== Leben ==
Max Eugen Keller stammt aus einer alten Aarauer Gewerbefamilie.<ref name="Ehrismann46" /> Er wurde 1947 alsund Sohn eines Druckereibesitzers geboren.<ref name="Ringger">Rolf Urs Ringger: ''Von der Enge in der Schweiz'', ein Gespräch mit Max E. Keller, S. 27.</ref> Zu seinen Vorfahren gehören die freisinnigen Politiker [[Gottfried Keller (Politiker, 1873)|Gottfried]] und [[Emil Keller (Politiker)|Emil Keller]].<ref name="Ehrismann51">Sibylle Ehrismann: ''Max E. Keller: Musik als politischer Protest.'' In: ''Aarauer Neujahrsblätter'', 80 (2006), 80, S. 46–59, hier: S. 51.</ref> Seine Mutter sang im Cäcilienverein und gab ihm ein musisches Fundament.<ref name="Ehrismann51" /> Keller erhielt in seiner Jugend Blockflöten- und Klavierunterricht und besuchte von 1964 bis zur [[Matura|Matur]] 1967 die [[Alte Kantonsschule Aarau]], an der zu jener Zeit einige nachmalige Musiker unterrichtet wurden.<ref name="Ehrismann46">Sibylle Ehrismann: ''Max E. Keller: Musik als politischer Protest.'' In: ''Aarauer Neujahrsblätter'', 80 (2006), 80, S. 46–59, hier: S. 46.</ref>
Entgegen dem traditionellen Musikbetrieb war er von 1966 bis 1973 als einer der ersten Free-Jazz-Musiker ([[Pianist]] und [[Saxophon|Tenorsaxophonist]]) der Schweiz aktiv.<ref name="KDG">KDG 1996.</ref> Im Jahr 1967 debütierte er im Trio beim [[Jazz Festival Zürich|Internationalen Amateur Jazz Festival Zürich]].<ref name="Omlin">Christina Omlin: ''Vom Zitat zur Legierung – das langsame Zusammenwachsen von Jazz und Kunstmusik im Alpenland.'' In: [[Bruno Spoerri]] (Hrsg.): ''Jazz in der Schweiz: Geschichte und Geschichten''. Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0739-6, S. 373–393, hier: S. 383.</ref> Auf Tournee war er u. a. mit [[Don Cherry (Musiker)|Don Cherry]].<ref name="MGG" /> Er spielte in dieser Zeit auch in verschiedenen [[Improvisation (Musik)|Improvisationsensembles]], wie der 1969 gegründeten ''Gruppe für Musik'' – mit Musikern aus der [[Neue Improvisationsmusik|freien Improvisation]] und dem Free Jazz<ref name="Omlin" /> – und dem 1970 gegründeten deutsch-schweizerischen Trio ''NED''. Zur letztgenannten Besetzung gehörten die Musiker [[Gerhard Stäbler]] (Stimme) und Wilhelm Schulz (Cello).<ref>Max E. Keller: ''Improvisation und Engagement.'' In: ''Melos'' 40 (1973) 4, S. 198.</ref> Keller trat sodann bei Konzerten und im Rundfunk der Schweiz, in Deutschland, Belgien, in der Tschechoslowakei und in Polen auf.<ref name="musinfo">[{{Webarchiv |url=http://www.musinfo.ch/index.php?content=maske_personen&pers_id=26 |text=Biographie] |wayback=20071015093525}}. Website von musinfo. Abgerufen am 13. Januar 2013.</ref>
Von 1967 bis 1974 studierte Keller [[Musikwissenschaft]] (bei [[Hans Oesch]]), Germanistik und Geschichte an der [[Universität Basel]].<ref name="MGG">MGG 2003, Sp. 1627.</ref> Während seiner Studien war er kurzzeitig Assistent von [[Wulf Arlt]], dem Leiter der [[Schola Cantorum Basiliensis]], und Studentenvertreter in der [[Regenz]] der Universität.<ref>Sibylle Ehrismann: ''Max E. Keller: Musik als politischer Protest.'' In: ''Aarauer Neujahrsblätter'', 80 (2006), 80, S. 46–59, hier: S. 48.</ref> Das Studium schloss er als Gymnasiallehrer für Deutsch und Musik ab.<ref name="KDG" /> Gleichzeitig absolvierte er ab 1969 ein [[Komposition (Musik)|Kompositionsstudium]] bei [[Hans Ulrich Lehmann]] an der [[Musik-Akademie der Stadt Basel]].<ref name="KDG" />
Im Jahr 1970 besuchte er erstmals die [[Darmstädter Ferienkurse|Internationalen Ferienkurse für Neue Musik]] in Darmstadt.<ref>[https://www.imd-archiv.de/search?q=%22Keller%2C+max%22&d=&f%5Bperson_facet%5D%5B0%5D=Keller%2C+Max+Eugen&o%5Bscore%5D=desc&s=25&l=list Max E. Keller] im Archiv des [[Internationales Musikinstitut Darmstadt|Internationalen Musikinstituts Darmstadt]], URL: [https://www.imd-archiv.de,/ imd-archiv.de,] abgerufen am 10. Februar 2018.</ref> Dort wurde er, damals noch Student, als ein Stellvertreter in das Komitee der Ferienkurse gewählt.<ref>Klaus Trapp: ''Darmstadt und die 68er-Bewegung.'' In: [[Rudolf Stephan]] et. al. (Hg.): ''Von Kranichstein zur Gegenwart: 50 Jahre Darmstädter Ferienkurse; 1946–1996''. DACO-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-87135-028-1, S. 369–375, hier: S. 370.</ref> Kontrovers verlief sein Auftritt 1972 (Teilnahme als Stipendiat der Stadt Darmstadt), als er nach politischen Äusserungen in der Basler ''[[Basler Zeitung|National-Zeitung]]''<ref>Anna Schürmer: ''Klingende Eklats: Skandal und neue Musik'' (= ''Historie''. Band 118). transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-3983-4, S. 254.</ref> kurzzeitig von den Kursen ausgeschlossen wurde. Gemeinsam mit [[Rudolf Frisius]], [[Reinhard Oehlschlägel]], [[Nicolaus A. Huber]], der sein späterer Lehrer wurde, und [[Ernstalbrecht Stiebler]] forderte er gegenüber der Leitung der Darmstädter Ferienkurse um [[Ernst Thomas (Journalist)|Ernst Thomas]] mehr Demokratie und Internationalisierung.<ref>[[Albrecht Dümling]]: ''[http://www.nmz.de/artikel/gegen-die-affirmative-funktion-von-musik ''Gegen die affirmative Funktion von Musik. Zwei neue Sammelbände zum kulturellen Wandel nach 1968].''.] In: ''[[Neue Musikzeitung|nmz]]'' 57 (2008) 7.</ref><ref>[[Wolf-Eberhard von Lewinski]]: ''Darmstadt setzt sich zur Wehr.'' In: ''Melos'' 39 (1972) 6, S. 359f.; vgl. Rudolf Frisius et al.: ''Die Darstädter Delegation von 1970 zieht das Fazit.'' In: ''Melos'' 39 (1972) 6, S. 360f.</ref> Im folgenden Jahr erhielt er Kompositionsunterricht bei [[Helmut Lachenmann]].<ref name="KDG" /> Von 1975 bis 1976 studierte er dann [[Elektronische Musik]] bei Nicolaus A. Huber und [[Dirk Reith]] an der [[Folkwang Universität der Künste|Folkwang-Hochschule Essen]]. Ausserdem komponierte er seine ersten Stücke. Von 1976 bis 1977 war er als Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung des [[Südwestrundfunk]]s (SWR) bei [[Thomas Kessler (Komponist)|Thomas Kessler]] und [[David Johnson (Komponist)|Thomas Johnson]] am [[Elektronisches Studio Basel|Elektronischen Studio Basel]] tätig.<ref name="KDG" /> Ebenda entstand auch sein erstes [[Elektroakustische Musik|elektroakustisches]] Werk ''Sicher sein…'' (1976) für Sprecher und Tonband. Er arbeitete in der Folge an szenischer und politischer Musik, so beispielsweise an der [[Kantate]] ''Fontamara'' (1984–86) nach dem gleichnamigen Roman von [[Ignazio Silone]], die in mehreren europäischen Ländern, auch bei Rundfunkanstalten, aufgeführt wurde.<ref name="KDG" />
Von 1977 bis 1998<ref name="Ehrismann59">Sibylle Ehrismann: ''Max E. Keller: Musik als politischer Protest.'' In: ''Aarauer Neujahrsblätter'', 80 (2006), 80, S. 46–59, hier: S. 59.</ref> war er Lehrer für Deutsch und kulturelle Fächer<ref name="KDG" /> an der [[Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften|Ingenieurschule Technikum Winterthur]]. Zudem wirkte er wieder seit 1980 als improvisierender Musiker mit den Schwerpunkten Klavier und [[Elektronisches Musikinstrument|elektronische Musikinstrumente]].<ref name="KDG" /> Konzertreisen führten ihn nach Südamerika, Deutschland, in die Niederlande und die Schweiz. Musikalische Begegnungen hatte er u. a. mit [[Dani Schaffner]], [[Christoph Gallio]], [[Peter A. Schmid]] und [[Mathias Rissi]] im Improvisationsensemble Tangramusic<ref name="Zeit">Hans Steinbeck, Walter Labhart (Hrsg.): ''Schweizer Komponisten unserer Zeit'', S. 219.</ref> (seit 1988), mit [[HannesJohannes Bauer (Musiker)|Hannes Bauer]] und [[Dietrich Petzold]] im Trio Ampio<ref>[{{Webarchiv |url=http://www.musinfo.ch/index.php?content=maske_ensembles&id=81&setLanguage=de&action2=print |text=Trio Ampio] |wayback=20160904112249}}. Website von musinfo.; Abgerufenabgerufen am 14. Januar 2013.</ref> (seit 2003) sowie mit [[Kurt Grämiger]], [[Daniel Mouthon]], [[Thomas Borgmann]], [[Hans Koch (Holzbläser)|Hans Koch]], [[Urs Leimgruber]], [[Günter Müller (Improvisationsmusiker)|Günter Müller]], [[Hans Hassler (Musiker)|Hans Hassler]], [[Charlotte Hug]], [[Matthias Ziegler]], [[Christian Wolfarth]], [[Günter Heinz]] und [[Barry Guy]] in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen.
Bis 2014 organisierte er [[Neue Musik|Neue-Musik]]- («[[musica aperta]]», seit 1999<ref>''[httphttps://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/zuercher_kultur/konzert-1.2730536 ''Konzert. Zehn Jahre Offenheit. Vor zehn Jahren gründete…].gründete …''] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 13. Juni 2009, S. 52.</ref>) und Jazz-Konzerte («JazzAmMittwoch») im [[Theater am Gleis]] in Winterthur.<ref name="WG">{{WinterthurGlossar |ID=13theater-am-gleis |KategorieAutor=OrganisationHeinz Bächinger |Lemma=Theater am Gleis (TaG) |Datum=2022-02-24 |Abruf=2022-03-21}}</ref> Von 1985 bis 1993 war er Präsident dieses Kleinkunsttheaters,<ref name="KDG" /> danach verblieb er bis 2005 im Vorstand.<ref name="WG" /> Im Jahr 1985 gehörte er mit den Kulturschaffenden [[Christoph Keller (Pianist)|Christoph Keller]], [[Mathias Knauer]] und [[Jürg Stenzl]] zu den Mitveranstaltern der ''Tage für politische Musik'' im [[Theater am Neumarkt Zürich]].<ref>[[Reinhard Oehlschlegel]]: ''Politische Musik. Zu einer Zürcher Veranstaltung.'' In: ''[[MusikTexte]]'', 1986, 13 (1986), S. 62.</ref> Gekrönt wurde die Veranstaltung durch die szenische Aufführung von [[Friedrich Schenker|Schenkers]] ''Missa nigra'' durch die ostdeutsche [[Gruppe Neue Musik Hanns Eisler]].<ref>Stefan Amzoll: ''Die Anarchie und Schärfe des Jazz: Dem linken Komponisten Max E. Keller zum 70.'' In: ''[[Neues Deutschland]] online.'', 18. März 2017.</ref> Keller war dann Repräsentant des Schweizer Tonkünstlervereins bei der [[MaerzMusik|Musik-Biennale Berlin]] (DDR). Von 1989 bis 1991 war er als Vorstandsmitglied in der [[Internationale Gesellschaft für Neue Musik|IGNM]] Zürich vertreten.<ref name="Zeit" /> Als Nachfolger von [[Jean-Luc Darbellay]] wirkte er von 2007 bis 2010 als Präsident der [[Schweizerische Gesellschaft für Neue Musik|Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik]] (SGNM). Seit 2014 ist er Sekretär der SGNM, die nunmehr durch [[Javier Hagen]] geleitet wird.<ref>[http://www.musikzeitung.ch/de/basis/stv/2014/02/Neuer-Praesident-fuer-die-SGNM.html Neuer Präsident für die SGNM], musikzeitung.ch, 6. Februar 2014, abgerufen am 17. Februar 2018.</ref> Ausserdem beteiligt sich Keller regelmässig mit Beiträgen in der ''[[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]]'' sowie im ''[[Der Landbote|Landboten]]'' und ''[[Tages-Anzeiger]]'' an öffentlichen Diskussionen zur Schweizer Kultur- und Bildungspolitik.
Seit den 1970er Jahren hat er etwa 180 Stücke komponiert, elektronische Musik mit eingeschlossen. Seine Werke wurden in Europa, Australien, Südafrika, Nord- und Südamerika, Russland, Korea, China, in der Mongolei und in Aserbaidschan aufgeführt.<ref name="musinfo" /> Zu den Interpreten gehörten u. a. das [[Orchester Musikkollegium Winterthur]], das [[Tonhalle-Orchester Zürich]], die Gruppe Neue Musik Hanns Eisler und das [[Ensemble Sortisatio]].<ref>[http://2017.nowefale.pl/artysci/11-nowe-fale-ogolna/kompozytorzy/138-max-eugen-keller Max Eugen Keller], 2017.nowefale.pl, abgerufen am 13. Februar 2018.</ref> Die Weltmusiktage der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM) in Zürich (1991) und Mexiko-Stadt (1993), das New Music Miami ISCM Festival (2002) sowie die Biennalen Berlin und Paris nahmen ihn ins Programm auf.<ref name="KDG" /><ref>[http://www.composers21.com/compdocs/kellerm.htm Keller, Max E.] Living Composers Project. Abgerufen am 13. Januar 2013.</ref> In Montevideo wurde 1995 ein Komponistenporträt über ihn abgehalten. Mit einem Stipendium des Kantons Aargau (1999)<ref>''Kürschners Musiker-Handbuch'' 2006.</ref> hielt er sich von Januar bis März 2000 in einem Berliner Atelier an den [[Hackesche Höfe|Hackeschen Höfen]] auf.<ref>''Max E. Keller ausgezeichnet.'' In: ''Tagesanzeiger.'' 23. Juni 1998, S. 20; vgl. Auszug aus dem Atelierbericht von Max E. Keller in: Murielle Schlup, Hans Joerg Zumsteg: ''«Wir wurden mit Konfitüre gefüllt»''. Berichte über die Atelieraufenthalte,. Aarau 2005, o. S.</ref> Insgesamt zwei Grammont-Porträt-CDs von Musiques Suisses entstanden über Keller, darunter auch die Aufnahme seiner Orchestermusik ''Mondlandschaft'' (1999) mit dem Tonhalle-Orchester unter der Leitung des US-amerikanischen Dirigenten [[David Zinman]].<ref name="Uraufführung" />
Keller lebt mit seiner Familie in Winterthur.<ref name="Ehrismann59" />
== Tonsprache ==
Max E. Keller gehört der sogenannten [[68er-Bewegung|68er-Generation]] an, was sich ebenso in seiner Tonsprache ausdrückt. Keller ist mit [[Improvisation (Musik)|Improvisationsmusik]] aufgewachsen und definierte diese 1973 als:<ref>Beate Kutschke: ''Neue Linke, neue Musik. Kulturtheorien und künstlerische Avantgarde in den 1960er und 70er Jahren''. Böhlau, Köln [u. a.] 2007, ISBN 978-3-412-17906-9, S. 41–42.</ref> «Improvisation […] hebt die Arbeitsteilung Komponist – Interpret, die immer ein Herrschaftsverhältnis impliziert, tendenziell auf. Nicht mehr hat ein Interpret nachzuspielen, was ein Komponist ihm vorschreibt, sondern der Improvisator ist zugleich der Schöpfer und Spieler des Erklingenden. Innerhalb eines Kollektivs versucht der einzelne Spieler, sich musikalisch zu verwirklichen, sich frei zu entfalten in der dialektischen Beziehung zu seinen Mitspielern.» Der Tübinger Musikwissenschaftler [[Otto Paul Burkhardt (Kulturredakteur)|Otto Paul Burkhardt]] sieht seine Werke daher mit „eine[r] gewisse[n] Distanz zu gängigen Schreibweisen“.<ref>[[Otto Paul Burkhardt]]: ''Marcela Pavia – Max E. Keller.'' In: ''Neue Zeitschrift für Musik'', 06/2012, S. 90.</ref> Einige von Kellers Kompositionen sind bewusst nicht auskomponiert und weisen [[Free Jazz|Free-Jazz]]-Elemente auf.<ref>[[Hanns-Werner Heister]]: ''accent – figure – layer.'' In: ''Neue Zeitschrift für Musik'' 06/2011, S. 88.</ref><ref>Barbara Eckle: ''[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/neueplatte/1645309/ ''Zwischen improvisierter und komponierter Musik]''.] DLF[[Deutschlandfunk]], 8. Januar 2012.</ref> So lassen sich bei seinen rhythmischen Werken ''Grundgesetz I'' für vier Sprecher und Sinfonieorchester (1977) und ''tenuto, battuto, fulminante'' für Sinfonieorchester (2001) Anklänge an den Jazz finden.<ref name="Omlin" />
[[Datei:Max-E-Keller-am-Klavier-mit-Dani-Schaffner-Hans-Suter-Stefan-Wyler-Copyright-Foto-Monica-Boirar-aka-Monica-Beurer.jpg|mini|Max E. Keller am Klavier mit Dani Schaffner, [[Hans Suter (Schauspieler)|Hans Suter]] und Stefan Wyler (2000)]]
Durch die Auseinandersetzung mit [[Neue Musik|Neuer Musik]] unter [[Helmut Lachenmann]] in den 1970er Jahren fand Keller Zugang zur sogenannten «Ernsten Musik». Beeinflusst durch seinen deutschen Kompositionslehrer, entwickelte er Sympathien für die «Geräuschmusik» ([[Musique concrète]]).<ref>''[httphttps://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/auskomponiert-und-improvisiertauskomponiert_und_improvisiert-1.10560630 ''Auskomponiert und improvisiert].''.] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 13. Mai 2011, S. 50.</ref> Später komponierte er unter Einsatz von [[Tonband|Tonbändern]] und [[Synthesizer]]n mehrere [[Elektroakustische Musik|elektroakustische]] Stücke.<ref name="MGG" /> Sein linkes gesellschaftskritisches Anliegen versucht er durch die Kombination von Musik und Text ([[Erich Fried|Fried]], [[Jürg Weibel|Weibel]], [[Frank Geerk|Geerk]]) auszudrücken.<ref name="Zeit" /> Dabei nimmt er stilistisch Bezug zu [[Hanns Eisler]], der ebenso expressionistische Ansätze verfolgte.<ref>Albrecht Dümling: ''Musik eisgekühlt. Das Ensemble Junge Musik Berlin bei comPositionen im Podewil.'' In: ''Der Tagesspiegel'', 9. Dezember 1997, 26.</ref><ref>[[Carl Dahlhaus]] (Hrsg.): ''Die Wiener Schule heute. 9 Beiträge''. Schott, Mainz [u. a.] 1983, ISBN 3-7957-1764-7, S. 151.</ref> Keller liess in seine Werke gleichermassen [[Serielle Musik|serielle]] und freie Ansätze einfliessen.<ref name="KDG" /> Er verwendete Gestaltungstechniken der [[Wiener Schule (Moderne)|Schönberg-Schule]], wie beispielsweise [[Zwölftontechnik|Dodekaphonie]].<ref name="KDG" /> Bei Keller ist eine besondere Hinwendung zum [[Musiktheater]] festzustellen. Zu seinen umfangreicheren szenischen Werken gehören u. a. die Miniaturoper ''Egon – aus dem Leben eines Bankbeamten'' (1981), die Kantate ''Fontamara'' (1984–1986) und die [[Kammeroper]] ''Die Axt'' (2004–2006). Durch seine szenisch-theatralischen Beiträge wie ''Achuapa/Nicaragua'' (1986), ''Swissfiction'' (1990) und ''Konfigurationen III'' (1991) bindet er den Hörer trotz Komplexität an seine Werke.<ref name="KDG" /> Seit den 1990er Jahren komponiert er überwiegend textlos für Instrumentalbesetzungen.<ref name="KDG" /> Nach Aussagen des Zürcher Komponisten [[Alfred Zimmerlin]] versucht Keller derzeit «kammermusikalisch neue, ungewohnte Klangordnungen zu suchen».<ref name="Uraufführung">[[Alfred Zimmerlin]]: ''Fulminant, verständlich. Eine Uraufführung von Max E. Keller beim Tonhalle-Orchester Zürich.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 13. Oktober 2003, S. 24.</ref>
== Auszeichnungen ==
Max E. Keller wurde mehrfach mit Preisen und Förderbeiträgen ausgezeichnet. Seinen ersten Preis erhielt er 197? für ''Sicher sein…'' beim [[Institut international de musique électroacoustique de Bourges|Concours international de musique electroacoustique]] in Bourges (Frankreich).<ref name="Zeit" /> Es folgte 1995 ein Förderpreis der [[UBS|Schweizerischen Bankgesellschaft]] in Zürich für ''Kreuzende Wege'', den er mit [[Werner Bärtschi]], [[Ulrich Gasser]], Martin Sigrist und [[Peter Wettstein]] teilte.<ref>''Winterthurer Kulturschaffende ausgezeichnet.'' In: ''[[Neue ZuercherZürcher Zeitung.|NZZ]]'', 28. Januar 1995, S. 58.</ref> 1997 wurde er für seine Verdienste um die zeitgenössische Musik in Winterthur mit dem mit 10000 Franken dotierten<ref name="NZZ">''Notizen.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 15. September 1997, S. 36.</ref> [[Carl-Heinrich-Ernst-Kunstpreis]] ausgezeichnet.<ref>Thomas Ribi: ''Preis der Carl-Heinrich-Ernst-Kunststiftung an Max E. Keller.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 14. Oktober 1997, S. 54.</ref> Im Jahr 2001 erhielt er für ''tenuto, battuto, fulminante'' einen Förderbeitrag des Aargauer Kuratoriums.<ref>[http://www.andersmusic.ch/01_musik/02_ah/max_e_keller.html Max E. Keller]. Andersmusic. Abgerufen am 13. Januar 2013.</ref> Ein Beitrag an das künstlerische Schaffen des Aargauer Kuratoriums (2003) schloss sich an.<ref>''Basis legen für kulturelle Taten.'' In: ''Aargauer Zeitung'', 26. Mai 2003, S. 9.</ref> Im Jahr 2006 erhielt er für sein «grosses musikalisches Schaffen, das international Beachtung findet» den [[Kulturpreis der Stadt Winterthur]].<ref>''Kulturpreis 2006 an Max E. Keller.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 3. November 2006, S. 52.</ref> Ein weiterer Beitrag an das künstlerische Schaffen des Aargauer Kuratoriums wurde ihm 2008 zuerkannt.<ref>''Aargau fördert Musik und Kunst mit 150000 Franken.'' In: Badische Zeitung, 30. Mai 2008, S. 12.</ref> Zuletzt wurde Keller 2012 mit einem zweiten Preis beim Kompositionswettbewerb der [[Deutsche Oper Berlin|Deutschen Oper Berlin]] (für: ''wanawizzi'') ausgezeichnet.
== Werkverzeichnis ==
* Klingen im Gegenwind [Kammermusik 1986–1993] (Jecklin 1995) mit Teodoro Anzellotti, Christoph Jäggin, Martina Bovet, Heinrich Mätzener, Christine Theus, dem Ensemble Opera Nova, Christoph Brunner, dem [[Ensemble Aventure]] und Johannes Nied // Aushalten und Bewegen, Erinnerungen IV, Gesänge IV, Neungestalt, Zerblasen
* Kreuzende Wege – Komponistensekretariat Zürich (Grammont MGB 1997) mit der Sinfonietta Wetzikon unter [[Howard Griffiths]] // Pentalog
* ex machina (Cybele 2001) mit [[Hans Suter (Schauspieler)|Hans Suter]] // Sie
* Rotondo oder «die Kunst des Fügens» (STV/ASM 2002) mit dem Ensemble Aventure unter Christian Hommel // Rotondo
* Max E. Keller (Grammont MGB 2003) mit dem [[Tonhalle-Orchester Zürich]] unter [[David Zinman]], Johannes Nied, Victoria Ifrim, der Gruppo Musica Insieme di Cremona, [[Susanne Stelzenbach]], [[Ralf Hoyer]], Eiko Morikawa, Sarah Hornsby, Daniel Göritz und dem [[Silesian String Quartet]] // Mondlandschaft, Dialogfelder, Progressionen, String Trio, agieren und reagieren, Deformationen, Streichquartett Nr. 2
* Vier Politische Kompositionen für Tonband (Tochnit Aleph 2015) // Sicher sein…, Hymnen, Sie, Grundgesetze I
* Grammont Sélection 8 (Grammont MGB 2015) mit dem Trio Aventure // wachsen und welken
* wider-wege (streiffzug 2017) mit dem mdi ensemble unter [[Robert HP Platz]], Werner Bärtschi, dem Chor LEX VOIX unter [[Nicolas Farine]], dem Trio Aventure, dem Ensemble [[UMS ’n JIP (Ensemble für Neue Musik)|UMS ’n JIP]], Jürg Henneberger, Tomasz Herbut, dem Symphonischen Orchester Zürich unter Daniel Schweizer, [[Satoko Inoue]], Laura Pohl, dem Ensemble Horizonte unter [[Jörg-Peter Mittmann]], dem Ensemble ECLAT unter Jinsoo Kim, Egidius Streiff, Sabina Matthus-Bébié, Peter Zimpel, Susanne Böke-Kern und dem Rundfunk Sinfonieorchester NOS Hilversum unter [[Francis Travis]] // Keim – con sorpresa, Dreiklang, Abschied, wachsen und welken, Mobile, Das ganze Leben, Mi ricordo, Mutter Natur, 5. Streichquartett, Ruh’, Sette forme di muoversi, Nebel, Fern(seh) – Mitleid, Grundgesetze I
* Max E.Keller / Sheldon Suter / Marco von Oreilli: Blow, Strike and Touch ([[HatHut Records|hatOLOGY]] 2017)
* Klee-Impressionen, Musik und «polyphone» Bilder (M&S 2018) mit dem [[Ensemble Sortisatio]] // wie Kraut und Rüben
== Literatur ==
* [[Rolf Urs Ringger]]: ''Von der Enge in der Schweiz, ein Gespräch mit Max E. Keller.'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung.|NZZ]]'', 21. April 1989, S. 27–28.
* ''Keller, Max E.'' In: [[Peter Hollfelder]]: ''Klaviermusik. Internationales chronologisches Lexikon. Geschichte. Komponisten. Werke''. Supplement, Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 3-7959-0855-8, S. 116.
* ''Max E. Keller.'' In: Hans Steinbeck, Walter Labhart (Hrsg.): ''Schweizer Komponisten unserer Zeit. Biographien, Werkverzeichnisse mit Discographie und Bibliographie''. Amadeus, Winterthur 1993, ISBN 3-905049-05-8, S. 219–221.
* [[Wolfgang Rüdiger (Musiker)|Wolfgang Rüdiger]]: ''Max E. Keller.'' In: ''[[Komponisten der Gegenwart]]'' (KDG). Edition Text & Kritik, München 1996, ISBN 978-3-86916-164-8Loseblattsammlung ({{Munzinger|17000000285||17. August 2018}}).
* Wolfgang Rüdiger: ''Von der subversiven Lautlosigkeit der Ameisen. Analytische Gedanken zu Max E. Kellers „Gesängen III“.'' In: [[Hanns-Werner Heister]] (Hrsg.): ''Musik – Revolution. Festschrift für Georg Knepler zum 90. Geburtstag''. Band 3, von Bockel, Hamburg 1997, ISBN 3-928770-75-6, S. 117–127.
* [[Ortwin Nimczik]], Wolfgang Rüdiger: ''Einstimmige Vielstimmigkeit. Drei Improvisationsmodelle von Max E. Keller'', In: ''Musik und Bildung'' 29 (1997) 1, S. 27–29.
* {{MGG2|Verfasser=Michael Baumgartner|Lemma=Keller, Max E.|Band=P9|SpalteVon=1627|SpalteBis=1627|ID=mgg07139|Kommentar=}}.
* [[Bruno Spoerri]]: ''Keller, Max E.'' In: ''Biografisches Lexikon des Schweizer Jazz.'' CD-Beilage zu: Bruno Spoerri (Hrsg.): ''Jazz in der Schweiz. Geschichte und Geschichten.'' Chronos-Verlag, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0739-6 ([http://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi3.exe/inet_jazzbionamedetail?NAME_ID=7613.011&LNG_ID=DEU onlinefonoteca.ch] bei der Schweizerischen Nationalphonothek).
* ''Keller, Max E.'' In: Axel Schniederjürgen (Hrsg.): ''Kürschners Musiker-Handbuch.'' 5. Auflage,. Saur Verlag, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 227.
* [[Sibylle Ehrismann]]: ''Max E. Keller: Musik als politischer Protest.'' In: ''[[Aarauer Neujahrsblätter]]'', 80 (2006), 80, S. 46–59.
* ''Modell 10: Kofferpacken und Unisono-Multisono – nach Max. E. Keller (1995).'' In: Wolfgang Rüdiger: ''Ensemble & Improvisation: 20 Musiziervorschläge für Laien und Profis von Jung bis Alt''. ConBrio, Regensburg 2015, ISBN 978-3-940768-54-4, S. 61–64.
* [[Stefan Amzoll]]: ''Farbenfahrten. Porträt des Schweizer Komponisten und Improvisators Max E. Keller.'' In: ''[[MusikTexte|MusikTexte – Zeitschrift für neue Musik]]'', Heft 147, November 2015, S. 19–26.
* {{DNB-Portal|134593324|TEXT=Werke von und über}}
* [http://musicsack.com/PersonFMTDetail.cfm?PersonPK=100103147 Max E. Keller] in der MusicSack-Datenbank
* [https://www.musinfo.ch/de/personen/komponisten/?pers_id=26&abc=K BiographieBiografie, Werkliste, DiskographieDiskografie, BibliographieBibliografie und Ensembles von Max E. Keller] in der Online-Datenbank musinfo.ch der Schweizer Musikedition
* [http://www.composers21.com/compdocs/kellerm.htm Informationen über Max E. Keller] beim Living Composers Project (englisch)
* [https://www.iscm.org/catalogue/composers/keller-max-e-m-switzerland Biografie von Max E. Keller] bei der [[Internationale Gesellschaft für Neue Musik|Internationalen Gesellschaft für Neue Musik]] (englisch)
* {{Discogs}}
*Tonaufnahmen mit Werken des Komponisten aus dem Archiv von Schweizer Radio [[SRG SSR]] auf [https://neo.mx3.ch/maxekeller Neo.Mx3]
== Einzelnachweise ==
{{Navigationsleiste Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=134593324|LCCN=n/96/44410n96044410|VIAF=33721704}}
{{SORTIERUNG:Keller, Max E.}}
[[Kategorie:Improvisationsmusiker]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
[[Kategorie:Komponist (Elektronische MusikChor)]]
[[Kategorie:LehrerKomponist (elektronische Musik)]]
[[Kategorie:Musiker (Winterthur)]] ▼
[[Kategorie:Komponist (Schweiz)]]
[[Kategorie:PreisträgerMusiker Carl Heinrich Ernst-Kunststiftung(Winterthur)]]
▲[[Kategorie:Musiker ( WinterthurAargau)]]
[[Kategorie:Gymnasiallehrer]]
[[Kategorie:Träger des Carl-Heinrich-Ernst-Kunstpreises]]
[[Kategorie:Alumnus der Universität Basel]]
[[Kategorie:Schweizer]]
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