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== Leben ==
Die DNSAP entstand am 5. Mai 1918. Sie ging aus der [[Deutsche Arbeiterpartei (Österreich-Ungarn)|Deutschen Arbeiterpartei]] (DAP) hervor, einer eng mit der [[Völkische Gewerkschaften|völkischen Gewerkschaftsbewegung]] in [[Böhmen]] und [[Mähren]] verbundenen Partei mit antikapitalistischem, antikommunistischem, sozialstaatlichem, national-völkischen und antisemitischem Programm, die sich während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] zunehmend radikalisiert hatte. Die erneuerte programmatische Ausrichtung zum „Nationalsozialismus“ sollte dabei auch im Parteinamen zum Ausdruck gebracht werden. Auf einem Reichsparteitag in Wien am 4. und 5. Mai 1918 wurde deshalb die Umbenennung zur ''Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei'' beschlossen. Dazu wurde auch ein neues, im wesentlichen von [[Rudolf Jung (Politiker)|Rudolf Jung]] verfasstes Programm verkündet, das als neue Forderungen eine „Zusammenfassung des gesamten deutschen Siedlungsgebietes in Europa zum sozialen deutschen Reiche“, den energischen Schutz des Auslandsdeutschtums sowie die gesetzliche Einführung der deutschen Staatssprache forderte. Die Gegnerschaft der alten DAP gegenüber der tschechischen Arbeiterschaft und ausländischen Arbeitskräften im allgemeinen sowie gegenüber Finanzkapital, Juden und Marxismus wurde fortgesetzt.<ref>Andrew G. Whiteside: ''Nationaler Sozialismus in Österreich vor 1918.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.''9 (1961), S. 349.</ref> Erstmals wurde aber auch demokratischer Pluralismus abgelehnt.<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, 582.</ref>
=== Studium ===
Ronnebergers Vater, der [[Installateur]] und Fabrikbesitzer Karl Konrad Ronneberger, fiel im August 1915 im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Nach der [[Volksschule]] in [[Auma]] besuchte Ronneberger bis zur erneuten Heirat seiner Mutter das [[Gymnasium]] in [[Weimar]], anschließend die [[Oberrealschule]] in [[Pößneck]], wo er 1932 das [[Abitur]] ablegte. Als Stipendiat der [[Studienstiftung des Deutschen Volkes]] begann er anschließend ein Studium der [[Rechtswissenschaft]] an der [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|Universität Kiel]]. Er schloß sich noch im selben Jahr dem [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund]] (NSStDB) an, in welchem er sich schon bald für [[Volkstumspolitik]] zu engagieren begann. Ein Schulungslager der [[Deutsche Studentenschaft|Deutschen Studentenschaft]] weckte sein Interesse an [[Südosteuropa]], so dass er 1934 nach [[München]] wechselte, wo er sich bessere wissenschaftliche Möglichkeiten erhoffte.
 
Nach dem Zusammenbruch der [[Donaumonarchie]] forderte [[Hans Knirsch]], einer der beiden verbliebenen Abgeordneten der DNSAP, im Oktober 1918 den Anschluß Österreichs als Bundesstaat an das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]]. Am 11. November 1918 wandte er sich im Namen der „DNSAP Deutsch-Böhmens“ direkt an den deutschen [[Reichskanzler]] und forderte die Teilnahme der Deutschböhmen an der Wahl zur [[Weimarer Nationalversammlung|verfassungsgebenden Nationalversammlung]], um die sudetendeutschen Gebiete direkt an Deutschland anzuschliessen. Ein solches Vorhaben war allerdings aussichtslos.<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 584-587.</ref> Als die [[Sudetenland|sudetendeutschen Gebiete]] vom österreichischen Staat abgetrennt wurden, sah sich die DNSAP vielmehr gezwungen, in Österreich Wahlbündnisse mit den [[Deutschnationale Bewegung|Deutschnationalen]] zu schließen, obwohl sie deren nationale Politik ablehnte. Parteiobmann war zu diesem Zeitpunkt Hans Knirsch, Zweiter Obmann [[Walter Riehl]]. Bei den Wahlen zur [[Konstituierende Nationalversammlung|Konstituierenden Nationalversammlung]] am 16. Februar 1919 erhielt die DNSAP nur 23.431 Stimmen und konnte keinen Abgeordneten stellen. Allein in [[Salzburg]] schnitt die Partei relativ gut ab. Bei den Landtagswahlen vom 6. April 1919 wurde in Salzburg sogar ein Ergebnis erzielt, das es ermöglichte, zwei Landtagsabgeordnete zu entsenden.<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 593-597.</ref>
1935 wurde Ronneberger wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen [[Südost-Institut]] und knüpfte enge Kontakte mit [[Fritz Valjavec]]. Zugleich übernahm Ronneberger die das Außenamt der Studentenschaft der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]]]. Das Außenamt schulte Studenten vor und für Auslandsaufenthalte. In der „Außenstelle Süd/Ost“ etwa bereiteten Ronneberger und Valjavec Studenten darauf vor, im Rahmen sogenannter „Landdienste“ mit wissenschaftlicher Tarnung deutsche Minderheiten im [[Donau]]raum [[Nationalsozialismus|nationalsozialistisch]] zu indoktrinieren.<ref>Peer Heinelt: ''„PR-Päpste“. Die kontinuierlichen Karrieren von Carl Hundhausen, Albert Oeckl und Franz Ronneberger.'' Karl Dietz Verlag, Berlin 2003 (zugl. Marburg, Univ., Diss., 2002), S. 132.</ref> Mit Valjavec baute Ronneberger außerdem 1936 einen „Süd-Ost-Pressebericht“ auf, bei dem es um die systematische Auswertung der Auslandspresse und der Publikationen der deutschstämmigen Minderheiten in Südosteuropa ging.<ref>Gerhard Seewann: ''Das Südost-Institut 1930–1960.'' In: Matthias Beer und Gerhard Seewann (Hrsg.): ''Südostforschung im Schatten des Dritten Reiches. Institutionen – Inhalte – Personen.'' Oldenbourg, München 2004 ISBN 3-486-57564-3. (= Südosteuropäische Arbeiten 119), S. 59f. </ref>
 
=== In der Tschechoslowakei ===
1937 wurde Ronneberger Leiter der „Außenstelle Südost“ der [[Reichsstudentenführung]] und trat in die [[NSDAP]] ein (Mitgliedsnr. 5.152.299) . Seit März 1933 hatte er bereits dem NSDStB und der [[Sturmabteilung|SA]] angehört. 1938 übernahm er außerdem die Leitung der „Deutschen Akademischen Auslandsstelle“ in München, die dort studierende Ausländer kulturell betreute.
In der [[Tschechoslowakei]] gründete sich am 16. November 1919 der böhmen-mährische Zweig der DNSAP unter der Führung von Knirsch, Jung und [[Hans Krebs (Politiker)|Hans Krebs]] als unabhängige Organisation neu.<ref>Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 67; Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 48.</ref> Damit stand die DNSAP vor dem Problem, dass nicht nur Ideologien und Strukturen auseinanderzulaufen drohten, zumal sich die Partei im Sudetengebiet stärker auf Industriearbeiter konzentrierte, in Österreich jedoch eher eine Beamtenpartei mit zudem unterentwickelter Organisation war. Hinzu kamen inhaltliche Differenzen.<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 598f., 615-618.</ref>
 
Jung veröffentlichte 1919 auch die programmatische Schrift ''Der nationale Sozialismus'', die als erster theoretischer Leitfaden des [[Nationalsozialismus]] überhaupt gilt.<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, 599.</ref> Er machte darin den Antisemitismus neben dem Antimarxismus zur zweiten tragenden Säule der Partei und propagierte an Stelle der Demokratie einen [[Charisma|charismatischen]] [[Führerstaat]].<ref>Michael Wladika: ''Hitlers Vätergeneration.'' ''Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie.'' Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 624.</ref> Nichtsdestotrotz entwickelte sich die DNSAP aus ihrer eigenen radikaldemokratischen Tradition und der kollektiven Leitung durch mehrere Führer.<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 49.</ref> So wurde das [[Führerprinzip]] in der Partei abgelehnt. Innerparteiliche Entscheidungsprozesse erfolgten nach demokratischem Muster.<ref>Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 25.</ref> Die DNSAP arrangierte sich auch mit dem Pluralismus der Tschechoslowakei. Seit dem im November 1919 auf dem Parteitag von [[Duchcov|Dux]] verabschiedeten Programm verzichtete sie auf [[Großdeutsche Lösung|großdeutsche]] „Anschluß“-Vorstellungen und setzte sich für nationale Kulturautonomie bzw. später nationale Gebietsautonomie ein. Solche Forderungen waren freilich nicht zuletzt der politischen Taktik geschuldet. Offener sudetendeutscher [[Irredentismus]] wurde vermieden, um nicht Gefahr zu laufen, als Partei verboten zu werden. Der Propagierung großdeutscher und antisemitischer Gedanken bei Auftritten im Deutschen Reich und in der Provinz tat dies keinen Abbruch.<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 51; Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 25; Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 73f..</ref>
Wissenschaftlich widmete sich Ronneberger der Südosteuropaforschung unter nationalsozialistischen Vorzeichen. 1935/36 reichte er die gemeinsam mit vier Kommilitonen verfaßte Studie ''Die ordnende Kraft der völkischen Idee im südosteuropäischen Raum'' beim 1. Reichsleistungskampf der Studenten ein. Dadurch entstand zugleich ein Kontakt zum Organisator des Wettbewerbs, [[Franz Six]]. 1935 legte er auch das Erste juristische [[Staatsexamen]] ab. 1938 promovierte er mit einer Arbeit über ''Südosteuropa im politischen Ordnungsbild Bismarcks'', die 1941 in der Schriftenreihe des [[Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut|Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts]] erschien. Darin stellte er [[Otto von Bismarck]]s Außenpolitik als Vorwegnahme [[Völkische Bewegung|völkischer]] Großraumpolitik dar.
 
In einem Wahlbündnis mit der [[Deutsche Nationalpartei|Deutschen Nationalpartei]] (DNP) errang die DNSAP bei den [[Parlamentswahlen in der Tschechoslowakei 1920|Parlamentswahlen 1920]] etwa 5,5% der Stimmen und entsandte fünf Angeordnete ins tschechoslowakische [[Abgeordnetenhaus (Tschechoslowakei)|Abgeordnetenhaus]]. 1925 erhielt sie sieben Mandate im Abgeordnetenhaus und drei im [[Senat (Tschechoslowakei)|Senat]], 1929 acht Abgeordnete und vier Senatoren.<ref>Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 74.</ref> Grundinien ihrer praktischen Politik waren ein berufsständisch-[[Genossenschaft|genossenschaftlicher]] Wirtschaftsaufbau, eine [[Bodenreform]], eine demokratisch-föderative Staatspolitik und gemäßigter Antisemitismus.<ref>Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 73.</ref>
=== „Büro Ronneberger“ ===
Ronneberger unterhielt enge persönliche Kontakte zu den nationalsozialistischen Bewegungen innerhalb der deutschen Volksgruppen in [[Rumänien]], der [[Slowakei#1918.E2.80.931948|Slowakei]] und [[Ungarn]]. Im Frühjahr 1939 berief ihn [[Reichsstatthalter]] [[Arthur Seyß-Inquart]] in seinen [[Wien]]er Mitarbeiterstab. Hier wurde Ronneberger mit dem „Aufbau einer Dienststelle zur Erforschung des Pressewesens in Südosteuropa und der laufenden Presse- und politischen Berichterstattung“ beauftragt, für das er ein Netz von Verbindungsleuten in Südosteuropa organisierte.
 
Während sich die DNSAP während der 1920er Jahre unter Jungs Führung im Parlament bemühte, im Rahmen der tschechischen Demokratie als parlamentarische Partei zu fungieren,<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 51f.</ref> erhielt die Partei wachsenden Zulauf neuer, junger Parteimitglieder. Damit ging eine Radikalisierung, die vor allem durch Hans Krebs, Mitglied der Reichsparteileitung, Abgeordneter und DNSAP-Hauptgeschäftsführer, vorangetrieben wurde. Neben den beiden Vorsitzenden, Hans Knirsch und Rudolf Jung, war er der führende Parteifunktionär der DNSAP und richtete die Partei am Vorbild der NSDAP aus.<ref>Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 26f..</ref> Enge Kontakte zur NSDAP hatten seit den frühen 1920er Jahren bestanden. [[Anton Drexler]] trat 1922 als Gastredner bei der DNSAP auf. Knirsch besuchte [[Adolf Hitler]] während dessen [[Festungshaft]] in [[Landsberg (Festung)|Landsberg]]<ref>Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 71.</ref> und trat, wie auch Jung und Krebs, als Redner bei Parteiveranstaltungen der NSDAP auf.<ref>Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 27f..</ref> Der Unterschied zur NSDAP bestand vor allem darin, dass die DNSAP zumindest nach außen lange Zeit den Charakter einer demokratischen Partei wahrte.<ref>Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 74.</ref> Auch stützte sie sich stärker auf die Arbeiterschicht als die NSDAP.<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 49f..</ref>
Im Laufe des Jahres 1940 wurde das „Büro Ronneberger“ auf Grund seiner langjährigen Verbindungen in Südosteuropa vom [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] übernommen und im Rahmen eines neu aufgebauten Südost-Dienstes mit nachrichtendienstlichen Aufgaben und der Erstellung von Stimmungsberichten betraut. Für sein Netz von Verbindungs- und Vertrauensleuten unternahm Ronneberger auch zahlreiche Reisen, um persönliche Kontakte zu pflegen. Ronnebergers Korrespondenzstelle wertete Agentenberichte aus, erstellte Presseschauen südosteuropäischer Zeitungen mit Übersetzungsdienst, führte eine Personen- und Sachkartei von Institutionen und politischen Organisationen in Südosteuropa, unterhielt eine Spezialbibliothek und erstellte politische Wochenberichte über Südosteuropa und auf Anfrage Analysen für Ministerien, Geheimdienste und das [[Reichssicherheitshauptamt]] (RSHA). Ronnebergers Materialsammlungen dienten dem Auswärtigen Amt unter anderem bei den Verhandlungen zum [[Wiener Schiedsspruch]] und als Nachrichtenressource für den „Donausender“, einen Propagandasender in der Slowakei.<ref>Peer Heinelt: ''Portrait eines Schreibtischtäters. Franz Ronneberger (1913-1999).'' In: Wolfgang Duchkowitsch et. al. (Hrsg.): ''Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft''. Lit-Verlag, Münster 2004, S. 197f.</ref>
 
Bald kopierte die DNSAP die Parteiformationen der NSDAP und gründete wie den [[Nationalsozialistischer Jugendverband|Nationalsozialistische Jugendverband]] (entsprechend der [[Hitlerjugend]]), den [[Deutscher Nationalsozialistischer Studentenbund|Deutschen Nationalsozialistischen Studentenbund]] (entsprechend [[Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund|NS-Studentenbund]]) und der [[Verband Volkssport|Volkssportverband]] (entsprechend der [[Sturmabteilung|SA]]) einschließlich der Uniformen, Symbole und Insignien. Diese Formationen waren ideologisch und politisch stärker auf Hitler und das „Reich“ ausgerichtet als die eigene Parteiführung. Sie waren nach dem Führerprinzip streng hierarchisch organisiert und verfolgten irredentistische Ziele.<ref>Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 28f..</ref> Jung forderte 1931 aus Angst um den Bestand der Partei die Einstellung der illegalen Hilfe aus Deutschland. Eine Ablösung Jungs als Parteiobmann durch Krebs wurde zwar verhindert. Aber die deutsche Unterstützung wurde vermehrt.<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 52; Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 27.</ref>
Für die [[Südosteuropa-Gesellschaft (Wien)|Südosteuropa-Gesellschaft]] gab Ronneberger vertrauliche Wirtschaftsnachrichten heraus, die nicht zuletzt von deutschen Unternehmen bezogen wurden. Zu Tarnungszwecken war Ronneberger offiziell Leiter der Presse- und Informationsabteilung „im Grenzlandamt der NSDAP-Gauleitungen von Wien und Niederdonau“ unter [[Helmut Triska]] sowie Gauhauptstellenleiter der NSDAP.<ref>Peer Heinelt: ''Portrait eines Schreibtischtäters. Franz Ronneberger (1913-1999).'' In: Wolfgang Duchkowitsch et. al. (Hrsg.): ''Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft''. Lit-Verlag, Münster 2004, S. 198-201.</ref> Beim der im Dezember 1941 gegründeten [[Union Nationaler Journalistenverbände]] (UNJ) arbeitete Ronneberger im „Instituts zur Erforschung und Förderung des internationalen Pressewesens“ mit.
 
Im Mai 1944 wurde Ronnebergers Pressedienststelle mit der von [[Wilfried Krallert]] geleiteten [[Publikationsstelle Wien]] der [[Südostdeutsche Forschungsgemeinschaft|Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft]] vereinigt. Ronneberger wurde Krallerts Vertreter in Wien, der im November 1943 die Leitung der Gruppe VI G (wissenschaftlich-methodischer Forschungsdienst) im Amt VI (Auslandsnachrichtendienst) des RSHA übernommen hatte.
 
Während der [[Weltwirtschaftskrise]] erhielt die DNSAP erheblichen Zulauf. War die Mitgliederzahl mit 24.000 Mitgliedern 1925 bis Anfang 1930 mit ca. 30.000 Mitgliedern einigermaßen konstant geblieben, so konnte die DNSAP die Zahl ihrer Mitglieder bis 1932 auf 100.000 Mitglieder steigern und errang einige Erfolge bei [[Kommunalwahlen]].<ref>Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 32. Mit diesen Zahlen auch Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 76. Ronald Smelser nennt für 1932 die Zahl von mindestens 61.000 Mitgliedern. Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 52.</ref>
Seit April 1940 nahm Ronneberger außerdem einen Lehrauftrag der „Südost-Stiftung des [[Mitteleuropäischer Wirtschaftstag|Mitteleuropäischen Wirtschaftstages]] Berlin“ an der [[Wirtschaftsuniversität Wien|Hochschule für Welthandel]] in Wien wahr. Am 28. September 1944 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der Hochschule mit einer Arbeit ''Wege staatswissenschaftlicher Forschung in Südosteuropa'' bei [[Hellmut Georg Isele]], [[Erich Preiser]] und [[Hermann Gross]] für [[Staatswissenschaften]]. Ursprünglich hatte er die Grundlagen eines neuen „Volksgruppenrechts“ erarbeiten wollen, davon aber abgesehen, weil ihm dies zu sehr an den Grundlagen des [[Völkerrecht]]s zu rütteln schien.<ref>Peer Heinelt: ''„PR-Päpste“. Die kontinuierlichen Karrieren von Carl Hundhausen, Albert Oeckl und Franz Ronneberger.'' Karl Dietz Verlag, Berlin 2003 (zugl. Marburg, Univ., Diss., 2002), S. 153f.</ref>
 
Die tschechoslowakischen Behörden hingegen verstärkten die Überwachung der DNSAP. Am 29. Februar 1932 ordnete der tschechische Innenminister die Auflösung des ''Volkssports'' an. Führende Funktionäre wurden verhaftet und im sogenannten „Volkssportprozeß“ wegen Verstößen gegen das ''Gesetz zum Schutz der Republik'' angeklagt. Zwar wurden keine konkreten irredentistischen Handlungen nachgewiesen, doch folgerte das Gericht aus den vielfältigen personellen und organisatorischen Kontakten, dass die DNSAP zur nationalsozialistischen Bewegung gehöre und die DNSAP-Formationen des „Anschlages auf die Republik“ schuldig seien. Es ergingen Urteile zu Gefängnisstrafen zwischen ein und drei Jahren. Am 23. Februar 1933 hob das tschechoslowakische Parlament die Immunität der DNSAP-Abgeordneten Krebs, Junge, [[Leo Schubert]] und [[Rudolf Kasper]] auf. In den kommenden Monaten erwartete die Parteiführung ständig das Parteiverbot. Als sich die Bestätigung des Urteils aus dem „Volkssportprozeß “abzeichnete, löste sich die DNSAP am 28. September 1933 selbst auf. Hans Krebs und [[Karl Viererbl]], einige Monate später auch Rudolf Jung, flüchteten nach Deutschland. Am 7. Oktober wurde die DNSAP offiziell verboten.<ref>Ronald M. Smelser: ''Das Sudetenproblem und das Dritte Reich, 1933-1938.'' ''Von der Volkstumspolitik zur Nationalsozialistischen Aussenpolitik.'' R. Oldenbourg, München 1980, ISBN 9783486485813, S. 53; Jörg Osterloh: ''Nationalsozialistische Judenverfolgung im Reichsgau Sudetenland 1938-1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 9783486579802, S. 76. Andreas Luh nennt eine andere Chronologie: Am 28. September 1933 habe ein außerordentlicher Parteitag der DNSAP die nötigen Vorkehrungen getroffen. Am 2. Oktober sei die Stellungnahme des Obersten Gerichts der Tschechoslowakei bekannt geworden. Am 3. Oktober habe Jung die Partei aufgelöst, um das Parteivermögen zu schützen. Am 4. Oktober sei das Parteiverbot gefolgt und am 7. Oktober die Bestätigung des Urteils. Andreas Luh: ''Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland.'' ''Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung.'' In: ''Bohemia.''32 (1991), S. 36.</ref> Die Mandatsträger der DNSAP verloren ihre Ämter.
Zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] war Ronneberger vom [[Referendariat]] frei gestellt worden und arbeitete zunächst für die Dienststelle des Amtes Ausland/Abwehr beim Stellvertretenden Generalkommando des [[XVII. Armeekorps (Wehrmacht)|XVII. Armeekorps]]. Bereits 1939 hatte er ie Aufnahme in die [[Schutzstaffel|SS]] beantragt, die am 15. Januar 1942 im Rang eines [[SS-Untersturmführer]]s erfolgte (Mitgliedsnummer 415.905). Im April 1942 wurde er durch den [[Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS|SD]]-Leitabschnitt Wien als hauptamtlicher Mitarbeiter übernommen, für den er bereits mindestens seit 1940 inoffiziell gearbeitet hatte. Er gehörte zur „Akademischen Legion“ beim [[SS- und Polizeiführer|Höheren SS- und Polizeiführer]] Wiens und wurde am 20. Januar 1945 ins RSHA kommandiert.
 
Nach Berlin sollte Ronneberger aber nicht mehr gelangen. Er hatte gegen Kriegsende die Verlegung der Publikations-Stelle in die vorgesehene „Ausweichstelle“ im 1938 von der SS beschlagnahmten [[Stift St. Lambrecht|Benediktinerstift]] im [[Steiermark|steiermärkischen]] [[Sankt Lambrecht]] zu organisieren, wo Bücher und Materialien der Publikations-Stelle untergebracht werden sollten. In Sankt Lambrecht wurde Ronneberger am 30. Mai 1945 von britischen Soldaten verhaftet und später in [[Sandbostel]] bei [[Bremervörde]] interniert.
 
=== Entnazifizierung ===
In seinem [[Entnazifizierung]]sverfahren 1947 gelang es Ronneberger, sich als unpolitischen Wissenschaftler darzustellen. Seinen Beitritt zur NSDAP stellte er als Überführung aus dem NSDStB dar, seine SS-Mitgliedschaft als rein formal. Nach einem Freispruch wurde er im Revisionsverfahren 1948 lediglich wegen „Zugehörigkeit zur SS in Kenntnis von deren Verbrechen“ zu einer Geldstrafe in Höhe von [[Reichsmark|RM]] 5.000,- verurteilt, die durch die Internierungszeit als verbüßt angesehen wurde. Er galt der Spruchkammer als „ein lediglich [in] seinen Forschungen und wissenschaftlichen Arbeiten lebender Mann, der zwar mit der Politik vom wissenschaftlichen Sektor her betrachtet nicht unerheblich in Berührung gekommen ist, der sich jedoch mit ausserhalb seiner Forschungen liegenden Dingen nicht näher befasst hat.“<ref>Peer Heinelt: ''Portrait eines Schreibtischtäters. Franz Ronneberger (1913-1999).'' In: Wolfgang Duchkowitsch et. al. (Hrsg.): ''Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft.'' Lit-Verlag, Münster 2004, S. 208.</ref> Allerdings entzog die [[Österreich|Republik Österreich]] Ronneberger die [[Venia legendi]], die er an der Hochschule für Welthandel erworben hatte.
 
=== Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit ===
1948 nahm er Kontakt mit dem Herausgeber und Chefredakteur der [[Westdeutsche Allgemeine Zeitung|Westdeutschen Allgemeinen Zeitung]] (WAZ), [[Erich Brost]], auf. Bei der WAZ arbeitete er bis 1958 als Leiter des Ressorts Dokumentation, Wissenschaftsredakteur, Kommentator und Ausbilder der Volontäre. Ab 1952 lehrte er außerdem Staatsrecht und [[Soziologie]] an der [[Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie]] in [[Bochum]]. Unter dem Pseudonym ''Stefan Lambrecht'' veröffentlichte er 1958 das Buch ''Die Soziologie''.
 
1958 wurde Ronneberger Referent für Hochschulfragen und akademische Nachwuchsförderung beim [[Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft]] in [[Essen]], an dessen [[Öffentlichkeitsarbeit]] er zugleich mitentwickelte. Über den vom Stifterverband und dem [[Bundesverband der Deutschen Industrie]] organisierten „Gesprächskreis Wissenschaft und Wirtschaft“ unterbreitete Ronneberger 1961 der [[Südosteuropa-Gesellschaft (München)|Südosteuropa-Gesellschaft]] (SOG) „Vorschläge zur Einordnung der Südosteuropa-Forschung in die Aufbaupläne der deutschen Hochschulen“, in denen er Lehrstühle für Südosteuropaforschung an westdeutschen Universitäten forderte. Ergebnis dieser Lobbyarbeit war unter anderem die Berufung von Hermann Gross auf den 1962 neu geschaffenen Lehrstuhl für Wirtschaft und Gesellschaft Südosteuropas an der Universität München.
 
=== Begründer der Kommunikationswissenschaft ===
Ronneberger habilitierte sich 1960 mit seinen Publikationen ''Verwaltung im Ruhrgebiet als Integrationsproblem'' und ''Staatsverfassungstendenzen der Südoststaaten seit 1945'' an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]] für Verfassungs- und Verwaltungslehre. Bis 1964 war er [[Privatdozent]] für Verfassungs- und Verwaltungslehre an der Universität Münster und gleichzeitig ordentlicher Professors für [[Soziologie]] und [[Sozialpädagogik]] an der [[Pädagogische Hochschule Westfalen-Lippe|Pädagogischen Hochschule Bielefeld]]. Dann wurde er auf als Leiter des Instituts für Publizistik an der [[Universität Erlangen-Nürnberg]] berufen, das er zum Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft umbenannte. Zum Institut gehörte ein [[Ordinariat]], das er bis zu seiner [[Emeritierung]] 1980 inne hatte. In enger Zusammenarbeit mit [[Carl Hundhausen]], dessen Bibliothek das Institut übernahm, richtete Ronneberger seinen Lehrstuhl stärker auf „[[Öffentlichkeitsarbeit||Public Relations]]“ (PR) aus. 1979 gründete er mit [[Heinz Flieger]] die „Vereinigung zur Förderung der Public-Relations-Forschung“. Nach seiner Emeritierung übernahm Ronneberger an der [[Katholische Universität Eichstätt|Katholischen Universität Eichstätt]] den Auftrag, das Fach und den Studiengang [[Journalistik]] aufzubauen. Die Universität verlieh ihm 1993 die Würde eines Ehrensenators.
 
Ronneberger hielt zeit seines Lebens eine Reihe von Ehrenämtern. Er stand von von 1966 bis 1969
der [[Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft|Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft]] vor, in deren Auftrag er die Zeitschrift ''Publizistik'' herausgab. Er war Mitglied der [[Deutsche Public Relations Gesellschaft|Deutschen Public Relations Gesellschaft]], der [[International Public Relations Association]], des [[ZDF-Fernsehrat|Fernsehrats des ZDF]], des Kuratoriums der [[Stiftervereinigung der Presse]], der Jury des [[Gruner + Jahr]]-Preises für Mediaforschung und der Jury des von der [[Akademie für Publizistik]] in [[Hamburg]] verliehenen Akademie-Preises für [[Wirtschaftsjournalist]]en.
 
== Werk ==
=== Während des Nationalsozialismus ===
Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] verstand sich Ronneberger als Vertreter einer „kämpfenden“ statt einer objektiven Wissenschaft. Im Sinne der „Gegnerforschung“ plante Ronneberger noch im Juli 1944 gemeinsam mit [[Leonhard Oberascher]], sämtliche „wissenschaftlichen Arbeiten, Institute und Bestrebungen im Südosten“ zu erfassen, „die in irgendeiner Kampfstellung gegenüber den deutschen politischen und wissenschaftlichen Intentionen stehen“. Bereits 1941 hatte er Pläne für die Neuordnung Südosteuropas entwickelt. In einem geheimen Entwurf vom 11. Dezember 1941 beschrieb er den Donau- und [[Balkan]]raum als „die unerlässliche Flankensicherung für die Oststellung“ und „als ein entwicklungsfähiges Überschussgebiet von lebensnotwendigen Rohstoffen“, das es zu sichern gelte. Darunter verstand Ronneberger die „Beseitigung der völkischen Spannungen“, wobei er zwischen „einordnungsbereite[n] und der deutschen Führung widerstrebende[n] Völker[n]“ unterschied. Die kommende Ordnungsaufgabe für die deutsche Führung sollten die [[Volksdeutsche]]n übernehmen. „Umsiedlungen in grösserem Ausmass“ erschienen ihm etwa zur Abdrängung der [[Serben]] von der Donau unumgänglich.<ref>Peer Heinelt: ''„PR-Päpste“. Die kontinuierlichen Karrieren von Carl Hundhausen, Albert Oeckl und Franz Ronneberger.'' Karl Dietz Verlag, Berlin 2003 (zugl. Marburg, Univ., Diss., 2002), S. 149.</ref>
 
Neben [[Antikommunismus]] war [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemitismus]] ein bestimmendes Element von Ronnebergers Argumentationen. So behauptete er 1943, dass die politische Führung der südosteuropäischen Staaten durch [[Juden]] mit dem Mittel des [[Kapitalismus]] „systematisch … zersetzt und erobert“ worden sei, und begrüßte, dass manche Staaten inzwischen zur „radikalen Lösung der Judenfrage“ geschritten seien, wonach sinnvoller Weise die „Ausmerzung des jüdisch-kapitalistischen Geistes“ erfolgen könne.<ref>Peer Heinelt: „PR-Päpste“. Die kontinuierlichen Karrieren von Carl Hundhausen, Albert Oeckl und Franz Ronneberger. Karl Dietz Verlag, Berlin 2003 (zugl. Marburg, Univ., Diss., 2002), S. 152f.</ref>
 
Daneben arbeitete Ronneberger als politischer [[Journalist]]. Er veröffentlichte regelmäßig politische Artikel in der Wiener Ausgabe des [[Völkischer Beobachter|Völkischen Beobachters]] und weiteren Publikationen nationalsozialistischer Volksgruppenführungen wie dem ''Grenzboten'', der Tageszeitung der [[Deutsche Partei (Slowakei)|Deutschen Partei in der Slowakei]], die von [[Franz Karmasin]] herausgegebenen ''Deutschen Stimmen'', die rumänischen ''Volk im Osten'' unter Leitung von [[Andreas Schmidt (Volksgruppenführer)|Andreas Schmidt]] und die von [[Franz Anton Basch]] in Ungarn herausgegebene ''Südostdeutsche Rundschau''. Ronneberger arbeitete außerdem für die ''Donauzeitung'' unter Leitung von Leonhard Oberascher in [[Zentralserbien|Serbien]], ''Volkstum im Südosten'', das er ab 1943 auch gemeinsam mit [[Felix Kraus (Maler)|Felix Kraus]] herausgab, das Monatsblatt des Auswärtigen Amtes ''Berlin-Rom-Tokio'', die von Six herausgegebene ''Zeitschrift für Politik'' und die von [[Giselher Wirsing]] herausgegebene Zeitschrift ''Das XX. Jahrhundert''. In seinen Beiträgen legitimierte Ronneberger die NS-Ethnopolitik <ref>Michael Fahlbusch: ''Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die »Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften« von 1931–1945.'' Nomos, Baden-Baden 1999, S. 527.</ref> und befürwortete unter anderem 1942 die „Gesamtaussiedlung des Judentums“.<ref>Peer Heinelt: ''Portrait eines Schreibtischtäters. Franz Ronneberger (1913-1999).'' In: Wolfgang Duchkowitsch et. al. (Hrsg.): Die Spirale des Schweigens. Zum Umgang mit der nationalsozialistischen Zeitungswissenschaft. Lit-Verlag, Münster 2004, S. 204.</ref>
 
=== In der Bundesrepublik Deutschland ===
In der Bundesrepublik Deutschland gilt Ronneberger als Wegbereiter einer interdisziplinär ausgerichteten [[Kommunikationswissenschaft]]. Er entwickelte den Begriff der „Kommunikationspolitik“. In Anlehnung an [[Otto B. Roegele]] definierte er diese als „all jene Handlungen, die zur Erhaltung der Funktionstüchtigkeit der von der Verfassung gewollten Kommunikationsordnung in einem Lande dienen“. Kommunikationspolitik wird weder als Staats- noch als Medienpolitik im engen Sinne verstanden, sondern als ein soziales Handeln, das ohne Rücksicht auf strukturelle Zusammenhänge auf eine Ordnung von Kommunikationsvorgängen und Kommunikationsprozessen gerichtet ist. Sie sei deshalb sowohl in der Staatssphäre als auch im gesellschaftlichen Raum anzutreffen und werde nicht nur von den klassischen Staatsorganen, sondern auch von Parteien, Interessengruppen und Unternehmen betrieben. 1977 legte er mit ''Legitimation durch Information'' eine [[Public Relations]]-Theorie in der Tradition des [[Strukturfunktionalismus]] vor, die zugleich eine erste Weiterentwicklung der PR-Theorie [[Edward Bernays]]’ war. Nach Ronneberger erfüllt PR die Aufgabe, hochkomplexe Gesellschaften auf der Basis von Minimalkonsens zu integrieren, da in demokratisch verfassten politischen Systemen Interessen durch öffentliche Darstellung und Diskussion demokratische Legitimation erhalten. Statt einen Interessenausgleich zu erreichen, stellt PR die unterschiedlichen Interessen und Standpnkte dar und erzielt dadurch eine öffentliche Interessendarstellung, welche die Funktion der politischen System ermöglicht.
 
Gemeinsam mit [[Manfred Rühle]] publizierte Ronneberger 1992 einen [[Systemtheorie|systemtheoretischen]] Entwurf einer gesellschaftsorientierten PR-Theorie mit einem interdisziplinären Ansatz. Die Kritik an Ronnebergers Modell konzentriert sich auf dessen Prämisse, dass sich alle Interessen öffentlich artikulieren. Dagegen wird auf die ungleiche gesellschaftliche Verteilung der Chancen und Ressourcen zur Kommunikation verwiesen.
 
 
 
Kontinuität
Ronnebergers politisches Denken muß letztlich als autoritär, affirmativ,
antiemanzipatorisch und antidemokratisch charakterisiert werden
Ronneberger vertrat These, dass deutsche Südosteuropa-Forschung ein Vorläufer der Entwicklungsländer-Forschung gewesen sei
 
== Literatur ==
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