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{{Dieser Artikel|behandelt den König in der indischen Mythologie. Zur Gattung siehe ''[[Vasuki (Gattung)]]''.}}
[[Datei:Deogarh Dasavatara-Tempel Vishnu (1999).jpg|mini|[[Vishnu]] als [[Narayana]] auf dem gewundenen Leib der Weltenschlange Ananta-Shesha, [[Dashavatara-Tempel]], [[Deogarh (Uttar Pradesh)|Deogarh]] (um 500)]]
'''Vasuki''' (
In einer Zeit vor der Erschaffung der Welt ruhte auf dem Grund des kosmischen Ozeans die Weltenschlange Ananta-Shesha, auf der nach [[Hinduismus|hinduistischen
Die
== Indische Schlangenkönige in Schöpfungsmythen ==
Unter beiden Namen ist die Schlange in ihrer ursprünglichen Eigenschaft Symbol der kosmischen Energie für den Schöpfungsakt. Dass Schlangen sich durch Häutung immer wieder erneuern, fügt sich in die Vorstellung periodisch wiederkehrender [[Zeitalter#
=== Shesha – Vasuki ===
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Es gibt einen Unterschied im Temperament der beiden Hauptgötter und der jeweiligen Schlangen, zumindest was ihr Handeln in den Schöpfungsgeschichten betrifft: Narayana ruht in Meditation versunken, quasi voraus träumend lässt er die Welt entstehen. Dazu passt die neunköpfig abgebildete Schlange Shesha („die
Shiva trägt, vor allem in Nordindien, die Schlange als Zeichen kosmischer Energie und daraus abgeleitet als Fruchtbarkeitssymbol. Shivas Wirken entfaltet sich aber in der Bewegung, die bis zur Ekstase reichen kann, wenn er sich, um die Welt zu erschaffen, als [[Nataraja]] im kosmischen Tanz dreht. Shiva ist auch der aktiv Handelnde, wenn er beim Quirlen des Milchozeans das blaue Gift austrinkt, das Vasuki, als Seil um den Berg Mandara gewickelt, beim Gedrehtwerden ausspeit. Ausgangspunkt ist nicht die uranfängliche Einheit, sondern es sind Polaritäten, die er in sich zusammen führt. Mit Schlangen um Hals und Handgelenk verschmilzt er mit seiner Gattin [[Parvati]] zum uranfänglichen Paar.
=== Abstammung der Schlangen ===
Die in Palästen in der Unterweltregion (''
Wird Shesha vermenschlicht dargestellt, dann purpurfarben mit weißer Halskette und Pflug und Stößel in den Händen. Die Unterweltpaläste werden als luxuriös beschrieben, Beinamen sind ''Mani-mandapa'' (
Der Ursprung der Schlangenverehrung ist vorhinduistisch und reicht in die [[Indus-Kultur|Industalkultur]] zurück. In [[Mohenjo
=== Wasserelement ===
Einer der acht [[Lokapala|Weltenhüter]] ist Varuna, der zur vedischen Frühzeit die himmlischen Wasser verkörperte und später zum Meeres- und Regengott wurde. In dieser Eigenschaft sind seine Attribute Lotos, Muschel und Schlange, mit denen allgemein das Element Wasser symbolisiert wird.
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Eines der größten Flachreliefs Indiens wurde im 7. Jahrhundert im südindischen [[Mamallapuram|Mahabalipuram]] aus einer Felswand gemeißelt und heißt
Schlangen erscheinen zu Beginn der Regenzeit. Wasser und die Erde, aus der sie hervorkriechen, verweisen auf Fruchtbarkeit. Deshalb stehen die Nagakals, Votivsteine, die Schlangenreliefs wie beispielsweise zwei zopfartig symmetrisch angeordnete Schlangen oder ein personifiziertes Schlangenpaar zeigen, an Seen, unter Bäumen oder in Außenbereichen von Tempeln, die von Frauen mit Kinderwunsch aufgesucht werden. Zahlreiche Tempel wurden an Seen oder Quellen errichtet, ein Teil derselben wurde zu überregionalen Pilgerzentren. Die Schlange gelangte als Wortbestandteil
==== Vishnu als Eber ====
Durch [[Negation]] entstehen Paare als Gegensätze, die als Gegenkräfte wirksam werden. Der welttragenden Shesha steht eine urplötzlich die Ordnung aufbrechende Riesenschlange gegenüber. Zu Beginn des derzeitigen [[Kaliyuga|Weltzeitalters]] riss diese Schlange die von Brahma eben erst fertiggestellte Erde in den Urozean hinunter. In der nun folgenden Geschichte soll Vishnu Schöpferkraft über Brahmas Welt verliehen werden, es ist einer der zahlreichen Taucher-Mythen. Der Brunnen, aus dem etwas herauf gehoben werden musste, ist hier der Urozean, an dessen Grund Vishnu in [[Avatara|Gestalt]] des Ebers [[Varaha]] die Schlange überwältigte. Dadurch befreite er die Erde und brachte sie zur Oberfläche zurück. Es gibt die gleiche Welt unter negativen Vorzeichen, durch deren Vernichtung ein neues Zeitalter beginnen kann.<ref>[[Heinrich Zimmer (Indologe)|Heinrich Zimmer]]: ''Indische Mythen und Symbole. Vishnu, Shiva und das Rad der Wiedergeburten.'' Köln 1981, S.
Tempelreliefs zeigen zumeist eine andere Version der Geschichte: Varaha vernichtet anstatt der Schlange den Dämon [[Hiranyaksha]], der besiegt unter seinen Füßen zu liegen kommt. Auf seinen Hauern trägt der Eber die Erde als zierliche Frauenfigur [[Bhu-Devi]].
==== Vishnu als Fisch ====
Eine Version des [[Sintflut]]-Mythos wird im Matsya-Purana geschildert. [[Noach|Noah]]
=== Milchozean ===
[[Datei:Barattage de l'ocean de lait.jpg|mini|Quirlen des Milchozeans, [[Phnom Da]], [[Kambodscha]]]]
Die bekannteste Verwendung Vasukis als Seil ist in der Schöpfungsgeschichte vom Quirlen des Milchozeans, die in Variationen in den wichtigsten heiligen Schriften erwähnt wird. In seiner zweiten Herabkunft als [[Kurma]] musste Vishnu in den Urozean abtauchen, um den Berg Mandara zu heben und ihm festen Halt zu verleihen. Es ist der Kampf zwischen Göttern (''Suras'') und Dämonen (''Asuras'') um die Vorherrschaft in der Welt, im Einzelfall wird um den Unsterblichkeitstrank [[Amrita (Trank)|Amrita]] gestritten, der zur Sicherung dieser Vorherrschaft notwendig ist. Um aus dem [[Milchozean]] Amrita zu gewinnen, zogen die Parteien im Wechsel an beiden Enden des als Seil um den Berg geschlungenen Vasuki. Der Berg drehte sich. Vom Quirlen überanstrengt spie die Schlange das blaue Gift Halahala, das begann beide Parteien zu lähmen und blind zu machen. Weil Shiva zur Errettung von Göttern und Dämonen das Gift in einer Schale sammelte und trank, bekam er den Beinamen Nilakantha (
[[Kambodscha]] stand ab dem 4. Jahrhundert unter indischem Einfluss. Vom 7. Jahrhundert bis zum Untergang des [[Angkor#Geschichte|Khmer-Reichs]] wurde, häufiger als in Indien, die Geschichte vom Quirlen des Milchozeans an Tempelfassaden in Stein gehauen. Keine Darstellung ist eleganter und in den Details aufwändiger als das fast 50 Meter lange Relief am [[Angkor Wat]] aus dem 13. Jahrhundert. Auf dieser Länge wurden 91
== Vasuki als Beschützer ==
[[
Vorsichtig ist der Umgang mit der kosmischen Schlange im praktischen Alltag. Im Bau eines Hauses wird die Weltschöpfung wiederholt. Mit der Befestigung des Baugrundes (der Erde) muss die Schlange festgehalten werden, die im Chaos liegend die Welt trägt. Damit die Schlange Nagabandha gebannt wird, die sich im Boden unter dem Bauwerk im Jahresverlauf um sich selbst dreht, und damit zunächst Ordnung entsteht, werden Rituale vollzogen. Dann sorgt die Schlange für gute Verbindung zwischen Unter- und Menschenwelt.<ref>[[Klaus Fischer (Indologe)|Klaus Fischer]] und Christa-M. Friederike Fischer: ''Indische Baukunst islamischer Zeit.'' Baden-Baden 1976, S. 20,94,95. – ''Nagabandha'' heißt auch der Schlangengürtel um [[Ganesh]]s Bauch.</ref>
Die achte Herabkunft Vishnus ist die dunkelhäutige Menschengestalt des [[Krishna]], der sich in seinen späteren Jahren vor der großen Schlacht, die in der [[Bhagavad Gita]] geschildert wird, als der Göttliche zu erkennen gibt. Im 10. Kapitel offenbart Krishna dem zuhörenden Arjuna in einer Aufzählung das Wichtigste der Welt als Teil seiner selbst und seiner Schöpfung. Er nennt die Gestirne, den [[Weltenberg]] ([[Meru (Mythologie)|Meru]]), Götter (Suras), Dämonen ([[Asura (Hinduismus)|Asuras]]), auch den ersten Elefanten [[Airavata]] und in Vers 28 hebt er von den Schlangen besonders Vasuki hervor.▼
▲[[Bild:Indischer Maler um 1640 001.jpg|thumb|Krishna tanzt auf den fünf Köpfen des Schlangendämons Kaliya, den er zuvor bezwingen musste, geehrt von Naginis (Schlangendamen) anstelle der sonst üblichen Gopis (Hirtinnen). Einer der Scherze des jugendlichen Krishna. Obere Hälfte Palastszene mit [[Weltenbaum|Lebensbaum]]. Entstanden unter [[Mogulreich|Mogul]]-Einfluss. Miniatur in Manuskrikpt des [[Bhagavatapurana|Bhagavata-Purana]]. Bundi-Schule um 1640. [[Rajasthan]]]]
[[Bild:Buddha sukhothainagbrok.jpg|thumb|Meditierender Buddha, von Muchalinda bewacht. Wat Chedi Chet Thaeo, Si Satchanalai, 14. Jahrhundert. Thailand. [[Buddha-Statue (Thailand)|Sukhothai-Stil]]]]▼
▲Die achte Herabkunft Vishnus ist die dunkelhäutige Menschengestalt des [[Krishna]], der sich in seinen späteren Jahren vor der großen Schlacht, die in der [[Bhagavad Gita]] geschildert wird, als der Göttliche zu erkennen gibt. Im 10. Kapitel offenbart Krishna dem zuhörenden Arjuna in einer Aufzählung das Wichtigste der Welt als Teil seiner selbst und seiner Schöpfung. Er nennt die Gestirne, den Weltenberg [[Meru (Mythologie)|Meru]], Götter, Dämonen, auch den ersten Elefanten [[Airavata]] und in Vers 28 hebt er von den Schlangen besonders Vasuki hervor.
Die Bedeutung, die den Schlangen zukommt, begünstigt ihre Aufgabe als verantwortungsvolle Wächter. Torwächter (''Dvarapala'') an Tempelportalen können furchteinflößende Riesen mit hervortretenden Augen sein, wie sie zwischen Indien und [[Bali]] den heiligen Bereich mit einer Keule in der Hand bewachen.
=== Im Buddhismus ===
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Weniger martialisch, dafür gelassener und mit Hingabe bewachen paarweise Schlangen die Portale. Mit dieser Eigenschaft tauchten sie, wie bereits erwähnt, erstmals auf Siegeln von Mohenjo
Die buddhistische Legende nennt einen Schlangenkönig ''Muchalinda'', eine riesige Schlange, die zwischen Wurzeln auf dem Erdboden lebte. Als Muchalinda einen ungewöhnlichen Sturm am Himmel auftauchen sah, machte er sich zum meditierenden Buddha auf, umschlang ihn siebenmal mit seinem Leib und schützte dessen Kopf mit seiner Schlangenhaube. Als nach sieben Tagen Sturm und Regen aufhörten, verwandelte sich der Schlangenkönig in einen sich vor Buddha ehrfurchtsvoll verneigenden jungen Mann. Daraus wurde das in der buddhistischen Khmer-Kunst ab dem 9. Jahrhundert oft exquisit gestaltete Motiv des sitzenden Buddha auf der Schlange.<ref>Helen Ibbitson Jessup: ''Art & Architecture of Cambodia.'' London 2004, S. 155 + 179. Abgebildet sind Bronzeskulpturen.</ref>
So sitzend und von sieben Schlangenköpfen beschirmt wird auch [[Nagarjuna]] dargestellt, der nach der Legende durch Schlangenkönige eingeweiht, im 2. Jahrhundert die Lehre des [[Mahayana]]-Buddhismus einführte. Sein ursprünglicher Name Arjuna wurde im Verlauf der Mythologisierung mit dem
Das Naga-Königreich in der Unterwelt, von dem im buddhistischen ''Bhuridatta''-[[Jataka]] erzählt wird, ist als so luxuriös geschildert, dass der Gegensatz zur Askese, die der Nagaprinz Bhuridatta in der Einsamkeit vorzieht, umso deutlicher wird. Die Geschichte selbst ist ausschweifend, Vorlage für Wandmalereien in thailändischen [[Wat]]s und zeigt als Moral die Friedfertigkeit und Hingabe der Schlangen zum Buddha.<ref>Elizabeth Wray, Clare Rosenfield
Bewachend und zugleich auch repräsentativ wurden diese Schlangen zu langen Naga-Balustraden, wie sie die Zugangswege der buddhistischen Tempelanlagen von [[Angkor Thom]] und [[Preah Khan]] säumen. Mit ebenso aufgerissenen Mäulern flankieren Schlangen die Treppenaufgänge der verschiedenen Gebäude in thailändischen und laotischen Wats. Allerdings sind sie bei letzteren mit dem chinesischen Drachensymbol verschmolzen.
=== Im Jainismus ===
Obwohl der Buddhismus als Reformbewegung gegen die hierarchischen Strukturen des hinduistischen Götterhimmels und des weltlichen [[Kaste]]nsystems antrat und auch den Opferkult ablehnte, wurden altindische Mythen im neuen Glauben unverändert eingebaut oder angepasst. Gleiches gilt für den [[Jainismus]]. Der historische Gründer Mahavira und seine 23 mythologischen Vorläufer (''Tirthankaras'' – Furtbereiter) werden stets nur
Zur Bedeutung der Schlangen im Jainismus sei am Rande auf ein altes Brettspiel verwiesen, das im 16. Jahrhundert unter dem Namen ''Gyanbazi'' erstmals als Jain-Version auftauchte.<ref>
== Erweiterungen ==
[[Datei:Göttin Manasa in Lehm.jpg|mini|hochkant|Manasa. Lehmfigur unter Überdachung. [[Sundarbans]], West-Bengalen]]
* Vasukis Schwester in den Puranas ist ''[[Manasa]]'', eine hinduistische Volksgöttin aus dem Nordosten Indiens. Ihr buddhistisches Gegenstück heißt ''Janguli''. Dargestellt wird sie als hellhäutige Frau mit rotem [[Sari (Kleidung)|Sari]], die auf ihrem [[Vahana]], einer Schlange steht. In ihrem gütigen Aspekt bewahrt sie die Menschen vor Schlangenbissen (Beiname: ''Vishahara'' –
* [[Airavata#Schlangenwesen|Airavata]]: Zur mythologischen Beziehung von Schlangen und Elefanten.
* Das Thema der Buddha beschützenden Schlange hat mit Muchalinda angefangen. Auch im [[Vajrayana|tibetischen Buddhismus]] sitzt Buddha als ''Nagaraja'' (
* Im Mahayana-Buddhismus gibt es acht große Naga-Könige, die zu Buddhas Zuhörerschaft zählten. Einer davon heißt Vasuki. In acht Drachenkönige (japanisch ''Hachi Ryūō'') verwandelten sie sich in chinesischen und japanischen Geschichten.<ref>Mark Schumacher: [http://www.onmarkproductions.com/html/hachi-bushu.shtml
* [[Kundalini]]: Der vorderasiatische Volkskult der Schlangen als Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft, in Indien erstmals im [[Atharvaveda|Atharva-Veda]] erwähnt, wurde über den [[Tantrismus]] zu einem zentralen Teil der neuen [[Esoterik]].
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[[Datei:Nageshwar Mahadev, Shiva Temple, Gujarat - India (3409891820).jpg|mini|Neuzeitliche Statue Shivas, [[Gujarat]]. Um seinen Hals und Oberkörper windet sich die Schlange Vasuki, kleinere Schlangen umwinden Oberarme und Handgelenke.]]
<references/>▼
* {{Dowson1879|343||Vasuki}}
== Weblinks ==
* [http://www.khandro.net/mysterious_naga.htm
== Einzelnachweise ==
▲<references />
[[Kategorie:
[[Kategorie:Mythische Schlange]]
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