA. embarks on new Semester at Sea program focusing on China-U.S. relations.] ''UVa Today''</ref>
 
[[Datei:Paquebot WORLD ODYSSEY à Casablanca.jpg|mini|Die ''World Odyssey'' (bzw. ''[[Deutschland (Schiff, 1998)|Deutschland]]'', 1996–1998 in der [[Howaldtswerke-Deutsche Werft]] AG (HDW) in [[Kiel]] gebaut) im April 2019 in [[Casablanca]]]]
 
Zunächst unbemerkt für die Öffentlichkeit entstanden beim ''Institute for Shipboard Education'' (Sitz nunmehr im [[Albemarle County]]) jedoch Schwierigkeiten, den 83,5-Millionen-$-Kredit zur Abzahlung der ''Explorer'' zu bedienen. Zu einem Zeitpunkt, als von dem Kredit noch 66,1&nbsp;Millionen&nbsp;$ abzutragen waren, rettete sich das ISE am 2. Mai 2014 in einen Vertrag mit einer deutschen Bank, um sich vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen; Auflage war u.&nbsp;a. der Verkauf der ''Explorer'' über einen internationalen Schiffshändler bis zum 30. April 2015; außerdem musste das ISE vor Antritt jeder Fahrt nachweisen, dass es über die dazu nötigen finanziellen Mittel verfügte, andernfalls seien die Fahrt zu streichen und alle Studiengebühren an die Studenten zurückzuerstatten; die akademische Leitung (''sponsor'') durfte sich gemäß Vertrag zurückziehen. Diese Hintergründe wurden im Juli 2015 bekannt, nachdem die University of Virginia – zur zunächst allgemeinen Überraschung – einen Monat zuvor mitgeteilt hatte, sich zum 31. Mai 2016 in der Tat als akademische Leitung des Programms zurückzuziehen. Das ISE verfolgte zunächst den Plan, die ''Explorer'' zu verkaufen und zurückzu[[charter]]n. Letztlich wechselte das ''Semester at Sea'' jedoch zu einem anderen Schiff, nämlich zur ''[[Deutschland (Schiff, 1998)|Deutschland]]'' (dem ehemaligen „[[Das Traumschiff#Schiffe|Traumschiff]]“), die gerade von der insolventen Eigentümergesellschaft verkauft worden war.<ref>[https://www.americaninno.com/dc/semester-at-sea-may-sink-after-split-from-uva/ Molly Greenberg (15. Juli 2014). Semester at Sea May Sink After Split From UVa.] ''American Inno''</ref> Seither (Stand Juli 2020) nutzt ''Semester at Sea'' das Schiff, das im Sommer wieder als Kreuzfahrtschiff unter dem Traditionsnamen ''Deutschland'' fährt, für das Herbst- und Frühjahrssemester unter dem Namen ''World Odyssey'', d.&nbsp;h. mit offiziellem Namenswechsel von September bis April; nach den ersten zwei Jahren wurde ein entsprechender 10-Jahres-Vertrag bis 2027 abgeschlossen,<ref>[https://www.semesteratsea.org/2018/01/29/semester-at-sea-secures-ten-year-lease-on-mv-world-odyssey/ Vice President of Public Affairs [des Institute for Shipboard Education] (29. Januar 2018). Semester at Sea secures ten-year lease on MV World Odyssey.] auf ''semesteratsea.org''</ref> die früher üblichen Sommerreisen wurden indes seit 2014 nicht mehr durchgeführt.<ref>[https://www.semesteratsea.org/past-voyages/ (keine Autoren- oder Datumsangabe). Past Voyages] auf ''semesteratsea.org''</ref> Seit Sommer 2016 übernahm die [[Colorado State University]] von der University of Virginia die akademische Leitung des Programms.<ref name="study abroad"/> Im August 2017, anlässlich der rechtsextremen Demonstrationen auf dem ''Lawn'' und in der Innenstadt von Charlottesville (siehe [[#Ethnische Minderheiten und Frauen|Ethnische Minderheiten und Frauen]]), bekundete das ISE, das mittlerweile nach [[Fort Collins]] in Colorado umgezogen war, sich der University of Virginia jedoch weiterhin nahezufühlen: Ein Teil des Erbes von ''Semester at Sea'' wurzele in Charlottesville auf dem Campus der Universität von Virginia.<ref>[https://www.semesteratsea.org/2017/08/16/support-university-virginia-charlottesville/ Institute for Shipboard Education (16. August 2017). In support of the University of Virginia and Charlottesville.] auf ''semesteratsea.org''</ref>
 
2007 wurde die ''Frank Batten School of Leadership and Public Policy'' eingerichtet, deren erste Studenten im Jahr 2009 ihren Abschluss erhielten.<ref>{{Webarchiv |url=http://batten.virginia.edu/AboutBatten.html |text=''keine Autoren- und Datumsangabe''. About the School. The Mission and History of the Batten School. |wayback=20110326211536}} auf ''batten.virginia.edu'' (englisch) abgerufen am 12. Februar 2011</ref> Die ''Batten School'' trägt ihren Namen nach dem ehemaligen Virginia-Studenten und langjährigen Mäzen Frank Batten, der den neuen Fachbereich mit einer Spende über 100&nbsp;Millionen US-Dollar förderte.<ref name="Factbook-08-10">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/factbook/uvaFactbook2008.pdf |text=''University of Virginia. State of the University. 2008'' („Factbook“), S.&nbsp;10 |wayback=20120201092059}} ([[PDF]], engl.; abgerufen am 28.&nbsp;November 2008; 1,5&nbsp;MB)</ref>
 
=== {{Anker|Minderheiten}} Ethnische Minderheiten und Frauen ===
Zeile 105:
Seit 1890 besuchten Schwarze und weibliche Studenten Sommerangebote der Universität, blieben vom regulären Unterricht während der Semester jedoch weiterhin ausgeschlossen. Eine Studentin bestand 1893 zwar eine Prüfung und erwarb ein Zertifikat in Mathematik, doch diese Praxis wurde vom Rat der Universität (''Board of Visitors'') daraufhin explizit untersagt. Erst nach Protesten im frühen 20. Jahrhundert ließ die Universität ab 1920 Studentinnen für Studien jenseits des Bachelors (''graduate studies'') zu.<ref name="UVa History/Times" />
 
Studenten ethnischer Minderheiten waren noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts vom Universitätsbetrieb ausgeschlossen ([[Rassentrennung]]). Wie an Universitäten der [[Südstaaten]] üblich, lehnten es die Sportmannschaften der University of Virginia sogar ab, gegen schwarze Spieler anderer (Nordstaaten-)Universitäten anzutreten.<ref name="game3">{{Webarchiv |url=http://www.mcps.org/ss/5thgrade/gamethree.pdf |text=Game Three: October 11, 1947. UVA vs Harvard. He remembers the trouncing more than the risk. ''Roanoke Times'', abgedruckt auf www.mcps.org |wayback=20040106155048}} (PDF; engl.; abgerufen am 8.&nbsp;März 2007)</ref> Als in den 1940er Jahren einige Nordstaatenuniversitäten danach strebten, bei Spielen gegen Südstaatenuniversitäten auch schwarze Spieler einzusetzen, brachte die [[American Football|American-Football]]-Mannschaft von [[Harvard University|Harvard]] 1947 nach Vorankündigung ihren schwarzen Teamkollegen [[Chester Pierce]] (später ein bekannter [[Psychiater|Psychiatrie]]-Professor und Namensgeber des antarktischen [[Pierce Peak (AntarktisAntarktika)|Pierce Peak]]) zu einem Spiel an die University of Virginia –&nbsp;ihrem ersten Spiel in den Südstaaten überhaupt. Das Spiel wurde das erste, bei dem ein Schwarzer in den Südstaaten auf dem Feld einer „weißen“ Universität antrat. Trotz rassistischer Zwischenfälle bei der Unterbringung der Mannschaft verlief das Spiel selbst –&nbsp;abgesehen von einem überragenden 47:0-Sieg für Virginia –&nbsp;ohne besondere Vorkommnisse.<ref name="game3" />
 
==== 1950 – 1970er: Schrittweise Öffnung der Universität ====
Zeile 117:
 
==== Seit 2000: Diversität trotz wiederholter Zwischenfälle ====
 
Inzwischen bietet die University of Virginia schwarzen Studenten laut dem ''Journal of Blacks in Higher Education'' gute Studienbedingungen: In einer 2005 veröffentlichten Untersuchung hatte die Universität mit 14 % die niedrigste Studienabbruchsquote von schwarzen Studenten unter allen [[Public Ivy|Public-Ivy]]-Universitäten, die bereits allgemein deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von 60 % lagen. Diese Quote unterschied sich nur relativ wenig von den entsprechenden Zahlen für weiße Studenten (9 %), womit die University of Virginia gemeinsam mit zwei anderen Universitäten unter den ''Public Ivys'' ebenfalls führend war. Der Anteil schwarzer Studenten an der Gesamtstudentenzahl lag mit 8,5 % an zweithöchster Stelle der ''Public Ivy''s (zahlengleich mit einer anderen Universität).<ref name="jbhe">[http://www.jbhe.com/news_views/49_blackenrollment_publicivies.html Comparing Black Enrollments at the Public Ivies. ''The Journal of Blacks in Higher Education'', Herbst 2005] (englisch) abgerufen am 7.&nbsp;März 2007</ref>
 
Zeile 123 ⟶ 122:
 
Im November 2014 sorgte der Artikel ''[[A Rape on Campus]]'' in der Zeitschrift ''[[Rolling Stone]]'' für Aufsehen.
Der Artikel beschrieb die angebliche Vergewaltigung einer Studentin durch mehrere Mitglieder der „Phi Kappa Psi fraternity“ während eines Aufnahmerituals auf einer Hausparty an der UVa im Herbst 2012. Die Geschichte stellte sich später als unhaltbar heraus, nachdem sowohl die Polizei als auch weitere Journalisten diesen Bericht kritisch hinterfragt hatten und auf zahlreiche Widersprüche gestoßen waren.<ref>T. Rees Shapiro: [https://www.washingtonpost.com/news/grade-point/wp/2015/11/09/phi-psi-chapter-at-u-va-files-25-million-lawsuit-against-rolling-stone/ ''Phi Psi Files $25 million Lawsuit Against Rolling Stone''], The Washington Post, 9. November 2015, abgerufen am 31. Mai 2016</ref> Der Artikel berief sich allein auf die Aussagen des angeblichen Opfers mit dem Decknamen „Jackie“.<ref>Robbie Soave: [http://reason.com/blog/2016/02/10/the-lies-of-uvas-jackie-read-all-the-cat ''The Lies of UVA's Jackie: Read All the Catfishing Texts''], Hit & Run Blog auf reason.com, 10. Februar 2016, abgerufen am 31. Mai 2016</ref> Es wurden keine weiteren Teilnehmer der Party, Beteiligte oder Zeugen befragt. Die Universität und die Verbindung „Phi Kappa Psi“ wurden vom Inhalt des Artikels nicht ausreichend vorinformiert, so dass sie ihre Stellungnahme erst nach Erscheinen des Artikels abgeben konnten. „Phi Kappa Psi“ konnte unter anderem nachweisen, dass zum fraglichen Zeitpunkt keine Party in ihrem Haus stattgefunden hatte.<ref>The federalist Staff: [httphttps://thefederalist.com/2015/11/10/uva-frat-sues-rolling-stone-for-25-million-over-fake-rape-story/ ''UVA Frat Sues Rolling Stone''], The Federalist, 10. November 2015, abgerufen am 31. Mai 2016</ref> Dennoch suspendierte die Universität die Aktivitäten der Studentenverbindungen für einige Zeit und erließ in der Folge schärfere Regeln für Partys, besonders was den Alkoholkonsum betraf.<ref name="The_Washington_Post_January_2015">{{cite news |url=https://www.washingtonpost.com/local/education/new-safety-rules-announced-for-fraternities-at-u-va-a-response-to-rolling-stone-uproar/2015/01/06/5ae2188a-95e0-11e4-927a-4fa2638cd1b0_story.html?hpid=z4 |title=''New safety rules announced for University of Virginia fraternity parties'' |newspaper=The Washington Post |date=2015-01-07 |author=Nick Anderson |accessdate= 2016-05-31}}</ref>
 
[[Datei:Lee Park, Charlottesville, VA.jpg|mini|Das Lee-Reiterdenkmal in Charlottesville, 2016]]
Zeile 129 ⟶ 128:
2017 wurde die Universität in die Proteste von Rechtsextremisten hineingezogen, die ein internationales Medienecho hervorriefen: Die politisch eher progressive Stadt Charlottesville plante, die in der Stadt stehende Reiterstatue von General [[Robert Edward Lee|Robert E. Lee]], der im Amerikanischen Bürgerkrieg für die Südstaaten und die Beibehaltung der Sklaverei gekämpft hatte, zu entfernen. Daraufhin reisten seit dem Frühjahr immer wieder Rechtsextremisten und Südstaaten-Ultrakonservative für Proteste an. Im August zogen schließlich mehrere hunderte Menschen in einem Fackelzug, [[White Supremacy|White-Supremacy]]- und [[Antisemitismus|antisemitische]] Parolen skandierend, über den ''Lawn'' und vorbei an der ''Rotunda'' zum Denkmal von Thomas Jefferson, das an der Straßenseite der ''Rotunda'' steht. Mit einer Handvoll Gegendemonstranten, die vor der Jefferson-Statue mit einem Plakat protestierten, kam es zu einer Schlägerei; es erfolgte mindestens eine Festnahme durch die Polizei.<ref>[https://www.nytimes.com/2017/08/11/us/white-nationalists-rally-charlottesville-virginia.html Hawes Spencer & Sheryl Gay Stolberg (11. August 2017). White Nationalists March on University of Virginia.] ''[[New York Times]]''</ref> Stunden später protestierten am 12. August die Rechtsextremisten und Ultrakonservativen in der Innenstadt von Charlottesville mit [[Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika|Flaggen bzw. Kriegsflaggen der Konföderierten]] und unter anderem auch einer Nazi-Flagge (siehe [[:Bild:Charlottesville 'Unite the Right' Rally (35780274914) crop.jpg|Photo]]); ein psychisch kranker 20-jähriger Rechtsextremist aus [[Ohio]] fuhr sein Auto in eine Menschenmenge von Gegendemonstranten, tötete eine Frau und verletzte 19 weitere Menschen (siehe: [[Rechtsextreme Demonstrationen in Charlottesville 2017]]). Der Heaphy-Untersuchungsbericht kritisierte, die University of Virginia habe Stunden vorher um den geplanten Fackelzug gewusst – inzwischen aufgetauchte E-Mails belegen sogar ein paar Tage – und nichts unternommen; vor allem der ''Chief'' der Universitätspolizei – eine an US-Universitäten übliche Institution – habe keinen umfassenden Plan für die Situation gehabt, auch nicht, um die Protestanten und Gegendemonstranten getrennt zu halten.<ref>[https://www.cavalierdaily.com/article/2017/12/heaphy-report-criticizes-woefully-inadequate-response-from-uva-police-on-aug-11 Maggie Snow (7. Dezember 2017). Heaphy report criticizes ‘woefully inadequate’ response from U.Va. Police on Aug. 11.] ''Cavalier Daily''</ref>
 
Nachdem James E. Ryan – ein Absolvent der University of Virginia School of Law, langjähriger Dozent dort und zuletzt Dekan der [[Harvard]] School of Education – im August 2018 der neunte Präsident der Universität wurde,<ref>[https://news.virginia.edu/content/james-e-ryan-ninth-president-university-virginia-takes-office-today McGregor McCance (1. August 2018): James E. Ryan, ninth President of University of Virginia, takes office today.] ''UVa Today''</ref> kündigte er in seiner Antrittsrede Schritte für mehr sozioökonomische Diversität an: Bachelor-Studenten, die aus dem Staat Virginia stammen, sollen zukünftig ein Vollstipendium für die Studiengebühren (''tuition'') erhalten, wenn ihre Eltern weniger als 80.000&nbsp;$ im Jahr verdienten, und darüber hinaus auch kostenlose Unterkunft und Essen, wenn die Eltern weniger als 30.000&nbsp;$ im Jahr verdienten. Es blieb zunächst offen, wie bald diese Ideen umgesetzt werden sollten.<ref>[https://www.businessinsider.com/university-of-virginia-tuition-will-be-free-for-students-whose-families-earn-less-than-80000-2018-10?r=DE&IR=T John Walsh (20. Oktober 2018): A tuition-free college education could soon become a reality for some residents in Virginia.] ''[[Business Insider]]''</ref>
 
{{Panorama|University of Virginia Lawn (Holsinger) cropped.jpg|1000|[[Weitwinkel#Extreme Weitwinkel|Extreme Weitwinkel]]<nowiki />aufnahme des ''Lawn'' im Herzen der University of Virginia im Winter 1911: Die Ansicht ist bis heute fast unverändert.}}
 
== Campus ==
Der University of Virginia gehören ca. 13,5&nbsp;km² (3340 [[Acre (Einheit)|Acres]]) Land mit über 500 Gebäuden.<ref name="factbook-23">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/factbook/uvaFactbook2007.pdf |text=''University of Virginia. State of the University 2007'' („Factbook“), S.&nbsp;14 |wayback=20120201092128}} ([[PDF]], engl.; abgerufen am 17.&nbsp;März 2007; 1,0&nbsp;MB)</ref> Der Großteil davon liegt in Charlottesville und bildet den [[Campus (Universität)|Campus]] der Universität, der dort üblicherweise ''grounds'' oder ''The Grounds'' genannt wird. Er besteht aus zwei zusammenhängenden Teilen. Im dichter bebauten, südlichen Teil ''(South Grounds)'' liegt das Herz der Universität, das sogenannte ''akademische Dorf'' mit den ältesten Gebäuden des Campus. Im Laufe der Jahre ist die Universität weit darüber hinausgewachsen: In den 1970er Jahren wurde zusätzlich ca. zwei Kilometer weiter nördlich ein zweiter Schwerpunkt des Campus ''(North Grounds)'' ausgebaut.
 
=== {{Anker|Akademisches Dorf}} Das akademische Dorf ===
[[Datei:Benjamin Henry Latrobe.jpg|mini|Architekt [[Benjamin Latrobe]]]]
 
Die zentralen Gebäude des Campus wurden in dem nach Thomas Jefferson benannten ''Jeffersonian style'' (engl.: Jefferson-Stil) errichtet, einer Ausformung des [[Palladianismus]], der seinerseits dem [[Klassizismus]] zugerechnet wird. Auf Jefferson selbst geht auch die Bezeichnung für diese ältesten Teile der Universität als ''akademisches Dorf'' (''academical village'') zurück.<ref>Während seiner US-Präsidentschaft schrieb Jefferson 1805, dass eine Universität nicht nur ein Gebäude, sondern ein Dorf mit Wohnräumen für Professoren und Studenten sein solle; spätestens 1810 benutzte Jefferson erstmals den Ausdruck ''academical village''. – Hogan, Pendleton (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;2)</ref> Zusammen mit seinem ebenfalls von ihm entworfenen Landsitz [[Monticello (Virginia)|Monticello]] nahe Charlottesville wurde das ''akademische Dorf'' 1987 von der [[UNESCO]] zum [[Weltkulturerbe]] erklärt. Die Gebäude zeichnen sich farblich durch die Verbindung von rotem Backstein und weißen Elementen (zum Beispiel Giebel, Säulen, Tür- und Fensterrahmen) aus, allerdings ergänzten Jeffersons ursprüngliche Entwürfe die Farbgebung um Kupfer und Sandsteintöne.<ref name="Cocola-34">[{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (Stand: 6. Dezember 2004): ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.'' (Fußnote 34)] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref>
 
In Teilen der Literatur und ganz überwiegend in der Populärkultur wird das akademische Dorf der University of Virginia als alleiniges architektonisches Meisterwerk von Jefferson dargestellt. Diese Sicht ist jedoch zu undifferenziert, insbesondere mit Hinblick auf den damals in den Vereinigten Staaten führenden und zudem mit Entwürfen für Universitäten vertrauten Architekten [[Benjamin Latrobe]]. Die Bedeutung, die seine Mitwirkung für die Architektur des akademischen Dorfes gespielt hat, lässt sich heute nur noch teilweise beurteilen. Erhalten sind in diesem Zusammenhang allerdings mehrere Briefe zwischen Jefferson und Latrobe, einige Notizen auf Jeffersons Entwürfen und einzelne Zeichnungen von Gebäuden des akademischen Dorfes, die nach heutiger Sicht möglicherweise Latrobe zuzuschreiben sind. Sie deuten darauf hin, dass auf Latrobe nicht nur die Idee des zentralen Rundbaus (''Rotunda''), sondern auch Entwürfe für weitere Bauten (''Pavillons'') zurückgehen. Einem weiteren Gebäude liegt ein Entwurf [[William Thornton (Architekt)|William Thorntons]] zugrunde. Unbestritten bleibt Jeffersons architektonische Gesamtleistung, namentlich bei der Gesamtanlage, aber auch bei der weiteren Arbeit und Feinausführung der möglicherweise von anderen Architekten angeregten Entwürfe sowie bei der Innenarchitektur der Rotunda.<ref name="Wills-91-107-Bruce">Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;91–107); ähnlich auch bereits [http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=BruHist.sgm&images=images/modeng&data=/texts/english/modeng/parsed&tag=public&part=22&division=div2 Bruce, Philip Alexander (1920). ''History of the University of Virginia, 1819–1919.'' Band 1, S.&nbsp;187]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=BruHist.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=22&division=div2 }} (engl.; elektronische Kopie vom Elektronischen Textzentrum der University of Virginia Library, abgerufen am 25.&nbsp;März 2007)</ref>
 
==== {{Anker|Überblick}} Überblick über die Gesamtanlage ====
Zeile 164 ⟶ 163:
Durch das akademische Dorf zieht sich auf mehrfache Weise eine sichtbare Hierarchie. Sie verläuft einerseits von den Rändern der Anlage – dem ''Range'' mit Studentenzimmern und Essgelegenheiten – über die ''Lawn''-Seiten mit den Pavillons zur Rotunda, die als Bibliothek das Wissen und die Wissenschaft repräsentiert: So ist der Range fast durchgehend in schlichtem Backstein gehalten, einschließlich der gemauerten Arkaden und der niedrigen, fast schmucklosen Fassaden der Hotels. Die Seiten des ''Lawn'' sind hingegen durch ihre ursprünglich sandsteinfarbenen Kolonnaden und die repräsentativen Pavillonfassaden mit weißen Bauelementen gekennzeichnet. In der Mitte schließlich steht – ursprünglich mit einem Kupferdach – die erhöhte Rotunda, die durch Form und die Anlage ihres Säulenvorhofes ([[Portikus]]) einem antiken Tempel gleich die Blicke auf sich zieht.
 
Zugleich verläuft durch die Anlage eine zweite, noch stärker funktionell begründete Rangordnung, die insbesondere durch die in ihrer klassischen Hierarchie eingesetzten [[Säulenordnung]]en augenfällig wird: Zuunterst stehen hier die kleinen Einzelzellen der Studentenzimmer, die sich gleichförmig hinter ihren jeweiligen Arkaden bzw. [[Toskanische Ordnung|toskanischen Kolonnaden]] erstrecken und zum Teil im schlichten [[Mauerwerksverband|Läuferverband]] gemauert sind. Größer, individuell entworfen und zum Teil mit Gärten versehen sind die im [[Mauerwerksverband#GalerieFlämischer Verband|flämischen Verband]] gemauerten sechs Hotels, und zwei ihrer Fassaden zeigen [[Dorische Ordnung|dorische Säulen]]. Auf der nächsten Stufe stehen die noch größeren, untereinander gleichwertigen Pavillons, deren ebenfalls im flämischen Verband geziegelten Fassaden<!-- nicht aber Seiten- und Rückseiten --> dorische, [[Ionische Ordnung|ionische]] und [[Korinthische Ordnung|korinthische Säulen]] vorgestellt sind, die vor allem in der Nähe der Rotunda meist über zwei Stockwerke reichen ([[Kolossalordnung]]); weitere Bauelemente sind den Säulenordnungen entsprechendes klassisches [[Gebälk]], Balustraden und andere weißgestrichene Elemente. Die Rotunda schließlich hat als Zeichen des umfassenden in ihr gesammelten Wissens außen korinthische Säulen, in ihren Innenräumen aber zusätzlich dorische und ionische und im als Bibliothek dienenden Kuppelsaal die hierarchisch höchststehenden [[Komposite Ordnung|kompositen Säulen]].<ref name="Hierarchie">Garry Wills (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;53–55; 60); [{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (6. Dezember 2004): ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.''] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007; Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;35)</ref>
 
Doch trotz der durchgeplanten und scheinbar exakt symmetrischen Anlage des akademischen Dorfes lebt dessen Gesamteindruck von der Verbindung von durchkomponierter, klassischer Symmetrie und deren Durchbrechung; letztere geht zum Teil auf absichtliche Komposition, zum Teil auf die kleinen Unregelmäßigkeiten des Terrains zurück, auf dem das akademische Dorf errichtet wurde.<ref name="Wills-9-17">Garry Wills (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;9–17)</ref> Doch neben ästhetischen verfolgte Jefferson stets auch pädagogische Ziele und versuchte bis in Detail der von ihm entworfene Anlage, den Universitätsunterricht zu unterstützen und eine ideale Lernatmosphäre zu schaffen.<ref name="Wills-59-60-lawn-34-95">Garry Wills (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;59–60); Hogan, Pendleton (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;34; 95)</ref>
 
Die Anlage des ''Lawn'' mit der Rotunda hat für mehrere andere Universitäten Modell gestanden, unter anderem für die Entwürfe<!-- der [[Duke University]] (1892), --> des [[Sweet Briar College]] (1902), der [[Johns Hopkins University]] (1902), der [[University of Minnesota]] (1910), der [[Rice University]] (1910), des Faye and Joe B. Wyatt Center for Education am Peabody College der [[Vanderbilt University]] (1915)<ref name="Cocola-Fn8">[{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (Stand: 6. Dezember 2004): ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.'' (Fußnote 8)] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref> und dem Killian Court mit dem Kuppelbau des ''Great Dome'' am [[Massachusetts Institute of Technology]] (MIT) (1916). Mehrere Universitätsarchitekten übernahmen das Element einer zentralen parkähnlichen Fläche, die von den Universitätsgebäuden gesäumt wird, so [[Ralph Adams Cram]] für das [[Wheaton College (Massachusetts)|Wheaton College]] bei [[Boston]].<ref>{{Webarchiv |url=http://puka.cs.waikato.ac.nz/cgi-bin/cic/library?a=d&d=p1968 |text=''Upper Campus'' des Wheaton College, auf den Seiten des ''Council of Independent Colleges. Historic Campus Architecture Project''. |wayback=20130730034117}} (englisch) abgerufen am 27.&nbsp;November 2008</ref>
 
===== {{Anker|Lawn-Überblick}} Bebilderter Überblick über die Gebäude am ''Lawn'' =====
Zeile 197 ⟶ 196:
 
==== {{Anker|Rotunda}} Die Rotunda ====
Am Kopfende des ''Lawn'' steht zentral die Rotunda (engl. für [[Rotunde]]), die als eines der herausragendsten architektonischen Werke der Vereinigten Staaten gilt<ref name="Lawn-0-nr-1">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;0 [sic]); beispielsweise erreichte die University of Virginia –&nbsp;allerdings als Gesamtanlage –&nbsp;den ersten Platz, als das [[American Institute of Architects]] im Jahr 1976, zum zweihundertjährigen Jubiläum der US-amerikanischen Unabhängigkeit, Architekten und professionelle Architekturkritiker nach der „stolzesten Leistung in der US-amerikanischen Architektur der letzten 200 Jahre“ (''the proudest achievement in American architecture in the past 200 years'') befragte. (Pendleton Hogan, 1987. ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. S.&nbsp;0 [sic]; siehe auch [http://virginia.edu/registrar/records/03-04ugradrec/chapter1/chapter1.htm Undergraduate Record (2003–2004). ''University of Virginia: An Introduction'', auf der Internetseite der University of Virginia] –&nbsp;engl., abgerufen am 25.&nbsp;März 2007)</ref> und das Wahrzeichen der Universität ist.
 
{|
Zeile 206 ⟶ 205:
 
===== Geplante Nutzung und Entwurf der Rotunda =====
Jeffersons ursprünglicher Entwurf für das akademische Dorf (sog. ''[[#19. Jahrhundert|Albemarle Academy]] design'') sah kein besonders gestaltetes Gebäude für den Scheitelpunkt der Umbauung des – damals noch quadratisch geplanten – ''Lawn'' vor.<ref>[http://www3.iath.virginia.edu/wilson/uva/rotunda/descript.html ''Rotunda – Description'', auf den Seiten des Jefferson Architecture Electronic Archive Center] (englisch) abgerufen am 24.&nbsp;März 2007</ref> Die beiden Architekten Latrobe und Thornton, die er um Vorschläge für die Universitätskonzeption bat,<ref name="Briefe">{{Webarchiv |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=18&division=div1 |text=Brief Thomas Jeffersons an William Thornton (Monticello, 9.&nbsp;Mai 1817) |wayback=20140730180116}} und [http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images/modeng&data=/texts/english/modeng/parsed&tag=public&part=20&division=div1 Brief Thomas Jeffersons an Benjamin Henry Latrobe (Monticello, 12.&nbsp;Juni 1817)]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=20&division=div1 }}, elektronische Kopien als Teil von: Jefferson, Thomas, and others: ''68 Letters to and from Jefferson, 1805–1817''. Elektronisches Textzentrum der Bibliothek der University of Virginia (englisch) abgerufen am 25.&nbsp;März 2007</ref> empfahlen jedoch unabhängig voneinander ein zentrales Gebäude im Scheitelpunkt des hufeisenförmig umbauten ''Lawn''. Thornton sah einfach einen um ein Stockwerk erhöhten Pavillon vor. Latrobe hingegen schlug in seinem Antwortbrief vom 24.&nbsp;Juli 1817, mit einer beigefügten Zeichnung, für das zentrale Gebäude einen Rundbau mit Giebel und sechs vorgestellten Säulen vor; er empfahl drei Stockwerke, dessen oberstes ein runder Kuppelsaal einnehmen sollte.<ref>''Center building which ought to exhibit in Mass & details as perfect a specimen of good Architectural taste as can be devised. I should propose ''below'', a couple or 4 rooms for Janitors or Tutors, above, a room, for Chemical or other lectures, above a circular lecture room under the dome'' – [http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images/modeng&data=/texts/english/modeng/parsed&tag=public&part=33&division=div1 Brief von Benjamin Latrobe an Thomas Jefferson vom 24.&nbsp;Juli 1817]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=33&division=div1 }} (elektronische Kopie als Teil von: Jefferson, Thomas, and others: ''68 Letters to and from Jefferson, 1805–1817''. Elektronisches Textzentrum der Bibliothek der University of Virginia – engl.; abgerufen am 25.&nbsp;März 2007)</ref> Jefferson nahm die Anregung auf und erhielt auch später noch Ratschläge und vermutlich sogar ganze Skizzen von Latrobe für die Rotunda, so dass er sie in seinen Unterlagen einmal sogar ''Latrobe’s Rotunda'' nannte.<ref>Der Hinweis (''Latrobe’s'') wurde später auf der entsprechenden Skizze mit anderer Tinte gestrichen, was auch für andere namentliche Nennungen von Latrobe in Jeffersons Notizen und Skizzen gilt. Da andere Tinte benutzt wurde, konnte die ursprüngliche Schrift allerdings trotzdem entziffert werden, außerdem ist dadurch unklar, ob die Streichungen von Jefferson selbst vorgenommen wurden. Allerdings könnte auch der fehlende Skizzenbogen mit Latrobes Entwürfen für die Pavillons (siehe [[#Pavillons|Pavillons der Universität]]) darauf hindeuten, dass Jefferson, der sonst alle Unterlagen peinlich genau aufhob, die Rolle anderer Architekten für „seine“ Universität verschleiern wollte. Zu dieser Ansicht gelangen zumindest Gary Wills (2002. ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. S.&nbsp;93–94) und der von ihm zitierte Joseph Lasala (1992. ''Jefferson’s Designs for the University of Virginia.'' [[Master#Der Master in den Vereinigten Staaten und in Kanada|M.&nbsp;A.]] Thesis, University of Virginia, S.&nbsp;17–04 [sic]).</ref>
 
[[Datei:University of Virginia Rotunda.jpg|mini|Die Rotunda heute, Blick vom ''Lawn'']]
Zeile 212 ⟶ 211:
[[Datei:Rotunda (University of Virginia) - dome.JPG|mini|Kuppelraum der Rotunda]]
 
Als Vorbild für den Rundbau benutzte Jefferson das römische Pantheon. Er hatte den antiken Bau nie gesehen und stützte seine Kenntnisse vor allem auf [[Andrea Palladio|Palladios]] Zeichnungen aus dessen Werk ''Quattro libri dell’architettura'' (dt.: ''Vier Bücher der Architektur''; Kapitel 20: ''Del Pantheon hoggi detto la Ritonda'')<ref name="Palladio">{{Webarchiv |url=http://www.cesr.univ-tours.fr/architectura/Traite/Images/LES1338Index.asp |text=Andrea Palladio (1570). ''I quattro libri dell’Architettura.'' Elektronische Kopie auf der Internetseite ''Architectura. Architecture, textes et images XVIe – XVIIe siècles'' der Universität von Tours |wayback=20070606220159}} (ital.; abgerufen am 21.&nbsp;März 2007)</ref> in der Übersetzung von [[Giacomo Leoni]]; darin wird das Pantheon gemäß seinem Kirchennamen ''Santa Maria della Rotonda'' (ab 607 n.&nbsp;Chr.) auf englischEnglisch als ''Rotunda'' bezeichnet,<ref>Giacomo Leoni (1721). ''The Architecture of Palladio'', Buch IV, Kapitel 20, S.&nbsp;74–75; zitiert in O’Neal, William B. (1960). ''Jefferson’s Buildings at the University of Virginia. The Rotunda.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;2–3)</ref> woraus sich vermutlich auch der Name von Jeffersons Bau ableitet.<ref>O’Neal, William B. (1960). ''Jefferson’s Buildings at the University of Virginia. The Rotunda.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;2–3)</ref>
 
Wie beim Pantheon bildete die Grundlage für Jeffersons Rotunda nach dessen eigenen Worten „eine Kugel in einem Zylinder“ (''a sphere within a cylinder'').<ref name="Writings-315">Brief Thomas Jeffersons vom 24.&nbsp;November 1821 an einen unbekannten Empfänger –&nbsp;Thomas Jefferson (1904). ''The Writings of Thomas Jefferson.'' The Thomas Jefferson Memorial Association. [http://books.google.com/books?vid=0UugglFJcL-Xyf-_TLU1VSw&id=QqiX_oFpR_gC&pg=PA4-IA1&lpg=PA4-IA1&dq=Jefferson+Writings#PRA2-PA315,M1 Elektronische Kopie auf Google Books] (englisch) abgerufen am 26.&nbsp;März 2007</ref> An den Zylinder ist ein Säulenvorhof (Portikus) mit korinthischen Säulen angefügt, deren [[Kapitell]]e (obere Säulenabschlüsse) aus [[Carrara]]-Marmor Jefferson fertig behauen aus Italien bestellte, nachdem sich heimischer Schiefer als unbrauchbar herausgestellt hatte.<ref name="Cocola-Fn56">[{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (Stand: 6. Dezember 2004): ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.'' (Fußnote 56)] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref> Das Dach der Rotunda beschreibt einen 120°-Kreisbogen, wobei der untere Teil des Daches –&nbsp;wie auch beim Pantheon –&nbsp;außen in sechs Stufen ansteigt, an die sich die Wölbung anschließt. Anders als der antike Tempel hat Jeffersons Bau allerdings einen Keller, der im breiten Podest des Gebäudes untergebracht ist; die gedachte „Kugel in einem Zylinder“ reicht bei der Rotunda dadurch unter die Erdoberfläche (siehe Jeffersons Entwurf 1817), was –&nbsp;gemeinsam mit dem Verzicht auf den Doppelgiebel des römischen Baus –&nbsp;optisch zu anderen Proportionen als beim Pantheon führt.<ref name="O’Neal-3">O’Neal, William B. (1960). ''Jefferson’s Buildings at the University of Virginia. The Rotunda.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;3)</ref> Dennoch wirkt Jeffersons Entwurf von außen schlanker als das Pantheon:<ref>Vaughan, Joseph Lee, & Gianniny, Omer Allan, Jr. (1981). ''Thomas Jefferson’s Rotunda Restored, 1973–1976.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;17)</ref> Im Gegensatz zur Rotunda reicht die dem römischen Tempel einbeschriebene, gedachte Kugel nicht bis zu den Außenmauern des Baus.
 
Daneben weicht Jeffersons Bau von seinem Vorbild durch das Baumaterial –&nbsp;in Virginia gebrannter roter Backstein mit weißen Elementen bei der Rotunda, mit Ziegeln ummauerter Beton beim Pantheon –&nbsp;und durch die großen, weiß eingefassten Fenster in der Außenwand ab. Ein weiterer Unterschied betrifft den verkleinerten Maßstab, da die Rotunda eine Höhe und einen Durchmesser von 77 Fuß (23,5&nbsp;m) hat; Jefferson beschrieb den Durchmesser der Rotunda, oft zitiert, als halb so groß wie den des Pantheons und entsprechend ihre Fläche und ihr Volumen als ein Viertel bzw. Achtel des antiken Baus,<ref name="Notizen">Jeffersons Notizen auf der Rückseite von Bauplänen, abgedruckt in O’Neal, William B. (1960). ''Jefferson’s Buildings at the University of Virginia. The Rotunda.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;50)</ref> was angesichts des Pantheon-Durchmessers von 43,3&nbsp;m allerdings nur näherungsweise zutrifft. Mit der Größe reduzierte Jefferson auch die Zahl der Säulen im Säulenvorhof – der Vorhof der Rotunda ist sechs Säulen breit und drei Säulen (drei [[Joch (Architektur)|Joche]])<ref name="O’Neal-3" /> tief, wohingegen der Säulenvorhof des Pantheons acht Säulen breit und drei tief ist; zudem ist der antike Vorhof durch zwei Säulenpaare hinter der vorderen Säulenfront unterteilt, die die kurze Vorhalle ähnlich wie ein zentrales, zum Eingang führendes [[Kirchenschiff|Längsschiff]] mit zwei Seitenschiffen gliedert. Die größten Abweichungen finden sich jedoch im Innern der Gebäude: Während das römische Pantheon einen einzigen Raum beherbergt, teilte Jefferson die Rotunda in drei Stockwerke –&nbsp;Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss –&nbsp;und die beiden unteren Stockwerke in jeweils drei ovale Räume und einen ungefähr sanduhrförmigen Korridor.<ref name="Lawn-8">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;8)</ref> Die Räume des Keller- und Erdgeschosses der Rotunda wurden ursprünglich für alle größeren Versammlungen genutzt, für die die Räumlichkeiten der Pavillons am Lawn zu klein waren – Seminare, religiöse Anbetung, öffentliche Prüfungen und andere Ereignisse fanden in ihr statt. Der große, von 20 Säulenpaaren und zwei Galerien gesäumte Kuppelraum im Obergeschoss diente als Bibliothek. Jefferson plante für ihn außerdem eine blaubemalte Decke mit beweglichen Sternen, die das erste Planetarium der Vereinigten Staaten ergeben hätte, doch die Pläne wurden nie realisiert.<ref name="Lawn-23">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;23)</ref>
Zeile 239 ⟶ 238:
: ''Bilder aller Pavillons:'' siehe [[#Lawn-Überblick|Überblick über die Gebäude am ''Lawn'']]
===== Geplante Nutzung und Entwürfe der Pavillons =====
 
Die zehn Pavillons des akademischen Dorfes plante Jefferson einerseits als Wohnhäuser der Professoren, andererseits als [[Fakultät (Hochschule)|Fakultäten]]<nowiki />ähnliche Unterrichtsgebäude mit Seminarräumen der jeweiligen Professoren: Jeder Professor lehrte allein ein weites Themenspektrum, beispielsweise umfasste die Professur für ''physico-mathematics'' nach Jeffersons Vorstellungen [[Mechanik]], [[Statik (Physik)|Statik]], [[Dynamik (Physik)|Dynamik]], [[Pneumatik]], [[Akustik]], [[Optik]], [[Astronomie]] und [[Geographie]].<ref name="Lawn-39">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;39)</ref> Die Unabhängigkeit der Professoren wurde auch dadurch unterstrichen, dass jeder Student – wie damals üblich – sich nicht in einem Fachbereich, sondern direkt bei einem oder mehreren Professoren einschrieb, denen er auch persönlich einen Teil der Studiengebühren zu zahlen hatte.<ref name="Lawn-42-43">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;42–43)<!-- auch Garry Wills, S. 63 --></ref> Aufgrund ihrer Bestimmung sollten die Pavillons damit neben der Bedeutung der Professoren auch die Wissenschaften repräsentieren, die in ihnen gelehrt wurden. Das erklärt – neben rein ästhetischen Gründen – mit die Bedeutung, die nach Jeffersons Entwürfen den Gebäuden auf dem ''Lawn'' zukommt.
 
Zeile 246 ⟶ 244:
[[Datei:University of Virginia Rotunda Neilson.jpg|mini|Rotunda mit Pavillons IX und X – Skizze evtl. von [[Benjamin Latrobe|Latrobe]], was ebenfalls für dessen starke Beteiligung spräche]]
 
Als Jefferson 1817 für die Universitätsanlage den Rat der Architekten Thornton and Latrobe einholte, schickte ihm Thornton Skizzen für zwei Pavillonfassaden, deren eine Jefferson für Pavillon VII benutzte und anpasste. Latrobe sandte Skizzen für wenigstens fünf Fassaden, wahrscheinlich sogar mindestens „sieben oder acht“, wie er in einem Brief ankündigte, eventuell gar einen kompletten Satz von zehn Entwürfen.<ref name="Latrobe-93">''a plan of the principal range of building (…) and seven or eight Elevations of pavilions, with a general elevation of the long ranges of Pavilions and portico.'' – [http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images/modeng&data=/texts/english/modeng/parsed&tag=public&part=37&division=div1 Brief von Benjamin Latrobe an Jefferson vom 12.&nbsp;August 1817]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=Jef1Gri.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=37&division=div1 }} (elektronische Kopie als Teil von: Jefferson, Thomas, and others: ''68 Letters to and from Jefferson, 1805–1817''. Elektronisches Textzentrum der Bibliothek der University of Virginia – engl.; abgerufen am 25.&nbsp;März 2007). Der Jefferson schließlich geschickte, heute nicht mehr erhaltene Skizzenbogen hatte mindestens fünf Skizzen in einer oberen Zeile, während unbekannt ist, was in der zweiten Zeile (oder möglicherweise weiteren Zeilen) abgebildet war; andere Möglichkeiten wären zum Beispiel weitere Skizzen für die Rotunda. – Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;94)</ref> Jefferson wiederum schrieb an Latrobe, er werde zwei der Entwürfe für die nächsten zu errichtenden Pavillons nutzen,<ref>''We shall within [days] commence your Palladian Corinthian [Pavilion], being the left hand figure of the upper row on your paper … [and] a third or fourth Pavilion, which would probably be your third and fifth, or perhaps second in the same line.'' Thomas Jefferson in einem Brief an Latrobe vom 19.&nbsp;Mai 1818; zitiert in Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;93)</ref> außerdem notierte er Latrobes Namen in seinen Skizzen für die Pavillons VIII und IX.<ref name="Lawn-112">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;112)</ref> Daneben werden aufgrund stilistischer Überlegungen Einflüsse von Latrobe auf die Pavillons III und V sowie möglicherweise auch auf Pavillon X angenommen.<ref name="Bruce-187">[http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=BruHist.sgm&images=images/modeng&data=/texts/english/modeng/parsed&tag=public&part=22&division=div2 Bruce, Philip Alexander (1920). ''History of the University of Virginia, 1819–1919.'' Band 1, S.&nbsp;187]{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://etext.virginia.edu/etcbin/toccer-new2?id=BruHist.sgm&images=images%2Fmodeng&data=%2Ftexts%2Fenglish%2Fmodeng%2Fparsed&tag=public&part=22&division=div2 }} (engl.; elektronische Kopie vom Elektronischen Textzentrum der University of Virginia Library, abgerufen am 25.&nbsp;März 2007)</ref> Am weitesten geht wohl der Historiker [[Garry Wills]], der angesichts der nicht erhaltenen Skizzen von Latrobe sogar spekuliert, ob alle Pavillons bis auf den von Thornton beeinflussten Pavillon VII auf –&nbsp;von Jefferson zum Beispiel durch unterschiedliches Gebälk angepasste –&nbsp;Entwürfe von Latrobe zurückgehen könnten; dazu würde auch passen, dass Jefferson 1819 die Entwürfe für die fünf östlichen Pavillons in nur drei Wochen anfertigte.<ref name="Wills-101-102">Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;101–102)</ref>
Wer auch immer in welchem Ausmaß für die einzelnen Entwürfe verantwortlich ist, die Pavillons zeigen einen großen Formenreichtum, der aus einer Vielfalt der klassischen Bauelemente zusammengesetzt ist, oft nach den Vorbildern [[Roland Fréart de Chambray]] und Andrea Palladio. Die Vielseitigkeit der verwendeten Varianten wird neben der ästhetischen wiederum der pädagogischen Zielsetzung Jeffersons zugeschrieben –&nbsp;Architektur als Anschauungsmaterial für den Universitätsunterricht.<ref name="Wills-59-60-lawn-34-95" />
 
Zeile 287 ⟶ 285:
Jefferson hinterließ keine Pläne für die Bepflanzung der Gärten, was an seinem Todesdatum (1826) oder auch an der Notwendigkeit der Benutzung der Gärten als Gebrauchsflächen gelegen haben kann. Nach Jeffersons Wünschen sollten in den Gärten zwar nur Toiletten untergebracht werden, aber bald wurden Holzschuppen, Waschhäuser, Hühnerställe, Räucher- und Fleischhäuser und Unterkünfte für Diener (erlaubt waren bis zu vier pro Haushalt) und Sklaven gebraucht. Dazu kamen Brunnen und Zisternen, Trockenplätze für Wäsche und vor allem der Anbau von Gemüse, Beeren und Obstbäumen.<ref name="Lawn-79-80">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;79–80)</ref>
 
Nachdem in den folgenden Jahren Verfall und Umbauten bis hin zur Erstellung von je einer Straße quer durch die westlichen und östlichen Gärten<ref>Bilder Nr.&nbsp;211 und 213 (Luftaufnahmen) in O’Neals (1968) ''Pictorial History of the University of Virginia''. Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia (S.&nbsp;123)</ref> der ursprünglichen Anlage zugesetzt hatten, wurden 1948–1952 die ''West-Lawn''-Gärten und 1960–1965 die ''East-Lawn''-Gärten nach den ursprünglichen Entwürfen restauriert. Da Jefferson keine Vorgaben für die Bepflanzung gemacht hatte, legten die [[Landschaftsarchitektur|Landschaftsarchitekten]] Alden Hopkins (westliche Gärten) und Donald Parker (östliche Gärten) die Gärten neu an. Strittig ist, ob ihre englisch-französischen Entwürfe auf Jeffersons allgemeine Vorlieben Rücksicht nahmen oder nicht: Während Jefferson zum Teil ein Vorzug der englischen (''jardins anglais'') über die hochstilisierten französischen Gartenanlagen nachgesagt wird,<ref name="Lawn-79-80" /> halten andere Autoren für wahrscheinlicher, dass Jefferson einen eindeutig französischen Stil gewollt hätte.<ref name="Cocola-48">[{{Webarchiv|url=http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ |wayback=20070908171113 |text=Jim Cocola (6. Dezember 2004): ''The Ideological Spaces of the Academical Village: A Reading of the Central Grounds at the University of Virginia.'' (Fußnote 48)] |archiv-bot=2023-02-02 15:54:06 InternetArchiveBot }} (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref> Heute werden die Gärten weiterhin von den Pavillonbewohnern genutzt. Mindestens die Gartenteile, die weiter vom ''Lawn'' entfernt sind, stehen aber auch der Öffentlichkeit und damit vor allem den Studenten zur Verfügung.<ref name="Lawn-79-80" />
 
==== {{Anker|Hotels}} Die Hotels und die Studentenzimmer des ''Range'' ====
===== Geplante Nutzung und Entwurf der Hotels =====
 
{| class="wikitable float-right"
|-
Zeile 302 ⟶ 299:
Jenseits der Gärten zieht sich je eine mehrfach durchbrochene einstöckige Gebäudezeile aus arkadengesäumten Studentenzimmern entlang, der sogenannte ''East'' und ''West Range''. Als „Hotels“ bezeichnete Jefferson die sechs größeren Gebäude, von denen je eines an den vier Enden der Gebäudezeilen steht und je ein weiteres zwischen die Studentenzimmer von ''East'' bzw. ''West Range'' eingelassen ist. Jefferson hatte ursprünglich geplant, dass auch die Hotels zum ''Lawn'' und damit zu den Gärten und den Rückseiten der Pavillons ausgerichtet sein sollten. Dieser Entwurf brachte allerdings Probleme für die Anlage der Zufahrtsstraßen zum ''Lawn'' mit sich. Joseph C.&nbsp;Cabell schlug schließlich vor, die Hotels vom ''Lawn'' fort nach außen zeigen zu lassen, was Jefferson in seine Pläne aufnahm.<ref name="Wills-82-83">Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;82–83)</ref>
 
Die Hotels waren als dezentralisierte Essräume (ähnlich [[Mensa (Universität)|Mensen]]) geplant und wurden an sechs Privatpersonen vermietet, die mit ihren Familien in den Hotels wohnten und dort täglich drei Mahlzeiten für die Studenten anboten. Sie möblierten aber beispielsweise auch die Zimmer der ihnen zugewiesenen Studenten, mussten ihnen „Diener“ (d.&nbsp;h. Sklaven) zur Zimmerreinigung zur Verfügung stellen und waren spätestens ab 1842 verpflichtet, den Studenten ein sauberes Handtuch pro Tag zu geben, so dass ihre Aufgaben deutlich über die eines Kochs hinausgingen.<ref name="Lawn-72-74">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;72–74)</ref> Für die Studenten wurden die Hotels nicht nur Essräume, sondern dienten auch als Orte für Versammlungen und als [[Studentenverbindungen in nicht-deutschsprachigen Ländern#Vereinigte Staaten und Kanada|verbindungs]]<nowiki />ähnliche Clubs.
 
Gemäß ihrer Bestimmung sind die Hotels kleiner – nur Hotels&nbsp;C, E und F haben ein sichtbar ausgebautes Obergeschoss – und vor allem nicht so repräsentativ wie die Pavillons. Mit Säulen sind nur die zwei rotundanahen Hotels versehen: Hotel&nbsp;A hat einen kleinen dorischen Säulenvorhof, und die Eingangstür von Hotel&nbsp;B liegt hinter einem von zwei kleinen dorischen Säulen getragenen Portal; beide Häuserfronten sind zudem nach Norden, auf die Zugangswege zur Rotunda ausgerichtet. Nach Osten und Westen hingegen liegen alle Hotels hinter den durchlaufenden Backsteinarkaden des ''Range'', die vor den Hotels nur etwas vorgezogen sind, um einen größeren überdachten Vorraum zu gewinnen, und im Fall von Hotel&nbsp;D etwas vergrößert sind. Damit fügen sich die Backsteinbauten der Hotels relativ unauffällig in die Reihen des ''Range''. Doch auch sie wurden von Jefferson individuell entworfen, so dass kein Bau dem anderen gleicht.
Zeile 315 ⟶ 312:
[[Datei:University of Virginia room of Edgar Allan Poe edited.jpg|mini|[[Edgar Allan Poe]]s Raum im ''West Range'']]
 
In den folgenden Jahren wurden daraufhin Essgelegenheiten zusammengelegt und die Hotels nach und nach anders genutzt, oft unter Ausbau und Erweiterung der ursprünglichen Gebäude. In der ersten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts wurden in Hotel&nbsp;C (auch ''Jefferson Hall'', nach der dort seit 1826 tagenden Literatur- und Debattengruppe ''Jefferson Society'') und Hotel&nbsp;D Fecht-, Tanz- und Sportstunden abgehalten, von 1828 bis in die 1840er Jahre wurden Hotel&nbsp;C und – ab 1831 – Hotel&nbsp;D unter anderem auch für gelegentliche Bälle genutzt. Als Sporthalle wurde neben Hotel&nbsp;E 1852 ein Anbau, die sogenannte ''Levering Hall'', errichtet, deren Name heute zum Teil auch auf Hotel&nbsp;E übergegangen ist. Der Großteil der Hotels wurde mindestens zeitweilig zu Wohngebäuden (zuletzt noch Hotel&nbsp;D) und zwischendurch zu Büros von Universitätsverwaltung und Studentenorganisationen umgewandelt.<ref name="lawn-76-93-119">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S. 76–93; 119–139)</ref> Die meisten dienen auch heute noch als Büros, nur in Hotel&nbsp;E ist seit 2004 wieder eine Cafeteria für Studenten und Professoren untergebracht;<ref name="colonnade">[httphttps://www.virginia.edu/webmap/popPages/0-colonnadehotel.html ''Hotel E'', auf der Internetseite der University of Virginia] (englisch) abgerufen am 27.&nbsp;März 2007</ref> dabei soll (Stand 2009/2010) auch wieder eine seit langem fehlende überdachte Veranda hinter dem Gebäude wiedererbaut werden.<ref name="preservation">[http://campaign.virginia.edu/site/c.kfIQKXOwFmG/b.4710491/k.A5E3/Academical_Village.htm Thomas Jefferson’s Academical Village.] Historic Preservation at the University of Virginia (englisch) abgerufen am 2. Februar 2011</ref>
 
Die Studentenzimmer zwischen den Hotels werden bis heute für ihren ursprünglichen Zweck genutzt und entsprechen in ihrer Ausstattung –&nbsp;vom Schaukelstuhl bis zum getrennt gelegenen Bad&nbsp;– den Räumen am ''Lawn''. Die Studentenzimmer der Range Community sind Graduate Students vorbehalten und werden im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens durch ein Auswahlkomitee vergeben.<ref name="Range Community">[http://www.student.virginia.edu/range// ''Welcome to The Range'', Internetseite der Range Community] (englisch) abgerufen am 5.&nbsp;Mai 2012</ref> Nicht vermietet wird nur die ehemalige Bleibe von Edgar Allan Poe (Adresse: ''13 West Range''), die im Stil aus der Zeit des Dichters eingerichtet ist. Der Raum wird von der Universität und der universitären ''Raven Society'' gepflegt, einer nach dem [[Der Rabe (Poe)|gleichnamigen Gedicht von Poe]] benannten, 1904 gegründeten ''Honor Society'' (engl.: Ehrengesellschaft).<ref name="Raven Society">[http://www.uvaravensociety.com/ ''Welcome to The Raven Society'', Internetseite der Raven Society] (englisch) abgerufen am 7.&nbsp;März 2007</ref> Er kann einmal jährlich während der ''Garden Week'' besichtigt werden.
Zeile 326 ⟶ 323:
Doch 1826 starb der 83-jährige Jefferson, ohne dass die möglichen Erweiterungen im Westen auch nur entworfen worden wären. Das einzige dieser Gebäude, für das Jefferson vor seinem Tod tatsächlich noch Pläne anfertigte, war 1825 im Westen von Hotel&nbsp;A das „anatomische Theater“ (''Anatomical Theatre''), der erste Bau in den Vereinigten Staaten für [[Obduktion]]en im Medizinstudium<ref name="wills-57">Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;57)</ref> (nach anderen Angaben der erste solche Bau in den US-amerikanischen Südstaaten).<ref name="unearthed">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/insideuva/textonlyarchive/97-07-25/8.txt |text=(25.&nbsp;Juli 1997). Portion of Anatomical Theatre’s Wall Unearthed. ''Staff Report'' auf www.virginia.edu/insideuva/textonlyarchive |wayback=20060917032905}} (englisch) abgerufen am 19.&nbsp;April 2007</ref> Aufgrund seiner Bestimmung wurde er ursprünglich auch ''Stiff Hall'' (frei übersetzt: ''Gebäude für Steifes'') genannt.<ref name="unearthed" /> Anlass für den Bau waren wahrscheinlich einerseits Wünsche des Medizinprofessors, der die Obduktionen sonst in seinem eigenen Pavillon hätte durchführen müssen. Andererseits plante das College of William and Mary (Virginia), nach Richmond umzuziehen und ein Krankenhaus für die Medizinausbildung zu bauen, was staatliche Gelder von der University of Virginia abgezogen hätte; Befürworter der Pläne kritisierten, an der University of Virginia würde nur Medizingeschichte, aber keine Praxis gelehrt. Der Bau des anatomischen Theaters stellte den Lehrauftrag in Charlottesville klar und war damit zugleich ein Schritt gegen den College-Umzug und die finanzielle Umschichtung.<ref>Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic. (S.&nbsp;57, siehe auch S.&nbsp;36–38)</ref>
 
Im Innern von Jeffersons Bau fielen Sitzreihen oktogonal zum Mittelpunkt der Grundfläche ab, an dem die Obduktionen durchgeführt wurden. Eine ausreichende Beleuchtung stellte Jefferson durch hohe Fenster, die keinen Einblick von außen erlaubten, und ein zentrales Oberlicht sicher. Das Backsteingebäude wurde im Februar 1827 fertiggestellt,. 1886 musste es nach einem Brand, vermutlich ab jetzt ohne seine [[Laterne (Architektur)|Laterne]], neu aufgebaut werden. Ab 1926 wurde es vor allem von den [[Sozialwissenschaft]]en an der Universität genutzt,<ref name="unearthed" /> nach 1929 erhielt es ein kleines, säulenumstandenes Portal. 1938 wurde das anatomische Theater abgebrochen, als direkt daneben die Alderman-Bibliothek gebaut wurde. Es ist der einzige bedeutende Bau von Jefferson an der University of Virginia, der heute nicht mehr steht.<ref name="Lawn-65">Pendleton Hogan (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia. (S.&nbsp;65)</ref><!-- Melinda Byrd Frierson (1984). ''Jefferson’s design for the anatomical theatre at the University of Virginia''. --> 1997 wurden an der Stelle archäologische Ausgrabungen zur Bauweise im 19.&nbsp;Jahrhundert im Allgemeinen und zum Bau des anatomischen Theaters im Besonderen durchgeführt.<ref name="unearthed" />
 
=== Der übrige Campus ===
Zeile 336 ⟶ 333:
 
[[Datei:Darden School, Univ of Virginia.jpg|mini|hochkant=0.9|Zufahrt zur ''Darden School'']]
Im Westen des Südcampus, auf dem bewaldeten ''Observatory Hill'' (Sternwartenhügel) ist neben einem kleinen Atomreaktor für Forschungszwecke auch das Hauptquartier des [[National Radio Astronomy Observatory]] (NRAO)<!-- 38° 2'12.65"N 78°31'5.06"W --> untergebracht, einer staatlichen US-amerikanischen Forschungsorganisation für [[Radioastronomie]]. Das NRAO betreibt [[Radioteleskop]]e an mehreren Standorten in den Vereinigten Staaten und Chile, in Charlottesville ist hingegen nur das Hauptquartier untergebracht.<ref>[httphttps://www.nrao.edu/ Internetseite des National Radio Astronomy Observatory] (englisch) abgerufen am 18.&nbsp;März 2007</ref> Dort befindet sich auch das vom NRAO betriebene nordamerikanische Zentrum für die wissenschaftliche Nutzung des [[Atacama Large Millimeter/submillimeter Array|Atacama Large Millimeter Array (ALMA)]] und ein Technologiezentrum. Das NRAO arbeitet teilweise mit der University of Virginia zusammen, zum Beispiel durch die akademische Betreuung von Studenten. Der Astronomie-Fachbereich der Universität betreibt indes mehrere eigene, kleinere Teleskope auf dem Campus und im Süden von Charlottesville.<ref>[http://www.astro.virginia.edu/class/major.php ''Department of Astronomy. Undergraduate Degree Programs'', auf der Internetseite der University of Virginia] (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007</ref>
 
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden aufgrund des Wachstums der Universität zusätzlich Teile des nördlichen Campus (''North Grounds'') ausgebaut. Seit 1974/1975 sind dort vor allem die ''School of Law'' ([[rechtswissenschaft]]liche Fakultät) und die ''[[Darden Graduate School of Business Administration|Darden Graduate School of Business]]'' (''Business'' als spezielle Form der Betriebswirtschaftslehre) untergebracht.<ref name="timeline" /> Beide waren zunächst in den heutigen Gebäuden der ''School of Law'' untergebracht. In einem weiteren Ausbau, finanziert durch Privatspenden von insgesamt 77 Millionen Dollar,<ref name="breaks up">[http://findarticles.com/p/articles/mi_m0377/is_2002_Summer/ai_87774102 David L. Kirp & Patrick S. Roberts (Sommer 2002): Mr. Jefferson’s university breaks up. ''Public Interest''] (englisch) abgerufen am 8.&nbsp;März 2007</ref> entstand in den 1990er Jahren in der Nähe dieser Gebäude ein neuer Komplex aus neun Gebäuden für die ''Darden School'', deren repräsentativer Stil – roter Backstein mit weißen Elementen, in der Mitte eine Rasenfläche – eng an das akademische Dorf von Jefferson angelehnt ist.
Zeile 345 ⟶ 342:
 
== Studienbedingungen ==
Die University of Virginia gilt als eine der besten öffentlichen Universitäten der Vereinigten Staaten und als eine der 25 besten Universitäten des Landes. Seitdem die [[Hochschulranking|Rankings]] von [[U.S. News & World Report]] öffentliche und private Universitäten getrennt aufführen, hat die University of Virginia stets den ersten oder zweiten Platz unter den öffentlichen Universitäten belegt (Stand 2008).<ref name="Factbook-08-09">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/factbook/uvaFactbook2008.pdf |text=''University of Virginia. State of the University. 2008'' („Factbook“), S.&nbsp;9 |wayback=20120201092059}} ([[PDF]], engl.; abgerufen am 28.&nbsp;November 2008; 1,5&nbsp;MB)</ref> Insgesamt wurde die Universität seit 1993 von ''U.S. News & World Report'' neunmal als beste staatliche US-Universität ausgezeichnet (davon einmal, im Jahr 2003<!-- d. h. für die Ausgabe „America’s Best Colleges 2004“ -->, punktgleich mit der [[University of California]] Berkeley; Stand 2008). Die University of Virginia ist einziges US-Mitglied von [[Universitas 21]], einem internationalen Verbund von Forschungsuniversitäten, und seit 1904 Mitglied der [[Association of American Universities]], einem seit 1900 bestehenden Verbund von mittlerweile 62 führenden nordamerikanischen Forschungsuniversitäten.
 
Auch die Qualität der Studenten ist überdurchschnittlich hoch. Für das Studienjahr 2007–2008<!--Stand 2007-2008--> wurden 65,2 % der Bachelor-Studienbewerber abgelehnt, 87 % der Studienanfänger gehörten als Schüler zu den besten 10 % ihrer Schule.<ref name="factbook-08-06">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/factbook/uvaFactbook2008.pdf |text=''University of Virginia. State of the University. 2008'' („Factbook“), S.&nbsp;6 |wayback=20120201092059}} ([[PDF]], engl.; abgerufen am 28.&nbsp;November 2008; 1,5&nbsp;MB)</ref> Die University ist unter den staatlichen Universitäten führend in der Zahl der Studenten, die eines der prestigeträchtigen [[Rhodes-Stipendium|Rhodes-Stipendien]] erhalten haben (45 bis 2004/05),<ref>{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/insideuva/2004/21/rhodes.html |text=Carol Wood & Kathleen Valenzi (3.–16. Dezember 2004). Two for the Rhodes. With 45, U.Va. boasts most Rhodes Scholars among nation’s public universities. ''Inside UVA Online, Band 34, Ausgabe 21'' |wayback=20071103100418}} (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007; {{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/president/report05/students.html |text=Seeking Challenges, Serving Others, ''President’s Report 2004–2005'', auf der Internetseite der University of Virginia |wayback=20061231111055}} (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007</ref> und belegt Platz&nbsp;6 unter allen US-Universitäten (nach [[Harvard University|Harvard]], [[Yale University|Yale]], [[Princeton University|Princeton]], [[United States Military Academy|West Point]] und [[Stanford University|Stanford]]).
 
=== Zahlen zu den Studierenden ===
Zeile 362 ⟶ 359:
 
Wie in den Vereinigten Staaten üblich, werden die Abschlüsse der University of Virginia von Fakultäten vergeben, die in mehrere universitätsinterne Institute organisiert sind. Den größten von ihnen – ''College of Arts and Sciences'' und ''Graduate School of Arts and Sciences'' – gehören vor allem die Geistes- und Sozialwissenschaften an. Die übrigen elf Institute umfassen (geordnet nach Studentenzahlen)
die ''School of Engineering and Applied Science'' (Ingenieurwissenschaften), die ''School of Law'' (Jura), die ''Curry School of Education'' (Pädagogik, Psychologie-Spezialbereiche), die ''McIntire School of Commerce'' (vor allem Volkswirtschaft), die ''[[Darden Graduate School of Business Administration]]'' („Business“ als spezielle Form der Betriebswirtschaftslehre), die ''School of Medicine'' (Medizin), die ''School of Architecture'' (Architektur), die ''School of Nursing'' (Krankenpflege, medizinische Assistenz) und die ''School of Continuing and Professional Studies'' (Erwachsenenbildung, unter anderem als Fernuniversität).<ref name="schoolsdegrees" /> (Verweise auf Einzelartikel der englischen Wikipedia für alle Institute: siehe [[#Wikipedia|weiterführende Informationen]]) 2007 wurde die ''[[Frank Batten]] School of Leadership and Public Policy'' gegründet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.batten.virginia.edu/content/about/mission-and-history |text=batten.virginia.edu |wayback=20140408223950}}</ref>
 
; Angeschlossene Forschungseinrichtungen
Zeile 381 ⟶ 378:
Die Studiengebühren sind trotz der guten Finanzausstattung der Universität vergleichbar mit anderen US-amerikanischen Top-Universitäten oder – für Studenten, die nicht aus Virginia kommen – sogar unter den teureren Universitäten, denn die Kluft zwischen Gebühren für einheimische und andere Studenten ist im Vergleich mit den entsprechenden Unterschieden anderer staatlicher US-Universitäten groß. So liegen die jährlichen Gebühren über 9.000 US-Dollar für Studenten aus Virginia und bei knapp 30.000 US-Dollar für Studenten von außerhalb. Höhere Gebühren fallen –&nbsp;wie an anderen US-Universitäten&nbsp;– in der Regel für Studiengänge an, die in bestimmten, unabhängigen Fachbereichen der Universität (''professional schools'') angeboten werden. Die Studiengebühren dort reichen für Studenten, die nicht aus Virginia kommen, bis zu über 42.000 US-Dollar für Medizinstudenten oder über 45.000 US-Dollar für MBA-Studenten (Stand 2008).<ref name="tuition">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/Facts/Glance_Tuition.html |text=''Tuition & Fees'', Teil der ''Facts at a Glance'' auf der Internetseite der University of Virginia |wayback=20070323011957}} (englisch) abgerufen am 2.&nbsp;Januar 2009</ref>
 
Vor allem für Studenten vor dem Bachelor gibt es an der University of Virginia finanzielle Unterstützung für US-amerikanische Studenten. 2005/06 erfuhren 23,5 % aller Bachelor-Studenten zumindest teilweise Unterstützung, insgesamt brachte die Universität dafür 41,5&nbsp;Millionen US-Dollar auf.<ref name="factbook-9">{{Webarchiv |url=http://www.virginia.edu/factbook/uvaFactbook2007.pdf |text=''University of Virginia. State of the University 2007'' („Factbook“), S.&nbsp;9 |wayback=20120201092128}} ([[PDF]], engl.; abgerufen am 17.&nbsp;März 2007; 1,0&nbsp;MB)</ref> Die Gelder wurden traditionell vor allem als Zuschüsse und Kredite gewährt. Seit 2004 besteht jedoch ein neues Programm („''AccessUVa''“) zur finanziellen Unterstützung von Studenten, das die nachgewiesenen Bedürfnisse der Studenten zu 100 % finanziert. Das Programm ist in den USA das erste, das bedürftigen Studenten (aus Familien bis zu 200 % über der Armutsgrenze) komplette Ausbildungsförderungen – im Gegensatz zu Krediten – bietet.<ref>[http://www.virginia.edu/accessuva/learn.html ''Learn About AccessUVa'', auf den Internetseiten ''AccessUVa'' der University of Virginia] (englisch) abgerufen am 21.&nbsp;März 2007</ref> Studenten nach dem Bachelor haben darüber hinaus, wie auch an anderen US-Forschungsuniversitäten, in vielen Fachbereichen die Möglichkeit, als geringverdienende Lehr- oder Forschungsassistenten (''teaching/ research assistents'') angestellt zu werden.
 
{{Anker|Echols}}Daneben gibt es Stipendien für begabte Studenten. Namentlich die Jefferson-Scholars-Stiftung (''Jefferson Scholars Foundation'') vergibt vierjährige Stipendien an derzeit insgesamt 125 Studenten vor dem Bachelor<ref>{{Webarchiv |url=http://www.jeffersonscholars.org/undergraduate/ |text=''Undergraduate Scholarship'', auf der Internetseite der Jefferson Scholars Foundation |wayback=20070211001029}} (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007</ref> sowie weitere Stipendien an Studenten jenseits des Bachelor-Abschlusses. Stipendiaten der universitätseigenen ''honors programs'' (engl.: „Ehrenprogramme“, Förderprogramme für begabte Studenten) ''Echols'' (seit 1960 in ''Arts and Sciences''; ca. 8,5 % der dortigen Studenten)<ref>{{Webarchiv |url=http://artsandsciences.virginia.edu/echols/ |text=''Philosophy of the Echols Scholars Program'', auf der Internetseite des ''College of Arts and Sciences'' an der University of Virginia |wayback=20070329004020}} (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007</ref> und ''Rodman'' (seit 1979 in den Ingenieurwissenschaften, d.&nbsp;h. an der ''University of Virginia School of Engineering and Applied Science''; ca. 35 Neustipendiaten pro Jahr)<ref>{{Webarchiv |url=http://www.seas.virginia.edu/rodman/ |text=''Welcome to the Rodman Home Page'', auf der Internetseite der ''School of Engineering and Applied Science'' an der University of Virginia |wayback=20070502160105}} (englisch) abgerufen am 17.&nbsp;März 2007</ref> hingegen erhalten keine finanzielle Unterstützung, sondern werden durch besondere Betreuung, freiere Kurswahl und/oder spezielle Kurse und Unterbringung in bestimmten Studentenheimen gefördert.
Zeile 413 ⟶ 410:
[[Datei:Honorsystematuva.jpg|mini|Gedenkplakette auf dem ''Lawn'' zum 150-jährigen Bestehen des Ehrenkodexes]]
 
Der Ehrenkodex wird an der Universität immer wieder kontrovers diskutiert. Kritisiert worden ist aus juristischer Sicht, ob die studentischen Gerichtsprozesse, gegen die es keine Berufung vor den regulären Gerichten der USA gibt, rechtmäßige Gerichtsverfahren (''due process'') im Sinne des [[14. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten|14. Zusatzartikels zur US-amerikanischen Verfassung]] darstellen, was jedoch bereits 1983 von einem US-amerikanischen [[Appellationsgericht|Berufungsgericht]] anerkannt wurde.<ref>United States Court of Appeals for the Fourth Circuit, Henson v. Honor Committee of U.Va., 719 F.2d 69 (1983). –&nbsp;Der deutsche Jurist Bernd Hartmann, der auch einen [[Master of Laws|Master-of-Laws- (LL.M.)]]-Abschluss von der University of Virginia hat, merkt an, dass eine solche Auffassung dem ''deutschen'' Verfassungsrecht (Art. 19 IV [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]]) fremd sei: [http://www.jura.uni-muenster.de/download.cfm?DownloadFile=55DC1465-B27B-8F35-6462BF4EDA400C35 Bernd J. Hartmann (2003). Das LL.M.-Studium an der University of Virginia School of Law. ''Jura, 356 ff.'' (Fußnote 4)] (abgerufen am 19.&nbsp;März 2007)</ref> Unter Studenten und Professoren steht vor allem die unabgestufte Bestrafung durch Universitätsverweis (''single sanction'') im Mittelpunkt der Diskussionen, da sie keine Berücksichtigung der Schwere des Verstoßes erlaubt, weshalb einige Studenten vorziehen, kleinere Verstöße –&nbsp;entgegen den Bestimmungen des Ehrenkodexes –&nbsp;nicht anzuzeigen.<ref>[httphttps://www.csie.ntu.edu.tw/~lyuu/virginia.html Diana Jean Schemo (10. Mai 2001). ''U. of Virginia Hit by Scandal Over Cheating. ''New York Times] (englisch) abgerufen am 21.&nbsp;März 2007</ref> Die Mehrzahl der Studenten hat sich in Studentenumfragen in der Vergangenheit trotzdem immer für die unveränderte Beibehaltung des Ehrenkodexes ausgesprochen, jüngst mit 60 % der abstimmenden Studenten am 28.&nbsp;Februar 2007 (Wahlbeteiligung 32 %). Als Vorteil wird vor allem angesehen, dass der Ehrenkodex insgesamt eine Atmosphäre von größerem Vertrauen und Ehrlichkeit schaffe. Zeitweilig war es den Studenten sogar möglich, Bücher oder Essen zu kaufen und dem Verkäufer lediglich ihr Wort zu geben, später zu bezahlen, wenn sie gerade kein Geld dabei hatten. Einige Professoren nutzen den Ehrenkodex zudem seit Jahren bei Prüfungen, die die Studenten jenseits von Seminarraum oder Vorlesungssaal schreiben dürfen (''take home examinations''). Sie setzen für diese Prüfungen etwa maximale Bearbeitungszeiten (z.&nbsp;B. vier Stunden) oder beschränken die erlaubten Materialien (z.&nbsp;B. keine Lehrbücher, kein Internet) und vertrauen darauf, dass die Studenten die Vorgaben eigenverantwortlich einhalten.
 
Zum bisher aufsehenerregendsten Fall unter dem Ehrenkodex kam es im Mai 2001, als ein Professor 1800 Kurzhausarbeiten für seine Physik-Einführungsveranstaltung mit einem selbst geschriebenen Computerprogramm auf übereinstimmende Textpassagen überprüfte und dabei 122 Studenten identifizierte, deren Arbeiten einer anderen in weiten Teilen glichen; die Zahl erhöhte sich später noch auf 158.<ref name="Bloomfield">{{Webarchiv |url=http://www.cavalierdaily.com/CVArticle.asp?ID=14343&pid=943 |text=Paul Quinlan (26.&nbsp;November 2002). Bloomfield honor trials finish, 20 found guilty. Over a year of investigating 158 students accused of plagiarism in Physics 105, 106 culminates with 48 leaving the University. ''The Cavalier Daily'' |wayback=20071015163804}} (englisch) abgerufen am 21.&nbsp;März 2007</ref> Da der Professor auch Arbeiten untersucht hatte, die in vergangenen Semestern eingereicht worden waren, hatten einige der betroffenen Studenten die Universität bereits mit einem Abschluss verlassen. Die Vorfälle und mit ihnen die Diskussion über die unabgestufte Bestrafung erregten Aufmerksamkeit in den nationalen Medien.<ref>z.&nbsp;B. [[CNN]]: [http://transcripts.cnn.com/TRANSCRIPTS/0105/10/bp.00.html Abschrift der Sendung ''University of Virginia Tackles Cheating Head On'' der Serie ''CNN Burden of Proof'', ausgestrahlt am 10.&nbsp;Mai 2001 um 21.30 EST]; [[New York Times]]: [httphttps://www.csie.ntu.edu.tw/~lyuu/virginia.html Diana Jean Schemo (10. Mai 2001). ''U. of Virginia Hit by Scandal Over Cheating'']; [[Washington Post]]: [http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn?pagename=article&node=&contentId=A638-2001May8&notFound=true Amy Argetsinger (9.&nbsp;Mai 2001). ''Technology Exposes Cheating at U-Va. Physics Professor’s Computer Search Triggers Investigation of 122 Students''] (alle engl.; abgerufen am 21.&nbsp;März 2007)</ref> Da die Bestimmungen der Physikveranstaltung Bezugnahmen auf frühere Arbeiten erlaubten, wurden später vor allem die ursprünglichen Autoren der Hausarbeiten, von denen abgeschrieben wurde, vom Vorwurf, unehrlich „Hilfe gegeben“ zu haben, freigesprochen. 59 Studenten wurden schließlich unter dem Ehrenkodex formell angeklagt. Am 25.&nbsp;November 2002 wurden 20 Studenten und Absolventen der Universität schuldig gesprochen. 28 Studenten hatten bereits die Universität verlassen, um dem Verfahren zu entgehen.<ref name="Bloomfield" />
 
=== {{Anker|Freizeit}} Freizeitaktivitäten ===
Zeile 424 ⟶ 421:
Wie auch an anderen großen US-Universitäten wird von Studenten eine täglich erscheinende, auflagenstarke Universitätszeitung betrieben. ''The Cavalier Daily'' besteht seit 1890 (bis 1948 als ''College Topics'') und ist damit die älteste Zeitung in Charlottesville; mit der endgültigen Aufnahme einer täglichen Ausgabe in der Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts wurde er außerdem die älteste College-Tageszeitung in Virginia. Die Zeitung hat heute eine tägliche Auflage von 10.000 Exemplaren und ist finanziell und inhaltlich unabhängig von der University of Virginia. ''The Cavalier Daily'' hat im Wettbewerb mit professionellen Tageszeitungen mehrfach Preise der ''Virginia Press Association'' erhalten. Mehrere bekannte Journalisten haben in ihrer Studienzeit am ''Cavalier Daily'' mitgewirkt, unter anderem die [[National Broadcasting Company|NBC-]] und [[Columbia Broadcasting System|CBS]]-Moderatorin Katie Couric, der zweifache Pulitzerpreisgewinner George P. Rodrigue III (''Dallas Morning News'') und der Pulitzerpreisträger Mike Vitez (''The Philadelphia Inquirer'').
 
An der Universität bestehen einige der [[Studentenverbindungen in nicht-deutschsprachigen Ländern#Vereinigte Staaten und Kanada|in den USA üblichen Studentenverbindungen]], von denen die Pi-Kappa-Alpha-Verbindung und die Kappa-Sigma-Verbindung, die heute jeweils an über 200 Standorten in den USA vertreten sind, an der University of Virginia gegründet wurden (1.&nbsp;März 1868 bzw. 10.&nbsp;Dezember 1869). Außerdem gibt es an der Universität mehrere „Geheimorganisationen“ (''secret societies''), die sich wohltätigen Zielen widmen, ohne das öffentliche Interesse zu suchen. Die drei bekanntesten und „geheimsten“ dieser Organisationen sind die ''IMP Society'', deren Mitglieder bekannt sind, die ''Z Society'', deren Mitglieder zumindest während ihrer Studienzeit anonym bleiben, und die ''Seven Society'', deren Mitglieder erst nach ihrem Tod bekannt gegeben werden und die –&nbsp;trotz anonymer Mitglieder –&nbsp;unter anderem Gedenkplaketten auf dem Campus anbringt (siehe [[#Bibliothek|Bibliothek]]) sowie finanzielle Auszeichnungen und Stipendien an Nichtmitglieder vergibt. Die Symbole der drei Organisationen sind an viele Stellen auf dem Campus gemalt, so prangt ein ''Z'' auf den Stufen vor dem Nordportal der Rotunda (siehe [[#Nordportal|Rotunda]]).
 
Darüber hinaus besteht ein – für eine große US-Universität übliches – vielseitiges Angebot an Vorträgen, Konzerten, Theateraufführungen, Sportveranstaltungen (siehe [[#Sport|Leistungssport an der Universität]]) usw.
Zeile 437 ⟶ 434:
== {{Anker|Sport}} Leistungssport ==
[[Datei:Lacrosse women cropped.jpg|mini|hochkant=0.8|Meisterschaftsfinale im [[Lacrosse]] 2005 gegen die [[Northwestern University|Wildcats]]]]
[[Datei:2006-2007 Virginia Tech at Virginia men's basketball wide action shot.jpg|mini|hochkant=0.8|gegenGegen den Erzrivalen [[Virginia Polytechnic Institute and State University|Virginia Tech]] in der ''John Paul Jones Arena'']]
[[Datei:Cav Man UVa canters 2009.jpg|mini|hochkant=0.8|Der ''Cavalier'' vor einem [[American Football|Football]]-Spiel]]
 
Zeile 450 ⟶ 447:
Die Mannschaften der University of Virginia tragen den Namen ''Virginia Cavaliers''. Der Name entstand in der ersten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts und bezieht sich auf den Ausdruck ''Cavalier'' für die damals auch in Virginia weit verbreiteten Unterstützer der englischen Krone zu Zeiten des [[Englischer Bürgerkrieg|Englischen Bürgerkriegs]] (1642–1649) und [[Interregnum]]s (1649–1660). Dementsprechend ist auch das Maskottchen der Universität, offiziell seit 1963, ein ''Cavalier'' – ein berittener, mit einem Säbel bewaffneter Uniformierter. Am 11.&nbsp;Oktober 1947 ritten zum ersten Mal als ''Cavaliers'' gekleidete Studenten vor einem Heimspiel auf das American-Football-Feld.<ref name="virginiasports">{{Webarchiv |url=http://virginiasports.cstv.com/trads/va-trads.html |text=''Traditions'', auf der ''Official Site of University of Virginia Athletics'' |wayback=20070306082305}} (englisch) abgerufen am 16.&nbsp;März 2007</ref> In den folgenden Jahren gab es immer wieder Auftritte solcher Reiter, und inzwischen reitet seit mehreren Jahren vor jedem American-Football-Heimspiel ein als ''Cavalier'' gekleideter Mann säbelschwenkend in das Stadion ein, um das Publikum in Stimmung zu bringen.
 
Außer unter dem Namen ''Cavaliers'' sind die Mannschaften der University of Virginia – und oft auch die Studenten allgemein – traditionell unter mehreren weiteren Bezeichnungen bekannt. Nach dem spätestens 1890<ref name="virginiasong">[http://virginiasports.cstv.com/trads/va-song.html ''The Good Old Song'', auf der ''Official Site of University of Virginia Athletics'']{{Toter Link|date=2018-03 |archivebot=2018-03-25 18:20:44 InternetArchiveBot |url=http://virginiasports.cstv.com/trads/va-song.html }} (englisch) abgerufen am 16.&nbsp;März 2007</ref> vom [[Dartmouth College]] übernommenen<ref>[http://www.dartmo.com/Indian_Yell_Meacham.pdf Scott Meacham: ''The Persistence of „Wah-Hoo-Wah,“ Dartmouth’s „Indian Yell,“ At the University of Virginia'', auf dartmo.com] ([[PDF]]; engl.; abgerufen am 16.&nbsp;März 2007; 157&nbsp;kB)</ref> (und dort heute nicht mehr benutzten) Schlachtruf der Universität – „''Wah-hoo-wah!''“ – werden die Mannschaften informell auch ''Wahoos'' oder kurz ''Hoos'' genannt. Der Ausdruck ''Wahoo'' entstand angeblich in den 1890er Jahren unter [[Baseball]]-Wettkampfgegnern der [[Washington and Lee University]] und wurde in der Folge von den Studenten der University of Virginia übernommen; er hat also nichts mit dem Fisch [[Wahoo]] zu tun. Heute werden die Namen zunehmend auch von den US-amerikanischen Medien benutzt, die die Mannschaften ansonsten als ''Cavaliers'' oder einfach als ''Virginia'' bezeichnen.<ref name="virginiasports" />
 
Bis 1888 waren die Universitätsfarben Grau und [[Kardinalrot]], nach der Uniformfarbe der Südstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg und dem dort geflossenen Blut,<ref name="Cocola" /> 1888 wechselte die Universität zu den seither gebräuchlichen Farben Orange und Marineblau.<ref name="virginiasports" /> Das Logo für den Universitätssport ist ein großes ''V'' mit zwei darunter gekreuzten Säbeln. Als Universitätslied, das vor allem bei Sportveranstaltungen (z.&nbsp;B. nach jedem [[Touchdown (Sport)|Touchdown]] bei American-Football-Heimspielen) zu hören ist, dient seit 1893 ''The Good Old Song'' (engl.: Das Gute Alte Lied), eine umgetextete Version des Liedes [[Auld Lang Syne]].<ref name="virginiasong" />
 
== Persönlichkeiten ==
Untrennbar ist die University of Virginia mit dem Namen ihres Gründers und Architekten Thomas Jefferson verbunden, so dass sie manchmal, zum Beispiel in manchen Buchtiteln, auch als ''Jefferson’s University'' bezeichnet wird.<ref>z.&nbsp;B. Dabney, Virginius (1981). ''Mr. Jefferson’s University: A History.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-0904-X; Wills, Garry (2002). ''Mr. Jefferson’s University.'' National Geographic., ISBN 978-0-7922-6531-3</ref> Noch heute wird in manchen Diskussionen über Entwicklungen oder Neuerungen wie auch Bauprojekte der Universität die Frage thematisiert, ob die Veränderungen in Jeffersons Sinne wären. Jefferson selbst sah die University of Virginia als eine seiner größten Errungenschaften an. Auf [[:Datei:Thomas Jefferson's Grave Site.jpg|seinem Grabstein]] steht auf seinen eigenen Wunsch hin kein Wort über seine erfolgreiche US-Präsidentschaft, sondern schlicht ''Autor der Erklärung der amerikanischen Unabhängigkeit, des Gesetzes von Virginia für Religionsfreiheit und Vater der University of Virginia'' –&nbsp;„weil ich am meisten durch diese, als Empfehlungsschreiben, dass ich gelebt habe, in Erinnerung bleiben möchte“, wie Jefferson es ausdrückte.<ref>''because by these, as testimonials that I have lived, I wish most to be remembered'' –&nbsp;undatierte Anweisung Thomas Jeffersons auf der Rückseite eines alten Briefes, die von seinem Enkel, Colonel Randolph, in die Tat umgesetzt wurde. –&nbsp;zitiert in Sarah N. Randolph (1871). ''The Domestic Life of Thomas Jefferson.'' New York: Harper Brothers. (S.&nbsp;431). [http://books.google.com/books?vid=0zpGDAOSwY2uF6RBXDGDdth&id=xmQtcnnLgfQC&printsec=toc&dq=randolph+The+Domestic+Life+of+Thomas+Jefferson#PPA431,M1 Elektronische Kopie auf google books] (englisch) abgerufen am 26.&nbsp;März 2007</ref>
 
[[Datei:James Madison cropped.jpg|mini|hochkant=0.8|[[James Madison|Madison]], 4. US-Präsident bis 1817, Universitätsrektor ab 1826]]
Zeile 464 ⟶ 461:
[[James Monroe]], der fünfte US-amerikanische Präsident, gehörte unter Jefferson wie auch unter Monroe dem ''Board of Visitors'' an, jenem mehrköpfigen Rat, der die Universität leitete. [[William Barton Rogers]] unterrichtete von 1835 bis 1853 an der University of Virginia Naturphilosophie und leitete den Fachbereich Philosophie der Universität, bevor er in [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]] (bei [[Boston]] in Massachusetts) das renommierte [[Massachusetts Institute of Technology]] (MIT) gründete.
 
Der Nobelpreis- und zweifache [[Pulitzer-Preis|Pulitzerpreis]]<nowiki />träger [[William Faulkner]] (*&nbsp;1897; † 1962) war von Februar bis Juni 1957 und im Jahr 1958 ''writer in residence''<ref>Blotner, J. and Frederick L. Gwynn, (eds.) (1959) Faulkner in the University: Conferences at the University of Virginia, 1957–1958. (zitiert nach der engl. Wikipedia)</ref> und Dozent an der Universität. Dank Faulkners Testament und späterer Stiftungen hat die Universitätsbibliothek die weltweit größte Faulkner-Sammlung (siehe [[#Bibliothek|Bibliothek]]).
 
Zu den vielen in ihren jeweiligen Bereichen renommierten Professoren gehören unter anderem die Nobelpreisträger [[Alfred G. Gilman]] (University of Virginia: 1971–1981; Nobelpreis in Medizin 1994), [[Barry J. Marshall]] (1986–1996; Nobelpreis in Medizin 2005) und [[Ferid Murad]] (1970–1981; Nobelpreis in Medizin 1998). [[Ronald Coase]] unterrichtete 1958 bis 1964 Wirtschaft und veröffentlichte 1960 seinen berühmten Artikel „The Problem of Social Cost“, bevor er 1991 den [[Von der schwedischen Reichsbank in Erinnerung an Alfred Nobel gestifteter Preis für Wirtschaftswissenschaften|„Wirtschaftsnobelpreis“]] erhielt.<ref>[httphttps://coase.org/aboutronaldcoase.htm coase.org]</ref> [[Antonin Scalia]] lehrte von 1967 bis 1971 Jura, bevor er unter [[Richard Nixon]] in den Regierungsdienst und 1986 an den [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten]] wechselte.
 
Mehrere spätere Berühmtheiten studierten an der Universität:
Zeile 474 ⟶ 471:
[[Datei:Georgia O'Keefe UVa cropped.jpg|mini|hochkant=0.8|Malerin [[Georgia O’Keeffe]] an der University of Virginia 1915]]
 
[[Woodrow Wilson]], der spätere 28. Präsident der Vereinigten Staaten, studierte von 1879–18811879 bis 1881 an der University of Virginia Jura (Adresse seines Studentenzimmers: ''31 West Range''); ihm wurde später, noch vor seiner US-Präsidentschaft, das neu eingerichtete Amt des Universitätspräsidenten angetragen, das Wilson aber ablehnte (siehe [[#20. und Beginn des 21. Jahrhunderts|Geschichte]]). Juraabschlüsse von der University of Virginia erlangten auch der US-amerikanische Politiker [[Robert F. Kennedy]], sein Bruder [[Edward Kennedy|Edward „Ted“ M. Kennedy]] und sein Sohn [[Robert Francis Kennedy junior|Robert F. Kennedy Jr.]] Weitere berühmte Persönlichkeiten, die Abschlüsse von der Universität haben, sind zum Beispiel der Arzt und Erforscher der [[Gelbfieber]]-Übertragung, [[Walter Reed]], oder der spanische Physiker und [[Europäische Union|EU-]] und [[NATO]]-Politiker [[Javier Solana]].
 
Die Malerin [[Georgia O’Keeffe]] besuchte zu einer Zeit, als Frauen noch nicht zum regulären Studium zugelassen waren, an der Universität Sommerkurse, in denen sie die Malerei für sich entdeckte. Später arbeitete sie an der University of Virginia mehrere Jahre als ''teaching assistent'' (etwa: Lehrassistent).
 
Weiterhin haben mehrere namhafte Sportler ihre Karriere an der University of Virginia begonnen. Neben einigen American-Football- und Basketball-Größen, wie [[Bill Dudley]], [[Henry Jordan]] oder die Brüder [[Ronde Barber|Ronde]] und [[Tiki Barber]], besuchten auch sieben spätere Mitglieder der US-amerikanischen Fußball-NationalmannschaftFußballnationalmannschaft die Universität, unter ihnen drei Jahre lang auch der langjährige Kapitän der Mannschaft, [[Claudio Reyna]].<!-- weitere: Jeff Agoos, Tony Meola, John Harkes --> Die Fußballmannschaft wurde außerdem von 1978 bis 1995 von [[Bruce Arena]] trainiert, der drei Jahre nach dem Abschied von Virginia das Training der US-amerikanischen Fußballnationalmannschaft (1998–2006) übernahm.
 
Weitere berühmte Persönlichkeiten, die an der Universität von Virginia studiert haben, –&nbsp;unter anderem vier Astronauten, mehrere [[Gouverneur (Vereinigte Staaten)|Gouverneure]] und [[Senat der Vereinigten Staaten|US-Senatoren]], Pulitzerpreisträger und die [[Miss America]] 2005&nbsp;– sind einer Liste auf der englischen Wikipedia unter „[[:en:List of University of Virginia people|List of University of Virginia people]]“ (''Liste von Personen der University of Virginia'') zu entnehmen.
 
=== Präsidenten der Universität ===
Zeile 497 ⟶ 494:
* Bruce, Philip Alexander (1920–1922). ''History of the University of Virginia, 1819–1919''. New York: The MacMillan Co. (''fünfbändig'')
: [http://etext.virginia.edu/toc/modeng/public/BruHist.html Erster Band] elektronisch verfügbar vom Elektronischen Textzentrum der University of Virginia Library
* Dabney, Virginius (1981). ''Mr. Jefferson’s University: A History.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-0904-X.
* O’Neal, William B. (1968). ''Pictorial History of the University of Virginia''. Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-0707-1. (in Teilen auch zur Architektur)
 
'''Architektur und Anlage:'''
* Hogan, Pendleton (1987). ''The Lawn. A Guide to Jefferson’s University''. Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-1109-5. (vergleichbar einem Fremdenführer über das akademische Dorf)
* O’Neal, William B. (1960). ''Jefferson’s Buildings at the University of Virginia. The Rotunda.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-0888-4.
* Vaughan, Joseph Lee, & Gianniny, Omer Allan, Jr. (1981). ''Thomas Jefferson’s Rotunda Restored, 1973–1976.'' Charlottesville, Virginia: University Press of Virginia., ISBN 0-8139-0888-4.
* Robert Vickery (1998). ''The Meaning of the Lawn: Thomas Jefferson’s Design for the University of Virginia.'' Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften (VDG). (Ausgabe von 2001: ISBN 978-3-932124-21-1)
* [[Garry Wills|Wills, Garry]] (2002). ''Mr. Jefferson’s University''. National Geographic., ISBN 978-0-7922-6531-3.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [https://www.virginia.edu/ Internetseite der University of Virginia] (englisch)
* [httphttps://www.cavalierdaily.com/ Internetseite der Studentenzeitung ''The Cavalier Daily''] (aktuelle Nachrichten, unter anderem über die Universität; englisch)
* {{Weblink Welterbe |Nummer=442}}
 
'''Architektur und Anlage des akademischen Dorfes von Jefferson'''
* [httphttps://etext.virginia.edu/jefferson/grizzard/ Documentary History of the Construction of the Buildings at the University of Virginia, 1817–1828] (elektronische Kopie der Dissertation von Frank Edgar Grizzard Junior; englisch)
* [http://www3.iath.virginia.edu/wilson/uva/uva.html Umfangreiche Informationen zur Architektur der University of Virginia] (nach und nach entstehendes elektronisches Archiv des Jefferson Architecture Electronic Archive Center; englisch)
* [http://faculty.virginia.edu/villagespaces/essay/ Essay über Architektur und Anlage des akademischen Dorfes der University of Virginia] (von einem derzeitigen Doktoranden der Universität; englisch)
* [httphttps://www.emis.de/journals/NNJ/Fletcher-v5n2.html Artikel über die Rotunda, besonders ihre Geometrie] (von einer Theaterdesignerin und [[Geometrie|Geometerin]]; englisch)
 
'''Bilder'''
Zeile 562 ⟶ 559:
[[Kategorie:Universität in Virginia|Virginia]]
[[Kategorie:Monticello und Universität von Virginia in Charlottesville]]
[[Kategorie:Association of American Universities|Virginia]]
[[Kategorie:Organisation (Charlottesville)]]
[[Kategorie:Gegründet 1819]]