„Sebastian Walther“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Nosseni-Epitaph um 1910.jpg|mini|Nosseni-Epitaph, ehemals in der Dresdner Sophienkirche (1616/20), Foto um 1910]]
[[Datei:Dresden - Sebastian Walther - Nosseni Epitaph in der Busmannkapelle Foto 2020 01.jpg|mini|Schmerzensmann vom Nosseni-Epitaph ehemals in der Dresdner Sophienkirche (1616/20), ab 2020 als Fragment des Denkmals in der Busmann Gedenkstätte]]
'''Sebastian Walther''' (* [[1576]] in [[Dresden]]; † August/September [[1645]] ebenda) war ein [[Deutschland|deutscher]] Hof-[[Bildhauerei|Bildhauer]] und Hof-[[Architekt]], der in Dresden zeitweise mit seinen Brüdern [[Christoph Walther IV|Christoph IV]] und [[Michael Walther (Bildhauer)|Michael]] eine Werkstatt mit engen Verbindungen zum kursächsischen Hof führte. Er war der angesehenste Bildhauer seiner Generation in Dresden mit internationaler Reputation.
== Leben ==
Sebastian Walther entstammt der schlesisch-sächsischen [[Walther (Künstlerfamilie)|Künstlerfamilie Walther]]. Er wurde 1576 in Dresden als fünfter Sohn von [[Andreas Walther II]] geboren, der 1567 wegen der Pest von Breslau nach Dresden umgesiedelt war und in der großen Werkstatt seines Vetters [[Hans Walther (Bildhauer, 1526)|Hans Walther II]] Arbeit und Kontakte zu neuen Auftraggebern gefunden hatte.
Sebastian Walther wurde 1576 in Dresden in einer [[Walther (Künstlerfamilie)|bürgerlichen Familie]] geboren. Im Jahr 1605 erhielt Walther selbst das Bürgerrecht.<ref name="sophien">[[Robert Bruck]]: ''Die Sophienkirche in Dresden. Ihre Geschichte und ihre Kunstschätze.'' Verlag H. von Keller, Dresden 1912.</ref> Bereits ab 1608 war er als Schüler von [[Giovanni Maria Nosseni]] für den [[Kurfürstentum Sachsen|kurfürstlichen]] Hof tätig.<ref name="ADB">{{ADB|41|92|95|Walther|[[Hermann Arthur Lier]]|ADB:Walther (Bildhauer)}}</ref> In diesem Jahr stellte er für die [[Schlosskapelle (Dresden)|Schlosskapelle]] ein (heute nicht mehr nachweisbares) Kruzifix aus Marmor her. Als Nosseni 1620 starb, wurde Walther als „kurfürstlicher Architektus und Statuarius“ sein Nachfolger.<ref name="sophien" /> Außerdem wurde ihm die Aufsicht über alle [[Marmor]]-, [[Serpentinit|Serpentin]]- und [[Alabaster]]brüche im Land sowie über die Perlenfischerei übertragen.▼
Sebastian war vermutlich ab etwa 1596 ein Schüler des [[Kurfürstentum Sachsen|kurfürstlichen]] Hofbildhauers und Kunstsachverständigen [[Giovanni Maria Nosseni]], der 1575 nach Dresden gekommen war. Auf dessen Vermittlung wird er nach seiner Lehre längere Zeit in Italien gearbeitet haben, wobei der Stil seiner Werke auf [[Venedig]] und [[Florenz]] hinweist.<ref>Hentschel 1966, S. 75.</ref>
Walther starb 1645 im Alter von 69 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er am 3. September des Jahres<ref>{{archINFORM|arch|83001||2013-07-04}}</ref> neben seinem Schwiegersohn [[Zacharias Hegewald]] in einem Schwibbogen-Grab<ref>{{Literatur |Autor=[[Johann Gottfried Michaelis]] |Titel=Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia |Ort=Dresden |Verlag=Selbstverlag des Autors |Jahr=1714 |Seiten=171 |Online={{Google Buch |BuchID=Bus-AAAAcAAJ |SeitenID=RA1-PA71 |Hervorhebung=Sebastian Walther Zacharias Hegwald |Linktext=Online}} }}</ref> des alten [[Frauenkirchhof (Dresden)|Frauenkirchhofs]]; das Grab ist nicht erhalten.▼
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▲Walther starb 1645 im Alter von 69 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er am 3. September des Jahres<ref>{{archINFORM|arch|83001||2013-07-04}}</ref> neben seinem Schwiegersohn [[Zacharias Hegewald]] in einem Schwibbogen-Grab<ref>{{Literatur |Autor=[[Johann Gottfried Michaelis]] |Titel=Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia
== Werk ==
[[Datei:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4 Tafel 37.jpg|mini|Alabasterrelief mit der Verkündigung an die Hirten (1640), Grünes Gewölbe]]
[[Datei:Fotothek df ps 0000387 002a Kriege ^ Kriegsfolgen ^ Zerstörungen - Trümmer - Rui.jpg|mini|Vier Männer bei der Bergung und Sicherstellung der Plastik ''Schmerzensmann'' von Sebastian Walther aus der zerstörten Frauenkirche]]▼
Als eines der ersten Werke nach der Rückkehr Sebastian Walthers arbeitete er 1606–1607 unter der Leitung von Nossi an dem neuen [[Nosseni-Altar|Altar für die Sophienkirche]] mit, den die Kurfürstenwitwe [[Sophie von Brandenburg (1568–1622)|Sophie]] in Auftrag gegeben hatte. Hier schuf der das Relief des Abendmahls in der untersten Zone.<ref>Magirius 2004.</ref>
Das erste bekannte Werk von Sebastian Walther ist ein 1608 für die [[Schlosskapelle (Dresden)|Dresdner Schlosskapelle]] geschaffenes [[Kruzifix]] aus Marmor. Dieses hat Walther auch gleichzeitig in Wachs [[Bossieren|bossiert]].<ref name="ADB" /> Im Jahr 1616 vollendete er gemeinschaftlich mit dem Bildhauer [[Zacharias Hegewald]] das [[Nosseni-Epitaph]], welches der Bildhauer Nosseni für sich und seine drei Frauen in der [[Sophienkirche (Dresden)|Sophienkirche]] errichten ließ. Es bestand aus der Statue des gegeißelten Christus ([[Ecce homo]]). Darüber war ein [[Flachrelief]] angebracht, das das [[Jüngstes Gericht|Jüngste Gericht]] darstellte, während unten links die drei Frauen Nossenis, rechts er selbst kniete. Im Auftrag von Kurfürst [[Johann Georg I. (Sachsen)|Johann Georg I.]] erschuf er 1618 die [[Wolfssäule Friedewald]].<ref name="SZ-2008">{{Literatur |Online=https://www.saechsische.de/plus/steinerner-wolf-erinnert-an-jagd-vor-390-jahren-2351697.html |Titel=Steinerner Wolf erinnert an Jagd vor 390 Jahren |Autor=Frank Andert |Sammelwerk=[[Sächsische Zeitung]] |Datum=2008-04-24}}</ref>▼
1606 schuf Sebastian Walther das stilistisch mit dem Abendmahlsrelief verwandte Epitaph für Lukas Cranach den Jüngeren und seine Familie in Wittenberg.
Nach Nossenis Tod 1620 übernahm Sebastian Walther (Cousin zweiten Grades des Bildhauers [[Hans Walther (Bildhauer, 1526)|Hans Walther]]) den Bau des 1589 begonnenen [[Erstes Belvedere|Ersten Belvederes]]. Dieses wurde als mehrstöckiges [[Lusthaus]] auf der [[Jungfernbastei (Dresden)|Jungfernbastei]] für die Festlichkeiten des Hofes konzipiert, wobei die Bauzeit länger als 60 Jahre dauerte. Bis zu seiner Zerstörung 1747 gehörte das Belvedere zu den Sehenswürdigkeiten Dresdens. Im Jahr 1624 erhielt Walther den Auftrag für das Grabmal der Kurfürstin [[Sophie von Brandenburg (1568–1622)|Sophie]], der Witwe [[Christian I. (Sachsen)|Christians I.]], das große kurbrandenburgische Wappen und außerdem dreizehn Provinzschilde aus Alabaster herzustellen. Daneben wurde er mit der Modellierung ihrer Statue betraut, an der er noch 1628 arbeitete. Indessen kam das Denkmal nicht zu Stande, da dem [[Erzgießer]] [[{{#ifexist:Hans Wilhelm Hilliger||Hilliger (Glockengießer){{!}}}}Hans Wilhelm Hilliger]] vermutlich der Guss misslang. Die letzte bekannte Arbeit Walthers war ein 1640 vollendetes Alabasterrelief, das die Verkündigung der Geburt Christi darstellt.▼
1608 entstand für die [[Schlosskapelle (Dresden)|Dresdner Schlosskapelle]] geschaffenes [[Kruzifix]] aus Marmor. Dieses hat Walther auch gleichzeitig in Wachs [[Bossieren|bossiert]].
1612/1613 schufen Nosseni und Sebastian Walther den Altar für die Kapelle von [[Schloss Lichtenburg]] in Prettin, dem Witwensitz von [[Hedwig von Dänemark]].
Werke von Walther befinden sich heute unter anderem in der [[Städtische Galerie Dresden|Städtischen Galerie Dresden]] und in der [[Friedenskirche (Dresden-Löbtau)|Friedenskirche Dresden-Löbtau]]. Hier findet sich ein Alabasterrelief vom Epitaph der Gertrud Helffrich († 1629), das ursprünglich das Mittelrelief eines umfangreichen Epitaphs bildete. Außerdem finden sich in der [[Dresdner Kreuzkirche]] das von Sebastian Walther gefertigte Grabdenkmal [[David Peifer]]s in Form eines [[Schmerzensmann]]es<ref>{{internetquelle |url=http://www.dresden.de/de/05/02/museen_kunst/01_museen.php|titel=Landeshauptstadt Dresden – Kultur und Sport – Museen |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120417215951/http://www.dresden.de/de/05/02/museen_kunst/01_museen.php |archiv-datum=2012-04-17 |zugriff=22. Januar 2015}} </ref> und der Grabstein von Elisabeth von Haugwitz († 1631).▼
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Im Auftrag von Kurfürst [[Johann Georg I. (Sachsen)|Johann Georg I.]] erschuf er 1618 die [[Wolfssäule Friedewald]].<ref name="SZ-2008">{{Literatur |Autor=Frank Andert |Titel=Steinerner Wolf erinnert an Jagd vor 390 Jahren |Sammelwerk=[[Sächsische Zeitung]] |Datum=2008-04-24 |Online=https://www.saechsische.de/plus/steinerner-wolf-erinnert-an-jagd-vor-390-jahren-2351697.html}}</ref> Inwieweit das Denkmal noch mit dem Original übereinstimmt, ist fraglich, denn im Laufe der Zeit waren mehrfach Erneuerungs- und Ausbesserungsarbeiten nötig.<ref>{{Literatur | Titel=Die Geschichte zum Wolfsdenkmal in Weinböhla | Sammelwerk=Sächsische Zeitung | Datum=2023-07-30 | Online=[https://www.saechsische.de/anzeige/das-wolfsdenkmal-in-weinboehla-32397.html online] | Abruf=2023-08-03}}</ref>
Nach Nossenis Tod 1620 übernahm Sebastian Walther den Bau des unter dessen Leitung 1589 begonnenen, und nach einer Pause 1617 weitergeführten [[Erstes Belvedere|Ersten Belvederes]]. Dieses wurde als mehrstöckiges [[Lusthaus]] auf der [[Jungfernbastei (Dresden)|Jungfernbastei]] für die Festlichkeiten des Hofes konzipiert, wobei die Bauzeit länger als 60 Jahre dauerte. Sebastian Walther war an dem Freigeschoss mit seinem Saal beschäftigt, das sich auf dem älteren Sockelgeschoss erhob. Hier waren 20 lebensgroße Freistatuen zu schaffen: zehn Tugenden, fünf sächsische Kurfürsten und fünf Kaiser seit Karl V. Sebastian arbeitete hier mit seinen Brüdern Christoph IV und Michael. Bis zu seiner Zerstörung 1747 gehörte das Belvedere zu den Sehenswürdigkeiten Dresdens. Durch diesen Verlust fehlt heute eine Vorstellung von diesem Hauptwerk Dresdener Plastik der 1620er Jahre.
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Die letzte bekannte Arbeit Walthers ist ein 1640 vollendetes Alabasterrelief, das die Verkündigung an die Hirten darstellt (seit 1668 im Grünen Gewölbe).
▲Werke von Walther befinden sich heute unter anderem in der [[Städtische Galerie Dresden|Städtischen Galerie Dresden]] und in der [[Friedenskirche (Dresden-Löbtau)|Friedenskirche Dresden-Löbtau]]. Hier findet sich ein Alabasterrelief vom Epitaph der Gertrud Helffrich († 1629), das ursprünglich das Mittelrelief eines umfangreichen Epitaphs bildete. Außerdem finden sich in der [[Dresdner Kreuzkirche]] das von Sebastian Walther gefertigte Grabdenkmal [[David Peifer]]s in Form eines [[Schmerzensmann]]es<ref>{{
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NosseniAbendmahl2011.jpg|Abendmahlsrelief am sog. Nosseni-Altar (1606/07), heute in Loschwitz
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Dresden - Sebastian Walther - Nosseni Epitaph in der Busmannkapelle Foto 2020 02.jpg|Sebastian Walthers Schmerzensmann vom Nosseni-Epitaph (1616/20)
Dresden Erstes Belvedere Friedrich von Hagedorn.jpg|[[Erstes Belvedere]] in Dresden, dessen Weiterbau Sebastian Walther ab 1620 leitete (1747 zerstört, hier eine moderne Rekonstruktion)
Dresden Erstes Belvedere Innen Friedrich von Hagedorn.jpg|Oberer Saal des Ersten Belvederes mit den Statuen der Walther-Brüder (moderne Rekonstruktion)
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== Anmerkungen ==▼
<references />▼
== Literatur ==
* Walter Hentschel: ''Dresdner Bildhauer des 16. und 17. Jahrhunderts''. Böhlau Verlag 1966 (hier S. 70–87).
* [[Heinrich Magirius]]: ''Der Nosseni-Altar aus der Sophienkirche in Dresden.'' Verlag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 2004, ISBN 3-7776-1326-6.
* {{ADB|41|92|95|Walther|[[Hermann Arthur Lier]]|ADB:Walther (Bildhauer)}}
* {{ThiemeBecker
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
▲== Anmerkungen ==
▲<references />
{{Normdaten|TYP=p|GND=139094954|VIAF=96569332}}
{{SORTIERUNG:Walther, Sebastian}}
[[Kategorie:Mitglied der Künstlerfamilie Walther|Sebastian]]
[[Kategorie:Architekt (Deutschland)]]
[[Kategorie:Bildhauer (Deutschland)]]
[[Kategorie:Architekt (Dresden)]]
[[Kategorie:Künstler (Dresden)]]
[[Kategorie:Geboren 1576]]
[[Kategorie:Gestorben 1645]]
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