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== Leben ==
Brunetto Latini wurde um 1220 in Florenz geboren. 1260 reiste er als Gesandter der Partei der [[Guelfen]] aus seiner von Machtkämpfen zerrissenen Vaterstadt zu König [[Alfons X. (Kastilien)|Alfons von Kastilien]]. Nach dem Sieg der Partei der [[Ghibellinen]] noch im selben Jahr wurde er verbannt und ließ sich in Paris nieder, wo er seine unfreiwillige Muße zu literarischen Arbeiten nutzte.
 
Nach der Wiederherstellung der Herrschaft der Guelfen aufgrund der Niederlage der Ghibellinen in der [[Schlacht bei Benevent]] kehrte er 1266 nach Florenz zurück und bekleidete wichtige Ämter. 1273 wurde er zum - allerdings mit geringem politischen Gewicht ausgestatteten - ersten Kanzler der Republik ernannt, und 1287 Sekretär der Stadtrepublik. Während dieser Zeit kümmerte er sich um die Erziehung des jungen Dante, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich die Grundlagen seiner enzyklopädischen und klassischen Bildung verdankt. Brunetto starb 1294.
Brunetto Latini wurde um 1220 in Florenz geboren. 1260 reiste er als Gesandter der Partei der [[Guelfen]] aus seiner von Machtkämpfen zerrissenen Vaterstadt zu König [[Alfons X. (Kastilien)|Alfons von Kastilien]]. Nach dem Sieg der Partei der [[Ghibellinen]] noch im selben Jahr wurde er verbannt und ließ sich in Paris nieder, wo er seine unfreiwillige Muße zu literarischen Arbeiten nutzte.
 
[[Datei:Dante sodom.jpg|thumb|rightmini|250px|Dante und [[Vergil]] reden mit Latini in der Hölle. Aus einem illustrierten Kommentar zur ''Göttlichen Komödie'', zirka 1345]]
Nach der Wiederherstellung der Herrschaft der Guelfen aufgrund der Niederlage der Ghibellinen in der [[Schlacht bei Benevent]] kehrte er 1266 nach Florenz zurück und bekleidete wichtige Ämter. 1273 wurde er zum - allerdings mit geringem politischen Gewicht ausgestatteten - ersten Kanzler der Republik ernannt, und 1287 Sekretär der Stadtrepublik. Während dieser Zeit kümmerte er sich um die Erziehung des jungen Dante, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich die Grundlagen seiner enzyklopädischen und klassischen Bildung verdankt. Brunetto starb 1294.
Dante setzte seinem Mentor ein Denkmal im 15. Gesang (Hölle) der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]. Er bezeichnet ihn dort zwar als denjenigen, der ihn "gelehrt„gelehrt, wie Menschen ewigen Ruhm erstreben"erstreben“, doch versetzt er ihn unter die [[Sodomit]]en und lässt ihn deren Qualen erleiden. Der Grund hierfür ist nicht ganz klar, zeitgenössische Informationen über Brunettos Sexualleben gibt es nicht. Möglich ist, dass Dante Brunetto nicht wegen dessen sexueller Neigungen zu den Sodomiten steckte, sondern wegen damals anstößiger Äußerungen in seinen Texten.
 
[[Datei:Dante sodom.jpg|thumb|right|250px|Dante und [[Vergil]] reden mit Latini in der Hölle. Aus einem illustrierten Kommentar zur ''Göttlichen Komödie'', zirka 1345]]
Dante setzte seinem Mentor ein Denkmal im 15. Gesang (Hölle) der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]. Er bezeichnet ihn dort zwar als denjenigen, der ihn "gelehrt, wie Menschen ewigen Ruhm erstreben", doch versetzt er ihn unter die [[Sodomit]]en und lässt ihn deren Qualen erleiden. Der Grund hierfür ist nicht ganz klar, zeitgenössische Informationen über Brunettos Sexualleben gibt es nicht. Möglich ist, dass Dante Brunetto nicht wegen dessen sexueller Neigungen zu den Sodomiten steckte, sondern wegen damals anstößiger Äußerungen in seinen Texten.
 
== Werke ==
Im Pariser Exil verfasste Brunetto in französischer Sprache sein ''[[Trésor (Enzyklopädie)|Livre du Trésor]]'' (Buch vom Schatz), eine Art [[Enzyklopädie]] des geographisch-naturkundlichen, philosophisch-moralischen und biblisch-althistorischen Wissens der Zeit und zugleich der Politik und der Rhetorik. Das Werk war gedacht als Lehrbuch und Nachschlagewerk für ein breiteres, d. h. nichtklerikales, vor allem städtisch-patrizisches Publikum.
 
Im Pariser Exil verfasste Brunetto in französischer Sprache sein ''Livre du Trésor'' (Buch vom Schatz), eine Art [[Enzyklopädie]] des geographisch-naturkundlichen, philosophisch-moralischen und biblisch-althistorischen Wissens der Zeit und zugleich der Politik und der Rhetorik. Das Werk war gedacht als Lehrbuch und Nachschlagewerk für ein breiteres, d.h. nichtklerikales, vor allem städtisch-patrizisches Publikum.
 
Der in nüchterner französischer Prosa geschriebene ''Trésor'', für den es damals nur lateinisch verfasste Vorbilder gab, wurde seinerseits Vorbild für zahlreiche ähnliche in den Volkssprachen verfasste Werke in Frankreich und anderswo in Europa. Die Tatsache, dass Brunetto französisch schrieb, um (wie er selbst vermerkt) möglichst viele Leser zu erreichen, bezeugt die Bedeutung, die das Französische inzwischen als europäische Verkehrssprache gewonnen hatte.
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Eine Sammlung ''Epistolae, conjecturae et observationes'' von Brunetto erschien in zwei Bänden (Rom 1659).
 
Für die Entwicklung der italienischen Sprache hat Brunetto Latini herausragende Bedeutung, so bezeichnet ihn [[Giovanni Villani]] als den "Beginner„Beginner und Meister in der Entwicklung der toskanischen Sprache"Sprache“.
 
== Werkausgaben ==
[[Datei:Latini - Livres dou Tresor, per Gioan Antonio & fratelli da Sabbio, ad instanza di Nicolo Garanta & Francesco da Salo libbrari & compagni - 4620219 968525 00005.tif|mini|''Livres dou Tresor'']]
 
* ''Il Tesoretto e il Favolello'', hersg. von B. von Wiese, in: Zeitschrift für romanische Philologie 7, S. 236 ss.
* ''Li livres dou Trésor'', herausgegeben von P.[[Polycarpe Chabaille]], Paris 1863.
 
== Literatur ==
* {{DBI|Verfasser=Giorgio Inglese|ID=brunetto-latini_(Dizionario_Biografico)/|Lemma=Latini, Brunetto|Band=64|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=|kurz=}}
 
* [[Christel Meier-Staubach|Christel Meier]]: ''Cosmos Politicus. Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini''. In: ''Frühmittelalterliche Studien'', 22Jg. 22 (1988.), S. 315315–356, {{ISSN|0071-3569706}}.
* G. Inglese: ''Latini, Brunetto''. In: [[Dizionario Biografico degli Italiani]] 64 ([http://www.treccani.it/Portale/elements/categoriesItems.jsp?pathFile=/sites/default/BancaDati/Dizionario_Biografico_degli_Italiani/VOL64/DIZIONARIO_BIOGRAFICO_DEGLI_ITALIANI_Vol64_018749.xml online bei Treccani.it], italienisch)
* Mechthild Modersohn: ''Lust auf Frieden. Brunetto Latini und die Fresken von Ambrogio Lorenzetti im Rathaus zu Siena''. In: Andreas Köstler / Ernst Seidl (Hrsg.): ''Bildnis und Image. Das Portrait zwischen Intention und Rezeption''. Böhlau, Köln 1998, ISBN 3-412-02698-0, S. 85–118.
* Christel Meier: ''Cosmos Politicus. Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini''. In: ''Frühmittelalterliche Studien'' 22. 1988. S. 315-356.
* T.Thor Sundby: ''Della vita e delle opere di brunetto Latini'' („Brunetto Latinos levnet og skrifter“, 1869). Florenz 1915.
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|118516108}}
 
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{{DEFAULTSORTSORTIERUNG:Latini, Brunetto}}
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:PhilologeSchriftsteller (Mittelalter und Frühe NeuzeitFlorenz)]]
[[Kategorie:PolitikerPhilologe (Mittelalter)]]
[[Kategorie:Politiker (13. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Historische Person (Italien)]]
[[Kategorie:Geboren im 13. Jahrhundert]]
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}}
 
[[af:Brunetto Latini]]
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