„Brunetto Latini“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
USt (Diskussion | Beiträge) K +kat |
Literatur ergänzt |
||
(36 dazwischenliegende Versionen von 29 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 2:
== Leben ==
Brunetto Latini wurde um 1220 in Florenz geboren. 1260 reiste er als Gesandter der Partei der [[Guelfen]] aus seiner von Machtkämpfen zerrissenen Vaterstadt zu König [[Alfons X.|Alfons von Kastilien]]. Nach dem Sieg der Partei der [[Ghibellinen]] noch im selben Jahr wurde er verbannt und ließ sich in Paris nieder, wo er seine unfreiwillige Muße zu literarischen Arbeiten nutzte.▼
Nach der Wiederherstellung der Herrschaft der Guelfen
▲Brunetto Latini wurde um 1220 in Florenz geboren. 1260 reiste er als Gesandter der Partei der [[Guelfen]] aus seiner von Machtkämpfen zerrissenen Vaterstadt zu König [[Alfons von Kastilien]]. Nach dem Sieg der Partei der [[Ghibellinen]] noch im selben Jahr wurde er verbannt und ließ sich in Paris nieder, wo er seine unfreiwillige Muße zu literarischen Arbeiten nutzte.
[[
▲Nach der Wiederherstellung der Herrschaft der Guelfen (1267) kehrte er nach Florenz zurück und bekleidete wichtige Ämter. 1287 wurde er schließlich zum Sekretär der Stadtrepublik ernannt. Während dieser Zeit kümmerte er sich um die Erziehung des jungen Dante, der ihm durch Familienbeziehungen nahestand und ihm wahrscheinlich die Grundlagen seiner enzyklopädischen und klassischen Bildung verdankt. Brunetto starb 1294.
Dante setzte seinem Mentor ein Denkmal im 15. Gesang (Hölle) der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]. Er bezeichnet ihn dort zwar als denjenigen, der ihn
▲[[Bild:Dante sodom.jpg|thumb|right|250px|Dante und [[Vergil]] reden mit Latini in der Hölle. Aus einem illustrierten Kommentar zur ''Göttlichen Komödie'', zirka 1345]]
▲Dante setzte seinem Mentor ein Denkmal im 15. Gesang (Hölle) der [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]]. Er bezeichnet ihn dort zwar als denjenigen, der ihn "gelehrt, wie Menschen ewigen Ruhm erstreben", doch versetzt er ihn unter die [[Sodomit]]en und lässt ihn deren Qualen erleiden. Der Grund hierfür ist nicht ganz klar, zeitgenössische Informationen über Brunettos Sexualleben gibt es nicht. Möglich ist, dass Dante Brunetto nicht wegen dessen sexueller Neigungen zu den Sodomiten steckte, sondern wegen damals anstößiger Äußerungen in seinen Texten.
== Werke ==
Im Pariser Exil verfasste Brunetto in französischer Sprache sein ''[[Trésor (Enzyklopädie)|Livre du Trésor]]'' (Buch vom Schatz), eine Art [[Enzyklopädie]] des geographisch-naturkundlichen, philosophisch-moralischen und biblisch-althistorischen Wissens der Zeit und zugleich der Politik und der Rhetorik. Das Werk war gedacht als Lehrbuch und Nachschlagewerk für ein breiteres, d. h. nichtklerikales, vor allem städtisch-patrizisches Publikum.▼
▲Im Pariser Exil verfasste Brunetto in französischer Sprache sein ''Livre du Trésor'' (Buch vom Schatz), eine Art [[Enzyklopädie]] des geographisch-naturkundlichen, philosophisch-moralischen und biblisch-althistorischen Wissens der Zeit und zugleich der Politik und der Rhetorik. Das Werk war gedacht als Lehrbuch und Nachschlagewerk für ein breiteres, d.h. nichtklerikales, vor allem städtisch-patrizisches Publikum.
Der in nüchterner französischer Prosa geschriebene ''Trésor'', für den es damals nur lateinisch verfasste Vorbilder gab, wurde seinerseits Vorbild für zahlreiche ähnliche in den Volkssprachen verfasste Werke in Frankreich und anderswo in Europa. Die Tatsache, dass Brunetto französisch schrieb, um (wie er selbst vermerkt) möglichst viele Leser zu erreichen, bezeugt die Bedeutung, die das Französische inzwischen als europäische Verkehrssprache gewonnen hatte.
Zeile 24 ⟶ 22:
Eine Sammlung ''Epistolae, conjecturae et observationes'' von Brunetto erschien in zwei Bänden (Rom 1659).
Für die Entwicklung der italienischen Sprache hat Brunetto Latini herausragende Bedeutung, so bezeichnet ihn [[Giovanni Villani]] als den
== Werkausgaben ==
[[Datei:Latini - Livres dou Tresor, per Gioan Antonio & fratelli da Sabbio, ad instanza di Nicolo Garanta & Francesco da Salo libbrari & compagni - 4620219 968525 00005.tif|mini|''Livres dou Tresor'']]
* ''Il Tesoretto e il Favolello'', hersg. von B. von Wiese, in: Zeitschrift für romanische Philologie 7, S. 236 ss.
* ''Li livres dou Trésor'', herausgegeben von
== Literatur ==
* {{DBI|Verfasser=Giorgio Inglese|ID=brunetto-latini_(Dizionario_Biografico)/|Lemma=Latini, Brunetto|Band=64|SeiteVon=|SeiteBis=|Kommentar=|kurz=}}
* [[Christel Meier-Staubach|Christel Meier]]: ''Cosmos Politicus. Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini''. In: ''Frühmittelalterliche Studien'',
* Mechthild Modersohn: ''Lust auf Frieden. Brunetto Latini und die Fresken von Ambrogio Lorenzetti im Rathaus zu Siena''. In: Andreas Köstler / Ernst Seidl (Hrsg.): ''Bildnis und Image. Das Portrait zwischen Intention und Rezeption''. Böhlau, Köln 1998, ISBN 3-412-02698-0, S. 85–118.
*
== Weblinks ==
* {{
{{Normdaten|TYP=p|GND=118516108|LCCN=n/81/97516|VIAF=19680057}}
{{DEFAULTSORT:Latini, Brunetto}}▼
[[Kategorie:Autor]]▼
[[Kategorie:Politiker (13. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Historische Person (Italien)]]
[[Kategorie:Geboren im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1294]]
[[Kategorie:Mann]]
▲[[Kategorie:Autor]]
▲[[Kategorie:Philologe (Mittelalter und Frühe Neuzeit)]]
▲[[Kategorie:Politiker (Italien)]]
{{Personendaten
Zeile 56 ⟶ 60:
|STERBEORT=
}}
|